Vom Nehmen und Genommenwerden - Doris Christinger - E-Book

Vom Nehmen und Genommenwerden E-Book

Doris Christinger

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Beschreibung

Begehren und begehrt werden, geben und nehmen, genießen und verwöhnen – die Facetten der Lust entstehen immer durch ein Spiel von Nähe und Distanz. Die Sexual- und Paartherapeuten Doris Christinger und Peter A. Schröter sehen in der Öffnung für wahre Weiblichkeit und Männlichkeit den Schlüssel zu einer erfüllenden Sexualität. Ein Buch, das Mut macht, sexuelle Fantasien zu leben und sich beim Sex lustvoll (ver)führen zu lassen.

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ISBN 978-3-492-95077-0 September 2015 © Pendo Verlag in der Piper Verlag GmbH, München/Berlin 2009 Covergestaltung: Hauptmann und Kompanie Werbeagentur, München-Zürich Covermotiv: Tips Images/F1 online Datenkonvertierung: CPI books GmbH, Leck    

Vorwort

Frauen und Männer wollen beides: leidenschaftlichen Sex und eine lebendige Partnerschaft. Indem wir Eros in unserer Beziehung neu entdecken, wird es möglich, ekstatisch-leidenschaftliche Sexualität und innige Intimität miteinander zu verbinden.

Wenn sich das Feminine und das Maskuline begegnen, wachsen wir über das bisher Gewohnte hinaus und hinein in etwas Größeres. So werden wir als Paar sogar zum Inbegriff von Menschlichkeit. Denn die Liebe besiegt (fast) alles. Lieben ist ein Prozess, und Partnerschaft ist eine unendliche Kraftquelle, für die Entfaltung unseres individuellen Potenzials, aber auch für gemeinsames Wachstum.

Auch uns hat das Mysterium der Liebe vor vielen Jahren motiviert, das Zusammenspiel von Sexualität und Spiritualität zu entdecken. Das Ergebnis dieser Suche spiegelt sich nun in diesem Buch VOM NEHMEN UND GENOMMENWERDEN wieder.

In über zwanzig gemeinsamen Jahren als Paar, aber auch als Seminarleiter, Sexual- und Körperpsychotherapeuten kam ein Erfahrungsschatz zusammen, den wir mit großer Leidenschaft weitergeben. Es entstand eine einzigartige Synthese, die feminine und maskuline Elemente vereint und die westliche und östliche Ansätze zu einer gelebten Liebes- und Lebensphilosophie verbindet. In unseren Seminaren, aber auch in zahlreichen Einzelberatungen durften wir mehrere tausend Frauen und Männer, Paare und Singles, in ihrer Entwicklung begleiten. Während wir lehren, lernen wir gleichzeitig unendlich viel. Wir wissen dies als großes Privileg zu schätzen und sind dafür sehr dankbar.

Rückblickend haben wir beide einen weiten Spannungsbogen durchlebt, was die Themen Sexualität, Liebe und Bewusstseinsarbeit betrifft. Angefangen hat die Reise mit dem Befreiungsschlag der 68er-Bewegung. Wir haben uns mit den Idealen der freien Liebe auseinandergesetzt, uns intensiv auf die tantrische Philosophie eingelassen, zahlreiche Aus- und Weiterbildungen in Körperpsychotherapie und Sexualtherapie und auf dem Gebiet der Humanistischen Psychologie absolviert. Als Pioniere haben wir mit der ersten Liebes- und Lebensschule im deutschsprachigen Raum die tantrische Bewegung mit angestoßen.

In all den Jahren wurde uns bewusst, dass die Sexualität der Frau andere Themen berührt als die des Mannes. Und wir haben die Erfahrung gemacht, dass Paare grundsätzlich viel zu wenig bis keine Unterstützung auf ihrem Weg erhalten. Zusammenfassend können wir sagen, dass in dieser langen Zeit der privaten und beruflichen Auseinandersetzung unsere Sicht auf den Menschen und die Liebe ganzheitlich und undogmatisch geworden ist. Für uns bilden Sexualität, Liebe, Partnerschaft und Spiritualität eine dynamische Einheit, um individuell und miteinander zu wachsen.

Zu diesem Buch

Wir haben beide vor einigen Jahren je ein erfolgreiches Buch über die weibliche und über die männliche Sexualität geschrieben. Nun haben wir uns der Herausforderung gestellt, ein Buch für Paare zu schreiben. Wir haben uns auf das große Mysterium der Liebe eingelassen und damit auch auf das Abenteuer, als Mann die Frau zu nehmen und als Frau sich nehmen zu lassen. Und so ist dieses Buch VOM NEHMEN UND GENOMMENWERDEN entstanden.

Es braucht eine neue Beziehungserotik, um den immer noch schwelenden Geschlechterkampf aufzulösen. Der Begriff Beziehungserotik mag sich im ersten Moment widersprüchlich anhören. Wenn wir uns jedoch vollumfänglich auf die Thematik von NEHMEN UND GENOMMENWERDEN einlassen, entdecken wir das Geheimnis des Begehrens. Wir zeigen Hintergründe und Zusammenhänge auf zwischen der persönlichen Biografie, Erkenntnissen aus der Sexualwissenschaft, der Biologie und der Neurologie, ziehen aber auch Ansätze aus spirituellen Traditionen heran wie beispielsweise dem Tantrismus und Sufismus. Obwohl wir all dies in Form eines Buches veröffentlichen, sind wir überzeugt, dass mentales Wissen alleine wenig verändert. Wir sind die Summe unserer individuellen Erfahrungen, Beziehungen, Lebensstile und Lebenshaltungen, aber auch von Umwelteinflüssen. Erst wenn wir unser Wissen spüren und im Körper empfinden, wird neues Verhalten in unserem Gehirn verschaltet und verankert.

VOM NEHMEN UND GENOMMENWERDEN richtet sich nicht nur an Paare und solche, die es werden wollen, sondern auch an Frauen und Männer, die ihren Weg in Liebe und Bewusstsein gehen wollen. Es ist also eine Reise ins Reich von Eros, Sexus und Logos.

Leidenschaftlich begehren und begehrt zu werden ist für viele das Thema Nummer eins, und so zieht sich das Geheimnis des Begehrens als roter Faden durch dieses Buch. Wenn wir verstehen, dass Eros nur dann fließt, wenn das Feminine und das Maskuline zusammenspielen, haben wir den Generalschlüssel gefunden. In diesem Sinne ist dieses Buch auch ein Plädoyer dafür, diese beiden Pole zu kultivieren. Und zwar unter Berücksichtigung dessen, dass sowohl im Berufsalltag als auch gesellschaftspolitisch andere Gesetzmäßigkeiten gültig sind als im Liebesleben.

Unsere ganzheitliche Sicht der Sexualenergie zeigt viele Aspekte auf. Wir folgen nicht nur dem Fluss von Eros, sondern auch dem Spannungsbogen der Liebe: dem feurigen, herzlichen, stillen und spirituellen Lieben.

Beim feurigen Lieben zeigen wir auf, dass wir Begehren einerseits über das Gesetz der Polarität, andererseits auch über Ekstase-Techniken aktivieren können.

