Wächterin des Blutes - Alexandra Ivy - E-Book
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Wächterin des Blutes E-Book

Alexandra Ivy

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Beschreibung

Er würde alles tun, um sie für sich zu gewinnen. Doch sie will nur eins: Rache

Als Salvatore, der König der Werwölfe, der schönen Harley begegnet, fühlt er eine nie gekannte Leidenschaft. Mehr als alles andere will er sie für sich erobern und mit ihr, einer der letzten Werwölfinnen reinen Blutes, den Fortbestand seiner Art sichern. Doch Harley würde eher sterben als sich mit Salvatore einzulassen — denn er ist es, der das Verderben über ihre Familie gebracht hat, ihn wird sie bis zum letzten Atemzug bekämpfen. Und sie weiß, dass sie seiner verstörenden Anziehungskraft auf keinen Fall erliegen darf …

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Seitenzahl: 501

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Alexandra Ivy | Wächterin des Blutes

Über dieses Buch

Werwolfkönig Salvatore sucht verzweifelt nach einem Weg, sein vom Aussterben bedrohtes Volk zu retten. Als er auf die reinrassige Harley trifft, verliebt er sich unsterblich in sie. Womit er allerdings nicht rechnet, ist, dass die schöne Werwölfin ihn zu ihrem Todfeind erklärt hat. Doch als Salvatores einstiger Konkurrent Briggs, der im Kampf starb, unerwartet von den Toten zurückkehrt, ist Harley gezwungen, sich mit dem Werwolfkönig zusammenzutun. Briggs will das Portal zur Unterwelt öffnen, und nur die mächtigsten Geschöpfe der Nacht können ihn aufhalten. Auf der gefährlichen Mission lernt Harley ihre totgeglaubte Schwester Darcy, den Vampirkönig Styx und den Gargylen Levet kennen – und auch dem attraktiven Salvatore kommt sie wider Willen gefährlich nahe.

Über die Autorin

Als Alexandra Ivy veröffentlicht die bekannte Regency-Liebesroman-Autorin Deborah Raleigh ihre Vampirromane. Sie begann ihre Schreibkarriere als Autorin von Drehbüchern, wendete sich aber bald dem Liebesroman zu. Heute hat Deborah Raleigh über dreißig erfolgreiche Romane publiziert. Sie ist Mutter von zwei Kindern und lebt mit ihrer Familie in Missouri. Unter dem Pseudonym Alexandra Ivy sind im Diana Verlag bislang erschienen: Der Nacht ergeben, Der Kuss des Blutes, Nur ein einziger Biss, Im Bann der Nacht und Im Rausch der Dunkelheit. Wächterin des Blutes ist der sechste Band der erfolgreichen Guardians of Eternity-Reihe.

Alexandra Ivy

WÄCHTERIN

DES BLUTES

Roman

Aus dem Englischen von Kim Kerry

Impressum

Die Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel

Beyond theDarkness (Guardians of Eternity, Book VI)

bei ZEBRA Books, Kensington Publishing Corp., New York

Deutsche Erstausgabe 11/2011

Copyright © 2010 by Debbie Raleigh

Published by Arrangement with Kensington Publishing Corp.,

New York, NY, USA

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2011 by

Diana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Redaktion | Vera Serafin

Herstellung | Helga Schörnig

Satz | Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich

Alle Rechte vorbehalten

978-3-641-06429-7

www.diana-verlag.de

KAPITEL 1

Es war nicht gerade sein bester Tag, das musste Salvatore Giuliani, der mächtige König der Werwölfe, zugeben.

Tatsächlich sah es sogar ganz so aus, als würde er richtig beschissen werden.

Es war schlimm genug, das Bewusstsein wiederzuerlangen und festzustellen, dass man sich ausgestreckt daliegend in einem dunklen, widerwärtigen Tunnel befand, der einem den Gucci-Anzug ruinierte, ohne eine klare Erinnerung daran zu haben, wie man an diesen Ort gelangt war.

Aber wenn man dann die Augen öffnete und mithilfe seiner perfekten Nachtsicht einen neunzig Zentimeter großen Gargylen mit Stummelhörnern, einem hässlichen grauen Gesicht und zarten Flügeln in blauen, goldenen und roten Farbtönen entdeckte, der über einem schwebte, dann reichte das absolut aus, einem die ohnehin schon abgrundtief schlechte Laune vollends zu versauen.

»Aufwachen«, zischte Levet. Er sprach mit einem auffälligen französischen Akzent, und seine Flügel flatterten vor Angst. »Aufwachen, du räudiger Hund!«

»Wenn du mich noch einmal Hund nennst, werde ich dich schon sehr bald zu Kies zerhacken und meine Auffahrt damit bestreuen, das versichere ich dir«, knurrte Salvatore. Sein Kopf pochte im Takt seines Herzschlags.

Was zum Teufel war nur geschehen?

Das Letzte, woran er sich erinnerte, war, dass er in einer abgelegenen Blockhütte nördlich von St. Louis gewesen war, um sich mit Duncan zu treffen, einer Wolfstöle, die ihm Informationen über seinen verräterischen Rudelführer versprochen hatte.

Und dann war er aufgewacht, und Levet schwirrte über ihm wie ein übergroßer, äußerst hässlicher Schmetterling.

Allmächtiger Gott. Sobald Salvatore aus diesem Tunnel herauskam, würde er Jagr aufspüren und ihm das Herz herausschneiden, weil er ihm Levet, diesen lästigen Gargylen, aufgehalst hatte. Dieser verdammte Vampir.

»Du wirst gar nichts tun, solange du nicht aufstehst und dich in Bewegung setzt«, ermahnte ihn Levet. »Komm in die Gänge, König der Schnecken.«

Ohne auf den zermürbenden Schmerz in seinen Gelenken zu achten, erhob sich Salvatore und strich sein schulterlanges rabenschwarzes Haar zurück. Er machte sich nicht die Mühe, den Schmutz von seinem Seidenanzug zu klopfen. Dieser würde ins nächste Feuer wandern.

