Verkehr und Tourismus - Monique Dorsch - E-Book

Verkehr und Tourismus E-Book

Monique Dorsch

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  • Herausgeber: UTB
  • Kategorie: Fachliteratur
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2024
Beschreibung

Tourismus und Mobilität sind untrennbar miteinander verbunden. In erster Linie mag man dabei an die An- und Abreise zur Urlaubsdestination denken. Aber auch für Aktivitäten vor Ort sind Verkehrsmittel bzw. Verkehrsinfrastrukturen von entscheidender Bedeutung. Sie können sogar, z.B. bei Kreuzfahrten oder mehrtägigen Fahrradtouren, einen wesentlichen Bestandteil der Reise ausmachen oder aber, wie etwa imposante Brückenbauwerke oder Dampfbahnen, selbst als Attraktion gelten. Zahlreiche Beispiele sowie 40 Fallstudien, die auf eigenen Erfahrungen beruhen, illustrieren die aufgegriffenen Themen und sollen beim Leser "Entdeckergeist" wecken, um interessanten Ideen und Entwicklungen in der Realität auch selbst nachzugehen.

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Seitenzahl: 597

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Prof. Dr. Monique Dorschlehrt Verkehrswirtschaft an der Westsächsischen Hochschule Zwickau

Monique Dorsch

Verkehr und Tourismus

Eine Einführung mit Fallstudien

2., überarbeitete Auflage

Umschlagfoto sowie alle Fotos im Innenteil: © Monique Dorsch

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Die 1. Auflage erschien 2016 im M&S-Verlag, Plauen.

DOI: https://doi.org/10.36198/9783838561950

© UVK Verlag 2024

– ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG

Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich.

Internet: www.narr.de

eMail: [email protected]

Einbandgestaltung: siegel konzeption | gestaltung

UTB-Nr.6195

ISBN 978-3-8252-6195-5 (Print)

ISBN 978-3-8463-8195-5 (ePub)

Vorwort

Die Urlaubszeit gilt gemeinhin als die schönste Zeit des Jahres, in der man oftmals auch fern des Alltags Abwechslung sucht. Genauso wie sonst aber ist man auch hier auf Fortbewegungsmöglichkeiten angewiesen, wenngleich sich diese vielleicht von den üblichen unterscheiden.

Tourismus und Mobilität sind mittlerweile untrennbar miteinander verbunden. In erster Linie mag man dabei an die An- und Abreise zur Urlaubsdestination denken. Aber auch für Aktivitäten vor Ort sind Verkehrsmittel bzw. Verkehrsinfrastrukturen von entscheidender Bedeutung. Sie können sogar, z.B. bei Kreuzfahrten oder mehrtägigen Fahrradtouren, einen wesentlichen Bestandteil der Reise ausmachen oder aber, wie etwa imposante Brückenbauwerke oder Dampfbahnen, selbst als Attraktion gelten. Auch wenn man sich als einsamer Wanderer abseits ausgetretener Pfade bewegt, nutzt man letztlich verkehrliche Infrastrukturen, nämlich die von Vereinen gepflegten Wanderwege.

Die Entscheidung für ein oder mehrere Verkehrsmittel richtet sich im Allgemeinen nach dem Fahrtanlass: Geht es um die Überbrückung langer Distanzen? Dreht es sich um die Mobilität vor Ort? Soll vielleicht der Weg das Ziel sein? Oder steht das Interesse an historischen oder technischen Aspekten im Vordergrund?

Die Gliederung des Buches orientiert sich deshalb nicht – wie sonst üblich – an den einzelnen Verkehrsträgern, sondern wurde anlassbezogen vorgenommen.

Teil A widmet sich den tourismuswirtschaftlichen Grundlagen und geht dabei u.a. auf Themen wie die touristische Leistungskette und Nachhaltigkeit im Tourismus ein.

Teil B stellt Formen des An- und Abreiseverkehrs in den Mittelpunkt. Gegliedert nach den einzelnen Verkehrsträgern, werden die dafür typischen Angebote vorgestellt.

Teil C thematisiert Verkehr in Destinationen, Verkehrsarten, Problemfelder und Lösungsansätze. Zudem werden touristische Leitsysteme, Events und Eventverkehre sowie Bergbahnen beleuchtet.

Teil D macht den Weg zum Ziel. Hier werden touristische Angebote, die den Reiseweg als Kernprodukt verstehen, dargestellt. Der Bogen ist dabei weit gespannt und reicht vom Caravaning, Motorrad-, Fahrrad-, Wandertourismus über Luxuszüge und Schienenkreuzfahrten bis hin zu Kreuzfahrten, Hausbootreisen, Wasserwandern sowie Ballonfahrten und Fahrten mit dem Luftschiff.

Teil E stellt Verkehrswege, -knoten und -mittel selbst in den Mittelpunkt und zeigt deren Potentiale als touristische Attraktionen auf.

Aufgrund der starken Verknüpfung der Themen ist dabei eine scharfe Trennung aber nicht möglich. Zahlreiche Beispiele sowie 40 Fallstudien, die auch auf eigenen Erfahrungen beruhen, illustrieren die aufgegriffenen Themen und sollen beim Leser „Entdeckergeist“ wecken, um interessanten Ideen und Entwicklungen in der Realität auch selbst nachzugehen.

Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht Ihnen

Monique Dorsch

Inhalt

Vorwort

Teil AWenn man eine Reise tut – Tourismuswirtschaftliche Grundlagen

1Das Phänomen Tourismus

1.1Zur Bedeutung des Tourismus

1.2Tourismus und Touristen

1.3Nachfrage nach touristischen Leistungen

1.4Touristentypologien

1.5Tourismus-Destinationen

Fallstudie: Musical-Hochburgen als Reiseziel

2Das touristische Angebot

2.1Phasen der Dienstleistungserstellung

2.2Gastgewerbe

2.3Touristisches Transportwesen

2.4Barrierefreies Reisen

Fallstudie: Jugendherbergen – Gemeinsam unterwegs

3Nachhaltigkeit im Tourismus

3.1Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung

3.2Nachhaltige Entwicklung und Tourismusverkehr

Fallstudie: Destination Schweden

Teil BSind wir bald da? – An- und Abreiseverkehr

4Präferenzen bei der Verkehrsmittelnutzung

5Straßenverkehr

5.1Mietwagen

5.2Bus

Fallstudie: Liberalisierung des Fernbusmarktes in Deutschland

6Schienenverkehr

6.1Tarifangebote

6.2Intercity und Eurocity

6.3Hochgeschwindigkeitszüge

6.4Ferienzüge

6.5Nachtzüge

6.6Autoreisezüge

6.7Zur Bedeutung von Privatbahnen im Fernverkehr

6.8Kooperationen und Allianzen

Fallstudie: Grünes Signal für den Nachtzug!

7Schiffsverkehr

7.1Linienpassagierdienste

7.2Fährverkehr

Fallstudie: Die Tradition der Börteboote auf Helgoland

8Luftverkehr

8.1Differenzierung

8.2Network Carrier

8.3Regional Carrier

8.4Low Cost Carrier

8.5Leisure Carrier

8.6Allianzen

Fallstudie: Discounter am Himmel – Entwicklung der Low Cost Carrier

Teil CMobil vor Ort – Verkehr in Destinationen

9Verkehrsarten und Problemfelder

10Mobilitätsmanagement

10.1 Maßnahmen zur Optimierung der Verkehrssituation

Fallstudie: Perlen der Alpen – „Alpine Pearls“

Fallstudie: Das Nahverkehrssystem „Egronet“

10.2 Mobilitätsmanagement mittels Tourismuskarten

Fallstudie: Mobil in der Ferienregion „Meraner Land“

10.3 Autofreiheit in Destinationen

Fallstudie: Urlaub ohne Auto – Sanfte Mobilität in Werfenweng

11Touristische Leitsysteme

12Events und Eventverkehre

Fallstudie: Eurovision Song Contest 2015 in Wien

13Bergbahnen als Zugang zur Bergwelt

Fallstudie: Die Seilbahnwirtschaft in Österreich

Teil DDer Weg ist das Ziel – Der Reiseweg als Kernprodukt

14Unterwegs auf Straßen und Wegen

14.1 Roadtrips und Ferienstraßen

14.2 Caravaning

Fallstudie: Luxus auf Rädern

Fallstudie: Rollende Hotels

14.3 Motorradtourismus

Fallstudie: Grand Tour of Switzerland

14.4 Fahrradtourismus

Fallstudie: Radwanderweg „Via Claudia Augusta“

Fallstudie: Route der Industriekultur per Rad

14.5 Wandertourismus

Fallstudie: Wandern im subtropischen Hochgebirge

Fallstudie: Alpenweite Gastgeberkooperation – Wanderhotels

15Unterwegs mit der Eisenbahn

15.1 Luxuszüge und Schienenkreuzfahrten

Fallstudie: Der Orient-Express

Fallstudie: Der langsamste Schnellzug der Welt – Der Glacier Express

Fallstudie: Von der Waadtländer Riviera zum Vierwaldstätter See – Der Golden Pass

15.2 Berühmte Routen, attraktive Strecken

Fallstudie: Die erste Gebirgsbahn der Welt – Die Semmeringbahn

Fallstudie: Eisenbahnland Norwegen

Fallstudie: Mit Interrail Europa erfahren

16Unterwegs auf hoher See und Binnengewässern

16.1 Kreuzfahrten

Fallstudie: AIDA Cruises – Vom Clubschiff zum Marktführer

Fallstudie: Protest in der Lagune – Venedig wehrt sich gegen Kreuzfahrtschiffe

Fallstudie: Hurtigruten im Wettbewerb

16.2 Hausbootreisen

Fallstudie: Einmal Kapitän sein – Hausboottourismus

16.3 Wasserwandern, Segeln, Motorbootfahren

Fallstudie: Wassersport im ehemaligen Braunkohlenrevier

17Unterwegs in der Luft

17.1 Ballonfahrten

Fallstudie: Das Internationale Ballonfestival in Château-d’Œx

17.2 Fahrten mit dem Luftschiff

Fallstudie: Städtereisen mit dem Zeppelin

Teil ESchau mal an! – Verkehrswege, -knoten und -mittel als Attraktion

18Verkehrswege

18.1 Straßen und Schienenwege

Fallstudie: Zu Fuß entlang der Trasse – Eisenbahnerlebnispfade am Lötschberg

18.2 Wasserstraßen

Fallstudie: Das Wasserstraßenkreuz Magdeburg

19Verkehrsknoten

19.1 Bahnhöfe

Fallstudie: „bahnorama“ am Wiener Hauptbahnhof

19.2 Häfen

Fallstudie: Der Hamburger Hafen als touristisches Highlight

19.3 Flugplätze

20Verkehrsmittel im Fokus

20.1 Museen

20.2 Oldtimer-Treffen und Rallyes

20.3 Museumsbahnen und historische Eisenbahnen

Fallstudie: Nostalgie nach Fahrplan – Die Achenseebahn

Fallstudie: Die Dampfbahn-Route Sachsen

20.4 Park- und Modelleisenbahnen

20.5 Museumshäfen, Museums- und Traditionsschiffe

20.6 Schiffe im Planeinsatz

Fallstudie: Schiffbau mit Tradition – Die Meyer-Werft

20.7 Flugzeugausstellungen und Flugschauen

Weiterführende Literatur

Teil A

Wenn man eine Reise tut – Tourismuswirtschaftliche Grundlagen

1Das Phänomen Tourismus

„Alle Welt reist.“1

1.1Zur Bedeutung des Tourismus

Der Wirtschaftszweig Tourismus ist über die vergangenen Jahrzehnte hinweg beständig gewachsen. Zunehmende Diversifizierung im touristischen Angebot und bei den Destinationen ließen – vor dem Hintergrund der ebenso zunehmenden verfügbaren finanziellen Mittel bei den Reisenden sowie des Ausbaus der Transport- und Kommunikationsnetze – die Zahl der Reiseankünfte seit 1950 kontinuierlich steigen.

