Wage zu fühlen - vom Kopf ins Herz - Ramon Castillo de Luz (Dr. Martin W. Spiegel) - E-Book

Wage zu fühlen - vom Kopf ins Herz E-Book

Ramon Castillo de Luz (Dr. Martin W. Spiegel)

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Beschreibung

Es geht um eine neue, tiefere Psychologie und 'Psychotherapie' und gleichzeitig um die Frage: was ist eine 'optimale' seelische Entwicklung, wir könnten auch sagen Bewusstseinsentwicklung oder Persönlichkeitsentwicklung. Was ist nötig und was ist möglich für jeden einzelnen von uns, für die gesamte Menschheit, was Bewusstseinsentwicklung, Seelenentwicklung, Persönlichkeitsentwicklung angeht? Was braucht die Menschheit, wenn sie sich seelisch-bewusstseins¬mäßig weiterentwickeln will – nicht technologisch, naturwissenschaftlich, medizinisch etc.? Die Religion sollte den Menschen sanfter, empfindsamer, herzvoller, seelenvoller machen. Hat sie das bewirkt? Muss sie durch die so genannte humanistische Psychologie ersetzt werden? Jeder Psychologieprofessor weiß, dass es keine wissenschaftlich beweisbare Definition von 'Seele' oder 'Bewusstsein' gibt. In der hier vorgelegten Schrift über die AGAPE Bewusstseinsschule wird eine neue Theorie und Praxis der Bewusstseins- und Seelenarbeit vorgelegt, und zwar in einer Reihe von Axiomen: Axiome sind nach ihrer Definition (Grund-)Sätze / Thesen, die entweder nicht bewiesen werden müssen (weil sie so evident sind) oder nicht bewiesen werden können, aber trotzdem eine Bedeutung haben. Verehrter Leser, lass dein Herz die Wahrheit dieser Axiome prüfen! Und um die Stimme des Herzens wieder hören zu können, brauchen wir den Weg "vom Kopf ins Herz" – vom 'Oberflächenselbst' in das tiefere, untere, authentische Selbst…

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Wage zu fühlen - vom Kopf ins Herz

Die Psychologie des neuen Christentums

Ramon Castillo de Luz

(Dr. Martin W. Spiegel)

Ramon Castillo de Luz ist der spirituelle Name von Dr. Martin W. Spiegel (*1952), eine Hommage an Jan van Rijckenborgh, den Begründer der Internationalen Schule des Goldenen Rosenkreuzes.

Er arbeitet als Meditations- und Bewusstseinslehrer, Psychologe, Philosoph und spiritueller Leiter und hat die AGAPE-Bewusstseinsschule gegründet.

Seine Lectures und Bewusstseinsarbeiten dienen der Verbreitung und Anwendung des neuen Bewusstseinswissens von den beiden Willensflammen, den vier Ichs im Haus unserer Seele, der Seelenstärkung durch die emotionale Meta-Ebene ("Gefühl zu Gefühl”), der Rückverwandlung des Oberflächenselbstes ins authentische Selbst und der Wissenschaft des Betens.

Die Konsequenz ist das Erleben einer neuen, authentischen Form des wissenden (gnostischen) Christentums, die Ramon hineingegossen hat in die Gründung des ORDENS DES LOTUS UND DER ROSE ("Kirche des Lichts im neuen Äon"), der sich als einen Zweig der von MANI VON EKBATANA (216-276 u. Z.) ausgestalteten universellen Kirche des Lichts versteht.

ISBN Hardcover: 978-3-347-71964-4

ISBN E-Book: 978-3-347-71965-1

© 2022 AGAPE Verein für seelische Heilung und Entwicklung e.V. Abt. Verlag + Buchhandlung

VILLA AGAPE . Kapellenweg 16 . D-79294 Sölden bei Freiburg

07 61 / 88 86 66 45 . Fax 0761 / 88 86 66 46

www.agape-freiburg.de . info@ agape-bewusstseinsschule.de

'Agape' ist das altgriechische Wort für LIEBE: Liebes-Bewusstsein, auch Mitleid oder Erbarmen (lateinisch 'caritas'), das besonders im frühen Christentum eine zentrale Rolle spielt.

"Wenn ich in den Zungen der Menschen rede und sogar der Engel, Liebe [AGÁPÊ] aber nicht habe, bin ich geworden tönender Kupfergong oder eine gellende Zimbel.

Und wenn ich Verkündungs-Gabe [PROPHÊTEÍA] habe und weiß alle Geheimnisse und alle Erkenntnis [GNÔSIS] und wenn ich habe allen Glauben [PÍSTIS], so dass ich Berge versetzen könnte, Liebe aber nicht habe: nichts bin ich.

Und wenn ich als Spende gebe alle meine Güter und wenn ich hingebe meinen Leib, damit ich mich rühmen könnte, Liebe aber nicht habe: in keiner Weise habe ich Nutzen.

Die Liebe ist großherzig,

wohltuend ist die Liebe,

sie eifert nicht,

die Liebe spielt sich nicht auf,

sie bläst sich nicht auf,

sie ist nicht haltlos,

nicht sucht sie das Ihre,

nicht lässt sie sich reizen,

nicht rechnet sie an das Böse,

nicht freut sie sich über das Unrecht,

aber sie freut sich mit an der Wahrheit;

alles hüllt sie,

allem traut sie,

alles erwartet sie,

alles hält sie aus.

Die Liebe fällt niemals um.

("1. Korinther-Brief" 13, 1 ff.)

VORWORT

Verehrter Leser,

es geht um eine neue, tiefere Psychologie und 'Psychotherapie' und gleichzeitig um die Frage: was ist eine 'optimale' seelische Entwicklung, wir könnten auch sagen Bewusstseinsentwicklung oder Persönlichkeitsentwicklung.