Beim herzlichen Lieben geht es darum, Begehren über ein immer größeres Zulassen von Intimität zu steigern: sich zu zeigen mit allen Gefühlen, Gedanken, Empfindungen, Wünschen und Fantasien.

Beim stillen Lieben wird Sexualität zur Meditation. Wenn wir wirklich still werden, finden die Sexualorgane zurück zu ihrer ursprünglichen Lebendigkeit und Weisheit.

Beim spirituellen Lieben finden wir schließlich zur höchsten Form der Liebe und der Sexualität. Durch die Verbindung von Sexualenergie, einem offenen Herzen und einer tiefen Stille verlassen wir den persönlichen Bereich, um für Momente die Leere zu berühren. Dann wird das sexuelle Lieben zur spirituellen Erfahrung. Und damit schließt sich der Kreis respektive öffnet sich die Spirale für immer beglückendere Erfahrungen im HIER und JETZT.

Natürlich ist es so, dass wir nicht begehren, was wir bereits haben. Nur – wir gehen davon aus, dass wir unseren Partner, unsere Partnerin niemals ›haben‹, selbst wenn wir in einer Partnerschaft leben.

Mit diesem Buch zeigen wir Wege auf, die alles verändernde Kraft der Sexualität zu nutzen, um Lebendigkeit und Ekstase zu erfahren. Wir zeigen auf, dass Frauen durch Hingabe und Liebe tiefe spirituelle Erfahrungen machen, dass Zielgerichtetheit, Integrität und Präsenz Männer in die tiefsten Schichten ihres Seins führen. Denn Eros und Sexus, die stärksten aller Energien, verführen uns immer wieder neu, am Tanz des Lebens teilzunehmen. Sie zu wecken bedeutet, Teil des Kosmos und somit menschlich zu werden.

Wir wünschen Ihnen viel Inspiration und Freude bei der Entdeckungsreise zu dem, der Sie wirklich sind.

Doris Christinger und Peter A. Schröter

Teil 1

Feuriges Lieben – Vom Nehmen und Genommenwerden

Qualitäten des feurigen Liebens

Eine Einstimmung oder das Vorspiel

Feuriges Lieben, das ist Liebe in ihrer reinsten körperlichen Form. Diese Liebe erleben wir in heißen Nächten voller Sinnlichkeit und Leidenschaft, und sie hat ihren Ursprung in der vulvischen Kraft der Frau und der phallischen Kraft des Mannes. Wir flirten mit- und werben umeinander, sind verspielt und leicht. Und am höchsten Punkt von Eros wandelt sich diese Energie in Sexus: pure Lust und Leidenschaft. Über die Kraft der körperlichen Liebe erfahren wir Eros in seiner verführerischsten Qualität und werden zu einem vibrierenden Energiefeld.

Ist es nicht das, wonach wir uns immer wieder sehnen? Diese intensiven Gefühle, wie wir sie sonst nur in den Zeiten des Verliebtseins erleben, wenn wir »Feuer und Flamme« sind – für uns selbst, für den Geliebten, für das Leben. Genauso ist das feurige Lieben: Der Geliebte oder die Geliebte ist das noch unbekannte Wesen, eine Projektionsfläche für unsere Sehnsüchte. Er ist der Traumpartner oder sie ist die Traumpartnerin, mit dem oder mit der nun möglich erscheint, was vorher undenkbar war – selbst der Griff zu den Sternen. Wir berühren das in uns schlummernde Potenzial unserer Begabungen. Alle noch nicht entfalteten Fähigkeiten, mit denen wir auf die Welt gekommen sind, erwachen, wollen erkannt und gelebt werden. Die Liebe lässt sie erblühen.

Jeder von uns kennt das Gefühl: In unseren Lenden pulsiert Lebenskraft, in unserem Bauch flattern Schmetterlinge, unser Herz ist übervoll an Gefühlen, und unsere Gedanken bekommen Flügel. Wir sind voller Energie, fühlen uns im Fluss. Wir brauchen wenig Schlaf und fühlen uns trotzdem hellwach und lebendig. Wir strotzen vor Freude und Tatkraft und strahlen Optimismus aus.

Das Leben scheint keine Hürden mehr zu kennen. Wir haben Lust, etwas in Angriff zu nehmen, schmieden Pläne und wollen schöpferisch werden. Unser ganzes Leben kreist darum, uns selbst neu zu erfinden. Weil wir uns gesehen, geliebt und anerkannt fühlen, sind wir der Mittelpunkt der Welt – wie damals, als wir als Kind jeden neuen Tag mit Freude begrüßten und JA zum Leben sagen konnten. Da standen wir im Mittelpunkt der Liebe unserer Eltern. Alles war möglich, alles offen. Und genauso ist es wieder, wenn wir leidenschaftlich lieben.

Jetzt berühren wir das, was uns als sexuelles Wesen, ob Mann oder Frau, einzigartig macht: unsere sexuelle Essenz. Wenn wir mit dieser Essenz in Kontakt sind, dann sind wir Eros pur, und unser Leben ist ein einziger Rausch der Sinne.

Wenn wir feurig lieben, verwirklicht sich in uns das kosmische Gesetz der Polarität in seiner stärksten Form: als magnetische Anziehung zwischen Mann und Frau. Dabei sind wir mit jener sexuellen Essenz verbunden, die den Kern unserer sexuellen Identität ausmacht. Diese hat je nach Geschlecht ein anderes Gesicht: Als Frau sind wir rezeptiv, hingebungsvoll, strahlend, anmutig, kraftvoll und wild. Wir sind verbunden mit der Kraft des Schoßes und voller Liebe. Kurz: Wir sind eine vulvische Frau. Als Mann sind wir präsent, stark, selbstsicher, klar, zielgerichtet, voller Tatendrang und risikofreudig. Kurz: Wir sind ein phallischer Mann.

Die sexuelle Essenz entfacht das Feuer der Leidenschaft in uns. Wir fallen übereinander her, können es nicht abwarten, uns immer wieder lustvoll zu vereinigen. Mann und Frau verstehen wir auf dieser Ebene als Archetypen, als Urbilder, die im kollektiven Unterbewusstsein wurzeln und unser Denken, Fühlen und Handeln prägen, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Kultur und Nationalität. Der Mann hat den Mut, die Frau zu nehmen, zu überwältigen, denn er ist ein feurig-zärtlicher Liebhaber. Und die Frau ist bereit, sich nehmen zu lassen, sich dem Geliebten ganz hinzugeben. Mann und Frau begehren mit aller Leidenschaft, ohne Kontrolle und ohne Angst. Beide spielen das Spiel der Verführung, um wieder und wieder in vulkanischen Ausbrüchen der Ekstase miteinander zu verschmelzen. Sie ist reine Energie und Liebe – Er ist reines Bewusstsein und Präsenz. Beide sind in Kontakt mit ihren Potenzialen und schenken sich einander.