Abbildung 1-1Weltweites Tourismusaufkommen nach Anzahl der Reiseankünfte2

Starke Einbrüche waren während der Zeit der Corona-Pandemie zu verzeichnen. Neben der Alltagsmobilität waren auch die Freizeit- und Reisemobilität betroffen. Private Reisen wurden verschoben oder abgesagt, gleiches galt für Dienstreisen. Durch das veränderte Nachfrageverhalten (Verkehrsmittelwahl, zurückgelegte Wege, Reiseziele usw.) ist Bewegung in die Branche gekommen. Drastische Nachfragerückgänge während der Pandemie brachten die Anbieter in existentielle Schwierigkeiten, es entstanden starke Abhängigen von Fördergeldern bzw. wurden diese Abhängigkeiten verstärkt (vgl. staatliche Subventionen bzw. Darlehen für verschiedenste Verkehrsdienstleister, wie Fluggesellschaften, öffentliche Verkehrsbetriebe usw.). Teilweise sahen sich Unternehmen gezwungen, Angebote stark einzukürzen bzw. sich auch von einem Teil ihrer Sachressourcen zu trennen (vgl. Abwrackaktionen bei Kreuzfahrtunternehmen). Einige Anbieter verschwanden gar vom Markt. Dies hatte entsprechende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Betroffene Beschäftigte suchten sich andere Arbeitsstellen.

Angebote, die weiterhin aufrechterhalten bzw. nach Zeiten eines Lockdowns wiederaufgenommen wurden, fanden unter neuen Regeln statt (z.B. reduzierte Kapazitätsauslastung, Zugangsbeschränkungen, Preis- und Buchungspolitik). Dabei stellte sich auch immer öfter die Frage, inwiefern insbesondere auch touristische Angebote zukunftsfähiger und krisensicherer gestaltet werden können (z.B. die Hinterfragung des Einsatzes von Megaschiffen im Kreuzfahrtsektor).

Sofern während der Pandemie nicht auf Urlaubsreisen verzichtet wurde, fanden diese häufiger im eigenen Land statt. Damit rückten inländische Destinationen stärker in die Wahrnehmung der potentiellen Touristen, so dass die dort ansässigen Anbieter eine verstärkte Nachfrage verzeichnen konnten.

Kurzum: Die Tourismusbranche hatte wie kaum eine andere Branche unter den pandemiebedingten Restriktionen zu leiden, musste sich in vielen Bereichen neu aufstellen und dabei auch die Sinnhaftigkeit ihrer bisherigen Angebote hinterfragen. Letzteres kann sich gleichzeitig als Chance beim Neustart nach der Pandemie erweisen, denn auch auf die Folgen des Klimawandels muss die Branche reagieren.

Die Reiselust der Menschen scheint allerdings ungebrochen. Mit der schrittweisen Aufhebung pandemiebedingter Restriktionen nahm auch die Nachfrage im Jahr 2022 wieder zu. 2023 wurde in manchen Teilbereichen fast das Vor-Pandemie-Niveau erreicht. Allerdings haben die Anbieter nun mit Arbeitskräftemangel zu kämpfen. EU-weit konnten 2022 rund 1,2 Mio. tourismusbezogene Stellen nicht besetzt werden.3

Weltweit betrachtet, stellt die Europäische Union (EU) mit 539 Mio. Besuchern bzw. einem Anteil von 37 % (2019) am internationalen Reiseaufkommen die meistbesuchte Region dar. Tourismusbedingte Einnahmen summierten sich 2019 in der EU auf 383 Mrd. Euro. Dies sind rund 29 % aller Tourismuseinnahmen weltweit. Unter den Top Ten der meistbesuchten Länder weltweit befinden sich mit Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland auch vier EU-Staaten. Innerhalb der EU trug der Tourismus 2019 direkt und indirekt mit 9,9 % zum BIP bei und beschäftigte rund 23,5 Mio. Arbeitskräfte (11,6 % aller Erwerbstätigen). Eine zentrale Rolle spielen hierbei kleine und mittelständische Unternehmen.4

Einkommens- und Beschäftigungseffekte entstehen durch Konsumausgaben der Touristen während ihrer Reisen. Dem Tourismus wird eine große Bedeutung in Bezug auf wirtschaftliches Wachstum sowie die Schaffung (und den Erhalt) von Arbeitsplätzen beigemessen. Insbesondere von der sonstigen wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes benachteiligte periphere Räume (z.B. Bergregionen, Inseln, grenznahe Regionen), die gerade aufgrund ihrer Lage und natürlichen Gegebenheiten touristische Attraktionskraft aufweisen, können hiervon profitieren.5

Tourismus hat in den einzelnen Staaten eine unterschiedliche Bedeutung. Während dessen Anteil am BIP in Ländern wie Irland, Polen, Belgien und Litauen etwa 4-6 % beträgt, reicht er z.B. bis über 20 % in Griechenland und Kroatien. Unterschiede sind auch bezüglich der Herkunft der Touristen zu verzeichnen. Die ausländischen Touristen dominieren in Malta, Luxemburg, Kroatien und Zypern mit Anteilen von ca. 90 %. Umgekehrt gestaltet sich die Lage in Schweden, Deutschland, Polen und Rumänien, wo inländische Touristen einen Anteil von rund 80 % ausmachen.6

Neben diesen wirtschaftlichen Aspekten trägt der Tourismus aber auch dazu bei, den Einwohnern ein breitgefächertes Angebot an Reisemöglichkeiten in privater oder geschäftlicher Hinsicht zu offerieren. Tradition und Kultur sind dabei ebenso von Bedeutung wie das kulturelle und natürliche Erbe. Darüber hinaus ist der imagebildende Faktor nicht zu vernachlässigen, denn so können die Attraktivität und Bekanntheit von Städten, Regionen und Ländern erhöht und dabei ein positives Image geprägt werden.

Nicht nur weltweit bzw. in Europa insgesamt stellt der Tourismus einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar, sondern auch in Deutschland. Hier sind „… über 2.300 Reiseveranstalter, fast 4.000 Busunternehmen und rund 11.000 Reisebüros tätig. Darüber hinaus gibt es mehr als 222.000 Unternehmen im Gastgewerbe, darunter [rund 50.200] Beherbergungsunternehmen und mehr als 165.000 gastronomische Unternehmen.“7 2022 wurden 163 Mio. Gästeankünfte gezählt. Dabei waren 450,7 Mio. Übernachtungen zu verzeichnen, wobei 382,6 Mio. auf inländische und 68,1 Mio. auf ausländische Gäste entfielen. Die Gesamtkapazität der Schlafgelegenheiten belief sich auf 3,2 Mio.8

2019 erwirtschaftete der Inlandstourismus rund 124 Mrd. Euro. Produkte und Dienstleistungen, die von Touristen nachgefragt wurden, erzeugten im betrachteten Zeitraum eine Bruttowertschöpfung 4 %. Bezieht man auch die indirekten Effekte mit ein, steigt dieser Anteil auf 7 %. Von besonderer Bedeutung sind Dienstleistungen im Bereich der Beherbergung und Gaststätten. Diese trugen mit 54,4 Mrd. Euro bzw. 57,3 Mrd. Euro bei. Dienstleistungen mit Bezug zu Sport, Erholung, Freizeit und Kultur erwirtschafteten 29,7 Mrd. Euro. 2019 waren in Deutschland 2,8 Mio. Erwerbstätige direkt bzw. 1,3 Mio. indirekt an der Erstellung von Leistungen und Produkten im touristischen Bereich involviert. Dies entspricht 9 % aller Beschäftigten.9

In Österreich konnten 2022 39,8 Mio. Gästeankünfte bzw. 136,9 Mio. Übernachtungen verzeichnet werden. 71,6 % der Gäste stammten dabei aus dem Ausland, 28,4 % aus dem Inland. Die rund 68.600 Beherbergungsbetriebe weisen insgesamt ca. 1,15 Mio. Betten auf. 2021 trug der Urlaubs- und Geschäftstourismus mit 14,6 Mrd. Euro zur Gesamtwertschöpfung bei, was 3,6 % des BIP entsprach. Vorläufige Rechnungen gehen davon aus, dass sich die Werte für 2022 fast verdoppeln. 2021 waren 153.400 Personen bzw. 3,2 % aller Erwerbstätigen im Tourismussektor beschäftigt.10

Detaillierte statistische Informationen zur Entwicklung touristischer Aktivitäten weltweit hält die Welttourismusorganisation im „UNWTO Tourism Data Dashboard“ auf der Webseite https://www.unwto.org/tourism-data/unwto-tourism-dashboard bereit.

1.2Tourismus und Touristen

Das statistische Amt der Europäischen Union definiert Tourismus basierend auf einer Begriffsbestimmung der Welttourismusorganisation UNWTO als „Aktivitäten von Personen, die an Orte außerhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen und sich dort zu Freizeit-, Geschäfts- oder bestimmten anderen Zwecken nicht länger als ein Jahr ohne Unterbrechung aufhalten.“11

Dabei wird der Begriff Tourismus an drei Voraussetzungen gebunden:

[1]Es muss sich um einen vorübergehenden Besuch eines Ortes außerhalb des gewöhnlichen Lebensumfeldes handeln,

[2]die Aufenthaltsdauer beträgt maximal zwölf aufeinanderfolgende Monate und

[3]die am Zielort ausgeübten Tätigkeiten dürfen (vom besuchten Ort aus) nicht entlohnt werden.12

Personen, die touristisch aktiv sind, werden in der Tourismusstatistik als Besucher bezeichnet, wobei weiter unterschieden wird in Touristen und Tagesbesucher.13

Ein Tourist ist demnach „ein Reisender, der eine Reise zu einem Hauptziel außerhalb seiner gewohnten Umgebung für weniger als ein Jahr unternimmt und sich dort zu Freizeit-, Geschäftsoder bestimmten anderen persönlichen Zwecken aufhält, aber nicht in diesem Land dafür entlohnt wird. Reisen, die von Touristen unternommen werden, sind touristische Reisen.“14 Vom Begriff des Touristen abzugrenzen sind Tagesbesucher (auch: Ausflügler). Diese sind charakterisiert als „vorübergehende Besucher, die nicht mindestens eine Nacht im Gastland verbringen, obwohl sie das Land möglicherweise an einem oder mehreren Tagen besuchen und zum Schlafen auf ihr Schiff oder in ihren Zug zurückkehren.“15

Angaben zur Dauer des Besuchs erfolgen bei mehrtägigen Aufenthalten nach Nächten, bei Tagesbesuchern nach Stunden.

