Zeit zu lieben - Haidee Sirtakis - E-Book

Zeit zu lieben E-Book

Haidee Sirtakis

0,0

Beschreibung

In »Zeit zu lieben« wird die Geschichte von Michi und Thea aus Haidee Sirtakis' Roman »Vertrauen ist ein zerbrechliches Geschenk« weitererzählt. Michi droht der Burnout und Thea versucht, die Beziehung zu retten, indem sie ihre Liebste davon überzeugen will, ihr Arbeitspensum zu reduzieren. Da taucht Michis Ex Jasmin auf und verschlimmert die Lage noch. Gefangen in einem Teufelskreis aus Arbeit und widersprüchlichen Gefühlen zu Thea, Jasmin und ihrer neuen Therapeutin, versucht Michi den Befreiungsschlag in einem Fechtwettkampf ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 377

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Haidee Sirtakis

ZEIT ZU LIEBEN

Roman

© 2017édition el!es

www.elles.de [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-95609-218-3

Coverfoto: © Alberto Masnovo – Fotolia.com

1

»Das ist doch jetzt nicht Dein Ernst, oder?« Thea schaute Michi mit weit aufgerissenen Augen an und schüttelte ungläubig den Kopf. »Wie kann das denn sein, dass alle Welt sich schon auf das ›Frohe Fest‹ freut und du trotzdem nur ans Arbeiten denkst?«

Thea schien wirklich verstimmt zu sein, das konnte Michi ihr schon von weitem ansehen. Aber was sollte sie machen? Sie hatte vor einigen Wochen ein fantastisches Praktikum gemacht, das ihre Karriere endlich vorantreiben würde, und sie waren bei der Arbeit eh immer chronisch unterbesetzt. Das musste Thea doch irgendwo verstehen, oder vielleicht doch nicht? Sie hatte längst gemerkt, dass Thea Weihnachten viel wichtiger war als ihr selbst. Thea hatte ihr schon öfter von ihrer Kindheit und den schönen Weihnachtsfesten bei ihren Großeltern vorgeschwärmt, in letzter Zeit hatte sie häufig mit ihr auf den Weihnachtsmarkt gewollt, und auch die Wohnung hatte sie festlich dekoriert.

Michi selbst lag nicht viel an Weihnachten, das hatte sie sich seit ihrer Jugend abgewöhnt, für solchen gefühlsduseligen Kram hatte man in ihrer Familie wenig Zeit gehabt. Gute Noten in der Schule und gleichzeitig in allen anderen Bereichen glänzen, das war ihren Eltern und auch Großeltern immer besonders wichtig gewesen. Und seit dem Studium bzw. dem Einstieg als Staatsanwältin hatte sie sich selbst die Messlatte auch immer entsprechend hoch gesetzt.

Sie schüttelte nochmals betrübt den Kopf. Michi liebte Thea über alles, aber manchmal wurde es doch ziemlich offensichtlich, dass ihre Arbeitsmoral bzw. ihre Einstellung zum Leben im Allgemeinen ziemlich weit auseinanderklafften. Dennoch – oder vielleicht gerade deshalb? – hatte sie sich in Thea verliebt. Auch wenn sie erst seit wenigen Monaten zusammen waren, konnte sie sich ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen.

Sie war so in Gedanken versunken, dass sie den letzten Satz gar nicht recht mitbekommen hatte. »Wie bitte, was hast du gesagt, mein Schatz?«

Thea stöhnte auf und wiederholte ungeduldig ihre Frage. »Es kann doch nicht dein Ernst sein, dass du wirklich an Weihnachten arbeiten willst und sicherlich auch noch Überstunden machen wirst?«, fragte sie traurig. »Ich hatte gedacht, dass wir es uns zu zweit gemütlich machen, ein paar leckere Häppchen vorbereiten, vielleicht sogar zur Messe gehen . . .«

Michi wusste, dass Thea normalerweise nicht sonderlich kritisch war und ihr viel Freiraum gewährte, selbst wenn ihre Arbeit der trauten Zweisamkeit immer wieder in die Quere kam. Sie müsste sich etwas einfallen lassen und ihre Liebste zumindest mit einem besonders schönen Geschenk überraschen. Aber mit was? Sie war schon wieder ganz tief in Gedanken versunken, riss sich jetzt aber mit aller Macht zusammen. Morgen Vormittag würde sie sich einfach ein paar Minuten freimachen und noch auf die Schnelle etwas besorgen. Ihr würde sicherlich das Passende einfallen, wenn es nämlich eng wurde, lief ihre Kreativität normalerweise zu Hochtouren auf – Not machte ja bekannterweise erfinderisch.

Jetzt konzentrierte sie sich wieder ganz auf Thea und schaute sie mit einem ziemlich bedrückten Gesichtsausdruck an. »Ach Schatz . . . Ich möchte doch auch mehr Zeit mit dir verbringen«, seufzte sie und strich sich müde durchs Haar. »Aber die Arbeit ruft. Du weißt doch, die Sachen erledigen sich leider nicht von selbst, und wir sind chronisch unterbesetzt.« Zärtlich legte sie die Arme um Theas Nacken und zog sie sanft an sich. »Es tut mir echt leid, aber wegen meines Praktikums ist so viel liegengeblieben. Ich muss leider an Weihnachten arbeiten, sonst schaffe ich das alles nicht«, erklärte sie und schaute Thea mit einem um Verständnis bittenden Blick an, während ihre Lippen die ihrer Liebsten suchten. »Ich liebe dich«, wisperte sie. »Ich liebe dich so sehr!«

Und es tut mir im Herzen weh, dass ich im Moment fast keine Zeit für dich . . . für uns habe, seufzte sie innerlich. Am liebsten wäre ich Tag und Nacht mit dir zusammen . . . nur mit dir, du wundervolle Frau. Aber die Arbeit erledigt sich nun einmal nicht von selbst.

Thea stöhnte leise auf und verdrehte genervt die Augen. »Ich liebe dich doch auch, das steht hier ja gar nicht zur Debatte«, flüsterte sie und versank wie so oft in Michis wunderschönen graugrünen Augen. »Aber du mutest dir einfach zu viel zu, mein Schatz. Du arbeitest fast rund um die Uhr, gönnst dir zu wenig Ruhe, und mit einem Mal fechten gehen in der Woche ist es einfach nicht getan. In deinem Leben fehlt das nötige Gleichgewicht. Irgendwann wird sich das rächen. Glaub mir, ich weiß doch, wovon ich spreche«, sagte sie mit besorgter Stimme und schaute Michi mitfühlend an.

»Ach Schatz . . . Du übertreibst. Von einem Burnout bin ich nun wirklich meilenweit entfernt«, protestierte Michi mit zusammengepressten Lippen und wischte Theas Argumente lächelnd vom Tisch. »Aber ich werde mir deine Worte zu Herzen nehmen. Ich verspreche es«, flüsterte sie versöhnlich. »Bitte, sei mir nicht böse«, flehte sie.