Was ist nötig und was ist möglich für jeden einzelnen von uns, für die gesamte Menschheit, was Bewusstseinsentwicklung, Seelenentwicklung, Persönlichkeitsentwicklung angeht?

Was braucht die Menschheit, wenn sie sich seelisch-bewusstseinsmäßig weiterentwickeln will - nicht technologisch, naturwissenschaftlich, medizinisch etc.?

Die Religion sollte den Menschen sanfter, empfindsamer, herzvoller, seelenvoller machen. Hat sie das bewirkt?

Muss sie durch die so genannte humanistische Psychologie ersetzt werden?

Jeder Psychologieprofessor weiß, dass es keine wissenschaftlich beweisbare Definition von 'Seele' oder 'Bewusstsein' gibt.

In der hier vorgelegten Schrift über die AGAPE Bewusstseinsschule wird eine neue Theorie und Praxis der Bewusstseins- und Seelenarbeit vorgelegt, und zwar in einer Reihe von Axiomen:

Axiome sind nach ihrer Definition (Grund-)Sätze / Thesen, die entweder nicht bewiesen werden müssen (weil sie so evident sind) oder nicht bewiesen werden können, aber trotzdem eine Bedeutung haben.

Verehrter Leser, lass dein Herz die Wahrheit dieser Axiome prüfen!

Und um die Stimme des Herzens wieder hören zu können, brauchen wir den Weg "vom Kopf ins Herz" - vom 'Oberflächenselbst' in das tiefere, untere, authentische Selbst…

"Nicht, was wir erleben, macht unser Schicksal aus, sondern wie wir empfinden, was wir erleben."

Marie von Ebner-Eschenbach

EINLEITENDE BEWUSSTSEINSLENKUNG

Wir versuchen, uns für einen Moment zu entspannen.

Wir stellen uns vor, uns für einen Moment vollkommen gehen zu lassen: ich lasse alles zu, strenge mich nicht an und lasse mich tief in mich hineinfallen.

Ich breite mich in mir selber aus, mache mich ganz weit und öffne mich für den Zustrom der Kräfte der Natur und der Übernatur.

Ich öffne mich für den Zustrom der Kräfte des Lebens, der Liebe und des Lichts.

Mein Atem geht immer tiefer.

Alles, was mich bewegt, gebe ich ab.

Meine Gefühle, meine Gedanken gebe ich ab.

Ich versuche herauszufinden, wie es mir geht. Eher gut oder eher schlecht? Fühle ich das eher stark oder eher nicht so stark?

Ich lasse mich tief in mein Fühlen hineinfallen und weite mich darin aus und schaue zu, welche Gefühle dazu sich in mir ereignen und wie es mir damit geht.

Für einen Moment schaue ich meinen Brustraum an: ist er eng, bedrängt, bedrückt, eingezwängt oder frei und gelöst?

Ist er voll und erfüllt oder trocken und leer?

Ich schaue mir meinen Kopf an: fühlt er sich frei und frisch an oder beladen, umwölkt, unter Druck?

Ich schaue zu meinem Bauchbereich: sind dort Spannungen zu fühlen oder fühlt er sich wohl an?

Ich stelle mir vor, alles zuzulassen, ohne es zu verurteilen, mich nicht einzumischen, sondern alles geschehen zu lassen und zuzuschauen, was dann passiert.

Jetzt versuche ich, meinem Körper zuzuschauen: fühlt er sich eher wohl oder unwohl? Sind angenehme oder unangenehme Körpergefühle zu spüren?

Fühle ich sie eher stark oder eher schwach? Wie geht es mir damit, welche Gefühle fühle ich dazu?

Ich schaue meinen Energiekörper an: fühle ich mich eher müde, ausgelaugt, erschöpft, entleert und aufgefressen oder eher wach, frisch, lebendig? Fühle ich sie eher stark oder eher schwach? Wie geht es mir damit, das zu fühlen, welche Gefühle fühle ich dazu?

Fühle ich eher Entspannung oder Anspannung? Fühle ich diese eher stark oder eher nicht so stark? Wie geht es mir damit, das zu fühlen, welche Gefühle fühle ich dazu?

Fühle ich eher Ruhe und Tiefe oder Unruhe, Aufgeregtheit, Nervosität o. ä., vielleicht sogar getrieben und gepusht? Fühle ich diese Empfindungen eher stark oder eher nicht so stark? Wie geht es mir damit, das zu fühlen, welche Gefühle fühle ich dazu?

Ich schaue mein Gefühlsleben an: welche Stimmung ist da, fühle ich mich eher gut aufgelegt oder nicht so? Fühle ich Fülle oder Kraft und Unternehmungslust oder fühle ich mich gelähmt, gebremst, blockiert, geschwächt, lustlos, unmotiviert o. ä.?

Welche Gefühle fühle ich dazu, dass ich das fühle? Angenehme oder nicht so angenehme? Schwächer oder stärker?

Was ist meine größte Sehnsucht, mein größter Wunsch, mein größtes Begehren, mein größtes Bedürfnis - überhaupt in meinem Leben oder jetzt und hier?

Kann ich das fühlen? Wie geht es mir damit, das zu fühlen? Fühle ich dazu eher angenehme oder unangenehme Gefühle?

Ich versuche, nichts von alledem zu verurteilen, sondern lasse mich mit allem, was ich bin, in meinen Körper hineinfallen. Ich versuche, ganz Körper zu sein und meinen Körper zu unterstützen, seine Bedürfnisse zu befriedigen,

sich zu bewegen oder zu schlafen, in der Natur zu sein, zu essen und trinken.

Ich versuche mich so zu erden und in meiner unteren Realität anzukommen, mich in mir selbst zu verankern, in meinem Körper und in meinem Herzen.