Grundsätzlich kann – in Abhängigkeit vom betrachteten Gebiet – zwischen drei Formen des Tourismus differenziert werden:

Binnenreiseverkehr, der sich auf alle (Reise-)Aktivitäten von Inländern in diesem Gebiet, allerdings außerhalb des gewöhnlichen Lebensumfeldes, bezieht,

Einreiseverkehr, der all diese Aktivitäten von Nicht-Inländern im betrachteten Gebiet beinhaltet, sowie

Ausreiseverkehr, zu dem alle (Reise-)Aktivitäten von Inländern in ein Gebiet im Ausland zählen.16

Stellt das betrachtete Gebiet ein Land dar, kann basierend auf obigen Formen des Tourismus erneut in folgende Kategorien unterschieden werden:

Inlandstourismus: Binnenreiseverkehr und Einreiseverkehr,

nationaler Tourismus: Binnenreiseverkehr und Ausreiseverkehr,

internationaler Tourismus: Einreiseverkehr und Ausreiseverkehr.17

Hinsichtlich der Organisationsform lässt sich differenzieren in

Individualtourismus, der sich durch selbst organisierte Reisen einzelner Personen oder kleiner Gruppen in i.d.R. weniger stark nachgefragten Destinationen auszeichnet, sowie

Massentourismus, der durch organisierte Reisen von Reiseveranstaltern für eine große Zahl von Personen in stark nachgefragten Destinationen gekennzeichnet ist.

Individuell unterwegs

Organisiertes Reisen

1.3Nachfrage nach touristischen Leistungen

Reiseentscheidungen und Reisen an sich werden von verschiedensten Faktoren beeinflusst. Während in der Kaufverhaltensforschung üblicherweise stark auf den Preis fokussiert wird, rücken hier andere Aspekte in den Vordergrund. Dazu zählen neben den generellen Gegebenheiten am Reiseziel (z.B. Umwelt, Flora, Fauna, politische Lage) vor allem auch individuelle Faktoren.18

Die Entwicklungen der vergangenen Jahre zeigten starke Auswirkungen auf die Tourismuswirtschaft und das diesbezügliche Verbraucherverhalten: „Auf EU-Ebene stehen sich in den Prognosen hemmende und förderliche Faktoren gegenüber: mögliche Rezession, starker US-Dollar, sinkendes Verbrauchervertrauen, mögliche Gasrationierung, hohe Kerosinpreise, steigende Lohnkosten und Erzeugerpreise, Wachstum im Binnentourismus, Reisebeschränkungen rund um den Russland-Ukraine-Krieg sowie strengere Ein- und Ausreisebestimmungen (COVID-Hotspots, z.B. China).“19 Bedeutsamer wird auch der Klimawandel, dessen Auswirkungen sich in Form höherer Temperaturen, zunehmender Trockenheit und häufigerer Wasserknappheit oder Starkwetterereignisse zeigen.

Abbildung 1-2Nachfrage und Angebot im Tourismus und wesentliche Einflussfaktoren20

Legt man einen individualistischen Erklärungsansatz zugrunde, stehen Motive, Bedürfnisse, Einstellungen und Werthaltungen im Zentrum des Interesses, die wiederum durch Werte und Normen innerhalb einer Gesellschaft geprägt werden.

Motive sind Beweggründe: „Eine Motivation versorgt den Nachfrager mit Energie und richtet das Verhalten auf ein Ziel aus.“21 Motive können folglich klären helfen, welche Ursachen dem menschlichen Verhalten zugrunde liegen. Allerdings sind sie nicht direkt beobachtbar, sondern lassen sich nur durch bestimmte Verhaltensmerkmale ableiten.

Reisemotive können demzufolge dazu dienen, die Gründe für das Reiseverhalten einer Person zu erklären. In der touristischen Motivationsforschung wurden zwei grundlegende Reisemotivationen identifiziert. Man unterscheidet dabei einerseits das „Hin-zu-Reisen“ und andererseits das „Weg-von-Reisen“. Beim Hin-zu-Reisen bildet die Suche nach etwas, des Entdecken-Wollen, das Interesse an fremden Regionen den Ausschlag. Beim Weg-von-Reisen wird das Reisen eher als Alltagsflucht verstanden. Hier möchte man sich (fernab vom Alltag) erholen, regenerieren.22

Alltag

Urlaub

Zwänge, Normen

Hetze, Eile

Leben nach der Uhr

Anstrengung

Spannung, Stress

Pflicht, Ernst

Zivilisation, Technik, Künstlichkeit

Gewohnheit, ständig das Gleiche

Großstadt

graue Steinwüste

Luftverschmutzung

tun, was man will

Ruhe

freie Zeiteinteilung

Faulenzen

Entspannung, Abschlaffen

Vergnügen, Frohsinn

Lebendigkeit, Spontaneität

neue Eindrücke, etwas anderes erleben

Land, Dorf

Natur erleben

frische Luft

Tabelle 1-1Vorstellungsbilder von Alltag und Urlaub23

Eine der bekanntesten Motivationstheorien stellt die Bedürfnis-Hierarchie-Theorie von Abraham Maslow24 dar. Maslow gliederte die menschlichen Bedürfnisse in fünf Hierarchieebenen: physiologische Bedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse, soziale Bedürfnisse und die Bedürfnisse nach Anerkennung sowie Selbstverwirklichung. Maslow ging davon aus, dass das dringlichste Bedürfnis erst erfüllt sein muss, bevor ein Individuum an die Erfüllung des nächstdringlichen denkt. Solange ein Bedürfnis noch nicht befriedigt ist, verfügt das Individuum über einen motivierenden Antrieb, der es zu bestimmten Handlungen veranlasst.25 Übertragen auf den Bereich des Tourismus könnte sich die Maslowsche Bedürfnispyramide wie folgt darstellen. Wie aus der Abbildung ersichtlich, werden Fahrten zur Arbeitsstätte oder auch Dienstreisen mit dem Zweck der Erfüllung der physiologischen Grundbedürfnisse durchgeführt. Die Spitze der Pyramide würden demgegenüber Reisen zum reinen Vergnügen, zur Selbstverwirklichung bilden (vgl. just for fun).

Abbildung 1-3Bedürfnisse im Tourismus26

Die Hierarchie der Reisemotive bleibt nicht konstant, sondern unterliegt im Laufe des Lebens Veränderungen. Während bei Jugendlichen noch Spaß, Kontrast und Freizeit im Vordergrund stehen, sehnen sich deren Eltern eher nach Möglichkeiten zum Abschalten, Ausspannen und Erholen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Natur. Auch in der Gruppe der Rentner dominiert der Wunsch nach Ruhe, Natur und Sonne. Die Unterschiedlichkeit der Motive lässt entsprechendes Konfliktpotential eines „Familienurlaubs“ erkennen.27

In der Reiseanalyse 2023 wurden folgende Reisemotive von den Befragten als „besonders wichtig“ genannt. Damit in Zusammenhang stehen verschiedene Urlaubsformen, an denen für die kommenden Jahre unterschiedlich großes Interesse geäußert wurde.

Tabelle 1-2Reisemotive und Urlaubsformen28

Nicht nur altersbedingt, auch durch Einflüsse aus dem ökonomischen, ökologischen und sozialen Umfeld verändern sich Reisemotive. Dabei zeigen sich seit einigen Jahren verschiedene Trends im Tourismus, die – auch bedingt durch die Erfahrungen während der Corona-Pandemie – einen unterschiedlich starken Anschub bekommen:

Reisende suchen nach …

Trends, die den Tourismus bestimmen

flexiblen Reiseangeboten für unabhängiges Reisen nach eigenen Vorstellungen

Trend zur Individualisierung

sicheren Reisen, die Kultur und Bildung vermitteln

Trend zu Sicherheit und hohem Anspruch

Angeboten in einer inspirierenden Atmosphäre, die intensive und abwechslungsreiche Erlebnisse ermöglichen

Trend zum Erlebnis

Reisen zum Abbau von Stress und Belastungen (Wellnessangebote mit gesunder Ernährung, körperliche Bewegung, viel Erholung etc.).

Trend zu mehr Wohlbefinden im Urlaub

Destinationen und Unterkünften mit Atmosphäre und hohem Komfort („heimische Rückzugsnischen“)

Trend zur behaglichen Umgebung

Reisezielen mit Sonnengarantie (besonders in nasskalten Jahreszeiten)

Trend zu Wärme in der Ferne

preisgünstigen Angeboten, die es erlauben, mehrfach zu verreisen

Trend zu billigeren Reisen

Reiseangeboten, die zwischendurch Abwechslung schaffen

Trend zu häufigeren und kürzeren Reisen

Angeboten mit Überraschungseffekt, die in letzter Minute gebucht werden können

Trend zu spontanen Reiseentscheidungen

Unterwegssein als Hauptattraktion

Trend zu mobilerem Reiseverhalten

naturbezogenen Reisen (z.B. Wandern und Urlaub in den Alpen)

Trend zu naturnahem Tourismus

Tabelle 1-3Trends im Tourismus29

Der Trend der Digitalisierung beeinflusst ebenfalls Nachfrage und Angebote im Tourismus. Knapp 50 % aller Urlaubsreisen wurden 2022 online gebucht.30 Doch nicht nur die Buchungsforen werden davon beeinflusst, sondern auch verschiedene andere Bestandteile der touristischen Leistungskette. Check-in-Prozesse an Flughäfen können vielerorts bereits an Automaten getätigt werden. Bei Beherbergungsbetrieben sind Online-Check-ins ebenso möglich wie im Fernverkehr der Eisenbahn. Museen und Ausstellungen bieten virtuelle Rundgänge durch ihre Räumlichkeiten an, auch manche Destinationen kann man schon auf diese Art und Weise erkunden. Verstärkt wurden solche Angebote während der Corona-Pandemie geschaffen. Eine tatsächliche Reise werden solche Angebote zwar nicht ersetzen können, bieten aber zum einen die Möglichkeit der Vorabinformation oder auch des Kennenlernens von Regionen, die man vielleicht aus finanziellen oder sicherheitsrelevanten Gründen (noch) nicht bereisen möchte.31

Auch das nachhaltige Reisen32 spielt zunehmend eine Rolle. Während es 2016 für 39 % der Reisenden wichtig war, dass der Urlaub ökologisch verträglich ist, wünschten dies 2022 inzwischen 42 %. Die soziale Nachhaltigkeit war 2016 für 46 % der Reisenden von Bedeutung, 2023 für 56 %. Dementsprechend steigt auch die Bereitschaft, z.B. CO2-Kompensationen für die An- und Abreise mit dem Flugzeug zu zahlen oder sich bei der Auswahl der Unterkunft an entsprechenden Zertifizierungen zu orientieren. Insbesondere bei Kurzurlaubsreisen wird dies deutlich.33

Während der Corona-Pandemie wurden Individualreisen immer beliebter. Daneben gewinnt seit einiger Zeit das Alleinreisen an Bedeutung: „Solo-Reisen wird zum Trendphänomen, vor allem bei Frauen. Die Motive sind vielschichtig und beeinflusst von der neuen Multigrafie des Lebens.“34Gefördert durch den Megatrend der Individualisierung sind immer mehr Alleinreisende unterwegs – auf der Suche nach Unabhängigkeit, Abwechslung, Neuorientierung. Das heißt nicht, dass eine komplette Reise allein oder isoliert absolviert werden muss. Denn beim Reisen werden auch neue Kontakte geknüpft, neue Orientierungspunkte geschaffen – und dies vielleicht sogar intensiver als wenn man mit der eigenen Familie unterwegs wäre. Die Branche stellt zwar auch hier zunehmend Angebote bereit, vielerorts sind allerdings Alleinreisende immer noch benachteiligt, müssen sie doch oft hohe Zuschläge (50-80 % sind hier nicht unüblich) für die Einzelnutzung von Zimmern oder Kabinen zahlen.