Und jetzt möchte ich dieses leidige Burnout-Thema beenden. Ich weiß doch selbst, dass es so auf Dauer nicht weitergehen kann. Mist aber auch. Ich will ja auch einiges ändern. Nicht zuletzt deshalb, damit Thea und ich uns endlich einmal richtig kennenlernen können. Aber wann? Und wie? Zum jetzigen Zeitpunkt geht das einfach nicht. Die Arbeit . . . der Job. Es geht einfach nicht. Nicht jetzt, stöhnte sie innerlich und verzog die Mundwinkel.

Thea atmete tief durch. »Ich bin dir doch nicht böse. Jedenfalls nicht so richtig. Aber etwas enttäuscht bin ich schon. Schließlich steht Weihnachten vor der Tür, die schönste Jahreszeit überhaupt. Das Fest der Liebe, und das möchte ich nun einmal mit der Frau, die ich liebe, verbringen«, meinte sie niedergeschlagen und strich sich eine blonde Haarsträhne hinters Ohr. »Seit ein paar Monaten sind wir nun ein Paar. Aber wegen deinem überdurchschnittlichen, kaum zu überbietenden Ehrgeiz und Pflichtbewusstsein haben wir bis jetzt kaum Zeit gehabt, uns richtig kennenzulernen. Und Weihnachten wäre nun wirklich die perfekte Zeit dafür«, seufzte sie.

Michi hob betroffen die Augenbrauen. »Du hast ja recht. Da muss sich etwas ändern. Ich werde in Zukunft mehr Zeit für uns einplanen. Versprochen! Und ein bisschen Zeit füreinander werden wir ja auch über Weihnachten haben, ist schließlich nicht so, dass ich die ganze Zeit arbeiten werde.« Zärtlich küssten sie sich und versanken schon bald in einem leidenschaftlichen Kuss.

Nach einer Weile löste sich Thea zögernd von Michi. »Ehrlich gesagt bezweifle ich, ob du die nötigen Veränderungen ohne Hilfe schaffen kannst. Es ist nämlich verdammt schwer, einfach so kürzer zu treten und dabei auf Verständnis in seiner Umwelt zu stoßen«, meinte sie resigniert. »Aber wenigstens scheint der Wille da zu sein«, fügte sie in mattem Ton hinzu. »Das ist ja bekanntlich der erste Schritt zur Besserung«, sagte sie mit einem gequälten Lächeln, ihre Hoffnung schien sich diesbezüglich jedoch in Grenzen zu halten. »Und vielleicht kannst du dich an Heiligabend doch etwas früher loseisen, dann könnten wir wenigstens den Abend gemütlich miteinander verbringen«, fügte sie in bittendem Ton hinzu.

Um Michis Mundwinkel zuckte es vor Anspannung. »Äh, ich weiß nicht, ob ich dir das versprechen kann, aber ich werde auf jeden Fall mein Bestes geben. Bitte . . . hab noch etwas Geduld mit mir«, flehte sie. »Bevor wir uns kennenlernten, da musste ich nur mir selbst Rede und Antwort stehen. Jetzt, wo du in mein Leben getreten bist, ist alles schöner, aber eben auch anders geworden. Ich gebe mir wirklich alle Mühe, aber meine alten Gewohnheiten kann ich nicht von heute auf morgen über Bord werfen«, stöhnte sie und strich sich durch ihr kurzes braunes Haar.

Thea winkte ab und war schon dabei, das Wohnzimmer zu verlassen. »Ja, ja . . . ich weiß«, seufzte sie und drehte sich zu Michi um. »Und du, Frau Staatsanwältin, bist ohnehin eine harte Nuss, dein Pflichtbewusstsein und Ehrgeiz toppen wirklich alles«, sagte sie enttäuscht und ging weiter.

Verdattert schaute Michi ihrer Thea hinterher. Dann eilte sie ihr nach, umarmte sie von hinten und begann, zärtlich ihren Nacken zu liebkosen. »Ich werde es auch wieder gut machen«, raunte sie ihr liebevoll ins Ohr. »Ich will mir doch mehr Zeit für dich nehmen und dich endlich richtig kennenlernen.« Sie räusperte sich mehrmals. »Ich meine so richtig kennenlernen und dich tage- und nächtelang einfach nur verwöhnen, dich lieben, mit dir eins werden . . .«, wisperte sie, während sie geschickt ihre Hände unter Theas Pullover gleiten ließ, sich zu Theas Brüsten vortastete und begann, Theas Knospen zärtlich zu streicheln. Ein wenig schlecht fühlte sie sich wohl dabei, schließlich war dies ein eindeutiges Ablenkungsmanöver, aber sie hatte wirklich keine Lust mehr, über das leidige Thema »Arbeit und Überstunden« zu reden.

Thea holte tief Luft. »Ach, ich kann dir einfach nicht widerstehen, du Charmeurin«, fing sie auch gleich Feuer und genoss ganz offensichtlich die sanften Berührungen auf ihrer Haut und die weichen Küsse.

Michis Zungenspitze spielte weiterhin mit Theas Ohrläppchen. Was als Ablenkungsmanöver begonnen hatte, brachte nun auch sie allmählich in Fahrt, und ihre Zärtlichkeiten wurden schnell fordernder. »Ich werde es wieder gut machen. Bald schon werde ich mehr Zeit für dich haben . . . mir Zeit nur für dich nehmen, mein Schatz«, flüsterte sie verlockend, drehte Thea zu sich um und schaute erregt in ihre wunderschönen Augen. Quälend langsam öffnete sie ihr die Gürtelschnalle und zwinkerte ihr dabei verführerisch zu. »Und gerade jetzt möchte ich dir ganz besonders viel Zeit schenken«, raunte sie leidenschaftlich. »Die ganze Nacht soll nur uns gehören«, murmelte sie, griff nach Theas Hand und verschwand mit ihr im Schlafzimmer . . .

2

Heute war also Heiligabend. Draußen herrschten schon den ganzen Tag eisige Temperaturen. Sanft schwebten Schneeflocken vom Himmel und verwandelten alles in ein romantisches Weihnachtsparadies. Das wird Thea sicher gefallen, wo sie doch so ein ausgesprochener Weihnachtsmensch ist. Michi atmete tief durch und gab einen lauten Seufzer von sich. All ihre Kollegen waren schon längst nach Hause geeilt, um mit ihren Familien das Fest der Liebe zu feiern, und sie saß immer noch in ihrem halbdunklen Büro in der Staatsanwaltschaft Basel und stellte im Alleingang den Fragenkatalog für eine bevorstehende Einvernahme zusammen. Geplagt von einem schlechten Gewissen Thea gegenüber, war sie jedoch anfänglich nicht so ganz bei der Sache.

Ach Thea . . . ich liebe dich doch so sehr und wäre jetzt so gern bei dir. Sie stand auf, ging zum etlichsten Mal heute zur Kaffeemaschine hinüber und drückte eine Taste. Tief in Gedanken versunken sah sie zu, wie sich die Espressotasse mit der braunen Flüssigkeit füllte.

Ich weiß doch selbst, dass ich weniger arbeiten sollte, vor allem über die Feiertage. Aber irgendwie schaffe ich es einfach nicht, etwas daran zu ändern. Woran liegt es bloß, dass ich mich immer für alles und jeden hier verantwortlich fühle? Warum nur kann ich so schlecht Nein sagen . . . und komme deswegen kaum noch zur Ruhe?

