Vertrauen ist ein zerbrechliches Geschenk - Haidee Sirtakis - E-Book

Vertrauen ist ein zerbrechliches Geschenk E-Book

Haidee Sirtakis

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Beschreibung

Ihr altes Leben hinter sich lassend versucht Chiara in Basel einen Neuanfang. Sie lernt die Kunstmalerin Regina kennen, die sich nach bitteren Erfahrungen in ihrer Villa einigelt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten fühlt sich Regina zu Chiara hingezogen, doch das unbeschwerte Zusammensein währt nur kurz - alte Erinnerungen plagen Regina, sie zieht sich zurück. Kann Chiara die nötige Geduld aufbringen, um die Mauer, die Regina um ihr Herz gebaut hat, niederzureißen?

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Haidee Sirtakis

VERTRAUEN IST EIN ZERBRECHLICHES GESCHENK

Roman

© 2016édition el!es

www.elles.de [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-95609-165-0

Coverfoto: © ischoenrock – Fotolia.com

1

Chiara stand vor dem gigantischen Gartentor und blickte um sich. Aus der Ferne sah sie eine Frau auf sich zukommen, die ein paar Meter hinter dem Tor stehenblieb.

»Wollen Sie zu mir?«

Chiara räusperte sich. »Guten Tag.« Sie lächelte freundlich. »Sind Sie Regina von Siebenthal?«

Die andere Frau hob fragend die Augenbrauen und stemmte die Hände in die Hüften. »Ja. Und wer sind Sie?«

»Entschuldigen Sie. Ich bin Chiara Ackert. Schön, dass ich mich persönlich bei Ihnen bedanken kann.«

Regina von Siebenthals Blick wanderte an Chiara hoch und wieder hinunter. »Aha.«

Chiara blinzelte durch die Gitterstäbe hindurch. »Sie haben mich vor ein paar Wochen ins Krankenhaus gebracht, als es mir schlecht ging.« Sie winkte mit einer Visitenkarte, die von Hand mit den Worten ›Für alle Fälle. Grüße . . . RvS‹ ergänzt worden war. »Erinnern Sie sich? Sie haben mir im Krankenhaus Ihre Karte auf den Nachttisch gelegt.«

Regina von Siebenthal kam ein paar Schritte näher, drückte die Nase zwischen die Stäbe und wagte einen Blick auf das Kärtchen. »Ach, das meinen Sie«, entgegnete sie trocken und winkte ab. »Nicht der Rede wert. Ich konnte Sie ja schlecht blutüberströmt nachts bei Regen im Straßengraben liegen lassen.« Damit war der freundliche Teil der Antwort jedoch beendet, denn sie setzte zischend hinzu: »Bilden Sie sich bloß nichts ein«, während ihr Blick Chiara fast durchbohrte.

Chiara trat einen Schritt zurück. Oh, là, là . . . die gute Frau ist wohl mit dem falschen Bein aufgestanden. »Ich will Sie auch gar nicht lange aufhalten«, erwiderte sie mit ruhiger Stimme, in der Hoffnung, die andere etwas besänftigen zu können, auch wenn sie nicht wusste, womit sie sie aufgeregt hatte. Sie nahm einen Briefumschlag aus der Jackentasche und streckte ihn ihr entgegen. »Für Sie. Ein kleines Dankeschön.«

Regina von Siebenthal wollte schon nach dem Umschlag greifen, da entschied sie sich anders. »Was ist das?«, fragte sie und starrte auf das Kuvert, als könnte es sich um eine Briefbombe handeln.

Chiara räusperte sich. »Ein Gutschein.« Sie beobachtete die angespannte Frau und schaute ihr tief in die Augen . . . wohl ein bisschen zu tief und wohl ein bisschen zu lange. Wow, was für Augen. Aber was hat sie bloß gegen mich? Was habe ich ihr getan?

»Den können Sie behalten.« Sie wandte sich von Chiara ab.

»Wissen Sie was?« Chiara hob den Umschlag leicht an. »Ich werfe ihn einfach in den Briefkasten. Vielleicht überlegen Sie es sich ja noch einmal. Ihre Familie würde sich bestimmt freuen.«

Regina von Siebenthal drehte sich um. »Ich habe keine Familie«, knurrte sie und presste die Lippen zusammen. »Wenn ich das Wort Familie nur schon höre . . .« Ihre Augen verwandelten sich in Schlitze. »Ich will keinen Gutschein.«

Ach du meine Güte, ist das eine Furie. Aber diese tiefbraunen Augen und der Schweizer Akzent . . . »Ich möchte mich doch nur bedanken. Ist das denn so schlimm?« Achselzuckend schob Chiara den Umschlag durch den Briefkastenspalt. Dabei verpasste sie der Klappe versehentlich einen Stoß, was ein lautes Scheppern verursachte.

»Können Sie nicht aufpassen?« Regina von Siebenthal wurde noch wütender, als sie schon war. »Sie sind unmöglich. Ich weiß nicht, wann mir das letzte Mal so ein freches Ding wie Sie unter die Augen getreten ist.«

»Schon gut.« Chiara hob die Hände. »Danke für die netten Worte. Vor allem für das Ding.« Sie schmunzelte etwas. »Ich wünsche Ihnen noch einen wunderschönen Tag.« Sie entfernte sich vom Tor und stieg in ihren Fiat.

Mit voller Wucht riss Regina von Siebenthal das Gartentor auf und rannte seitlich vor Chiaras Auto. »Hauen Sie bloß ab mit Ihrer Dreckschleuder!«, schrie sie.

Ungläubig schüttelte Chiara hinter dem Lenkrad den Kopf. Diese Frau hatte ihr geholfen? Das war kaum vorstellbar. Ruhig . . . ruhig Blut, redete sie sich innerlich gut zu, während sie tief durchatmete.

Regina von Siebenthal schimpfte weiter vor sich hin und verpasste dem Autoreifen einen Fußtritt. »Die alte Schrottkiste vergiftet nur die Luft«, zischte sie.

Genug war genug. Chiara presste die Lippen zusammen. Sie kam mit der besten Absicht her, erwartete nur angemessene Höflichkeit, und dann so etwas. In ihr fing es an zu kochen. Im Zeitlupentempo rollte sie vor und blickte kurz zu Regina von Siebenthal hoch. Dann drückte sie einmal kräftig aufs Gaspedal und fuhr an ihr vorbei. Im Rückspiegel sah sie nur noch, wie die Dame von einer Staubwolke eingenebelt wurde.

Das hast du jetzt davon . . . du Giftspritze.

2

»Endlich.« Chiara ließ sich erschöpft auf den Stuhl des Cafés sinken. Sie rannte schon den ganzen Tag von Termin zu Termin. Ihre Arbeit als Immobilienmaklerin machte ihr Spaß, aber ihre Chefin Viviane Stahlberger verlangte von all ihren Mitarbeiterinnen enormen Einsatz.

Es war bereits später Nachmittag, und ihr Nervenkostüm schrie nach Koffein. Ihr Magen knurrte auch schon seit Stunden. Und dabei war ihr Arbeitstag noch lange nicht zu Ende. Drei weitere Besichtigungstermine standen an.