In der erlebnisorientierten Gesellschaft gilt es als erstrebenswert, möglichst Vieles und Aufsehenerregendes in kurzer Zeit zu erfahren. Im Rahmen von Slow Travel rückt das langsame und intensive Erleben und Genießen in den Vordergrund im Kontrast zum Alltagsleben, das immer schneller zu werden scheint. Dabei spielt es keine Rolle, ob man sich im hochpreisigen oder eher preiswerten Segment bewegt. Derartige Eindrücke lassen sich sowohl in der Natur als auch beim Städteurlaub gewinnen.35

Emotionen werden als „jene inneren, physiologischen Erregungszustände […], die als angenehm oder unangenehm empfunden und mehr oder weniger bewusst erlebt werden“, beschrieben.36 Sie sind verbunden mit positiven bzw. negativen Empfindungen, die sich in Form von z.B. Zustimmung oder Ablehnung ausdrücken.

Im Marketing, insbesondere in der Werbung, kann mithilfe von Emotionen Aufmerksamkeit erzielt bzw. gesteigert werden. Emotionen wird auch für den Bereich des Tourismus eine große Bedeutung zugesprochen: „So sind es ‚das reizvolle Unbekannte‘, ‚schöne Ferien‘ oder die ‚kostbarsten Tage des Jahres‘, die von Touristen erlebt werden wollen. Dazu können der erlebte Sonnenuntergang, die Landschaft und kommunikative Erlebnisse – wie Gastfreundschaft oder die Ästhetik von Speisen und Getränken gleichermaßen auf die Sinne der Reisenden wirken.“37

An Legofans gerichtete Werbung der Fluggesellschaft Widerøe

Wohlfühlen erwünscht – Landesgartenschau in Oelsnitz/Erzgebirge

Eine Einstellung kann als „subjektiv wahrgenommene Eignung eines Gegenstands (Produkt, Person, Situation usw.) zur Befriedigung von Bedürfnissen“38 bezeichnet werden. Sie lässt sich nicht direkt beobachten, sondern muss aus gezeigtem oder bekundetem Verhalten abgeleitet werden.

Man unterscheidet diesbezüglich zwei Konzepte. Beim Einstellungskonzept wird vom Individuum zum Gegenstand in subjektiv-individualisierter Form ausgegangen. Es handelt sich um eine Subjektperspektive, wobei Gegenstände einer interpersonell unterschiedlichen Einschätzung unterliegen können. Beim Imagekonzept wird von einem Gegenstand ausgegangen, demgegenüber mehrere Personen gleiche oder ähnliche Einstellungen entwickelt haben.39

Einstellungen weisen eine geringere Stabilität als Werte auf und sind stark situationsabhängig. Sie setzen sich aus einer kognitiven, affektiven und konativen Komponente zusammen. Einstellungen entstehen aufgrund von subjektivem Wissen (kognitiv) und Gefühlen (affektiv), was sich letztendlich im Verhalten (konativ) niederschlägt.40

Im Tourismus spielen Einstellungen vor allem in Bezug auf Images von Destinationen eine wichtige Rolle. Das Image einer Destination „ist das komprimierte Bild aller Assoziationen und Informationen, die mit diesem Ort verknüpft sind. Es ist ein Produkt des Gehirns, das versucht, eine riesige Datenmenge zu verarbeiten und zu ‚essentialisieren‘“.41 Weitere entscheidende Imagekomponenten können dabei der Bekanntheitsgrad, die Landschaft (Typ, Flora, Fauna, Klima, Erschließung, Zustand), der Siedlungscharakter (Ortsbild, Architektur, Gepflegtheit, Einkaufsmöglichkeiten), die Verkehrsinfrastruktur, Unterkunft und Gastronomie (Art, Preise, Service, Sauberkeit), angebotene Leistungen für Touristen, die Gastfreundlichkeit der Bevölkerung, die physische Sicherheit sowie Kommunikationsmöglichkeiten (andere Touristen, sprachliche Verständigung, Medien) sein.42

Images wirken je nach Zielgruppe unterschiedlich, sind zeitlich begrenzt und werden von Trends beeinflusst, tragen jedoch maßgeblich zur Reiseentscheidung bei. Später fließen auch eigene Erfahrungen ein, die das ursprüngliche Bild relativieren können. Eine positive Einstellung gegenüber einer Destination muss aber noch nicht zur Wahl dieser Destination als Urlaubsziel führen.43

Zur Untersuchung und Erklärung von Kaufverhalten wird in der Literatur vielfach das Wert-(haltungs)konstrukt herangezogen.

Werte können als „Konzeptionen des Wünschenswerten“ beschrieben werden, die „sowohl Zielcharakter haben als auch als Beurteilungskriterien dienen. Werte lenken als Orientierungsstandards, Leit- bzw. Richtlinien das menschliche Verhalten in bestimmte Richtungen. Individuelles Verhalten wird dabei von gesellschaftlichen und individuellen Werten bestimmt.“44

Werte bilden die Basis für grundsätzliche Verhaltensmuster. Für die Kaufverhaltensforschung sind sie von Relevanz, da sie – anderes als die weniger manifesten Einstellungen – längerfristige Prognosen von Trends im Konsumverhalten gestatten. Veränderungen der Werte können somit möglicherweise Veränderungen im Kaufverhalten andeuten.45

Werte wirken sich auf die Wahrnehmung eines Menschen aus, beeinflussen die Bildung von Einstellungen sowie die Motivation. Werden die Werthaltungen eines Individuums nach Intensitäten geordnet, ergibt sich eine Wertehierarchie. Aus der Kombination der individuellen Wertehierarchien resultiert das Wertesystem einer Gesellschaft. Dieses drückt aus, welche Bedeutung Werte wie etwa Gleichheit, Freiheit, Sicherheit oder Selbstachtung haben.46

1.4Touristentypologien

Touristen können zur Markt- und Kundensegmentierung mithilfe verschiedener Einteilungen typologisiert werden. Diese Typologien helfen Anbietern und Veranstaltern, an Reise- bzw. Freizeitangebote gestellte Anforderungen abzuleiten und somit den individuellen Wünschen der Kunden möglichst nahe zu kommen.

Neben den auch sonst zur Markt- und Kundensegmentierung üblichen demographischen Kriterien werden bei der Bildung von Touristentypologien verhaltensorientierte Kriterien herangezogen. Ziel der verhaltensorientierten Marktsegmentierung ist die Untersuchung feststellbarer Kriterien bezüglich des Käuferverhaltens – im Rahmen des Tourismusmarktforschung in Bezug auf das Reiseverhalten. Übliche Segmentierungskriterien sind dabei Reiseziele, genutzte Verkehrsmittel, Reisedauer, Urlaubsaktivitäten, Art der Unterkunft und Buchungsverhalten. Bei der psychographischen Marktsegmentierung werden Marktsegmente basierend auf nicht beobachtbaren Konstrukten gebildet. Eine einheitliche Systematisierung hat sich hierbei allerdings noch nicht durchgesetzt. Mögliche Segmentierungskriterien wären allgemeine Persönlichkeitsmerkmale, Einstellungen, Nutzenerwartungen und Motive sowie Lebensstilansätze.47

Nachfrageverhalten im Tourismus

Die Reiseanalyse 2023, im Rahmen derer das Reiseverhalten der deutschen Bevölkerung untersucht wurde, kam zu folgenden Ergebnissen:

Reiseintensität: 75 % der Befragten haben 2022 eine Reise von mindestens fünftägiger Dauer unternommen. Damit wurde nach einem Rückgang in den Jahren 2020 und 2021 fast wieder der Wert von 2019 (78 %) erreicht.

Reisedauer: Die durchschnittliche Reisedauer für den Haupturlaub betrug ca. 13 Tage. Sie liegt damit über den Werten der vergangenen Jahre. Vor rund 20 Jahren wurden zuletzt solche Werte ermittelt. Dies hängt mit der Zahl von Auslandsreisen zusammen, die i.d.R. eine höhere Reisedauer aufweisen als dies bei Nahzielen der Fall ist.

Reiseziel: Das Inland ist nach wie vor das beliebteste Reiseziel (27 %). Es folgen Spanien (12,9 %), Italien (8,4 %), Türkei (7,9 %), Österreich (4,2 %). Bei den inländischen Reisezielen führt Bayern (5,2 %) die Rangliste an vor Mecklenburg-Vorpommern (4,8 %), Schleswig-Holstein (3,5 %) und Niedersachsen (3,2 %).

Verkehrsmittel: Als Anreiseverkehrsmittel dominiert nach wie vor der Pkw (46 %) vor dem Flugzeug (42 %). Es folgen mit großem Abstand Eisenbahn (6 %) und Bus (4 %).

Reisekosten: Die durchschnittlichen Reisekosten für Urlaubsreisen ab fünf Tagen Dauer beliefen sich auf 1.194 Euro, pro Tag und Person entspricht dies 103 Euro. Bei Kurzreisen von zwei bis vier Tagen lagen die durchschnittlichen Ausgaben bei 348 €.

Reiseorganisation: Bezüglich der Organisationsform dominierten die Pauschalreisen (43 %). 38 % buchten die Unterkunft bzw. 14 % den Fahrschein einzeln.

Buchungswege: 50 % der Reise wurden online gebucht, 36 % im persönlichen Kontakt, 12 % per Telefon, 11 % per E-Mail.48

In der Literatur existieren zudem verschiedene ein- und mehrdimensionale Typologien. Nachteil der eindimensionalen Typologien, die sich auf ein Unterscheidungskriterium (z.B. Urlaubsaktivität, Landschaftspräferenzen, Reisehäufigkeit, Informationsverhalten) konzentrieren, ist, dass sie nur einen kleinen Ausschnitt dessen abbilden, was einen Touristen ausmacht. Der Tourist wird praktisch auf eine Dimension reduziert. Vielmehr ist es notwendig, die eindimensionalen Typologien miteinander zu verknüpfen bzw. um grundlegende Wertorientierungen zu ergänzen, was die Lebensstil-Typologien versuchen.

