Von Chef zu Chef II - Heidemarie Hirschmann - E-Book

Von Chef zu Chef II E-Book

Heidemarie Hirschmann

0,0

Beschreibung

Sie ist erst 18 Jahre, alt als die hübsche Heidemarie ihre Stellung als Sekretärin ausnützt, um sich einen Chef nach dem anderen gefügig zu machen – und dabei werden alle Register gezogen...-

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 192

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Heidemarie Hirschmann

Von Chef zu Chef II

Das Sexleben einer Sekretärin – Band II

Saga

Von Chef zu Chef II Copyright © 2019 Heidemarie Hirschmann All rights reserved ISBN: 9788711717219

1. Ebook-Auflage, 2019

Format: EPUB 2.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach

Absprache mit dem Verlag gestattet.

Arbeit als Schlepperin

Inga, eine glückliche Mischung aus estnischer Rustikalität und altem Blaublut, fügte sich in das Treiben in dem Penthouse – wie vermutlich stets, wenn sie aus dem Schweizer Institut kam – mit der Ungezwungenheit eines jungen Tieres. Sie war eben die Tochter, alle wußten es, niemand diskutierte ihre Position, niemand verlangte etwas von ihr. Ich hingegen hatte eine Aufgabe. War schon Inga die hübsche Staffage, die erregende Exotin, die in einem gewagten Abendkleid durch den großen Salon streichen oder auf der Terrasse ein estnisches Volkslied singen mußte, wenn die Spieler eintrafen, so lag es an mir, Spieler zu finden, wenn eine Flaute einzutreten drohte, und das war nicht immer ganz leicht.

Natürlich wurde ich nicht auf den Strich geschickt, aber ins Casino. Ich mußte dort in großer, aber herausfordernder Garderobe die Bekanntschaften von Männern machen, die entweder viel Geld oder aber eben stark gewonnen hatten, ich mußte in ihrer Gesellschaft bleiben, bis das Casino schloß, und dann möglichst harmlos andeuten, daß ich einen eleganten Salon wüßte, in dem man zwanglos noch länger beisammen bleiben und auch noch spielen könne – wobei ich bei Zaudernden durchblicken ließ, daß man dort in jeder Hinsicht unbeobachtet sein würde und sich weiterhin meiner Gesellschaft erfreuen dürfe.

Die Aufgabe war außerordentlich schwierig, weil sich in Monte Carlo die gefährlichste Spezies aller Halbweltdamen tummelte: jene, denen man es nicht ansah. Wie sollte ich mich von diesen abgesunkenen Jungschauspielerinnen, diesen abenteuerlichen Jungwitwen aus der Geldgesellschaft, den begabten Novizinnen aus der Levante vorteilhaft abheben? Was mir half, war die Erinnerung an Don Hersch und den Schmierensex im Blauen Vogel. Ich imaginierte einen ganzen Sketch, ich dachte mich in eine Rolle hinein, und bald hatte ich die Lösung: Ich ging als die leicht verwirrte Naive, die wegen der provokanten Aufmachung selbst verschüchtert ist und Anlehnung an einen wohlhabenden Beschützer sucht. Alles andere war dann Sache des Barons.

Patkuls ausgezeichnete Manieren, die hübsche Inga und die Lage seines Penthouses beschwichtigten sogleich jeden Argwohn. Wer so wohnte, mußte jemand sein, derlei Wohnungen kamen ja gar nicht erst auf den Markt. Und wenn dann am Spieltisch größere Verluste eintraten und die Herren unruhig wurden, dann lag es an Inga und mir, die umwölkten Stirnen zu glätten oder zur Erholung in einen anstoßenden Raum zu bitten, wo dann eben statt Roulette auf Kosten der Gäste Strip-Poker auf unsere Kosten gespielt wurde.