Feminin und Maskulin – das Spiel der Polariät

Yin und Yang – Die treibenden Kräfte für heißen Sex

Nach der Phase der Leidenschaft kommt es in der Regel zu einer Abkühlung. Neben dem Bedürfnis nach hemmungslosem Sex verspüren wir den Wunsch nach Geborgenheit, Verbindlichkeit und Nähe. Das Bedürfnis nach Intimität schiebt sich jetzt in den Vordergrund und überdeckt immer mehr die Leidenschaft. Doch Intimität und heißer Sex schließen einander nicht aus. Wir können das feurige Lieben weiterhin genießen – wenn wir das Spiel der Polarität kennen und die Urkräfte von Mann und Frau nutzen. Das ist das Geheimnis, heißen Sex mit Intimität zu verbinden.

Die Welt, in der wir leben, basiert auf dem kosmischen Prinzip der Polarität. Leben auf der Erde wäre ohne dieses Gesetz unmöglich. Jeder noch so kleine Baustein der Welt beruht auf der Anziehung zweier Pole gegensätzlicher Ladung. Das Universum fiele augenblicklich in sich zusammen, würden die Pole miteinander verschmelzen. Es gäbe keine Bewegung, keine Dynamik, kein Leben mehr. Es ist wie beim elektrischen Strom: Dieser kann bekanntlich nur zwischen dem Plus- und dem Minuspol fließen. Der Pluspol gibt Energie ab, der Minuspol zieht Energie an. Wir sprechen von der Anziehung zwischen Yin und Yang, dem Geheimnis von Starkstromsex.

Yin ist der feminine, aufnehmende Aspekt, Yang der maskuline, abgebende. Das Yin-Yang-Symbol veranschaulicht diese Polarität über eine helle und eine dunkle Seite. Doch jede Hälfte trägt in sich einen Punkt in der jeweils anderen Farbe. Yin und Yang existieren also nie in einer Reinform. Beide tragen einen Anteil des anderen Pols in sich. Yin und Yang sind gleichwertig und bedingen einander. Ist Yang voll, entleert es sich in das Yin, bis dieses wiederum voll ist, und wenn dieses voll ist, entleert es sich wieder zurück in das Yang. Es ist ein fließendes, dynamisches Wechselspiel der Energien.

Dieses Wechselspiel ist uns aus vielen Lebensbereichen vertraut: Auf das Ausatmen folgt das Einatmen, auf die Spannung die Entspannung, auf das Vorpreschen das Zurückziehen. Und was für das Leben generell gilt, gilt auch für Liebe und Sexualität. Wenn Mann und Frau zusammen sind, begegnet das Maskuline dem Femininen. Wenn wir die Energie zwischen dem aktiv-abgebenden und dem passiv-rezeptiven Pol fließen lassen, entsteht das pulsierende Spiel aus Lust, Erregung und Leidenschaft. Das ist die Grundlage der Anziehung zwischen Mann und Frau, zwischen den beiden archetypischen Kräften des Maskulinen und Femininen. Wenn der Mann mit seiner phallischen Kraft verbunden ist und ganz zu Yang wird und seine Partnerin mit ihrer vulvischen Kraft verbunden ist und ganz Yin wird, finden beide den Weg zu einem erfüllten, ekstatischen, leidenschaftlichen Sex, zum feurigen Lieben.

Herausforderung – Der Weg des Maskulinen

Frauen und Männer, beide tragen eine maskuline Seite in sich. Sie als Leserin werden sicherlich einige Aspekte des Maskulinen wiedererkennen, auch wenn es sich Ihnen anders zeigen wird – eben, weil Sie eine Frau sind.

Die Energie des Maskulinen bewegt sich von oben nach unten, vom Himmel durch den Körper in die Erde, vom Geist über die Gefühle zu den Empfindungen. Es ist der Weg des Geistes, der die Materie berührt und befruchtet. Archetypische Qualitäten des Maskulinen sind Bewusstsein, Präsenz, Führung, Achtsamkeit und Zielgerichtetheit.

Präsenz bedeutet, ganz im Augenblick zu sein, konzentriert und gleichzeitig entspannt. Übernimmt der Mann die Führung, dann besitzt er den Mut, Risiken einzugehen und sich dem Wagnis neuer Aufgaben zu stellen. Um präsent zu bleiben und seine Ziele zu verfolgen, braucht er Wachheit und Klarheit. Wenn er konsequent seinen Weg geht, zeigt der Mann Verantwortung und Zivilcourage. Er gewinnt an Ausstrahlung und natürlicher Autorität. Das Maskuline sucht die Herausforderung, denn es wächst am Widerstand, will Grenzen verschieben und überwinden. Letztendlich sucht der Mann Freiheit und Ungebundenheit, Frieden und Leere. Auf der körperlich-sexuellen Ebene will sich das Maskuline entleeren, auf der energetisch-psychischen Ebene strebt es nach Entspannung, Offenheit und Weite. Wenn wir entspannt sind, haften wir weniger an den Gedanken, sondern lassen sie einfach weiterziehen. Bis das Maskuline diesen Zustand erreicht hat, ist sein Weg jedoch von erbitterten Konkurrenzkämpfen und Wettbewerb geprägt.

Aggression ist zunächst nichts anderes als die Fähigkeit, sich tatkräftig auf etwas zuzubewegen, um es sich zu nehmen. Alle Menschen brauchen diese Fähigkeit, um zu überleben. Solange der Mann jedoch seine Aggressionen ungefiltert auslebt, berührt seine maskuline Kraft die negativen Seiten der Aggression. Das Maskuline äußert sich dann in Zwanghaftigkeit, Besessenheit, Perfektion, Macht, Gewalt und Krieg. Diese dunkle Seite des Maskulinen macht vielen Männern verständlicherweise Angst. Wird sie jedoch einfach nur verdrängt oder abgelehnt, dann schlägt das Pendel zur andern Seite aus. Die Angst vor der eigenen Zerstörungskraft äußert sich jetzt in Schwäche. Er wird überkorrekt, angepasst, nimmt sich zurück und kastriert sich praktisch selbst. Kurzum, er wird zu einem sanften Mann.

Auf der sexuellen Ebene hat dies einen hohen Preis. Das Maskuline will eindringen, penetrieren und ist somit von Natur aus eher aggressiv. Verleugnet der Mann im Liebesleben diese Aggression, verliert er zugleich seine phallische Kraft. Er ist seiner Frau dann mehr ein Bruder als ein feuriger Liebhaber. Will ein Mann also heißen Sex haben, muss er sich seiner phallischen Kraft und somit seiner aggressiven Anteile bewusst werden. Das bedeutet jedoch, zwischen Aggression und Gewalt zu unterscheiden, um diese leidenschaftliche Energie kontrolliert ins Liebesleben einfließen zu lassen. Denn Aggression ist Lebenskraft pur, wenn sie gezügelt und gelenkt wird. Gelingt es ihm, sie für sich zu nutzen, hat er wieder Zugang zu einer Kraftquelle, die ihm zuvor noch Angst einflößte. Ist der Mann in seiner phallischen Kraft, dann ist er authentisch, strahlt eine natürliche Autorität aus und setzt seine Träume und Visionen in die Tat um. Gleichzeitig ist er einfühlsam und stark – er ist »in Liebe«. Im Austausch mit seiner Partnerin fürchtet er nicht mehr, vom Femininen überwältigt oder überflutet zu werden. Er ruht in seiner maskulinen Mitte, ohne Angst vor dem Weiblichen, aber auch ohne den Drang, die Frau mit seiner animalischen, aggressiven Natur zu vergewaltigen. Er kann seine Partnerin nehmen und weiß, dass sie ihn genau dafür liebt. Der Verbindung mit seiner femininen Herzenskraft steht nun nichts mehr im Wege.