1.5Tourismus-Destinationen

Bei der Wahl eines Urlaubszieles entscheidet sich der Tourist nicht nur für eine bestimmte Unterkunft mit all ihren Ausstattungsmerkmalen, einen bestimmten Ort oder eine Region. Er wählt vielmehr ein Leistungsbündel, das die gesetzten Erwartungen insgesamt am ehesten zu erfüllen verspricht. Dieses Leistungsbündel befindet sich in einem bestimmten Raum (Zielgebiet), der z.B. ein Land, eine Region, eine Stadt oder auch nur einen Ortsteil oder eine Ferienanlage repräsentieren kann. Letztendlich legt der Tourist fest, welche Größe der gewählte Raum hat. Der Begriff Destination fungiert in diesem Zusammenhang häufig als eine Art Überbegriff, der touristische Räume jeglicher Art beinhalten kann.49

Nach Bieger/Beritelli ist eine Destination ein „[g]eographischer Raum (Ort, Region, Weiler), den der jeweilige Gast (oder ein Gästesegment) als Reiseziel auswählt. Sie enthält sämtliche für einen Aufenthalt notwendigen Einrichtungen für Beherbergung, Verpflegung, Unterhaltung/Beschäftigung. Sie ist damit die Wettbewerbseinheit im Incoming Tourismus, die als strategische Geschäftseinheit geführt werden muss.“50

Freyer führt verschiedene Merkmale zur Unterscheidung von Destinationen an:

Größe (z.B. Orte, Gemeinden, Länder, Kontinente),

geographische Aspekte (z.B. Klimazonen, Landschaftsformen),

touristische Angebotsart/-form (z.B. ursprüngliches Angebot, abgeleitetes Angebot, immaterielle Aspekte) sowie

Trägerschaften und Rechtsform (z.B. Fremdenverkehrsvereine, Privatbetriebe, Gesellschaften).51

Von besonderer Bedeutung aus tourismuswirtschaftlicher Sicht ist dabei das touristische Angebot. Jede Destination ist mit bestimmten natürlichen Gegebenheiten (Landschaft, Topographie, Flora, Fauna usw.) ausgestattet, weist ein durch die Gesellschaft geprägtes sozio-kulturelles Angebot (Sprache, Traditionen, Mentalität usw.) auf und verfügt über eine allgemeine Infrastruktur (Verkehr, Bildung, Soziales, Versorgung, Entsorgung usw.), die auch für touristische Zwecke genutzt wird. All diese Aspekte, die nicht speziell für den Tourismus geschaffen wurden und die das ursprüngliche Angebot darstellen, können für Besucher von Interesse sein und eine gewisse Anziehungskraft ausüben. Daneben werden spezifische Angebote für den Tourismus geschaffen, die dieses ursprüngliche Angebot ergänzen und einen Ort i.d.R. erst zu einem Tourismusort machen. Im Rahmen dieses abgeleiteten Angebots entsteht dann eine ausgeprägte touristische bzw. Freizeitinfrastruktur, zu der z.B. Beherbergungseinrichtungen, gastronomische Einrichtungen, Transportmöglichkeiten, künstlich geschaffene Attraktionen (z.B. Events) gehören. Eine Sonderform bilden hierbei künstlich geschaffene Erlebniswelten (z.B. Themenparks, Freizeitparks).52

Einige Destinationen erfreuen sich besonderer Beliebtheit, stoßen aber gleichzeitig an Belastungsgrenzen. Einerseits heißt dies zwar, dass die Nachfrage nach touristischen Leistungen in diesen Zielgebieten steigt und damit diesbezügliche Wachstumsziele erfüllt werden können. Andererseits bringt dies Nachteile sowohl für Einheimische als auch Gäste mit sich.

Dieses als Overtourism bezeichnete Phänomen kann definiert werden als „Situation, in der die Auswirkungen des Tourismus zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten die physischen, ökologischen, sozialen, wirtschaftlichen, psychologischen und/oder politischen Kapazitätsgrenzen überschreiten.“53

Dies betrifft nicht ausschließlich Städte, sondern genauso Inseln, Küstenregionen oder Welterbestätten. Die Gründe für die Attraktivität solcher Reiseziele sind vielschichtig. Sicherlich spielt deren Historie und Bekanntheit, letztere in den vergangenen Jahren auch durch die sozialen Medien gefördert, eine Rolle. Es sind aber auch die Erreichbarkeit der Destination und die Bezahlbarkeit der Reisen dorthin von großer Bedeutung. Vielerorts war die Tourismuspolitik jahrzehntelang auf Wachstum ausgerichtet, wurde der Fokus auch in Richtung größere Touristengruppen gelenkt. Schließlich ist die Entwicklung im Bereich der Parahotellerie (vgl. Airbnb) nicht zu vernachlässigen.54

Hallstatt im Salzkammergut

Venedig

Die daraus resultierenden Effekte können äußerst unterschiedlicher Natur sein, aber auch kombiniert auftreten. Sie reichen von ausgelasteten bzw. überlasteten touristischen Einrichtungen und Infrastrukturen über die ökologische und wirtschaftliche Tragfähigkeit bis hin zu psychologischen Belastungsgrenzen: Überlastung der Verkehrsinfrastruktur, steigender Wasser- und Energiebedarf, steigende Kosten für die Gemeinden, steigende Immobilienpreise, steigende Lebenshaltungskosten für die Einheimischen, Veränderungen im Einzelhandelsangebot und in der Gastronomie, Verschmutzung, Schäden an Umwelt, historischen Städten und Denkmälern sowie die Gefährdung der Authentizität.55

Touristensteuer auf den Lofoten

Lange schon wird über die Einführung einer Touristensteuer in bestimmten Gebieten Norwegens diskutiert. Dazu gehören auch die Lofoten, ein beliebtes Reiseziel mit jährlich mehreren hunderttausend Touristen. Die negativen Seiten dieser Beliebtheit zeigen sich in Form von zertrampelten Wegen sowie Müll und Fäkalien in der Landschaft.56

In der Branche ist man sich nicht unbedingt einig darüber, dass eine Steuer der richtige Weg ist. Man befürchtet, dass die zusätzliche finanzielle Belastung in der ohnehin schon teuren Destination Besucher abschrecken könnte. Andererseits will man aber auch Möglichkeiten finden, die touristisch bedingten Mehrausgaben – vor allem für die Bewirtschaftung von Sanitäranlagen sowie die Müllentsorgung – nicht den Gemeindekassen anlasten zu müssen.57

Endgültig entschieden wurde über Form und Höhe der Besucherbeiträge noch nicht. Dies soll im Rahmen eines Pilotprojektes getestet werden.58

Abhilfe kann durch verschiedene Maßnahmen geschaffen werden, wenngleich sich nicht alle für jede Art von betroffener Destination eignen:

zeitliche und räumliche Verteilung der Besucher (neue Transportmöglichkeiten, Tourenvorschläge, Echtzeit-Informationen zur Auslastung),

Limitierung der Besucherzahlen (gesetzliche Regelungen, Zugangsgrenzen, Preisdifferenzierung, Besteuerung),

Ausbau der Kapazitäten (Verkehrsmanagement, Sicherheitsmaßnahmen, Abfallmanagement,

Aufbau hochwertiger Angebote),

Beeinflussung der Zielgruppen (weniger auf Masse ausgerichtete Werbung, höherwertige Angebote),

Involvierung der Einheimischen (Einbindung verschiedener Interessengruppen in Tourismusentwicklung, Berücksichtigung deren Lebens- und Arbeitsbedingungen),

Bewusstseinsbildung bei den Gästen (Aufklärung, Zertifizierung),

Begrenzung der negativen Auswirkungen (gesetzliche Regelungen, Einrichtung von Zonen),

Durchführung von Monitoring (regelmäßige Überwachung der ergriffenen Maßnahmen, Durchführung von Untersuchungen).59

Fallstudie: Musical-Hochburgen als Reiseziel

„All the world‘s a stage.“60

Während der 1990er Jahre wurde in Europa das Ende des Musical-Booms vorausgesagt. Nachdem mehrere Produktionen gefloppt waren, Karten zum Teil zu Tiefstpreisen verramscht wurden, mehrere Spielstätten schließen und der Marktführer Stella AG Insolvenz anmelden mussten, glaubten selbst Branchenexperten, die Musical-Industrie habe ihren Zenit erreicht. Angeregt durch die Erfolge der ersten Jahre hatte man versucht, mit drittklassigen Aufführungen das große Geld zu verdienen. Die Nachfrager reagierten – und fragten nicht mehr nach.61 Doch bekanntlich leben Totgeglaubte länger. So auch die Musical-Industrie, die sich seit rund zwei Jahrzehnten – lediglich unterbrochen durch die Corona-Pandemie – wieder über große Nachfrage freuen kann.

Deutschlands Musical-Hauptstadt ist Hamburg62, die weltweit nach New York und London an dritter Stelle der Musical-Standorte steht.63

Hamburg als Tourismusdestination

2022 lag Hamburg bei den Städtereisezielen innerhalb Deutschlands nach Berlin und München an dritter Stelle.64 Insgesamt konnte Hamburg in diesem Jahr 6,8 Mio. Besucherankünfte bzw. 14,7 Mio. Übernachtungen verzeichnen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag bei 2,2 Tagen. Damit näherte man sich schon wieder dem Vor-Pandemie-Niveau mit 7,6 Mio. Ankünften bzw. 15,4 Mio. Übernachtungen an. In den Jahren zuvor waren die Besucherzahlen kontinuierlich gestiegen. 2005 lagen sie noch bei 3,4 Mio. pro Jahr, die Zahl der Übernachtungen bei 6,4 Mio.65 Dieses Wachstum ist nicht nur auf die generell steigende Beliebtheit von Städte- und Kurzreisen zurückzuführen, sondern auch auf verschiedene Projekte wie das neue Kreuzfahrtterminal oder eben die Musical-Theater. Einer Umfrage der Hamburg Tourismus GmbH zufolge war bei 29 % der Befragten ein Musical-Besuch der Anlass für die Reise nach Hamburg. Laut Hamburg Marketing sind 2 Mio. Besucher pro Jahr in Hamburg auf den Musical-Tourismus zurückzuführen.66 Zusammen mit Ausgaben für Verpflegung und sonstige Einkäufe fließen so der Hamburger Wirtschaft – Stage Entertainment zufolge – rund 600 Mio. Euro Umsatz zu.67 Neben diesen Einnahmeeffekten sind jene Effekte nicht zu vernachlässigen, die die Lebensqualität der Einwohner erhöhen: durch ein reichhaltigeres Angebot in Kultur und Freizeit, Gastronomie und Einzelhandel.

Der Musical-Markt in Hamburg wird von Stage Entertainment dominiert. Das Stage Theater an der Elbe in Hamburg, direkt neben dem Theater im Hafen, ist der erste Neubau eines solchen Theaters seit 2000 in Deutschland und gleichzeitig die erste Investition dieser Art von Stage Entertainment.68 Eröffnet wurde die vollständig privat finanzierte Spielstätte 2014. Mit dem Neubau war nicht nur der Bau des Bühnengebäudes verbunden, sondern auch die Modernisierung des existierenden Zeltgebäudes, die Schaffung einer Verbindung zwischen beiden Theatern sowie das Anlegen eines Boulevards.69 Wie auch bereits beim Theater im Hafen gelangt ein Großteil der Musical-Besucher von den Landungsbrücken aus per Schiff zum neuen Theater. Zur Bewältigung der zusätzlichen Besucherströme wurde sogar die Idee einer Seilbahn über die Elbe diskutiert, allerdings wieder verworfen.

