Verbannt nach Russland. Reisetagebuch 1808-1809 - Adelaide von Hauswolff - E-Book

Verbannt nach Russland. Reisetagebuch 1808-1809 E-Book

Adelaide von Hauswolff

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Beschreibung

Das Tagebuch der Adelaide von Hauswolff ist eine historisch einzigartige Beschreibung der gesellschaftlichen Umstände, wie Adelaide sie während der Verbannung nach Russland 1808/1809 erlebt, vermutlich erstmalig festgehalten aus Sicht einer jungen Frau. Mit wachem Auge nimmt Adelaide wesentliche Facetten des Lebens im Russland jener Zeit wahr. Dank ihres feinen Gespürs macht sie die Bekanntschaft von Menschen unterschiedlichen Standes und schildert akribisch deren Lebensumstände. Mit Charme, Offenheit und Gewandtheit spielt sich Adelaide - die Verbannte - in viele Herzen der gehobenen russischen Gesellschaft. Sie führt dem Leser die Faszination der großen Städte im damaligen Russland vor Augen und beschreibt pittoresk Landschaften, Bauwerke aber auch Sitten und Bräuche. Adelaide lässt uns an ihren sehr persönlichen Gedanken teilhaben, die sie für ihre Herzensfreundin Jeanette in einem Tagebuch festhält. Eine Veröffentlichung war ursprünglich nie geplant(!) Vielleicht ist das auch der Grund, warum man die Authentizität der Aufzeichnungen zu keiner Zeit in Frage stellt. Humorvoll, neugierig, kritisch und mitfühlend beschreibt sie den Alltag, aber auch die rauschenden Bälle und Feste, auf denen sie mit ihren gesellschaftlichen und tänzerischen Fähigkeiten die Generäle und Gouverneure ihres Feindes betört. Am Ende kehren die von Hauswolffs nach Porvoo in Finnland zurück, wo Adelaide auf dem Landtag Zeuge entscheidender Momente der finnischen Geschichte wird. Dieses historische Zeitdokument ist nicht nur ein fesselnder Reisebericht, sondern vermittelt auch einen authentischen Einblick in das Leben in Russland und Finnland inmitten der turbulenten Ereignisse zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

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Seitenzahl: 312

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Als ich meinen Herrn Vater in die Kriegsgefangenschaft begleitete

Aus dem Finnischen übersetzt und herausgegeben von Gerald Wantzlöben

Inhaltsverzeichnis

An den deutschsprachigen Leser

Vorwort von Petri Rinne

Tagebuch Adelaide von Hauswolff 16.07.1808–09.04.1809

Postscriptum verfasst von Cecilia Bååth-Holmberg (1912)

Anlagen

Quellenverzeichnis

Verweise

Stationen von Adelaides Reise / Masseinheiten und Gewichte

An den deutschsprachigen Leser

Im Mai 2024 wandte sich Petri Rinne – ein guter Bekannter aus Finnland – an mich, ob ich Interesse hätte, ein historisches Tagebuch im Kontext des Finnischen Krieges von 1808–1809 ins Deutsche zu übersetzen. Petri stand gerade im Begriff das von ihm aus dem Schwedischen ins Finnische übertragene Reisetagebuch von Adelaide von Hauswolff (1789–1842) zu veröffentlichen. Ich sei doch Übersetzer für Deutsch und der Vater von Adelaide, Gustaf von Hauswolff, in Stralsund geboren. Meine besondere Beziehung zu Vorpommern – ich habe fünf Jahre in Greifswald studiert – sowie mein großes Interesse an Geschichte und Reisethemen generell machten das Angebot, mein erstes Buch zu übersetzen, außerordentlich interessant und verlockend. Daher musste ich nach kurzer Überlegung einfach zusagen!

Wer zunächst mehr über die historischen Hintergründe zum Finnischen Krieg (1808–1809) erfahren möchte, und somit auch, wie es zu der beschriebenen Gefangenschaft kam, dem sei die Lektüre des Nachworts von Cecilia Bååth-Holmberg aus dem Jahr 1912 empfohlen. Wer jedoch mit dem eigentlichen Tagebuch und der Einführung von Petri beginnt, den erwarten unmittelbar die Reisebeschreibungen aus Sicht einer 19-jährigen jungen Frau.