Dieses Spiel, bei dem es statt um Geld um Kleidungsstücke geht, ist noch erregender als der simple Geld-Poker, denn es ist nicht jedermanns Sache, zu bluffen, wenn er nur noch die Unterhose anhat, oder aber in aller Ruhe die Chancen abzuschätzen, wenn das Gegenüber längst oben ohne am Spieltisch sitzt. Daß wir mit unseren Poker-Partnern auch ins Bett gehen mußten, kam außerordentlich selten vor, denn es war dann ja stets schon vier Uhr früh, und Geldmenschen sind selten jung genug, um diese verteufelte Stunde noch den Kampf gegen zwei Twens aufzunehmen. Schlimmstenfalls, wenn ein Texaner besonderen Furor entwickelte, entführten wir ihn in unser gemeinsames Zimmer, ich drehte ein wenig an seinen Brustwarzen, Inga kitzelte ihn an den Fußsohlen, und dabei masturbierten wir ihn abwechselnd mit Rasierschaum oder Massageöl, bis er zufrieden und mit seinen Spielverlusten versöhnt im Orgasmus versank.

Bei jüngeren Gästen kamen wir nicht so leichten Kaufs davon, und ich erinnere mich aus jener Zeit an eine sehr bewegte Party zu viert, bei der zwei reiche Südamerikaner, nachdem sie gemeinsam etwa sechzehnhundert Dollar verloren hatten, plötzlich in das Roulette griffen, die Kugel anhielten und dem Baron erklärten:

„ Senhor, achthundert Dollar ist ein sehr guter Preis für hübsche junge Damen. Sie haben zwei davon. Wir haben den Preis bezahlt. Wenn Sie uns die Damen verweigern, sprechen unsere Pistolen!“

„ Wer hat gesagt, daß ich sie Ihnen verweigere, Senhores!“ sagte Patkul mit weltmännischer Ruhe, sog an seiner Pfeife und steckte die Kugel in die Rocktasche. „Machen Sie nur bitte den Damen keine Kinder, ich habe nämlich gar keine Lust, Großvater eines Mestizenbabys zu werden.“

Darauf starrten die beiden ihn so wütend an, daß ich schon glaubte, sie würden trotz seiner Zusage die Pistolen ziehen. Aber sie besannen sich und zogen es vor, sich an unseren Körpern für den Schimpf zu revanchieren. Da Inga dem Baron überhaupt nicht ähnlich sah, während ich immerhin in der Größe und der Gestalt eine gewisse Verwandtschaft zu ihm erkennen ließ, hielten sie mich für seine Tochter und zogen mich in einer Weise durchs Feuer, wie ich es noch nicht erlebt hatte. Irgendwie brachten sie es fertig, daß ich ständig zwei Schwänze in mir hatte, entweder im Mund und in der Möse oder vorn und hinten zugleich, was einen irrsinnig geil macht, aber doch eine schauerliche Strapaze ist.

Inga sah mit entsetzt aufgerissenen Augen zu, wagte aber nicht, sich zu trollen, um mich nicht mit den beiden Unholden allein zu lassen, und bekam schließlich auch noch ihr Fett: Die beiden abgeschlafften Kavaliere, die mich fast auseinandergerissen hatten, warfen sich nach einem dreistimmigen Orgasmus, den man bis zum Palast Rainiers gehört haben muß, in zwei Fauteuils und befahlen:

„ Und jetzt du! Ausziehen, aufs Bett legen und uns vormachen, wie kleine Mädchen mit sich selber spielen!“

Und soviel Inga im Internat und im väterlichen Penthouse auch schon erlebt hatte, das kam sie doch sehr hart an. Sie ließ den Finger minutenlang unschlüssig durch ihr Schamhaar fahren, bis die zwei Brasilianer drohten, mich noch einmal vorzunehmen. Da errötete Inga, sah mich liebevoll an, warf den Kopf zurück und entlockte sich vor unseren Augen die gleiche Lust wie in ihrem schmalen Mädchenbett in Neuenburg.

Als wir unsere Galane endlich mehr hinauswarfen als hinausbegleiteten, saß Patkul mit grauem Gesicht und erkalteter Pfeife am Roulettetisch und legte eine komplizierte Patience. Er blickte nicht auf, als die beiden mit höhnischem Lachen abzogen, und das war gut so.