Theater im Hafen

Theater Neue Flora

1998 in den Niederlanden von Joop van den Ende gegründet, entwickelte sich Stage Entertainment International zu einem der weltweit führenden Unternehmen im Bereich Live-Entertainment. Derzeit sind hier ca. 3.000 Mitarbeiter beschäftigt, 1.500 davon in Deutschland. 2018 wurde Stage Entertainment von Advance Publications übernommen.70

Die Unternehmenstätigkeit ist auf drei Geschäftsfelder ausgerichtet: die Produktion von Musicals, die Eigenentwicklung sowie die Vermarktung von Theatern. Weltweit gehören 16 Theater in sieben Ländern zu Stage Entertainment. Etwa 7 Mio. Besucher jährlich sehen die Musicals und Shows. Jährlich werden rund 10.000 Vorstellungen gegeben.71

2019 waren in Deutschland 3,6 Mio. Besucher zu verzeichnen, der Umsatz lag bei 310 Mio. Euro. Seit Gründung von Stage Entertainment sahen rund 70 Mio. Besucher die Vorstellungen.72 Pandemiebedingt fielen in den Stage-Theatern über 5.100 Vorstellungen aus. Ab September 2021 lief der Spielbetrieb wieder schrittweise an. Aktuell werden 14 verschiedene Musicals in Hamburg, Berlin und Stuttgart angeboten.73

Die Produktionen umfassen namhafte Musicals und Shows: z.B. „Blue Man Group“, „Disneys Der König der Löwen“, „Disneys Musical Tarzan“, „Disneys Die Eiskönigin“, „Mamma Mia“, „Tanz der Vampire“, „Ku’Damm 56 – Das Musical“, „Ku’Damm 59 – Das Musical“, „Tina – Das Tina Turner Musical“. Insgesamt setzt sich das Portfolio des Unternehmens aus rund 70 Produktionen zusammen. Hinzu kommen sogenannte Tournee-Shows sowie die Lizenzvergabe eigener Produktionen an Dritte. Zudem spielen Eigenproduktionen eine Rolle, so z.B. die Musicals „Ich war noch niemals in New York“, „Sister Act“, „Hinterm Horizont“ und „Rocky – Das Musical“.74

In Deutschland betreibt Stage Entertainment acht Theater mit Ensuite-Betrieb75:

Tabelle 1-4Theater der Stage Entertainment GmbH76

Begonnen hat dieser Musical-Boom aber nicht in Hamburg, sondern Anfang der 1980er Jahre in Österreich. Es ist der Risikobereitschaft und der Weitsicht Peter Wecks zu verdanken, dass die bis dahin auf den englischsprachigen Raum beschränkte Sparte zunächst in Wien und später in ganz Europa Fuß fassen konnte.77

Im Rahmen der Übernahme des Theaters an der Wien als Direktor verfolgte Weck das Ziel, ein zeitgenössisches Musical auf die Bühne zu bringen und damit vor allem auch jüngere Menschen anzusprechen. Bei einem Besuch in London wurde er auf das erst 1981 uraufgeführte Musical „Cats“ aufmerksam. Zwei Jahre später feierte „Cats“ nach London und New York als weltweit dritte Produktion in Wien in der deutschen Fassung Premiere. Das Musical lief hier sieben Jahre lang ausverkauft und wurde von insgesamt 2,2 Mio. Zuschauer gesehen. Die Beherbergungsbranche verzeichnete dadurch jährlich rund 140.000 Übernachtungen.78

Wien als Tourismusdestination

2023 wurde Wien zum wiederholten Male zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt.79 Diese hohe Lebensqualität lockt auch Touristen an. 2022 konnte Wien 5,6 Mio. Gäste bzw. 13,2 Mio. Übernachtungen verzeichnen. Damit bewegt man sich in etwa auf dem Niveau von 2013/2014 und hat die Werte von 2019 mit 7,9 Mio. Gästen und 17,6 Mio. Übernachtungen längst noch nicht wieder erreicht.80 Bis 2019 waren die Besucherzahlen beständig gestiegen. Um diesem Zuwachs gerecht zu werden, hat man auch hier im Beherbergungsgewerbe investiert. Die Zahl der Gästebetten stieg von ca. 60.000 im Jahr 2013 auf ca. 71.000 im Jahr 2022.81 Wichtige Quellmärkte sind Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien, aber auch die USA. 83 % der Übernachtungen waren 2019 auf ausländische Gäste insgesamt zurückzuführen, 59 % aus dem europäischen Ausland.82

Die direkte und indirekte Wertschöpfung, die aus dem Tourismus in Wien resultiert, wird mit 4,7 Mrd. Euro angegeben. Das sind ca. 20 % der Wertschöpfung im gesamten Land. Neben der in Wien generierten Wertschöpfung trägt der Wien-Tourismus mit 900 Mio. Euro an der Wertschöpfung in den anderen Bundesländern bei.83

Im Rahmen einer Gästebefragung des Tourismus Monitor Austria zeigte sich, das der Besuch von Sehenswürdigkeiten (86 %), Spazierengehen, Bummeln (74 %), Essen gehen (59 %) bzw. Museen und Ausstellungen besuchen (58 %) zu den Hauptaktivitäten bei einem Besuch in Wien zählt. 25% der Befragten gaben an, eine Kulturveranstaltung zu besuchen.84

Mit der Geschichte der Musicals in Wien sind drei namhafte, historische Spielstätten verbunden: das Theater an der Wien85 (eröffnet 1801, ca. 1.000 Sitzplätze), das Ronacher (1872, ca. 1.000 Plätze) und das Raimund-Theater (1893, ca. 1.180 Plätze).86

Ronacher

Raimund-Theater

1987 wurden die Vereinigten Bühnen Wien gegründet. Auch hier setzte man anfangs auf weltweit renommierte Stücke, wollte jedoch auch Eigenproduktionen hervorbringen, die seit 1996 erfolgreich in bislang in 18 Sprachen in 23 Länder exportiert werden. Dazu zählen Musicals wie „Elisabeth“ (inzwischen das erfolgreichste deutschsprachige Musical weltweit), „Tanz der Vampire“, „Mozart“, „Rebecca“, „Rudolf – Affaire Mayerling“, „Der Besuch der alten Dame“, „Don Camillo und Peppone“ sowie „I am from Austria“.87

Heute sind bei den Vereinigten Bühnen Wien rund 750 Mitarbeiter beschäftigt, wovon 58 % technisches Personal, 12 % kaufmännische und künstlerische Verwaltung, 30 % Künstler und Orchestermusiker ausmachen.88 2019 waren ca. 421.000 Musical-Besucher in Wien zu verzeichnen, zudem rund 971.000 im Ausland.89

Aufgabe 1: Wie lässt sich der langanhaltende Erfolg von Musical-Theatern erklären?

Aufgabe 2: Erfassen Sie z.B. mithilfe eines Mindmaps bzw. Wirkungsgefüges, welche Effekte von einem erfolgreichen Musical-Theater auf die gesamte Tourismusdestination ausgehen können!

Aufgabe 3: Vergleichen Sie bekannte Musical-Städte europaweit! Auf welche touristischen Bausteine setzen diese Destinationen jeweils?

1 Stüttgen, Odo: Integrierte Verkehrssysteme in Zeiten der Globalisierung, in: Prima 5/2013, 66

2 erstellt nach: Statista: Weltweites Tourismusaufkommen nach Anzahl der Reiseankünfte in den Jahren 1950 bis 2022, 14.08.2023

3 vgl. Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes: Trendreport Tourismus 2023: Fakten, Prognosen und Herausforderungen für eine Branche im Wandel, Salzgitter 2023, 5

4 vgl. Europäischer Rechnungshof: EU-Unterstützung für den Tourismus, Luxembourg 2021, 7f

5 vgl. Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen: Europa – wichtigstes Reiseziel der Welt: ein neuer politischer Rahmen für den europäischen Tourismus (KOM/2010/0352 endg.), 3

6 vgl. Europäischer Rechnungshof: EU-Unterstützung für den Tourismus, Luxembourg 2021, 8ff

7 Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: Tourismus, https://www.bmwk.de, 14.08.2023

8 vgl. Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V.: DEHOGA-Zahlenspiegel IV/2022, Berlin 2023, 13; Deutscher Tourismusverband: Zahlen, Daten, Fakten – Das Tourismusjahr 2022 im Rückblick, Berlin 2023, 8; Statistisches Bundesamt: Binnenhandel, Gastgewerbe, Tourismus – Ergebnisse der Monatserhebung im Tourismus, Berlin 2022

9 vgl. Deutscher Tourismusverband: Zahlen, Daten, Fakten – Das Tourismusjahr 2022 im Rückblick, Berlin 2023, 4; Statistisches Bundesamt: Aktuelle Daten zur Tourismuswirtschaft – Wirtschaftliche Bedeutung und Nachhaltigkeit, o.O. 2021, 8

10 vgl. Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft: Tourismus in Österreich 2022, Wien 2023, 18ff

11 Eurostat; Europäische Kommission: Gemeinschaftliche Methodik für die Tourismusstatistik, Luxemburg 1998, 2

12 vgl. Eurostat; Europäische Kommission: Gemeinschaftliche Methodik für die Tourismusstatistik, Luxemburg 1998, 6

13 vgl. ebd.; Eurostat: Methodological manual for tourism statistics, Luxembourg 2014, 16f

14 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Wirtschaftsfaktor Tourismus Deutschland (Langfassung), Berlin 2017, 13

15 Opaschowski, Horst W.: Tourismus – Eine systematische Einführung, Analyse und Prognosen, Opladen 2002, 23

16 vgl. ebd., 2; Wissenschaftlicher Dienst des Europäischen Parlaments: Tourismus und die Europäische Union, Brüssel 2015, 4

17 vgl. ebd.

18 vgl. Freyer, Walter: Tourismus, Berlin/München/Boston 2015, 75

19 Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes: Trendreport Tourismus 2023: Fakten, Prognosen und Herausforderungen für eine Branche im Wandel, Salzgitter 2023, 5

20 erstellt nach: Freyer, Walter: Tourismus, Berlin/München/Boston 2015, 75 und 145

21 Meffert, Heribert; Burmann, Christoph; Kirchgeorg, Manfred; Eisenbeiß, Mark: Marketing – Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung, Wiesbaden 2018, 107

22 vgl. Freyer, Walter: Tourismus, Berlin/München/Boston 2015, 82

23 ebd., 83

24 Maslow Abraham H.: Motivation and Personality, New York 1954

25 vgl. Strunz, Herbert; Dorsch, Monique: Management im internationalen Kontext, München 2009, 56

26 modifiziert nach: Freyer, Walter: Tourismus, Berlin/München/Boston 2015, 79

27 vgl. Opaschowski, Horst W.: Tourismus – Eine systematische Einführung, Analyse und Prognosen, Opladen 2002, 91ff

28 Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V.: Reiseanalyse 2023, Kiel 2023, 13

29 Worm, Birgit; Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Schule der Wirtschaftskammer Österreich: Tourismus in Österreich, Wien 2014, 43

30 vgl. Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V.: Reiseanalyse 2023, Kiel 2023, 8

31 vgl. o.V.: Virtual Reality im Tourismus (11.07.2022), https://www.sueddeutsche.de, 14.08.2023

32 siehe dazu auch das Kapitel A/3 „Nachhaltigkeit im Tourismus“

33 vgl. Deutscher Tourismusverband: Zahlen, Daten, Fakten – Das Tourismusjahr 2022 im Rückblick, Berlin 2023, 18f

34 Mühlböck, Marisa: Solo Trip mit Sinn: Warum immer mehr Frauen alleine reisen, https://www.zukunfts-institut.de, 02.05.2023

35 vgl. Kirig, Anja: Slow Travel, https://www.zukunftsinstitut.de, 02.05.2023

36 Meffert, Heribert; Burmann, Christoph; Kirchgeorg, Manfred; Eisenbeiß, Mark: Marketing – Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung, Wiesbaden 2018, 101

37 Freyer, Walter: Tourismusmarketing, München 2009, 206

38 Kirchgeorg, Manfred: Einstellung, https://wirtschaftslexikon.gabler.de, 02.05.2023

39 vgl. ebd.