Sie bestellte einen Milchkaffee, ein stilles Wasser und zwei belegte Brote. Als ihr Blick durch den Raum schweifte, blieb er plötzlich an der Plakatwand neben der Treppe hängen. Neugierig stand sie auf und stellte aus der Nähe fest, dass sie richtig gelesen hatte. Da hing ein Flyer Ausstellung – Regina von Siebenthal mit dem Titel ›Grauzonen‹.

»Na so was.« Sie lachte leicht. »Künstlerisches Temperament hat sie ja.« Ihre Mundwinkel zuckten. Diese wunderschönen, rehbraunen Augen. Sie gingen ihr nicht mehr aus dem Sinn, auch wenn ihre Besitzerin sich die größte Mühe gegeben hatte, jeden positiven Eindruck auszulöschen.

Aber da war etwas, das sich nicht so leicht auslöschen ließ, ein Gefühl, das sie nicht benennen konnte. Obwohl sie sich über diese Frau geärgert hatte, hatte dieses Gefühl nichts mit Ärger zu tun. Sie nahm einen Stift und notierte sich Datum und Zeit, auch wenn sie nicht genau wusste, warum.

Lächelnd schüttelte sie den Kopf über sich selbst. Sie konnte sich ja immer noch überlegen, ob sie hingehen würde. Aber sie spürte jetzt schon, dass sie etwas dorthin zog.

3

Punkt acht Uhr traf Chiara an der Villa ein, deren letzter Besuch ein so unrühmliches Ende genommen hatte. Es schienen schon einige Kunstinteressierte da zu sein, denn sie musste weit unten in der Wiese parken. Sie schlenderte den Feldweg hoch, und ihr wurde allmählich klar, wo sie hier war. Es gab weit und breit kein anderes Haus. Nur diese Villa, die eher einem Schloss glich und in einer von Wald umgebenen, grünen Oase stand. Ein Bild wie aus einem Märchenbuch.

Aus dem Garten ertönten sanfte Musikklänge.

»Möchten Sie die Ausstellung besuchen?«, begrüßte eine Frau am Tor Chiara freundlich.

»Ja.« Chiara nickte, und die Frau reichte ihr einen Ausstellungskatalog.

Kurz darauf spazierte sie durch den Park. Es kam ihr wie ein Traum vor. In ihrem Job als Immobilienmaklerin hatte sie es zwar oft mit luxuriösen Anwesen zu tun, aber das hier übertraf alles, was sie je gesehen hatte.

Die Musik wurde lauter, und ein Kribbeln machte sich in ihr bemerkbar. Sie näherte sich einem Pavillon, der für sich allein die Größe eines Einfamilienhauses hatte. Sie betrat ihn und schaute sich um. Einige Gäste unterhielten sich angeregt, während andere interessiert Bilder betrachteten. Sie schnappte sich ein Glas Orangensaft und mischte sich unter die Besucher. Vor einem Bild blieb sie stehen und ließ es auf sich wirken.

Was wollte sie eigentlich hier? Ihre letzte Begegnung mit Regina von Siebenthal hätte sie davon abhalten sollen herzukommen, aber das hatte sie nicht. Es gab etwas, das stärker war als jede offene Ablehnung. Vielleicht wollte sie auch einfach nur mehr über die Frau erfahren, die erst so fürsorglich gewesen war, sie ins Krankenhaus zu bringen, ihr sogar ihre Visitenkarte dagelassen hatte und dann so getan hatte, als wäre das alles ein fataler Irrtum gewesen. War das ein Beispiel für die berühmte künstlerische Zerrissenheit?

Plötzlich erklang eine bekannte Stimme. Chiara bekam Gänsehaut, ihr Herz begann zu rasen, und sie ließ fast ihr Glas zu Boden fallen. Regina von Siebenthals Anblick, wie sie gerade den Pavillon betreten hatte, kam ihr umwerfend vor.

Was ist denn mit dir los? fragte sie sich verwirrt. Wenn sie Alkohol getrunken gehabt hätte, hätte sie sich das Drehen in ihrem Kopf erklären können, aber der Orangensaft konnte kaum schuld daran sein.

Die Künstlerin begrüßte die Gäste und hielt eine kurze Ansprache. Dann erhob sie das Sektglas und wünschte eine schöne Reise durch ›Grauzonen‹.

Beim Zuhören wurde Chiara von einer Hitzewelle sanft durchflutet. Was für eine weiche Stimme sie doch hat, dachte sie. Vielleicht habe ich sie das letzte Mal wirklich nur auf dem falschen Fuß erwischt.

Sie musste sich ablenken. Ihr Blick wanderte durch den Pavillon, und sie träumte vor sich hin, als sie plötzlich unverhofft in die tiefbraunen Augen schaute. Eine gefühlte Ewigkeit starrten sie sich an. Es schien, als wollte Regina von Siebenthal zu ihr hinüberkommen. Doch sie wurde von einem Ehepaar angesprochen und wandte sich von Chiara ab.

Eine Kellnerin kam mit einem vollen Tablett auf Chiara zu und blieb lächelnd vor ihr stehen, da ihr Glas leer war. Chiara stellte es auf das Tablett, griff nach einem Glas Wasser und bedankte sich. Unauffällig warf sie immer wieder einen Blick auf Regina von Siebenthal.

Mit der Zeit wurden die Gäste weniger, und die letzten Ausstellungsbesucher verabschiedeten sich persönlich bei der Künstlerin. Nun waren nur noch sie, die Empfangsdame und Chiara im Pavillon.

Ich sollte gehen, dachte Chiara, bevor sie wieder einen Anfall bekommt. Aber aus irgendeinem Grund konnte sie das nicht. Ihre Augen ließen sich nicht dazu bewegen, sich von der Frau mit dem dynamischen Kurzhaarschnitt zu lösen. Sie bekam feuchte Hände.

Regina von Siebenthal trat auf sie zu. »Gefällt es Ihnen?«, fragte sie mit Blick auf das Bild, vor dem Chiara stand.

Der Duft eines atemberaubenden Parfums schwebte Chiara entgegen. Ein Duft, der sie sanft umhüllte und gefangennahm. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Für einen Moment schloss sie die Augen, während sie von einer prickelnden Hitze erwärmt wurde.

Sie ging einen Schritt zur Seite und suchte nach ihrer Stimme. »Ja«, antwortete sie schwach. Sie versuchte sich auf das Kunstwerk zu konzentrieren, was ihr schwerfiel. Bei jeder Bewegung schwebte ihr eine neue Welle des verführerischen Dufts entgegen. »Wie . . . wie ist das Bild entstanden?«, stotterte sie und rieb sich die feuchten Hände an der Jeans ab.

