Vorträge zu Luther als Mensch in der Stiepeler Dorfkirche - Günter Brakelmann - E-Book

Vorträge zu Luther als Mensch in der Stiepeler Dorfkirche E-Book

Günter Brakelmann

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Beschreibung

Die Kirchengemeinde Bochum-Stiepel hat es gewagt, am späten Sonntagvormittag in der Stiepeler Dorfkirche eine Vortragsreihe über Luther anzubieten. Der Kantor Michael Goede hat sie organisiert und musikalisch begleitet. Ihm sei gedankt. Ganz bewusst haben wir uns auf den Menschen Luther und auf einige Stationen seiner Lebensgeschichte konzentriert. Die Darstellung seiner Jugend-, seiner Schul- und Studienzeit wie seiner professoralen Zeit in Wittenberg bis 1520 bilden den ersten Komplex. Um den Menschen Luther lebendig werden zu lassen, wird er bewusst viel zitiert. Denn Luther ist immer auch ein Sprachereignis. Der Leser sollte sich die Zeit nehmen, seine Zitate sehr genau zu lesen. In seinem Leben waren seine Frau Katharina von Bora und seine Kinder von größter Bedeutsamkeit. Sie bekommen ein eigenes Kapitel. Luther als Ehemann und Vater kennenzulernen, dazu eignen sich neben seinen Briefen besonders seine Tischgespräche. Beide kommen deshalb ausführlich zu Wort. Luthers letzte Reise in seine Heimat Mansfeld und sein Tod in seiner Geburtsstadt Eisleben dürften dramatisch genannt werden können. Krankheiten haben Luther mit zunehmendem Alter immer mehr begleitet. Welche Krankheiten er gehabt hat und welche Bedeutung sie für seine Persönlichkeitsstruktur gehabt haben – dieser selten thematisierte Komplex ist von dem Stiepeler Ärzteehepaar Sabine Niedmann-Illies und Steffen Illies sachgerecht und einfühlsam behandelt worden. Ihnen gilt ein besonderer Dank. Alle Vorträge sind als Gemeindevorträge im Rahmen der gemeindlichen Erwachsenenbildung konzipiert. Es geht uns darum, das Wissen über Luther und die Reformation auf die Gemeindeebene zu bringen. Dabei bedienen wir uns selbstverständlich der Forschungsergebnisse der wissenschaftlichen Luther-Forschung. Hier soll in narrativer Weise ein Teil des aufregenden Lebens des Reformators lebendig werden. Das erfreuliche Interesse an unserer Luther-Reihe macht uns Mut, sie mit anderen Themen fortzusetzen. Wir bedanken uns beim Superintendenten Dr. Gerald Hagmann und beim Leiter der Evangelischen Stadtakademie Arno Lohmann für die Aufnahme in die Schriftenreihe des Kirchenkreises Bochum „Evangelische Perspektiven“. Günter Brakelmann und Jürgen Stasing

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Evangelische Perspektiven

Eine Schriftenreihe des Kirchenkreises Bochum Bisher erschienen:

Heft 1:

Günter Brakelmann

Hitler und Luther 1933

1. Auflage Oktober 2008

ISBN 978-3-8370-7124-5

Heft 2:

Günter Brakelmann

Helmuth James von Moltke –

Briefe und Tagebücher aus den Gefängnissen

in Berlin und Ravensbrück 1944

1. Auflage November 2009

ISBN 978-3-8391-3233-3

Heft 3:

Günter Brakelmann,

Der Kirchenkampf in Harpen 1933 –1945

mit Originalaufnahmen von 1942 auf CD

1. Auflage Januar 2011

ISBN 978-3-8423-2854-9

Heft 4:

Nachdenken über das Böse

Stiepeler Lektionen I

1. Auflage September 2012

ISBN 978-3-8482-1900-1

Heft 5:

Günter Brakelmann

Evangelische Kirche in Bochum 1933

Zustimmung und Widerstand

1. Auflage Juli 2013

ISBN 978-3-7322-4504-8

Heft 6:

Günter Brakelmann

Wilhelm Schmidt: Bochumer Pfarrer

in dramatischer Zeit

Eine biografische Dokumentation

1. Auflage September 2015

ISBN 978-3-7386-4039-7

Heft 7:

Die Illusion vom Krieg.

