Verstehst du dein Kind? - Götz Blome - E-Book

Verstehst du dein Kind? E-Book

Götz Blome

4,8

Beschreibung

Ist Ihr Kind eifersüchtig, angeberisch, feige, unruhig, deprimiert oder unselbständig, hat es Probleme mit seinen Mitmenschen, Minderwertigkeitskomplexe oder Schuldgefühle, leidet es unter Angst, Willensschwäche oder Konzentrationsstörungen? In diesem Buch finden Sie zu diesen vielen weiteren problematischen Eigenarten und Verhaltensweisen im Kindesalter verständliche Erläuterungen und praktische Lösungsvorschläge. Es ist die Aufgabe der Eltern und Erwachsenen, den Kindern dabei zu helfen, in dieser komplizierten Welt zurechtzukommen und einen akzeptierten Platz in der menschlichen Gesellschaft einzunehmen. Um ein Problem lösen zu können, muss man es analysieren, und um einem Kind in einer schwierigen Lebenssituation helfen zu können, muss man es verstehen. Dieses Buch soll Ihnen dabei behilflich sein.

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Seitenzahl: 285

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ist Ihr Kind zu eifersüchtig, angeberisch, feige, unruhig oder unselbständig, hat es Probleme mit seinen Mitmenschen, Minderwertigkeitskomplexe oder Schuldgefühle, leidet es unter Angst, Willensschwäche oder Konzentrationsstörungen? Dieses Buch gibt Ihnen zu diesem und vielen weiteren problematischen Eigenarten und Verhaltensweisen im Kindesalter verständliche Erläuterungen und praktische Lösungsvorschläge.

Eine gute Beziehung zu anderen Menschen ist nur möglich, wenn wir zu liebevollem Verständnis und tolerantem Respekt fähig und bereit sind. Das gilt besonders für den Umgang mit Kindern. Man darf nie vergessen, dass sie – wie übrigens jeder Mensch - immer so gut und richtig handeln, wie es ihnen aufgrund ihres Charakters und ihrer Erfahrungen momentan möglich ist, und sie können es nie verstehen, wenn man sie deswegen ablehnt, kritisiert, verurteilt oder straft.

Es ist die Aufgabe der Eltern und Erwachsenen, ihnen dabei zu helfen, in dieser komplizierten Welt zurechtzukommen und einen akzeptierten Platz in der menschlichen Gesellschaft einzunehmen. Um ein Problem lösen zu können, muss man es analysieren und um einem Kind in einer schwierigen Lebenssituation helfen zu können, muss man es verstehen. Dieses Buch soll Ihnen dabei behilflich sein, wobei auch jeweils die gerade bei Kindern bewährte Bach-Blüten angegeben werden.

Dr. med. Götz Blome

Problematische psychische Eigenarten

Angst

(Furcht, Empfindlichkeit, Gefahr, Verletzlichkeit, Mut, Sehstörung, Tabu, Papiertiger, Todesangst, Körperkontakt.)

Aufdringlichkeit

(Distanz, Grenzen)

Beeinflussbarkeit

(Gutgläubigkeit, Verführung, Offenheit, Erziehung, Vertrauen, Schutz.)

Beleidigtsein

(Schmollen, Erpressung, Unrecht, Enttäuschung, Loslassen.)

Depression

(Lebensfreude, Missstimmung, Niedergeschlagenheit, Schwermut, Selbstunterdrückung.)

Disziplin

(Selbstbeherrschung, Selbstkontrolle, Sexualunterdrückung.)

Ehrgeiz

(Leistungsfreude, Stress, Selbstüberforderung.)

Eifersucht

(Egoistische und altruistische Liebe.)

Feigheit

(Übervorsicht, Konfliktscheu, „Kneifen", „Papiertiger".)

Gefühlsprobleme

(Emotionen, Labilität, Ausnahmezustand, inneres Gleichgewicht, Wahrnehmungen, Gefühlsdruck, Psychose, Verrücktheit, innerer Konflikt, Triebunterdrückung, Hysterie, Stimmungen, Gefühlsausbrüche, Gefühlsnot, Aufgeregtheit, moralischer Druck)

Gehorsam

(Bescheidenheit, Gutmütigkeit, Unterordnung, Selbstlosigkeit, Nachgiebigkeit, Verzicht.)

Geltungssucht

(Angeberei, Eitelkeit, Schmeicheleien, Minderwertigkeitsgefühl, Selbstdarstellung, Selbstwertprobleme. )

Herrschsucht

(Tyrann, Dominanz, Machtkämpfe, Rechthaberei, Widerstand, Autorität, Grenzen.)

Kontaktprobleme

(Schüchternheit, Verschlossenheit, Reserviertheit, Unzugänglichkeit, Einzelgängerei, Isolation, asoziale Einstellung, Menschenscheu, Überheblichkeit, Zurückhaltung, Gefühlskälte.)

Konzentrationsstörungen

(Unaufmerksamkeit, Hingabe, Lernprobleme, Interesse)

Liebesbedürfnis

(Anhänglichkeit, Gefühlsabhängigkeit, Verwöhnung, Selbstmitleid, Stillen, Liebesentzug, Trennungsschock, Liebe, Egoismus, Altruismus)

Minderwertigkeitsgefühl

(Bescheidenheit, Wirbelsäulenprobleme, Pubertät, Selbstwertgefühl, Sexualkonkurrenz, Lob, Erfolgserlebnisse)

Mitleid

(Mitgefühl, Leid, Sisyphus, Trostpflaster)

Pessimismus

(Hoffnungslosigkeit, Hoffnung)

Sauberkeit

(Ordentlichkeit, Schmutz, Natürlichkeit, Zwangshaltung, Ekel, Sexualität, Unselbständigkeit, Perfektionismus)

Scham

(Sexualität, Tabu, Schmutzigkeit, körperliche Liebe, Keuschheit, Moral, Impotenz, Frigidität, Perversionen, Pubertät)