Hingabe – Der Weg des Femininen

Der Weg des Femininen ist der Weg der Hingabe, und auch wenn wir ihn am Beispiel der Frau beschreiben, werden Sie als Leser einiges davon in sich entdecken können. Doch weil Sie ein Mann sind, wird sich das Feminine natürlich auf eine etwas andere Weise zeigen.

Die Energie des Femininen bewegt sich von unten nach oben, von der Erde durch den Körper in den Himmel, von den Empfindungen über die Gefühle in den Geist. Archetypische Qualitäten des Femininen sind Eros, Liebe, Mitgefühl, Intuition, das Wissen um die großen Mysterien von Geburt, Leben und Tod. Das Feminine ist reine Lebenskraft, ist Strahlen, Anmut, Lebensfreude, Schönheit, Wildheit, Ekstase. Wir erkennen es aber auch in Mütterlichkeit, Empfänglichkeit, Liebe, Entspannung und Öffnung. Es zeigt sich sinnlich, nährend, gebärend, genussvoll, aber auch wild, hemmungslos und chaotisch. Das Feminine will Liebe empfangen und schenken, es will sich absolut hingeben, ohne Angst, ohne Wenn und Aber, denn es ist dem Leben tief im Sein verbunden.

Der Weg der Hingabe führt durch das Hier und Jetzt. Das Feminine kennt nur den Augenblick. Es will atmen, sich bewegen, sich verströmen, alles berühren. Es sehnt sich danach, alles mit seiner Strahlkraft zu erreichen, zärtliche Lust zu verströmen, zu verführen und zu locken. Es will nicht haben oder besitzen, es will einfach nur sein.

Das Feminine sucht nach der Liebe, doch wenn es unbewusst gelebt wird, dann bettelt es förmlich nach Zuwendung und Anerkennung. Es tut alles, um die Sehnsucht nach Liebe zu stillen. Liebt er mich, oder liebt er mich nicht? Das ist die Kernfrage des »unerlösten« Femininen. Das Feminine zeigt sich dann von seiner hässlichen Seite: spinnt Intrigen, sinnt auf Rache, manipuliert und zerstört. »Hüte dich vor dem Zorn einer verschmähten Frau«, lautet ein orientalisches Sprichwort. Wird sich die Frau der zerstörerischen Kraft des unerlösten Femininen nicht bewusst, wächst ihre Sehnsucht nach Hingabe und bleibt doch unerfüllt. Sie möchte sich öffnen, aber ohne Risiko, ohne Schmerz und Verletzungen. So öffnet sie sich immer wieder nur wenig, ohne die Kontrolle aufzugeben. Sie stellt Bedingungen, um Risiken auszuschließen, sie verweigert sich, manipuliert und straft. Dies führt in einen unaufhörlichen Kreislauf von Öffnen und Sich-Verschließen, der für beide Partner äußerst anstrengend ist und am Ende beide verletzt zurücklässt.

In erlöster Form führt Hingabe zur Einsicht, dass Liebe nicht verhandelbar ist. Wenn wir lieben, gehen wir das Risiko ein, uns Schmerz auszuliefern. Was ist Schmerz? Wir könnten ihn beschreiben als einen Zustand, in dem wir Energie zurückhalten und Intensität nicht zulassen. So betrachtet, nimmt ihm das etwas von seinem Schrecken. Die Herausforderung für das Feminine besteht darin, sich bedingungslos zu öffnen, selbst auf die Gefahr hin, verletzt zu werden. Schmerz verwandelt sich dann in reine Energie, die wieder durch das Herz fließt, es heilt, wärmt und nährt. Hat das Feminine diese Erfahrung einmal gemacht, wird Liebe wahrhaftig. Es kann sich nun entspannen und die Möglichkeiten jedes Augenblicks genießen. Es kann sich angstfrei der Macht der bedingungslosen Liebe überantworten.

Durch diese Erlösung der Hingabe verströmt eine Frau wieder Liebe und Mitgefühl. Sie fühlt sich ganz, und das schenkt ihr wahres Selbstvertrauen. Es ist dann gleichgültig, ob ihr Partner sie auf Händen trägt, ob er sie vorübergehend ignoriert oder gar ablehnt. Sie ruht in ihrer Mitte und ist stark, sie ist »in Liebe«. Das Feminine in ihr kann nun ein echter Gegenpol für das erlöste Maskuline sein. Sie kann sich von ihrem Partner nehmen lassen und weiß, dass er sie genau dafür liebt.

Begehren und Leidenschaft – Die sexuelle Essenz

Mit der Geburt wird uns (in den allermeisten Fällen) ein bestimmtes biologisches Geschlecht zugewiesen. Wir sind entweder Mann oder Frau. Genauso eindeutig ist auch unsere sexuelle Essenz, entweder maskulin oder feminin. Unser Innerstes, der Kern unserer Sexualität, kennt kein Sowohl-als-auch, sondern nur ein Entweder-oder. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir biologisch ein Mann oder eine Frau sind oder ob wir uns im Alltagsleben eher mit maskulinen oder femininen Eigenschaften identifizieren und uns entsprechend verhalten. Und es spielt auch keine Rolle, ob wir uns gleichzeitig für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzen und nicht einmal, ob wir Männer oder Frauen begehren. Die sexuelle Essenz ist das, was uns im tiefsten Inneren zu einem Mann oder einer Frau macht.

Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung gehen wir davon aus, dass etwa 80 % der Frauen in ihrem sexuellen Kern feminin und etwa 80 % der Männer in ihrem sexuellen Kern maskulin sind. Nur 10 % der Frauen und ebenso viele Männer sind in ihrem sexuellen Kern maskulin beziehungsweise feminin. Der Rest zeigt kein großes Interesse an Sex, wir bezeichnen ihn deshalb als »neutral«.

Unabhängig von unserem biologischen Geschlecht wissen wir, ob unsere sexuelle Essenz maskulin oder feminin ist. Doch wir brauchen Mut, tief in uns hineinzuhorchen und unser wirkliches Verlangen wahrzunehmen. Spüren Sie eher den Wunsch nach Hingabe? Wollen Sie genommen werden? Ist es Ihr höchstes Glück, wenn Sie geliebt werden und selbst lieben? Fühlen Sie sich beschenkt, wenn Sie einfach nur gehalten werden? Genießen Sie es, für den Geliebten da zu sein? Dann ist Ihre sexuelle Essenz eindeutig feminin. Oder spüren Sie den Drang zu penetrieren? Haben Sie die Sehnsucht, den andern zu nehmen? Haben Sie das Verlangen, leer zu werden, immer wieder auch alleine zu sein? Dann ist Ihre sexuelle Essenz eindeutig maskulin. Auch wenn wir nach außen hin eher maskuline oder feminine Rollen spielen und unser eigentlicher Kern verborgen bleibt, bestimmt allein die Ausprägung unserer sexuellen Essenz die Intensität einer Begegnung. Sie wirkt als Magnetkraft zwischen Frau und Mann. Je tiefer beide in ihrem Kern gefestigt sind, umso stärker fühlen sie sich voneinander angezogen und umso leidenschaftlicher begehren sie einander.