Wie geht es mir jetzt? Habe ich das Gefühl, angekommen zu sein, mich gefunden zu haben? Zu fühlen, wo ich stehe, wie es mir geht und worum es mir geht?

Welche Gefühle kann ich jetzt fühlen? Was würde ich mir wünschen, wenn ich es frei aussuchen könnte? Körperlich - seelisch - geistig?

Wenn eine Fee käme mit einem Zauberstab?

ERSTER ABSCHNITT. Psychologie der Gefühle - das Geheimnis des emotionalen Bewusstseins

4. Bewusstseinsschulung braucht Bewusstseinsklärung (= 'Seelenheilung')

Gibt es jemanden, dessen 'Bewusstsein' oder Bewusstheit nicht beeinträchtigt ist oder werden kann durch 'seelische' Erfahrungen und Erlebnisse, Zustände, Stimmungen und Situationen?

Wenn Bewusstseinsschulung die "Verbesserung / Weitung oder Erweiterung der Wahrnehmungsfähigkeit" ist, wie unter Axiom Nr. 3 ausgeführt, dann gehört dazu auch das Beiseiteräumen von Hindernissen und Beeinträchtigungen meines Bewusstseins oder meiner Bewusstheit: als Klärung oder 'Heilung' - oder die Vermittlung von Fähigkeiten zu solchem Beiseiteräumen: also als Hilfe zur Selbstklärung / Selbstheilung in jedem Moment.

5. Wie lässt sich Bewusstsein klären?

Wie gesagt (Axiom Nr. 3), ist 'Bewusstseinsentwicklung' selbstverständlich ein natürlicher Vorgang von Kindheit an, der in der 'Sozialisation' durch die Vermittlung von Informationen und das

'Coaching von Kulturtechniken' wie Sprechen, Lesen, Schreiben, Rechnen etc. unterstützt werden soll; aber auch behindert oder sogar verhindert werden kann, da, wo Druck, Spannungen, Konflikte etc. auftauchen…

In der Wissenschaft oder Kunst des Beibringens, der Didaktik, versucht man die vielen Schritte zu eruieren und umzusetzen, die gegangen werden müs-

sen, um das Bewusstsein eines Kindes, Jugendlichen oder Erwachsenen so aufzuschließen und zu prädisponieren, dass 'Lernstoff' aufgenommen und 'gespeichert' werden kann.

Wie wir heute wissen, hat die Möglichkeit, Informationen aufzunehmen und zu speichern, stets mit dem seelischen Zustand des Aufnehmenden zu tun, den 'Seelenfähigkeiten', wie oben gesagt (Axiom Nr. 6).

Anders gesagt:

selbst wenn ich ein Kind, einen Jugendlichen oder Erwachsenen veranlassen will, es wichtig zu nehmen, 'Lernstoff' irgendwelcher Art aufzunehmen, kann der / die Betreffende sich selbst nicht zwingen, etwas wichtig zu nehmen, wenn die 'Seele' es nicht hergibt.

Und selbst wenn ich jemanden dazu bringen will, etwas zu wollen, ist die Frage, ob der / die Betreffende

➢ es sich 'merken kann' oder 'gleich wieder vergessen' hat;

➢ die Motivation dazu fühlen kann;

➢ die Willenskraft der Umsetzung dazu aufbringen kann;

➢ nicht doch an inneren oder äußeren Verhinderungen aller Art an der 'Bewusstseinsschulung' scheitern kann…

6. Bewusstseinsklärung ist ohne Seelenerschließung nicht möglich

Seelenerschließung ist als Begriff möglicherweise spontan eingängig, aber kann ich das Bewusstseins- oder Seelenfeld eines Kindes, Jugendlichen oder Erwachsenen erschließen oder aufschließen, wenn ich kein 'Seelenkenner' oder 'Seelenführer' (Psychagoge, altgriechisch) bin?

Wenn ich nicht weiß, was 'Seele' ist oder wie 'Seele' funktioniert, wenn ich die Mechanismen des Bewusstseins- und Seelenlebens nicht kenne und "jemanden da abholen kann, wo er / sie steht"?

Im Axiom Nr. 3 haben wir Seele definiert als den Übergang des Bewusstseins von der passiven Seite des Wahrnehmens oder 'Mitkriegens' zur aktiven Seite des Verarbeitens, Beurteilens, Quittierens, inneren und äußerlichen Handelns vermittels von "Denken – Fühlen – Wollen".

7. Bewusstseinsschulung als Seelenbildung

Aber geht es bei Bewusstseinsschulung / Bewusstseinsarbeit nur um "die Verbesserung / Weitung oder Erweiterung der Wahrnehmungsfähigkeit""sich möglichst vieler sichtbarer und unsichtbarer

Dinge 'im Außen- und im Innenleben' bewusst sein", "immer mehr 'mitkriegen' können", oder geht es nicht auch und sogar primär um die Schulung der Bewusstseinstätigkeiten, die wir 'Seele' nennen, also der seelischen Handlungsfähigkeiten (siehe Axiom Nr. 3).

In der modernen 'Psycho-Szene' ist oft von 'Bewusstseinserweiterung', 'Entwicklung des geistigen Potenzials' etc. die Rede.

Ist das dasselbe wie Seelenbildung oder 'Persönlichkeitsentwicklung'?

Worin besteht überhaupt Seele / 'Persönlichkeit', und was an ihr kann, darf, möge sich 'entwickeln'?

Geht es um einen 'geistigen Einweihungsweg' im Sinne einer Entwicklung 'parapsychologischer' oder 'Psi'-Fähigkeiten oder so genannter 'höherer Bewusstseinszustände'? Oder einfach um die klassische Idee der 'Persönlichkeitsbildung'?