Schuldgefühle

(Wachstum, Entwicklung, Grenzen, Verbote, Gebote, Strafe, autoritäre Erziehung, Wohlerzogenheit, Psychoterror, Liebesentzug, Gewissen, „Gott", Sünden, Vorwürfe, Verantwortung, Selbstverantwortung, Kritik)

Trauer

(Heimweh, Wunde, Verletzung, Verlust, Beziehungen, Existenzebenen, Erinnerung)

Überempfindlichkeit

(Wehleidigkeit, Verletzlichkeit, Abhärtung)

Überforderung

(Flucht in die Krankheit, Körpersprache, Leistung)

Unaufmerksamkeit

(Lernschwäche, Erfahrung, Entwicklung, Wissen, Lernen, Spielen)

Unehrlichkeit

(Lügen, Wahrheit, Vertrauen)

Unfreundlichkeit

(Negative Emotionen, Charakter, Verhaltensstörung, Ablehnung, Aggression, Widerstand, Hass, christliches Prinzip)

Unklarheit

(Sinn, Selbstentfremdung, innere Stimme, Kunst, Träume, Wahrheit, Bewusstheit, Religiosität)

Unruhe

(Nervosität, Bewegungsdrang)

Unselbständigkeit

(Selbstverantwortung, Ratschläge, Furcht vor Fehlern, Eigenständigkeit)

Verbissenheit

(Unnachgiebigkeit, Wille, Grenzen, Loslassen, Machtkämpfe)

Verletzung

(Trauma, Verdrängung, Trennungstrauma, Wunde, Erziehung, Loslassen, Heilung)

Verträumtheit

(Unordentlichkeit, Interesselosigkeit, Introversion, Extraversion, Weltfremdheit, Chaos, innere Emigration)

Verzweiflung

(Glauben, Krise, Loslassen, Ziel, Schicksalsschlag.)

Willensschwäche

(Entmutigung, Veranlagung, Wachstum, Erfolgserlebnis, Probleme)

Problematische psychische Eigenarten

ANGST

(Stichworte: Furcht, Empfindlichkeit, Gefahr, Verletzlichkeit, Mut, Sehstörung, Tabu, Papiertiger, Todesangst, Körperkontakt, Nieren.)

Ihr Kind ist sehr ängstlich. Es neigt dazu, allem, was es nicht kennt, übervorsichtig auszuweichen, oder zieht sich oft ohne erkennbaren Grund furchtsam zurück. Manchmal leidet es unter Ängsten, die es nicht begründen oder näher erklären kann, manchmal auch nur unter bangen Gefühlen. Offensichtlich hat Ihr Kind ein starkes Bedürfnis nach Geborgenheit und Schutz. Deshalb hält es sich am liebsten in seiner gewohnten, Vertrauen erweckenden Umgebung auf, schließt sich bevorzugt Stärkeren an oder verkriecht sich in einem schützenden Winkel; vielleicht kommt es auch manchmal nachts wie ein verängstigtes Tier ins elterliche Bett gekrochen. Fremde Menschen oder unbekannte Gegenden sind ihm grundsätzlich nicht geheuer, und man hat oft den Eindruck, dass es untergründig immer irgendetwas Schlimmes erwartet. Darauf weisen eventuell auch das eingezogene Genick, der furchtsam gesenkte Blick, die helle, aufgeregte Stimme, die verkrampften Bewegungen oder der unruhige Schlaf hin.

Warum hat Ihr Kind so viel Angst, und wie kann man ihm helfen? Diese Fragen haben Sie sich sicher schon oft gestellt. Um sie beantworten zu können, sollten wir uns vor Augen führen, was Angst bedeutet und wie sie entsteht.

Angst bedeutet Enge. Enge tritt immer dann auf, wenn ein Missverhältnis zwischen einem bestimmten Inhalt und dem Raum besteht, der ihn aufnehmen soll. Wenn zum Beispiel zu viele Menschen in ein kleines Zimmer gepfercht werden, wird es eng. Die Enge, die dem Angstgefühl zugrunde liegt, entsteht dadurch, dass sich emotionale Energie in unserem Inneren staut und eine Art Überdruck erzeugt. Es ist die Energie, die unsere Psyche bei Gefahr zusätzlich zu mobilisieren pflegt, damit wir fliehen oder uns wehren können, und sie staut sich, wenn wir dies nicht tun, wenn wir sie also nicht in einer rettenden Aktion verbrauchen. Der innere Stau ist jener Gefühlsdruck, den wir bei jenen Bedrohungen empfinden, gegen die wir nicht sofort etwas unternehmen können. Wenn wir zum Beispiel sehen, dass ein Auto auf uns zurast, springen wir normalerweise schnell beiseite und verbrauchen damit die blitzschnell von unserem Organismus mobilisierte Energie; Angst tritt dabei nicht oder nur sekundenlang auf. Sind wir aber unfähig zu reagieren, so staut sich die Flucht- bzw. -Abwehr-Energie zum inneren Überdruck; daraus entsteht Enge und wir empfinden Angst oder Panik. Angst ist also die Folge einer Gefahr, die wir nicht abwehren oder vor der wir nicht fliehen können.

Wichtig ist hier, dass es zwei Arten von Gefahr gibt: einerseits die tatsächliche, unmittelbar bestehende und andererseits die eingebildete, die einer Vorstellung oder negativen Phantasie entspringt. Der wesentliche Unterschied zwischen ihnen besteht darin, dass wir auf eine tatsächliche Gefahr aktiv reagieren können, während dies bei einer erdachten nicht möglich ist, so dass sich dabei die von der Psyche mobilisierte Flucht-/Abwehr-Energie staut und das Angstgefühl hervorruft.

Diese Angst ist in unserer abgesicherten Zivilisation sehr häufig. Wir brauchen zwar nicht mehr ums tägliche Überleben zu kämpfen und zu fürchten, stellen uns dafür aber viele bedrohliche Situationen vor. Da diese nur Hirngespinste sind, gegen die wir nichts Konkretes unternehmen können, bekommen wir Angst und schmoren sozusagen im eigenen Saft. Oft erinnern wir uns auch an frühere Leidenserlebnisse, die wir nicht verarbeitet haben; sobald wir sie im Geiste lebendig werden lassen oder uns ähnliche vorstellen, taucht auch die Angst vor einer Wiederholung auf.