Ein einziges Mal habe ich es erlebt, daß er selbst zum Handkuß kam, und ich muß sagen, er zog sich auch in diesem Fall recht gut aus der Affäre. Wir hatten einen französischen Fabrikanten mit einigen Stammgästen am Roulettetisch gehabt, als plötzlich die Klingel ertönte und sich Madame meldete, die Gemahlin unseres Neulings. Während er ein knochentrockener, mickriger Mann Mitte vierzig war, mittelgroß, eher häßlich und wortkarg, segelte seine bessere Hälfte wie eine Fregatte auf Patkul zu, eine fette junge Person, höchstens Anfang dreißig, die der Zorn mit dem kräftigsten Teint ausgestattet hatte. Sie hielt sich mit Höflichkeiten nicht lange auf, sondern ließ sich breit am Spieltisch nieder und fragte:

„ Wieviel hat er verloren?“

„ Das, Madame, müssen Sie Ihren Herrn Gemahl schon selbst fragen“, antwortete der Baron, ohne die Stimme zu erheben, „ich halte die Bank und nicht die Konten der Spieler.“

„ Wieviel ist es heute?“ fragte sie kalt ihren Mann.

„ So an die elftausend Francs“ antwortete er stokkend.

„ Und unten im Casino?“

„ Ebensoviel, eher etwas weniger!“

„ Und das hat dir nicht gereicht? Da mußt du dich noch heraufschleppen lassen in diese Räuberhöhle?“ Patkul gab mir ein Zeichen. Inga und ich verabschiedeten die anderen Gäste, gewiegte Spieler, die uns seit langem kannten und wußten, daß Patkul nicht mehr gewann, als beim Roulette aus der Natur des Spieles auf die Bank fällt, spielen die Einsätze der Spieler doch gegeneinander, so daß die Bank nur bei besonderen Konstellationen verlieren kann.

„ Ich verlange das Geld nicht von Ihnen zurück, Monsieur“, sagte die energische Dame, deren geschminkter Mund die Worte produzierte wie Textblasen in einem Comic strip, „denn die elftausend Francs hätte er morgen ja doch verspielt, wenn auch vielleicht nicht hier. Ich verlange, daß Sie ihn bestrafen, hier an Ort und Stelle, damit er sich’s merkt, damit er es gar nicht mehr wagt, einen Spielsalon zu betreten.“

„ Und wie stellen Sie sich das vor, Madame?“ erkundigte sich Patkul mit ungeheucheltem Interesse.

„ Ihre beiden jungen Damen werden ihn in die Mache nehmen, mit Riemen, Stöcken, Krawatten, mit allem, was Sie eben hier haben, und Sie, Monsieur, werden sich in der gleichen Zeit mir widmen, unter seinen Augen. Das wird sich mein Herr Gemahl merken, dafür garantiere ich!“

Der Franzose begann bei diesen Worten am ganzen Leib zu zittern.

„ Alles“, flüsterte er über den Tisch, „alles, nur das nicht. Gib dich ihm nicht. Du gehörst doch mir. Ich könnte es nicht ertragen. Ich schwöre dir, daß ich nie wieder spielen werde, nicht einmal Chemin-de-Fer!“ Das Weibchen lächelte befriedigt, erhob sich und begann, sich mitten im Spielsalon auszuziehen. Ihr Mann zitterte so, daß er gar nicht fähig war, aufzuspringen und sie am Entblättern zu hindern, aber auf einen Wink Patkuls nahmen wir uns dennoch seiner an. Es war besser, wenn er nicht zusah, wenn er selbst Beschäftigung erhielt, mochte sie auch nicht zu angenehm sein.

Drei Minuten später ergab sich das seltsame Bild, daß unsere Gäste, das begüterte französische Ehepaar, splitternackt waren, wir anderen hingegen noch alle bekleidet.

„ Zieht euch auch aus, sonst geniere ich mich vor euch, nicht etwa vor diesem rosigen Elefanten“, sagte Patkul seufzend auf deutsch und streifte die Dame, die ihm bevorstand, mit einem mehr amüsierten als beleidigten Blick.

Sie dampfte noch immer höchst sehenswert vor Zorn, obwohl sie außer ihrem großen schwarzen Hut und einem Perlenkollier nichts mehr auf dem Leib hatte. Aber sie vollführte zu unser aller Erstaunen einen richtigen Knicks, als der Baron ihr die Hand reichte und sie zu dem großen Sofa führte.

