Verdis letzte Versuchung - Lea Singer - E-Book

Verdis letzte Versuchung E-Book

Lea Singer

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Beschreibung

Der große Komponist zwischen zwei Frauen

Giuseppe Verdi und seine Frau Giuseppina galten als ein glückliches Ehepaar, als er die Sopranistin Teresa Stolz kennenlernte – ausgerechnet bei Proben zu »Die Macht des Schicksals«. Giuseppina, einst selbst eine umjubelte Primadonna, musste erdulden, dass die junge Diva immer wichtiger wurde für ihren Mann. 1871 trennte Teresa sich von ihrem Verlobten, 1872 sang sie in der italienischen Erstaufführung die »Aida«. Von da an spitzte sich das Drama zu. Von Giuseppina zur Entscheidung genötigt, protestierte Verdi: »Diese Frau bleibt, oder ich erschieße mich.« Es passierte, was Verdi ein Leben lang vermeiden wollte: Sein Privatleben wurde Anlass für Klatsch, Gerüchte und Schlagzeilen. Doch schließlich verbrachten sie ihre Urlaube zu dritt. Giuseppina bedachte die Konkurrentin sogar in ihrem Testament. Wie es dazu kam, ist ein bewegendes menschliches Abenteuer. Und eine Reise ins Innere von Giuseppe Verdi.

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Seitenzahl: 365

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Lea Singer

VERDIS LETZTE VERSUCHUNG

Roman

Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann

Die Bücher der Edition Elke Heidenreich erscheinen im C. Bertelsmann Verlag, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House.

1. Auflage© der Originalausgabe 2012 by Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbHSatz: Uhl + Massopust, AalenISBN: 978-3-641-08553-7

www.edition-elke-heidenreich.de

1868

Giuseppina

Wenn die Nacht kommt, dann werde ich wach. Ich bin dreiundfünfzig, ein empfindliches Alter. Für Frauen heikler als für Männer. Das ist so, weil alle es glauben.

Wenn die Nacht kommt, gehe ich durch die Räume, die mein Mann und ich hier in Genua seit drei Jahren den Winter über bewohnen. Jetzt ist er nicht da. Aber wenn er da ist, dann oft nur für die anderen. Für Sänger, die er begleitet, für Freunde, mit denen er Billard spielt, für Besucher. Vor einer Woche habe ich seinen und meinen Koffer gepackt, um mit ihm nach Turin zu fahren. Dort geht unsere Tochter aufs Internat. Weder seine noch meine Tochter. Eine Nichte, wir haben sie adoptiert. Schon vor der Abreise war er verstummt. Sein Schweigen dröhnte in meinem Schädel, und das Dröhnen hat die Erinnerungen aus ihren Höhlen gejagt. Die Erinnerungen an unsere toten Kinder. Seine beiden, zuerst sein Sohn, dann seine Tochter, sind im Alter von ein, zwei Jahren gestorben, kurz vor ihrer Mutter. Weil sie krank waren. Meine jüngste Tochter ist im selben Alter gestorben, offiziell an der Ruhr, in Wahrheit, weil ich mich nicht um sie gekümmert habe. So wenig wie um die andere Tochter, die ich in Florenz an den Drehschalter des Ospedale degli Innocenti gelegt habe, das Findelhaus der unschuldigen Kinder. Dort kann jede Mutter ihr unerwünschtes Kind abgeben. Vergessen kann sie es nicht. Meinen Sohn hatte ich noch im Blick. An seine Pflegeeltern habe ich regelmäßig gezahlt und bei jeder Zahlung gespürt, dass die Zeiten des Ablasses vorbei sind. Wer nicht daran glaubt, damit etwas loszuwerden, wird nicht erleichtert. Aber mit meinem Sohn wären die Gedanken an seinen Vater, dessen Namen er trägt, an meine ganze Vergangenheit bei uns eingezogen, und das hätte ich nicht ertragen.

Mein Mann hätte es auch nicht ertragen. Oder doch? Hätte mein Sohn ihn über den Verlust seines Sohns hinweggetröstet? Vor bald sechs Jahren konnten wir den Konjunktiv streichen. Nicht einmal sein Studium hat mein Sohn noch abschließen können. Bei der Nachricht von seinem Tod kam es mir vor, als hätte mein Mann aufgeatmet. Trotzdem hat sein anhaltendes Schweigen, das weiter in meinem Schädel dröhnt, die Erinnerungen in Rachegeister verwandelt. Die wissen genau, wie sie mich foltern. Unablässig tropft eine Frage nach der anderen auf meinen Kopf, als wäre er kahl.

Muss ich dafür büßen, dass mir meine Karriere als Sängerin wichtiger war als meine Kinder? Kann ich es mir selber abnehmen, dass ich nur deshalb an meinem Beruf klebte, weil ich mit seiner Hilfe meine vier jüngeren Geschwister und meine Mutter durchgebracht habe, weil ich nur als Primadonna meinem Bruder sein Medizinstudium finanzieren konnte? Kann ich mich damit herausreden, dass der frühe Tod meines Vaters mir keine andere Wahl gelassen hat? Ist es ein Argument, dass die Väter meiner Kinder sich nicht um sie gekümmert haben, der eine, weil er verheiratet war, der andere, weil ich ihm nichts bedeutete, eine von zahllosen Affären?

Die Tropfen sind kalt und hart. Sie prallen auf in dem Rhythmus, der ihnen gefällt, unberechenbar, unablässig.

Wäre mein Mann mir näher, hätte ich ihm noch ein Kind geboren? Zwei Kinder geboren? Werde ich ihn verlieren, weil ich ihm keines geboren habe? Sucht er eine Frau, die ihm eines gebiert? Hat er sie vielleicht schon gefunden? Stellt ihm eine nach, die weiß, dass darin ihre Chance liegt? Ist es diese Sängerin, mit der er jetzt in Mailand probt? Ausgerechnet – die Macht des Schicksals. Sie könnte noch. Dass sie verlobt ist mit dem Dirigenten der Premiere, müsste mich beruhigen. Der Dirigent, Mariani, ist ein Freund, wohnt hier bei uns im Palazzo, besucht uns ständig auf Sant’Agata, kennt mich seit über zwanzig Jahren, länger, als er Verdi kennt. Aber es beruhigt mich nicht. Für Mariani ist Verdi ein Gott, dem er alles opfert. Sogar seine Würde. Von seinem Gott lässt er sich abkanzeln und ausnutzen. Und ich? Ich bin für Mariani eine Sängerin, die er kennengelernt hat, als sie ausgebuht wurde in Palermo. Eine Verliererin, die seinen Gott erobert hat. Mariani ist Verdis Verbündeter, nicht meiner. Seinem Gott würde er nie unterstellen, dass er etwas Schlechtes denkt oder plant. Schon gar nicht eine Annäherung an diese Frau, seine Frau, seine Verlobte, die noch könnte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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