Sie seufzte erneut laut auf und setzte sich mit ihrem Kaffee wieder an den Schreibtisch, um ein paar Gedanken zu den geplanten Fragen in den Computer zu tippen. Endlich gelang es ihr schließlich auch, sich völlig auf die anstehende Arbeit zu konzentrieren, indem sie nun alle anderen Gedanken energisch von sich schob.

Etliche Stunden später, während denen sie sich genauestens in die vorliegenden Akten eingearbeitet hatte, riss ihr entsetzlich knurrender Magen sie aus der konzentrierten Arbeit. Ein rascher Blick auf die Uhr bestätigte, dass es schon Abend geworden war. Sie wollte sich schleunigst von der Pflicht und somit vom Sessel losreißen, um zu ihrer geliebten Thea zu eilen, aber . . .

Oje! Zum Sachverhalt Betrug muss ich ja auch noch etwas vorbereiten. Ach . . . ich nehme die Akten einfach mit nach Hause. Sicher ist sicher. Sie wollte schon das Licht löschen, da fiel ihr siedend heiß ein, dass sie sich noch gar nicht um ein Geschenk für Thea bemüht hatte. Was mach ich denn jetzt? Alle Läden haben längst zu, in den meisten Familien ist Heiligabend schon vorbei, und ich habe noch nichts für meine Liebste besorgt . . . Zum Glück gibt es ja das Internet, ich suche einfach irgendetwas, drucke einen Gutschein aus und überreiche ihr den in einem Umschlag.

Nach einigem Grübeln kam ihr dann auch die zündende Idee, und wenige Minuten später hatte sie auch das Passende gefunden. Sie druckte alles aus, stopfte es in ein Kuvert und verließ eilig das Büro, da sie eh schon viel zu spät dran war.

Es hatte in den letzten Stunden tüchtig geschneit, selbst Michi konnte sich für die weihnachtlich-weiße Stille um sie herum begeistern. Sie stapfte beherzt durch den Schnee bis zu ihrem Auto, dass sie vor der Wegfahrt mit dem Handfeger beinahe schon ausgraben musste.

Was Thea bis jetzt wohl gemacht hat? So allein zu Hause an Heiligabend? Es tut mir unendlich leid, dass ich meinen Schatz wegen diesen Kriminellen und dieser chronischen Unterbesetzung heute allein gelassen habe. Sie stieg ins Auto und verstaute den Handfeger im Seitenfach. Aber Thea wird das sicher verstehen. Sie ist so ein verständnisvoller Mensch, redete sie sich innerlich erneut gut zu, auch wenn sie ihr schlechtes Gewissen beinahe umbrachte. Tief in ihrem Innersten wusste sie nämlich ziemlich genau, dass das, was sie heute gebracht hatte, selbst den tolerantesten und verständnisvollsten Menschen an seine Grenzen treiben musste.

Bevor sie losfuhr, fischte sie noch rasch eine Packung Studentenfutter und einen Apfel aus ihrer Tasche, zum Glück hatte sie sich im Lauf ihrer Karriere angewöhnt, für den Notfall immer etwas zu essen dabei zu haben.

Gegen zehn traf Michi endlich zu Hause ein. Sie betrat ihre Wohnung, die Michi und Thea sich seit wenigen Wochen teilten und schloss die Tür hinter sich ab. Als sie Thea nicht sofort fand, warf sie einen Blick ins Wohnzimmer. Und da lag sie . . . ihre Thea. Der kleine Weihnachtsbaum stand in der Ecke, die Kerzen waren längst abgebrannt, und leise Weihnachtsmusik ertönte aus dem Radio. Auf dem Wohnzimmertisch stand ein benutzter Teller, die Tasse Kakao war nur halb ausgetrunken. Mit einem entspannten Lächeln im Gesicht hatte sie sich in eine flauschige Decke eingeigelt und döste nun auf der Couch vor sich hin.

Michi presste die Lippen zusammen, Tränen traten ihr in die Augen. Ach . . . mein Schatz. Was für ein trauriger Heiligabend, dachte sie bei sich, ging zu Thea hin und streichelte ihr zärtlich übers Haar. Dass du Heiligabend ganz allein und ohne mich feiern musstest. Michi hatte fürchterliche Gewissensbisse und versuchte, sie mit aller Gewalt wegzudrücken. Sie nahm leise den eben erst fertiggestellten Briefumschlag aus der Tasche, streichelte mit den Fingerspitzen sacht darüber und legte ihn vor Thea auf den Tisch. Liebevoll schweifte ihr Blick über die Frau, die vor nicht allzu langer Zeit ihr Herz im Sturm erobert hatte.

»Du bist zurück?«, flüsterte Thea und rieb sich verschlafen die Augen. Sie richtete sich eilig auf und küsste Michi zärtlich auf den Mund. »Wie spät ist es denn? Ich muss eingenickt sein.« Überrascht starrte sie auf das Kuvert, das vor ihr lag. »Was ist denn das?«, fragte sie zögernd und suchte in Michis Gesicht nach einer Antwort.

Michi rutschte näher zu Thea hin und legte zärtlich einen Arm um sie. »Guten Abend, mein Schatz. Entschuldige bitte, dass es ausgerechnet heute schon wieder so spät werden musste«, flüsterte sie und küsste Thea liebevoll auf den Mund.

»Ach . . . ich habe von dir eigentlich gar nichts anderes erwartet«, meinte Thea ziemlich trocken, kuschelte sich aber dennoch liebesbedürftig an Michi. »Was ist das?«, wiederholte sie ihre Frage von zuvor.

Um ehrlich zu sein, war Michi sehr erleichtert, dass Thea nur diese kurze spitze Bemerkung rausgerutscht war und sie nicht ein viel größeres Aufheben von der Sache machte. Vielleicht könnte es also doch noch ein schöner Abend und eine schöne Nacht werden, obwohl sie sich immer noch ziemlich schlecht fühlte, weil sie Thea an Heiligabend alleingelassen hatte und ihr der Job – wie eigentlich immer – wichtiger als alles andere gewesen war. Einmal mehr hatte sie es nicht geschafft, Arbeit einfach mal Arbeit sein zu lassen.

Auch wenn sie es sich nicht gern eingestand, ärgerte sie sich oft fürchterlich über sich selbst, dass sie es nicht wie andere schaffte, ihr Pflichtbewusstsein einfach mal ein paar Tage an den Nagel zu hängen. Andere hatten sich schon drei Wochen vor Weihnachten auf die bevorstehenden Feiertage gefreut, an denen sie nicht ans Büro denken mussten. Aber Michi war da ein ganz anderer Typ. Für sie bedeuteten Feiertage Tage, an denen sie völlig ungestört noch mehr schaffen konnte als sonst. Sie wandte sich Thea zu, die nun das Kuvert in den Händen hielt und glücklich lächelte. »Schau doch nach«, sagte Michi mit zittriger Stimme und versank für einen langen Moment in Theas blauen Augen. »Ich hoffe, es gefällt dir«, flüsterte sie fast unhörbar und schaute ihren Schatz hoffnungsvoll an.