Der Erste Weltkrieg als kulturgeschichtlicher Umbruch

1. Auflage September 2016

Heft 8:

Günter Brakelmann

Vorträge zu „Luther als Mensch“ in der Stiepeler Dorfkirche

Stiepeler Lektionen II

Das vorliegende Heft 8 ist zu beziehen bei:

Herausgeber:

Evangelischer Kirchenkreis Bochum

Westring 26 a, D - 44787 Bochum

Telefon 0234- 962904 - 0

http://www.kirchenkreis-bochum.de

In Kooperation mit der Evangelischen Stadtakademie Bochum

http://www.stadtakademie.de

[email protected]

Redaktion: Arno Lohmann

Evangelische Kirchengemeinde Stiepel

Gemeindebüro

Brockhauser Straße 74 a, 44797 Bochum-Stiepel

Telefon 0234 - 791337

[email protected]

Inhalt

Vorwort der Herausgeber

Dr. Gerald Hagmann /Arno Lohmann

Vorwort

Günter Brakelmann /Jürgen Stasing

Jugend, Schulzeit und Studienzeit Luthers

Wieder und auf immer in Wittenberg

Katharina von Bora und ihre Ehe mit Luther

Luthers letzte Reisen nach Mansfeld und Eisleben und sein Tod

Luthers Krankheiten und ihre Bedeutung für seine Persönlichkeitsstruktur

Sabine Niedmann-Illies/Dr. Steffen Illies

Leben und Schriften Luthers

Weltliche und geistliche Herren in der Zeit Luthers

Literaturverzeichnis (in Auswahl)

Anhang

Melanchthons Vorrede zum zweiten lateinischen Band der Werke Luthers von 1546

Vorwort der Herausgeber

Im Jahr 2012 erschien in dieser Schriftenreihe als Heft 4 die Vortragsreihe „Nachdenken über das Böse. Stiepeler Lektionen I“. Sie war hervorgegangen aus einem Vortrags- und Gesprächszyklus, zu dem die Evangelische Kirchengemeinde Stiepel seit der 1000-Jahrfeier ihrer Dorfkirche im Jahr 2008 regelmäßig einlädt. Den Impuls dazu gab Professor Günter Brakelmann, der die bisherigen Reihen konzipierte und auch moderierte.

Auch die Themenreihe „Luther als Mensch“, die im vorliegenden Heft 8 der „Evangelischen Perspektiven“ dokumentiert wird, wurde von ihm entwickelt und gemeinsam mit dem Kantor der Kirchengemeinde Stiepel als Sonntagsmatineen im Frühjahr 2016 in der Stiepeler Dorfkirche gehalten. Der große Zuspruch, den diese Reihe fand, macht am Vorabend des 500. Gedenkjahres der Reformation das Interesse nicht nur an reformatorischer Theologie deutlich, sondern an dem Menschen Martin Luther. Ganz zu Recht, denn reformatorische Theologie zu erfassen bedeutet notwendigerweise, den Menschen Martin Luther kennen zu lernen. Mit Luther war Theologie gleichsam in der Welt angekommen. Seine eschatologische Theologie bindet Glaube und Welt zusammen. Ehe, Sexualität, Beruf, Politik, das Leben mit Krankheit und Sterben werden aufgewertet, denn hier, in den konkreten Situationen des privaten und öffentlichen Lebens, hat sich für Luther die Wende von der mittelalterlichen Leistungs- zur evangelischen Gnadenfrömmigkeit auf der Grundlage des sola gratia zu erweisen.

Professor Günter Brakelmann ist zu danken, dass er in seinen zahlreichen Veröffentlichungen im Hören auf Martin Luther immer wieder die prinzipielle Welthaftigkeit von Religion betont – und mit dieser Reihe „Luther als Mensch“ in der Stiepeler Dorfkirche den Reformator und seine Theologie durch die Darstellung seines Leben in besonderer Weise lebendig werden lässt. Gerne veröffentlichen wir darum diese neuen Stiepeler Lektionen II und danken Professor Günter Brakelmann für die Konzeption und Durchführung dieser Reihe, ebenso der Kirchengemeinde Stiepel mit ihrem Pfarrer Jürgen Stasing und Kantor Michael Goede für dessen musikalische Umrahmung der Vorträge.

Wir empfehlen diese neuen „Evangelischen Perspektiven“ allen, die an Martin Luther wie auch an einem Leben und Handeln aus Glauben in der Welt bis heute interessiert sind.

Dr. Gerald Hagmann

Arno Lohmann

Superintendent des Evangelischen

Leiter der Evangelischen

Kirchenkreises Bochum

Stadtakademie Bochum

Vorwort

Die Kirchengemeinde Bochum-Stiepel hat es gewagt, am späten Sonntag-vormittag in der Stiepeler Dorfkirche eine Vortragsreihe über Luther anzubieten. Der Kantor Michael Goede hat sie organisiert und musikalisch begleitet. Ihm sei gedankt.

Ganz bewusst haben wir uns auf den Menschen Luther und auf einige Stationen seiner Lebensgeschichte konzentriert. Die Darstellung seiner Jugend-, seiner Schul- und Studienzeit wie seiner professoralen Zeit in Wittenberg bis 1520 bilden den ersten Komplex. Um den Menschen Luther lebendig werden zu lassen, wird er bewusst viel zitiert. Denn Luther ist immer auch ein Sprachereignis. Der Leser sollte sich die Zeit nehmen, seine Zitate sehr genau zu lesen.

