Vornehm geht die Welt zugrunde - Monika Metternich - E-Book
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Vornehm geht die Welt zugrunde E-Book

Monika Metternich

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Beschreibung

Monika Gräfin Metternich lüftet das Geheimnis guten Stils: „Vornehm geht die Welt zugrunde“ jetzt als eBook bei dotbooks. Kennen Sie das auch? Dieses peinliche Gefühl beim ultrawichtigen Geschäftsessen, wenn Ihnen partout nicht einfallen will, welche Gabel für den Krabbensalat bestimmt ist? Das angespannte Schweigen, das entsteht, wenn Sie beim Smalltalk mit einem Unbekannten schon über das Wetter, die Anreise und das Buffet geplaudert haben und Ihnen einfach nichts mehr einfällt? Sind Sie auch schon an der Frage verzweifelt, was wohl das passende Outfit für einen Besuch bei den Schwiegereltern oder das anstehende Bewerbungsgespräch ist? Wenn Ihnen solche Situationen nicht fremd sind, ist „Vornehm geht die Welt zugrunde“ genau das richtige Buch für Sie. Monika Gräfin Metternich, Mitglied der altehrwürdigen Adelsfamilie Metternich, geleitet Sie durch die Irrungen und Wirrungen des guten Stils – und verrät Ihnen, warum es manchmal sogar ratsam ist, mit Glanz und Glorie ins nächste Fettnäpfchen zu treten. Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Vornehm geht die Welt zugrunde“ von Monika Gräfin Metternich. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Über dieses Buch:

Kennen Sie das auch? Dieses peinliche Gefühl beim ultrawichtigen Geschäftsessen, wenn Ihnen partout nicht einfallen will, welche Gabel für den Krabbensalat bestimmt ist? Das angespannte Schweigen, das entsteht, wenn Sie beim Smalltalk mit einem Unbekannten schon über das Wetter, die Anreise und das Buffet geplaudert haben und Ihnen einfach nichts mehr einfällt? Sind Sie auch schon an der Frage verzweifelt, was wohl das passende Outfit für einen Besuch bei den Schwiegereltern oder das anstehende Bewerbungsgespräch ist? 

Wenn Ihnen solche Situationen nicht fremd sind, ist „Vornehm geht die Welt zugrunde“ genau das richtige Buch für Sie. Monika Gräfin Metternich, Mitglied der altehrwürdigen Adelsfamilie Metternich, geleitet Sie durch die Irrungen und Wirrungen des guten Stils – und verrät Ihnen, warum es manchmal sogar ratsam ist, mit Glanz und Glorie ins nächste Fettnäpfchen zu treten.

Über die Autorin:

Monika Gräfin Metternich wurde 1957 in München geboren. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie im Allgäu. Die studierte Theologin ist verheiratet und Mutter von fünf Kindern.

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Neuausgabe September 2014

Copyright © der Originalausgabe 2011 by Sankt Ulrich Verlag GmbH, Augsburg

Copyright © der Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München

Titelbildabbildung: © Jan Engel - fotolia.com

ISBN 978-3-95520-758-8

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Monika Gräfin Metternich

Vornehm geht die Welt zugrunde

Vom Geheimnis guten Stils

dotbooks.