Nur zwischen dem maskulinen und dem femininen Pol kann Energie fließen, besagt das Gesetz der Polarität. Das gilt auch für Leidenschaft und Begehren. Wenn Sie heißen, überwältigenden, ekstatischen Sex wollen, dann müssen Sie sich auf das Wechselspiel der Pole einlassen. Wenn Sie sexuelle Leidenschaft und Lust mit Ihrem Partner lange Jahre lebendig halten wollen, müssen Sie aus der Kraft der Gegensätze schöpfen. Beziehen Sie also ganz klar Stellung: Stehen Sie zu Ihrem sexuellen Kern, seien Sie maskulin oder feminin. Fordern Sie entweder heraus oder geben Sie sich ganz hin. Doch Vorsicht: Unser Vorschlag bezieht sich nur auf das sexuelle Erleben. Es geht um die Steigerung von Lust und Leidenschaft beim Sex. Keinesfalls bedeutet dies, als Mann dem Klischee des Karrieretypen anzuhängen oder als Frau sich auf die traditionellen Rollen als Mutter und Hausfrau zu beschränken. Das hat mit der Kraft der Polarität zwischen feminin und maskulin nichts zu tun. Dieses Wechselspiel gilt im Übrigen nicht nur für heterosexuelle, sondern genauso für lesbische und schwule Paare, denn auch hier wird in der Paardynamik der eine den Yin-, der andere den Yang-Pol verkörpern.

Wenn wir Leidenschaft gewinnen und unser Begehren steigern wollen, dann müssen wir die Verschiedenheit von Mann und Frau zelebrieren. Sobald jeder von uns in Berührung mit seinem sexuellen Kern ist, beginnt es: Die Energie des Sex fließt wieder, weil wir uns auf das Wechselspiel zwischen Yin und Yang einlassen. Das und nichts anderes ist die Quelle für Lust und mitreißenden Sex.

Der ewige Tanz des Lebens

Halten wir fest: Je stärker die Partner sich in ihrer sexuellen Essenz voneinander unterscheiden, umso größer sind die erotische Spannung und die Anziehung zwischen beiden. Das ist die beste Voraussetzung für leidenschaftlichen Sex. Je femininer also eine Frau ist, umso größer ist ihre Anziehungskraft auf maskuline Männer. Wird Sexualität in Beziehungen jedoch nicht bewusst gelebt, wird sich der Mann von der Frau manipulieren und die Frau vom Mann dominieren lassen. Er wird zum »Softie« oder »Macho«, sie zu seiner besten Freundin oder zum Mutterersatz. Bewusst gelebte Sexualität bedeutet, dass der Mann sich von der Offenheit und dem Mut des femininen Herzens berühren lässt, während die Frau von seinen geistigen Fähigkeiten und seiner phallischen Präsenz fasziniert ist. In einer solchen sexuellen Begegnung fließt die Energie kraftvoll und ungehindert zwischen beiden Polen und öffnet den Raum für den ewigen Tanz des Lebens. Die Angst vor dem unbekannten Wesen des anderen verwandelt sich in Neugierde und Wertschätzung – der Kampf der Geschlechter hört auf. Keiner ist mehr wert als der andere, es gibt kein »oben« und »unten«. Mann und Frau begegnen sich auf Augenhöhe. Aber wie beim Tango genießt das Maskuline es zu führen, und das Feminine, sich führen zu lassen.

Wie zwei Facetten desselben Diamanten erstrahlen das Maskuline und das Feminine auf dem Höhepunkt der körperlichen Vereinigung: reine göttliche Essenz im Körper eines Mannes und einer Frau. Im Augenblick der Ekstase verschmelzen wir mit dem anderen, werden eins mit ihm. Manchmal verlieren wir uns sogar im anderen, wenn wir uns unbewusst zu stark ausdehnen. Wenn wir uns jedoch bewusst vereinigen, erfahren wir das Einssein immer noch als Mann und Frau, als eigenständige Wesen.

Eine solche bewusste Vereinigung kann nur gelingen, wenn die Frau Zugang zu ihrem vulvischen Femininen, der Mann zu seinem phallischen Maskulinen hat. In der allerhöchsten Form dieses ewigen Lebenstanzes spielt es dann keine Rolle mehr, welcher Pol sich im jeweils anderen verkörpert. Ekstatisch-feuriges Lieben ist möglich, wenn einer von beiden sich für die strahlende, hingebungsvolle, feminine Lebenskraft öffnet und der andere sich voller Liebe dem maskulinen Bewusstsein voller Klarheit und Präsenz überlässt. Das ist der Tanz des Lebens in einem vibrierenden Energiefeld.

Wie die Emanzipation der Frau die Lust besiegt

Die Emanzipation der Frau hat das Prinzip der Polarität außer Kraft gesetzt und dadurch die sexuelle Beziehung zwischen Frau und Mann grundlegend verändert. Niemand käme ernsthaft auf den Gedanken, die Uhren zurückzudrehen und die Gleichstellung der Geschlechter im sozialen und politischen Bereich und im Arbeitsleben wieder abzuschaffen. Doch mit der Emanzipation der Frau nahm die Tendenz zu, die Grenzen zwischen den Geschlechtern zu verwischen. Die Folgen für Sexualität, Lust und Leidenschaft sind verheerend und gehen mit einem grundlegenden Verlust der Geschlechteridentitäten einher.

Nach 6000 Jahren Patriarchat leben wir heute in einer postemanzipatorischen Zeit, einer Zeit also, in der sich die notwendigerweise extremen Gegenbewegungen wieder einpendeln. Viele Männer haben gegenwärtig das Gefühl, durch die Emanzipation etwas verloren zu haben, und suchen nach neuen Lebensentwürfen und Männerbildern. Frauen hingegen genießen die neuen Errungenschaften und neigen eher dazu, sich eine Pause zu gönnen. Doch wir machen uns etwas vor, wenn wir glauben, dass die alten Rollenmuster der Vergangenheit angehören. Das Gegenteil ist der Fall: Sie sind wirksamer, als uns lieb sein kann. Rein äußerlich haben wir uns in die neuen Schablonen gut eingepasst, doch in unserem Inneren wirken immer noch die alten Rollenklischees. Wenn wir seelisch und geistig in Balance sind, fällt es uns leicht, nach den modernen Frauen- und Männerbildern zu leben. Doch wenn wir Stress haben, wenn es uns schlecht geht, erwachen die alten Rollenmuster in uns. Dann fühlen wir uns zwischen den überkommenen und den neuen Lebensentwürfen hin- und hergerissen.