Zusammen mit dem Gargylen.

»Wo sind wir?«

»In irgendeinem scheußlichen Tunnel.«

»Was für eine hervorragende Schlussfolgerung. Was würde ich nur ohne dich anfangen?«

»Hör mal, Cujo, alles, was ich noch weiß, ist, dass wir uns in dem einen Moment mit einem äußerst toten Duncan in der Blockhütte befanden und dass mich im nächsten eine wunderschöne Frau, allerdings mit très schlechten Manieren, grob auf den Kopf fallen ließ.« Merkwürdigerweise rieb sich der Gargyle nun sein Hinterteil statt seines Kopfes. Allerdings war sein Schädel viel zu dick, als dass er einen Schaden davongetragen haben könnte. »Diese Frau hat Glück, dass ich sie nicht in einen Biber verwandelt habe.«

»Es muss ein Zauber gewesen sein. War die Frau eine Hexe?«

»Non. Eine Dämonin, aber …«

»Was?«

»Sie ist ein Mischling.«

Salvatore zuckte mit den Achseln. Es war in der Dämonenwelt nicht weiter ungewöhnlich, sich untereinander zu vermehren.

»Das ist doch nichts Besonderes.«

»Ihre Macht allerdings schon.«

Salvatore runzelte die Stirn. Er mochte ja das Bedürfnis verspüren, den Gargylen zu erdrosseln, aber dieser winzige Dämon verfügte über die besondere Begabung, Magie zu spüren – eine Fähigkeit, die Salvatore nicht besaß.

»Welche Macht?«

»Dschinn.«

Salvatore überlief ein kalter Schauder, und er ließ den Blick rasch durch den Tunnel schweifen. Er konnte spüren, dass sich aus der Ferne seine Wolfstölen und ein Vampir näherten. Die Kavallerie eilte zu seiner Rettung herbei. Seine Aufmerksamkeit war jedoch ganz auf die Suche nach einem Lebenszeichen der Dschinn gerichtet.

Vollblütige Dschinnen waren grausame, unberechenbare Wesen, die die Natur manipulieren konnten. Sie waren imstande, Blitze herbeizubeschwören, den Wind in eine tödliche Kraft zu verwandeln und eine ganze Stadt mit einem Erdbeben dem Erdboden gleichzumachen. Außerdem konnten sie sich in Luft auflösen.

Glücklicherweise zeigten sie nur selten Interesse an der Welt und zogen die Isolation vor.

Mischlinge hingegen …

Er erzitterte. Sie mochten vielleicht nicht die Macht eines vollständigen Dschinns besitzen, aber ihre Unfähigkeit, ihre unbeständige Energie zu kontrollieren, machte sie nur noch gefährlicher.

»Dschinnen wurde es untersagt, sich mit anderen Dämonen fortzupflanzen.«

Levet schnaubte verächtlich. »Auf dieser Welt sind viele Dinge verboten.«

»Das muss der Kommission berichtet werden«, entgegnete Salvatore. Damit meinte er die geheimnisvollen Orakel, welche die oberste Instanz der Dämonenwelt bildeten. Er griff in seine Hosentasche, wurde aber nicht fündig. »Cristo.«

»Was gibt es?«

»Mein Mobiltelefon ist verschwunden.«

»Schön.« Levet warf die Hände in die Luft. »Wir werden ein Memo schicken. Zuallererst aber müssen wir diesen Tunnel verlassen.«

»Entspann dich, Gargyle. Hilfe ist unterwegs.«

Mit gerunzelter Stirn witterte Levet in der Luft. »Deine Wolfstölen.«

»Und ein Blutsauger.«

Levet witterte erneut. »Tane.«

Salvatore, der Jagr erwartet hatte, zog die Brauen zusammen. Ein Vampir war so schlecht wie der andere, aber Tanes Ruf, zuerst zu töten und erst später Fragen zu stellen, war für einen Werwolf nicht gerade herzerwärmend.

»Der Charon?«, fragte er. Charons waren Assassinen, die abtrünnige Vampire jagten. Gott wusste, was sie mit niederen Dämonen anfingen. Und nach Ansicht der Vampire war jeder andere Dämon niederer.

»Ein arroganter, herablassender Handleuchter«, murmelte Levet.

Salvatore rollte mit den Augen. »Armleuchter, du Gipskopf, nicht Handleuchter.«

Levet machte eine verächtliche Handbewegung. »Meine Theorie besagt: Je größer der Dämon, desto größer seine Eitelkeit und desto kleiner sein …«

»Fahrt nur fort, Gargyle«, hallte eine kalte Stimme durch die Dunkelheit, und im Tunnel wurde es abrupt eiskalt. »Ich finde Eure Theorie faszinierend.«

»Iiih!«

Mit flatternden Flügeln sauste Levet hinter Salvatore. Als sei er so dumm zu denken, Salvatore würde ihn vor dem sicheren Tod bewahren.

»Dio, verschwinde, du Quälgeist«, knurrte Salvatore und schlug nach dem Gargylen, während sich sein konzentrierter Blick auf den Vampir richtete, der um die Ecke des Tunnels bog.

Er war diese Aufmerksamkeit durchaus wert.

Obwohl er nicht so groß war wie viele seiner Brüder, verfügte er über gefährlich viele Muskeln und die goldene Haut seiner polynesischen Vorfahren sowie über dichtes schwarzes Haar, das an den Seiten zu einem Irokesenschnitt abrasiert war, wobei die langen Haare in der Mitte ihm bis über die Schultern fielen. Sein Gesicht war das eines Raubtieres, schmal und hart, mit leicht schräg gestellten honigfarbenen Augen. Im Augenblick trug er nicht mehr als Khakishorts. Ganz offensichtlich teilte er nicht Salvatores Vorliebe für Designerkleidung.