»Ich male zu Musik.« Regina von Siebenthals Blick versank in dem Gemälde. »Ich lasse die Musik intensiv auf mich wirken.« Sie nippte an ihrem Sekt. »Es ist fast wie eine Trance, so als würde ich nicht selbst malen, sondern es malt durch mich hindurch.« Ihre Stimme klang so sanft, wie Chiara sie zuvor noch nie gehört hatte. »Ich weiß nicht, ob Sie verstehen, was ich meine.«

Chiara hielt sich an ihrem Glas fest und vergaß beinah zu atmen. »Ich bin keine Künstlerin.« Sie räusperte sich. »Aber so ungefähr kann ich mir das glaube ich schon vorstellen.« Trance . . . na toll. So fühle ich mich auch bald, dachte sie. »Gibt es einen speziellen Grund, wieso Sie in Grautönen malen?« Sie zeigte auf das Bild, auf dem alle Facetten von Grau bis Schwarz zu sehen waren.

Regina von Siebenthals Lächeln wich einer versteinerten Miene.

Chiara runzelte die Stirn. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«, fragte sie betroffen.

Die Malerin wandte sich von Chiara ab, ging zu einem Stehtisch und stellte ihr Sektglas hin. Dort verharrte sie einen langen Moment und starrte in eine andere Richtung.

Oh je, was ist jetzt schon wieder? dachte Chiara, während es ihr eiskalt den Rücken hinunterlief.

Regina von Siebenthal kam zurück. »Was gefällt Ihnen an dem Bild nicht?«, fragte sie und warf Chiara einen düsteren Blick zu.

Chiara hob beschwichtigend die Arme. »Stopp, Moment mal.« Sie lächelte verlegen. »Ich habe nie behauptet, dass mir das Bild nicht gefällt. Ich habe nur gefragt, ob es einen speziellen Grund dafür gibt, wieso Sie in Grautönen malen.«

»Aha . . .« Regina fixierte Chiaras Blick. »Dann sagen Sie mir doch bitte, was Sie sehen?« Sie kniff die Augen zusammen und starrte Chiara mit verschränkten Armen an.

»Ich?« Chiara blickte in ihr Glas und leerte es mit einem Schluck. »Ich bin Immobilienmaklerin«, sagte sie mit ernster Stimme und legte eine Hand auf ihre Brust. »Keine Künstlerin. Ehrlich gesagt ist ein Bild für mich nur ein Bild. Es gefällt mir oder es gefällt mir nicht. Viel mehr kann ich dazu nicht sagen.«

Regina starrte sie gereizt an »Sind Sie nicht in der Lage, etwas zu sehen oder zu fühlen?«

Chiara fühlte sich, als wäre sie von ihrem Gegenüber soeben zum Duell im Morgengrauen herausgefordert worden. Sie betrachtete das Bild eingehend und wandte sich ihr dann zu.

»Auf mich wirkt es traurig«, erwiderte sie leise. »Ich denke . . .« Sie hielt kurz inne. »Ich fühle, dass die Künstlerin es voller Hingabe gemalt hat. Vielleicht hat sie es zu melancholischer Cellomusik gemalt, die ihr mitten ins Herz gespielt hat.« Was habe ich da gerade gesagt? Das war nicht ich. Da hat jemand anderes für mich gesprochen.

Regina von Siebenthal starrte Chiara mit offenem Mund an. Dann drehte sie ihr den Rücken zu und schaute in den Garten. »Es ist besser, wenn Sie jetzt gehen«, sagte sie mit zittriger Stimme. Mit dem Ärmel ihrer Bluse wischte sie sich Tränen aus dem Gesicht. »Bitte gehen Sie.«

»Ich wollte Ihnen nicht zu nahetreten.« Chiara strich sich verunsichert durchs Haar. »Es tut mir leid, wenn ich etwas Falsches gesagt habe, aber Sie haben mich gefragt.«

»Gehen Sie!«

Chiara musterte Regina von Siebenthals verzerrtes Gesicht, sah die offensichtliche Qual darin. Was habe ich nur getan? dachte sie. Sie hob eine Hand und wollte etwas sagen, da wurde sie von einer anderen Stimme unterbrochen.

»Sie gehen jetzt wirklich besser«, sagte die Empfangsdame, die ihr bei ihrer Ankunft den Katalog gegeben hatte. »Sie regen sie nur auf.«

»Aber wieso . . .?« Chiara verzog entschuldigend das Gesicht. »Das war nicht meine Absicht.«

»Das glaube ich Ihnen.« Die Frau lächelte. »Sie können nichts dafür. Künstler sind eben sehr empfindsam.«

»Lass sie gehen, Sandra«, fauchte die empfindsame Künstlerin aus der Ecke. »Lass sie doch endlich gehen. Ich will allein sein!« Sie riss das Bild von der Wand, knallte es auf den Boden und rannte aus dem Pavillon hinaus.

Chiara starrte entsetzt auf das Bild, das eben noch an der Wand gehangen hatte.

»Es sind ihre Bilder. Sie kann damit tun, was sie will«, sagte die Frau namens Sandra.

»Natürlich.« Chiara stotterte leicht. »Aber ich wollte doch nicht –« Sie war völlig überfordert.

»Nein, das wollten Sie nicht.« Sandra strich ihr leicht über den Arm. »Ich bringe Sie hinaus.«

Als sie zusammen in Richtung Tor gingen, sah Chiara einen hellen Schatten in der Villa verschwinden.

Die Künstlerin hatte sich zurückgezogen.

4

Chiara fühlte sich miserabel. Der gestrige Abend hätte so schön werden können. Was hatte sie nur falsch gemacht? Sie war sich keiner Schuld bewusst. Regina von Siebenthal hatte ihr doch nur eine Frage gestellt, die sie versucht hatte zu beantworten. Sie musste irgendetwas gesagt oder getan haben, was die Künstlerin zutiefst verletzt hatte. Aber was? Und wieso hatte sie, Chiara, die Ausstellung überhaupt besucht? Was war da zwischen Regina von Siebenthal und ihr?

»Hallo, Frau Chiara Ackert.«

Chiara erschrak und sah, wie jemand mit einem Notizblock vor ihren Augen herumfuchtelte.

»Sind wir hier bei LuxusImmo Basel AG oder auf welchem Planeten befinden wir uns gerade?«, fragte eine gereizte Stimme.

Chiara blickte hoch und direkt in die Augen ihrer Chefin. Oh nein . . . bitte nicht. Einen lauten Seufzer konnte sie sich gerade noch verkneifen.

»Aha . . . wir sind also wieder ansprechbar. Da bin ich ja beruhigt«, stellte Viviane Stahlberger spöttisch fest. »Wie sieht es mit dem Verkauf der Villa am Sonnberg aus?« Sie warf Chiara einen bösen Blick zu.

»Es ist alles vorbereitet. In ein paar Tagen wird der Vertrag unterzeichnet«, antwortete Chiara in ruhigem Ton.

Die Chefin runzelte die Stirn. »Was? In ein paar Tagen erst? Der Vertrag sollte längst unter Dach und Fach sein«, krächzte sie mit spitzem Gesicht. »Meine liebe Frau Ackert. Wie wär’s mit ein bisschen mehr Einsatz für LuxusImmo Basel? Sie wissen schon noch, was Ihre Aufgabengebiete sind? Oder müssen wir uns unter vier Augen einmal darüber unterhalten?« Abschätzig blickte sie auf Chiara hinunter.