Ein Blick auf die Geschichte der Emanzipation macht deutlich, wie durch sie die Spannung zwischen Mann und Frau neutralisiert wurde. Die Frauenbewegung erfolgte in mehreren Wellen. Während der Aufklärung wurde für die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz gekämpft, später für das Recht auf Erwerbsarbeit, Bildung und für das Frauenwahlrecht. In den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts ging es in der Hauptsache um die rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau. Auch heute noch wird mit der gleichen Heftigkeit wie früher darüber debattiert, ob Männer und Frauen mit denselben Voraussetzungen geboren werden oder ob sie anders fühlen, denken und handeln.

Die neue Selbstsicherheit der Frau erklärt zumindest teilweise, warum wir heute mit steigenden Scheidungsraten konfrontiert werden, Paartherapien boomen und klassische Familienstrukturen bald der Vergangenheit angehören werden. Frauen sind erfolgreich und können mehr erreichen als früher. Sie studieren, bekommen Kinder oder auch nicht, machen Karriere, sind finanziell unabhängig. Sie brauchen keinen Mann mehr, der sie ernährt und beschützt. Doch für diese Freiheit zahlen sie einen sehr hohen Preis. Um »ihre Frau zu stehen«, müssen sie besser sein als der beste Mann. Dafür büßen sie die urweiblichen Eigenschaften ein. Will eine Frau in die Chefetage, muss sie ehrgeiziger, durchsetzungsfähiger und kaltblütiger sein als jeder Mann. Wie aber soll sie sich dann nach getaner Arbeit einem Mann wirklich hingeben können? Die meiste Zeit werden von ihr aggressive, männliche Verhaltensweisen gefordert. Längst sind ihr diese in Fleisch und Blut übergegangen, und zu Recht feiert sie ihre Erfolge. Aber sie hat vergessen, was es heißt, nur zu sein. Sie weiß nicht mehr, wie es ist, sich sexuell hinzugeben, sich zu öffnen, zu empfangen. In ihr herrscht ein innerer Mann, der in jedem anderen Mann einen Konkurrenten sieht.

Natürlich gibt es noch die Machos mit ihrer überkompensierten Männlichkeit, die nur darauf warten, sie zu erobern, sie zu nehmen. Aber – er will sie dominieren. Im Wettbewerb um den Erfolg ist er sozusagen der natürliche Feind der im Berufsleben erfolgreichen Frau. Im Privatleben sucht sie wiederum den Softie als Antwort auf ihre fordernde, mächtige Mann-Weiblichkeit. Dieser sanfte Mann ist bemüht, es ihr immer und überall recht zu machen. Er hütet die Kinder, saugt Staub und kauft ein – aber als Liebhaber versagt er, weil er nicht den Mut hat, sie zu überwältigen. Das momentan weitverbreitete Modell Softie/Karrierefrau ist sozusagen das pervertierte Gegenstück zur Konstellation Macho/Hausmütterchen und ist der Grund dafür, dass Erotik und Leidenschaft in Paarbeziehungen zu kurz kommen. Die wahre Lust wurde mit den Errungenschaften der Emanzipation besiegt. Der Lebensfluss, der aus dem Spiel der Polarität strömt, ist versiegt: Männer leiden an Erektionsstörungen, Frauen an Orgasmusschwierigkeiten, beide beklagen ihre Lustlosigkeit.

Die traurige Bilanz zu Beginn des 21. Jahrhunderts: Männer sind keine Männer mehr, weil sie den Zugang zu ihrer phallischen Kraft, und Frauen sind keine Frauen mehr, weil sie die Fähigkeit zur Hingabe verloren haben. Wenn Mann und Frau zurückfinden wollen zu leidenschaftlichem Begehren und heißem Sex, müssen sie als ersten Schritt die archetypischen femininen und maskulinen Qualitäten in sich wiedererwecken. Dann kann der ewige Tanz des Lebens wieder beginnen.

Wie das romantische Liebesideal den Sex besiegt

Gewissermaßen der Gegenpol zur Emanzipation ist das Ideal der romantischen Liebe. Leidenschaft und Romantik, Sex und Freundschaft, familiärer Alltag und spiritueller Austausch: Dieses Ideal verspricht uns, dass dies alles in einer Beziehung möglich sei. Mit unseren besten Freunden und Freundinnen gehen wir nachsichtiger um als mit unserem eigenen Partner: Mit den einen gehen wir ins Kino, mit den anderen debattieren wir nächtelang, wieder andere sind die perfekten Trainingspartner beim Tennis. Immer aber wissen wir, wo ihre Grenzen liegen, und respektieren ihre Bedürfnisse. Nur in unserer Liebesbeziehung fordern wir alles auf einmal. Es fällt uns schwer zu akzeptieren, dass der Mensch, mit dem wir unser Leben teilen, einfach nicht jedes Bedürfnis abdecken kann. Die Enttäuschung darüber lässt nicht selten die sexuelle Anziehungskraft versiegen. Dieser Wunsch nach allumfassender Befriedigung der Bedürfnisse durch einen Partner hat mit der uralten Sehnsucht nach Verschmelzung zu tun. Wir wollen durch die Verbindung mit einem Seelenpartner ganz werden. Schon der griechische Philosoph Platon hat das sehr treffend in seinem »Symposion« (Das Gastmahl) beschrieben. In diesem Werk lässt er den Komödiendichter Aristophanes den Mythos der Kugelmenschen erzählen. Diese hatten einen Rumpf mit je vier Händen, Füßen und zwei Gesichtern. Es gab das Sonnengeschlecht (Mann-Mann), das Erdgeschlecht (Frau-Frau) und das Mondgeschlecht (Mann-Frau). Sie waren starke und stolze Wesen – zu stolz, denn sie stellten sich mit den Göttern auf dieselbe Stufe. Das aber ging Göttervater Zeus zu weit, und zur Strafe zerschnitt er alle Kugelmenschen in zwei Hälften. Seitdem haben sie zwei Beine, zwei Arme und nur noch ein Gesicht und sind getrieben von der Sehnsucht nach ihrer verlorenen anderen Hälfte. Diesen Trieb bezeichnet Platon als Eros.

In diesem Mythos spiegelt sich eben jenes romantische Liebesideal von der Sehnsucht nach dem Verschmelzen, dem Einswerden mit dem geliebten Menschen. Liebesbeziehungen gab es zu allen Zeiten, aber erst unter dem Einfluss der Romantik um 1800 wurde die Liebes-Ehe das Ideal des Bürgertums. In der Antike waren außereheliche Liebesbeziehungen, ob hetero- oder homosexuell, keine Besonderheit. Auch das Mittelalter war ein Zeitalter sexueller Freizügigkeit, dem die katholische Kirche 1215 wenigstens offiziell einen Riegel vorschob, indem sie die Ehe zum Sakrament erhob. Sie propagierte, dass geschlechtliche Beziehungen ausschließlich der Fortpflanzung zu dienen hätten. Im Hochmittelalter entwickelte sich die höfische Minne, eine von hohen Idealen getragene, rein platonische Form der Liebe, deren Gesänge stets von der fernen und unerreichbaren Geliebten erzählen. Die Antwort der Kirche war der Marienkult, der die Verehrung des Femininen in edle, keusche und damit kontrollierbare Bahnen lenkte.