Wir banden den Fabrikanten mangels besonderer Vorrichtungen an die Angeln der zweiflügeligen Balkontür, schlangen auch eine Schnur um seine Knöchel, mehr aus Angst, daß er sich von der Terrasse stürzen, als daß er uns mit den Füßen malträtieren könnte, und gingen dann in Ingas Zimmer, um uns auszuziehen. Als wir zurückkehrten, lag Patkul schon auf dem appetitlichen Fleischberg und tat sein Bestes, während sie über die Schulter des Barons auf den nackt angepflockten Gatten starrte.

„ Los jetzt!“ befahl sie, „ah, Sie Teufel, so lassen Sie mich doch wenigstens in Ruhe, solange ich rede. Jetzt schlagt ihn, bis das Blut spritzt, und dann masturbiert ihn, so lange noch ein Tropfen kommt!“ Inga warf mir einen fragenden Blick zu. Nur der Baron konnte uns und unser Opfer retten, nur er war imstande, dieser Megäre ihren Furor auszutreiben. Zeitgewinn bedeutete also in diesem Fall alles.

Wir schlugen, aber nur so viel, daß es ihn erhitzte, einen wirklichen Schmerz konnte er trotz seiner hiobhaften Magerkeit wohl nicht empfinden, und als Rücken und Hintern schön rot leuchteten, war Madame auf dem Sofa eben soweit, die ersten spitzen Schreie auszustoßen. Dabei ruderte sie mit ihren rosigen Waden in der Luft herum und trommelte auf Patkuls schmalen Rücken, daß wir für seine Rippen fürchteten.

Wir drehten unser Opfer, das sich bisher überhaupt nicht gewehrt hatte, nun, da alles geschehen war, wieder dem Zimmer zu. Als er sein junges Weibchen aufgelöst und nackt auf dem Diwan sah, sank sein Kopf nach vorn, aber sein Pimmel richtete sich um so kräftiger auf.

Inga griff zu, und ich hob Madames Kopf ein wenig an, damit ihr nichts von dem Schauspiel entgehe. Nach wenigen kräftigen Zügen begann die Jammergestalt in den Stricken zu zappeln. Ich applizierte ihm noch ein paar kräftige Schläge quer über den Hintern, und er kam laut röchelnd.

Patkul erschien in einem schwarzen Bademantel, und bot der sichtlich besänftigten Dame den Arm:

„ Wenn ich Ihnen jetzt das Bad zeigen darf, Madame?“ sagte er, „inzwischen werden meine Assistentinnen den Herrn Gemahl ankleiden und ein Taxi rufen!“

Als die beiden gegangen waren, rötete sich der Horizont über Menton, das Meer lag unter einer dichten Schicht morgendlichen Dunstes.

„ Hier, das habt ihr euch verdient“, sagte Patkul und reichte jeder von uns einen Gin-Tonic.

„ Und du?“ fragte Inga, „du hast dich doch viel mehr angestrengt als wir!“

„ Möglich, aber nicht wahrscheinlich“, sagte der Baron und stopfte sich seine Pfeife, „die Liebe strengt nur an, wenn man nichts von ihr versteht. Das Schwierigste war in diesem Fall, ernst zu bleiben, der Gute hatte nämlich nicht elftausend, sondern hundertelftausend Francs verspielt – andernfalls hätte ich es nämlich wirklich vorgezogen, ihr das Geld zurückzuerstatten. Man kann einen Patkul natürlich kaufen wie alles auf der Welt, aber nie unter 100 000, das haben wir immer so gehalten!“

Sexunddreißig, Rouge, Pair et Passe

Wider jedes Erwarten hatte der rosa Elefant geplaudert, ja die gekränkte und vielleicht doch nicht so vollständig befriedigte Dame war sogar zur Polizei gelaufen und hatte unser so gut eingespieltes Trio kurzerhand angezeigt.

