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Jede Verschwörung lebt von einem dunklen Rest und der Vorstellung ihrer Nichtauflösung, mehr noch: Verschwörungen haben eine starke Ähnlichkeit mit religiösen Heilserwartungen. Die Lage ist dementsprechend unklar. Die hier angestellten Überlegungen zu den Verschwörungstheorien der Illuminaten und Templer bis hin zu den "Weisen von Zion" sollen zumindest ein wenig Licht in das Dunkel der kruden Welt von Verschwörungen bringen. Im Anhang finden sich aussagekräftige Auszüge aus den Original-Schriften der Templer und Illuminaten. Die ausgewählten Originalquellen zeigen, was wirklich beabsichtigt war. Spekulationen, unbegründete Vermutungen und unbewiesene Behauptungen widerlegt der Autor mit ausgewählten Beispielen. Ein kritischer und rationaler Blick auf Verschwörungstheorien, der davon ausgeht, dass die Welt komplex und rätselhaft genug ist und ihr nichts zusätzlich unterstellt werden muss, was ihr nicht entspricht. Inhalt: Über die erste Verschwörung Verschwörungstheorien sind Theorien Verschwörung und Heilserwartung Illuminaten Die Illuminaten erobern Amerika Weltrevolution und Weltherrschaft: Die Protokolle der Weisen von Zion Politische Geheimbünde und Verschwörungen: NS-Ideologie und Thule-Gesellschaft Die geheimen Templer Geheimdienste und Verschwörung: CIA, JFK und 9/11 Eine Liste zu behandelnder Verschwörungstheorien Nachbetrachtung: Cui bono - Wem nützt es? 10 Ratschläge was tun, wenn Sie sich mit einer Verschwörungstheorie konfrontiert sehen Anhang 1: Verschwörung als Gleichung Anhang 2: Auszüge aus den Originalschriften der Illuminaten und Templer Literaturliste
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Seitenzahl: 147
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Gewidmet ist dieses Buch:
Lobsang Rampa,
Carlos Castaneda,
Robert Shea und Robert Anton Wilson.
Über die erste Verschwörung
Verschwörungstheorien sind Theorien..
Verschwörung und Heilserwartung
Illuminaten
Die Illuminaten erobern Amerika..
Weltrevolution und Weltherrschaft: Die Protokolle der Weisen von Zion
Politische Geheimbünde und Verschwörungen: NS-Ideologie und Thule-Gesellschaft
Die geheimen Templer
Geheimdienste und Verschwörung: CIA, JFK und 9/11
Eine Liste zu behandelnder Verschwörungstheorien
Nachbetrachtung: Cui bono – Wem nützt es?
10 Ratschläge was tun, wenn Sie sich mit einer Verschwörungstheorie konfrontiert sehen
Anhang 1: Verschwörung als Gleichung
Anhang 2: Auszüge aus den Originalschriften
der Illuminaten
der Templer
Literaturliste
Wenn drei sich verschwören, sind zwei davon Regierungsbeamte und einer ein Idiot.
Wo trifft man auf die älteste aller Verschwörungen? Richtig: im Alten Testament. Genauer im Buch Genesis, Kapitel 3, Vers 1–24. Dort lesen wir über den Fall des Menschen, den Sündenfall von Adam und Eva sowie die Geschichte mit dem Apfel und der Schlange. Die Bibel berichtet davon so:
Und die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu der Frau: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten? Da sprach die Frau zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten; aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbet! Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist (Gen 1, Mose 3, 1–6, LU).
Die Schlange schürt bei Eva Zweifel an Gottes Gebot, unter keinen Umständen von der Frucht des „Baumes der Erkenntnis“ zu essen. Der Zweifel fruchtet und Eva überzeugt Adam, das Gebot Gottes zu übertreten mit der Folge, dass beide sich ihrer Nacktheit bewusst werden und vor Gott verstecken. Kurze Zeit später werden sie aus dem Paradies vertrieben. Wir kennen dies als den Sündenfall, als Verlust der paradiesischen Unschuld zugunsten eines Aktes der Erkenntnis.