Wie der Begriff 'Parapsychologie' schon sagt, handelt es sich um etwas, was neben ('para', altgriechisch) der Psyche und außerhalb von ihr abläuft - die Frage ist, ob es irgendetwas mit seelischer oder Persönlichkeitsentwicklung zu tun hat, da eher förderlich oder eher schädlich ist, und ob man es dann nicht auch ganz beiseite lassen kann…

In meiner Arbeit lässt sich 'Seele' und / als 'Persönlichkeit' sehr klar und anschaulich umreißen und im klassischen Sinne definieren:

'Persönlichkeit' ('Seele') ist das, was sich aus der je spezifischen Qualität der so genannten 'drei Seelenkräfte': Denken-Fühlen-Wollen zusammensetzt:

➢ der Qualität und Art des 'Denkvermögens',

➢ des 'Gefühlsreichtums',

➢ der Willensausrichtung ('Charakter') und Willensfähigkeit im Menschen

sowie den daraus resultierenden Fähigkeiten im Ausdrücken und 'Ausleben' dieses erworbenen Inneren im Äußeren der Lebensgestaltung und 'Welthandhabung' ('Kreativität' im allgemeinsten Sinne)…

Diese unsere 'Seelenqualitäten' sind

a) unterschiedlich entwickelt und ausgeprägt - vom Kind zum Erwachsenen, von Mensch zu Mensch -,

b) in unterschiedlichem Ausmaß und in unterschiedlicher Art blockiert, gestört durch 'Seelenhemmnisse' aller Art, was dann zum Gegenstand von 'Seelenklärung' oder 'Psychotherapie' im weitesten Sinne wird.

Das Ausräumen aller Hindernisse der seelischen oder bewusstseinsmäßigen Klarheit oder Geklärtheit, die Konzentrations- und Ausrichtungsfähigkeiten, Seelenharmonie und Einspitzigkeit, Souveränität im Umgang mit sich selbst und anderen etc. behindern, und die Anwendung von 'Techniken' der 'Seelenpflege' oder 'Bewusstseinshygiene' schaffen nun die Basis für ein optimal entwickeltes 'Persönlichkeitsinstrument'.

Wie weit dann diese 'Entfaltung der Persönlichkeit' Selbstzweck ist oder im Dienste der Entwicklung von etwas noch ganz anderem außer- oder innerhalb von uns steht, ist eine andere Frage. Eine Bewusstseinsschule in diesem Sinne verfügt über das Potential für beides: Seelenklärung und Seelenbildung.

8. Hat Seelenbildung etwas mit Charakterbildung zu tun?

Wie unser biologischer Körper sich von Kindheit an erst heraufzuentwickeln hat, so bedarf auch sein 'Inneres': was wir früher 'Seele' nannten und heute gerne Persönlichkeit nennen, eines Bildungsprozesses; so ist der Körper 'nur' Träger, Funktionär, Austragender, Instrument oder Form 'seelischen Inhalts', auch im Sinne von Ausdrucksform…

Unterschiede zwischen Körpern sind sichtbar; Unterschiede zwischen Persönlichkeiten oder 'Seelen' erst später und vermittelter.

Was macht eine 'Persönlichkeit' aus?

Die individuellen Qualitäten, Eigenschaften und Befähigungen.

So unterschiedlich diese sind, so unterschiedlich sind auch Persönlichkeiten

- nicht nur nach Art der Qualitäten, sondern auch nach Grad der Qualitäten: so sind Kinder weniger entwickelte Persönlichkeiten als Erwachsene, Erwachsene aber auch sehr voneinander unterschieden, was die Entwickeltheit von Persönlichkeits-Qualitäten angeht…

Was sind 'Persönlichkeits-Qualitäten': charakterliche Eigenschaften, körperliche, technische, handwerkliche, künstlerische, intellektuelle etc. Fähigkeiten?

➢ Ein 'guter' Mensch kann gleichzeitig intellektuell unentwickelt sein.

➢ Ein 'guter' Mensch kann gleichzeitig emotional unentwickelt sein.

➢ Ein 'guter' Mensch kann gleichzeitig volitiv (willensmäßig) unentwickelt sein, das heißt, wenig bewerkstelligen in seinem Leben.

➢ Ein 'guter Mensch' kann gleichzeitig vollkommen unfähig sein, überhaupt irgendetwas auf die 'Reihe zu kriegen', er kann 'zwei linke Hände haben' etc.

➢ Ein intellektueller Mensch kann ein 'schlechter' Mensch sein.

➢ Eine hoch gebildete, kultivierte Persönlichkeit kann einen 'schlechteren Charakter' haben als ein einfacherer Mensch.

➢ Ebenso eine 'hoch entwickelte Persönlichkeit' mit technischen, wissenschaftlichen, künstlerischen etc. Fähigkeiten.

Worauf kommt es an?

'Persönlichkeitsbildung' scheint zunächst einmal alles zu sein, was an 'Sozialisation': an unter jeweiligen geschichtlich-gesellschaftlichen Bedingungen erforderlichen, gewünschten oder überhaupt möglichen Fertigkeiten 'erwerbbar' ist:

➢ vom einfachen Natur-Menschen bis zum hoch entwickelten 'Kultur-Menschen';

➢ von mehr äußerlichen, technischen Fertigkeiten bis hin zu mehr innerlichen, 'seelischen', intellektuellen, religiösen, künstlerischen, wissenschaftlichen etc. 'Fertigkeiten'.

Jeder von uns möchte gern 'Persönlichkeitsbildung' - 'fortius; altius; citerius' (stärker; höher; schneller; der antike Olympiade-Wahlspruch); je mehr, desto besser…

➢ Wollen wir eher 'gute' ('liebevolle') Menschen werden?

➢ Oder eher intelligente (verstehende) Menschen?

➢ Oder eher lebendigere (emotional gesündere) Menschen?