Allerdings sorgte auch der große Dolch, den er in den Händen hielt, dafür, dass niemand seinen Modegeschmack in Zweifel zog – jedenfalls nicht, wenn er weiterleben wollte.

Schritte waren zu hören, und vier von Salvatores Wolfstölen kamen zum Vorschein. Die größte von ihnen eilte auf Salvatore zu, fiel auf die Knie und drückte den kahlen Kopf zu seinen Füßen auf den Boden.

»Mylord, seid Ihr verletzt?«, erkundigte sich Fess.

»Nur mein Stolz.« Salvatore wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Vampir zu, während Fess sich erhob und neben ihn trat. »Ich erinnere mich an nichts, was geschehen ist, nachdem ich die Blockhütte betreten und Duncan tot vorgefunden habe. Nein, einen Moment. Da war eine Stimme zu hören, und dann …« Er schüttelte verärgert den Kopf, als sein Gedächtnis ihn im Stich ließ. »Verdammt. Seid Ihr uns gefolgt?«

Tane streichelte geistesabwesend den Griff seines Dolches. »Als wir die Blockhütte leer vorfanden, nahm Jagr an, Ihr wäret in Schwierigkeiten. Da Eure ahnungslose Mannschaft nicht imstande zu sein schien, auch nur einen einzigen zusammenhängenden Gedanken zu fassen, stimmte ich zu, mich auf die Suche nach Euch zu machen.«

Das überraschte nicht weiter. Im Gegensatz zu Rassewölfen, die von Vollwerwölfen abstammten, handelte es sich bei den Wolfstölen um Menschen, die gebissen worden waren und sich in Werwölfe verwandelt hatten. Fess und die anderen Wolfstölen waren ausgezeichnete Killer. Aus diesem Grund hielt er sie sich auch als Wächter. Was ihre Intelligenz anging … nun, das Denken übernahm er für sie. So ließen sich alle möglichen Komplikationen vermeiden.

»Was ist mit unseren Entführern geschehen?«

»Wir kamen Euch in der letzten halben Stunde immer näher.« Tane zuckte mit den Schultern. »Offensichtlich zogen sie es vor zu fliehen, anstatt ihre Geiseln zu behalten.«

»Ihr habt sie kein einziges Mal zu Gesicht bekommen?«

»Nein. Eine Wolfstöle entkam etwa einen Kilometer vor unserer Ankunft durch einen Seitengang, und die Dämonin löste sich in Luft auf.« Frustration blitzte in den Honigaugen auf. Salvatore konnte das nachempfinden. Er wartete selbst ebenfalls ungeduldig auf ein wenig Blut und Gewalt. »Es gibt nur einige wenige Dämonen, die imstande sind, sich einfach in Luft aufzulösen.«

»Der Gargyle glaubt, es sei ein Dschinnmischling.«

»He, der Gargyle hat auch einen Namen!« Levet trat hinter Salvatore hervor und stemmte die Hände in die Hüften. »Und ich glaube das nicht, sondern ich weiß es.«

Tane kniff die Augen zusammen. »Wie könnt Ihr Euch so sicher sein?«

»Vor einigen Jahrhunderten hatte ich eine kleine Auseinandersetzung mit einem Dschinn. Er riss mir einen meiner Flügel aus. Es dauerte Jahre, bis er nachgewachsen war.«

Tane zeigte sich außerordentlich unbeeindruckt. »Inwiefern ist das erwähnenswert?«

»Bevor die Dämonin mich fallen ließ und verschwand, hinterließ sie ein kleines Geschenk.« Levet drehte sich um, auf seinem Hinterteil prangte ein perfekt geformter Handabdruck. Salvatores Gelächter hallte laut durch den Tunnel, und der Gargyle wandte sich um, um ihn verletzt anzufunkeln. »Das ist nicht lustig.«

»Das beweist jedoch nicht, dass es eine Dschinn war«, wandte Tane ein, dessen Lippen ebenfalls amüsiert zuckten.

»Von einem Blitzschlag getroffen zu werden ist kein Gefühl, das man leicht vergisst.«

Tane blickte instinktiv über seine Schulter. Kein Dämon, der bei Verstand war, wollte, dass ein Dschinn seinen Weg kreuzte.

»Woher wollt Ihr wissen, dass es keine vollblütige Dschinn ist?«

Levet schnitt eine Grimasse. »Ich bin noch am Leben.«

Der Vampir wandte sich Salvatore zu. »Die Kommission muss gewarnt werden.«

»Dem stimme ich zu.«

»Dies ist eine Angelegenheit der Werwölfe. Es ist Eure Pflicht.«

»Ich darf die Fährte der Wolfstöle nicht verlieren«, betonte Salvatore entschlossen. Ah. Es gab nichts Besseres, als die Oberhand über einen Blutsauger zu gewinnen. »Es hat sich gezeigt, dass dieser Kerl eine Gefahr darstellt, nicht nur für die Werwölfe. Ich bin mir sicher, die Kommission würde zustimmen, dass es meine Pflicht ist, den Verrätern ein Ende zu setzen.«

Ein eiskalter Luftzug strömte durch den Tunnel. Salvatore lächelte und setzte seine eigene Energie frei, um der Kälte eine prickelnde Hitze entgegenzusetzen.

Die Wolfstölen traten unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Sie reagierten auf das Machtspiel zwischen den beiden gefährlichen Feinden. Salvatore wandte den Blick zu keiner Zeit von Tane ab. Nur wenige Werwölfe konnten einen Vampir besiegen, doch Salvatore war nicht einfach nur ein Werwolf. Er war der König. Und er würde vor keinem Dämon einen Rückzieher machen.

