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Das spicy New Adult Romantasy Debut der New York Times Bestsellerautorin Wem kannst du trauen? Wen kannst du lieben? Wen sollst du töten? Prinzessin Marjoriana, genannt Jory, steht vor einer unmöglichen Entscheidung: Um ihr Reich vor dem Untergang zu retten, soll sie den gefürchteten König Kyronan heiraten. Doch ihr Herz gehört Asher, ihrer ersten Liebe, der nach Jahren der Verbannung als Assassine zurückkehrt – mit einem tödlichen Auftrag: Er soll die Hochzeit verhindern, koste es, was es wolle. Zwischen Pflicht, Liebe und Verrat geraten Jory, Ky und Asher in ein Netz aus Intrigen und dunklen Geheimnissen. Um ihr Volk zu retten, müssen sie das Unmögliche wagen – und einander vertrauen. Doch wie weit gehen sie für ihre Freiheit und ihre Liebe? Mit den Tropen Love Circle, Arranged Marriage, Strangers to Friends to Lovers, Multiple POV, Only One Bed, Hurt Hero, Dark Past, Who Did This To You »Süchtigmachend« Danielle L. Jensen »Deine nächste Obsession« Hannah Nicole Maehrer
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Seitenzahl: 753
Veröffentlichungsjahr: 2025
Warrior Princess Assassin
Brigid Kemmerer ist New York Times-Bestsellerautorin der Jugendbücher A Curse So Dark and Lonely, More Than We Can Tell und Letters to the Lost, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden.Als Vollzeitautorin lebt Brigid mit ihrem Mann, ihren Söhnen, ihrem Hund und ihrer Katze an der Ostküste der USA.Jara Dressler studierte in Köln und Oxford, lebte in verschiedenen Ländern und arbeitete in unterschiedlichen Bereichen des Verlagswesens. Derzeit genießt sie es, ihre Tage mit ihrer Hündin und einer Fülle guter Bücher zu verbringen.
WEM KANNST DU TRAUEN? WEN KANNST DU LIEBEN? WEN SOLLST DU TÖTEN?Prinzessin Marjoriana, genannt Jory, steht vor einer unmöglichen Entscheidung: Um ihr Reich vor dem Untergang zu retten, soll sie den gefürchteten König Kyronan heiraten. Doch ihr Herz gehört Asher, ihrer ersten Liebe, der nach Jahren der Verbannung als Assassine zurückkehrt mit einem tödlichen Auftrag: Er soll die Hochzeit verhindern, koste es, was es wolle.Zwischen Pflicht, Liebe und Verrat geraten Jory, Ky und Asher in ein Netz aus Intrigen und dunklen Geheimnissen. Um ihr Volk zu retten, müssen sie das Unmögliche wagen – und einander vertrauen. Doch wie weit gehen sie für ihre Freiheit und ihre Liebe?Der Auftakt der spannungsgeladenen, spicy Fantasy-Trilogie von New York Times-Bestsellerautorin Brigid Kemmerer»Süchtig machend« Danielle L. Jensen»Deine nächste Obsession« Hannah Nicole Maehrer
Brigid Kemmerer
Roman
Aus dem Englischen von Jara Dressler
Forever by Ullsteinwww.ullstein.de
Die Originalausgabe erschien 2025 unter dem Titel Warrior Princess Assassin bei Avon, einem Imprint von Harper Collins Publishers.
www.ullstein.deForever by Ullstein
ISBN 978-3-98978-045-3
© 2025 by Brigid Kemmerer© der deutschsprachigen Ausgabe 2025 by Ullstein Buchverlage GmbH, Friedrichstraße 126, 10117 BerlinAlle Rechte vorbehaltenWir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text- und Data-Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor. Bei Fragen zur Produktsicherheit wenden Sie sich bitte an [email protected]: zero-media.net, München nach einer Vorlage von Harper CollinsUmschlagabbildung: © Katt PhatAutorinnenbild: © Emily Karcher Photography LLCE-Book powered by pepyrus
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Das Buch
Titelseite
Impressum
Kapitel 1 Princess
Kapitel 2 Princess
Kapitel 3 Warrior
Kapitel 4 Princess
Kapitel 5 Assassin
Kapitel 6 Warrior
Kapitel 7 Princess
Kapitel 8 Assassin
Kapitel 9 Warrior
Kapitel 10 Princess
Kapitel 11 Warrior
Kapitel 12 Assassin
Kapitel 13 Warrior
Kapitel 14 Princess
Kapitel 15 Assassin
Kapitel 16 Warrior
Kapitel 17 Assassin
Kapitel 18 Assassin
Kapitel 19 Princess
Kapitel 20 Warrior
Kapitel 21 Assassin
Kapitel 22 Princess
Kapitel 23 Princess
Kapitel 24 Warrior
Kapitel 25 Assassin
Kapitel 26 Princess
Kapitel 27 Princess
Kapitel 28 Warrior
Kapitel 29 Assassin
Kapitel 30 Warrior
Kapitel 31 Princess
Kapitel 32 Princess
Kapitel 33 Princess
Kapitel 34 Warrior
Kapitel 35 Assassin
Kapitel 36 Princess
Widmung
Leseprobe: Glory of Broken Dreams
Social Media
Vorablesen.de
Cover
Titelseite
Inhalt
Kapitel 1 Princess
Ein Hinweis der Autorin
Warrior Princess Assassin ist eine Romantasy, die für eine erwachsene Leserschaft geschrieben wurde.