Menschen, die Schlimmes erlebt haben, sind daher meist schneller verängstigt als jene, die bisher wenig gelitten haben. Das kleine Kind zum Beispiel, das mit Urvertrauen und positiver Erwartung in die Welt kommt, hat zunächst relativ wenig Angst (vorausgesetzt, es hat nicht bereits im Mutterleib oder bei der Geburt Schlimmes erlebt). Es greift neugierig nach allen Gegenständen in seiner Umgebung, geht interessiert auf alles zu und schreckt kaum vor etwas zurück, bis es auf einmal merkt, dass man sich am Feuer verbrennen und dass ein Hund beißen kann, dass eine Zwiebel unangenehm schmeckt und dass es wehtut, wenn man sich den Finger einklemmt. Dadurch wird es vorsichtiger und passt in Zukunft besser auf. Zugleich bedeutet dies aber auch, dass es sich vor einer Wiederholung des unangenehmen Erlebnisses fürchtet.

Solange diese aus einer Leidenserfahrung entspringende Furcht nur bei tatsächlicher Gefahr auftritt und dann sogleich zu einer rettenden Aktion führt, schützt sie uns vor Unheil. Dagegen ist jene Angst, für die es keinen realen Anlass gibt oder die unnormal lange anhält, krankhaft. Sie entsteht dadurch, dass wir die Situation falsch – d.h. nicht realistisch - beurteilen und auch nicht angemessen darauf reagieren. Dieses Problem besteht anscheinend bei Ihrem Kind, da es sich oft zu stark und grundlos fürchtet.

Damit kommen wir zu einem weiteren, wichtigen Faktor bei der Entstehung von Angst: Da sie eine subjektive Emotion ist, hängt ihre Stärke weitgehend von subjektiven Faktoren, nämlich der Verfassung und Mentalität des betreffenden Menschen ab. Empfindsame Menschen bekommen schneller und stärker Angst als robuste, denn für sie ist die Welt gefährlicher. Der Flucht-/Abwehr-Impuls wird ja umso stärker, je bedrohlicher uns eine bestimmte Situation erscheint, was wiederum von unserer Phantasie, unserer Verletzlichkeit und unseren Reaktionsmöglichkeiten abhängt. Wir dürfen also die Angst eines Kindes nicht objektiv beurteilen, sondern müssen sie als Ausdruck seines subjektiven Zustandes ernst nehmen.

Wenn man die Angst als unangemessen starken oder blockierten Flucht-/Abwehr-Impuls versteht, erkennt man die Möglichkeiten, sie zu überwinden oder - noch besser - zu verhüten:

Gefahren vermeiden; stärker und geistesgegenwärtiger werden; ungefährliche Situationen nicht als gefährlich betrachten und sich keine gefährlichen Situationen ausdenken; auf gefährliche Situationen sofort und richtig reagieren, Urvertrauen entwickeln.

Bei Ihrem Kind könnte das im Einzelnen folgendermaßen aussehen:

Gefahren vermeiden. Das ist selbstverständlich. Eltern versuchen instinktiv, ihr Kind vor gefährlichen Situationen zu schützen. Dabei sollten sie aber ein gutes Augenmaß entwickeln, wann und ob überhaupt eine Gefahr besteht. Wenn Sie selbst ängstlich sind, werden Sie Ihr Kind wahrscheinlich zu sehr behüten. Dadurch kann es einerseits verunsichert werden und lernt andererseits nicht, sich selbst zu schützen. Es wäre gut, immer, wenn Sie Gefahr wittern, zu überprüfen, ob es wirklich so schlimm ist oder ob nur Ihre Übervorsicht dahinter steckt. Sind Sie aber ein mutiger, risikofreudiger Mensch, so bedenken Sie bitte, dass für Ihr Kind, wenn es von zarterer und verletzlicherer Natur ist, bestimmte Situationen, mit denen Sie problemlos zurechtkommen würden, gefährlich sein können. Guter Umgang mit Kindern setzt voraus, dass wir ernst nehmen, was sie uns - auf welche Weise auch immer - mitteilen. Bevor man ein Kind auffordert: „Stell dich nicht so an!" oder „Sei nicht so zimperlich!", muss man die Situation und auch die eigene Einstellung genau geprüft haben, und zumindest sollte man es in einem freundlichen, humorvollen Ton sagen, damit sich das Kind nicht gedemütigt oder unter Druck gesetzt fühlt.

Stärker und geistesgegenwärtiger werden. Viele Ängste entstehen aus einem Gefühl der Ohnmacht und Verletzlichkeit. Es ist deshalb sinnvoll, Kinder nicht vor jedem kleinen Problem und jeder „Mini-Gefahr" zu schützen, damit sie aus den kleinen Erfolgserlebnissen stärker und mutiger werden können; sie sollten im Kleinen üben, was sie später im Großen können müssen. Oft haben Kinder den Wunsch, „etwas zu erleben", das die Eltern ihnen aus Ängstlichkeit vorenthalten, denn instinktiv wollen sie lernen, mit der Welt zurechtzukommen. So sollte man ängstliche Kinder sogar ermutigen, aus Situationen, vor denen sie zurückscheuen, kleine Bewährungs- und Kraftproben zu machen (vorausgesetzt, sie sind objektiv ungefährlich). Es wird auch immer wieder Gelegenheiten geben, in denen Sie mit Ihrem Kind zusammen seinen Mut fördern könnten - zum Beispiel, indem Sie ihm zeigen, dass sich der Hund, vor dem es sich fürchtet, gern streicheln lässt, oder dass es im Wald gar keine Gespenster gibt, wie man ihm weisgemacht hat, oder indem Sie mit ihm zusammen auf den See hinausschwimmen, vor dem es sich fürchtet. Besonders effektiv wirkt in dieser Hinsicht körperliches Training und eventuell sogar das Erlernen eines Kampfsports, weil das Gefühl körperlicher Stärke und Überlegenheit mehr Sicherheit gibt.