In seinem Leben waren seine Frau Katharina von Bora und seine Kinder von größter Bedeutsamkeit. Sie bekommen ein eigenes Kapitel. Luther als Ehemann und Vater kennenzulernen, dazu eignen sich neben seinen Briefen besonders seine Tischgespräche. Beide kommen deshalb ausführlich zu Wort. Luthers letzte Reise in seine Heimat Mansfeld und sein Tod in seiner Geburtsstadt Eisleben dürften dramatisch genannt werden können.

Krankheiten haben Luther mit zunehmendem Alter immer mehr begleitet. Welche Krankheiten er gehabt hat und welche Bedeutung sie für seine Persönlichkeitsstruktur gehabt haben – dieser selten thematisierte Komplex ist von dem Stiepeler Ärzteehepaar Sabine Niedmann-Illies und Steffen Illies sachgerecht und einfühlsam behandelt worden. Ihnen gilt ein besonderer Dank.

Alle Vorträge sind als Gemeindevorträge im Rahmen der gemeindlichen Erwachsenenbildung konzipiert. Es geht uns darum, das Wissen über Luther und die Reformation auf die Gemeindeebene zu bringen. Dabei bedienen wir uns selbstverständlich der Forschungsergebnisse der wissenschaftlichen Luther-Forschung. Hier soll in narrativer Weise ein Teil des aufregenden Lebens des Reformators lebendig werden. Das erfreuliche Interesse an unserer Luther-Reihe macht uns Mut, sie mit anderen Themen fortzusetzen.

Wir bedanken uns beim Superintendenten Dr. Gerald Hagmann und beim Leiter der Evangelischen Stadtakademie Arno Lohmann für die Aufnahme in die Schriftenreihe des Kirchenkreises Bochum „Evangelische Perspektiven“.

Bochum, im Sommer 2016

Günter Brakelmann und Jürgen Stasing

I. Jugend- und Schulzeit Luthers

Luthers Herkunft

Herkunft umfasst ein Bündel von Faktoren. Zu beachten sind

der geografische und der politische Raum,

die ökonomisch-soziale Schicht, in der ein Mensch aufwächst,

der Charakter der Eltern,

der Charakter der zeitgenössischen kirchlichen Dogmatik und Ethik und die Struktur der Alltagsfrömmigkeit im Lebensumfeld sowie

die schulische Bildung.

Alle diese Faktoren sind bedeutsam. In ihrer sich gegenseitig bedingenden und verschränkenden Gesamtheit prägen sie einen jungen Menschen, determinieren ihn aber nicht für das ganze Leben.

Die Familie des Vaters von Luther, damals Hans Luder oder Lüder genannt, stammt aus dem Dorf Möhra zwischen Salzungen und Eisenach in Thüringen. Die Familie gehörte zur Kategorie der sogenannten Erbzinsbauern, die dem Kurfürsten unmittelbar zinspflichtig waren. Man zählte nicht zu den leibeigenen Bauern, die einen Grundherrn unmittelbar über sich hatten und deren Leben von ihm bis in die Einzelheiten hinein bestimmt wurde.

Wer waren die Eltern?

Hans Luder (1459 –1530) heiratete 1479 Margarethe Lindemann (1460 – 1531). Er ist einundzwanzig, sie neunzehn Jahre alt. Hans hatte nach sächsischem Erbrecht als ältester Sohn keine Zukunft auf dem Lande, da nur der jüngste Sohn einer Familie erbberechtigt war. Er arbeitete zunächst in der Nähe von Möhra als Häuer (Bergmann) in einem Schieferkupferbergwerk. Über seine Herkunft sagte Luther später:

„Ich bin eines Bauern Sohn, mein Vater, Großvater, Ahnherrn sind richtige Bauern gewesen.“ (Fausel 1, 13)

Luther spielt damit auf das bäuerliche Erbe in ihm an. Wichtig zu bedenken ist in der Tat dieses: Bäuerliche Menschen arbeiten hart und fühlen sich abhängig von der Natur. Sie denken vorrangig realistisch und pragmatisch. Sie haben einen erdgebundenen Realismus. Luther hat diese Menschen gekannt und hat selbst vieles von ihnen gehabt: das Abhängigkeitsbewusstsein von Gott als dem Schöpfer und Erhalter der Welt und das Wissen um unvorhersehbare Schicksale, seien es Naturkatastrophen, Unwetter, frühes Sterben von Eltern und Kindern oder Unfälle in der Arbeitswelt. Liest man Luther, so lernt man, was Realismus des Lebens ist. Über seinen jungen Vater sagte er:

„Mein Vater ist in seiner Jugend ein armer Häuer gewesen. Die Mutter hat ihr Holz auf dem Rücken heimgetragen. So haben sie uns erzogen. Sie haben harte Mühsal ausgestanden, wie sie die Welt heute nicht mehr ertragen wollte.“ (Fausel 1, 12)

Diese Aussage gilt aber nur für den Anfang der väterlichen beruflichen Existenz, die sich bald entscheidend veränderte. Der Hinweis auf seine bäuerliche Herkunft sollte zeigen, dass er als späterer Reformator ein „Mann von unten“ war. Er kam eben nicht wie die meiste Prominenz seiner Zeit aus dem ländlichen Adel oder aus dem städtischen Bürgertum, sondern aus der bäuerlichen Schicht, die die Mehrheit des Volkes bildete und in der Regel weder lesen noch schreiben konnte.

Im Sommer 1483 zieht das junge Ehepaar Luder mit geldlicher Unterstützung der Möhraer Familien nach Eisleben (ca. 4.000 Einwohner), um sich im aufstrebenden Schieferkupferbergbau des Mansfelder Landes ein besseres Auskommen zu erarbeiten. Der Vater war ein leistungsbereiter Zeitgenosse, dem es um seinen und seiner Familie ökonomisch-sozialen Aufstieg ging. Arbeiten war sein Lebensinhalt.

Hier in Eisleben wird am 10. November 1483 Martin Luther geboren und am 11. November im Turmraum der St. Petri-Pauli-Kirche auf den Namen des Tagesheiligen Martinus getauft. Die andere Kirche im Ort war die Andreaskirche, in der dann Luther 1546 seine letzte Predigt halten sollte. Er ist also in Eisleben geboren und gestorben. Die Grafschaft Mansfeld hat er immer für seine eigentliche Heimat gehalten.

Im Herbst 1484 zieht die Familie von Eisleben um nach Mansfeld ins Zentrum des Mansfeldischen Bergbaugebiets. Der Vater erwirbt sich mit Fleiß und harter Arbeit die Position eines Teilhabers an einer Bergwerksgesellschaft, wird Miteigentümer an Schächten und Hütten und erarbeitet sich im Auf und Ab der ökonomischen Konjunkturen bis zu seinem Tod 1530 einen kleinen Wohlstand. Er bringt es bis zum sogenannten „Hüttenmeister“. Alle Töchter heirateten später Hüttenmeister, ebenso wie Luthers einziger Bruder Jakob (gest. 1570) Hüttenmeister war. (Auf den sogenannten Hütten wurde das Kupfer aus dem Schiefer herausgeschmolzen.)

Luther hat zwölf Jahre in Mansfeld gewohnt und das Milieu der Bergleute und der in der Landwirtschaft arbeitenden Menschen bestens gekannt. Auch hat er die Praktiken der Geldverleiher und der Metallhandelsbanken gekannt, die das Kapital für den Betriebsaufbau vorstreckten und das gewonnene Kupfer dann aufkauften, um es zu gerade herrschenden Marktpreisen auf den Markt zu bringen. Mit diesem Zins- und Verkaufssystem hatten die Geldverleiher die Klein- und Kleinstunternehmen fest in ihrer Hand. Luther hat diese Existenz seines Vaters mit ihrem bewegten ökonomischen Schicksal hautnah miterlebt. Dieser trug die Produktionsrisiken und war abhängig von den Preisschwankungen. Später hat Luther diese frühkapitalistische Praxis sozialethisch thematisiert („Von Kaufhandlung und Wucher“).

Hier sei es schon gesagt: Luther kannte von Jugend an die Alltagsrealitäten seiner Zeitgenossen. Im Wissen um ihre ländlichen und städtischen Arbeits- und Lebensbedingungen hat er ihnen später praktische Ethik auf dem Fundament der christlichen Botschaft vermittelt. Er hat ihre Probleme in dialogischer und argumentativer Sprache reflektiert und ihnen Wegweisungen für ihren beruflichen Alltag gegeben. Er hat nie eine abstrakte Reißbrettethik verkündet, sondern hat versucht, im Gespräch mit Zeitgenossen deren Probleme und Konflikte zu reflektieren und in sie hinein ihre Gewissen mit dem Wort Gottes zu unterrichten. Die spätere Form seiner Ethik des Politischen, des Ökonomischen und des Sozialen hat mit den Erfahrungen seiner Herkunft zu tun.