Das Tagebuch von Adelaide von Hauswolff ist eine historisch einzigartige Beschreibung der gesellschaftlichen Umstände, wie Adelaide sie während der Verbannung nach Russland 1808/1809 antrifft. Mit wachem Auge nimmt sie wesentliche Facetten des Lebens im Russland jener Zeit wahr. Dank ihres feinen Gespürs macht sie die Bekanntschaft von Menschen unterschiedlichen Standes und schildert akribisch deren Umwelt.

Mit Charme, Offenheit und Gewandtheit spielt sich Adelaide – die Verbannte – in viele Herzen der gehobenen russischen Gesellschaft. Sie führt dem Leser die Faszination der großen Städte im damaligen Russland vor Augen und beschreibt pittoresk Landschaften und Bauwerke aber auch Sitten und Bräuche. Adelaide lässt uns an ihren sehr persönlichen Gedanken teilhaben, die sie für „ihre Jeanette“ in einem Tagebuch festhält. Eine Veröffentlichung war ursprünglich nie geplant(!) Vielleicht ist das auch der Grund, warum man die Authentizität der Aufzeichnungen zu keiner Zeit in Frage stellt. Am Ende kehren die von Hauswolffs nach Porvoo in Finnland zurück, wo Adelaide auf dem Landtag Zeuge entscheidender Momente der finnischen Geschichte wird. Dieses historische Zeitdokument ist nicht nur ein fesselnder Reisebericht, sondern es gewährt auch einen tiefen Einblick in das Leben in Russland und Finnland inmitten der turbulenten Ereignisse zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Derart inspiriert, möchte sich der Leser dann ja vielleicht selbst ein Bild über die Verhältnisse zu Beginn des 19. Jahrhunderts verschaffen. In diesem Fall lege ich ihm bei einem Besuch von Helsinki unbedingt auch einen Abstecher auf die vorgelagerte Insel Suomenlinna – dem damaligen Viapori und heutigen UNESCO-Welterbe – ans Herz. Nach einer kurzen entspannten Bootstour kann man hier auf den Spuren von Adelaides Kindheit und Jugend wandeln, oder, wie Petri es in seinem Vorwort ausdrückt: Lesen und Reisen können neue Welten eröffnen!

In diesem Sinne wünsche ich angenehme Lesemomente bei detailgetreuen Schilderungen und danke Petri von ganzem Herzen, der uns dieses Erlebnis ermöglicht.

Sastamala und Seebach im März 2025

Gerald Wantzlöben

1808

Major Gustaf Hjärne und seine Frau Sofia Hjärne waren Adelaide und Gustaf von Hauswolffs geschätzte Reisebegleiter und enge Mitstreiter auf ihrer Reise nach Russland. Leider ist kein Bild von Adelaide oder ihrem Vater für die Nachwelt erhalten geblieben.

Das Bild ist veröffentlicht im Buch Adelaide von Hauswolff:

„Journal hållen under resor i Ryssland då jag följde min far i hans fångenskap 1808 och 1809“ [Tagebuch, geführt auf Reisen in Russland, als ich meinen Vater in seiner Gefangenschaft 1808– 1809 begleitete; d. Übers.]. Pontes 2007