Wichtig ist bei Ihrem Kind auch eine psychische Stärkung - nicht nur durch positive Erfahrungen, sondern vor allem durch die Förderung eines stabilen Selbstwertgefühls. Es ist ja klar: je stärker, besser, klüger, leistungsfähiger, wertvoller und überlegener wir uns fühlen, desto weniger fürchten wir uns vor Versagen, Strafe, Demütigung oder Misshandlung. Nutzen Sie jede Gelegenheit, Ihr Kind durch Anerkennung „aufzubauen". Natürlich sollte das Lob irgendwie berechtigt sein, damit Ihr Kind es ernst nehmen kann. Das ist aber normalerweise kein Problem, denn wenn man will, findet man immer einen Grund, es zu loben.

Nichts motiviert so sehr zum Erfolg wie ein Erfolgserlebnis, und wenn ein Kind erfahren hat, dass es mit einer bisher als bedrohlich empfundenen Situation in Wirklichkeit gut zurechtkommen kann, so wird dieses Erlebnis seinen Mut stärken. Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern er bedeutet, dass man trotz seiner Angst nicht wegläuft, sondern sie kritisch betrachtet und sich der Gefahr stellt. Ihr Kind wird in seiner Grundstruktur wahrscheinlich immer empfindsam und damit verletzlich bleiben und es wird sich immer wieder bewusst mit seinen Ängsten auseinander setzen müssen, aber es könnte dadurch ein wirklich mutiger Mensch werden.

Ungefährliche Situationen nicht als gefährlich betrachten. Manchmal machen wir aus der Mücke einen Elefanten, vor dem wir uns dann fürchten. Wahrscheinlich neigt auch Ihr Kind dazu, kleine Probleme in seiner Phantasie künstlich aufzublähen und sich dann davor zu fürchten. Aus Empfindlichkeit bewertet es vorsichtshalber viele Situationen schlimmer, als sie tatsächlich sind. Es sollte immer wieder ermutigt werden, genau hinzusehen, wenn ihm etwas nicht geheuer erscheint. Nützlich wäre auch, mit ihm, wenn es seine Ängste wieder übertreibt, eine genaue Analyse der vermeintlichen Gefahr vorzunehmen, so dass es erstens besser lernt, sich Problemen zu stellen, und zweitens erkennt, dass es zu unbegründeten Ängsten neigt.

Übrigens beruhen viele Sehstörungen auf Ängsten. Bei einem Kind, dessen Sehvermögen sich plötzlich verschlechtert, kann man oft feststellen, dass es sich stark vor etwas fürchtet: es wagt nicht mehr genau hinzusehen. Oft geht es dabei um Probleme in der Schule oder mit bestimmten Menschen (Familie, andere Kinder) oder ein schreckliches Erlebnis. Statt ihm dann nur eine Brille zu „verpassen", wäre es sinnvoller - zumindest aber genauso wichtig -, seine Angst zu erkennen und abzubauen. Das Gleiche gilt für Atemstörungen (Bronchitis, Lungenentzündung oder Asthma), bei denen das Kind aus Angst nicht mehr tief durchzuatmen wagt. Deshalb sollte man auch hier bei der Behandlung vor allem an eine psychologische Problematik denken. (Übrigens gibt es viele Hinweise darauf, dass auch Lungenkrebs die Folge panischer Angst ist.) Auch Nierenprobleme sind oft die Ursache von Angst, so wie andererseits die Angst zu Nierenproblemen führt.

Sich keine gefährlichen Situationen ausdenken. Wir sagten schon, dass diejenigen Ängste, die auf erdachten Gefahren beruhen, besonders schwierig aufzulösen sind, weil man nichts Konkretes dagegen tun kann. (Aber es besteht die Möglichkeit, positive Gedanken dagegenzusetzen oder sich von seinem Irrtum zu überzeugen.) Wichtig ist es deshalb, einem Kind nie Angst zu machen. Auch wenn Sie meinen, Sie könnten es dadurch zu mehr Vorsicht erziehen, dass Sie ihm bestimmte Situationen gefährlicher schildern, als sie tatsächlich sind, so tun Sie ihm damit nichts Gutes, denn es verliert dabei einen Teil seines Urvertrauens und verlernt, die Dinge klar und nüchtern zu sehen. Letztlich wird es dadurch unfähiger, sich in Problemsituationen realistisch und geistesgegenwärtig zu verhalten.

Die meisten Ängste der Kinder beruhen darauf, dass man ihnen die Welt schlimmer schildert, als sie tatsächlich ist. Eigentlich sollte man gerade Kindern gegenüber Unwahrheiten jeder Art vermeiden, um ihren Wahrheitssinn nicht zu beschädigen. Geschichten vom „schwarzen Mann", von Gespenstern oder von einem „lieben" Gott, der immer strafbereit aufpasst, ob das Kind sündigt, und Horrormeldungen in den Medien, die ihm eine einseitige Perspektive der Welt vermitteln, sind genauso schädlich wie Gebote und Verbote, die mit moralischen Strafandrohungen abgesichert werden. Denn dadurch werden sie zu Tabus, die das Kind mit untergründiger Angst erfüllen.

Genau dies aber ist der Zweck eines Tabus. Es ist eine äußerst wirksame psychologische Maßnahme, die dazu dient, Menschen in bestimmten Grenzen zu halten oder ihnen bestimmte Lebensbereiche zu versperren (früher war zum Beispiel die Sexualität stark tabuisiert). Die Wirksamkeit des Tabus beruht darauf, dass man es mit einer Strafandrohung verknüpft; angeblich muss, wer es missachtet, mit der leidvollen Rache einer „göttlichen" und sonst wie unheimlichen Macht rechnen. So unterscheiden sich unsere ethischen, moralischen und religiösen Tabus im Prinzip nicht von denen des einfachen Urwald Menschen, der sich von bösen Geistern bedroht fühlt, die man nicht durch die verbotene Handlung provozieren darf.

Auf gefährliche Situationen sofort und richtig reagieren. Das heißt: bei tatsächlicher Gefahr fliehen oder kämpfen, bei erdachter Gefahr eine positive Gegenvorstellung entwickeln oder sich effektive Flucht- oder Abwehrmaßnahmen ausdenken. Das Rezept lautet: hinsehen und reagieren.