Für Franz Joseph

INHALT

Einleitung

Stil – eine virtuose Angelegenheit

I. Was beim Tanz der Takt ist: Prudentia (Klugheit)

Gastfreundschaft als Königsdisziplin

Auf Augenhöhe tafeln

Vom gefürchteten Glatteis des Smalltalks

My home ist my castle

II. Mehr als political correctness: Iustitia (Gerechtigkeit)

Fair play – vom schönen Kern des Stils

Kaiser, König, Edelmann, Banker, Kellner, Müll(er)mann

Bettler, Arme, Outcasts – wenn Stil Gesicht zeigt

Sorry, Pardon, Entschuldigung

III. Die rechte Mischung macht’s: Temperantia (Mäßigung) –96

Allzu viel ist ungesund

Dresscodes – was Stil und Pomp unterscheidet

Sex and the City – Lust, Leidenschaft und Stil

Schenken nach Maß

IV. Schwimmen gegen den Strom: Fortitudo (Tapferkeit)

Vom Stil des Starkmuts

Gelassenheit – mehr als Contenance

Im Theater des Bösen

Einleitung

Stylisten, Stilberater, Stilbücher und Stilregeln – Stil hat Konjunktur. Wer will schon geschmacklos, abgeschmackt, formlos, albern, gemein, gewöhnlich, kitschig oder platt, um nur einige Synonyme für das vernichtende Attribut „stillos“ zu nennen, daherkommen? Eine rhetorische Frage. Natürlich niemand. Spätestens seit den 60er Jahren ist es allerdings auch nicht mehr besonders en vogue, „vornehm“ zu erscheinen. Allzu oft klingt da ein Hauch von Dünkel, Hochnäsigkeit und Abgrenzung mit, von versteinert-elitärem Konservativismus, der mehr Wert auf die Bewahrung eines erreichten Status als auf sich frei entwickelnde Individualität legt, was letztlich so gar nicht mit dem von nahezu jedem erstrebten „Stil“ zusammenpassen will. Was genau ist eigentlich Stil? Wer legt seine Regeln fest und woran erkennt man ihn, ohne zuvor auch nur einen Stilratgeber gelesen zu haben? Ein Beispiel aus dem Mutterland des Stils soll uns einleitend helfen zu erkennen, dass das alles gar nicht so einfach ist.

Es ist die wohl gemeinste „urban legend“ im englischsprachigen Raum und bestimmt ist kein wahres Wort daran: Über Baroness Thatcher, die frühere englische Premierministerin, welche besser bekannt ist als „die eiserne Margret“, wird nämlich hinter vorgehaltener Hand gewispert, dass sie sich zwar mit ungeheurem Ehrgeiz all jene Attribute angeeignet habe, welche in England die Zugehörigkeit zur „Upper Class“ manifestieren: Akzent, Dresscode und Manieren, deren annähernd wichtigste Regel wiederum ist, niemals in Gesellschaft über Politik, Religion, Sex, Körperausscheidungen oder ekelerregende Krankheiten zu smalltalken. Doch trotz ihrer unbestreitbaren politischen Bedeutung und selbst nach ihrer Erhebung in den Adelsstand durch Königin Elisabeth II. soll es ihr nicht gelungen sein, Teil jenes fast undurchschaubaren Systems zu werden, welches nach wie vor im Verdacht steht, den europäischen Stil zwar nicht erfunden, so doch bis in kleinste Details entwickelt zu haben. Der Grund dafür klingt ebenso absurd wie skurril: Baroness Thatcher soll nämlich stets, wenn sie jenes Örtchen besuchte, auf welches sich selbst die Queen zu Fuß begibt, zartbesaitet von „toilet“ gesprochen haben. Wer in England zur „vornehmen Gesellschaft“ gehören will, sagt jedoch „loo“, also schlicht und brutal: Klo. Alles andere ist no-go.

Ob die Geschichte nun stimmt oder nicht – ihr Kern ist wahr. Durch nichts kann man sich in England „stilvoller“ ins gesellschaftliche „out“ katapultieren als durch falsche Ausdrücke. Lange habe ich darüber nachgedacht, warum jene, die sich zur englischen Oberschicht zugehörig fühlen, dieses delikate Thema betreffend einen derart rüden Sprachstil pflegen. Nancy Mitfords Erklärung, dies sei auf eine Grenzziehung des englischen Adels gegenüber der aufkommenden „feinen“ Bourgeoisie zurückzuführen, konnte mich nie wirklich überzeugen, da sich die englische Oberschicht ja nicht nur aus der Aristokratie zusammensetzt. So brach ich also kürzlich mutig ein strenges Smalltalk-Tabu (das stilistischen Sprengstoff beinhaltende Mobiliar dient ja bestimmten Körperausscheidungen und gilt deshalb dem gängigen Stil-Kodex zufolge nicht als geeignet für Tischgespräche). Ich fragte bei einem Essen in der Normandie kurzerhand meinen Tischherrn, einen englischen Lord, warum wohl der Gebrauch des unschuldigen Wörtchens „toilet“ derart ausgrenzende Kapazitäten beinhalte. Er runzelte kurz die Brauen und verblüffte mich dann mit der denkbar einfachsten Antwort: „Because it is French!“ Was wie das Ei des Columbus klingt – darauf wäre ich nie gekommen. Die Wurzeln dieser sprachlichen Ablehnung reichten, wie der Lord auf meinen überaus verblüfften Gesichtsausdruck hin weiter ausführte, zurück in die Zeit, als im Jahre des Herrn 1066 der Normanne Guillaume, besser bekannt als William der Eroberer, seinem Namen alle Ehre gemacht und England unterworfen hatte. Mit diesem historischen Ereignis, von dem der prachtvolle Wandteppich im französischen Bayeux noch bilderreich erzählt, änderte sich das Leben des Ur-Inseladels eklatant. Seine Ländereien wurden komplett enteignet und an normannische Ritter als Lehen übergeben, welche dann den „neuen Adel“ Englands begründeten. Französische Elemente in die englische Sprache einzubringen – was in anderen Ländern durchaus elegant und stilvoll daherkommt! – gelte, so der normannengeschädigte Lord beim Diner in der Normandie, für die damals lädierten Familien als neureich und anbiedernd. Viele Engländer aber – ob „neu“-, klein- oder überhaupt nicht adlig – übernehmen bis heute diesen recht abgefahrenen, uralten Sprachkodex, um so vom ungebrochenen Nimbus der ältesten Familien des Landes profitieren – und Unwissende recht bequem ausgrenzen zu können. Wer also in England „toilet“ statt „loo“, „pardon“ statt „sorry“ und „serviette“ statt „napkin“ sagt, gilt als „out“ – auch wenn nur die wirklichen „Insider“ wissen, warum das eigentlich so ist. „Vornehm geht die Welt zugrunde“ – besser kann man es kaum illustrieren: Der englische Uradel, vor tausend Jahren entmachtet und bestohlen, gibt bis zum heutigen Tag vor, wer vornehm ist und wer nicht. Solche Beständigkeit hat Stil.