40 vgl. Strunz, Herbert; Dorsch, Monique: Management, München/Wien 2001, 124

41 Kotler, Philip; Haider, Donald; Rein, Irving: Standort-Marketing: Wie Städte, Regionen und Länder gezielt Investitionen und Tourismus anziehen, Düsseldorf 1994, 179

42 vgl. Althof, Wolfgang: Incoming-Tourismus, Berlin 2011, 28f; Scherhag, Knut: Wahrnehmung der Destination(smarke) durch Image und Special Interest Angebote, in: Eisenstein, Bernd; Scherhag, Knut: Images, Branding und Reputation von Destinationen: Herausforderungen erfolgreicher Markenentwicklung, Berlin 2022, 117

43 vgl. Freyer, Walter: Tourismusmarketing, München 2009, 565

44 Kirstges, Torsten: Sanfter Tourismus, München/Wien 2003, 103f

45 vgl. Kirstges, Torsten: Sanfter Tourismus, München/Wien 2003, 104

46 vgl. Strunz, Herbert; Dorsch, Monique: Management, München/Wien 2001, 123f

47 vgl. Freyer, Walter: Tourismus, Berlin/München/Boston 2015, 100; Freyer; Walter: Tourismus-Marketing, München 2011, 186ff

48 vgl. Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V.: Reiseanalyse 2023 (Präsentation), Kiel 2023, 4-23; Stiftung für Zukunftsfragen: Reisedauer 2022, https://www.tourismusanalyse.de, 12.04.2023

49 vgl. Bieger, Thomas; Beritelli, Pietro: Management von Destinationen, München 2013, 53f

50 ebd., 54

51 vgl. Freyer, Walter: Tourismus, Berlin/München/Boston 2015, 331

52 vgl. ebd., 322f

53 übersetzt aus: European Commission: Research for TRAN Committee – Overtourism: impact and possible policy responses, o.O. 2018, 15

54 vgl. ebd., 27

55 vgl. ebd., 26f; Kagermeier, Andreas: Overtourism, München 2021, 35ff

56 vgl. Fossland, Elise Angermo; Karlsen, Alexander Kjønsø; Johansen, John Inge: Lofoten vil innføre „bompenger“ for turister (27.04.2022), https://www.nrk.no, 02.05.2023

57 vgl. Lorentsen, Hilde Mangset; Rørstad, Ole Marius: Turistenes dobesøk sprenger kommunebudsjettet: – Skulle gjerne brukt pengene på noe annet (29.08.2019), https://www.nrk.no, 02.05.2023

58 vgl. Staberg, Marie; Johanesen, John Inge: Nå må du snart betale ekstra for å besøke Lofoten: Ønsket det lenge (20.01.2023), https://www.nrk.no, 02.05.2023

59 vgl. European Parliament: Research for TRAN Committee – Overtourism: impact and possible policy responses, o.O. 2018, 93f

60 Shakespeare, William: As you like it, Ware/Hertfordshire, 1993, 38

61 vgl. o.V.: Cats und Kotletts, in: Spiegel 38/1998, 132ff; Hamburg Tourismus GmbH: New York, London und Hamburg, https://www.hamburg-tourism.de, 16.08.2023

62 vgl. Hamburg Marketing GmbH: Die Hamburger Musicals, https://marketing.hamburg.de, 16.08.2023

63 vgl. Statista: Statistiken zu Musicals weltweit (28.11.2022), https://de.statista.com, 16.08.2023

64 vgl. Deutscher Reiseverband: Der deutsche Reisemarkt – Zahlen und Fakten 2022, Berlin 2023, 15

65 vgl. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein: Beherbergung im Reiseverkehr in Hamburg Dezember 2022, Hamburg 2023, 3; Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein: Beherbergung im Reiseverkehr in Hamburg Dezember 2019, Hamburg 2020, 3 und 5

66 vgl. Hamburg Tourismus GmbH: Kulturtourismusstrategie für Hamburg, Hamburg 2022, 17; Hamburg Marketing: Die Hamburger Musicals, https://marketing.hamburg.de, 16.08.2023

67 vgl. Schimmeck, Tom: Kultur am Fließband (18.08.2019), https://www.deutschlandfunk.de, 18.08.2023

68 vgl. o.V.: Stage Entertainment baut neues Musicaltheater in Hamburg (11.10.2011), https://www.stage-entertainment.de, 23.03.2016

69 vgl. Schütte, Gisela: Neues Musical-Theater entsteht für 65 Millionen Euro im Hafen (12.10.2011), https://www.welt.de, 04.06.2012

70 vgl. Stage Entertainment: Das Unternehmen, https://www.stage-entertainment.de, 16.08.2023; Stage Entertainment: Zahlen, Daten, Fakten, https://www.stage-entertainment.de, 16.08.2023

71 vgl. Stage Entertainment: Our business areas, https://www.stage-entertainment.com, 16.08.2023; Stage Entertainment: Our theatres, https://www.stage-entertainment.com, 16.08.2023

72 vgl. Stage Entertainment: Zahlen, Daten, Fakten, https://www.stage-entertainment.de, 16.08.2023

73 vgl. Stage Entertainment: Endlich wieder live! Wiederaufnahme des Spielbetriebes ab September 2021 (08.07.2021), https://www.stage-entertainment.de, 16.08.2023

74 vgl. Stage Entertainment: Musicals & Shows, https://www.stage-entertainment.de, 16.08.2023; Stage Entertainment: Das Unternehmen, https://www.stage-entertainment.de, 16.08.2023; Stage Entertainment: Unsere Eigenproduktionen, https://www.stage-entertainment.de, 16.08.2023

75 Ensuite-Produktionen werden über einen längeren, jedoch begrenzten Zeitraum im selben Theater gespielt.

76 erstellt nach: Stage Entertainment: Zahlen, Daten, Fakten, https://www.stage-entertainment.de, 16.08.2023

77 vgl. Juchelka, Rudolf: Wien als Musical-Stadt: Erklärungsansätze zur Genese und Bedeutung eines Standortes, in: Österreichische Gesellschaft für Wirtschaftsraumforschung (Hrsg.): Wirtschaftsgeographische Studien, Wien 2001, 31ff

78 vgl. Weck, Peter: War’s das? – Erinnerungen, Wien 2010, 268ff

79 vgl. Stadt Wien: Wien ist lebenswerteste Stadt, https://www.wien.gv.at, 16.08.2023

80 vgl. Stadt Wien, Gästeankünfte in Wien nach Herkunftsländern 2013 bis 2022, https://www.wien.gv.at, 16.08.2023; Stadt Wien: Gästeübernachtungen in Wien nach Herkunftsländern 2013 bis 2022, https://www.wien.gv.at, 16.08.2023; Magistrat der Stadt Wien Wirtschaft, Arbeit und Statistik: Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien 2022, Wien 2022, 234f

81 vgl. Stadt Wien: Gästebetten in Wien nach Betriebskategorien 2013 bis 2022, https://www.wien.gv.at, 16.08.2023

82 vgl. Wiener Tourismusverband: Wien-Tourismus – Destinationsmarketing & -managementorganisation für Wien, Wien 2023, 5

83 vgl. ebd., 4

84 vgl. Wien Tourismus: Der Wiener Urlaubsgast, Wien 2020, 10

85 Das Theater an der Wien wird seit 2006 wieder als Opernhaus genutzt.

86 vgl. Vereinigte Bühnen Wien: Die Theater der Vereinigten Bühnen Wien, https://www.vbw.at, 16.08.2023

87 vgl. Vereinigte Bühnen Wien: Jahresrückblick 2021, Wien 2022, 46

88 vgl. Vereinigte Bühnen Wien: Das Unternehmen, https://www.vbw.at, 16.08.2023

89 vgl. Vereinigte Bühnen Wien: Geschäftsbericht 2019, Wien 2020, 42

2Das touristische Angebot

„Die meisten Hotels verkaufen etwas,was sie gar nicht haben: Ruhe.“90

Das touristische Angebot, das von den Besuchern genutzt wird, setzt sich aus verschiedensten Dienstleistungen und Gütern zusammen, die von Akteuren unterschiedlichster Branchen bereitgestellt werden. Letztlich bestimmt die Gesamtheit all dieser Leistungen (bzw. wie diese aufeinander abgestimmt sind), ob das touristische Angebot von der jeweiligen Zielgruppe als attraktiv empfunden wird.

2.1Phasen der Dienstleistungserstellung

Bei Dienstleistungen, die im Rahmen touristischer Aktivitäten in Anspruch genommen werden, handelt es um Leistungen oder Tätigkeiten immaterieller Natur, die keine direkten Besitz- oder Eigentumsveränderungen mit sich bringen. Wie bei anderen Dienstleistern auch, fallen hier die Leistungserbringung und der Konsum der Leistung zeitlich zusammen. Eine Vorratsproduktion ist nicht möglich; vielmehr wird die Bereitschaft zur Erbringung einer Leistung angeboten. Auftretende Nachfrageschwankungen könnten – zumindest teilweise – durch unterschiedliche Preise, die Schaffung von Nachfrage außerhalb der Spitzenzeiten, zusätzliche Leistungen (solange die Kernleistung aus Kapazitätsgründen nicht erbracht werden kann) oder Buchungs- und Reservierungssysteme ausgeglichen werden. Die Qualität der Leistungserbringung ist stark von den ausführenden Personen abhängig. Kontrollmöglichkeiten bieten sich in Form von Fortbildungsmaßnahmen, Standardisierung der Leistungen und/oder Überwachung der Kundenzufriedenheit.

Die Erstellung von Dienstleistungen erfolgt generell in mehreren Phasen: Die Potentialphase beinhaltet die Bereitschaft zur Erstellung der Dienstleistung. Dazu zählen das zur Leistungserstellung erforderliche Personal, die technische Ausrüstung und die Zugangs- und Nutzungsmöglichkeit durch den Nachfrager. Die Prozessphase stellt die eigentliche Leistung dar, d.h., hier finden alle Tätigkeiten statt, die im Laufe der Leistungserstellung anfallen. Die Ergebnisphase beinhaltet das letztendliche Ergebnis, das durch die Leistungserbringung erzielt wurde.91

Die verschiedenen Tourismusdienstleistungen können diesem Phasenmodell zugeordnet und dabei auch entsprechend des Ortes der Leistungserbringung unterschieden werden in Leistungen, die bereits am Heimatort (z.B. Beratungsleistung im Reisebüro), während der Reise (z.B. Verpflegung oder Information) oder in der Tourismusdestination (z.B. Beherbergung, Transport vor Ort, kulturelle Angebote) konsumiert wurden.92 Daraus lässt sich eine touristische Dienstleistungskette einer Destination entwickeln, die alle beteiligten Gewerbe bzw. Branchen berücksichtigt:

Abbildung 2-1Dienstleistungskette einer touristischen Destination93

Zwei Kernelemente dieser Leistungskette – das Gastgewerbe sowie das touristische Transportwesen – werden nachfolgend etwas näher beleuchtet.

2.2Gastgewerbe

Beherbergungsgewerbe und Gaststättengewerbe werden oft unter dem Begriff Gastgewerbe zusammengefasst, wenngleich die Gastronomie natürlich nicht nur Leistungen für Touristen anbietet.

Als Beherbergungsbetriebe gelten „örtliche Einheiten, die dazu dienen, Gästen im privaten oder geschäftlichen Reiseverkehr eine Übernachtungsmöglichkeit bereitzustellen.“94

Dazu zählt einerseits die klassische Hotellerie, die neben Hotels auch Gasthöfe und Pensionen umfasst, andererseits die sogenannte Parahotellerie mit unterschiedlichsten Übernachtungsmöglichkeiten, wie Ferienwohnungen, Campingplätzen oder Jugendherbergen.