Die meisten Gefahren (gleichgültig, ob tatsächlich oder nur erdacht) entpuppen sich bei nüchterner und geistesgegenwärtiger Betrachtung als eher harmlose „Papiertiger". Wie oft haben wir uns schon im Voraus vor irgendetwas gefürchtet und dann, wenn es so weit war, erkannt, dass die Gefahr gar nicht wirklich bestand und wir uns eigentlich nur etwas vorgemacht hatten! Zudem finden wir, wenn wir genau hinsehen, in den meisten Fällen auch eine Lösung für das Problem. Ein erfahrener Urwaldpionier wird zum Beispiel kaum in Panik verfallen, wenn ihm ein Raubtier über den Weg läuft, weil er erstens gewohnt ist, solche Vorkommnisse kaltblütig zu analysieren, und weil er sich zweitens damit auskennt und richtig handeln kann. Auch Ihr Kind kann mit der Zeit durch genaues Beobachten und Ausprobieren mehr Geistesgegenwart und Sicherheit im Umgang mit den vielen Gefahren des Lebens erwerben. Das bedeutet nicht nur, dass es sich Situationen, vor denen es bisher zurückgeschreckt ist, besser stellen kann, sondern auch, dass es einen klaren Blick dafür bekommt, wann es sinnvoll ist, zu fliehen. Das könnten Sie außer mit Ihrem guten Beispiel dadurch unterstützen, dass Sie ihm zwar in echter Not, Verzweiflung und Gefahr zu Hilfe kommen, es im Übrigen aber seine Probleme allein lösen lassen. Hilfreich ist auch, mit ihm offen über seine Ängste zu reden, damit sie nicht ins Dunkel des Unterbewussten verdrängt werden; es sollte sich dabei aber nicht kritisiert oder verachtet fühlen.

Urvertrauen erhalten und entwickeln. Im Grunde steckt hinter unseren gedanklichen Ängsten immer ein partieller Verlust des Gefühls, in der Welt, im Leben, bei den Menschen und vielleicht auch bei „Gott" gut aufgehoben und willkommen zu sein. Bei einem Kind kann man besonders deutlich erkennen, wie mit jeder Enttäuschung dieses Vertrauens die Angst zunimmt. Besonders die empfindsamen Kinder sind davon betroffen. Ihre Empfindsamkeit wird durch schmerzliche Erfahrungen zur Empfindlichkeit und Verletzlichkeit, die wiederum übertriebene Furcht vor Verletzung hervorruft. Sie reagieren daher oft nicht nur unangemessen auf leichte Bedrohungen, sondern untersuchen auch, wie mit feinen Fühlern, ständig ihre Umgebung und die Zukunft auf mögliche Gefahren und stellen unbewusst immer wieder die Frage: „Meinst du es gut mit mir, Leben?" und: „Bist du mir freundlich gesonnen, Welt?" und schließlich auch: „Liebt ihr mich, ihr Menschen, und werdet ihr mich gut behandeln?" Erlebt ein Kind schon früh Ablehnung, Schmerz und Leid (wozu auch ein eventuelles Geburtstrauma gehört), so verliert es sein natürliches Vertrauen und sagt sich gewissermaßen: „Diese Welt, dieses Leben, diese Menschen sind nicht gut, sie können mir wehtun; man kann ihnen nicht trauen, man muss sich vorsehen, sie sind gefährlich."

Oft drückt sich im Weinen, im Schreien oder auch in der plötzlich auftretenden Krankheit eines Kleinkindes instinktive Todesangst aus. Da es, um überleben zu können, total auf die Zuwendung und Fürsorge der Bezugsperson angewiesen ist, muss es ihm zum Beispiel potentiell lebensgefährlich erscheinen, wenn es trotz deutlich geäußertem Wunsch nicht gestillt beziehungsweise gefüttert wird oder wenn es von der Mutter plötzlich allein gelassen wird.

Daher ist es vor allem in den ersten Lebensjahren von eminenter Bedeutung, dem Kind in jeder Hinsicht positiv entgegenzukommen, wobei der Körperkontakt eine große Rolle spielt. Ein Kind, das Angst hat, wird sich dann am schnellsten beruhigen, wenn es die beschützende Bezugsperson fühlen kann. Sein wichtigstes Wahrnehmungsorgan ist ja der Körper. Sie werden Ihr Kind, wenn es leidet und verängstigt ist, in die Arme nehmen, es streicheln, es wiegen oder in Ihr Bett nehmen und sensibel darauf achten, es vor Leiden zu behüten. So behält es sein Vertrauen. Mit der Vorbereitung auf das harte Leben aber kann man warten, bis sich von allein die Notwendigkeit dazu ergibt, das heißt, bis das Kind beginnt, die außerfamiliäre Welt zu erkunden und seinen Platz in der sozialen Gemeinschaft zu suchen. Sie sollte auch nur in dem Umfang stattfinden, der tatsächlich erforderlich ist und vom Kind angenommen wird. Dasselbe gilt für die Grenzen, die man ihm setzen muss; viel hängt dabei von der Art ab, wie man es tut: liebevoll oder streng, verständnisvoll oder diktatorisch. Übrigens sind viele Grenzen, die Eltern ihren Kindern setzen, unnötig und nur Ausdruck ihrer eigenen Furcht (zum Beispiel vor der Familie, den Nachbarn, der Gesellschaft).

(Die Lösung der hier besprochenen Problematik kann mit den Bach-Blüten-Essenzen Mimulus, Aspen, Rock Rose und Red Chestnut sowie Floriplex Nr.19 gefördert werden. Nähere Informationen hierzu finden Sie in meinem Buch „Heile dein Kind mit Bach-Blüten“.)