Das englische Beispiel zeigt aber, dass es ziemlich sinnlos ist, kaum nachvollziehbare Gruppenzusammengehörigkeitsriten in der Hoffnung für sich zu adaptieren, dadurch selbst stilvoller zu wirken. Man kann dabei leicht Fehler machen und schlimmer: In den Augen derer, die wirklich zu der besagten Gruppe gehören, macht man sich eigentlich lächerlich, wenn man ihre Traditionen ahnungslos übernimmt, um mehr zu scheinen, als man ist. Der nächste Fehltritt lauert bereits erbarmungslos. Besser ist es, selbst Stil zu entwickeln. Denn – zumindest wird das die These dieses Buches sein – Stil hat nichts mit Klassen zu tun, nichts mit Abgrenzung und auch relativ wenig mit „feinem“ Benehmen, das sich schließlich über die Jahrhunderte eklatant verändert. Im 18. Jahrhundert galt beispielsweise in Frankreich die Mode, seinen Kaffee aus der Untertasse zu schlürfen, als Gipfel aristokratischer Eleganz. Als sich dieser Ausweis von „Vornehmheit“ schließlich bis ins abgelegenste Bauernhaus herumgesprochen hatte und fast überall in Europa (außer in England, natürlich) nachgeahmt wurde, war sie in der französischen „höheren Gesellschaft“ längt passé und Zeichen besonderer Peinlichkeit. Man sieht, auf Benimmregeln – auch auf aristokratische – ist in der Regel kein dauerhafter Verlass. „Stil“ ist hingegen eine völlig andere Kategorie.

Dies verstand ich ganz neu, als neulich jemand beiläufig davon erzählte, eine religiöse Andacht sei überaus „stilvoll“ gewesen. Ich fragte verblüfft nach, was „Stil“ in diesem Zusammenhang wohl bedeuten könne. Die Antwort überzeugte mich sogleich von innen heraus – und zwar in einem umfassenden Sinn: „Es geht um Harmonie – daran orientiert sich nicht der Stil, sondern sie ist das Ziel des Stils.“ Eine wirklich feinsinnige Definition, für die ich an dieser Stelle dem Seminaristen Markus Schmitt sehr danken möchte und welche Erwägung auch in einem größeren als allein dem liturgischen Kontext verdient. „Stil“ wäre danach eine große Bewegung hin auf das Ziel, welches der Philosoph Plotin wohl mit „das Eine“ bezeichnet hätte. Vollkommene Harmonie. Stil „macht“ keine Leute – sondern führt sie zu einer universalen Bestimmung.  Wünschen wir uns nicht alle im tiefsten Herzen Gleichklang mit „Gott und der Welt“ und vor allem mit den Menschen, denen wir in den unterschiedlichsten Kontexten begegnen? Wir werden sehen, dass Stil in diesem „zeitlosen“ Sinne durchaus auch ein Korsett von Regeln benötigt. Diese orientieren sich aber nicht an Konventionen, die heute „in“ und morgen „out“ sein könnten, sondern an universalen Werten. Sie sind zeit- und modeunabhängig. Sie dienen weder dem Hedonismus noch dem Selbstbewusstsein, dem persönlichen Fortkommen und am wenigsten der Abgrenzung in Form einer „splendid isolation“. Wenn Stil gleichsam das Vehikel ist, mit dem umfassende Harmonie zu erreichen ist, dann muss er unabhängig von Klassen, Herkunft, finanziellen Möglichkeiten oder zeitgebundenen Benimmregeln anstrebbar sein und eine Tiefe aufweisen, die jenseits von modischem, teurem, historischem oder abgrenzend-unerlernbarem Schnickschnack liegt.