Natürlich wurde Patkul nicht verhaftet, aber er erhielt einen ebenso vertraulichen wie beschwörenden Anruf, der ihn veranlaßte, seine Aktivität einzuschränken, und mir, der Mademoiselle Heidemarie Hirschmann, zur Zeit in Monte Carlo wohnhaft, brachten zwei der putzigen monegassischen Polizisten die Order, das Ländchen binnen 48 Stunden zu verlassen, da ich ohne Arbeitsgenehmigung einer Beschäftigung gegen Entgelt nachgegangen sei. Welche Beschäftigung dies war, daß ich Schlepperdienste geleistet und im Geschäftsinteresse mit Kunden geschlafen hatte, das wurde schamhaft verschwiegen. Alles ging so keusch und höflich zu, als wären die monegassischen Polizeiakten die tägliche Morgenlektüre von Prinzessin Caroline.

„ Ja, mein Kind“, sagte der Baron zärtlich, „da schlägt also nach relativ kurzer Zeit die Trennungsstunde. Für mich kommen anstrengende Wochen, ich muß jetzt allabendlich nach San Remo fahren, um dort so lange meine Brötchen zu verdienen, bis hier Gras über die Sache gewachsen ist, und ich hasse nichts mehr als dieses Alimentationsspiel, von dem allein hier in Monte mindestens hundertfünfzig alte Damen leben. Und deinen traditionellen Kosmetiksalon konnten wir in der kurzen Zeit auch nicht herauswirtschaften, das wirst du verstehen!“

„ Ich habe doch gar keinen verlangt!“ sagte ich schmollend. „Es hat mir bloß bei euch beiden sehr gut gefallen, und ich werde insbesondere Inga vermissen.“

„ Nun“, sagte Patkul aufgeräumt, um keine düsteren Stimmungen aufkommen zu lassen, „einen Abend haben wir auf jeden Fall noch, und da ich ohnedies niemanden ausnehmen kann, wollen wir es uns wenigstens gemütlich machen!“

Mein Abschiedsabend wurde, das kann ich jetzt im Rückblick mit Überzeugung sagen, zu der nettesten Orgie, die ich je erlebte. Ich wäre zwar auch ganz gern mit Inga allein gewesen, aber sie gestand mir, daß ihr Vater der einzige Mann sei, der sie in keiner Situation störe.

„ Es klingt komisch. Man sollte doch gerade vor dem eigenen Vater das eine oder andere verbergen, schon in seinem Interesse, um ihn zu schonen, um ihm ein paar Illusionen über die eigene Tochter zu lassen. Aber obwohl ich nie mit ihm geschlafen habe, ist er für mich wie ein vertrauter Liebhaber, wie der beste Freund, und ich bin auch gar nicht eifersüchtig, wenn er dich in die Arme nimmt.“

Patkul trank nicht viel, als unsere Abschiedsfeier herangekommen war, wirkte aber so fröhlich, daß ich dem Braten nicht ganz traute; er überspielte offensichtlich einen tieferen Kummer, dessen Ursache ich noch nicht kannte.

„ Du mußt für mich aufpassen, Heidemarie“, sagte er, als wir mit seinen Spielwürfeln ermittelten, wer sich zuerst ausziehen und in diesem Kostüm den Tisch abräumen mußte, „wenn ich in der Hitze des Gefechts Inga mit dir verwechsle, mußt du mich sofort stoppen. Seit der olle Frank Thieß seine Verdammten geschrieben hat, glauben viele, wir Balten hätten es auf unseren abgelegenen Gütern innerhalb der Familie getrieben. Aber nee, nicht bei Patkul, lieber noch mit einer Schimmelstute!“

Inga verlor, und ich genoß, im leichten Abendwind auf der Terrasse sitzend, ihre süße blonde Nacktheit im Gehen und Kommen, in den vertrauten häuslichen Bewegungen, mit dem unverwechselbaren mädchenhaften Aufblick ihrer schmalen Augen. Patkul sah ihr sichtlich ebenso gern zu wie ich.

„ Dem Racker“, sagte er leise, als sie eben verschwunden war, „sollte man doch gar keine Kleider geben. Wenn die wüßte, wie ihr das steht, nichts anzuhaben, die würde nie mehr etwas anziehen. Sie hat einen Gang wie ein junges Tier. Ob ich sie jemals einem Mann gebe?“

„ Gib sie mir mit nach Rom!“ bat ich, „nur für eine Woche. Ich mache eine kleine Pause, vor dem Herbst finde ich ja doch nichts Richtiges. Sie könnte mich begleiten und dann zurückfliegen.“

Patkul überlegte.