AUFDRINGLICHKEIT

(Distanz, Grenzen)

Wenn Ihr Kind von jemandem etwas haben will, lässt es so schnell nicht locker. Ob es ihm um Anerkennung oder Lob, Aufmerksamkeit oder Liebe, um Hilfe oder ein Geschenk geht oder ob es möchte, dass Sie Ihr Verhalten oder Ihre Meinung ändern: immer verfolgt es seine Ziele mit ausgesprochenem Nachdruck und wird umso aufdringlicher, je weniger man ihm entgegenkommt.

Eine solch fordernde Veranlagung trägt viel Gestaltungskraft in sich und könnte Ihrem Kind zu großen Erfolgen im Leben verhelfen, wenn es lernte, effektiver damit umzugehen. Die Intensität seines Wollens und Meinens verleitet es aber immer wieder dazu, andere unter Druck zu setzen, ihnen allzu nah „auf die Pelle zu rücken" und gegebenenfalls auch die Schwächen anderer - Schuldgefühle, Nachgiebigkeit oder Ängste - auszunutzen, um sein Ziel zu erreichen. So wird Ihr Kind beispielsweise wahrscheinlich oft versuchen, durch aufdringliches Gehabe oder Geschwätz Aufmerksamkeit, Anerkennung oder Zuwendung zu erzwingen, oder andere mit seinen ständig wiederholten Meinungen, Vorstellungen und Wünschen bedrängen, wobei es auch in unangenehme Bettelei oder erpresserische Schmollerei verfallen kann.

Die Aufdringlichkeit, die - vielleicht nur bei bestimmten Gelegenheiten - an Ihrem Kind auffällt, hat, wie schon das Wort sagt, etwas mit Dringlichkeit zu tun. Wer aufdringlich ist, möchte etwas ganz dringend haben oder erreichen, und dies bedeutet wiederum, dass er/sie dazu neigt, jemanden zu etwas zu drängen beziehungsweise in die persönliche Sphäre eines anderen Menschen einzudringen. Hierin liegt das Problem Ihres Kindes, denn es lässt eine der wichtigsten Vorbedingungen guter zwischenmenschlicher Beziehungen außer Acht: die richtige Distanz. Diese bedeutet, dass wir im Kontakt zu einem anderen Menschen immer nur so weit - oder besser: so nah - herangehen dürfen, wie es dessen und unserer persönlichen Eigenart entspricht.

Eine nahe menschliche Beziehung setzt Sympathie voraus, sie bedeutet, dass zwei Menschen in irgendeiner Hinsicht übereinstimmen und zusammenpassen. Diese Gemeinsamkeit kann sich, je nach Veranlagung, auf geistige, gefühlsmäßige, erotische, weltanschauliche, soziale oder praktisch-berufliche Bereiche erstrecken, und natürlich ist eine Beziehung umso besser, je umfangreicher die gegenseitigen Sympathien sind. In jenen Bereichen aber, in denen Menschen verschieden veranlagt sind beziehungsweise nicht zusammenpassen, ist keine Übereinstimmung, sondern nur gegenseitige Toleranz und Achtung möglich. Man kann sich dann nicht wirklich nahe kommen, man muss eine gewisse Distanz halten. Tolerante, verständnisvolle Menschen haben ein gutes Gespür für diese Distanz, sie wissen genau, wie nahe sie einem anderen Menschen kommen können beziehungsweise treten dürfen.

Aufdringlichen Menschen fehlt dieser Instinkt, weil sie zu sehr auf sich selbst bezogen sind, nicht genügend auf ihr Gegenüber eingehen und nicht dessen Eigenarten und Wünsche berücksichtigen. Daher merken sie in ihrem Eifer oder ihrer Überzeugung oft nicht, wann sie die richtige Distanz unterschreiten, einen anderen Menschen überfahren oder überfordern.

Ihr Kind scheint zu ihnen zu gehören. Ihm ist offensichtlich bisher nicht genügend bewusst geworden, dass es mit seiner hartnäckigen Aufdringlichkeit zu weit geht. Daher versteht es oft auch nicht die Abwehr, die man ihm deswegen entgegenbringt, und ist dann frustriert oder fühlt sich abgewertet, wird aggressiv oder verzweifelt.

Mehrere Gründe kommen für sein Verhalten in Frage. Einer von ihnen könnte darin bestehen, dass es darunter leidet, dass man ihm nicht genügend Aufmerksamkeit oder Respekt entgegenbringt. Die Hartnäckigkeit, mit der es einen bestimmten Wunsch verfolgt oder auf seine Umgebung einwirkt, könnte einerseits zeigen, wie ernst es ihm damit ist, und andererseits, dass man es in dieser Hinsicht ernster nehmen muss. So könnte angeberisches und aufdringliches Benehmen darauf hinweisen, dass es mehr Anerkennung braucht; die Gewohnheit, bei jeder Gelegenheit Liebesbeweise zu verlangen, könnte einem Bedürfnis nach mehr Zuwendung entspringen, oder ein übertriebener Drang, andere zu tyrannisieren oder zu beherrschen, könnte die Antwort auf Unterdrückungen und Demütigungen sein.

Eines der wichtigsten und sichersten Kriterien für einen guten Umgang mit Kindern ist ihr Wohlbefinden und ihr Gedeihen. Wie wir aus unserer eigenen Sicht seine Situation oder sein Bedürfnis beurteilen, darf keine wesentliche Rolle spielen; entscheidend ist, was uns das Kind verbal oder durch Verhalten und Körpersprache mitteilt. So sollten wir ihm entgegenkommen, wenn es sehr nachdrücklich nach etwas verlangt oder wenn ihm eine Verweigerung seelisch oder gesundheitlich eindeutig schlecht bekommt. Eine niedergetretene Pflanze muss man aufrichten, nicht noch mehr Druck auf sie ausüben. Selbst, wenn man meint, dass die Wünsche oder Bedürfnisse des Kindes Ausdruck eines neurotischen Fehlverhaltens sind, wäre es richtig, im Krisenzustand darauf einzugehen und mit dem Heilungsversuch zu warten, bis sich die Lage wieder entspannt hat.