Chiara atmete tief durch und drehte den Kugelschreiber in der Hand herum. Mehr Einsatz. Ich arbeite ja schon fast Tag und Nacht, dachte sie und riss sich zusammen. »Frau Stahlberger. Ich gebe mein Bestes. Es bringt nichts, den Kunden unter Druck zu setzen«, meinte sie lächelnd und hielt dem Blick ihrer Chefin stand.

Einen langen Moment fixierten sie sich gegenseitig.

Viviane Stahlbergers Augen verwandelten sich zu Schlitzen. »Tsss . . . Haben Sie hellseherische Fähigkeiten, dass Sie das behaupten können?« Suchend schaute sie sich im Büro um. »Wo steht Ihre Glaskugel?«

»Ich habe keine Glaskugel, sonst . . .« Chiara schluckte und starrte auf ein leeres Blatt Papier.

»Was sonst?« Die Chefin klopfte mit den Fingern demonstrativ auf dem Schreibtisch herum.

»Nichts. Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn der Vertrag unterschrieben ist«, sagte Chiara kleinlaut und griff nach einem Kundendossier.

Viviane Stahlberger machte ein strenges Gesicht. »Der Vertrag muss unterschrieben werden. Haben wir uns verstanden?«

Chiara nickte.

Viviane Stahlberger steckte ein paar Stifte in ihre Handtasche und blickte auf die Uhr. »Oh . . . Ich muss ins Rathaus. Ich bin schon wieder spät dran – wegen Ihnen.« Sie warf Chiara einen tadelnden Blick zu, dann betrachtete sie sich selbstverliebt im Spiegel. »Und nach der Sitzung gehen wir alle vom Großen Rat so richtig dick auf Staatskosten speisen.« Ihre Augen musterten noch rasch jede einzelne Mitarbeiterin. »Und ihr arbeitet schön weiter, ganz wie es sich gehört. Ich will Umsatz und Gewinn sehen.«

5

Es war acht Uhr morgens und Markttag in Basel. Chiara war auf dem Weg ins Immobilienbüro und machte sich Gedanken über das bevorstehende Beratungsgespräch. Sie eilte über den Marktplatz, als plötzlich einige Äpfel auf sie zurollten. Reflexartig bückte sie sich und griff mit ihrer freien Hand danach. Sie bemerkte, dass ihr jemand mit offenen Händen gegenüberstand. Sie streckte der Person die Äpfel entgegen und schaute kurz hoch. Da waren sie. Die tiefbraunen Augen von Regina von Siebenthal.

Sie blickten sich an, während sich ihre Fingerspitzen sanft berührten. Chiara erstarrte, und Regina von Siebenthal blickte auf sie hinunter. Sie griff nach den Äpfeln und wollte sie in eine Tüte stecken. Beiden entging, dass ein Apfel wieder zu Boden gefallen war. Chiara verharrte immer noch in der Hocke und war tief in Regina von Siebenthals Augen versunken.

»Da . . . Danke«, stotterte Regina von Siebenthal. »Da . . . das ist nett.« Sie wandte sich von Chiara ab und sah so aus, als ob sie fliehen wolle.

Chiara konnte sich endlich aus ihrer Schockstarre lösen und bemerkte, dass zwischen ihren Füßen noch ein Apfel lag. »Hier . . .«, rief sie. Zu spät. Sie sah nur noch, wie Regina von Siebenthal wie von einer Tarantel gestochen davonrannte und hinter dem nächsten Haus verschwand.

Chiara blickte auf den Apfel und fühlte ein sanftes Kribbeln in sich, das durch einen Kickboardfahrer abrupt unterbrochen wurde, der an ihr vorbeiraste und ihr seine Umhängetasche in den Rücken rammte.

»Pass doch auf!«, rief sie ihm hinterher.

Der junge Kerl drehte sich um und zeigte ihr auch noch den Stinkefinger.

Sie schüttelte den Kopf. Wieder so einer, der mit dem Schnellzug durch die Kinderstube gefahren ist, dachte sie, hob ihre Arbeitsmappe vom Boden auf und marschierte, mit dem Apfel in der Hand, ins Büro.

»Sind wir auf dem Vitamin-Trip?« Viviane Stahlberger griff nach dem Apfel, den Chiara vor sich auf den Schreibtisch gelegt hatte. Sie begann mit ihm zu spielen und warf ihn abwechslungsweise von der einen in die andere Hand. »Ups«, sagte sie trocken und grinste. »Jetzt ist er zu Boden gefallen.« Sie ließ den Apfel einfach liegen und spazierte durchs Büro.

»Bitte . . . Würden Sie ihn aufheben und wieder auf den Tisch legen?«, fragte Chiara und schaute Frau Stahlberger direkt in die Augen.

»Was? Wie bitte? Ich . . . ich soll . . .« Frau Stahlberger lachte höhnisch und hob schließlich den Apfel vom Boden auf. »Kann ich Ihnen vielleicht sonst noch etwas Gutes tun?«, fragte sie zynisch und zwinkerte Chiara zu. »Nur zu. Die Chefin ist ja fürs Wünsche erfüllen zuständig . . . hm, oder wie sehen Sie das?« Sie warf Chiara einen strafenden Blick zu.

»Danke«, sagte Chiara und tat so, als würde sie eine Telefonnotiz lesen.

Viviane Stahlberger runzelte die Stirn. »Seit wann sind Sie denn so empfindlich? Man könnte meinen, das rote, runde Ding wäre vergoldet«, sagte sie und knallte den Apfel auf den Tisch.

Chiara lächelte verkrampft. Mit den Fingerspitzen berührte sie den Apfel. Da war es schon wieder. Dieses Kribbeln. Ihr wurde ganz warm, und vor ihrem inneren Auge spielte sich die Begegnung auf dem Marktplatz erneut wie ein Film ab.

Reiß dich zusammen. Was ist bloß los mit dir, Chiara? Mühsam wahrte sie die Fassung.

Behutsam legte sie den Apfel in ihre Tasche und griff nach einem Kundendossier.

Mit einem Kaufinteressenten hatte sie einen Besichtigungstermin für eine Villa. Sie versuchte sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Doch ihre Gedanken waren fast pausenlos bei Regina von Siebenthal. Der Kunde war zum Glück von dem Anwesen so begeistert, dass er an Ort und Stelle seine schriftliche Zusage gab. Chiara war erleichtert und verabschiedete sich mit Handschlag. Sie saß gerade wieder in ihrem Auto, als ihr Handy klingelte.

»Ackert?«, meldete sie sich mit freundlicher Stimme.

»Guten Tag.«

Einen langen Moment herrschte Totenstille.

»Regina von Siebenthal am Apparat.«

Chiara ließ vor Schreck das Mobiltelefon fallen, und es dauerte eine Weile, bis sie es unter dem Beifahrersitz wieder hervorgeholt hatte.

»Hallo . . . Hallo . . . sind Sie noch da?«, ertönte es aus dem Handy.

»Ja, bin ich. Entschuldigen Sie«, sagte Chiara und verstummte. Das Herz sprang ihr fast aus der Brust, und auf ihrer Stirn bildeten sich Schweißperlen.