Aber kann man diesen Vorgang als Verschwörung werten und im Zuge einer Verschwörungstheorie deuten?
Betrachten wir das Ganze im Kontext der christlich-abendländischen Weltsicht: Es gibt eine Allianz zwischen der Schlange und Eva (Verschwörung 1), von Eva mit Adam (Verschwörung 2) und im übergeordneten Sinne der Schlange mit Eva und Adam gegen Gott (Verschwörung 3).
Wenn wir die religiöse Botschaft beiseite lassen, haben wir es in Ansätzen mit dem Muster einer klassischen Verschwörung zu tun. Zunächst einmal geht es darum, eine bestehende Ordnung aufzubrechen. Das geschieht nicht offen, sondern verdeckt, indem Zweifel gesät werden und das Wissen darüber exklusiv, d. h. nur wenigen Menschen vorbehalten bleibt, denn je weniger davon wissen, desto erfolgreicher wird das geplante Unternehmen sein. In der Tat wissen lediglich Eva und die Schlange – später auch Adam – davon. Aber, und das ist das Bemerkenswerte, wir haben es hier mit einer „doppelten“ Verschwörung zu tun, denn über die „wahren“ Pläne der Schlange sind Eva und Adam nicht informiert. Sie wissen weder, warum die Schlange Zweifel säen will, noch dass sie etwas im Schilde führt.
Die Schlange ist nur vordergründig daran interessiert, dass Eva und Adam vom „Baum der Erkenntnis“ kosten. Ihr Ziel ist es vielmehr, Unordnung in die paradiesische Ordnung zu bringen. Was nützt ihr das?, ist die entscheidende Frage.
Der Grund liegt wohl darin, die absolute Macht Gottes zu erschüttern oder infrage zu stellen. Um ihre Absichten zu verschleiern, gibt sie vor, ein anderes Ziel zu verfolgen, indem sie Zweifel sät und das Gebot Gottes gegen Gott selbst wendet.
Ihren eigenen Einwand, Adam und Eva dürften im Paradies doch alles tun, legt die Schlange so aus, dass dies auch den „Baum der Erkenntnis“ einbeziehe. Aber genau von diesem sollten sie sich fernhalten. Die Schlange nutzt einen Widerspruch oder eine „dunkle Stelle“ in Gottes freimütigem Gebot aus. Sie schürt den Zweifel. Dahinter steckt ein strategisches Spiel, bei dem Adam und Eva lediglich Mitspieler sind.
Der „Teufel“ in Gestalt der Schlange fordert Gott immer wieder heraus, zum Beispiel im Buch Hiob. Er verkörpert eine „dunkle“ Seite der Schöpfung. Seine wahren Absichten werden nicht offengelegt. Werden diese aufgedeckt, wird auch die scheinbare Naivität in der Rede der Schlange als manipulativ erkennbar.
Schießlich gelingt es der Schlange, Eva in das Bündnis gegen Gott zu verwickeln. Die Verschwörung 1 geht von der Schlange aus und verstrickt Eva darin. Mit Verschwörung 2 übernimmt Eva die Initiative und wendet sich mit Adam gegen Gott, um eines seiner Gebote zu übertreten. Und im Hintergrund agiert die Schlange, deren wahre Absichten vorerst unbekannt sind. Faktisch ist es Absicht der Schlange, Adam und Eva gegen Gott aufzubringen. Zu diesem Zweck argumentiert sie wie folgt: Gott habe zwar das Essen vom Baum der Erkenntnis verboten, aber Adam und Eva nicht gesagt, warum. Er habe ihnen doch das gesamte Paradies zur Verfügung gestellt, mit einer Ausnahme: der Früchte des „Baumes der Erkenntnis“. Hat Gott etwas zu verbergen?
Die Schlange hebt genau den Umstand dieses Widerspruches hervor: Die Möglichkeit, im Paradies mit einem Widerspruch zu leben, ist ausgeschlossen.
Warum kann es im „ganzen“ Paradies, d. h. im Paradies der Ganzheit, eine Ausnahme geben? Welcher Sinn verbirgt sich darin? Traut Gott ihnen nicht? Darüber hinaus gibt es weitere Fragen: Warum wurde Eva wirklich von der Schlange verführt? Was ist das wahre Interesse der Schlange? Wer steuert die ganze Sache?