Die Erziehung von Martin ist entsprechend den damaligen Sitten streng und mit körperlichen Züchtigungen verbunden. Seine Eltern waren „fromme Leute“, aber nicht besonders kirchlich. Trotz der von Luther später geschilderten Konflikte mit seinem Vater und seiner Mutter bleibt das Verhältnis herzlich und von Achtung bestimmt. Er berichtet:

„Meine Eltern haben mich äußerst streng gehalten, sodass ich ganz verschüchtert war. Meine Mutter stäupet mich um einer einzigen Nuss willen bis aufs Blut. Und so haben letztlich sie selbst mich durch ihre strenge Zucht zum Kloster getrieben, wiewohl sie es herzlich gut gemeinet haben, aber ich bin nur mutlos geworden. Sie konnten zwischen den verschiedenen Kindergemütern und Strafen nicht unterscheiden, wie diese nämlich auf jene abzustimmen seien. Man muss also strafen, dass der Apfel bei der Ruten sei.“ (Henkys, 21)

Die besondere Autorität der Eltern hat Luther immer im Sinne des vierten Gebotes anerkannt wie er auch ihre Eheführung und ihre Lebensleistung immer mit Respekt beschrieben hat. Man muss die Arbeitsbelastungen des Vaters und die Konzentration der Mutter auf den Haushalt, auf die Gartenarbeit, auf die Viehhaltung sowie auf die Aufzucht und Erziehung der zahlreichen Kinder mit sehen, wenn man hier heute zu Urteilen kommen will. (Es hat überhaupt wenig Sinn, vergangene ökonomisch-soziale Zustände mit sozialstaatlichen Kriterien der Gegenwart zu beurteilen.)

Einen geistigen und religiösen Einfluss haben die Eltern auf ihren Sohn Martin aber kaum gehabt. Es dominierte bei ihnen die Angst vor Gott als zornigem und hartem Richter über die Sünden im Sinne moralischer Verfehlungen der Menschen. In der persönlichen Religiosität des durchschnittlichen Volkes spielte der Glaube an Christus keine tragende Rolle. Überhaupt war die Bibel für die Masse des Volkes das „unbekannte Buch“.

In der Großfamilie Luther herrschte eine formal-kirchlich korrekte Frömmigkeit, der gleichzeitig immer Elemente spätmittelalterlicher abergläubischer Vorstellungen wie Hexenglaube, Zaubereien und Verzauberungen sowie Teufelsglaube in allen Lebenslagen beigemischt waren. Der Teufel trieb überall sein Unwesen, vor allem die Bergleute wurden von ihm in der Dunkelheit der Stollen irritiert. Überall witterte man Hexen, Heinzelmännchen, Wichte und Gespenster.

(Es ist nicht überraschend, dass auch für Luther zeit seines Lebens Dämonen und der Teufel alltägliche erfahrbare Realitäten waren. Gebändigt wurden sie nur durch die Kraft des Glaubens an den, der in Kreuz und Auferstehung der Sieger über den Teufel und seine Trabanten war. Der Vatikan mit seinem Papsttum blieb für ihn bis zu seinem Tod die Heimstatt des Teufels, die Schwärmer waren „des Teufels“ wie auch die katholischen reformationsfeindlichen Obrigkeiten Parteigänger des Teufels waren. Kurz: Der Teufel, seine Trabanten und die Heerscharen der Dämonen waren für Luther immer in Aktion und jeweils bestimmbar.)

Und auch dies hat Luther früh erlebt: Weil Bergleute es mit den Tücken und Gefahren eines harten Berufsalltags und mit der Möglichkeit des frühen und qualvollen Sterbens zu tun hatten, neigten sie in ihrer kärglichen freien Zeit zu lauten, derben und frohen Festen. Luther:

„Die Bergleute handeln an diesem Punkte zwar nicht richtig, wenn sie aber an den übrigen Tagen fleißig arbeiten, muss man ihnen etwas zugute halten. Man muss es gleichwohl ihnen nicht sagen; sie würden sonst noch wilder. Haben sie doch gar schwere Werke zu verrichten und sehr gefährliche Arbeiten zu leisten, und man muss ihnen in dieser Hinsicht etwas nachgeben. Ich zech auch. Es soll mir‘s aber nicht jedermann nachtun, weil nicht alle meine Lasten tragen. Wenn also die Bergleute morgens die Predigt hören und beten, dann soll man zur Nachmittagspredigt mit Rücksicht auf ihre Strapazen und das Herkommen ein wenig Nachsicht haben.“ (Henkys, 135)

In diesem Zitat wird ersichtlich, dass vor und nach der Schicht gepredigt und gebetet wurde. Luther ist hier einer, der versteht, wie es Schwerarbeitenden im Angesicht des drohenden plötzlichen Todes zumute ist und wie sich dieser Zustand in der Freizeit entlädt in Verhaltensweisen, die dem öffentlichen Anstand nicht immer entsprechen. Der Realist Luther weiß, dass man hier „durch die Finger“ sehen muss. Von Jugend an weiß er, dass man Menschen nicht mit höchsten moralischen Ansprüchen verdammen kann, sondern verständnisvoll auf sie zugehen muss, um ihr Verhalten zu verändern.