Obwohl der Adel – wie auch alle anderen gesellschaftlichen Gruppierungen – durchaus seine nach dieser Definition „stillosen“ Abgrenzungen pflegt, wird ihm verblüffenderweise immer noch eine besondere Qualifikation zugetraut, über „Stil“ zu sprechen, respektive zu schreiben. Wenn auch wöchentlich die bunten Gazetten in Großbuchstaben über bestimmte Aristokraten berichten, welche ihre Notdurft an Ausstellungsgebäuden verrichten, mit Löchern in den Strümpfen in Moscheen abgelichtet werden oder öffentlich ihre Ehepartner betrügen, wird dem Adel doch immer noch eine gewisse Stilkompetenz zugewiesen, ungeachtet der Tatsache, dass es kaum eine Bevölkerungsschicht geben dürfte, die weniger über Stilfragen nachdenkt als diejenige, in welche ich zufällig hineingeboren wurde. Vielleicht ist der größte Vorteil des Adels bei diesem Thema die seit Jahrhunderten kultivierte Leidenschaft für den Tanz. Denn das Erlernen von Stilbewusstsein ist in der Tat wie das Einüben eines komplizierten Reigens, dessen Beherrschung einige feste Regeln benötigt. Oft kommt man auf dem Weg zur angestrebten Meisterschaft ins Stolpern, aber die Mühe des Weiterübens lohnt sich für den Moment, in dem der Tanz leichtfüßig und scheinbar ohne jede Anstrengung gelingt. Stil führt Menschen harmonisch zusammen, bereitet allen Beteiligten Vergnügen und entfaltet schließlich bei Könnern seinen Charme durchaus auch in der Improvisation. Die Musik repräsentiert im Vergleich von Stil und Tanz das universale, harmonische Prinzip, dem der Stil als Lebenskonzept folgt. Kein Wunder, dass gerade Taktgefühl die wichtigste Voraussetzung nicht nur beim Tanzen, sondern auch für den Stil ist.

Der Richtung nachzugehen, auf deren Ziel hin echter Stil gerichtet sein soll, wird also Inhalt dieses Buches sein. Dabei will ich mich keineswegs als kasuistischer „Tanzmeister“ aufspielen. Dieses Büchlein soll eher ein Notbehelf, ein Hilfsmittel in der Einübung des Stils oder einen Weg der vorläufigen Annäherung darstellen. Wie könnte es auch mehr sein? Wer Tanzanleitungen schon für den Tanz selbst hält, fiele einer traurigen Verwechslung von Modell und Wirklichkeit zum Opfer. Der zudringlich erhobene Zeigefinger vieler Stilbücher scheint mir ein Ausdruck davon zu sein, dass das Verständnis vom Wesen des Stils weitgehend abhanden gekommen ist. Ein Stilbuch, das Verbots- und Warntafeln aufstellt, verkennt nämlich das Maß jeden Stils: die Klugheit des sich mündig entscheidenden Menschen. In diesem Falle – des Lesers. „Klugheit ist die helle Entschlossenheit dessen, der sich dafür entschieden hat, die Wahrheit zu tun“, sagte der Philosoph Josef Pieper, dem ich – obwohl ich nicht einmal weiß, ob er gerne tanzte – viel von dem verdanke, was ich über das Wesen des Stils erahne. Aber auch ich bin noch auf dem Weg des Tanzschülers – begeben wir uns also gemeinsam auf das Parkett des „Stiltanzes“.

Stil –  eine virtuose Angelegenheit

But what is liberty without wisdom,

and without virtue?

It is the greatest of all possible evils;

for it is folly, vice and madness,

without tuition or restraint.

Edmund Burke

Was ist eigentlich „Stil“? Neulich diskutierte ich im Freundeskreis diese Frage als allererste Recherchevorbereitung für dieses Buch. „Stil“, sagte der eine, „äußert sich in einer bestimmten Haltung.“ – „In welcher genau?“ fragte ich empirisch interessiert zurück. „Naja, du weißt schon …“ Gleich war eine wilde Debatte im Gang. Stil könne man an der Kleidung erkennen. An bestimmten Redewendungen. An den geputzten Schuhen. An der Zurückhaltung. Es gab aber keine wirkliche Einigkeit über die einzelnen Punkte. „Ach, stell dich doch nicht dumm“, meinte eine Freundin schließlich, „du weißt genau, was Stil ist. Es ist dieses ‚je-ne-sais-pas-quoi‘!“ Was zu Deutsch bedeutet: Dieses „Ich-weiß-nicht-was“. Das konnte ja heiter werden. Also konsultierte ich zunächst zahlreiche am Markt befindliche Stilbücher, um zumindest einmal den momentan herrschenden Trend zu checken.