Schließlich fletschte Tane die Zähne und trat einen Schritt zurück. Salvatore konnte nur vermuten, dass der Vampir die Order hatte, das Blutvergießen möglichst gering zu halten.

»Ich werde das nicht vergessen, Hund«, warnte ihn Tane, drehte auf dem Absatz um und verschwand schweigend durch den Gang.

»Fahr zur Hölle, Blutsauger.«

Nachdem Salvatore gewartet hatte, bis er überzeugt war, dass der Vampir es sich nicht noch einmal anders überlegte und zurückkehrte, um ihm die Kehle rauszureißen, wandte er sich seinen geduldig dastehenden Wolfstölen zu. Er musste feststellen, dass sie gegen den Drang ankämpften, sich zu verwandeln.

Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Als Rassewolf verfügte er über die Fähigkeit, seine Verwandlungen zu kontrollieren, es sei denn, es herrschte Vollmond. Wolfstölen dagegen waren hilflos ihren Emotionen ausgeliefert.

Schließlich gewann Fess mit einem Schauder die Kontrolle über sich zurück und holte tief Luft.

»Was nun?«

Salvatore zögerte nicht. »Wir folgen der Wolfstöle.«

Fess ballte seine fleischigen Hände zu Fäusten. »Das ist zu gefährlich. Die Dschinn …« Mit einem schrillen Schrei brach er ab, als Salvatores Macht erneut zum Vorschein kam und ihn wie ein Peitschenhieb traf.

»Fess, wie oft habe ich es dir schon gesagt? Wenn ich deine Meinung hören will, werde ich danach fragen«, sprach Salvatore gedehnt.

Die Wolfstöle senkte den Kopf. »Vergebt mir, Mylord.«

»Der schwachköpfige Duckmäuser hat nicht vollkommen Unrecht.« Levet watschelte auf Salvatore zu, sein langer Schwanz zuckte. »Wahrscheinlich war es die Dämonin, die Duncan getötet und uns beide k. o. geschlagen hat.«

»Niemand bittet dich, uns Gesellschaft zu leisten, Gargyle«, knurrte Salvatore.

»Sacrebleu. Ich werde nicht allein in diesen Tunneln zurückbleiben.«

»Dann folge dem Vampir.«

Der verdammte Gargyle weigerte sich nachzugeben, eine verschmitzte Belustigung bildete sich in den grauen Augen.

»Darcy wäre nicht erfreut, wenn mir etwas zustieße. Und wenn Darcy nicht glücklich ist, dann ist es Styx auch nicht.«

Salvatore bleckte die Zähne. Darcy war eine der Rassewölfinnen, nach denen er die vergangenen dreißig Jahre gesucht hatte, und obwohl er sie nicht im Geringsten fürchtete, hatte sie sich kürzlich mit dem König der Vampire verbunden.

Und Styx fürchtete er sehr wohl.

Er war doch nicht dumm.

Salvatore murmelte einen Fluch und ging durch den Tunnel voraus, wobei sich seine ohnehin schon schlechte Laune in eine äußerst üble verwandelte.

»Wenn du mir in die Quere kommst, werde ich dich in Stücke reißen und den Geiern zum Fraß vorwerfen. Verstanden, Gargyle?«

Salvatore spürte, wie seine Wolfstölen sich ihm anschlossen. Levet bildete die Nachhut.

»Räudige Hunde können mein Hinterteil knutschen«, murmelte der Gargyle.

»Ein Dschinn ist nicht das einzige Wesen, das in der Lage ist, Flügel auszureißen«, warnte ihn Salvatore.

Eine gesegnete Stille erfüllte den dunklen Tunnel. Als Salvatore nun endlich imstande war, sich auf die schwache Fährte der Wolfstöle zu konzentrieren, beschleunigte er seine Schritte.

Es waren Momente wie diese, in denen er es bedauerte, Italien verlassen zu haben.

In seinem eleganten Versteck in der Nähe Roms hatte es niemand gewagt, ihn anders zu behandeln als es ihm gebührte, wie den Herrscher des Universums. Sein Wort war Gesetz, und seine Untergebenen stritten sich darum, seine Befehle ausführen zu dürfen. Und das Beste war, dass es dort keine dreckigen Vampire oder verkümmerten Gargylen gab.

Unglücklicherweise hatte er in dieser Angelegenheit keine andere Wahl.

Die Werwölfe starben allmählich aus. Rassewölfinnen konnten nicht länger ihre Verwandlungen während der Schwangerschaften kontrollieren und verloren inzwischen häufiger ihre Babys vor der Geburt. Selbst der Biss von Werwölfen verlor seine Wirksamkeit. Schon seit Jahren hatten sie keine neue Wolfstöle mehr geschaffen.

Salvatore musste handeln. Nach Jahren der Forschung war es seinen äußerst teuren Wissenschaftlern gelungen, die DNS von vier reinrassigen Werwolfsäuglingen so zu verändern, dass sie sich nicht mehr verwandeln konnten.

Sie waren ein Wunder. Geboren, um die Werwölfe zu retten.

Bis sie aus dem Kinderzimmer geraubt worden waren.

Ein Knurren entfuhr seiner Kehle. Selbst nach dreißig Jahren war sein Ärger immer noch groß. Er hatte viel zu viel Zeit damit verschwendet, überall in Europa zu suchen, bevor er schließlich nach Amerika gereist war und es geschafft hatte, zwei der Rassewölfinnen zu finden. Unglücklicherweise befand sich Darcy in Styx’ Gewalt, während Regan sich als unfruchtbar erwiesen hatte.