In diesem Buch werden die Lesenden erwachsene Sprache, gewalttätige Darstellungen und explizite Liebesszenen finden.
Außerdem gibt es Situationen, die vergangene Traumata und Misshandlungen beinhalten (inklusive sexuellen Missbrauchs) – sowie Themen wie Glauben, Vertrauen, Überleben und Hoffnung.
Bitte mit Vorsicht genießen.
Die Glocken haben vor Stunden schon aufgehört zu läuten, es muss also beinahe Mitternacht sein. Dunkel ist es jedenfalls und auch kalt, besonders in meinem Gemach. Jedes Mal, wenn ich ausatme, bildet sich eine kleine Wolke, und innerlich verfluche ich das Dekret meines Vaters, dass jede Flamme im Königreich nach Sonnenuntergang gelöscht werden muss. Es ist demnach unmöglich, der eisigen Kälte, die sich über den Palast gelegt hat, zu entkommen.
Das ist mit Abstand der schlechteste Zeitpunkt für eine Kleideranprobe. Besonders, wenn es sich um ein Brautkleid handelt, das ich nicht vorhabe zu tragen.
Eine Nadel sticht in meine Schulter, und ich keuche vor Schmerz leise auf, versuche aber stillzuhalten.
Dennoch bemerkt es die Näherin. »Vergebt mir, Eure Hoheit«, sagt sie und haucht in ihre Hände – ein Versuch, diese zu wärmen. Sie ist mittleren Alters, hat eine rundliche Figur, und ihr ergrauendes Haar wird in einem Zopf zusammengehalten. »Ich kann meine Finger kaum spüren.«
Sie ist eine der Assistentinnen meiner Schneiderin, ich kenne ihren Namen nicht. Normalerweise wäre ihre Herrin hier, um sie zu beaufsichtigen, aber das hier ist die fünfte Anprobe des Hochzeitskleids, und ich bin mir sicher, dass die zartbesaitete Mistress Revelle angesichts der Kälte und Dunkelheit entschieden hat, dass sie hiermit nichts zu tun haben will.
Für mich macht es keinen Unterschied. Von mir aus könnten sie genauso gut einen Stallburschen bitten, das Kleid zusammenzustecken.
Ich blicke zum Fenster, das von Frost überzogen im Mondlicht leuchtet.
Mein Herz pocht, und ich hoffe auf eine Bewegung draußen, ein Zeichen, dass Asher zurückgekehrt ist, dass er sich in den Schatten versteckt und wartet, bis ich allein bin.
Wenn er hier wäre, dann wäre das alles nicht so schrecklich.
Wenn er hier wäre, dann könnte ich ihn anflehen, mir bei der Flucht zu helfen.
Schon wieder sticht eine Nadel in meine Schulter, aber diesmal unterdrücke ich einen Aufschrei.
»Bestimmt können wir das Feuer eine kurze Zeit entfachen«, sage ich. »Die Abgesandten von Incendar werden nicht vor Tagesanbruch eintreffen.«
Hoffnungsvoll blickt die Näherin über meine Schulter zu Charlotte, meiner ersten Hofdame. »Meine Dame, wenn die Prinzessin darauf besteht –«
»Nein«, unterbricht Charlotte sie streng. »Alle Flammen müssen vor Anbruch der Dunkelheit gelöscht werden. Die Büttel sind seit Stunden unterwegs, um dies in ganz Astranza durchzusetzen. Der König von Incendar ist inzwischen bestimmt innerhalb unserer Grenzen, und kein Feuer soll seine Macht speisen, vor allem nicht in diesem Zimmer. Euer Vater hat diesen Befehl erlassen, und Prinz Dane war bei der Verkündung sehr deutlich.«
Mein Vater ist aber gerade weder halb nackt, noch wird er als Nadelkissen genutzt, sonst hätten seine Anweisungen anders gelautet, vermute ich.
Und doch ist Vaters Magie der Grund, weshalb es hier so kalt ist.
Noch eine Nadel bohrt sich in mich, und ich beiße mir auf die Zunge, um nicht zusammenzuzucken.