„ Vielleicht ist es ganz gut, wenn man sie hier eine Weile nicht sieht, sie ist doch eine ziemlich auffallende Erscheinung, und Monte ist ein Dorf. Also gut, abgemacht, morgen früh könnt ihr gemeinsam starten!“

In den zwei Stunden, die wir anschließend in bester Laune auf Patkuls Sofa-Spielwiese im großen Salon verbrachten, beschäftigte sich der Baron überwiegend mit seiner Tochter, aber da ich aufpaßte, wie er befohlen hatte, kam die in ihm aufgestaute Erregung dann doch jedesmal mir zugute. Und Inga, die von ihm wie von mir geküßt, gestreichelt, geleckt und zärtlich gekniffen wurde, die mitunter wie ein weicher Ball zwischen uns hin- und herflog oder unter dem starken Reiz, wenn wir sie kitzelten und masturbierten in einem, sich wie eine Stahlfeder vom Sofa hochschnellte, diese süße Inga erlebte zweifellos den lustvollsten Abend ihrer ganzen Jugend. Sie war wie ein Spielzeug für uns, wie eine wunderbar konstruierte Puppe, die reagierte, die sich schämte, sich entzog und sich dann wieder voll ausgab, ein springlebendiges, nacktes Hexlein aus den Wäldern des Nordens eher als ein Mensch unseres Jahrhunderts.

„ So sind die Estinnen“, sagte Patkul um Mitternacht, schwitzend, erschöpft, aber glücklich, „sie haben uns in Dorpat, wo wir hätten studieren sollen, den letzten Tropfen Kraft ausgesaugt und selbst nie aufgegeben, eine einzigartige Rasse.“

Inga aber schlief längst, schlief als erste, die blonden Haare auf dem Kissen ausgebreitet, den Kindermund leicht geöffnet, das Näschen hin und wieder schnuppernd, wie man es bei einem Baby sieht, ein Bild der Unschuld.

Beim Frühstück überreichte mir Patkul einen Umschlag.

„ Nach unserem bewegten Abend habe ich doch nicht gleich einschlafen können“, sagt er, „und habe die letzten Bulletins des Casino Municipal von Nizza studiert, wo man dich nicht kennt. Wenn du deine Abreise um einen Tag verschiebst, was du darfst, denn 48 Stunden sind schließlich noch nicht um, dann könntest du nach dem System, das ich dir skizziert habe, in zweieinhalb bis drei Stunden einen guten Zug machen. Ob es ein Kosmetiksalon wird, weiß ich nicht, aber ein schönes Cadeau zum Abschied kannst du dir damit gewiß verdienen.“

Während Inga noch ein paar Besorgungen machte, um für die römische Woche richtig ausgestattet zu sein, fuhr ich abschiednehmend über die Moyenne Corniche nach Nizza und saß als eine der ersten, gleich nach der Eröffnung des Saales, an einem der Roulettetische. Ich hatte in den letzten Wochen so vielen Spielern zugeschaut, daß ich mich bereits völlig sicher fühlte, wenn es auch ein wenig kompliziert war, nach System zu spielen. Patkul hatte alles sehr übersichtlich notiert, ich hatte genug Geld mitgenommen, und als ich am Ende der empfohlenen Einsätze war, türmten sich die Jetons schon recht ansehnlich vor meinem Platz, und hinter mir hatte sich eine kleine Ansammlung ehrfurchtsvoll flüsternder Herren und Damen gebildet.

Sollte ich aufhören? Der letzte Einsatz sah die einfachen Chancen Rouge, Pair und Passe vor. Mein Blick lief über die roten geraden Ziffern der zweiten Ziffernhälfte und blieb an der Sechsunddreißig hängen.

„ Messieursdames“, sagte der Chef de Table, „faites vos jeux.“

Ohne zu überlegen, machte ich statt drei Häufchen, wie Patkul es mir aufgeschrieben hatte, ein einziges, nicht unbeträchtliches Säulchen und schob es auf die 36. Die Kugel schnurrte in tiefster Stille, sie klickerte, sprang, blieb liegen und machte nur noch als Passagier die letzten Runden des Drehkreuzes mit.