Allerdings war es ihm gelungen, während seines Aufenthaltes in Hannibal herauszufinden, dass die Säuglinge sich zu irgendeiner Zeit in Caines Gewalt befunden hatten. Dabei handelte es sich um eine Wolfstöle mit Todeswunsch, die davon überzeugt gewesen war, imstande zu sein, das Blut der Rassewölfinnen dazu nutzen zu können, gewöhnliche Wolfstölen in Rassewölfe zu verwandeln. Dieser Dummkopf.

Salvatore hatte in einer Blockhütte auf einen Angehörigen von Caines Rudel gewartet, der versprochen hatte, ihm den Aufenthaltsort des Verräters zu offenbaren, doch dann waren er und Levet bewusstlos geschlagen und entführt worden.

Es musste Caine gewesen sein, der ihn angegriffen hatte.

Und nun hinterließ dieser Bastard eine Spur, die direkt zu seinem Versteck führte.

Ein Lächeln kräuselte Salvatores Lippen. Er hatte die Absicht, es zu genießen, wenn er dem Verräter die Kehle herausriss.

Fast eine halbe Stunde verging, während Salvatore sich einen Weg durch den gewundenen Gang bahnte. Seine Schritte wurden langsamer, und er legte den Kopf in den Nacken, um zu wittern.

Der Geruch der Wolfstöle erreichte ihn immer noch, doch nun begann er, in der Ferne auch andere Wolfstölen wahrzunehmen … und eine Rassewölfin.

Salvatore blieb stehen und genoss das reichhaltige Vanillearoma, das seine Sinne erfüllte.

Er liebte den Duft der Frauen. Verdammt, er liebte Frauen.

Aber dies war anders.

Es war berauschend.

»Cristo«, keuchte er. Sein Blut strömte drangvoll durch seinen Körper, und eine sonderbare Anspannung überkam ihn und entzog ihm allmählich die Kraft.

Fast so, als ob …

Nein. Das war nicht möglich.

Es hatte seit Jahrhunderten keine wahre Werwolfverbindung mehr gegeben.

»Wolfstölen.« Levet trat neben ihn. »Und eine Rassewölfin.«

»Sì«, murmelte Salvatore geistesabwesend.

»Meinst du, es ist eine Falle?«

Salvatore unterdrückte ein grimmiges Lachen. Verdammt, er hoffte, es wäre wirklich eine Falle. Die Alternative würde jeden intelligenten Werwolf dazu bringen, heulend durch die Nacht zu ziehen.

»Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.«

Er setzte sich wieder in Bewegung, denn er spürte, dass das Ende des Tunnels nur wenige Meter vor ihnen lag.

»Salvatore?« Levet zog an seiner Hose.

Salvatore schüttelte ihn ab. »Was?«

»Du riechst irgendwie merkwürdig. Mon Dieu, bist du …«

Blitzschnell packte Salvatore den Gargylen an einem Stummelhorn und riss ihn hoch, um wütend das hässliche Gesicht anzufunkeln.

Bis zu diesem Augenblick hatte er den moschusartigen Geruch nicht bemerkt, der seiner Haut anhaftete.

Merda.

»Noch ein weiteres Wort, und du verlierst deine Zunge«, knurrte er.

»Aber …«

»Mach mich nicht an!«

»Ich mache dich an?« Der Gargyle kräuselte seine Lippen zu einem spöttischen Lächeln. »Wer hätte gedacht, dass ich dir gefalle?«

Fess erschien neben Salvatore, unterdrückte aber das Bedürfnis, dem Gargylen den Kopf abzureißen.

Zu schade.

»Mylord?«, fragte die Wolfstöle, die dicke Stirn gerunzelt.

»Nimm Max und die anderen Wolfstölen als Nachhut, und haltet Wache. Ich will nicht, dass sich irgendjemand an uns heranschleicht«, befahl Salvatore.

Es war unwahrscheinlich, dass die Wolfstöle Salvatores beunruhigende Reaktion auf den Duft der Frau erkannte. Fess war noch nicht einmal verwandelt gewesen, als sich die letzte Paarung ereignet hatte. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass er dumm wie Bohnenstroh war. Aber der lästige Gargyle war sicherlich dazu imstande, die Katze aus dem Sack zu lassen.

Während Salvatore darauf wartete, dass die Wolfstölen sich widerstrebend zurückzogen, schüttelte er Levet einmal kräftig und ließ ihn dann zu Boden fallen.

»Kein Wort mehr!«

Der Gargyle fand sein Gleichgewicht wieder und warf einen Blick nach oben zur Decke des Tunnels. Seine Flügel flatterten, und sein Schwanz zuckte.

»Äh, eigentlich habe ich noch vier Worte«, murmelte er. Dann schoss er ohne Vorwarnung auf Salvatore zu, prallte direkt gegen ihn und schleuderte ihn nach hinten. »Der Tunnel stürzt ein!«

Salvatore, für einen Moment sprachlos, beobachtete entsetzt, wie die niedrige Decke abrupt nachgab und eine Lawine aus Erde und Stein im Tunnel niedergehen ließ.

Durch Levets rasches Handeln war er dem schlimmsten Teil des Erdrutsches entgangen, aber als er sich erhob, war er nicht in der Stimmung für Dankbarkeit. Es war schwer zu glauben, dass sein grauenhafter Tag soeben noch schlimmer geworden war.

Er ging auf die Mauer aus Schutt zu, die den Tunnel abriegelte, und tastete mit seinen Sinnen nach seinen Wolfstölen.

»Fess?«, brüllte er.

Eine Staubwolke lag in der Luft, Levet hustete. »Sind sie …?«

»Sie sind verletzt, aber am Leben«, antwortete Salvatore. Er konnte die Herzschläge seines Rudels wahrnehmen, das im Augenblick bewusstlos war. »Können wir uns zu ihnen durchgraben?«

»Das würde Stunden dauern, und wir riskieren, dass noch ein Teil einstürzt.«

Natürlich. Weshalb zum Teufel sollte es auch einfach sein?