»Ja . . . ähm . . . wie soll ich das sagen . . .« Regina von Siebenthal räusperte sich. » Sie haben mir einen Gutschein für ein Essen am Rhein geschenkt und einen netten Brief mit Ihrer Telefonnummer dazugelegt«, sagte sie leise.

Chiara krallte sich mit einer Hand am Lenkrad fest. »Ja . . . Was ist damit?«

»Hören Sie. Es tut mir leid, dass ich Sie am Ausstellungsabend weggeschickt habe. Es ist nur so . . .« Sie sprach den Satz nicht zu Ende. Sie schluckte. »Und es tut mir leid, dass ich heute Morgen so schnell verschwunden bin.«

»Ich habe ja beides überlebt. Wie schon so einiges«, entgegnete Chiara und griff sich sogleich an die Stirn. Wie blöd bist du eigentlich, Chiara. Rede doch nicht so einen Schwachsinn, schimpfte sie innerlich auf sich selbst. »Entschuldigen Sie. Das ist mir unglücklicherweise so herausgerutscht.« Ihre Hände wurden feucht. Wieso war sie nur immer so unsicher in Gegenwart dieser Frau? Selbst wenn sie nur anrief.

Regina von Siebenthal lachte leicht. »Da bin ich aber froh. Ich meine, dass Sie das alles überlebt haben.« Die angespannte Situation lockerte sich. »Ich mache es kurz. Würden Sie mit mir zusammen den Gutschein . . . Ihren Gutschein einlösen?«

Chiara verschluckte sich und musste husten. »Ist das ein Witz?« Wieder griff sie sich an die Stirn. Sie brachte einfach nichts Gescheites über die Lippen. Irgendwie spielten ihr gerade sämtliche Hirnzellen einen Streich.

»Nein. Kein Witz. Ich würde mich freuen, wenn Sie mich begleiten, sofern Sie mir noch eine Chance geben.« Regina von Siebenthals Stimme schien etwas zu zittern.

Chiara räusperte sich. »Sie sind gut. Ehrlich gesagt fürchte ich mich vor einem erneuten Treffen mit Ihnen.« Sie atmete tief durch und spürte, wie sich jede Zelle in ihr nach dieser Frau sehnte. »Einverstanden. Aber nur, wenn es Ihr ausdrücklicher Wunsch ist«, sprudelte es aus ihr heraus. »Und nur, wenn Sie mir versprechen, dass es ein angenehmes Wiedersehen wird.«

»Ich verspreche es. Hoch und heilig.« Regina von Siebenthal schien zu lächeln. »Passt Ihnen morgen Abend, sieben Uhr?«

»Ja, das passt.« Chiaras Herz machte Luftsprünge. Gleichzeitig jedoch gemahnte sie sich zur Vorsicht. Schließlich hatte sie schon zweimal die Erfahrung gemacht, dass sich die Stimmung dieser zugegebenermaßen faszinierenden Frau schnell ändern konnte.

»Ich hole sie ab«, sagte Regina von Siebenthal. »Wo wohnen Sie?«

»Sie können mich beim Eingang des Campingplatzes am Rhein abholen. Wir können uns aber auch in der Stadt treffen.«

»Campingplatz am Rhein?«

»Ja. Haben Sie ein Problem damit?«, fragte Chiara leicht neckend.

Regina von Siebenthal räusperte sich. »Nein, nur habe ich so eine Antwort nicht erwartet.«

»Na, dann werden Sie wohl eine ganz neue Erfahrung machen.«

Regina von Siebenthal wirkte ungewöhnlich vergnügt. »Ja, scheint so. Bis morgen also.« Sie legte auf.

Chiara versorgte das Mobiltelefon in ihrer Mappe, legte den Kopf in den Nacken und schloss erst einmal die Augen. Sie atmete tief durch, ließ die sanfte Stimme von Regina von Siebenthal und deren letzten Worte noch einmal auf sich wirken. Eine Hitzewelle durchflutete ihren Körper, und sie spürte ein Kribbeln bis in die Fingerspitzen.

Langsam beruhigte sich ihr Herzschlag wieder. »Warum hat sie angerufen?«, murmelte sie vor sich hin. »Warum ist sie plötzlich so gut gelaunt? Und wird das so bleiben?«

Sie dachte daran, was alles passieren konnte. Eventuell würde Regina das Restaurant genauso demolieren wie ihr Bild. Lag das im Bereich des Möglichen?

Sie wollte sich Enttäuschungen ersparen, davon hatte sie schon genug gehabt. Sie musste zugeben, sie konnte das Wiedersehen kaum erwarten und wünschte sich nichts sehnlicher, als einen wunderschönen Abend mit dieser Frau verbringen zu dürfen.

Aber war dieser Wunsch realistisch? Ach, was sollte es schon? Sie lächelte. Für einen Moment schwebte sie auf Wolke sieben und träumte vor sich hin. Das war alles, was zählte.

6

»Sie haben einen guten Geschmack«, sagte Regina, während ihr Blick über den Fluss schweifte, der im Lichte des Sonnenuntergangs glitzerte.

Chiara lächelte und griff nach dem Weinglas. »Zum Wohl. Auf einen schönen Abend.«

Regina erhob ebenfalls das Glas. »Auf einen schönen Abend und danke, dass Sie mich begleiten.«

Chiara trank einen Schluck Rotwein und betrachtete ihr Gegenüber mit einem warmen Blick.

Regina lächelte. »Was geht Ihnen durch den Kopf?«

»Na ja.« Chiara schmunzelte und verzog die Lippen. »Wenn Sie mich so direkt fragen . . .« Sie räusperte sich. »Seit wir uns verabredet haben, frage ich mich, was wohl auf mich zukommt.«

»Ich hoffe«, Regina nahm einen Schluck und blinzelte sie über das Glas hinweg an, »dass ich Sie nicht wieder ins Krankenhaus bringen muss.«

Chiara lachte laut auf. »Na, das hoffe ich doch auch!«

»Schon komisch, wie wir uns kennengelernt haben«, fuhr Regina nachdenklich fort. »Ich habe schon von Überfällen an Geldautomaten gehört, aber noch nie einen gesehen. Aber als ich Sie da liegen sah, blutend . . .« Sie schüttelte den Kopf. »So etwas hätte ich mir nicht vorstellen können.«

»Ich auch nicht«, sagte Chiara. »Ich habe mir davor nie Gedanken darüber gemacht, dass so etwas passieren könnte.« Sie beugte sich vor. »Jedenfalls finde ich es sehr nett, dass Sie mich nicht dort liegengelassen haben.«

»Sie hätten eine Gehirnerschütterung haben können oder Schlimmeres.« Regina zuckte die Schultern. »Das hätte jeder getan.«

»Die meisten hätten vermutlich die Polizei gerufen oder einen Krankenwagen«, widersprach Chiara. »Und sich dann aus dem Staub gemacht.«

Regina lächelte schief. »Ich weiß nicht, was die meisten tun. Ich fürchte, ich bin nicht so wie die meisten.«

Das allerdings, dachte Chiara. Du bist etwas ganz Besonderes. Wieder spürte sie dieses Kribbeln. Sie konnte es nicht verhindern. »Das ist ein Glück«, sagte sie. »Eine Malerin –« Sie brach ab und dachte an Reginas Wutausbruch mit dem Bild.