➢ Oder eher kreativere (künstlerisch-technisch-wissenschaftlich o.ä.) Menschen?

➢ Oder eher erfolgreichere (Willens-)Menschen?

➢ Oder…?!?

Was hindert uns daran?

9. Das Geheimnis der Unbewusstheit

Ist das Geheimnis der Unbewusstheit je gelöst worden? Viele haben versucht, eine Antwort darauf zu geben. Warum können wir nicht permanent konzentriert sein, hellwach, bewusst, 'achtsam'-gewahrsam, präsent, zielstrebig-entschlossen und so weiter?

"Der Mensch träumt, auch wenn er wach ist", lautet ein altes Wort. Meine Mutter nannte es "neben der Kappe sein", ich nenne es die innere Parallel-Realität, in der wir uns bei allem, was geschieht, was wir erleben, was wir tun, ständig befinden. Gedankenverloren, in Gedanken verloren, 'überschattet sein' - von was?

Wir nehmen es anderen übel, besonders Kindern, oft gnadenlos, können nicht verzeihen, wenn sie Fehlleistungen begehen, nicht aufmerksam sind und so weiter - weil wir in uns selbst so sehr um ständige Wachheit und Bewusstheit kämpfen müssen.

Und dann passiert's doch: das eine oder andere kleine Missgeschick, oder ein schlimmer Unfall oder…

Mittlerweile werden Kindern, denen man ein 'Aufmerksamkeitsdefizit' bescheinigt (ADHS - Attention Deficiency and Hyperactivity Syndrome), Tabletten verschrieben. Hilft das wirklich, um 'Verträumtheit', 'Verpeiltheit', 'neben der Spur sein' o.ä. zu überwinden?!?

Aber unabhängig von der Erklärung, warum das alles so sein könnte - und warum es sich heute noch einmal besonders zuspitzt -, ringt doch jeder von uns, bemüht sich, strengt sich an, wenigstens einigermaßen wach, obenauf zu sein, 'mitzukriegen', was läuft, sich im Griff, an der Kandare oder unter Kontrolle zu haben, wie man so schön sagt, damit nichts schiefläuft…

Unzählige Ratschläge in tausenden von Lebenshilfe-Ratgeberbüchern wollen uns helfen, 'in die Gegenwart zu kommen', präsent zu sein etc.

Der Begriff der 'Bewusstheit' wird heute auch gern ersetzt durch den Begriff 'Achtsamkeit'…!?!

10. Man kann sich nicht zwingen, sich zu 'konzentrieren'

Wenn du einem Schüler sagen: "Konzentriere dich!", dann hast du immer die Gefahr, dass der Schüler versucht, sich darauf zu konzentrieren, sich zu konzentrieren, und sich dadurch nicht auf das konzentrieren - also bei dem sein - kann, worauf er sich konzentrieren soll…

Der Grund ist, dass wir - unser Mensch - aus vielen Teilen bestehen, die alle eigentlich immer darauf bestehen, von uns wahrgenommen, gefühlt und gelebt zu werden und gegebenenfalls als ein permanentes 'Hintergrundrauschen' stets mitschwingen: Körperbedürfnisse, 'Teilpersönlichkeiten', 'Persönlichkeits(an)teile', unerlöste Traumata etc.:

die Ursache für inneres Chaos und die Schwierigkeit, zu sein und 'wach und bewusst' zu sein…

11. Gefühlssicherheit - Willenssicherheit - Verhaltenssicherheit

Es gibt eine Möglichkeit, sich in sich so zu verankern, dass man etwas Festes hat, dessen man sich sicher sein kann und das uns jederzeit ganz in den Moment bringt: unsere Gefühle.

Unsere Gedanken, inneren Bilder, Impulse, Energien sind flüchtig, und nicht so nahe an unserem Zentrum. Aber die Gefühle, die wir in unserem Gefühlsleben spüren können, drücken zu allen Zeiten das aus, was gerade wirklich in uns ist - und indem wir lernen, unsere Gefühle zu ihnen zu fühlen und wiederum dazu: 'katapultieren' wir uns immer mehr in unser Zentrum - das Geheimnis wahrer 'emotionaler Intelligenz'.

Über das Fühlen der Gefühle zu immerwährendem "Sich-seiner-selbst-sicher- und-gewiss-Sein" - ich nenne es die 'drei Sicherheiten', die uns zu solch stetiger Wachheit verhelfen, wie sie sich auseinander ergeben:

Gefühlssicherheit – Willenssicherheit – Verhaltenssicherheit!

14. "Denken in Gefühlen"

So nennen wir zwar die Wahrnehmung von allem, was Empfinden oder Erleben bezeichnet, ein Gefühl. Aber die dritte Art von dem, was man im Deutschen Gefühle nennt, die wir 'Seelengefühle' genannt haben, unterscheiden sich von den ersten beiden: Körpergefühle und 'Energiegefühle':

Körper- und 'Energie'-Gefühle sind direkt wahrnehmbare Aspekte oder Attribute eines jeweiligen Wahrnehmungsgegenstands (Körpersystem, 'Energiesystem'), Seelen-Gefühle indes sind 'Quittierungen' von Wahrnehmungen aus einem Wertungssystem, also nicht 'zwingend'.

Das heißt: Hunger, Durst, körperlicher Schmerz, andere körperliche Bedürfnisse, Müdigkeit, Anspannung, Unruhe etc. sind gegeben oder nicht gegeben;

aber ob ich Angst habe oder Traurigkeit, (seelischen) Schmerz oder Wut, Entsetzen oder Verzweiflung, Sehnsucht oder Seligkeit, Erschütterung oder Be-

rührtsein, Empathie, Mitgefühl oder Liebe, Dankbarkeit oder Freude:

das stammt aus einem inneren 'Wertesystem' oder 'Beurteilungs- oder Kriterien-Katalog', der modifizierbar ist.