Thea öffnete den Briefumschlag und studierte aufmerksam den Inhalt. Dann hielt sie sich eine Hand vor den Mund. »Du . . . Du bist verrückt! Ist das wirklich dein Ernst?«, fragte sie überwältigt und schaute ihre Liebste mit großen Augen an. In dem Umschlag hatten sich zwar nur ein paar hastig ausgedruckte Seiten befunden, aber deren Inhalt schienen ihren Effekt bei Thea nicht verfehlt zu haben.

»Ja, mein voller Ernst. Ich will unbedingt, dass wir uns endlich besser kennenlernen.« Michi gab Thea einen zärtlichen Kuss, dann räusperte sie sich. »Ich meine so richtig kennenlernen, und das braucht Zeit. Es tut mir leid, dass ich dich ausgerechnet heute Abend allein gelassen habe . . . sehr leid sogar«, flüsterte sie, beugte sich zu Thea hinunter und schob sie liebevoll ein wenig zur Seite, damit sie sich behutsam zu ihr aufs Sofa legen konnte.

Thea versank in Michis wunderschönen Augen. »Du willst wirklich mit mir zusammen drei Wochen Winterurlaub mit Wellnessromantik verbringen?«, fragte sie, als könnte sie das Ganze noch gar nicht richtig glauben. »Hast du dir das auch gut überlegt, es fällt dir doch schon schwer, auch mal nur ein Wochenende ganz ohne Arbeit zu verbringen . . .«

»Ja, ich habe mir das sehr gut überlegt und ja, ich will drei romantische Wochen mit dir verbringen. Drei Wochen voller Liebe, in denen wir uns einmal richtig verwöhnen lassen und uns auch gegenseitig verwöhnen«, wisperte Michi voller Überzeugung, während sie tief in Theas Blick eintauchte. »Freust du dich ein bisschen?«, fragte sie leicht verunsichert.

Thea stieß einen Seufzer aus. »Natürlich, wie kannst du nur so etwas fragen. Ich freue mich riesig und kann es kaum noch abwarten!« Etwas nachdenklich verzog sie die Lippen. »Aber nur, wenn wir halbe-halbe machen und uns die Kosten teilen, sonst ist so ein Luxusurlaub einfach zu teuer«, meinte sie und schaute Michi ernst an.

»Mensch, Schatz . . . So war das wirklich nicht gedacht«, stöhnte Michi. »Bitte, lass mich dich doch einladen«, flehte sie, »als kleine Wiedergutmachung sozusagen.« Schelmisch zwinkerte sie Thea zu.

»Nein, das kommt gar nicht in Frage. Keine Widerrede. Wir machen halbe-halbe und basta«, sagte Thea entschieden und zog unter ein paar Zeitschriften ebenfalls einen Briefumschlag hervor. »Für dich«, flüsterte sie und streichelte zärtlich über Michis Haar.

»Für mich?«, fragte Michi mit gerunzelter Stirn. Nur ungern löste sie sich von Thea und öffnete vorsichtig das Kuvert. Zum Vorschein kamen elegant wirkende Massage- und Wellnessgutscheine von einer der luxuriösesten Wellnessoasen in Basel. Die hatte Thea sicherlich nicht selbst ausgedruckt, sondern war bestimmt schon Tage zuvor dorthin gefahren, um sich ausführlich beraten zu lassen, was wohl das ansprechendste Geschenk für ihre Liebste sein könnte.

Auch wenn es Michi peinlich war, dass sie Theas Geschenk ganz offensichtlich erst auf den letzten Drücker besorgt hatte, so fand sie es doch lustig, dass sie beide bei der Geschenkwahl ganz ähnlich gedacht hatten. Nun schauten sich beide mit hochgezogenen Augenbrauen an und mussten schließlich laut lachen.

»Zwei Frauen und fast ein und derselbe Gedanke«, meinte Michi und hauchte Thea einen liebevollen Kuss auf die Lippen. »Danke für das schöne Geschenk«, flüsterte sie überwältigt. Dann warf sie Thea einen gespielt strengen Blick zu und winkte ihr mit dem Umschlag verschmitzt lächelnd zu. »Wie war das noch mal? Irgendjemand hat doch soeben beschlossen, halbe-halbe zu machen«, neckte sie. »Also dann, bitteschön, gilt für dies hier das Gleiche. Wir lösen diese Gutscheine einfach gemeinsam ein«, sagte sie und grinste Thea frech ins Gesicht.

Thea stieß einen Seufzer aus. »Du bist unmöglich«, entgegnete sie und verdrehte spielerisch die Augen.

Gutgelaunt kniff Michi ihrer Liebsten sanft in die Wange. »Ich weiß. Du aber auch«, sagte sie mit weicher Stimme und versank abermals in Theas Augen. »Zuerst ist aber der Urlaub an der Reihe. Der ist nämlich schon gebucht.« Zum Glück kann man solche Sachen heutzutage im Internet buchen, schoss es Michi ungewollt durch den Kopf. Einen langen Moment studierte sie Theas Gesicht und war sich auf einmal gar nicht mehr so sicher, ob die schon gebuchte Überraschung Thea überhaupt wirklich gefiel. »Freust du dich echt auf den gemeinsamen Urlaub?«, fragte sie deshalb mit leiser Stimme. Bitte sag Ja, mein Schatz. Innerlich geriet sie so richtig ins Schwärmen. Ich habe die liebenswerteste Frau auf der ganzen Welt. Thea ist so wunderbar, so verständnisvoll und sexy zugleich. Ach, ich könnte buchstäblich dahinschmelzen, wenn sie so vor mir liegt, sie sieht einfach zum Anbeißen aus.

Thea legte die Arme um Michis Nacken und hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. »Und wie ich mich freue. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr«, flüsterte sie und tauchte in Michis Blick ein. »Drei ganze Wochen. Nur du und ich, völlig ungestört und in romantischer Umgebung«, wisperte sie. »Du gehörst dann nur mir, und zwar bei Tag und bei Nacht«, das Letztere hatte sie besonders hervorgehoben und ihrer Liebsten dabei verschwörerisch zugezwinkert. »Das nenn ich mal wirklich schöne Aussichten.«

»Ja. Einundzwanzig Tage mal vierundzwanzig Stunden«, sagte Michi glücklich, während sich ihre Lippen zärtlich einen Weg zu Theas verführerischem Dekolleté suchten.

Thea wollte gerade etwas erwidern. Doch Michi legte ihr rasch einen Zeigefinger auf den Mund. »Pst . . . jetzt möchte ich dir nur noch zeigen, wie viel du mir bedeutest und wie sehr ich dich vermisst habe, dich liebe und begehre«, raunte sie, stand auf, reichte Thea einladend die Hand und wollte sie schon ins Schlafzimmer ziehen.

»So weit sind wir noch nicht. Hast du eigentlich schon etwas gegessen, oder hast du noch Hunger? Von den leckeren Häppchen, die ich besorgt habe, ist noch einiges da«, entgegnete Thea verspielt.