Klassische Hotellerie

Parahotellerie

Hotels (auch Kurhotels, Motels)

Hotels garnis

Pensionen

Gasthöfe

Ferienwohnungen, Ferienhäuser

Privatzimmer, Airbnb

Jugendherbergen

Camping, Caravaning

Sanatorien, Kurkliniken

Tabelle 2-1Beherbergungswesen nach Betriebsarten95

Die klassische Hotellerie umfasst Hotels (auch Kurhotels, Motels), Hotels garnis, Pensionen und Gasthöfe:

Dabei weisen Hotels das umfangreichste Dienstleistungsangebot auf, wenn auch in unterschiedlicher Qualität und in unterschiedlichem Ausmaß. Dazu gehören eine Mindestanzahl von 20 Zimmern, Aufenthaltsräume, ein Restaurant, das nicht nur von den Hotelgästen genutzt werden kann, und eine Rezeption.

Das Angebot in Hotels garnis und in Pensionen ist demgegenüber deutlich eingeschränkt und richtet sich ausschließlich an Hausgäste. Neben der Beherbergung gehören Frühstück und ggf. eine kleine Auswahl an Speisen und Getränken dazu.

Ein Gasthof ist eine i.d.R. im ländlichen Raum angesiedelte Speise- oder Schankwirtschaft, die auch Unterkünfte anbietet.96

Die Beherbergungsbetriebe der Parahotellerie sind sehr vielfältig und weisen entsprechend ihrer Ausrichtung auf die jeweiligen Zielgruppen spezifische Merkmale auf:

Ferienwohnungen stellen abgeschlossene Einheiten mit sanitären Einrichtungen und der Möglichkeit zur Selbstverpflegung in einem Haus dar, die gegen Entgelt zur zeitweiligen Nutzung bereitgestellt werden. Analog dazu sind Ferienhäuser zu betrachten.

Privatzimmer sind in privaten Häusern befindliche Unterkünfte. Da die Statistik üblicherweise nur Beherbergungsbetriebe mit mehr als neun Betten registriert, wird ein Teil der verfügbaren Ferienwohnungen und Privatzimmer hier gar nicht erfasst. Im Rahmen von Airbnb werden ebenfalls private Wohnungen vermietet, basierend auf einer Online-Plattform.

Das Angebot von Jugendherbergen richtet sich in erster Linie an junge Menschen, aber auch an Familien. Unterstützung erfolgt bei der Organisation von Programmen mit pädagogischem oder erholungsbezogenem Hintergrund. Verpflegungsangebote gelten hier nur für Hausgäste.

Nicht zu vernachlässigen sind Camping- und spezielle Wohnmobilstellplätze97, die in unterschiedlicher Ausstattung den Nutzerbedürfnissen gerecht zu werden versuchen.

Schließlich gehören auch Sanatorien und Kurkliniken, die als Krankenanstalt zugelassen sind und in denen Kurgäste logieren, zur Parahotellerie.98

Ibis-Hotel und Novotel, Wien Hbf

Hotel garni „Patrizier“, Schmalkalden

IFA-Ferienpark, Schöneck

Ferienwohnung in einem Schweizer Chalet, Zweisimmen

2022 existierten in Deutschland rund 50.200 Beherbergungsbetriebe, darunter ca. 30.300 Hotels, Gasthöfe und Pensionen, ca. 15.000 Ferienunterkünfte wie Jugendherbergen, Ferienhäuser/-wohnungen und Erholungszentren sowie ca. 3.200 Campingplätze.99

Tabelle 2-2Unterkünfte und Schlafgelegenheiten in Deutschland (2022)100

Während der Corona-Pandemie wurden die kontaktarmen Unterkunftsmöglichkeiten, wie Ferienwohnungen und -häuser oder Camping etwas stärker nachgefragt als in den Jahren zuvor.

Abbildung 2-2Unterkunftsarten bei Urlaubsreisen der Deutschen im Inland101

Unterkünfte mit Eisenbahnflair

Umgebaute Empfangs- oder andere Bahngebäude, ausrangierte Eisenbahnwaggons oder gar Lokomotiven – es gibt inzwischen verschiedenste Übernachtungsmöglichkeiten, die Eisenbahnflair aufkommen lassen. Teilweise wurde hierbei sehr viel Wert darauf gelegt, eisenbahnbezogene Elemente zu erhalten und gezielt in die Gestaltung der Räume einzubinden. Teilweise dienen die alten Waggons mehr oder weniger auch nur als „Hülle“ für eine moderne Ausstattung.

Im seit 1991 existierenden „Wolkensteiner Zughotel“ stehen je ein Schlafwagen 1. und 2. Klasse, ein Regierungsabteil und zwei Suiten sowie fünf Ferienwohnungen in fünf Ferienzügen zur Auswahl. Weitere Waggons wurden zu Rezeption und Restaurant umgebaut. Zudem gibt es im umgebauten Bahnhofsgebäude eine weitere Ferienwohnung.102

Weitere Möglichkeiten, in umgebauten Eisenbahnwaggons zu übernachten, finden sich z.B. im Zughotel Waldkirchen, in den Schlafwagen an der Brauerei Varnsdorf, im Lokomotel Stadtlohn, im Ferienbahnhof Reichenbach, im Schlafwagenhotel des „Alten Bahnhofs“ in Gemünden, im Kulturhafen Groß Neuendorf, in den Ferienwaggons der Zittauer Schmalspurbahn in Oybin und Johnsdorf, im Waggonhotel in Anger, in zwei Schlafwagen bei „SovPåTåg“ in Tärnsjö oder in zwei „Luxury Lodges“, die in Freienfeld in einem Waggon im Stil des Orient Express eingerichtet wurden.103

Eher selten sind Unterkunftsmöglichkeiten in Lokomotiven. Eine entkernte Diesellok der Baureihe V180 wurde in Wiesenburg an der Eisenbahnstrecke Zwickau–Schwarzenberg zum „Lokhotel V180“. Hier stehen seit 2021 drei als Themenräume gestaltete Zimmer zur Verfügung.104

Zum Gaststättengewerbe zählen Betriebe, die Getränke (Schankwirtschaften) und Speisen (Speisewirtschaften) zum sofortigen Verzehr in entsprechenden Räumlichkeiten anbieten.105 Ferner gehören dazu auch Kantinen und Caterer.

Laut DEHOGA gibt es in Deutschland ca. 138.0007 Betriebe im Gaststättengewerbe, in denen 2022 603.000 Beschäftigte tätig waren.106

2.3Touristisches Transportwesen

Verkehr ist ein wesentlicher Bestandteil der touristischen Leistungskette. Grundsätzlich kann zwischen zwei Arten von tourismusbedingtem Verkehr unterschieden werden:

zum einem dem An- und Abreiseverkehr, der zwischen Wohnort und Destination stattfindet,

zum anderen dem lokalen Tourismusverkehr am Zielort, der Transfers, Besuchsaktivitäten und Exkursionen dient.

Dabei macht der An- und Abreiseverkehr generell ein Vielfaches des lokalen Tourismusverkehrs aus.

Anreise per Bahn

Mobil vor Ort

Eine detailliertere Unterscheidung kann nach folgenden Kriterien vorgenommen werden:

Tabelle 2-3Klassifizierung des touristischen Verkehrs107

Verkehrsmittel sind technische Geräte oder Vorrichtungen, die den Personentransport von einem Ort zum anderen ermöglichen. Dabei unterscheidet man zwischen öffentlichen (allgemein zugänglichen) und nicht-öffentlichen (privaten) Verkehrsmitteln bzw. motorisierten und nicht motorisierten Verkehrsmitteln.

Ebenso vielfältig wie die Verkehrsmittel sind die touristischen Verkehrswege und -stationen:

Tabelle 2-4Verkehrswege, -mittel, und -stationen des touristischen Transportwesens108

Die Auswahl eines oder mehrerer Verkehrsmittel für eine Urlaubsreise hängt u.a. von Kriterien wie Bequemlichkeit, Schnelligkeit und Kosten ab. Entscheidungsbeeinflussend wirken zudem das Reiseziel, der Preis und die Dauer der Reise, die Angebotsqualität, die Zahl der Reiseteilnehmer sowie die Frage der Mobilität vor Ort. Mitunter wird aber den Touristen die Entscheidung für ein bestimmtes Verkehrsmittel abgenommen, da dieses bereits Bestandteil des Reisepakets ist (vgl. Pauschalreise).109 Auch subjektive Faktoren, wie das Image der einzelnen Verkehrsmittel, können entscheidungsbeeinflussend wirken:

Image der Verkehrsmittel

positive Eigenschaften

negative Eigenschaften

Pkw

unabhängig, individuell, schnell, bequem, Familien mit Kindern, viel Gepäck, Ferien/Urlaub

Benzinpreise, Stau, Unfall, Pannen, Reparaturen, Gestank, Stress, anstrengend, Lärm, Hitze, unsicher

Bus

billig, Kontakte zu Mitreisenden, fröhlich, Gemeinschaftserlebnis, gute Stimmung, gemütlich, bequem

eng, schlechte Luft, heiß, Lärm, zu viele Menschen, langsam, Schaukeln, unbequem, Gruppenreise, arme und ältere Leute

Bahn

bequem, ruhig, ohne Stress, sicher, zuverlässig, schnell, gemütlich, Speise- und Schlafwagen, Landschaft betrachten, wetterunabhängig

langsam, lange Reisezeit, überfüllt, umsteigen, Gepäck tragen, Verspätung, teuer, langweilig, Wartezeiten, Gerüttel

Flugzeug

Charter: schnell, bequem, Urlaub, billiger als Linienflugzeug; Linie: weite Reisen, guter Service, schnell, bequem, Komfort, Reise, Stewardessen, zuverlässig

Angst, unsicher, Absturzgefahr, Luftpiraten, eng, überfüllt, Massenabfertigung, alte/schlecht gewartete Maschinen, unpünktlich, Verspätungen, schlechter Service, teilweise zu teuer, Übelkeit

Schiff

Erholung, in der Sonne liegen, Seeluft, Romantik, Abenteuer, Luxus, gutes Essen, gesellschaftliches Ereignis

Seekrankheit, gefährlich, Sturm, langweilig, teuer, langsam, viele alte Leute

Tabelle 2-5Verkehrsmittel und damit verbundene Images110

2.4Barrierefreies Reisen

„Eine barrierefreie Reise steht und fällt mit dem Transport– von der Anreise über die Fortbewegung am Zielort bis zur Rückreise.“111

Der Anteil der Menschen mit Mobilitäts- bzw. Aktivitätseinschränkungen in der Europäischen Union wird auf ca. 80 Mio. geschätzt, was einem Anteil von 16 % der Bevölkerung entspricht.112 Bedingt durch den demographischen Wandel und die zunehmende Reisefreudigkeit älterer Menschen kommt der Thematik Barrierefreiheit gerade in einer serviceorientierten Branche wie dem Tourismus eine immer größere Bedeutung zu. Bei der Entwicklung barrierefreier Reiseangebote kann die touristische Dienstleistungskette als Ausgangspunkt fungieren. Denn nicht nur im Rahmen der Fortbewegung, ob bei An- und Abreise oder Ausflügen vor Ort, sondern auch bezüglich der Angebote von Hotels und Restaurants, Sehenswürdigkeiten, Sport-, Freizeit- und Kultureinrichtungen und auch Informationsmöglichkeiten gilt es, barrierefreie Alternativen zu schaffen.113

Barrierefreiheit heißt hierbei, „dass Gebäude, Einrichtungen, Gegenstände, Medien und Dienstleistungen so gestaltet werden, dass sie von jedem Menschen, unabhängig von eventuell vorhandenen Behinderungen, uneingeschränkt benutzt werden können.“114