Ein weiterer Grund für die Auf- und Eindringlichkeit Ihres Kindes könnte das schlechte Beispiel sein, das ihm eine Bezugsperson gibt, die sich ebenfalls immer sehr nachdrücklich für ihre Interessen einzusetzen, Aufmerksamkeit zu erregen oder anderen ihre Vorstellungen aufzudrängen pflegt. Sicher wäre es richtig, wenn Sie sich selbst in dieser Hinsicht kritisch betrachten würden. Kinder neigen ja dazu, ihre Vorbilder nachzuahmen. Vielleicht haben Sie oder eine andere Bezugsperson aber auch seiner Aufdringlichkeit bisher zu wenig Widerstand entgegengesetzt und ihm nicht klar genug seine Grenzen gezeigt, weil Sie seine Art irgendwie normal finden oder weil Sie dazu einfach nicht stark genug sind.

Zwar sollte man kleine Kinder (ungefähr in den ersten drei Lebensjahren) so wenig wie überhaupt möglich einschränken, damit sie genügend Basisvertrauen in die Welt und die Menschen entwickeln können, doch mit zunehmendem Alter müssen sie auch lernen, dass alles seine Grenze hat. Auf der Basis eines soliden und unerschütterlichen Urvertrauens ist das kein Problem. Es kommt nur darauf an, dass alle derartigen Erziehungsmaßnahmen niemals mit einem Liebesentzug einhergehen. Ein Kind lässt sich willig führen, solange es Vertrauen hat und sich geliebt weiß. Die Beschränkungen seiner Freizügigkeit müssen in erster Linie seinem Wohl - nicht der Bequemlichkeit der Eltern oder dem Vorteil der Gruppe - dienen und den Sinn haben, ihm die Integration in die soziale Gemeinschaft zu ermöglichen. Anders gesagt: Es soll die Spielregeln, an denen unser soziales Leben ausgerichtet ist, kennen-, anzunehmen und einzuhalten lernen. Dazu ist es wichtig, ihm verständlich zu machen, dass seine Mitmenschen vielleicht andere Gefühle und Wünsche haben als es selbst und dass es diese berücksichtigen muss. Auf keinen Fall darf dies aber mit einer moralischen Wertung verknüpft sein, man darf ihm nicht den Eindruck vermitteln, dass es selbst in seiner Art falsch oder schlechter als andere sei. Tadel und abwertende Beurteilungen können erhebliche Schäden in seinem Selbstwertgefühl hinterlassen. Es geht nur darum, dass es lernt, sich vernünftig und zum eigenen Wohl in die Gesellschaft einzuordnen, nicht aber ein grundsätzlich anderer Mensch zu werden.

Jene Kinder, die sehr egozentrisch veranlagt sind, tun sich damit oft schwer, weil sie meist mehr darauf eingestellt sind, etwas für sich selbst zu fordern, als auf die Wünsche anderer zu achten. Weil sie außerdem von sich auf andere zu schließen pflegen, kommen sie nicht auf den Gedanken, dass man ihre Eigenart als unangenehm empfinden könnte. So wäre es gut für Ihr Kind, wenn Sie ihm - einfühlsam - beibringen würden, seiner Überzeugung, seiner Willensstärke, seinem Eifer, seiner Begeisterung und seiner Hartnäckigkeit nur so weit freien Lauf zu lassen, wie seine Umwelt dies ertragen kann - und zwar nicht aus dem Gefühl heraus, falsch zu sein, sondern aus dem Wunsch, akzeptiert zu werden. Diese Fähigkeit wird für sein ganzes Leben entscheidend sein.

Einem kleinen und noch relativ unbewussten Kind kann man falls erforderlich seine Grenzen durch eindeutiges Verhalten und einfache, klare Aussagen zeigen, wobei allerdings niemals der Eindruck eines Liebesentzugs entstehen darf. Es sollte dabei möglichst eine spielerische Note erhalten bleiben. Zum Beispiel könnten Sie zu ihm bei entsprechender Gelegenheit sagen: „So, jetzt noch einmal, und dann ist Schluss" - damit würden Sie ihm Gelegenheit geben, beim nächsten Mal selbständig aufzuhören.

Einem älteren Kind, mit dem man bereits „vernünftig" reden kann, könnte man verständlich machen, dass andere Menschen auch Wünsche und Abneigungen haben, die sie genauso gerne berücksichtigt haben möchten wie es selbst. Es wäre gut, wenn Sie Ihr Kind grundsätzlich in seiner Art bestätigen und ihm zugleich signalisieren, dass andere Menschen, weil sie anders sind, mit seinem auf- oder eindringlichen Verhalten Probleme bekommen können und dass es, wenn es von ihnen akzeptiert werden will, auch auf ihre Reaktionen achten muss. Dazu bietet sich immer dann eine gute Gelegenheit, wenn es wieder einmal wegen einer Zurückweisung verwirrt oder verunsichert ist.

Auf jeden Fall ist es besser, ihm eine positive Motivation für die erforderliche Zurückhaltung anzubieten, zum Beispiel, dass es jemandem damit eine Freude macht, als es durch Strafandrohung oder moralische Diskriminierung dazu zu zwingen. Es ist ein Unterschied, ob man zu ihm sagt: „Du bist ein böses oder schlechtes Kind, weil du in der Mittagszeit immer so laut bist" oder ob man ihm erklärt, dass die Großmutter alt, krank und schonungsbedürftig ist, und es dazu anregt, ihr eine Freude zu machen, indem es sich vorübergehend etwas bremst. Nur nach diesem Prinzip des Entgegenkommens und der Toleranz - nicht aber mit moralischem Zwang und Strafe - ist gutes soziales Zusammenleben möglich.

(Die Lösung der hier besprochenen Problematik kann mit den Bach-Blüten-Essenzen Vervain und evtl. Oak, Heather oder Chicory sowie Floriplex Nr.18 gefördert werden. Nähere Informationen hierzu finden Sie in meinem Buch „Heile dein Kind mit Bach-Blüten“.)

BEEINFLUSSBARKEIT

(Gutgläubigkeit, Verführung, Offenheit, Erziehung, Vertrauen, Schutz)

Ihr Kind ist zu stark beeinflussbar. Ausgesprochen gutgläubig und bereitwillig übernimmt es meist kritiklos fremde Meinungen, akzeptiert widerstandslos Belehrungen, ahmt das Verhalten anderer nach oder lässt sich zu Taten verführen, die es von sich aus nicht begehen würde.