Beim europäischen Adel gehörte es dennoch über Jahrhunderte zum guten Ton und war sogar ein Statussymbol des Mannes, eine oder mehrere Mätressen zu unterhalten. Diese dienten entweder rein seinen sexuellen Bedürfnissen, oder aber es waren echte Liebesverhältnisse, abgekoppelt von der Institution Ehe. Umgekehrt gab es immer auch »exotische« Frauen, die ihre Sexualität frei und ungehemmt auszuleben verstanden, sei es unter dem Deckmantel des Mäzenatentums oder als Freidenkerinnen. Gesellschaftlich anerkannt war aber diese Form der weiblichen Sexualität und Freiheit nie.

In der Zeit der Aufklärung, also gleichzeitig mit den Anfängen der Frauenrechtsbewegung, entstanden durch die klare Rollenteilung in Ernährer und Hausfrau (Mutter) die klassische Kleinfamilie und daneben die romantische Idee der Liebesheirat. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde versucht, Leidenschaft und Ehevertrag unter einen Hut zu bringen, mit der bekannten Konsequenz: wachsenden Scheidungsraten.

Die Liebesliteratur erzählt über alle Epochen hinweg eine andere Geschichte: Sie ist voll von Stoffen, in denen die Sehnsucht nach Verschmelzung unerfüllt bleibt. Von der Antike bis zur Gegenwart finden wir das Romeo-und-Julia-Motiv in all seinen Varianten wieder: die Vorstellung von einer alles umfassenden Liebe, die sich nicht erfüllen kann und im Tod enden muss. Welchen Liebesfilm haben Sie zuletzt gesehen? Mit großer Wahrscheinlichkeit spielte auch in diesem das Streben nach der einen großen, wahren und endgültigen Liebe die Hauptrolle. Und musste nicht auch der Held oder die Heldin der Geschichte sich über alle gesellschaftlichen, geografischen und biografischen Barrieren hinwegsetzen – um am Ende doch zu scheitern? Die große romantische Liebe bleibt auch im 21. Jahrhundert stets eine Leidensgeschichte.

Trotzdem lebt dieses Ideal in unseren Köpfen und Herzen fort und erzeugt einen enormen Druck auf unsere Beziehungen. Diese können den Anspruch nach totaler Verschmelzung nicht erfüllen. Die Folge: immer wieder Enttäuschungen, Verletzungen und schließlich Trennung. Was bleibt dann anderes, als sich frustriert zurückzuziehen, wenn die Erkenntnis dämmert, dass die große romantische Liebe nur ein Ideal ist, dessen Verwirklichung uns die Verleugnung unserer Bedürfnisse kostet? Nur eine bewusste Entscheidung für die eigene Weiterentwicklung und das gemeinsame Wachstum als Paar kann uns davor bewahren, in die Falle des romantischen Liebesideals zu tappen. Erst dann erwacht unser Potenzial zum Leben, und wir erwecken auch das Potenzial im anderen.

Entfachen der Leidenschaft mit dem Yin-Yang-Spiel

Natürlich zerbrechen nicht alle Partnerschaften oder geraten unter Druck, weil sie sich in die Schablone des übergroßen Ideals der romantischen Liebe pressen. Bei den meisten Paaren spielt man sich im Laufe der Jahre aufeinander ein, lernt, dem anderen zu vertrauen und teilt Gefühle und Gedanken mit ihm. Man versteht sich, meistert den Alltag gemeinsam, überwindet Schwierigkeiten. Doch während die Vertrautheit wächst, nimmt die Lust oft ab. Die Phase der Verliebtheit liegt schon lange zurück, und für das romantische Liebesideal haben beide oft nur noch ein müdes Lächeln übrig. Die Beziehung »funktioniert« – aber was ist mit dem Eros? Er bleibt auf der Strecke.

Intimität bedeutet: Ruhe, Ausgleich, Einklang, Erholung, Vertrauen, Miteinander und Füreinander. Das ist zwar alles sehr angenehm, aber das Feuer der Sexualität erlischt. Die Beziehung gewinnt zwar an Stabilität, zugleich aber verliert sie den Eros, die Lust auf Leidenschaft, das Verlangen nach ekstatischem Sex. Und genau hier setzt »Beziehungsarbeit« an.

Nun wissen wir ja inzwischen, dass das Gesetz der Polarität das Geheimnis ist, die magnetische Anziehung zwischen Mann und Frau zu aktivieren. Doch das Wissen um dieses Fließen von Energie alleine genügt nicht. Wir brauchen eine unmittelbare Erfahrung der jeweiligen femininen und maskulinen Wesenszüge, die sich in Wünschen, Fantasien und Sehnsüchten des Paares zeigen. So stärken wir die sexuelle Essenz beider Partner. Das Yin-Yang-Spiel ist dafür eine wundervolle Möglichkeit. Es ist eines der wirkungsvollsten Instrumente, das wir Paaren in der Therapiearbeit und in unseren Seminaren vermitteln. Hier können die beiden spielerisch erotische Grenzen erforschen und überschreiten, um sich lust- und liebevoll als Wesen zu begegnen, die sich der in ihnen wirkenden Polarität bewusst sind.

Im Yin-Yang-Spiel spielen wir »König und Diener« mit wechselnden Rollen. Einmal übernimmt jeder Partner als König klar die Führung, dann spielt er den Diener, der sich in Liebe den Wünschen des Königs öffnet. Jetzt heißt es: Farbe bekennen! Denn nur wer sich selbst erkennt und sich dem anderen zu erkennen gibt, kann der Partnerschaft Intensität, Begehren und Lust zurückbringen. Wir experimentieren auf der sinnlichen und körperlich-sexuellen Ebene mit den Polen Yin und Yang. Dabei lernen beide, die Verantwortung für ihre Wünsche zu übernehmen. Sie offenbaren ihr Innerstes, ihre kühnsten Fantasien, ihre Geheimnisse, ihre Wünsche, und lassen sie wahr werden. Sie müssen erfinderisch, kreativ, provokativ, großzügig, risikofreudig, tollkühn und gleichzeitig offen, empfänglich und sensibel sein. Dieses Spiel ist eine Einladung, Vertrauen und Intimität zu entwickeln, die wiederum den Rahmen für heißen Sex bilden. Mit dem Yin-Yang-Spiel lernen Liebende, sich wohltuend und heilsam aufeinander zu beziehen, um gleichzeitig mehr Lust zu schenken und zu empfangen. Durch das Wechseln der Rollen machen Paare tiefe Erfahrungen mit ihren eigenen maskulinen und femininen Eigenschaften.

Der konkrete Ablauf sieht so aus: Der Yang-Partner ist der König, der seine Wünsche kundtut. Der Yin-Partner ist der Diener, der die Wünsche erfüllt. Nach zwei Stunden wird eine Pause gemacht, um dann die Rollen zu wechseln. Jeder hat also gleich viel Zeit. Wichtig ist es, nach einem Yin-Yang-Spiel über die gemachten Erfahrungen zu sprechen.

Der König (Yang) beschreibt seine Wünsche, die er während des Spiels jederzeit verändern kann. Für ihn geht es darum, immer wieder in sich hineinzuspüren und sich die Frage zu stellen: »Was will ich – genau in diesem Moment?« Der Diener (Yin) erfüllt die Wünsche so gut wie möglich, ohne sie zu hinterfragen oder zu beurteilen. Seine Aufgabe besteht darin, einfach ein liebender, hingebungsvoller Diener zu sein.