»Verdammt.«

Der Gargyle schüttelte die Erde von seinen Flügeln ab. »Der Tunnel hinter ihnen ist frei. Sobald sie sich erholen, sollten sie in der Lage sein, einen Weg nach draußen zu finden.«

Er hatte recht. Fess mochte zwar ein Gehirn in Walnussgröße besitzen, doch er war so hartnäckig wie ein Pitbull. Sobald er bemerkte, dass er Salvatore nicht erreichen konnte, würde er die anderen zurück zur Blockhütte führen und auf dem Landweg zurückkehren, um sie auszugraben.

Unglücklicherweise würde das Stunden dauern.

Salvatore wandte sich um und warf einen Blick auf die Steinmauer, die das Ende des Tunnels kennzeichnete.

Welchen Ausgang die Wolfstöle auch genommen hatte, um aus dem Tunnel hinauszugelangen – er war nun unter den Trümmern begraben.

»Leider kann ich das nicht von uns behaupten«, murmelte er.

»Bah.« Unverhohlen den kleinen Teil der Decke missachtend, der ihnen noch nicht auf den Kopf gefallen war, erklomm Levet vorsichtig die Seitenwand des Tunnels. »Ich bin ein Gargyle.«

Salvatore sog scharf die Luft ein. Es würde ihn nicht töten, wenn ihm eine Tonne Stein und Erde auf den Kopf fiele. Aber gemeinsam mit Levet lebendig begraben zu sein … das wäre das Ende. Und wenn er sich mit den bloßen Händen sein eigenes Herz herausreißen müsste.

»Ich bin mir schmerzhaft dessen bewusst, wer und was du bist.«

»Ich kann die Nacht riechen.« Levet hielt inne und blickte über seine Schulter. »Kommst du nun oder nicht?«

Da er keine andere Wahl hatte, kletterte Salvatore ungeschickt hinter dem Gargylen her. Sein Stolz war ebenso ramponiert wie seine italienischen Lederschuhe.

»Du verdammter Steinbrocken«, keuchte er. »Jagr soll in der Hölle brennen, weil er dich mir aufgehalst hat.«

Levet hätte Salvatores Nase ganz knapp einen Schlag mit seinem Schwanz versetzt. Er setzte seinen Weg nach oben fort und witterte. Er hielt einen Moment an, als er den Rand der Decke erreichte, und prüfte mit den Händen den scheinbar glatten Stein. Dann drückte er unvermittelt dagegen und öffnete so die zuvor geschickt verborgene Tür.

Levet verschwand durch die schmale Öffnung, woraufhin ihm Salvatore schnell nachfolgte, indem er nach dem Rand des Loches griff und sich aus dem Tunnel zog. Er kroch durch das vom Tau durchfeuchtete Gras von der Öffnung fort, bevor er sich schließlich erhob und die frische Luft einsog.

Werwölfe waren anders als die meisten Dämonen, die es genossen, sich jahrhundertelang in feuchtkalten, schimmeligen Höhlen zu verstecken. Ein Werwolf benötigte Platz, um zu laufen und zu jagen.

Erzitternd musterte Salvatore die dichten Bäume, die ihn umgaben, und tastete mit den Sinnen umher, um sich zu vergewissern, dass keine unmittelbare Gefahr bestand.

»Voilà!« Mit flatternden Flügeln und einem selbstgefälligen Ausdruck im Gesicht landete Levet direkt vor ihm. »Schieb es dir ins Ohr, o Ungläubiger. He … wohin gehst du?«

Salvatore eilte an der lästigen Nervensäge vorbei und bahnte sich seinen Weg durch die Bäume.

»Eine Wolfstöle töten.«

»Warte, wir können nicht allein gehen!«, protestierte Levet, und er musste sich sehr beeilen, um mit seinen winzigen Beinchen Schritt mit Salvatore zu halten. »Außerdem ist es beinahe Morgen.«

»Ich will nur sein Versteck finden, bevor es ihm gelingt, seine Spur zu verwischen. Ich werde sie nicht noch einmal verlieren.«

»Und das ist alles? Du versprichst mir, nichts Dummes zu tun, bis wir Überstützung haben?«

»Unterstützung, du Dummkopf.« Der süße Vanilleduft nahm Salvatores Sinne gefangen, trübte seinen Verstand und raubte ihm allmählich seine Kraft. »Nun sei still.«

Auf den ersten Blick wirkte Harley einer Barbiepuppe wie aus dem Gesicht geschnitten.

Sie war kaum größer als einen Meter fünfzig, schlank, ihr herzförmiges Gesicht war fein geschnitten, sie besaß große haselnussbraune Augen mit dichten Wimpern, und ihr goldblondes Haar, das ihr über die Schultern fiel, ließ sie wie einen zerbrechlichen Engel wirken. Sie war dreißig Jahre alt, sah jedoch weitaus jünger aus.

Allerdings bezahlte jeder, der dumm genug war, sie als harmlos abzutun, dies normalerweise mit Verletzungen.

Oder mit dem Leben.

Sie war nicht nur eine reinrassige Werwölfin, sondern sie praktizierte Kampftraining auf einem Niveau, um das die Navy SEALs sie beneiden würden.

Sie trainierte gerade in der erstklassig ausgestatteten Sporthalle, als Caine in das riesige Haus im Kolonialstil zurückkehrte. Sie hob weiterhin die Gewichte, unter denen die meisten Männer zusammengebrochen wären, während sie geistesabwesend seiner verbitterten Tirade über die Unfähigkeit seines Wolfstölenrudels und die Ungerechtigkeit einer Welt, in der ein Salvatore Giuliani, König der Werwölfe, existierte, zuhörte.

