Versuchung für Anfängerinnen - Maya Lichtenberg - E-Book

Versuchung für Anfängerinnen E-Book

Maya Lichtenberg

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Beschreibung

Drei Frauen, denen das Leben übel mitgespielt hat. Eine Chance, wie man schnell an Geld kommen könnte: hochspekulative Börsengeschäfte. Doch wenn ein Spiel zur Besessenheit wird, bleiben menschliche Werte erschreckend schnell auf der Strecke ...

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Versuchung für Anfängerinnen

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Versuchung für Anfängerinnen

- ein modernes Märchen -

Drei Frauen, denen das Leben übel mitgespielt hat.

Eine Chance, wie man schnell an Geld kommen könnte: hochspekulative Börsengeschäfte.

Doch wenn ein Spiel zur Besessenheit wird, bleiben menschliche Werte erschreckend schnell auf der Strecke …

Ganz unten

»Es tut mir leid, aber Sie sind für diese Stelle leider überqualifiziert.«

Aber da sie diese Aussage nicht schriftlich, sondern während eines Bewerbungsgesprächs erhielt, hatte sie vielleicht doch noch eine winzige Chance und bemühte sich, ruhig und freundlich zu antworten. »Sie suchen eine Redaktionsassistentin mit kaufmännischer Ausbildung, langjähriger Berufserfahrung und idealerweise Erfahrungen im wirtschaftlichen und/oder politischen Umfeld.« So hatte es zumindest in der Anzeige gestanden. »Ich bin ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin, verfüge über mehrere Jahre Berufserfahrung und gute Kenntnisse in Wirtschaft und Politik.«

»Das mag sein, aber ich kann jemandem mit Doktortitel in Politikwissenschaften keine Teilzeitstelle als Assistentin anbieten.« Die Personalreferentin des Fernsehsenders wirkte selbst unsicher, wie sie mit der Situation umgehen sollte. »Es tut mir leid, aber wir haben Richtlinien. Mit einem Doktortitel können Sie sich als Redakteurin bewerben, aber nicht als Assistentin. Die Assistentenstellen sind den Bewerbern mit kaufmännischer Ausbildung vorbehalten.«

Als Redakteurin konnte sie sich wiederum nicht bewerben, weil sie kein Volontariat hatte. »Hören Sie.« Soraya beugte sich vor. »Vergessen wir mein Studium und den Doktortitel doch einfach. Ich bin Fremdsprachenkorrespondentin. Außerdem bin ich alleinerziehende Mutter und auf das Einkommen angewiesen.«

»Aber die Arbeitszeiten …«

»Die Arbeitszeiten wären absolut ideal für mich.« Eine kleine Notlüge, die Soraya ohne mit der Wimper zu zucken hervorbrachte. Ben war jetzt dreizehn, theoretisch alt genug, um morgens alleine aufzustehen, sich fertigzumachen und zur Schule zu gehen. Mittags würde sie wieder zu Hause sein, sie könnten gemeinsam essen, Ben würde seine Hausaufgaben machen, und danach könnte sie ihn zum Sport oder zu seinen Freunden fahren. Sie wollte nicht betteln, aber … »Bitte. Ich kann mich einarbeiten. Ich werde die beste Redaktionsassistentin, die ihr Frühstücksfernsehen jemals hatte. Ich mache alles, was Sie wollen. Aber, bitte, geben Sie mir diesen Job.«

»Wir melden uns«, sagte die Personalreferentin.

Keine zwei Minuten später stand Soraya wieder vor dem ultramodernen Gebäude am Rande von Köln-Ossendorf. Die Sonne blendete sie, während sie über den Parkplatz zu ihrem Auto ging.