Spielregeln für den Yang-Partner

Der König übernimmt Verantwortung für seine Wünsche und Fantasien. Daraus lernt er, wagemutig, erfinderisch und kreativ zu sein, alte Schamgefühle und Unsicherheiten zu überwinden und mehr von sich zu zeigen. Nur wenn wir über die Grenzen des Gewohnten hinausgehen, entwickeln wir ein Gespür dafür, was wir wirklich wollen. Es ist eine echte Chance, mehr über sich selbst herauszufinden und die eigenen Verhaltensmuster und Vorlieben wahrzunehmen, die sich im Laufe unserer Biografie oft unbewusst entwickelt haben. Ein »guter« König ist ein mitfühlender König, der dem Diener keine Aufgaben stellt, die diesen demütigen oder von ihm als Strafe empfunden werden. Das wäre ein Missbrauch von Macht. Der König achtet auf die Bedürfnisse des Yin-Partners und erbittet nur so viel, wie dieser ihm im Augenblick geben kann.

Spielregeln für den Yin-Partner

Zweifellos wird sich auch der Yin-Partner mit den eigenen Unsicherheiten und denen des Partners konfrontiert sehen. Es ist eine besondere Herausforderung, dem König nicht »aus der Klemme« zu helfen, wenn dieser einmal zögert, seine Bedürfnisse zu artikulieren. Der Yin-Partner darf nicht führen oder entscheiden. Er lässt sich auf alles ein, was kommt, und bleibt dabei präsent. Der Diener kann eine Haltung üben, die für eine kreative Beziehung wesentlich ist: Das Ego mit all seinen Wertungen, seiner Besserwisserei verliert an Bedeutung. Für die verabredete Zeit steht nur der Yang-Partner im Mittelpunkt. Vergleichbar mit der Hingabe eines Schülers an einen spirituellen Lehrer hört der Yin-Partner zu und bleibt den Wünschen des Yang-Partners gegenüber offen, ist einfach für ihn da. Vom Yin-Partner ist die Kunst gefragt, ein eventuelles Nein in ein Ja zu wandeln. Nein zu sagen gibt uns das Gefühl, Kontrolle und Macht zu haben. Nein zu sagen hat aber auch mit der Angst zu tun, sich auf das Wagnis des Unbekannten einzulassen. Es hindert daran, uns dem Abenteuer zu öffnen und Neues zu erkunden. Indem wir Ja sagen, zeigen wir, dass wir bereit sind zu handeln, ohne dem Partner die eigenen Vorlieben und Abneigungen aufzudrängen.

Dieses Spiel heißt nicht »Herr und Knecht«. Die Symbole von Yin und Yang repräsentieren zwei sich ergänzende Gegensätze. Es geht also nicht darum, sich zu unterwerfen und womöglich dabei seine Selbstachtung und Würde zu verlieren. Falls jedoch eine Forderung unangenehm ist und den Diener überfordert, sollte er höflich, mit Humor, Liebe und Respekt, um eine Abänderung des Wunsches bitten.

Im Rausch der Sinne oder vom Nehmen und Nehmenlassen

Das Yin-Yang-Spiel ist die ideale Vorbereitung für die Kunst, zu nehmen und sich nehmen zu lassen. Beides erfordert Hingabe und Mut. Eine Geschichte aus dem arabischen Raum bringt uns dieses Prinzip auf einfache Weise näher:

Ein wohlhabender Mann ist auf der Suche nach einer Frau, die er zu seiner Gemahlin machen will. Er findet eine wunderschöne Frau, die er ihrem Vater abkauft. Sie verweigert sich jedoch. Alles in ihr sträubt sich gegen diesen Mann, und sie schwört, ihn niemals zu lieben. Er richtet ihr in seinem prächtigen Haus das schönste Zimmer ein. Er serviert ihr jede nur erdenkliche Köstlichkeit und schläft jede Nacht auf dem Boden vor ihrer Tür. Dieses Verhalten erstaunt die Schöne. Nach einem Monat legt er sich jede Nacht zum Schlafen auf einen Teppich vor ihrem Bett. Nach einem weiteren Monat legt er sich nachts zu ihr ins Bett – allerdings nur zu ihren Füßen. Mittlerweile ist sie höchst verwundert, und sie fragt sich, ob er sie am Ende gar nicht begehrenswert findet. Auch im folgenden Monat schläft er nur an ihrer Seite, stets darauf bedacht, sie nicht einmal zu berühren. Ihre anfängliche Ablehnung schlägt schließlich in ein heftiges Begehren um. Nach einem weiteren Mondzyklus küsst er jede Nacht ihre Füße. Sie spürt seine Verehrung, und sie beginnt sich nach seiner Berührung zu sehnen. Aus lauter Verzweiflung straft sie ihn mit Verachtung, zweifelt an seiner Männlichkeit. Sie hasst ihn, wird wütend. Nach einem weiteren Monat küsst er ihre Beine, dann die Innenseiten der Oberschenkel, dann einen Monat lang ihre Brüste. Sie glüht vor Sehnsucht, sie begehrt ihn – er aber bleibt beim Küssen und Liebkosen, unbeeindruckt von ihrem brennenden Verlangen nach mehr. Weitere Monate ziehen ins Land, in denen er sie nur verwöhnt, aber nie nimmt. Erst als ihre Gefühle von heftiger Enttäuschung, Verachtung, Wut und Gier allmählich verebben und einer absoluten Hingabe weichen, ist es so weit: Er nimmt sie – und führt sie zur höchsten Ekstase.

Diese Geschichte zeigt uns, dass es beim Nehmen und Genommenwerden darum geht, Verlangen und Sehnsucht zu schüren. Beim Liebesspiel muss das Feuer der Leidenschaft so lange entfacht werden, bis die Erregung kaum noch zu ertragen ist. Auf dem Höhepunkt der Erregung überlassen sich beide Liebenden dem Feld vibrierender Energien.

Diese einzigartige Qualität der Sexualität entsteht, wenn der Mann aus seiner phallischen Kraft heraus liebt. Seine Lust ist nicht nur auf seinen Penis beschränkt, sondern ist ganzheitlich mit allen Aspekten seines sexuellen Wesens verbunden. Der Mann braucht all seinen Mut, um seine Partnerin mit seiner vollen Kraft, Hitze und Leidenschaft zu nehmen. Er kann das aber nur, wenn sie voller Vertrauen sein Eindringen in ihr Innerstes zulässt und sich nehmen lässt. Die Frau muss bereit sein, ihn mit ihrer Vulva in sich aufzunehmen, ihn mit der umhüllenden Kraft ihres Schoßes zu empfangen. Dies ist ihr Geschenk, und wenn er ihr dann sein Herz öffnet, erfüllt er ihre tiefe Sehnsucht, gesehen und verehrt zu werden. Er hingegen schenkt ihr seine phallische Kraft, verbunden mit seiner Liebe. Sie ist ihm ebenbürtig, und er schätzt es, dass sie sich sowohl abgrenzen als auch öffnen kann.

Ende der Leseprobe