➢ Ich kann Angst fühlen, Traurigkeit, Wut, Ärger oder Verzweiflung, dass ich Hunger habe oder körperliche Schmerzen; aber auch Freude und Dankbarkeit über Kraft, über Entspannung o.ä.

➢ Ja, ich kann sogar Freude und Dankbarkeit darüber empfinden, dass ich Traurigkeit spüren kann, zum Beispiel wieder mal weinen kann, wenn ich auf der Suche nach meinen verlorenen oder unterdrückten Emotionen bin;

➢ oder auch Freude und Dankbarkeit, dass ich Empörung, Zorn, Aggression spüren kann, wenn ich sie mir lange verboten habe etc.

Mit anderen Worten: mein 'Wertesystem', mein 'Beurteilungs- oder Kriterienkatalog' stammt aus meinem 'Erkennen', meinem Dafürhalten, meiner 'Philosophie', meinem 'Denken' etc.:

➢ wenn ein Löwe auf mich zuspringt, habe ich möglicherweise andere Gefühle, als wenn ich ihn hinter einem sicheren Gitter betrachte;

➢ wenn ich sehe, wie gut das Korn auf dem Feld steht, habe ich möglicherweise andere Gefühle als ein Wanderer, der das gelbe Kornfeld inmitten von wogendem Grün 'mit anderen Augen' sieht;

➢ wenn ein Mensch stirbt, den ich hasse, bin ich vielleicht froh und dankbar; wenn ein Mensch stirbt, den ich liebe, bin ich traurig, verzweifelt, wütend…

So ist der Grund für mein Gefühl ein 'Gedanke' oder viele 'Gedanken' aus meinen Bewertungs- oder Beurteilungskriterien; diesen oder diese 'Gedanken' finde ich wieder, wenn ich das Gefühl fühle.

Ich kann ganz bestimmte Gefühle zu Beethovens Werk fühlen, zum Beispiel Freude, Erschütterung, Dankbarkeit, Bewunderung, Fassungslosigkeit, Liebe, Sehnsucht; in diesen jeweiligen Gefühlen sind dann alle meine Gefühle und

Gedanken zu Beethovens Werk enthalten, das heißt, sie drücken jeweils all diese Gedanken und Gefühle aus.

Ich kann ganz bestimmte Gefühle zu Hegels Philosophie oder zu Einsteins Relativitätstheorie fühlen, zum Beispiel Hochachtung, Bewunderung, Fassungslosigkeit, Verurteilung;

in diesen jeweiligen Gefühlen sind dann alle meine Gefühle und Gedanken zu Hegels Philosophie oder zu Einsteins Relativitätstheorie enthalten, das heißt, sie drücken jeweils all diese Gedanken und Gefühle aus.

Weil also (Seelen-)Gefühle die 'seelische' Quittierung von Wahrnehmungen sind, besser von Wahrnehmungswertungen, beinhalten sie 'automatisch' alles Denken, was diesen zugrunde liegt.

Deswegen sind Gefühle genauso 'Sinnträger' oder 'Informationsquellen' wie 'Denken in Worten oder in Bildern'.

Deswegen müssen (Seelen-)Gefühle / Emotionen keine Feinde sein, sondern können als Quellen von (Selbst-)Erkenntnis (auch 'unangenehmer' Erkenntnis) zu Freunden werden. Das ist der Sinn von 'emotionaler Intelligenz' oder 'Intelligenz des Herzens'.

15. Wer in uns fühlt unsere Gefühle?

Aber was ist mit den Gefühlen, die mich 'übermannen'? Von denen ich oft vielleicht gar nicht weiß, woher sie kommen und / oder warum sie so stark sein können, was sie für einen Grund haben, welche 'Wahrnehmungswertungen' ihnen zugrunde liegen?

Auf der einen Seite ist die Einheit von Wahrnehmung, Wertung und emotionaler Quittierung von Kindheit an so eintrainiert worden, dass es uns oft nicht mehr bewusst ist, welche 'Wahrnehmungswertung' bestimmten Gefühlsreaktionen zugrunde liegt. Auf der anderen Seite ergibt sich die Frage: Wer in uns fühlt 'unsere' Gefühle?

Und wer in uns denkt die Gedanken, die wir wahrnehmen?!?

Manche sagen: 'das innere Kind'. Andere: der Mensch habe ein 'multiples Ich' - viele Personen in uns, Teilpersönlichkeiten oder Persönlichkeits(an)teile können die unterschiedlichsten Gefühle zu ein und demselben Thema fühlen. "Ich weiß gar nicht, warum es mir so schlecht geht." - "Ich weiß gar nicht, warum es mir so gut geht."

In Axiom Nr. 2 schreiben wir:

»Bewusstsein ist in allen sichtbaren und unsichtbaren Systemen und ihren Teilen, bis hin zum 'Atom'. So ist es auch bei uns in den Zellen und in den Organen etc., ganz besonders aber in den drei Bewusstseinszentren im Kopf, im Brustraum ('Herz') und im Bauch ('Bauchgefühl').«

Heißt das, das 'alles in mir' Gefühle fühlen kann, eigene Gefühle, und sie mir quasi aufdrücken, aufzwingen, aufoktroyieren kann?

➢ Ich sehe ein Stück Kuchen, will aber abnehmen.

➢ Ich fühle Gier / Sucht, möchte aber eigentlich frei davon sein.

➢ Ich fühle sexuelles Begehren jemand Fremdem gegenüber, möchte aber meinem 'Lebensabschnittspartner' treu bleiben.

➢ Ich fühle Anspannung, möchte aber 'immer entspannt und gelassen' bleiben.

➢ Ich fühle Unruhe, möchte aber ruhig bleiben.

➢ Ich fühle Angst, möchte aber Mut spüren oder Vertrauen, Hingabe etc.