Michi lächelte vergnügt zurück. »Oh ja, ich habe einen Riesenhunger auf leckere Häppchen, aber die haben sicher nichts mit dem Essen im Kühlschrank zu tun.« Dieses Mal gelang es ihr endlich, Thea mit sich nach nebenan zu ziehen.

»Ich seh schon, du hast großen Appetit. Aber jetzt bin erstmal ich dran. Zieh dich also aus und leg dich bitte hin«, befahl Thea entschieden, aber mit vor Begehren rauer Stimme.

»So war das aber nicht gedacht«, wisperte Michi, erlag aber auf der Stelle Theas verführerischem Blick.

»Ich habe keine Lust, jetzt irgendwelche Grundsatzdiskussionen mit dir zu führen«, neckte Thea jetzt schon in etwas schärferem Ton. »Darf ich also bitten, Frau Staatsanwältin«, raunte sie und zeigte energisch aufs Bett.

»Wenn es denn unbedingt sein muss, Frau Rechtsanwältin«, willigte Michi ergeben ein, entledigte sich schnell ihrer Kleidung und legte sich gehorsam aufs Bett.

Thea lächelte. »Ja, muss es«, flüsterte sie und genoss sichtlich den Anblick von Michis verführerischem Körper.

Voller Sehnsucht und Verlangen lag Michi nun vor Thea und blickte ihre Liebste einladend an.

Mit geschmeidigen Bewegungen streifte nun auch Thea ihre Kleidung ab und legte sich neben Michi auf das samtweiche Bett. Ihre Fingerspitzen streichelten zärtlich über Michis Wange, den Hals entlang . . . weiter zu ihren wohlgeformten Brüsten, die für Thea einfach unwiderstehlich waren.

Michi zuckte zusammen und holte tief Luft. »Ich sollte weniger arbeiten, dann könnte ich das hier viel öfter genießen«, raunte sie, während sie Thea über den Rücken streichelte.

»Was du nicht sagst. Du wirst ja langsam richtig einsichtig. Und Einsicht ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung«, neckte Thea ihre Geliebte verspielt, während sich ihre Lippen bereits quälend langsam Michis Knospen näherten.

Theas Zungenspitze widmete sich erst der einen, dann der anderen mit gleichbleibender Hingabe. Sie lutschte und saugte abwechselnd an den verführerischen Knospen und konnte einfach nicht genug von den hinreißenden Rundungen ihrer Liebsten bekommen.

»Weniger arbeiten . . . das ist gar nicht so einfach«, versuchte Michi unter lustvollem Stöhnen noch einen klaren Gedanken zu äußern, doch ein spielerischer Biss in ihre Brustwarze ließ sie hastig verstummen. Michi seufzte genießerisch und zuckte erneut auf.

Nun nahm Thea erst die eine, dann die andere Knospe zärtlich zwischen ihre Lippen, drückte und zwirbelte sie mit geschickten Fingern, so dass sie sich sogleich in steinharte Murmeln verwandelten.

Michi verging fast vor Lust, sie schrie leise, aber voller Lust auf. Theas etwas gröbere Zärtlichkeiten brachten sie beinahe um den Verstand.

»Pst . . .«, flüsterte Thea bestimmt. »Ich will das Wort?Arbeit die nächsten Stunden nicht mehr hören«, knurrte sie liebevoll und warf ihrer Liebsten einen bestimmten, aber gleichzeitig leidenschaftlichen Blick zu. »Kannst du jetzt nicht einfach einmal nur genießen?«, fragte sie gespielt streng. »Denkst du, dass du das hinkriegst . . . Frau Staatsanwältin?« Ihre Stimme klang wieder zärtlich, wenn auch immer noch leicht tadelnd.

»Die Arbeit für mehrere Stunden nicht mehr erwähnen?«, neckte Michi lächelnd zurück und erntete für diese Bemerkung von Thea einen gespielt düsteren Blick. Sie ergab sich ihrem Schicksal, legte die Arme nach hinten und schaute Thea reumütig an. »Aber ja doch. Natürlich schaffe ich das. Was denkst du denn . . .«, entgegnete sie und begann, sich vor Theas Augen verführerisch auf dem Bett zu räkeln. »Wie könnte ich dir auch widerstehen?« Sie zwinkerte ihrer Liebsten zu. »Und dein Wunsch liegt ja durchaus auch in meinem Interesse«, wisperte sie.

Thea schenkte Michi ein schelmisches Lächeln und schaute ihr tief in die Augen, während sie ihre Fingerspitzen geschickt über Michis Knospen tanzen ließ. Michi genoss das in vollen Zügen und stöhnte vor Lust laut auf, während sie nun ihre Hüften anhob und ihre Mitte Thea einladend entgegendrückte.

»Braves Mädchen. Entspann dich!«, befahl Thea zufrieden, während sie ihre Hand unvermittelt zwischen Theas Schenkel gleiten ließ und tief in ihre Nässe eintauchte. »Ich will dich spüren. Die ganze Nacht. Immer und immer wieder«, flüsterte sie.

»Einspruch«, erwiderte Michi matt und hob die rechte Hand.

»Meine liebe Michi . . . wenn wir es ganz genau nehmen, dann hat das Wort ›Einspruch‹ durchaus etwas mit deiner Arbeit zu tun«, protestierte Thea mit einem süffisanten Lächeln und stieß dazu einen gespielt theatralischen Seufzer aus. Gleichzeitig ließ sie ihre Fingerspitzen über Michis Mitte und angeschwollenen Hügel gleiten und fixierte dabei verheißungsvoll den Blick ihrer Geliebten. »Und dafür hast du eine gerechte Strafe verdient, die ich dir jetzt auch gleich zukommen lasse.« Ohne Vorwarnung stieß Thea zwei Finger tief in Michis einladende Höhle, nur um sie sofort wieder herauszuziehen und erneut zuzustoßen.

Michi begann leise zu wimmern, jede Berührung ließ sie erneut aufzucken und hektisch um Luft ringen. Jede Zelle in ihr hatte Feuer gefangen und schrie nach dem Höchstgefühl purer Ekstase. »Du machst mich wahnsinnig . . . Du bringst mich um den Verstand . . . Ich halte das nicht mehr aus«, stöhnte sie unzusammenhängend in Theas Mund und zuckte unkontrolliert.

»So ist brav«, raunte Thea siegesgewiss. »Und jetzt will ich nichts mehr von dir hören«, befahl sie in autoritärem Ton.

Michi rang verzweifelt mit den Händen und bewegte die Lippen, so, als ob sie etwas sagen wollte. Aber der Ton fehlte einfach.

Ein paar Mal ließ Thea ihre Finger kraftvoll über Michis harte Perle gleiten und beobachtete dabei genüsslich, wie sich ihre Liebste immer mehr der Lust hingab und unaufhaltsam dem erlösenden Höhepunkt näherte.

Mit zusammengepressten Lippen legte Michi nun den Kopf nach hinten und genoss die Berührungen ganz ergeben und mit geschlossenen Augen.