„ Trente-six, rouge, pair et passe“, sagte der Chef de Table, ließ den Blick über den Tisch huschen, erspähte mein Säulchen und häufte einen ganzen Berg von Jetons vor seinen Rechen.

„ Plein pour Mademoiselle“, sagte er mit einem charmanten Lächeln, in dem die Gratulation, die Anerkennung und das Amüsement über meine roten Wangen zu erkennen war. Ich bat um ein Tablett, ein Diener kam und trug die Jetons vor mir her zur Wechselkasse. Ich hatte in drei Stunden 237 400 neue Francs gewonnen.

„ Versuch es nie wieder!“ sagte Patkul, als ich ihm berichtete. „Alles ging gut, weil du zum erstenmal spieltest, weil du die große Unbefangenheit hattest, die wir Spieler die desinvolture d’or nennen. An diesem ersten Spieltag konnte gar nichts schiefgehen; nun aber schnell auf die Bank mit dem Geld, und daß ihr beiden mir unterwegs nicht in San Remo oder in Viareggio Station macht und den schönen Gewinn wieder verplempert!“

Nun, wir waren auch damit und mit uns selbst glücklich genug, und in der Überzeugung, nun doch, wenn auch auf Umwegen, mir meinen traditionellen Kosmetiksalon verehrt zu haben, entließ mich der Baron selbst getröstet und mit dem Schicksal wieder versöhnt.

„ Umarme mich ganz fest und mach mir’s so toll, wie du nur kannst“, sagte Inga am Abend zu mir, als wir in einem kleinen Hotel von Nervi in unseren Betten lagen, „sonst denke ich zuviel an Papa!“

„ Ich will mein Möglichstes tun“, versprach ich seufzend, denn ich war groggy von dem langen Tag, und zum Schluß noch die Durchfahrt durch das nächtliche Genua! Inga, ahnungslos wie ein Kind, eigensüchtig wie ein Kind, wollte bedient sein, und ich bediente sie.

Genußsüchtig, wie kleine Mädchen nun einmal sind, nahmen wir nicht die Autostrada nach Rom, sondern schnuckelten an der Küste entlang, durch eine Unzahl freundlicher kleiner Orte, manchmal auch hoch auf der Steilküste, während die malerischen Nester tief unter uns in den Felsenbuchten lagen. Als wir in Orbetello gegessen hatten, war uns in dem kleinen Wagen trotz des offenen Verdecks so heiß und wir fühlten uns so schlapp und schläfrig, daß wir einen sandigen Seitenweg einschlugen und an den Strand hinausfuhren.

Es war ein Strand ohne Häuser, ein paar Inseln hohen Schilfes gaben Schatten, eine leichte Brise wehte vom Meer her. Mit einem zweistimmigen Schrei der Begeisterung sprangen wir aus dem Wagen, warfen die Kleider ab, unter denen wir der Hitze wegen ohnedies so gut wie nichts mehr anhatten, und rannten nackt in das glitzernde Wasser. Es war nicht kühl, aber doch erfrischend, und träge treibend gelang es uns, die Körpertemperatur langsam zu senken.

Als wir genug hatten und zurückschwammen, um noch ein Viertelstündchen zu schlafen, rief Inga auf einmal erschrocken:

„ Du, da sind Männer bei unserem Wagen!“

„ Verdammt“, sagte ich, „wenn es nur Witzbolde sind, werden wir ja wohl mit ihnen fertig werden, zu zweit, aber vielleicht sind es Verbrecher!“

Nun, es half nichts. Wenn sie mit dem Wagen wegfuhren, waren wir noch schlechter dran, als wenn wir uns mit ihnen auseinandersetzten. Ein Glück, daß das Geld nicht mehr im Wagen war, sondern seit neun Uhr morgens sicher in der Filiale der Banco di Roma zu Nervi ruhte.

Beim Näherkommen erkannten wir, daß es vier junge Männer waren, keine Touristen, sondern wohl Fischer aus dem nächsten Dorf. Sie hatten uns längst erspäht, lösten sich mit einem gewissen Bedauern von all den hübschen Dingen, die wir im Wagen hatten, und kamen, bloßfüßig wie sie waren, uns ein paar Schritte ins Wasser entgegen.