SAMSTAG, 16. JULI

Am Nachmittag kehrte mein Herr Vater aus Helsinki zurück und teilte mir mit, dass beschlossen worden sei, dass er und viele andere am Montag, dem 18. Juli morgens in die Gefangenschaft nach Russland aufbrechen müssen. Mit Tränen in den Augen bat ich ihn, mich mitzunehmen. Er sah verschiedene Hindernisse für meinen Aufbruch, aber auf mein Drängen hin, und nachdem ich darauf verwies, dass man mich nicht von meinem Papa trennen könne, der seit mehreren Jahren sehr krank war (mir fiel noch manches mehr ein), willigte er schließlich ein. Ich war im Grunde meines Herzens froh, auch wenn ich dachte, dass die Reise beschwerlich und abenteuerlich sein würde. Schon bald machte ich Abschiedsbesuche bei meinen Nachbarn, die von dieser eiligen Entscheidung überrascht waren. Einige billigten sie, andere nicht. Mein Papa rief unsere Kammerbediensteten Stille und Sarström (beide waren schon seit Jahren bei uns) und fragte sie, ob sie bereit wären, auf Reisen zu gehen und das gleiche Schicksal mit uns zu teilen. Sie willigten ein, aber meine Kammerzofe hatte Angst, nach Sibirien zu müssen. Es war eine rührende Szene, denn sie baten auch spontan um eine geringere Vergütung, als sie bis dato hatten. Ich packte und bereitete alles vor, sodass wir am nächsten Tag in Helsinki waren.

MONTAG, 18. JULI

Um 4 Uhr nachmittags verließen wir Helsinki in Begleitung von 72 Personen, die mit Ausnahme eines russischen Offiziers und 42 Begleitsoldaten zu Fuß die gesamte Karawane bildeten. Es schmerzte mich sehr, meine Freunde zu verlassen, die nun traurig von mir Abschied nahmen; aber der Schmerz derer, die ihre Frauen und Kinder verlassen mussten, erschien schier unbeschreiblich. Frau Hjärne und ich waren die einzigen begleitenden Damen, obwohl es allen erlaubt war. Zu unserer Freude befanden sich in derselben Gesellschaft mehrere uns bekannte Herren, die uns oft aufheiterten. Nach zähem Verhandeln bekamen die Regimentsoffiziere zwei Pferde; die Unteroffiziere, Geistlichen und Schreiber je eines. Der Zug kam nur langsam voran, da wir nicht schneller fahren durften, als die Soldaten marschierten. Dieselben Pferde würden uns sechs Meilen (60 Kilometer) nach Porvoo bringen. Die Hitze war unbeschreiblich, vor allem in meiner kleinen überdachten Kutsche, in die meine Kammerzofe und ich kaum hineinpassten. Mein Papa fuhr im Pferdekarren bei Major Olivestam mit. Außerhalb der Altstadt, eine halbe Meile von Helsinki entfernt, erfrischten wir uns eine halbe Stunde und fuhren dann zur Glasfabrik Sipoo, wo wir mitten auf der Landstraße zu Abend aßen. Gegen Mitternacht kamen wir zum Bezirksvorsteher der Gegend. Dort verbrachten wir die Nacht.

DIENSTAG, 19. JULI

Um 8 Uhr morgens brachen wir auf. Einige Stunden reiste ich mit Frau Hjärne in ihrer Kutsche, was sich noch oft wiederholen sollte. Um 3 Uhr am Nachmittag erreichten wir den Zoll von Porvoo. Dort mussten wir auf einige Nachzügler warten. Wir saßen in mehreren kleinen Gruppen beisammen und aßen inmitten der Natur zu Abend. Als sich alle versammelt hatten, fuhren wir in die Stadt, wo alle untergebracht wurden. Mein Papa und ein paar andere wohnten kommod bei Leutnant von Törne und ich bekam ein kleines Zimmer mit Frau Hjärne bei einem Weber. Den Abend verbrachte ich bei Frau Gyllencreutz. Auch am folgenden Tag waren wir bei ihr zum Essen. Dort schrieb ich meiner lieben Jeanette.