Gängige Berater sehen im Stil vor allem ein Mittel zum Zwecke des persönlichen Fortkommens oder des sich Integrierens in ein vorgegebenes System, ohne dessen Beherrschung man „außen vor“ bleibt und nicht dazugehört. Um als „stilvoll“ zu gelten, solle man Kleiderordnungen beherrschen, sich bei Tisch der richtigen Gerätschaften zur richtigen Zeit zu bedienen wissen, keine Themen anschneiden, die als „stillos“ verrufen sind, sowie insgesamt ein smoother, angenehmer Zeitgenosse sein, der nirgendwo aneckt. Wer oder was aber bestimmt, woran sich „richtig“ orientiert, war nicht zu erkennen. Jeder Stilführer schien sich da ganz selbstverständlich als sein eigener dogmatischer Stilpapst zu gerieren. Als „stilvoll“ empfunden werden des weiteren geschmackvoll eingerichtete Häuser und Wohnungen, schön gedeckte Tische und gepflegte Konversation – wobei die Geschmäcker da so weit auseinandergehen, dass dem einen genau das als besonders „stilvoll“ begegnen kann, was dem anderen als schockierender Stilbruch erscheinen mag. Das half also auch nicht wirklich weiter. Also konsultierte ich zunächst einige Philosophen.

„Stil ist ein richtiges Weglassen des Unwesentlichen“, bemerkte Ludwig Feuerbach, der jedoch eher als gnadenloser Religionskritiker denn als Stilexperte in die Annalen eingegangen ist. Natürlich hatte er vollkommen recht – nur woher wissen wir mit Sicherheit, was das Wesentliche ist, auf dass wir nicht versehentlich die „richtigen“ Maximen über Bord werfen, weil wir sie für die „falschen“ halten? Ziehen wir einen anderen Meister zu Rate, den Philosophen Friedrich Nietzsche. Wie kein anderer ist er dafür verantwortlich, dass wir uns mit solchen Fragen überhaupt herumschlagen müssen, statt mit traumwandlerischer Sicherheit einem Wertkonzept zu folgen, welches unsere Kultur und damit jenes Phantom „Stil“ traditionell prägt: „Den Stil verbessern – das heißt die Gedanken verbessern und gar nichts weiter“. Das ist natürlich ein großartiger philosophischer Tipp, hilft jedoch auch nicht weiter. Denn wer sich fragt, welche der vielen Gerätschaften neben seinem Teller nun für die Vorspeise bestimmt ist, ob ein Ikebana-Gesteck auf dem Tisch stilvoller wirkt als eine Nymphenburger Porzellankopie, oder was er zum Empfang des Bürgermeisters anziehen soll, um nicht unangenehm aus dem Rahmen zu fallen, dem hilft es auch nicht weiter, zunächst einmal sein Denken darauf zu prüfen, wo sich vielleicht ein verbesserungswürdiger Gedanke verbirgt. Die bei weitem hilfreichste Erwägung fiel wohl dem Sänger Max Raabe, der nun gerade kein Philosoph ist, ein: „Ich schätze Stil, aber an einem Menschen interessieren mich andere Dinge. Was nützt mir jemand, der Stil hat, aber einen ganz unangenehmen Charakter? Da ist mir der schludrige Typ mit Herz lieber.“ Bingo! Das kann wohl jeder von uns unterschreiben. Denn das stilvollste Ambiente, in dem wir empfangen werden, kann zur Hölle werden, wenn wir uns darin nicht wohlfühlen. Das „gute Gefühl“, das sich einstellt, wenn wir korrekt gekleidet an einer harmonisch gedeckten Tafel sitzen, an welcher wir fein aufeinander abgestimmte Gerichte mit den richtigen Besteckteilen zu uns nehmen, kann durch ein einziges falsches Wort zerstört werden, das uns das Gefühl gibt, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, möge er auch noch so stilvoll anzusehen sein. „Stil“ hängt ausschließlich an Menschen, nicht an Dingen. „Der Stil ist die Physiognomie des Geistes. Sie ist untrüglicher als die des Leibes“, erweiterte Arthur Schopenhauer diese Perspektive – und wir wollen hinzufügen, dass ein stylisher Geist durchaus leibliche und materielle Auswirkungen zeitigen kann. „Mens sana in corpore sano“ („In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist“) mag für gröbere Sportarten gelten – für den Reigen des Stils gilt das Gegenteil: Ein guter Geist sorgt für einen virtuosen Stil – in jeder Hinsicht.