»Eine Malerin ist auch nur ein Mensch«, erwiderte Regina, als ob sie ihre Gedanken gelesen hätte. »Mit allen Fehlern und Schwächen.«

»Lass uns nicht mehr darüber reden. Oh, Entschuldigung –« Chiara verzog betreten das Gesicht. »Lassen Sie . . .«

»Ist schon gut.« Regina lachte und schaute Chiara kritisch an. »Hast du etwa Angst vor mir?« Ihr Blick wurde ernst. »Ich verstehe«, seufzte sie. »Bis jetzt hat jede Unterhaltung zwischen uns in einem Desaster geendet.« Sie lächelte sanft. »Auf das Du und einen wunderschönen Abend.« Chiara zuprostend hob sie ihr Glas.

Es wurde dunkel, das Kerzenlicht schenkte der Terrasse ein sinnliches Ambiente, und das Wasser schimmerte nun im Mondlicht.

»Das Essen ist himmlisch und der Wein göttlich.« Regina lehnte sich entspannt zurück.

»Dann sind wir wohl im Himmel«, ergänzte Chiara lächelnd. Sie betrachtete Regina und genoss den Anblick.

»Könnte sein.« Regina wandte ihr das Gesicht zu. »So genau kenne ich mich da nicht aus.«

Für Chiara hätte die Zeit stehenbleiben können. Sie fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr. Sie wusste nicht genau, was sie erwartet – oder befürchtet – hatte, aber im Moment lernte sie Regina von einer ganz anderen Seite kennen, einer, die ihr sehr gefiel. So konnte es bleiben.

Nach einer Weile beschlossen sie, das Restaurant zu verlassen, und Regina schlug vor, den Abend mit einem Spaziergang ausklingen zu lassen. Ein paar Minuten spazierten sie wortlos nebeneinander her.

»Chiara.«

»Ja?« Chiara blickte in Reginas Augen, die ihr so nah wie nie zuvor waren.

»Danke für den wundervollen Abend«, sagte Regina mit sanfter Stimme.

Chiaras Augen wollten sich gar nicht mehr von Reginas lösen.

»Ach wie schön . . .« Regina blickte nach rechts zu einer Verkaufsbude.

»Was denn?«

»Siehst du den Zuckerwattestand? Und die Kinder?« Regina lächelte. »Schau mal, wie sie mit leuchtenden Augen auf ihre Leckerei warten.«

»Einen Moment.« Chiara zischte los und war kurz darauf mit zwei Portionen Zuckerwatte wieder da.

»Du bist verrückt.« Regina lachte verlegen. »Wir sind doch zwei erwachsene Frauen, keine Kinder.«

»Du siehst doch, dass es geht«, hielt Chiara trocken dagegen. »Ich finde, dass sich auch erwachsene Frauen wie glückliche Kinder fühlen dürfen.« Sie streckte Regina eine Zuckerwatte entgegen. »Für dich . . .«, flüsterte sie und schenkte ihr dabei einen tiefen Blick.

Regina nahm die Zuckerwatte zwar, aber sie drehte den Kopf in eine andere Richtung, als ob sie Chiaras Blick ausweichen wollte. »Danke.«

Chiara wusste nicht genau, wie sie sich verhalten sollte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, Regina empfand nicht dasselbe wie sie. »Bin ich schon wieder ins Fettnäpfchen getreten?«, fragte sie.

Regina schüttelte den Kopf. »Nein. Ich weiß nur nicht, wann ich mich als Kind je glücklich gefühlt habe.«

»Oh je. Tatsächlich?« Ganz automatisch hob Chiara die Hand und strich ihr über die Wange.

Regina erstarrte.

»Tut mir leid.« Chiara zog ihre Hand zurück und räusperte sich. »Es ist wohl der schöne Abend, der mich ein bisschen –« Sie brach ab. »Ich dachte einfach . . . irgendwie . . . als Kind ist man doch meistens glücklich.«

»Du hattest bestimmt eine schöne Kindheit.« Regina lächelte wieder.

»Na ja, normal, dachte ich immer.« Chiara zuckte die Schultern.

»Normal«, wiederholte Regina nachdenklich. Als ob sie ihre Erstarrung von vorhin wiedergutmachen wollte, schob sie ihren Arm in Chiaras. »Gehen wir ein bisschen.«

Chiaras Herz schlug laut. Es kam ihr so vor, als würde sie all das nur träumen. Regina schlenderte mit ihr Arm in Arm und völlig entspannt am Flussufer entlang. Sie konnte es kaum glauben.

Die Zuckerwatte wurde immer weniger, bis sie nur noch die Stiele in der Hand hielten.

»Mmh . . . das war lecker.« Regina legte den Kopf in den Nacken und schloss für einen Moment die Augen.

Wie wunderschön sie ist. Chiara war hin und weg. Sie musste all ihre Sinne einzeln einfangen. Vorsichtig setzten sie sich auf einen großen Stein und blickten aufs leise plätschernde Wasser. Chiara betrachtete Regina von der Seite und hätte dahinschmelzen können.

»Na, bereust du es, dass du den Gutschein selbst mit mir eingelöst hast?«, fragte Regina etwas schelmisch.

»Sicher nicht.« Chiara lachte. »Ich hätte nur gedacht, dass da jemand ist, der ältere Rechte hat.«

Wieder versteinerte Regina.

»Tut mir leid, tut mir leid, tut mir leid.« Chiara schlug sich mit Gewalt auf den Schenkel. »Immer sage ich das Falsche.«

»Nein. Es liegt nicht an dir.« Es war, als ob Regina sich ganz bewusst lockerte, als hätte sie es gelernt. »Du kannst ja nicht wissen –« Sie hob eine Hand und berührte Chiaras Wange ganz sanft. »Du bist seit langem das Beste, was mir passiert ist«, sagte sie leise. »Ich genieße diesen Abend, wie ich es mir nie hätte vorstellen können.«

Chiara fühlte sich geschmeichelt und genoss Reginas sanfte Berührung, die wie ein Blitz durch ihre Gliedmaßen schoss. »Danke. Aber dazu gehören immer zwei.« Ihr Blick verfing sich auf Reginas linker Wange.

»Was ist?«, fragte Regina.

»Du hast da noch Zuckerwatte.« Chiara zeigte mit dem Finger auf die Stelle.

»Machst du sie mir weg?«, flüsterte Regina.

Chiara hob zögerlich die Hand.

Unvermutet hielt Regina Chiaras Handgelenk fest und schaute ihr tief in die Augen. »Bist du sicher, dass du es so wegmachen willst?«

Chiaras Puls fing an zu rasen, und zaghaft näherten sich ihre Lippen Reginas Wange. Sie hielt inne und wollte sich vergewissern, dass sie nichts missverstanden hatte. Doch Regina schien einfach nur zu warten.

So ermutigt berührten ihre Lippen zärtlich die Stelle in Reginas Gesicht, die den süßen Rest gefangenhielt. Vorsichtig leckte sie die Zuckerwatte ab.