MITTWOCH, 20. JULI

Eigentlich sollten wir am Morgen aufbrechen, aber der russische Kommandeur hatte die ganze Nacht gefeiert, sodass er unseren Tross erst am Nachmittag anführen konnte. Um 3 Uhr nachmittags kam es wegen der Pferde zu einem Streit zwischen Fähnrich Richter und unserem russischen Offizier, der Richter dreist mit der Faust schlug. Sofort wurde sich bei seinem Vorgesetzten, einem Hauptmann, beschwert. Der Vorgesetzte rief seinen Offizier zur Aussprache zu sich und im Beisein von Richter und einigen unserer Herren wurde dem Offizier eine Standpauke gehalten und mit Degradierung gedroht, doch nachdem dieser um Vergebung gebeten hatte, kam er noch einmal davon. Die Pferde von Porvoo würden uns nun in das 4,5 Meilen entfernte Loviisa bringen. Nach langem Warten fuhren wir los und kamen um 7 Uhr morgens in der Eisenhütte Koskenkylä in Pernaja an. Wir sollten unser Quartier in Bauernhäusern beziehen, weil die Fabrikbesitzer sagten, die Bauern seien abwesend, aber sie waren doch zu Hause. Daher mussten wir weiterfahren, um eine Bleibe für die Nacht zu finden. Wir fuhren bis 1 Uhr nachts und kamen in Pernaja bei Frau Rosenborg an, die Major Hjärne und Frau sowie uns aufnahm.

DONNERSTAG, 21. JULI

Am Morgen traf sich die ganze Reisegesellschaft im Kirchdorf von Pernaja. Als wir das Herrenhaus von Sarvilahti passierten, stand die Frau von Amtsrichter Morian mit ihren Töchtern an der Straße und sagte uns und unseren Bekannten Lebewohl. Um 12 Uhr erreichten wir Loviisa, wo uns die Bewachung aus Helsinki verließ. Major Hjärne mit seiner Frau und wir bekamen eine angemessene Unterkunft. Den folgenden Tag verbrachten wir mit Spaziergängen und Einkäufen.

FREITAG, 22. JULI

Um 9 Uhr am Abend brachen wir in Loviisa auf. Uns begleitete Leutnant von Wulfert aus Wyborg, der sehr nett war und gut Schwedisch sprach, sowie sechs Kosaken. Um 10 Uhr passierten wir ein Herrenhaus, wo Fräulein Aurore Blomstedt an der Straße stand, um ihrem Bruder, der mit uns unterwegs war, Lebewohl zu sagen. Um Mitternacht überquerten wir die alte Grenze an den Stromschnellen von Ahvenkoski, in Pyhtää, 1,5 Meilen von Loviisa entfernt. Die Russen hatten auf der schwedischen Seite Wachen postiert. Danach beschlich mich ein seltsam unangenehmes Gefühl: Jetzt waren wir in Russland. Das Wachhäuschen auf der russischen Seite der Grenze war leer. Ab hier wurden an jeder Poststation die Pferde gewechselt.

SAMSTAG, 23. JULI

Um 3 Uhr morgens kamen wir mit Major Hjärne und seiner Frau im Pfarrhaus von Pyhtää an. Dort ruhten wir uns einige Stunden aus. Hier sowie in fast allen Gemeinden bis Wyborg wird sowohl Schwedisch als auch Finnisch gesprochen. Bevor wir das Pfarrhaus verließen, nahm ich gänzlich unbemerkt ein Bad im Fluss Kymijoki. Um 11 Uhr fuhren wir weiter, vorbei an der in den letzten Jahren erbauten Festung Kyminlinna und der innerhalb ihrer Wallanlagen gelegenen Stadt nach Korkeakoski, wo wir und einige andere im Pfarrhaus unterkamen. Dort kauften wir leckeren Lachs. Hier konnte man ausgezeichnet Lachs angeln, aber die Hälfte des Fangs gehörte dem russischen Kloster. Die Mönche vor Ort bereiteten dem hiesigen Volk viel Ungemach. In der Ferne waren die Türme der Festung Kotka zu sehen. Ich kam nachts nicht in den Schlaf; mein Zimmer war voll von Bettwanzen und Mücken, die mich jedes Mal piesackten, wenn ich mich hinlegte.

SONNTAG, 24. JULI

Es war Sonntag. Um 9 Uhr fuhren wir los und trafen viele Russen, deren Kleidung ziemlich amüsant aussah. Um 1 Uhr nachmittags erreichten wir Hamina. Hier wurden wir alle in einen großen Sitzungssaal gebracht, wo wir den Blicken der anwesenden russischen Garnison ausgesetzt waren; ich habe noch nie so unverschämte Leute gesehen. Nach vielen Mühen erhielten die Regimentsoffiziere schließlich anderswo eine Unterkunft; Major Hjärne mit Frau und wir bekamen ein gemeinsames Zimmer. Hier verließen uns Leutnant von Wulfert und die Kosaken; ich schrieb Briefe, die ich ihm mitgab.