Solche Überlegungen bilden den Kern einer Verschwörungstheorie mit dem Ziel, verborgene Zusammenhänge aufzudecken, Manipulationsmechanismen aufzuzeigen und geheime Drahtzieher zu entlarven. Dabei wird alles infrage gestellt, sogar das Ereignis selbst, und es werden Überlegungen und Hypothesen zu den „wahren“ Gründen angestrengt (Verschwörung 3). Verschwörungstheoretische Fragen werden nicht von den „Verschwörern“ gestellt, sondern von jenen, die den Blick von außen auf die Verschwörung richten.
Wann immer dies der Fall ist, haben wir es mit einer Verschwörungstheorie zu tun. Eine Trennung von Verschwörung und Verschwörungstheorie ist notwendig, um sichere Erkenntnisse zu gewinnen.
Mit jeder Einsicht in die Mechanismen einer Verschwörung stellt sich heraus, dass sie stets ein anderes Erscheinungsbild zeigt. Sie lenkt durch ihr Wesen von sich selbst und ihrem eigentlichen Ziel ab. Das Wohl des einen ist das Weh des anderen.
Die unheilvolle Propagandaphrase im Dritten Reich: „Ein Volk, ein Reich, ein Führer!“ suggerierte im Prinzip etwas Ähnliches. Sie besagt, dass es eines Führers bedarf, um ein Reich und ein Volk zu sein. Doch aus welchem Grund? Wenn ein Volk und ein Reich ohnehin bestehen, warum muss dann jemand noch das alleinige „Sorgerecht“ als Führer für sich beanspruchen, für etwas, das aus sich heraus zu existieren vermag und bereits existiert? Und warum nur „ein“ Führer und nicht mehrere?
Objektiv betrachtet gibt es keinerlei Notwendigkeit für genau „einen“ einzigen Anführer. Dennoch wird eine solcher Bedarf suggeriert. Das eine ist die Aussage „Volk – Reich – Führer“, das andere ist die theoretische Aufarbeitung dieser Suggestion: Warum bedarf es eines Führers, um etwas bereits Bestehendes zu stützen? Antwort: Es gibt keinen Bedarf für ausschließlich einen Anführer. Es lassen sich andere Möglichkeiten denken, um zu regieren, beispielsweise ist eine demokratische Lösung möglich. In diesem Sinne lenkt eine Verschwörung die Aufmerksamkeit von etwas ab, das offensichtlich ist und keiner Erklärung bedarf und bietet stattdessen eine Erklärung an, die streng genommen nicht benötigt wird.
Nehmen wir einmal an, dass alles und jeder von einer geheimen Macht kontrolliert wird. Dann stellt sich die Frage, warum soll dem so sein? Wer hat ein Interesse daran? Was sind die Folgen dieser Steuerung? Konsequent zu Ende gedacht, bliebe allein der Verdacht auf Manipulation übrig. Doch Manipulation um ihrer selbst willen nützt niemandem. Denn gäbe es einen geheimen Weltführer, wen oder was würde er führen wollen, wenn niemand von ihm wüsste? Was nützt er den Menschen, wenn sie ihn weder kennen noch über ihn sprechen dürfen? Wer sind seine Helfer? Seine Vertrauten? Und was noch verwirrender klingt: Warum weiß jemand etwas über ihn, wo doch alles so „geheim“ ist?
Die Absicht, eine Verschwörung exquisit für Auserwählte nachzuweisen, führt nur vordergründig zu einer Verschwörungstheorie. Man beharrt auf den Fakten und Tatsachen der Verschwörung. Da diese aber einer Überprüfung nicht standhalten, weil vieles „geheim“ ist und nicht „alles“ gesagt werden darf, haben wir es nicht mit einer Verschwörungstheorie zu tun, sondern mit einer weiteren Verschwörung, einer Verschwörung 2.0!