Zurück zu seiner Lebensgeschichte:

Am 12. März 1491 wurde Luther in die städtische Trivialschule von Eisleben geschickt, eine Lateinschule mit den drei Fächern Grammatik, Logik und Rhetorik. Gelernt wurde Latein nach einer spätantiken Grammatik des Aelius Donatus. Daneben erwarb Luther Fähigkeiten im Lesen, Schreiben, Rechnen und in der Musik. Der Unterricht war wegen der harten Methoden (Pauken und Züchtigung) für die Schüler, wie Luther bezeugt, „die Hölle“:

„Die Hölle und das Fegfeuer unserer Schulen, da wir innen gemartert sind über den Casualibus (Fällen) und Temporalibus (Zeiten), da wir dennoch nichts gelernt haben durch so viel Stäupen, Zittern, Angst und Jammer.“

Und:

„Es ist ein übel Ding, wenn Kinder und Schüler das Vertrauen zu Eltern und Lehrern verlieren. So gab es zum Beispiel abgeschmackte Schulmeister, die durch ihr barsches Wesen viele treffliche Anlagen verdarben.“

Und:

„Es sind manche Präzeptoren so grausam wie die Henker. So wurde ich einmal vor Mittag fünfzehnmal geschlagen, ohne jede Schuld, denn ich sollte deklinieren und konjugieren und hatte es doch noch nicht gelernt.“ (Fausel 1, 15)

Die Schule war ein streng organisiertes Aufsichts- und Kontrollsystem, das natürlich von den Betreibern als zum Besten der Schüler interpretiert wurde. Luther hat zeit seines Lebens die Lehrer und den Schulbetrieb im Ganzen immer scharf kritisiert. Von den meisten Pädagogen hielt er so wenig wie später von den Juristen. Aber er dürfte doch mehr gelernt haben, als ihm später in der Erinnerung gegenwärtig war. Immerhin hat er trotz allem eine erste Grundausbildung erhalten, die ihm zudem auch antike Spruch- und Weisheitsliteratur vermittelt hat. Später hat er sogar die Fabeln des Äsop herausgegeben. Es ist bei ihm wie häufig: Geschundene Kinder verdrängen häufig das Richtige und Gute, das es auch gegeben hat. (Deshalb sind auch bei Luther spätere autobiografische Wertungen zu relativieren.)

Der Unterricht enthielt auch einige kirchliche und religiöse Elemente. So lernte man das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser und liturgische Teile der Messe, ergänzt durch das Einüben von liturgischen Gesängen und Liedern für die Beteiligung an der Messe. Über seine persönliche Frömmigkeit in dieser Kinderzeit sagte Luther später:

„Ich wurde von Kindheit auf so gewöhnt, dass ich erblassen und erschrecken musste, wenn ich den Namen Christus auch nur nennen hörte: denn ich war nicht anders unterrichtet, als dass ich ihn für einen gestrengen und zornigen Richter hielt.“ (Fausel 1, 17) Auch hier ist wieder zu beachten, dass die Schüler von ihrer Religion nur kannten, was in den liturgisch verwendeten Texten stand. Mit biblischen Texten aus dem Alten und Neuen Testament sind sie nicht bekannt gemacht worden.

1497 wechselte Luther nach Magdeburg in die Domschule und wohnte bei den „Brüdern vom gemeinsamen Leben“, einer mönchsähnlichen Gemeinschaft von Brüdern, die eine intensive persönliche Frömmigkeit pflegten. Hier begegnete Luther einer ernsthaften Frömmigkeit und Lebensweise, die er von Haus aus nicht kannte. Kennengelernt hat er in Magdeburg auch zum ersten Mal eine Großstadt mit ihren 25 –30.000 Einwohnern und mit einem ausgeprägten innerstädtischen politischen, ökonomisch-sozialen, religiösen und kulturellen Leben, immer durchzogen mit Konflikten zwischen den unterschiedlichen städtischen Schichten und den religiösen Gemeinschaften. In der Schule selbst, in der nur in lateinischer Sprache unterrichtet wurde, bekommt er eine vertiefte Ausbildung in Musiktheorie und in praktischem Singen. Aber die Zeit in der damaligen Großstadt Magdeburg war nur sehr kurz.

Ab 1498 lebt Luther in Eisenach, einer Stadt mit ca. 4.000 Einwohnern. Er ist Schüler der St. Georg-Schule und hat Kontakte mit vielen in der Stadt lebenden Verwandten väterlicher- und mütterlicherseits. Durch Mitsingen in einer Kurrende hilft er seinen Lebensunterhalt bestreiten. Er lernt in den Familien Heinrich Schalbe und Kunz Cotta bürgerliche Lebensart und franziskanische Frömmigkeit kennen. Im Hause Schalbe bekommt er einen „Freitisch“, die Gegengabe: die schulische Begleitung und Unterrichtung des Sohnes. Auch mit einigen Theologen in der Stadt pflegt er gesellige und dialogische Kontakte. Besondere Nähe hatte er zum Priester Johannes Braun, der eine fromme und fröhliche Geselligkeit mit Lesen, Singen und gemeinsamer Lektüre pflegte. Hier in Eisenach lernte er kennen, was er selbst später intensiv pflegen sollte: ernsthafte und heitere Gespräche am Tisch mit Familiengliedern und mit Gästen.