➢ Ich fühle Traurigkeit, möchte aber Fröhlichkeit spüren.

➢ Ich fühle Aggression, möchte aber Liebe spüren.

➢ Ich fühle Verzweiflung, möchte aber Zuversicht und Lebensfreude spüren.

➢ Ich fühle Begehren, möchte aber Nicht-Anhaftung spüren.

➢ Ich fühle Abstoßung, möchte aber lieber Empathie spüren.

➢ Ich fühle Schadenfreude, möchte aber Mitgefühl spüren.

Wir sprechen von unterschiedlichen, auch zueinander im Gegensatz stehenden 'Impulsen', Bedürfnissen, Wünschen, Trieben oder Triebkräften etc.

Was macht es mit uns, wenn wir diese 'Triebkräfte' als unterschiedliche Wesen oder 'Seelen' in uns betrachten?

16. Gibt es ein 'inneres Kind'?

Dass es einen Gegensatz zwischen Körper und 'Seele' geben kann, scheint offensichtlich, beim Kind wie beim Erwachsenen: die 'Seele' ist absorbiert mit Fernsehen, der Körper friert, hat Hunger, ist müde, muss aufs Klo, wird aber unterdrückt oder nicht gespürt.

Die Anspannung unserer 'Seelentätigkeit' unterdrückt oder ignoriert die Gefühle / Bedürfnisse des Körpers; wenn sie dauerhaft ist, das weiß jeder Psychotherapeut, kann sogar die Fähigkeit, den Körper überhaupt zu fühlen, eingeschränkt bis ausgelöscht werden.

Was aber ist mit dem 'Gefühlsapparat', mit Wahrnehmungs-, Wertungs- und Reaktionsmechanismen in uns, die wir manchmal kindlich oder kindisch ('regressiv') nennen, manchmal 'schlecht oder böse', manchmal verrückt oder 'unvernünftig', die wir eigentlich nicht wollen?

Im Axiom Nr. 15 hieß es: »Wer in uns fühlt 'unsere' Gefühle? Manche sagen: 'das innere Kind'. Andere: der Mensch habe ein 'multiples Ich' – viele Personen in uns, Teilpersönlichkeiten oder Persönlichkeits(an)teile können die unterschiedlichsten Gefühle zu ein und demselben Thema fühlen.«

Wer oder was steckt also dahinter? Gibt es ein 'inneres Kind' oder ein 'Schatten-Ich' oder?

Und ist das 'nur' ein Persönlichkeits(an)teil, der 'bearbeitet' werden kann, oder eine 'Teilpersönlichkeit' oder gar eine eigene Wesenheit, mit der man kommunizieren, sich auseinandersetzen kann?

In der modernen 'humanistischen Psychologie' wird das sogenannte innere Kind immer mehr mit etwas identifiziert, was man auch das Schatten-Ich nennt, weil es eben nicht bloß 'kindisch' oder kindlich ('regressiv') ist, sondern auch 'böse und schlecht' sein kann.

Manchen genügt es, von vom 'Seelenwesen / Seelenmenschen' oft uner-

wünschten Reaktionsmechanismen oder 'Angewohnheiten', auch Verhaltenssüchten oder Suchtverhalten etc. zu sprechen.

Stellen wir uns für einen Moment vor, welchen körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen und Verletzungen das Menschenwesen schon im Mutterleib, geschweige denn außerhalb ausgesetzt sein kann, wie so genannte Traumatisierungen entstehen und wirken können, und wir haben unser fühlendes Körperwesen, den kleinen 'wilden Menschen in uns' in all seinem Leiden und den fortwährenden Botschaften, ausgesprochen oder unausgesprochen:

➢ "Sei nicht so wild!"

➢ "Sei nicht so zornig / aggressiv!"

➢ "Sei nicht so gierig!"

➢ "Sei nicht so neidisch!"

➢ "Sei nicht so unbeherrscht!"

➢ "Sei nicht so böse!"

➢ "Sei nicht so empfindlich!"

➢ "Sei nicht so weinerlich etc.!"

➢ "Sei nicht so ungeduldig!"

➢ "Schrei nicht so!"

➢ "Sei nicht so egoistisch anderen Kindern gegenüber!"

➢ "Kleckere nicht!"

➢ "Sei ein liebes und braves Kind!"

➢ Etc.

Ist es etwas wie ein kleiner Hund, der sich ebenfalls nur mehr oder weniger mühsam 'dressieren' lässt?

Unser ganzes Leben begleiten uns diese Suggestionen bei dem Bemühen unseres Seelenwesen / Seelenmenschen, 'das andere in uns' zu beherrschen, ('uns') an die Kandare zu nehmen, Selbstkontrolle zu behalten usw.

Welche Eltern oder Pädagogen auch immer wir haben: sie arbeiten mit dem Medium der Sprache, um unser Seelenleben mit bestimmten Richtungsweisungen und Gedankeninhalten zu füllen -

und es gibt nichts Magischeres, nichts Wirkungsmächtigeres als Bewusstseinslenkung durch Sprache, die "sinnlich wahrnehmbare Erscheinungsform des Denkens", wie Philosophen und Psychologen sie definieren.

Durch das Hören / Wahrnehmen des Angesprochenwerdens wird unser Bewusstseins- und Aufmerksamkeitsschwerpunkt im Kopfbereich aktiviert, wie zum Beispiel beim Hund, der, von Herrchen oder Frauchen angesprochen, die Ohren spitzt und sichtlich seinen 'Kopf' anstrengt, um zu verstehen.

Aber anders als beim Hund lernt das Baby alsbald, zu verstehen und selbst die Macht des Sprechens zu erlernen.

Welches sind die ersten Gedankeninhalte, die durch die Eltern in Worte und Sätze gekleidet und in das Kind 'hineingefüttert' werden?