Der alte weiße Twingo war so ziemlich das Einzige, was ihr Ex-Mann ihr nach der Scheidung gelassen hatte. Das Auto und Ben. Das freistehende Einfamilienhaus, in dem sie die letzten zwanzig Jahre zusammen gelebt hatten, bewohnte er inzwischen mit seiner neuen, deutlich jüngeren, deutlich blonderen und deutlich schlankeren Partnerin. Der Audi-Jahreswagen war auf seine Firma zugelassen, das Haus auf seine Geliebte überschrieben. Und die Aktien und sonstigen Vermögenswerte, die sie im Laufe ihrer Ehejahre angesammelt hatten, waren an dem Termin beim Scheidungsanwalt plötzlich und unerwartet verschwunden.

Ihr Mann hatte etwas von »Finanzkrise« gemurmelt, aber Soraya wusste es besser. Schließlich arbeitete er seit vielen Jahren für die deutsche Niederlassung einer Schweizer Bank. Immer wieder hatte er damit geprahlt, wie gut sie durch die Finanzkrise gekommen seien.

Aber all dies hatte beim Scheidungsurteil nichts bewirken können. Jetzt lebte sie mit Ben und Kater Felix in einer winzigen Drei-Zimmer-Wohnung in Hürth, war arbeitssuchend und musste mit dem Unterhalt klarkommen, der ihr und Ben nach dem Sich-arm-rechnen ihres Ex-Mannes noch zugesprochen worden war.

Noch fast zwanzig Jahre bis zur Rente lagen vor ihr, und die würde, da sie nach Bens Geburt aufgehört hatte zu arbeiten, sowieso erschreckend niedrig ausfallen. Von der gutsituierten Ehefrau zur arbeitslosen Alleinerziehenden in weniger als sechs Monaten. So schnell konnte es gehen im Sozialstaat Deutschland! Das hätten ihre Eltern sich sicher nicht träumen lassen, als sie vor fast fünfzig Jahren eingewandert waren, auf der Suche nach einem besseren Leben für sich und ihre kleine Tochter.

Inzwischen waren sie gestorben, und zu ihren Verwandten hatte sie kaum noch Kontakt. Ihr Ex-Mann war nicht direkt ausländerfeindlich, aber im Laufe ihrer Beziehung waren immer wieder kleine Spitzen gegen ›die Anderen‹ gefallen. Dass sie einen deutschen Pass besaß, lange bevor sie sich kennenlernten, vergaß er dabei gerne.

Soraya schloss die Wagentür auf, schnallte sich an und startete den Motor. Auf der Anzeige blinkte schon seit Tagen ein rotes Lämpchen, dessen Bedeutung sich ihr noch nicht erschlossen hatte. Sie hoffte nur, dass der Wagen nicht in die Werkstatt musste.

Sollte sie wider Erwarten diesen Job bekommen, wäre sie auf das Auto angewiesen. Die Vorbereitungen für die Morgensendung begannen um drei Uhr in der Nacht, um diese Zeit fuhren noch keine öffentlichen Verkehrsmittel.

Aber solange der Wagen noch funktionierte, hatte sie andere Sorgen. Jetzt musste sie erst einmal Ben zum Handballtraining fahren.

Ihr Sohn hatte Schwierigkeiten gehabt, sich mit der neuen Situation zurechtzufinden, war in der Schule abgesackt und hatte begonnen, mit den falschen Leuten rumzuhängen. Sie war froh, dass er mit Handball ein Hobby gefunden hatte, das ihn interessierte und bei dem er seine Energie positiv einsetzen konnte. Für ihren Sohn würde sie alles tun.

Nur nicht auf einen Job verzichten, sonst lebten sie bald wirklich unter einer der Rheinbrücken, wie ihr Ex-Mann es ihr höhnisch prophezeit hatte.

*

»Schakkeline, ey, tu mal dem Kävin da wech!«

Jacky klemmte sich die Kippe zwischen die Lippen und griff nach ihrem vierzehn Monate alten Sohn, der prompt lautstark protestierte und um sich trat. Sie setzte ihn einige Meter entfernt von der Rutsche, wo er sich gerade mit Monas Sohn Jimmy gestritten hatte, wieder auf den Boden und sich selbst auf die Bank.

Mona zog ebenfalls an ihrer Kippe. »Haste noch mal was von Eddie gehört?«