Hier in Eisenach lernte er auch die Vielfalt christlicher Denk- und Lebensentwürfe kennen. Es ist immer zu bedenken, dass das Spätmittelalter vor allem in den werdenden Städten schon ein differenziertes religiöses Leben mit vielen Reformansätzen gekannt hat.

Diese bürgerlich-handwerkliche und agrarwirtschaftlich bestimmte Stadt mit einer Fülle von kirchlichen und theologischen Kleingruppen hat der Schüler Luther mit größtem Interesse beobachtet und miterlebt. Man darf annehmen, dass Luther in Eisenach neue starke religiöse Impulse erfahren hat. Eisenach wurde und blieb seine Lieblingsstadt:

„In Eisenach sitzt nämlich meine ganze Verwandtschaft und ich bin daselbst bei ihr bekannt und auch heute wohl angesehen, da ich dort vier Jahre lang den Wissenschaften oblag; keine andere Stadt kennt mich besser.“ (Fausel 1, 18)

Im Ganzen wird man sagen dürfen, dass Luther in seiner Schulzeit die Voraussetzungen bekommen hat, ein zügiges Universitätsstudium zu beginnen. Sowohl im Elternhaus wie in den verschiedenen Schulen wurde er bestimmt vom mittelalterlichen Denken und mittelalterlicher Erziehung und Bildung. Er wuchs auf als ein durch und durch mittelalterlicher Mensch. Es kann deshalb nicht überraschen, dass auch später in seinem reformatorischen Glauben, in seinem Denken und in seinem alltäglichen Leben mittelalterliche Glaubens-, Denk- und Verhaltensstrukturen geblieben sind.

Über seine Jugend- und Schulzeit lässt sich zusammenfassend sagen:

„Der Hintergrund des jungen Martin Luther war also bereits nicht mehr bäuerlich, sondern bürgerlich-städtisch … Neben der Formung durch die Schulbildung wirkten spätestens seit Magdeburg kräftige religiöse Einflüsse auf ihn ein. Aber insgesamt blieb das alles in einem normalen Rahmen. Mögliche außerordentliche Auswirkungen der Mitgift von Kindheit und Jugend lassen sich noch nicht erkennen …“ (Brecht 1, 32)

Man darf also die Bedeutung seiner sozialen Herkunft mit ihren ökonomisch-gesellschaftlichen Bedingungen und dem Einfluss religiöser Bewusstseinsbildung nicht überschätzen. Jedenfalls gab es nichts in seiner Kindheit und in seinen jugendlichen Jahren, was auf einen besonderen Lebensweg oder gar auf eine weltliche oder geistliche Karriere hingewiesen hätte. Luther für die kommende Zeit und seine Rolle in ihr als Theologe soziologisch, psychologisch oder gar tiefenpsychologisch aus dem Elternhaus und aus seiner Schulzeit zu erklären, dürfte problematisch sein. Und nichts deutet auf einen „Wunderknaben“ hin, der auf seine Entfaltung wartet.

Studium und Eintritt ins Kloster

Im Sommer 1501 ging er, bezahlt von seinem Vater, zum Studium in die damalige Großstadt Erfurt mit ca. 20.000 Einwohnern. Sie war die sechsgrößte Stadt des Reiches und gehörte zum Erzstift Mainz, unterlag aber auch kursächsischen Einflüssen. Sie hatte seit 1392 eine angesehene Universität und ein reiches kirchliches und religiöses Leben. Es gab eine Domkirche, vier Stiftskirchen und einundzwanzig Pfarrkirchen. Es gab ein Franziskaner-, ein Dominikaner- und ein Augustinerkloster. Das öffentliche Leben wurde weithin bestimmt von religiöser Alltagskultur mit Scharen von Priestern und Mönchen und wurde beherrscht von den Normen traditioneller Moralität.

(An dieser Stelle eine wichtige Anmerkung: Befasst man sich mit der Geschichte des religiösen Lebens in spätmittelalterlichen Städten, so nimmt man Abschied von dem lange herrschenden einfachen protestantischen Geschichtsbild, das im Spätmittelalter nur eine Phase des religiösen und sittlichen Verfalls gesehen hat. Es hat neben Verfallsymptomen immer auch ein beachtliches reformkirchliches Leben und religiös-kulturelle, bildungspolitische, literarische und architektonische Leistungen gegeben. Krisen und Fortschritte standen neben- und gegeneinander.)