Man könnte diesen Zustand als psychische Abwehrschwäche bezeichnen, denn offensichtlich kann sich Ihr Kind nicht genügend gegen (negative) Einflüsse abgrenzen, die seine Persönlichkeit und sein Verhalten verfälschen und es in Situationen bringen, die ihm eigentlich nicht entsprechen. So kennen Sie wahrscheinlich bei ihm die Bereitschaft, alles zu glauben, was man ihm erzählt, sich durch Freunde oder Freundinnen zu dummen Streichen verleiten zu lassen, sich der Meinung persönlichkeitsstarker Menschen anzuschließen oder ihnen ohne Widerspruch zu folgen. Vielleicht haben Sie auch schon den Verdacht gehabt, es könne in der Schule einem eventuellen Gruppenzwang nicht widerstehen und sich zu Drogenkonsum oder kriminellen Handlungen verführen lassen. Man wird bei ihm an die Legende vom Rattenfänger von Hameln erinnert, dem die Kinder, vom Klang seiner Flöte verzaubert, willenlos folgten. Ihr Kind wäre wahrscheinlich eines von ihnen gewesen. Es gehört zu jenen Kindern, die leicht durch ihr Milieu geschädigt werden - zum Beispiel durch charakterlich verdorbene Altersgenossen oder psychisch labile Bezugspersonen, Familienangehörige und Lehrer/innen.

Natürlich ist ein Kind mit einer solchen Mentalität bei jenen Eltern und Erzieher(inne)n, die gerne Einfluss ausüben, und den Altersgenossen, die bei ihren Streichen Gefolgsleute brauchen, wegen seiner Offenheit, Bereitwilligkeit und Gutgläubigkeit sehr beliebt. Vielleicht schätzen auch Sie diese Eigenschaften an ihm. Doch selbst dann würden Sie, wenn Sie sich überlegten, welche Probleme Ihrem Kind daraus in seinem späteren Leben erwachsen können, sicherlich erkennen, dass sich daran etwas ändern sollte. Es müsste etwas „sperriger", kritischer und selbstbewusster werden, um sich widersetzen zu können, wenn etwas mit ihm gemacht wird, das ihm nicht liegt, oder wenn es zu Handlungen verleitet wird, hinter denen es nicht wirklich steht. Dazu müsste es in seiner Eigenständigkeit gestärkt und vor jenen Menschen und Situationen geschützt werden, die es negativ beeinflussen.

Die lebendige und vertrauensvolle Offenheit ist eine typische Eigenschaft des gesunden kleinen Kindes. Sie hilft ihm, die Welt kennen zu lernen, ermöglicht ihm, allem Neuen mit Interesse zu begegnen und gute menschliche Beziehungen aufzunehmen. Mit zunehmender Bewusstheit muss sie aber teilweise von einer kritischeren und bewussteren Haltung, in die seine persönlichen Erfahrungen einfließen, abgelöst werden, damit es entscheiden kann, was ihm gut tut oder schadet, und damit es später seinen eigenen Weg finden kann.

Bei Ihrem Kind sind Kritikfähigkeit und Selbstbewusstheit offensichtlich nicht ausreichend ausgebildet, seine Persönlichkeit ist zu wenig entwickelt. Die Gründe hierfür dürften einerseits sein sehr offener, entgegenkommender und interessierter Charakter und andererseits Menschen sein, die diese Veranlagung ausgenutzt und verzerrt haben - oder die zumindest nicht richtig damit umgegangen sind. Seine Offenheit lädt ja jeden, der gerne andere beeinflusst und führt, regelrecht dazu ein, es zu „erziehen", zu verführen oder sogar zu missbrauchen.

Gute Erziehung gründet sich auf den Respekt gegenüber dem Kind: Wir müssen das, was es über sich mitteilt und durch sein Verhalten ausdrückt, ernst nehmen und uns davor hüten, ihm unser eigenes Weltbild, unsere Vorstellungen und Werte aufzudrängen. Viele Eltern meinen, ihre Kinder müssten so werden wie sie selbst; dabei vergessen sie, wie wenig sie sich aufgrund ihrer eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten zum Vorbild eignen, und bedenken auch nicht, dass man eigentlich nie genau wissen kann, welche Lebensweise für einen anderen Menschen - auch für das eigene Kind - richtig ist. Im Grunde kann man nur seine Anlagen, seine Individualität und seine Selbständigkeit fördern, so dass es fähig wird, sich seinen Weg selbst zu suchen.

Ihr Kind braucht eine besonders behutsame und frei lassende Erziehung. Unterstützen Sie alle seine Interessen und Begabungen, versuchen Sie, es zu verstehen, seine Körpersprache zu deuten, sein Verhalten zu entschlüsseln. Gehen Sie auf es ein, geben Sie ihm, wann immer es möglich ist, Gelegenheit, selbst zu bestimmen, was mit ihm geschieht, unterstützen Sie alle seine Initiativen. Drängen Sie es nicht in eine Richtung, die nur Ihnen persönlich richtig erscheint, nehmen Sie Ihre Vorstellungen von einem vorbildlichen Kind zurück, verschaffen Sie ihm Entfaltungsraum. Und - vor allem - fördern Sie seine künstlerischen Anlagen und Tendenzen, denn in ihnen liegt das größte Potential seiner Persönlichkeit. Ihr Kind gleicht einem Pflanzenspross, der noch nicht identifiziert werden kann. Pflegen Sie ihn gut und lassen Sie sich von den Blüten und Früchten, die er eines Tages hervorbringt, überraschen.

Gleichzeitig wäre es wichtig, dass Sie Ihr Kind, solange es anfällig ist, gegen schädliche Einflüsse von außen schützen. Unter Umständen kann es sogar erforderlich sein, dass Sie ihm erlauben, sich auch gegen Sie zu wehren, falls es sich von Ihnen zu sehr in seiner Eigenständigkeit behindert fühlt.



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