Dann suchten Reginas Lippen die ihren.

Einen kurzen Moment zögerten sie, schauten sich nur an . . . fühlten den Atem der anderen . . . Ihre Lippen verschmolzen miteinander und entfachten einen leidenschaftlichen Kuss.

»Regina . . .«, flüsterte Chiara, als sie sich wieder voneinander lösten, aber nur ein bisschen, um Luft zu holen. »Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas heute geschieht.«

Regina lachte leise. »Ich auch nicht.« Ihre Augen suchten die von Chiara. »Das muss jetzt wirklich an dir liegen.«

»Oder an dir.« Chiara strich ihr zärtlich übers Haar. »Du bist eine wunderbare Frau.«

»Du auch.« Ein sanftes Lächeln, das es unmöglich machte, sich vorzustellen, dass sie auch anders sein konnte, umspielte Reginas Lippen. »Ich habe das Gefühl, mit dir kann man Pferde stehlen. Das gefällt mir. Es ist irgendwie ein . . . beruhigendes Gefühl.«

»Ich kann nicht sagen, dass ich mich im Moment besonders ruhig fühle«, erwiderte Chiara. Ihre Stimme klang rau.

»Ist deine Verletzung wieder ganz geheilt?« Regina musterte ihre Schläfe. »Es ist immer noch ein bisschen blau.«

Aha, falsches Thema, dachte Chiara. Pferde stehlen ja, mehr . . . nicht. »Ja.« Sie nickte. »Alles gut. Ich spüre nichts mehr.«

Regina räusperte sich. »Es tut mir leid, was ich am Gartentor zu dir gesagt habe.« Sie atmete tief durch. »Ich . . . war nicht ganz bei mir.« Ihre Stimme festigte sich. »Ich wollte dich im Spital besuchen. Aber man sagte mir, dass du dich selbst entlassen hast. Deine Adresse haben sie mir leider nicht gegeben.«

»Du wolltest mich besuchen?« Chiara spürte, wie Reginas Worte sie zutiefst berührten. »Wieso bist du denn so abweisend zu mir gewesen?«

Reginas Mundwinkel zuckten »Ich . . . ich habe mir angewöhnt, allein durchs Leben zu gehen. Man wird weniger . . .« Sie verstummte.

»Was wird man weniger?«, fragte Chiara weich.

Regina zuckte die Schultern. Ihre Lippen zitterten. Sie antwortete nicht.

»Verletzt, oder?«, setzte Chiara leise fort. »Du hast Angst vor Verletzungen.« Sie zog Regina zu sich heran und umarmte sie. »Davor musst du keine Angst mehr haben. Ich werde dich nie verletzen, das verspreche ich.«

Es war, als ob sich ein leises Schluchzen aus Reginas Kehle löste. »Das kannst du nicht versprechen«, wisperte sie. »Manchmal hat man keinen Einfluss darauf.«

»Doch.« Chiaras Lippen suchten wieder Reginas Mund. »Wir haben so viel Einfluss, wie wir wollen.« Sie küsste Regina sanft und zärtlich. »Glaub mir.«

»Ich würde dir so gern glauben.« Reginas Stimme war nur ein Hauch. »Aber du weißt nicht, wovon du sprichst.«

»Weiß ich nicht?« Chiara richtete sich ein wenig auf.

»Warum wohnst du eigentlich auf einem Campingplatz?«, fragte Regina da unvermittelt.

Im Thema wechseln ist sie wirklich Meisterin. Fast hätte Chiara gelacht. »Weil die Mieten in Basel so teuer sind«, sagte sie.

»Das ist ein Problem für dich? Als Immobilienmaklerin?« Regina schaute sie ungläubig an.

»Tja.« Chiara zuckte die Schultern. »So lange bin ich noch nicht hier, vorher habe ich in Frankfurt gewohnt. Den neuen Job habe ich erst vor kurzem angetreten, und es hat sich einfach noch nichts ergeben. Und ich mag das Leben auf dem Campingplatz eigentlich. Nette Leute, immer was los. Keine Langeweile. Ich habe es gar nicht eilig, mir eine Wohnung zu suchen.«

»Da bin ich völlig anders«, sagte Regina. »Ich brauche meine festen vier Wände.«

Als Schutz, dachte Chiara. Das kann ich mir vorstellen. Welcher Art die Verletzungen auch immer gewesen sind, in den eigenen vier Wänden kann man sich einmauern, wenn man will, und keiner kommt rein.

»Ich liebe das Wasser.« Sie lächelte Regina an. »Eine Wohnung direkt am Rhein sozusagen, auch wenn es nur ein Wohnmobil ist. Ich habe alles, was ich zum Leben brauche.«

»Das klingt gut.« Regina lächelte auch. »Ein einfaches Leben.«

»Ja, das mag ich.« Chiara fuhr mit ihren Lippen zärtlich über Reginas Wange. »Mir hat nur noch eins gefehlt: die Gegenwart einer Frau.«

Ein Funkeln schlich sich in Reginas Augen. »Habt ihr auch Zuckerwatte?«

Chiara warf den Kopf zurück und lachte. »Wenn es sein muss, kaufe ich hier den ganzen Stand.« Ihr Blick senkte sich in Reginas. »Für dich.«

7

Regina schaute auf die Uhr, und ihr Blick schweifte zum Gartentor. Sie griff nach der Gießkanne und begann die Blumen auf der Terrasse zu wässern.

»Bist du nervös?«, fragte Sandra, die mit ihr auf der Terrasse saß und sie beobachtete.

»Ich . . .« Regina räusperte sich. »Ich bekomme gleich Besuch.«

Sandra, die gerade einen Schluck Wasser trank, verschluckte sich. »Du . . .« Sie hustete. »Du bekommst Besuch?«, fragte sie mit krächzender Stimme, während ihr die Augen fast aus dem Gesicht sprangen.

»Ja, stell dir vor. Ich bekomme Besuch«, antwortete Regina und merkte gar nicht, dass ihr das Wasser über die Füße floss.

Sandra schubste sie lachend in die Seite. »Sag. Kenne ich sie?«

Regina nickte und schmunzelte.

Sandra war jetzt neugierig geworden. »Sag schon. Wer?« Sie ging auf der Terrasse auf und ab, dann stampfte sie auf den Boden. »Jetzt sag schon. Wer ist sie? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!«

Regina schwieg, wollte gerade mehr Wasser aus der Regenwassertonne holen, aber Sandra sprang vor sie hin und versperrte ihr den Weg.

»Du bist eine Nervensäge«, seufzte Regina und verzog die Lippen. »Okay. Du gibst ja eh keine Ruhe. Chiara kommt zum Essen.«

Sandra runzelte die Stirn. »Wer ist Chiara?«

Regina lachte. »Muss ich dir etwa auf die Sprünge helfen, Sherlock Holmes?«

»Chiara . . . Chiara . . . Hm«, wiederholte Sandra den Namen und zuckte die Schultern.

»Ach Sandra. Ich kann es nicht sehen, wenn du so gequält aus der Wäsche guckst«, seufzte Regina. »Ich sage nur ›melancholische Cellomusik‹«. Sie verkniff sich ein Schmunzeln.