Aber was genau besagt „virtuos“? So leicht und beschwingt kommt das Wort daher, scheinbar mühelos auf den Schwingen der Genialität schwebt das Wort herbei. Man hört Musik im Hintergrund und spürt förmlich die innere und äußere Bewegung, welche sie erzeugt. Nicht unbeherrschtes, formloses Free-Style-Herumwedeln, sondern federleichte, beherrschte Kraft. „Virtus“ ist sein Stammwort, das im Lateinischen einen starken, männlichen Klang hat – während seine Repräsentantinnen weiblich sind und bereits das Ineinander von männlichem und weiblichem Prinzip andeuten, das die Virtuosität wie einen Tanz erst zu dem macht, was sie ist: Umfassend harmonisch, künstlerisch, bewegt. Von der italienischen Leichtigkeit, mit der „virtuos“ in den germanischen Sprachgebrauch transferiert wurde, scheint sie nichts zu haben, die Tugend, die im Deutschen schließlich zur „Tüchtigkeit“ mutiert ist. Fast möchte man sich hustend abwenden angesichts der Staubberge, die sich auf ihr festgesetzt haben und schon bei vorsichtiger Betrachtung aufgewirbelt werden. Das mit züchtig niedergeschlagenen Wimpern am Ofenfeuer strickende Hausmütterchen taucht vor unserem geistigen Auge auf, der streng dreinblickende, wohlanständige Herr des Hauses im korrekten Gehrock und mit unsichtbarem Stock im Rücken, die ängstlich dreinblickend im schwarz-weißen Oval angeordnete perfekte Familie – Tugend wie aus dem deutschen Bilderbuch. Oder wie der große deutsche Philosoph Immanuel Kant dem feingeistigen, antiken Gebilde seinen urdeutschen Stempel aufdrückte: Pflicht. Tugend, die so „virtuos“ daherkommt wie der zur unsäglich mühsamen Fingerübung verurteilte Klavierschüler. Und das soll unser Schlüssel zum Stil sein? Staubtrockene Pflicht? Klappen Sie das Buch nicht zu. Denn es gibt einen Ausweg, der Erfrischung verspricht: zurück zu den Quellen.

Aristoteles heißt nämlich der griechische Philosoph, der das Grundgerüst des europäischen Stils gleichsam erfunden hat. Für die Tugend finden sich nämlich im Griechischen zwei Begriffe: Dynamis, die Bezeichnung für die dem Menschen inneliegende Kraft und Stärke, und areté, der Superlativ von „gut“, oder wie wir heute sagen würden „best of“. Tugend galt in der Antike als ultimum potentiae, das Großartigste also, zu dem ein Mensch bestimmt sein kann. Sollte man heute einen Werbeslogan für die aristotelischen Tugenden erstellen, so hieße der Spot: „Weck die Kraft, die in dir steckt – werde, wie du bist“. Stilvoll bis in die Fingerspitzen, sozusagen. Da haben wir also mal einen konkreten Ansatzpunkt für den Stil.

Prudentia, Iustitia, Temperantia und Fortitudo: Prachtvoll kommen sie daher, die „Grundschritte“ allen Stils: die Klugheit, die Gerechtigkeit, die Mäßigung und die Tapferkeit. In Camuñas nahe der spanischen Stadt Toledo werden sie noch jedes Jahr nach altem Volksbrauchtum in farbenprächtigen Prozessionen als die „tanzenden Tugenden“ dargestellt – hier finden wir also noch die lebendige, kraftvolle Virtuosität leibhaftig dargestellt, die wahren Stil prägt. Stil und Tanz verbinden sich hier zum virtuosen Reigen. Folgen wir seinem „Rhythmus“ und seinem Takt – lernen wir die wichtigsten „Tanzschritte des Stils“ kennen – und ihre Stolperfallen. Und dann wollen wir sie an verschiedenen Stilfragen praktisch erproben. Übung macht den Meister.

I. Was beim Tanz der Takt ist: Prudentia (Klugheit)

I. Les tiroirs.

Révérence à sa dame.

Révérence à la dame voisine.

En avant et en arrière.

Tour de main droite.

Retraversez.

Tour de main.

Révérence à sa dame.

Révérence à l’autre dame.

Meinen ersten Eindruck von der zuweilen schneidenden Eleganz der französischen Sprache erhielt ich anlässlich einer eindrucksvollen Geschichte über mangelnden Stil, die mein Vater uns Kindern zuweilen erzählte. Er selbst hatte sie von seiner legendären Gouvernante Reia aus einem Büchlein vorgelesen bekommen, an dessen Titel er sich zwar nicht mehr erinnern konnte, das aber offenbar so großen Eindruck hinterlassen hatte, dass er die besten Geschichten daraus an seine Kinder weitergab – was man sonst nicht von allen Erziehungsprinzipien der strengen Kinderfrau sagen kann. Diese eine handelte von einem französischen Minister, der bei einem Galadiner zur Rechten neben der einflussreichen, hochintellektuellen Schriftstellerin Madame de Staël placiert war – und zur Linken neben der hinreißend schönen Julie Récamier, nach welcher später sogar ein besonders zierliches Möbelstück benannt wurde. Beseelt vom Wunsch, beiden Damen aufs Eleganteste zu huldigen und sich selbst in das Licht des perfekten Gentlemans zu setzen, hob er, seinen Kopf eifrig nach rechts und links wendend, also an, kaum, dass alle Platz genommen hatten: „Heute Abend habe ich die Ehre, zwischen der Klugheit und der Schönheit sitzen zu dürfen“. Ohne Verzug gab Madame de Staël, die solchermaßen als hässlich titulierte „Klugheit“ trocken zurück: „Sans avoir ni l’un ni l’autre“ – „ohne das eine oder das andere zu besitzen“. Weder Klugheit noch Schönheit hatte er also selbst, der arme Tölpel. So viel ungehobelte, „vornehme“ Dummheit hatte keine charmantere Antwort verdient.