Charlotte kommt näher und tritt in mein Blickfeld. Sie ist etwas älter als ich, hat mausbraunes Haar, das sie immer im Nacken zu einem Knoten zusammenbindet, und scharfe Gesichtszüge, die sie so aussehen lassen, als wäre sie den Vierzigern näher als den Dreißigern. Seit Jahren ist sie schon bei mir, aber wir sind nie Freundinnen geworden. Dane hat zu viele Lakaien und Spione in diesem Palast, als dass ich einem der Bediensteten komplett vertrauen würde, daher ist Asher mein einziger Freund.
Jedoch schien Charlotte bisher eine der wenigen zu sein, die mir gegenüber loyaler sind als gegenüber meinem Bruder. Wenn sie sich weigert, ein Feuer zu erlauben, dann muss er wirklich überaus deutlich gewesen sein.
Dies bestätigt sie, als sie hinzufügt: »Euer Bruder ist nicht bereit, bei Maddox Kyronan und dessen Temperament ein Risiko einzugehen. Nicht, bis der König um Eure Hand angehalten und Ihr …« Sie zögert. »… geantwortet habt.«
Sie meint, bis ich Nein sage.
Wenn Obszönität einer Prinzessin nicht gleich für einen Skandal sorgen würde, dann wäre die Antwort: Nein,verdammte Scheiße!
Wieder blicke ich zu dem vom Mond erleuchteten Fenster. Asher, bitte.
Ich habe ihn seit Monaten nicht mehr gesehen.
Sorge breitet sich in meinem Inneren aus, und ich versuche, sie zu ersticken.
Von allen, die ich kenne, kann Asher mit Abstand am besten auf sich aufpassen, und ich habe momentan größere Probleme.
Wie diesen Heiratsantrag, der unsere Allianz mit Incendar besiegeln soll. Dane hat zwar Monate damit zugebracht, dieses Bündnis zu verhandeln, aber wenn es nach mir ginge, hätte er sich noch mehr Zeit dafür lassen können. Ich weigere mich, als Bezahlung für die grausame Schlachtfeld-Magie ihres Königs in ein ödes, sonnenverbranntes Königreich geschickt zu werden.
Bei diesem Gedanken dreht sich mir erneut vor Sorgen der Magen um.
Denn ich weiß, warum Dane diese Allianz so verzweifelt anstrebt.
Jeden Abend bringen die Kriegsboten neue Kunde, und als sie uns mitteilten, dass Maddox Kyronan einen knappen Sieg gegen die Draegonis errungen hat, indem er ihr gesamtes Regiment an Soldaten in Flammen aufgehen ließ, ging ein erschrockenes Raunen durch den Raum. Tausende Draegs verbrannten bei lebendigem Leib auf dem Schlachtfeld. Jegliche Überlebenden wurden mit Pfeilen und Stahl abgeschlachtet.
Dane würde für einen Sieg Astranzas alles geben.
Wir können die Draegonis kaum davon abhalten, unsere Grenzen zu überschreiten. Und je älter Vater wird, desto lauter werden die Zweifel, dass wir es schaffen, Astranza zu verteidigen.
Aber wir alle kennen noch düsterere Geschichten über Maddox Kyronan.
Eine Kammerzofe behauptete, dass er einst einen Mann mitten im Thronsaal in Flammen aufgehen ließ, indem er Siegel in die Luft zeichnete. Seine Berater waren entsetzt. Eine weitere erzählte, dass eine Berührung von ihm Verbrennungen verursacht, die sich direkt durch die Muskeln und Knochen fressen, wenn er nicht loslässt. Ich erschauderte, als ich dies hörte, aber das ist noch nicht einmal das Schlimmste. Es gibt Gerüchte, dass Maddox Kyronan den Gehorsam seiner Leute erzwingt, indem er ihre Felder verbrennt und sie dem Hungertod preisgibt. Wenn sie sich beschweren, dienen wenig später verkohlte, mit Brandblasen übersäte Leichen entlang der Straßen als schreckliches Denkmal seiner Macht.
Und Dane plant, mich einfach an ihn zu übergeben.
Etwas in mir windet sich angespannt und ängstlich. Ich darf darüber nicht mehr nachdenken. Niemand kann so mächtig sein. Die Magie meines eigenen Vaters wirkt immer grenzenlos, sie erlaubt ihm, das Wetter zu kontrollieren und Astranzas Felder fruchtbar zu halten; ein König, der sein Volk versorgt. Auch Gerüchte seiner beachtlichen Fähigkeiten machen in Astranza die Runde.
Aber sie sind nicht alle wahr.
Selbst Vater hat Grenzen.