Thea schaute ihrer Geliebten amüsiert zu und konnte schließlich ein Lachen nicht unterdrücken. Dann räusperte sie sich. »Also deine Liebesgeräusche darfst du natürlich weiterhin von dir geben«, wisperte sie. »Ich bitte sogar darum. Aber wehe . . . ich höre sonst irgendein Wort«, fügte sie gespielt drohend hinzu.

Michi nickte gehorsam und stöhnte auch sofort laut auf, als Thea nun immer schneller über ihre pulsierende Perle, ihre glattrasierte Scham rieb und noch einen dritten Finger tief in sie hineingleiten ließ. Diese köstliche Qual war kaum noch zu ertragen, und mit angespannten Muskeln krallte sich Michi verzweifelt am Bettlacken fest.

Während sich die beiden tief in die Augen sahen, schob Thea sich nun vorsichtig auf Michi und zeigte ihr so auch ihr eigenes Verlangen.

Michi umfasste die weich-geschwungenen Hüften ihrer Liebsten und zog sie fest an sich. Gleichzeitig drückte sie ihr gierig ihre Mitte entgegen, die nun vor Begehren tropfte. In gleichmäßigem Rhythmus rieben sie sich aneinander, ließen ihre Säfte miteinander vermischen und wurden schließlich ganz eins.

Ihre Bewegungen wurden unaufhaltsam schneller, heftiger und fordernder. Ihr Atem kam unregelmäßig, sie stöhnten laut um die Wette. Dieses Höchstgefühl der Ekstase brachte sie beinahe um den Verstand und ließ sie im Einklang endlich der langersehnten Erlösung entgegenschweben.

3

In den kommenden Wochen hatten sowohl Michi als auch Thea vor allem beruflich viel um die Ohren. Michi hatte nach wie vor viel aufzuarbeiten, da ihre Fälle während der Zeit, als sie ihr dreimonatiges Praktikum beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag absolviert hatte, mehrheitlich liegengeblieben waren. Nur für das Allernötigste hatte sie während dieser Zeit eine Vertretung gehabt. Mit Ausnahme ihrer Fechtabende saß Michi eigentlich jeden Abend bis spät in die Nacht im Büro und schleppte anschließend sogar noch Akten mit nach Hause. Oft fielen ihr dann irgendwann vor Erschöpfung einfach die Augen zu, und sie schlief über ihren Dossiers am Wohnzimmertisch ein. Thea gefiel diese Entwicklung ganz und gar nicht. Sie machte sich große Sorgen um ihren Schatz, so ein Übermaß an Arbeit musste selbst der Stärksten irgendwann an die Substanz gehen, und sie wusste nicht, wie lange Michi das wohl noch durchstehen würde.

Thea hatte als Rechtsanwältin in letzter Zeit ein paar neue Mandanten dazugewinnen können. Nach ihrem Burnout vor ein paar Jahren hatte sie zwar ihr Arbeitspensum drastisch reduziert, aber auch sie war dieser Tage arbeitsmäßig gut ausgelastet.

Michi und Thea hatten sich im vorherigen Sommer bei einem gemeinsamen Tierschutzfall, den Regina von Siebenthal damals ins Rollen gebracht hatte, in Basel kennengelernt und sich auf der Stelle ineinander verliebt. Es war wirklich Liebe auf den ersten Blick gewesen, und sie hatten gleich bei der ersten Verabredung gewusst, dass sie ab sofort gemeinsam durchs Leben gehen wollten.

Doch leider waren die ersten Wochen des neugefundenen Liebesglücks jäh unterbrochen worden, da Michi bereits kurz darauf für ein spannendes Praktikum nach Den Haag gereist war. Ab dem Moment hatten die beiden sich nur noch ab und zu an den Wochenenden gesehen, was ihren Gefühlen zwar keinen Abbruch getan hatte, aber ihrem gegenseitigen Kennenlernen ziemlich in die Quere gekommen war. Selbst als Michi dann endlich aus Den Haag zurückgekehrt war, hatte sie es schwierig gefunden, beruflich auch einmal zurückzustecken und sich mehr auf Thea zu konzentrieren, was schon das ein oder andere Mal zu unangenehmen Auseinandersetzungen geführt hatte.

Heute war es also endlich so weit. Der langersehnte Winterurlaub stand vor der Tür, und beide konnten es kaum erwarten, endlich einmal richtig Zeit füreinander zu haben. Die Vorfreude auf den gemeinsamen Urlaub war es gewesen, die sie in den vorangegangen schwierigen Wochen bei der Stange gehalten hatte, sonst wäre Thea vielleicht doch noch irgendwann der Kragen geplatzt ob Michis offensichtlichem Arbeitswahn.

Michi wollte die Ferien so schön und harmonisch wie nur möglich beginnen, und so schaffte sie es doch tatsächlich, sich einmal rechtzeitig vom Bürostuhl loszureißen und sogar früher als abgemacht zu Hause einzutreffen.

Ich freue mich so sehr auf die Zeit mit dir, Thea, dachte sie, als sie ihre Liebste beim Kofferpacken beobachtete und ihren Blick kaum von ihr lassen konnte. Habe ich ein Glück, so eine tolle Frau an meiner Seite zu haben . . .

Kurze Zeit später war dann sämtliches Gepäck sicher in Michis Auto verstaut, und die beiden waren auf der Autobahn in Richtung Berner Oberland unterwegs.

»Ich kann es noch gar nicht glauben, dass wir zusammen für drei Wochen in den Urlaub fahren«, sagte Thea und schenkte Michi einen verliebten Blick. »Es kommt mir immer noch wie ein Traum vor«, meinte sie.

Michi lächelte zufrieden. »Ehrlich gesagt kann ich es auch noch nicht richtig glauben«, flüsterte sie und streichelte Thea zärtlich über den Oberschenkel. »In den letzten zehn Jahren habe ich bestimmt kein einziges Mal drei Wochen am Stück Urlaub gemacht«, meinte sie und konzentrierte sich wieder auf den Straßenverkehr. »Um der Wahrheit die Ehre zu geben, kann ich mich nicht einmal daran erinnern, wann ich das letzte Mal richtig Ferien gemacht hätte.« Sie zuckte die Schultern. »Eigentlich habe ich immer gearbeitet. An was anderes kann ich mich so gut wie nicht erinnern«, sagte sie müde.

Thea hob überrascht die Augenbrauen. »Oh . . .«, kam es ihr über die Lippen, während sie Michi neugierig von der Seite anschaute. »Kannst du das dann überhaupt?« Sie räusperte sich. »Ich meine . . . so lange Urlaub machen?«, fragte sie etwas neckisch, schaute ihre Michi aber voller Mitgefühl an. »Oder gibt das womöglich eine Katastrophe?«, murmelte sie leise.

»Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, als harmonische Tage mit dir zu verbringen«, sagte Michi mit warmer Stimme. »Ich freue mich auf einen wundervollen Urlaub mit dir, mein Schatz«, wisperte sie und warf Thea einen kurzen verheißungsvollen Blick zu. Sie räusperte sich. »Tag und Nacht mit dir zusammen . . . ich kann’s kaum erwarten«, flüsterte sie und errötete dabei leicht.