Ein wesentlicher „Grundschritt“ des Stils ist nämlich die Klugheit. Sie ist gleichermaßen der Takt, der alle anderen Schritte vorgibt und begründet. Prudentia, wie ihr lateinischer Name lautet, hat nichts mit „Prüderie“ zu tun, wird aber insofern oft mit ihr verwechselt, als das Erlernen stilvollen Benehmens als ängstliches Bestreben angesehen wird, nur ja nichts falsch zu machen und selbst möglichst edel dazustehen. Bereits Gregor der Große, jener Papst des siebten Jahrhunderts aus dem feinen römischen Hause der Anicier, bemerkte höchst scharfsinnig, dass eine solche Einstellung letztlich dem Geiz entspringe, welcher der Klugheit diametral entgegengesetzt sei: Dem maßlosen Streben, all das zu haben und zu behalten, wodurch sich der Mensch seiner eigenen Größe und Geltung versichern kann – und nichts davon herzugeben. Das restlos verunglückte Kompliment des bornierten französischen Ministers war ja eben nicht etwa eine galante Verbeugung vor seinen beiden Tischdamen, sondern vielmehr eine eitle Selbstbespiegelung, für die „Stil“ reine Taktik bedeutet, mit dem Ziel, selbst glänzend dazustehen – was dann ja auch, wie man so sagt, komplett in die Hose ging. Nichts könnte der Prudentia ferner liegen. Ihr geht es nicht um Taktik, sondern um Takt.

Der Mensch, der wahren Stil anstrebt, ist vergleichbar mit jemandem, der einen Tanz erlernt, der weder von ihm selbst erdacht noch ihm in allen Teilen bekannt ist. Der Takt wird durch die Musik vorgegeben, die Grundschritte nehmen ihn auf. Kaum etwas ist schwieriger, als mit einem Menschen zu tanzen, dem es an Taktgefühl mangelt. Ein krampfhaftes, verzweifeltes Herumhoppeln und -schieben kann die Folge sein, Blessuren sind vorprogrammiert. Da kann die Musik noch so sehr Sinn und Beine bewegen, die Bewegungen noch so korrekt ausgeführt werden – wenn der Takt nicht eingehalten wird, geriert ein Tanz leicht zum Fiasko. Da nutzt es auch nichts, die Tanzschritte mittels taktisch-negativer Anweisungen zu erklären: „Nicht zu früh einsetzen! Nicht auf die Füße schauen!“ Genauso ist es auch mit dem Stil. Verbote und Warnhinweise („Niemals auf Komplimente verzichten bei den Damen!“) mögen dem nutzen, der sich aus einem ängstlichen Gefühl heraus um nichts in der Welt blamieren will und der sich mit einer Regel ausgerüstet selbst wohltuend „vornehm“ fühlt. Aber er wird nie ein Gefühl dafür entwickeln, was ein Kompliment eigentlich ist: Eine wohlwollende, freundliche Äußerung, die dem Gegenüber gilt und nicht sich selbst. Die Klugheit ist beim Stil das, was beim Tanz der Takt ist – und sogar sprachlich gibt es eine Parallele, die sich bei jenem französischen Minister, der „zwischen der Schönheit und der Klugheit“ zu sitzen kam, so unangenehm äußerte: Er desavouierte mit seinem „eleganten“ taktischen Manöver taktlos gleich beide seiner Tischdamen – die eine als hässlich, die andere als dumm. Taktlosigkeit ist immer mangelnde Klugheit und die Wurzel allen Stilmangels.