Schließlich nahm Harley einen ordentlichen Schluck von ihrem Mineralwasser und wischte sich den Schweiß ab, mit dem ihr Gesicht bedeckt war. Sie warf einen kurzen Blick auf Caine, der lässig an der gegenüberliegenden Wand lehnte. Seine Jeans und sein T-Shirt waren dreckig und sein kurzes blondes Haar zerzaust. Allerdings tat sein ungepflegtes Erscheinungsbild seinem guten Aussehen keinen Abbruch. Selbst unter den Neonleuchten, die jeden aussehen ließen wie den Tod auf Urlaub, leuchtete seine gebräunte Haut in einem satten Bronzeton, und seine blauen Augen schimmerten wie die edelsten Saphire.

Er war sehr attraktiv. Und er wusste es.

Das nervte.

Harley verzog den Mund. Ihre Beziehung zu Caine war kompliziert.

Diese Wolfstöle war ihr Hüter gewesen, seit sie ein Baby gewesen war, aber obwohl der Mann sie beschützt und ihr erheblichen Luxus geboten hatte, hatte sie ihm nie wirklich vertraut.

Und dieses Gefühl beruhte durchaus auf Gegenseitigkeit.

Caine erlaubte ihr zwar, in scheinbarer Freiheit durch das Haus und die umliegenden Ländereien zu streifen, sie stand jedoch unter ständiger Beobachtung. Und Gott wusste, sie bekam nie die Erlaubnis, sich ohne zwei oder drei von Caines Lieblingswolfstölen vom Anwesen zu entfernen. Caine behauptete, besorgt um ihre Sicherheit zu sein, aber Harley war nicht dumm. Sie wusste, dass seine Motive wesentlich selbstsüchtiger waren.

Es mochte ja verlockend sein, ihrem goldenen Käfig zu entkommen, wäre da nicht das Wissen, dass ein einsamer Wolf, selbst ein Rassewolf, nur selten überlebte. Werwölfe waren von Natur aus Raubtiere, und es gab alle möglichen Dämonen, die darauf erpicht waren, die Welt von einem Werwolf zu befreien, wenn sie ihn ohne den Schutz eines Rudels erwischten.

Außerdem war da immer die Angst, dass sich da draußen irgendwo der König der Werwölfe herumtrieb, der bestrebt war, sie zu töten, wie er es schon mit ihren drei Schwestern gemacht hatte. Caine war ja vielleicht entschlossen, sie zu seinen eigenen Zwecken zu benutzen, aber zumindest bedeuteten diese Zwecke, dass er sie am Leben lassen musste.

Harley legte das Handtuch beiseite und warf ihrem Gegenüber ein spöttisches Lächeln zu.

»Mal sehen, ob ich das richtig kapiert habe. Du bist nach Hannibal gegangen, weil Sadie irgendein geheimnisvolles Chaos angerichtet hat, das du beseitigen musstest, und während du dort warst, bist du zu dem brillanten Entschluss gekommen, den König der Werwölfe zu kidnappen, nur um ihn wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen, als du fast von einem Vampir und einem Wolfstölenrudel erwischt worden wärst?«

Caine stieß sich von der Wand ab und ging mit geschmeidigen Bewegungen auf sie zu. Sein Blick glitt über ihre engen Lycrashorts und ihren Sportbüstenhalter. Wenn dieser Mann eins war, dann berechenbar. Er versuchte schon seit Jahren, sie zu verführen.

»Du hast es perfekt auf den Punkt gebracht, meine süße Harley.« Er blieb direkt vor ihr stehen und spielte mit ihrem Pferdeschwanz, der ihr über die Schulter gefallen war. »Möchtest du eine Belohnung?«

»Und was ist mit deiner Schoßdschinn?«

»Sie hat sich von ihrer Leine losgerissen. Sie wird zurückkommen.« Sein Lächeln war spöttisch. »Wie du weiß sie nicht, wohin sie sonst gehen soll.«

Harley zuckte vor seiner Berührung zurück. Dieser Mistkerl.

»Also hast du jetzt dein halbes Rudel und deine Dämonin verloren und eine Spur zurückgelassen, die den stinksauren König der Werwölfe und seine wütende Schar direkt zu diesem Versteck führen wird.«

Caine zuckte mit den Achseln. »Ich werde nach einer der örtlichen Hexen rufen lassen. Meine Spur wird verschwunden sein, lange bevor der allmächtige Salvatore es schafft, sich zu befreien.«

»Sich wovon zu befreien?«

»Ich habe den Tunnel über ihnen einstürzen lassen.«

»O Gott, bist du auch nur annähernd zurechnungsfähig?«

»Sobald ihre Körper weit genug geheilt sind, dass sie sich aus den Trümmern ausgraben können, werden sie feststellen, dass der Eingang völlig blockiert ist. Sie haben dann keine andere Wahl, als umzukehren.«

»Du bist ja ganz schön großspurig für eine Wolfstöle, die gerade ihren königlichen Herrn und Meister sauer gemacht hat.«

»Ich habe keinen Herrn und Meister«, knurrte Caine und ließ einen Anflug seiner Verbitterung darüber erkennen, dass er nur eine Wolfstöle war und kein richtiger Rassewolf. Doch dann setzte er einen sanfteren Ausdruck auf. »Und außerdem besagen die Prophezeiungen, dass ich dazu bestimmt bin, die Wolfstölen in Rassewölfe zu verwandeln. Mir kann nichts zustoßen.«

Harley schnaubte. Caine war nicht vollkommen irre. Er schaffte es, sein großes Rudel, das er überall im Mittelwesten verteilt hatte, mit eiserner Hand zu regieren. Er war ein Wissenschaftler, der in Harvard studiert und ein Vermögen mit Schwarzmarktdrogen verdient hatte. Und er gewann regelmäßig im Scrabble gegen sie.