Eine solche Verschwörung 2.0 gleicht der Suche nach der Weltformel in der Hoffnung, dass, wenn man die richtige Theorie gefunden hat, alles mit allem zusammenpasst und alles erklärt werden kann: Man ist dann im Besitz der „Wahrheit“. Doch bleibt Wahrheit trügerisch, weil sie nie vollständig sein wird. Dementsprechend wird eine solche Theorie ein Opfer ihrer eigenen Vorgaben.
Diesen Kreislauf gilt es zu durchbrechen. Dafür müssen aber die Bausteine einer Verschwörungstheorie bekannt sein.
Wesentliche Elemente einer irregeleiteten Verschwörungstheorie:
1. Ein Ereignis erscheint rätselhaft, widersprüchlich oder geheimnisvoll.
2. Es wird vermutet, dass es etwas anderes bedeutet, als es aussagt oder sich etwas dahinter verbirgt, was sich auf den ersten Blick nicht erkennen lässt.
3. Die Suche nach einer verborgenen oder geheimen Bedeutung beginnt. Es ist möglich, dass jemand etwas vom Hörensagen weiß (jemand hat jemanden etwas sagen hören) oder man ahnt, was der wahre Sinn und Zweck hinter einem Sachverhalt sein könnte.
4. Es werden Vermutungen über das Ereignis und die Rolle der beteiligten Akteure angestellt. (Kontrollieren und steuern geheime Kräfte unser Leben?)
5. Widersprüchliche Erzählungen kursieren, es werden Fragen aufgeworfen, Antworten gegeben und wieder verworfen, neue Fragen gestellt, usw. Eine Theorie wird als Erklärungsmodell präsentiert. Alles wird bedeutsam und alles wird bewertet.
6. Am Ende ist man genauso ratlos und verwirrt wie am Anfang. Es gibt keinen standfesten Boden und kein gesichertes Wissen, auf das man zurückgreifen kann, sondern nur Spekulationen und mehr oder weniger beweisbare Annahmen, die aber so vertreten werden, als seien sie die einzige Wahrheit.
Letztlich versagen bewährte Kommunikationsmittel wie rationale Argumente und vernünftige Begründungen, denn alles kann durch Argumente widerlegt und neu bewiesen werden. Ein objektiver Maßstab für eine Theorie über die Verschwörung fehlt.
Alles kann infrage gestellt werden: nicht nur der Verlauf und die Deutung eines Ereignisses, sondern auch seine Intention bis hin zum Verdacht auf Hintergründigkeit und dass alles gar Teil einer Inszenierung sein könnte. Selbst der Aufklärer einer Verschwörung könnte ein „Doppelagent“ sein. Letztlich geht es nicht mehr um die Aufklärung und Offenlegung von Fakten oder Sachinformationen, weil diese schnell in den Dienst der Manipulation und Verschleierung gezogen werden. Eine solches verschwörungstheoretisches Gebaren wird so zu einer Verschwörung 2.0.
Wie unterscheidet sich eine Verschwörungstheorie im Sinne einer Verschwörung 2.0 von einer seriösen Verschwörungstheorie?
Bei seriöser Theoriebildung kommt es auf Folgendes an: Erstens auf die kritische Reflexion des eigenen Standpunktes. Das besagt, im Bewusstsein vorzugehen, dass alle Theorien vorläufig sind und einen erkenntnistheoretischen Wert darstellen, bis eine bessere Theorie gefunden wird (Falsifikation). Des Weiteren fehlt das Sendungsbewusstsein, das Verschwörungstheoretiker im Sinne von Verschwörung 2.0 kennzeichnet. Eine seriöse Verschwörungstheorie bleibt neutral in ihrer Argumentation, kritisch in der Reflexion und argumentiert weder manipulativ noch absolut. Ganz anders als die Schlange im Buch Genesis.
Das dortige Beispiel des Sündenfalls bietet sich als Archetyp für jede Verschwörung an: die vermeintliche Inszenierung eines Ereignisses, das nicht ist, was es zu sein scheint, und das Folgen zeitigt, die nicht beabsichtigt sind und doch herbeigeführt werden wollen.