»Nein. Das glaube ich jetzt nicht.« Sandra strahlte übers ganze Gesicht und rieb sich die Hände. »Ha! Wusste ich es doch«, verkündete sie mit triumphierender Stimme.

»Was wusstest du?« Regina verdrehte die Augen.

»Dass die Frau das gewisse Etwas hat.« Sandra lächelte. »Irgendwie hat sie mir gleich gefallen.« Sie griff nach ihrer Handtasche. »Na dann . . . will ich nicht stören.« Vergnügt gab sie Regina drei Küsschen und tanzte die Treppe hinunter.

»Pass auf, dass du dir nicht noch ein Bein brichst!«, rief Regina ihr kopfschüttelnd hinterher.

Auf dem Weg zum Tor drehte sich Sandra noch einmal um und winkte Regina zu. »Ich wünsche euch einen schönen Abend!« Als sie sich zum Tor zurückwandte, landete sie fast in Chiaras Armen.

Chiara und Sandra schauten sich an, wobei Chiaras Gesichtsausdruck für Sandra wohl eindeutig schien. Sandra lächelte verlegen, und es schien ihr ein Bedürfnis zu sein, für Klarheit zu sorgen.

»Ich bin Sandra«, stellte sie sich vor und reichte Chiara die Hand. »Reginas beste Freundin.« Sie legte den Kopf leicht schief. »Ich bin nur ihre Freundin«, meinte sie mit Nachdruck und lächelte. »Sonst nichts, und ich stehe nicht auf Frauen. Verstanden?«

Chiara nickte. »Verstanden. Ich bin Chiara«, sagte sie und lächelte.

Sandra schmunzelte. »Ich weiß. Ich sage nur ›melancholische Cellomusik‹.«

»Oh nein. Bitte nicht. Daran möchte ich lieber nicht erinnert werden«, seufzte Chiara.

Sandra gab Chiara ein Handzeichen und duckte sich mit ihr hinter einem Strauch. Es entging ihr nicht, dass Regina schon die ganze Zeit mit einem langen Hals von der Terrasse hinunterschaute und die Ohren spitzte.

»Weißt du . . .«, flüsterte Sandra. »Du hast Regina bei der Ausstellung an ihrem wundesten Punkt getroffen. Aber du tust ihr gut.« Dann schaute sie auf die Uhr. »Ach du Schreck. Ich bin spät dran. Tschüss, und einen schönen Abend.« Sie verschwand schnell durchs Tor hinaus.

Chiara ging aufs Haus zu und lief eilig die Terrassentreppe hoch.

Regina kam ihr entgegen, blickte sie liebevoll an und begrüßte sie mit einem zärtlichen Kuss.

»Danke für die Einladung«, sagte Chiara und überreichte Regina ein kleines Präsent. Ein türkisfarbenes Duftlämpchen.

Regina lächelte. »Danke. Türkis ist meine Lieblingsfarbe. Schön, dass du hier bist.«

Chiara schloss die Augen und nahm den verführerischen Duft von Reginas Parfum in sich auf, von dem sie sich sanft umhüllt fühlte.

»Was wollte denn Sandra von dir?«, fragte Regina neugierig, ohne den Blick von Chiara abzuwenden.

Chiara schmunzelte. »Nichts. Sie hat sich mir nur vorgestellt.«

Regina strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ah . . . vorgestellt«, wiederholte sie zweifelnd. »Du bist eine miserable Lügnerin.« Ihre Stimme klang neckend.

Chiara wich ihrem Blick aus. »Wunderschöne Blumen hast du.«

Regina lachte laut. »Ich sagte doch . . . eine miserable Lügnerin.« Liebevoll griff sie nach Chiaras Hand und streichelte sanft über ihren Handrücken. »Es bedeutet mir sehr viel, dass du meine Einladung angenommen hast«, flüsterte sie, während ihre Lippen Chiaras suchten.

Chiara stöhnte auf. Reginas Lippen schmeckten süß wie Honig und fühlten sich weich wie Samt an.

»Ich muss dir unbedingt Jester und Luna vorstellen«, sagte Regina und war bereits auf dem Weg in den Wohnsalon, als sie sich auf halbem Weg umdrehte. »Hast du Angst vor Hunden?«

»Ich und Angst vor Hunden? Ich liebe Hunde. Ich hatte als Kind einen Labradormischling«, antwortete Chiara.

»Dann ist ja gut. Am besten setzt du dich aber hin.«

»Wieso das denn? Hast du vor, ein Rudel Doggen auf mich zu hetzen?«

»Vielleicht«, zwinkerte Regina. »Verdient hättest du es. Du hast mir immer noch nichts über dein Gespräch mit Sandra verraten.« Sie verschwand im Wohnsalon, öffnete eine Tür, und zwei Hunde stürmten auf Chiara zu.

Mit großen Augen blickte Chiara dem wilden Treiben entgegen. »Jetzt weiß ich, wieso ich mich besser hingesetzt hätte«, murmelte sie vor sich hin und setzte sich rasch auf den Fußboden. Es gab eine wilde Begrüßung. »Die zwei sind aber ziemlich stürmisch«, meinte sie, während sie versuchte, sich freizukämpfen.

Regina zuckte die Schultern. »Ja. Sie müssen noch viel lernen.«

Allmählich beruhigten sich Jester und Luna. Schwanzwedelnd setzten sie sich vor Chiara hin. »Die zwei sind so süß«, sagte sie.

»Ich glaube, sie finden dich auch süß.« Regina räusperte sich. »So wie ihr Frauchen. Das findet dich nämlich auch unglaublich süß.«

Chiara errötete. »Du machst mich ja ganz verlegen«, entgegnete sie und streichelte die beiden Vierbeiner. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus, das aber ganz eindeutig mehr mit der Zweibeinerin zu tun hatte, die ihr Herz zum Rasen brachte.

Jester legte eine Pfote auf Chiaras Arm und begann zu winseln.

Regina schmunzelte. »Das ist Jester. Er ist sehr sensibel.«

Regina setzte sich neben Chiara hin und schaute ihr liebevoll in die Augen. »Dieser Abend soll nur uns gehören. Uns ganz allein«, flüsterte sie und hauchte Chiara einen Kuss auf die Wange. Ihr Blick schweifte zu Jester und Luna. »Die zwei werden zwar diskret anwesend sein. Aber meine Aufmerksamkeit gehört nur dir . . . dir ganz allein.«

Einen langen Moment verweilten ihre Blicke ineinander.

»Leider muss ich dich jetzt kurz allein lassen, was ich zutiefst bedaure.« Regina lächelte und machte eine entschuldigende Geste. »Ich hoffe, du magst Pasta-Auflauf mit Champignons und Gemüse?«

»Mmh . . . das ist bestimmt lecker.« Chiara stand mit Regina zusammen auf, die mit einer Handbewegung auf den schön gedeckten Tisch im Wintergarten zeigte.

»Bitte, setz dich. Wir können gleich essen.«

Chiara setzte sich hin und fühlte sich wie im siebten Himmel. Von ihrem Platz aus konnte sie beobachten, wie sich Regina in der Küche bewegte.