Thea beugte sich zu Michi hinüber und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich freue mich auch auf wundervolle Tage – und Nächte – zusammen mit dir«, raunte sie und zwinkerte ihrer Liebsten einladend zu.

Für einen kurzen Moment begegneten sich ihre Blicke voller Wärme und Liebe; die Vorfreude stand beiden ins Gesicht geschrieben. Schweren Herzens musste sich Michi wieder auf den Straßenverkehr konzentrieren, schließlich wollten sie ja heil an ihrem Urlaubsort in den Bergen ankommen. Zwei Stunden später parkte Michi dann auch ihren Wagen im Parkhaus des wunderschönen, im Chalet-Stil erbauten Hotels. Draußen herrschten wie zu erwarten eisige Temperaturen. Doch ein strahlend blauer Himmel und Sonnenschein pur gaben schon einen reizvollen Vorgeschmack auf wundervolle Urlaubstage.

»Herzlich willkommen in unserem Berghotel Alpenblick«, sagte die Rezeptionistin in freundlichem Ton und reichte erst Michi, dann Thea lächelnd die Hand. »Bitte fühlen Sie sich bei uns wie zu Hause.«

Die beiden stellten ihr Gepäck ab, begrüßten die Frau und blickten sich bewundernd in der luxuriösen Empfangshalle des Hotels um.

»Du brauchst dich um gar nichts zu kümmern, überlass das nur mir«, flüsterte Michi ihrer Thea zu.

Thea lächelte und streichelte zärtlich über Michis Rücken. »Wenn du meinst«, wisperte sie dankbar zurück.

Die Frau an der Rezeption drückte Michi einen Briefumschlag in die Hand. »Den Schein geben sie einfach später im Wellness-Bereich ab, wenn sie sich dort anmelden«, meinte sie und lächelte den beiden nett zu. »Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in unserem Haus. Sollten Sie irgendwelche Fragen haben, wenden Sie sich bitte jederzeit an die Rezeption.«

Michi bedankte sich und warf einen kurzen Blick auf den Inhalt des Kuverts, steckte es schließlich ein und machte sich mit Thea zusammen auf Zimmersuche.

Auf dem Weg zum Zimmer kamen die beiden aus der Begeisterung gar nicht mehr heraus. Die Hotelanlage war ganz in Erdtönen gehalten und überzeugte durch ihre schlichte Eleganz und eine entspannte Atmosphäre.

Als sie auf Umwegen dann in ihrem Zimmer angelangt waren, konnte man Thea ihre Begeisterung schon von weitem ansehen. »Wow, das ist ja unglaublich! Sag mal, hast du etwa die Hochzeitssuite für uns gebucht?«, fragte sie hocherfreut.

Michi verzog amüsiert die Lippen. »Nicht ganz.« Sie zwinkerte Thea vergnügt zu. »Vielleicht dann das nächste Mal. Wer weiß?«, meinte sie mit einem verträumten Blick. »Gefällt es dir also?« Hoffnungsvoll schaute sie Thea an und wartete gespannt auf eine Antwort.

Thea legte Michis Hände in ihre, zog ihren Schatz ganz nah zu sich heran und legte sich anschließend mit ihrem Liebling zusammen aufs Bett. »Es ist ein absoluter Traum. Vielen, vielen Dank für dieses wundervolle Geschenk«, flüsterte sie und hauchte Michi einen Kuss auf die Lippen. »Von mir aus müssen wir das Zimmer heute auch gar nicht mehr verlassen«, raunte sie einladend und sah ihrer Liebsten verführerisch in die Augen.

Mit zusammengepressten Lippen warf Michi Thea einen gespielt traurigen Blick zu. »Ich befürchte leider, dass wir doch noch einmal raus müssen. Für uns wird nämlich gerade ein romantisches Kleopatra-Schaumbad vorbereitet.« Sehnsüchtig zwinkerte sie Thea zu. »Nur für uns beide. Und dazu gibt’s noch ein Gläschen Sekt«, erklärte sie und streichelte Thea sanft über den Arm. »Ich hoffe, es ist ganz in deinem Sinne, den gemeinsamen Urlaub so zu beginnen?«

»Du hast wirklich an alles gedacht, ein absoluter Traum«, stellte Thea liebevoll fest und lächelte begeistert.

»Ich weiß nicht, ob ich an alles gedacht habe. Schließlich ist kein Mensch perfekt«, sagte Michi achselzuckend, während ihre Fingerspitzen zärtlich über Theas Wange streichelten. »Aber mir liegt sehr viel daran, unseren Urlaub so romantisch wie nur möglich zu gestalten. Und dazu gehört eben auch der richtige Auftakt«, raunte sie und versank erneut in Theas wunderschönen Augen. »Und natürlich will ich den Urlaub mit dir in vollen Zügen genießen . . . dich von Herzen verwöhnen und endlich Zeit für dich haben.«

Thea runzelte nachdenklich die Stirn und schaute Michi etwas skeptisch an. »Du und nicht perfekt. Und das dann auch noch aus deinem Mund. Du selbst bist doch immer die Perfektion in Person«, sagte sie leicht herausfordernd und schaute ihren Schatz durchdringend an.

»Bitte . . . Können wir dieses leidige Thema für die nächsten drei Wochen einfach einmal vergessen?«, fragte Michi leicht genervt und strich sich dabei durch ihr kurzes Haar.

Thea grinste. »Wow . . . Was ist denn mit dir passiert? So kenne ich dich ja gar nicht.« Sie schenkte Michi ein sanftes Lächeln. »Ich bitte darum. Sehr, sehr gern«, meinte sie und schaute ihren Schatz aufmerksam an. »Das wäre wirklich schön, wenn wir beide Job einfach mal Job sein lassen könnten.«

»Jawohl, zu Befehl. Genau das werden wir tun«, witzelte Michi jetzt wieder gutgelaunt. Sie blickte auf die Uhr. »Oh . . . wir müssen uns beeilen. Unser Bad wartet«, sagte sie, zwinkerte Thea verführerisch zu und sprang vom Bett auf. Rasch ließ sie ihre Hüllen fallen und schlüpfte in den bereitliegenden Wellnessbademantel.

Wenig später betraten sie gemeinsam die wunderschöne, herrlich duftende Wellnessoase, die zum Verweilen und Entspannen einlud. Gedämpftes Licht und sanfte Musikklänge entführten sie in eine andere Welt . . . in eine Welt, in der die Zeit stehenblieb und Frau sich verwöhnen und verzaubern lassen konnte.

Eine Frau im weißen Kittel hieß sie herzlich willkommen, nahm von Michi die Voucher entgegen und zeigte ihnen anschließend den Weg zu einem liebevoll eingerichteten Raum, der in sanftem Kerzenlicht und einem wundervollen Ambiente erstrahlte.

»Es ist alles für Ihr Kleopatra Bad, dem Bad der Träume, vorbereitet. Sollten Sie noch irgendetwas benötigen, so brauchen Sie nur zu klingeln. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen und erholsamen Aufenthalt bei uns«, sagte die Frau freundlich und verschwand diskret nach nebenan.

Michi und Thea schlossen die Tür hinter sich ab und schauten sich verträumt um.