Aber er behauptete, dass ihn irgendwann in seinem sehr langen Leben ein uralter Rassewolf besucht und ihm eine Vision beschert hatte. Harley tat gar nicht erst so, als verstünde sie sie. Es hatte irgendetwas mit reinem Blut zu tun.

Da er ein Wissenschaftler war, nahm er natürlich an, dass dieses Wunder sich in einem Labor ereignen würde. Darum hatte er Harley als Dauergast aufgenommen. Er dachte, indem er ihr Blut erforschte, könnte er die Antworten finden, die er suchte. Das war natürlich dumm. Visionen bestanden aus Nebel und Magie, nicht aus Bechergläsern und Mikroskopen.

»Hör mal, wenn du dich wegen deines Größenwahns umbringen lassen willst, ist mir das scheißegal.« Sie kniff die Augen zusammen. »Aber ich bin nicht gerade besonders glücklich, wenn du dafür sorgst, dass ich in die Schusslinie gerate.«

Caine machte einen Schritt auf sie zu und streckte die Hand aus, um seine Finger über ihre Schulter gleiten zu lassen. Seine Berührung fühlte sich warm und erfahren an. Sie schüttelte seine Hand ab.

Eine Frau hätte tot sein müssen, um Caine nicht attraktiv zu finden, aber Harley brauchte mehr als einfach nur Lust. Sie brauchte … verdammt, sie wusste nicht, was sie brauchte, nur, dass sie es noch nicht gefunden hatte.

Außerdem fühlte sich ihre Haut plötzlich überempfindlich an. Als ob sie mit Schmirgelpapier aufgescheuert worden wäre.

»Würde ich dich je in Gefahr bringen, meine süße Harley?«, fragte Caine provozierend.

»Sofort, wenn das bedeuten würde, dass du damit deine eigene Haut retten würdest.«

»Wie hart.«

»Aber wahr.«

»Vielleicht.«

Sein Blick glitt nach unten und betrachtete ihren Sportbüstenhalter. »Ich brauche eine Dusche. Wieso kommst du nicht mit?«

»Davon träumst du wohl.«

»Jede Nacht. Willst du wissen, was wir in dem Traum tun?«

»Lieber würde ich dir die Zunge rausreißen und sie zum Abendessen verspeisen.«

Mit einem Lachen ließ er seine Zähne direkt vor ihrer Nase aufblitzen. »Ungezogene Werwölfin. Du weißt, ich bekomme einen Ständer, wenn du mir Gewalt androhst.«

Harley drehte auf dem Absatz um und steuerte auf die Tür zu. »Du solltest besser eine kalte Dusche nehmen, sonst musst du dir keine Sorgen mehr machen, dass Salvatore Giuliani dir die Eier abschneidet. Dann baumeln sie längst von meinem Rückspiegel.«

Sie blendete Caines leises Lachen aus und begab sich in den vorderen Bereich des Hauses.

Es war spät, und sie war müde, aber sie ließ die geschnitzte Holztreppe, die zu den Schlafzimmern hinaufführte, links liegen und betrat stattdessen die getäfelte Empfangshalle.

Was zum Teufel stimmte nicht mit ihr?

Sie fühlte sich ruhelos und nervös. Als ob ein Unwetter heraufzöge und sie kurz davor wäre, vom Blitz getroffen zu werden.

Harley sagte sich selbst, dass es nicht mehr als Frustration über Caine und die mysteriösen Spielchen war, die um sie herum gespielt wurden. Sie riss die Tür auf und trat hinaus.

Was sie brauchte, war ein Spaziergang.

Und wenn das nicht funktionierte, gab es im Kühlschrank immer Käsekuchen.

Es gab nichts auf der Welt, was durch Käsekuchen nicht geheilt werden konnte.

KAPITEL 2

Salvatore kauerte im Gebüsch und beobachtete das große Haus, das mitten im Nirgendwo lag.

Wie die meisten Häuser im Kolonialstil verfügte es über eine Menge Backsteine und kannelierte Säulen sowie eine Doppelreihe großer Fenster, die einem Vampir Albträume bescheren würden.

Die Vorderseite des Hauses schmückte eine große Terrasse mit einer breiten, von Eichen gesäumten Zufahrtsstraße, außerdem befand sich hinter der Garage, die vier Autos Platz bot, ein überdachtes Schwimmbecken.

Eine nette Behausung für eine läppische Wolfstöle, aber Salvatores Interesse galt nicht der Architektur.

Stattdessen witterte er in der Spätfrühlingsluft und versuchte dabei vergebens, den durchdringenden Vanilleduft zu ignorieren, der wie das beste Aphrodisiakum in seinen Körper eindrang. Er konzentrierte sich auf den Bastard, der es gewagt hatte, den Versuch zu unternehmen, ihn zu entführen.

Er mochte zwar entkommen sein, doch Salvatore war nicht der Typ, der vergaß und vergab.

»Die Wolfstöle befindet sich im Haus«, erklärte er.

»Heiliger Strohsack.« Levet flatterte mit den Flügeln und stand auf den Zehenspitzen, um über den Busch hinwegzuspähen. »Werden all eure Wolfstölen wie leitende Versicherungsangestellte bezahlt, oder erhalten die extremistischen Randgruppen besondere Boni?«

Salvatores Entgegnung erstarb ihm auf den Lippen, als die Tür plötzlich aufgeschoben wurde und eine Rassewölfin in die Nacht hinaustrat. Sie erschien ihm seltsam vertraut. Als Vierling besaß sie das hellblonde Haar und den schlanken Körper ihrer Schwestern. Ihr Körper wurde auf köstliche Weise von ihren Stretchshorts und einem winzigen Stück Lycra betont, das ihr als Oberteil diente. Außerdem würde er seine Rolex darauf verwetten, dass ihre Augen das perfekte Grün eines Smaragdes hatten.

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