Der Archetypus der Verschwörungstheorie ist gekennzeichnet durch Zweifel, Mehrdeutigkeit, Ungewissheit und die Aussicht, diese Dämonen in einem geeigneten Erklärungsmodell zu bannen. Das weiß man aber nur, weil man an Erklärungen und Interpretationen zweifelt, und zwar im doppelten Sinne, einmal in Bezug auf das Ereignis selbst und einmal in Hinblick auf dessen Interpretation. Letzteres bildet die Grundlage einer Verschwörungstheorie, ersteres kann das Fundament für eine Verschwörung 2.0 vorbereiten.
Der Zweifel ist die Triebfeder jeder „echten“ Verschwörungstheorie. Er ist der Grund, warum man sich auf die Suche begibt und manchmal jahrelange quälende Recherchen auf sich nimmt. Doch wonach sucht man?
Nach dem Gegenteil von Zweifel: nach sicherem Wissen! Nach der Gewissheit, herauszufinden, wie ein Ereignis stattgefunden hat, was es bedeutet und inwieweit es sich erklären lässt. Es geht nicht darum, weiterhin Verschwörungen zu liefern, sondern in einem aufklärerischen Sinne zu wirken, die Verzauberung wieder zu entmystifizieren, den vermeintlichen Bann des Weltbildes zu lösen und dem tiefen Grau eine bunte Vielfalt entgegenzusetzen.
Halten wir fest: Es gibt (vermutete) Verschwörungen und es gibt den Versuch, sie zu erklären (Verschwörungstheorie). Das sind die beiden Grundbausteine. Darüber hinaus kann es eine Verschwörung über eine bestehende Verschwörung geben. Sie hat die Aufgabe, entweder weitere Zweifel zu säen oder eine bestehende Verschwörung auszubauen. Man kann von einer Verschwörung 2.0 sprechen, im Sinne der Fortsetzung einer Verschwörung mit anderen Mitteln. Das alles ist in unserer Lebenswelt zu finden, wie am Beispiel der Illuminaten zeigbar wird.
So gab es die historischen Illuminaten, die eine belegbare Zeitspanne umfassten und im Geheimen operierten (= Verschwörung).
Es gibt vermeintliche Verschwörungstheorien um die Illuminaten, die besagen, dass diese nach ihrer Auflösung am Ende des 18. Jahrhunderts weiter existieren, obwohl es dafür keinen Hinweis gibt, und dass diese neuen Illuminaten vom historischen Illuminatentum abweichen und zwar je nach Theorie so weit, dass sie die Ideen der ursprünglichen Illuminaten in ihr Gegenteil zu verkehren vermochten (= Verschwörung 2.0).
Und es gibt Forschungen, die das Illuminatentum aufarbeiten und neu bewerten, sich historischer Quellen bedienen, Annahmen von Beweisen trennen, Fake News durch Tatsachen und Behauptungen durch belegbare Erkenntnisse ersetzen (=Verschwörungstheorien).
Das ist das Grundmuster, dem ich folge. Mein Ziel ist es, Spekulationen, unbegründete Annahmen und andere unbewiesene Behauptungen anhand weniger Beispiele zu zerlegen. Die Grundlage ist eine rationale, vernünftige und nachvollziehbare Darstellung. Querdenken ist nicht die Absicht dieses Textes. In diesem Sinne handelt es sich um eine Darstellung der Verschwörungstheorie, die davon ausgeht, dass die Welt komplex und rätselhaft genug ist und ihr nichts zusätzlich angedichtet werden muss, das ihr nicht entspricht.
Verschwörungstheorien sind Theorien über Verschwörungen. Bei einer Theorie handelt es sich immer um eine Annahme oder eine Vermutung, die anhand von Tatsachen überprüft werden muss. Eine Theorie kann zutreffen oder nicht. Dasselbe gilt für eine Verschwörungstheorie. Eine Theorie soll im besten Fall eine Begründung dafür liefern, warum etwas genau so stattgefunden hat. Sie soll Argumente liefern, warum etwas so ist und nicht anders.