»Du bist ja eine richtige Romantikerin, das hätte ich gar nicht von dir gedacht«, flüsterte Thea und ließ ihren Bademantel aufreizend vor ihrer Liebsten zu Boden schweben.

Michi tat es Thea gleich und konnte gar nicht schnell genug aus ihrem Mantel kommen. Sie nahm Thea sanft in die Arme und drückte sie zärtlich an sich. »Es tut mir entsetzlich leid, dass ich die letzten Wochen so wenig Zeit für dich hatte«, seufzte sie und schluckte schwer. »Du bist so eine tolle Frau. Ich möchte dich auf Händen tragen und dir die Welt zu Füssen legen«, flüsterte sie verliebt in Theas Ohr. Sie wollte schon weitersprechen, als Thea ihr den Zeigefinger auf die Lippen legte.

»Pst . . . lass uns lieber in die Wanne steigen, sonst wird das Wasser noch kalt«, sagte sie einladend und tauchte in das Schaumbad voller herrlich duftender Rosenblüten ein. »Übrigens eine sehr schöne Idee von dir, mein Schatz«, wisperte sie und reichte ihrer Liebsten die Hand. »Komm doch zu mir und leiste mir Gesellschaft«, sagte sie verführerisch und zwinkerte Michi betörend zu.

Schließlich saßen sie sich ganz entspannt im Schein von flackernden Teelichtern in der großen Wanne gegenüber. Für eine gefühlte Ewigkeit versanken ihre Blicke einfach nur ineinander und gaben sich so wortlos ihre unendliche Liebe und Zuneigung zu verstehen. Sie legten beide den Kopf entspannt nach hinten, schlossen die Augen und ließen gleichzeitig einen genießerischen Seufzer von sich. Noch einmal sahen sie sich tief in die Augen und mussten ein wenig über sich selbst schmunzeln, dass sie schon zu Anbeginn ihres romantischen Urlaubs so in Einklang waren. Dann lauschten sie eine ganze Weile nur noch den sanften Musikklängen, und jede hing ihren eigenen Gedanken und Träumen nach. »Das sollten wir öfters tun«, meinte Thea eine ganze Weile später und schenkte Michi ein liebevolles Lächeln.

Michi lächelte glücklich zurück. »Ja, das sollten wir wirklich öfters tun«, flüsterte sie, spielte mit dem Schaum und genoss das wohltuende Bad. Etwas später erhob sie sich und rutschte zu Thea hinüber. »Ich liebe dich«, hauchte sie ihr ins Ohr und küsste zärtlich Theas Lippen. »Ich bin überglücklich, dass wir uns jetzt einfach nur mal auf uns konzentrieren können«, wisperte sie.

»Und ich liebe dich«, stöhnte Thea erregt in Michis Mund. »Es ist wahnsinnig schön, mit dir hier zu sein und Zeit mit dir zu verbringen«, raunte sie.

Michi schaute Thea voller Leidenschaft an, während ihre Fingerspitzen bereits sanft über Theas Knospen streichelten. »Ob die jetzt auch nach Rosenblüten schmecken?«, neckte sie und wollte ihre Lippen schon auf Theas kleine, feste Brüste pressen.

Thea stieß einen theatralischen Seufzer aus. »Du denkst wirklich immer nur an das Eine«, raunte sie und drückte Michis Kopf spielerisch unter Wasser.

Nach Luft schnappend tauchte Michi wieder auf und warf Thea einen herausfordernden Blick zu. »Na warte«, neckte sie. Jetzt war es nämlich vollends um sie geschehen und sie begann, Theas Dekolleté und Hals mit Küssen zu verwöhnen.

Begleitet von Kerzenlicht, das geheimnisvolle Schatten an die Wände warf und romantischer Geigenmusik, die die harmonische Zweisamkeit noch mehr unterstrich genossen die beiden ein Liebesspiel der etwas anderen Art und vergaßen für lange Zeit alles andere um sich herum . . .

4

Nach einer wunderschönen Nacht erwachte Thea am nächsten Morgen mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. Ihre Hand tastete schlaftrunken nach rechts. Erst einmal, dann ein zweites Mal. Aber leider vergeblich. Sie riss die Augen weit auf und runzelte verwirrt die Stirn. Als sie nun zur Seite blickte, musste sie mit Entsetzen feststellen, dass Michi nicht mehr neben ihr lag. Hastig blickte sie sich im Zimmer um, stand schließlich noch immer ziemlich verschlafen auf und öffnete erst einmal die Gardinen, um ein wenig Licht ins Zimmer zu lassen. Dann warf sie einen Blick ins Badezimmer und rief dabei Michis Namen. Von Michi keine Spur. Mit einem traurigen Seufzer ließ sie sich wieder aufs Bett fallen und zog die Bettdecke bis zum Kinn hoch. Michi . . . wo bist du denn? Weshalb liegst du nicht neben mir?

In Theas Kopf gingen die wildesten Gedanken umher, als plötzlich ihr Handy klingelte und sie zusammenzucken ließ. Tief erschrocken und ohne auf das Display zu schauen, nahm sie den Anruf, immer noch nicht ganz wach, entgegen. Im gleichen Moment erstarrte sie. »Sonja . . . Du?«, krächzte sie ins Mobiltelefon, setzte sich binnen eines Sekundenbruchteils im Bett aufrecht hin und raufte sich betroffen die Haare. Aufmerksam, aber völlig aufgewühlt, hörte sie zu, was am anderen Ende gesprochen wurde.

»Sag das bitte noch mal. Wann kommst du?«, fragte Thea ganz aufgeregt. Ihr klappte die Kinnlade herunter, während sie Sonja weiterhin sprachlos zuhörte. »Oje! Wie? Was?« Erneut raufte sie sich die Haare. »Schon so bald. Warum das denn?« Sie schluckte, und ihre Gesichtsfarbe wurde immer blasser.

Am anderen Ende wurde ununterbrochen weitergesprochen.

»Das kommt jetzt alles doch ziemlich überraschend . . .«, meinte Thea und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Ähm . . . Puh.« Irgendwie wollten ihr die richtigen Worte im Moment nicht einfallen. Sie räusperte sich. »Wir müssen uns unbedingt treffen, wenn du da bist. Es gibt . . . es gibt da etwas, was ich dir sagen muss«, stotterte sie, schloss die Augen und musste erneut schlucken, während sie Sonjas weiteren Schilderungen lauschte. »Nein, das kann ich dir nicht am Telefon sagen. Das musst du doch verstehen!«, sagte Thea bittend und beendete kurze Zeit später völlig aufgewühlt das Telefonat.

Thea legte sich aufs Bett und starrte eine halbe Ewigkeit lang die Decke an, Michi schien fürs Erste vergessen. Der Anruf hatte sie wirklich ganz schön aus der Bahn geworfen. Eine ganze Weile später stand sie schließlich seufzend auf, ging niedergeschlagen ins Bad und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Das hatte ihr heute gerade noch gefehlt! Dieser Morgen verlief eh schon ganz anders als erwartet, da von ihrer geliebten Michi immer noch jegliche Spur fehlte.