Zurück zu Erfurt:

Die Studenten lebten in Bursen, Luther zeitweilig in der Georgenburse. Von 4 Uhr morgens bis 8 Uhr abends war der Tag strengstens eingeteilt für Vorlesungen, Übungen und Andachten. Es gab eine strenge Hausordnung:

„Der Student Luther durfte weder ausgehen, noch essen, studieren, schlafen, wann er wollte. Er stand … Tag und Nacht, in dem Hause und außer dem Hause immer unter dem Gesetz und immer unter der strengen Aufsicht des Rektors und der Magister der Burse sowie der Dozenten und Pedelle der Universität. Er durfte sich weiter auch nicht kleiden, wie er wollte, er musste vielmehr ständig … eine Art von Uniform tragen, die ihm dem Auge des Gesetzes sofort kenntlich machte. Endlich konnte er auch nicht studieren, was und wie er wollte …“ (Böhmer „Der junge Luther“, 37 f.)

Zunächst studierte Luther in der sogenannten Artistenfakultät, eine für alle Studenten verpflichtende Eingangsphase. Erst dann konnte man sich für das Studium der Theologie, der Rechtswissenschaft oder der Medizin entscheiden. Diese Studieneingangsphase war bestimmt von dem Studium der sogenannten „Sieben freien Künste“ (Septem artes liberales). Sie umfassten:

die Grammatik: lateinische Sprachlehre mit Anwendung auf klassische Autoren

die Rhetorik: Rede- und Stillehre

die Dialektik oder Logik: die Lehre von den Schlüssen und Beweisen

die Arithmetik: zahlentheoretische Begriffe

die Geometrie: euklidische Geometrie und Geografie

die Musik: Musiktheorie und Tonarten

die Astronomie: die Lehre von den Himmelskörpern

Luther studierte sehr intensiv, Neigungen zur Faulheit und zum lockeren Leben hat er nicht gekannt. Davor hat ihn zeit seines Lebens die Erziehung im Elternhaus und in der Schule bewahrt. In dieser Zeit befasste er sich vorrangig mit der Philosophie des Aristoteles, dessen Schriften zur Politik und Ökonomie wie dessen Nikomachische Ethik er durchgearbeitet hat. Natürlich alles in lateinischer Übersetzung, da er noch nicht griechisch konnte. Dazu kamen Werke anderer antiker Autoren. Die griechische Klassik hat er also als Bildungsgut gekannt wie er auch die Theologie der mittelalterlichen Scholastik von den Quellen her beherrscht hat. In Erfurt las er vor allem Wilhelm von Ockham (1285 –1349).

Jeder Student verfügte über ein akademisches Grundwissen, bevor er sich dann spezialisieren konnte. So auch bei Luther. Man kann davon ausgehen – es sei noch einmal betont –, dass Luther den damaligen traditionellen, den zeitgenössischen Wissensstand und die aktuellen Kontroversen in der Philosophie und in der Theologie gekannt hat. 1502 legte er nach drei Semestern die Prüfung zum Baccalaureus ab. Erstaunlich nun dürfte sein, dass Luther als zwanzigjähriger Student zum ersten Mal in einer Erfurter Bibliothek eine vollständige Bibel in der Hand gehabt hat. Er berichtet 1538:

„Vor dreißig Jahren las niemand die Bibel, und sie war allen unbekannt. Die Propheten waren unbekannt und unverständlich. Zum Beispiel: Ich hatte, als ich zwanzig Jahre alt war, noch keine Bibel gesehen. Ich war der Ansicht, es gebe kein Evangelium bzw. keine Epistel außer den in den Sonntagspostillen geschriebenen. Endlich fand ich in der Bibliothek eine Bibel.“ (Fausel 1, 26)

Und in einer anderen Tischrede berichtete er:

„Als junger Mann habe ich zu Erfurt in der Universitätsbibliothek eine Bibel gesehen und einen Abschnitt aus den Samuelbüchern gelesen. Aber die Glocke rief mich zur Vorlesung. Ich war sehr darauf erpicht, das ganze Buch zu lesen. Aber damals gab es keine Gelegenheit mehr. Doch als ich ins Kloster eintrat und alles hinter mir ließ, an mir selbst verzweifelt, habe ich aufs Neue eine Bibel verlangt. Die Brüder gaben mir eine, und ich las sie sorgfältig durch und prägte sie dem Gedächtnis ein, auch wenn sie nicht genau war. Als ich das Mönchsgelübde ablegte, nahmen sie sie mir wieder fort und gaben mir sophistische Bücher. Doch sooft ich Zeit hatte, zog ich mich in die Bibliothek zurück und nahm Zuflucht bei der Bibel. Und im Kloster habe ich gelegentlich darüber disputiert.“ (Henkys, 22)