Aber, wird der eine oder andere einwenden: Ist das nicht unfair? Können nur schlaue Menschen stilvoll sein? Und ist nicht gerade die Klugheit im Ruche, bezaubernde, ungezähmte Natürlichkeit in kalte oder – noch ekelhafter – einschmeichelnde Berechnung zu verwandeln? Der unglückselige Minister aus der Geschichte war jedenfalls, gemessen an seiner Position, ein Mann mit hohem Intelligenzquotienten! Und er versagte kläglich. Klugheit scheint also gar nicht unmittelbar mit Gescheitheit oder Bildung zusammenzuhängen. Die alten Griechen hätten dem Minister leicht sagen können, wie er seinen Faux-pas hätte vermeiden können. Er hätte erst einmal die Situation einschätzen müssen: „Aha, da sitzen zwei jeweils auf ihre Weise unglaublich beeindruckende Damen rechts und links von mir“. Daraus hätte er sodann messerscharf schließen können: „Besser nicht beide in einem Aufwasch ansprechen, weil sie sehr unterschiedlich sind“. Und schließlich – und hier wird der Stil konkret – hätte er aus dieser praktischen Erwägung die Konsequenz gezogen und jeder einzelnen Dame etwas speziell auf sie Passendes, Charmantes gesagt. Seien Sie ehrlich: Dazu gehört kein großer Intelligenzquotient, sondern es handelt sich schlicht um den „Inbegriff menschlicher Mündigkeit“, wie Josef Pieper es ausdrückte – womit wir bei der wesentlichen Maxime der Aufklärung wären. Die Basis des mündigen Menschen ist seine Vernunft. Diese fällt aber eben – auch wenn das überaus angenehm wäre – nicht vom Himmel. Sie ist zwar in jedem Menschen angelegt, aber harrt ihrer Entwicklung wie ein Filmnegativ: Das Bild existiert bereits – aber ohne seine Entwicklung bleibt es unerkennbar und leider auch häufig so nutzlos wie ein Filmröllchen in der Nachttischschublade. Bei manchen Menschen wird die Entwicklung ihrer natürlichen Klugheit gehemmt. Entweder durch mangelhafte Erziehung – oder durch das Ersetzen von Klugheit durch oberflächliche Stilregeln, die gnadenlos ins Off führen können, wenn sie nicht vernünftig untermauert sind.

Und so gibt es einige positive Regeln zur Entwicklung der Klugheit, die in jedem Menschen bereits als Urbild vorhanden ist und die dieser zu ihrer vollen Entwicklung verhelfen. Jeder kann diese innere Kraft in sich entdecken – es gilt nur, sie auch zu entwickeln. Ein wenig Übung gehört, wie beim Erlernen eines Tanzes, natürlich dazu. Vor allem aber ist ein Tanz ein sinnliches Unternehmen. Die Klugheit ist gleichsam der Grundschritt des Stils, auf dem alle anderen Bewegungen aufbauen. Dieser Grundschritt übt ein in eine wachsende stilistische Wendigkeit, gesteigertes Feingefühl, einen geschärften Blick sowie ein aufmerksames Ohr.

Die „Schrittfolgen“ der Klugheit lauten:

Erst denken, dann handeln

Zusammenhänge durchschauen

Aus Erfahrung lernen

Auf Ratschläge hören

Vorausschauend sein

Und nun genug der Theorie. Auf in die Praxis!

Gastfreundschaft als Königsdisziplin

Seit Jahrzehnten kursiert die kuriose Geschichte vom „Mann, der zum Tee kam und für immer blieb“ in der Öffentlichkeit – Alexander von Schönburg erwähnte sie in einem seiner Bücher ebenso wie Generationen seufzender Gastgeber, deren Besuch keinerlei Anstalten machte, sich zu verabschieden. Mir ist diese Begebenheit besonders nah, denn ich kannte ihre Protagonisten noch persönlich und es waren meine Großeltern, Fürst Erich und Fürstin Monika von Waldburg-Zeil, in deren Haus sie sich abspielte. Sie hatten, wie es ländliche Gewohnheit ist, ihre Nachbarn in ihr Schloss im Oberschwäbischen eingeladen – und selbstverständlich war auch deren temporärer Hausgast, ein Herr mittleren Alters, willkommen. Und es war wie immer – man plauderte angeregt bei Sandwichs, Tee und trockenem Kuchen, tauschte sich aus und „war gemütlich“. Der mitgebrachte Gast, der durch allerhand vertrackte Konstellationen völlig veramte Graf Vojkffy mit seinem von vielen als ziemlich verrückt befundenem Faible für Ausgrabungen aller Art unterhielt die versammelte Runde mit seinen Theorien zur Mittelsteinzeit – und offenbar genoss er die Gastfreundschaft des Hauses so sehr, dass er sich kurzerhand entschloss, sich an diesem schönen Ort niederzulassen – sprich: dazubleiben. Tatsächlich verbrachte „Onkel Bibi“, wie der in keiner Weise verwandte Herr bald von allen liebevoll genannt wurde, sein restliches Leben bis zu seinem Tod im Schloss Zeil. Er überlebte sogar seinen Gastgeber um fast zwanzig Jahre. Sicher ein extremes Beispiel der Auslegung von Gastfreundschaft, welches allein deshalb noch heute in aller Munde ist, weil so etwas doch (seien wir ehrlich: zum Glück!) extrem selten vorkommt.