Um eine Theorie zu begründen, benötigt man Beweise oder Argumente. Sie stützen die Theorie und helfen, einen Sachverhalt zu begründen, von dem man annimmt, dass er begründbar ist und dass seine Begründung nicht so ohne Weiteres offenliegt. Wäre Letzteres der Fall, bräuchte man keine Theorie.
Bei einer Verschwörungstheorie erleben wir Ähnliches mit einem kleinen Unterschied: Eine Verschwörungstheorie ist kein Indiz und kein Garant für eine Verschwörung. Es kann Verschwörungstheorien geben, die auf keiner Verschwörung fußen. Eine Verschwörungstheorie ist eine Vermutung.
Sie drückt einen Verdacht aus, dass etwas so und so sein könnte. Dieser Verdacht, der anfangs nur wage sein kann, erhärtet sich (oder auch nicht) durch Hinweise, Belege und Material, das zusammengetragen wurde und verdichtet sich zu einer Theorie.
Eine Verschwörungstheorie kann auf eine Verschwörung verweisen, auf eine, die stattfindet oder bereits stattgefunden hat. Im ersten Fall ist die Verschwörung noch in vollem Gange; im zweiten Fall abgeschlossen. In beiden Fällen aber soll eine Verschwörungstheorie die Frage beantworten: Warum diese Verschwörung? Welches Ziel und welche Absicht hat sie? Wer steckt dahinter? Was bedeutet sie? Was ist ihr Zweck?
Verschwörungen haben große Ähnlichkeit mit religiöser Heilserwartung. Die Suche nach verborgenen Zusammenhängen sind Ausdruck einer eschatologischen Haltung und der Sehnsucht danach, dass alles mit allem zusammenhängt. Verschwörung ist Ausdruck einer Sehnsucht nach Ordnung, einer universalen, übermenschlichen, kosmischen, göttlichen Ordnung.
Denn wenn alles mit allem zusammenhängt, dann hat alles seinen Platz. Dann gibt es böse und gut, dann gibt es richtig und falsch. Dann gibt es Menschen, die es gut mit mir meinen und solche, die das nicht tun. Dann weiß ich endlich, woran ich bin.
In den 1920er-Jahren schrieb der Soziologe Max Weber: „Die Moderne ist entzaubert.“ Entzaubert meint nicht nur, dass alles offen vor uns liegt, sondern auch, dass wir eine Ordnung nicht mehr ohne Weiteres erkennen können, dass nicht mehr ein numinoses transzendentes Etwas der Welt Sinn verleiht.
Da wir in der Moderne leben, sind auch wir Opfer dieser Entzauberung. Und doch fühlen wir uns nicht sehr wohl in einer Welt, der der Zauber fehlt, seine eigentümliche Heimeligkeit, seine Wärme und Geborgenheit. Möglicherweise wird deshalb nach dem verloren gegangenen Zauber gesucht, der die Welt wieder zusammenführt. Moderne bedeutet Zersplitterung, Unvorhergesehenes, Kälte, Disharmonie, Unordnung bzw. Chaos. Moderne meint aber auch, dass wir es selber sind, die der Welt Sinn verleihen. Jedoch: aus welchem Grund heraus? Haben wir nicht eben jenen transzendentalen Grund verloren, der sinnstiftend wirkt? Kann eine Verschwörungstheorie demnach nicht auch Ausdruck von Hoffnung sein, eine Ordnung wiederzufinden, die auf immer verloren schien?
Vernunft allein ist kein ausreichendes Instrument bei der Begegnung mit einer Verschwörung. Mit vernünftigen Argumenten können Verschwörungsmythen ebenso wenig belegt wie widerlegt werden. Wäre dem nicht so, blieben die vielen Bücher, die es darüber gibt, ungeschrieben und ungelesen.
Das Merkwürdige dabei ist, dass alle Bücher, Schriften, Filme oder Internetbeiträge, die Verschwörungen theoretisieren, durchaus vernünftig argumentieren, während sie gleichzeitig einen Rest an Unbehagen zurücklassen.
Nehmen wir einmal an, eine Verschwörung ließe sich mit Argumenten offenlegen, vorausgesetzt, diese wären hieb- und stichfest und für „alle“ einsehbar? Wäre das im Sinne einer Verschwörung?