Von den drei Satzarten her: Aussagesatz (Mitteilung), Fragesatz, Befehlssatz sind es hauptsächlich Anweisungen: Gebote und Verbote, die das Kind durch Sprechen lenken sollen:

Mach dieses und jenes, mach dieses und jenes nicht!

Verehrter Leser, wir haben normalerweise nichts dagegen, angeleitet zu werden, Hilfe zu erheischen zu Problemlösungen, besonders wenn sie gern gegeben wird.

Je mehr aber von Seiten unserer Eltern / Pädagogen Bewertungen unseres Handelns ablaufen, zugespitzt in einem "fortwährenden Strom von Erklärungen und Ermahnungen"1, und sei er noch so 'gut gemeint', desto mehr wird dieser Mechanismus des Anstrengens, nachzudenken und zu verstehen, gestresst.

Das natürliche Seelensein des Kleinkindes wird in den Kopf getrieben: was mache ich falsch, was wird von mir erwartet, warum, was soll ich jetzt tun etc.?

Bis hin zur Entstehung von Kopfschmerzen, Migräne-Komplexen etc., je nach Schwere der Komplexe, des inneren oder äußeren Leidens…

Wir können sagen, das sei 'natürlich', Kinder müssten erzogen werden, die Regeln lernen etc., Sigismund S. Freud würde sagen, es sei unvermeidbar und erforderlich, dass Kinder ein 'Über-Ich' - inneres Beurteilungs- und Handlungsanweisungsinstrument - aufbauten.

Aber wenn wir verstehen würden, wie Sprechen aus dem Fühlen herauszieht und den Menschen 'seelenlos' macht, würden wir sparsamer mit unseren 'sprachlichen Inputs' gegenüber Kindern und Erwachsenen umgehen.

'Unfühlende' Menschen, die nur noch 'aus dem Kopf heraus' leben, würden sich niemals vorstellen können, dass das Brustraum-Bewusstseinszentrum,

das wir 'Herz' nennen, der eigentliche Sitz des Fühlens ist, weil ihr 'Herz' blockiert ist und sie ihre Gefühle nicht mehr als Primärgefühle, sondern als Sekundärgefühle außerhalb des Brustraums fühlen (siehe Axiom Nr. 59).

Deswegen halten sie die Rede vom 'Herzen' für Poesie, Romantizismus und Mystizismus.

Aber so, wie sie 'Schmetterlinge im Bauch' fühlen könnten (siehe Axiom Nr. 2), könnten sie auch ihre Emotionen im Brustraum spüren, wenn sie sich der angedeuteten Blockierungen entledigten…

"Im Herzen sein", aus dem "Herzen" heraus wahrnehmen, denken, fühlen, wollen und handeln ist kein poetisches Bild, kein Romantizismus und auch kein Mystizismus.

Es geht darum, das, was im Kind 'automatisch' zerstört wird, wieder zu heilen.

1 der dänische Familientherapeut Jesper Juul

ZWEITER ABSCHNITT. Das Mysterium des Oberflächenselbstes

17. Die drei Grundspannungen und Grundspaltungen im Menschen

Dass wir in einem mehr oder weniger fortwährenden Strom von Wahrnehmungen stehen (außer anscheinend im 'Tiefschlaf'), empfinden wir als 'normal'.

Im Axiom Nr. 1 schreiben wir: »Bewusstsein bedeutet: sich einer Sache gewahr sein, wobei die Gewahrwerdung einer Sache mit Hilfe von so genannten Sinnesorganen erfolgt. Für gewöhnlich werden dabei Dinge aus unserem Außenleben unterschieden von Dingen aus unserem Innenleben, zum Beispiel Gefühlen und Gedanken ('Seeleninhalten').

➢ Gehören Körpergefühle zum Innen- oder zum Außenleben unseres Bewusstseins?

➢ Gehören vielleicht auch unsere Gefühle und Gedanken zum Außenleben unseres Bewusstseins?«

Wir können mehr oder weniger gut Bilder oder Vorgänge sehen, hören, schmecken, riechen, fühlen in unserer Außenwelt, aber auch in unserer Innenwelt, in Erinnerungen, Vorstellungen, Imaginationen, Träumen etc.

Weiter können wir das Erleben haben, zu wenig Wahrnehmungen zu haben oder zu viele ('Reizüberflutung'), wo wir uns vielleicht von Wahrnehmungen überschwemmt, überfordert, gefordert, erdrückt und bedrängt fühlen und es uns schwer fällt, gezielt und bewusst Wahrnehmungen auszuwählen und abzuweisen.

Aber in Axiom Nr. 3, "Bewusstseinsbeeinträchtigung durch 'seelische Situationen'" fragen wir:

»Was ist die Ursache, wenn ich sehbehindert, hörbehindert etc. bin? Was ist die Ursache, wenn ich kein 'Körpergefühl' habe? Was ist die Ursache, wenn ich kein 'Einfühlungsvermögen' habe – anderen oder mir selbst gegenüber? Was ist die Ursache, wenn Kinder, Jugendliche oder Erwachsene Probleme haben, sich zu 'konzentrieren'?«

Und definieren: »Viele sagen, dass selbst körperliche Beeinträchtigungen seelische Ursachen haben können. Auf jeden Fall aber können wir wahrnehmen lernen, wie sehr Eintrübungen oder Irritationen, Behinderungen und Beeinträchtigungen der Wahrnehmung durch 'seelische' Erfahrungen und Erlebnisse, Zustände, Stimmungen und Situationen zustande kommen können.«

Ich spreche hier von drei Grundspannungen und Spaltungen im Menschen von frühester Kindheit an, aus denen sich diese 'seelischen Situationen' ergeben:

Die erste "Grundspannung und Grundspaltung"