Am Abend besuchten wir die Stadt, die klein und trostlos schien. Es gibt drei Stadttore und drei Vororte, Wiborgska, Saviniemi und Hietakylä. In letzterem befindet sich der Hafen. Die Stadt hat 1333 Einwohner. Die finnische Kirche ist aus Stein, die schwedische Katedralkyrkan ist vermutlich die einzige Domkirche aus Holz. Die Stadt ist teilweise befestigt. Die Entfernung zwischen Hamina und Loviisa beträgt sieben Meilen. Im großen Kirchensaal sangen unsere Herren sehr laut Volkslieder, was die Aufmerksamkeit auf sich zog. Doch wir wünschten uns gleichwohl, dass man sie in Schweden gehört hätte. Ich bin überzeugt, dass der Major vor Ort (ein ziemlich widerlicher Kerl, der jetzt betrunken war) eine Wache schickte, um eine strenge Hausordnung durchzusetzen, damit kein Offizier das Haus verlassen durfte. Das Bedauern unserer Herren war groß. Sie wurden wie Missetäter behandelt. Am nächsten Morgen wurde eine Beschwerde beim örtlichen Kommandeur eingereicht, und ein Unteroffizier musste die Peitschenhiebe auf seinem Rücken aushalten, die eigentlich dem Major zustanden.

MONTAG, 25. JULI

Um 1 Uhr nachmittags verließen wir diese Stadt, begleitet von einem Offizier und 20 Männern; unser Tross fand viele Gaffer, so wie es uns stets beschieden war. In der Vorstadt stand ein Mann, der zu meinem Kutscher auf Finnisch sagte: „Ach, du hast ja eine Menge Ganoven zu kutschieren!“ Von allen unangenehmen Dingen, die mir bisher widerfahren sind, verursachte dies den größten Schmerz in meinem Herzen. An der Poststation Pyterlahti machten wir halt, um uns ein wenig zu erfrischen.

DIENSTAG, 26. JULI

Bei sengender Hitze setzte ich die Reise mit einem Teil unserer Begleitung fort und wir fuhren die ganze Nacht hindurch bis 7 Uhr am Morgen, als wir an einer Poststation hielten, die anscheinend solide gebaut, aber so schmutzig war, dass wir nicht hineingingen, sondern draußen blieben. Wir fühlten uns alle ziemlich ungepflegt. Unser erster Gedanke war es, Kaffee zu trinken, was stets etwas Tröstliches hatte, obwohl ich nur selten welchen trinke. Dann schliefen die Herren auf einem Hügel ein. Ich habe mich hingesetzt und gelesen. Als der Rest der Gesellschaft eintraf und sich ihrerseits ausruhte, machten wir uns auf den Weg; mein Pferd jedoch war in den Wald geflüchtet. Vielleicht säße ich immer noch da, wenn Leutnant Elfving nicht so freundlich gewesen wäre, mir sein Pferd zu überlassen. Er selbst reiste dann etwas unbequemer, bei jemand anderem. Die Pferde von Major Hjärne und seiner Frau ermüdeten, sodass ich viel früher als sie an der Poststation ankam, wo wir übernachteten. Ich hätte nicht geglaubt, dass es solch eine Behausung geben könne. Am besten schliefen vermutlich noch die Herren, die uns Damen stets aus Höflichkeit das einzige freie Zimmer überließen und selbst auf den Heuschober gingen. Wegen des Ungeziefers fand ich die ganze Nacht keinen Schlaf, sondern ging die Straße auf und ab mit Major Hjärne, der auf seinem Lastkarren auch ziemlich schlecht schlief. Seine Frau nächtigte in ihrer großen Kutsche. Das Ungeziefer klebte bei mir sogar an der Kleidung.

MITTWOCH, 27. JULI