Wieder sticht mich die Näherin, und ich muss tief Luft holen, um nicht aufzuschreien. Die Kälte lässt mich noch empfindlicher und zorniger werden, am liebsten würde ich sie dieses Kleid anzünden lassen, während ich es gerade trage. Ich hoffe, dass die Nadeln mich bluten lassen, denn dann hätte das Korsett am Morgen karmesinrote Flecken, die vielleicht einen Vorwand bieten könnten, die Hochzeit zu verschieben.
Aber womöglich würde das alles noch schlimmer machen. Vielleicht würden dem grausamen König Blutflecken auf meinem Kleid gefallen.
Wieder blicke ich zum Fenster, aber dort ist nichts außer dem Mond, der mich zu verhöhnen scheint.
Mir wird eng um die Brust. Ashers Pflichten haben ihn auch in der Vergangenheit schon weit weg von der Hauptstadt geführt, aber noch nie war er so lange weg. Wenn ihm jedoch etwas zugestoßen wäre, würde mir niemand davon berichten. Ein Assassine der Jägergilde würde nie mit der sittsamen und anständigen Prinzessin Marjoriana in Verbindung gebracht werden.
Aber Asher ist mein bester Freund. Mein einziger Freund.
Noch einmal sehe ich zu den frostüberzogenen Scheiben. Er könnte verletzt sein. Er könnte tot sein.
Dieser Gedanke schnürt mir die Kehle zu, und ich muss schlucken.
Charlotte nimmt meine Hand, drückt sie, und ich verkneife mir die aufsteigenden Tränen.
»Vielleicht ist er ja gar nicht so schlimm«, murmelt sie.
Sie denkt vermutlich, dass ich nur wegen des Antrags so aufgewühlt bin. Ich lache, denn das ist besser, als die Tränen über meine Wangen rollen zu lassen. »Jedes Feuer ist erstickt worden«, sage ich. »Ganz offensichtlich erwarten alle anderen, dass er schrecklich ist.«
Sie runzelt die Stirn, erwidert aber nichts. Genau die Reaktion, die ich erwartet habe.
Charlotte hat vorhin gesagt, dass der König und sein Geleitschutz bereits innerhalb unserer Grenzen sind, also reiten sie vermutlich gerade zum Palast. Ich war noch nie an der südlichen Grenze, daher weiß ich nicht, wie lange die Reise bei diesem Wetter dauern wird.
Ob sie wohl die Nacht durchreiten werden? Ich frage mich, ob Vater dem Schnee erlaubt zu fallen, um die Größe unserer Felder zu verbergen, oder ob es nur eine Machtdemonstration gegenüber Maddox Kyronan ist. Vielleicht ist es beides. Incendar mag eine Gebirgskette voller wertvoller Eisenerze haben, aber es ist kein Geheimnis, dass sie seit Jahren Probleme mit kargen Feldern haben – ganz egal, ob der König dies verursacht oder nicht. All das Eisen der Welt könnte keine hungernden Menschen ernähren.
Hier in Astranza muss niemand jemals hungern, nicht mit unserem riesigen Ackerland. Vaters Magie sorgt für die perfekte Balance zwischen Sonnenschein und Regen, um unser Getreide und den Viehbestand gedeihen zu lassen. Ich habe mitbekommen, wie die Kriegsgeneräle meinen Bruder warnten, dass Maddox Kyronan eines Tages seine Bestrebungen vielleicht gegen Astranza richten könnte – und ich frage mich, ob dies der Grund dafür ist, weshalb Dane und mein Vater diese Allianz jetzt eingehen.
Es klopft an der Tür, und bevor Charlotte sie öffnen kann, fliegt sie auch schon auf. Ohne zu zögern, marschiert mein Bruder herein. Er fragt gar nicht erst, ob ich ihn empfangen möchte.
»Marjoriana«, sagt er kühl. Er ist zehn Jahre älter als ich, und an seinen Schläfen werden die Haare langsam grau, obwohl sein Bart mit fünfunddreißig immer noch dicht und schwarz ist.
»Dane«, erwidere ich, ebenso unterkühlt. »Bitte, komm doch rein, egal, ob ich angezogen bin oder nicht.«
»Gern doch«, sagt er, ohne auf meinen Sarkasmus einzugehen. Er geht an den Frauen vorbei, die beide schnell einen Knicks machen, obwohl er sie ignoriert. Dann betrachtet er den schweren, perlenbesetzten Stoff, der ordentlich über einen Stuhl hinter mir drapiert ist, und bemerkt schließlich die zwei Dutzend Nadeln, die meinen Ausschnitt einrahmen.
»Ich dachte eigentlich, du schläfst«, meint er, »aber deine Wachen deuteten an, dass die Näherin immer noch arbeitet.«
Er klingt genervt, und die Frau zuckt zusammen. Aber ganz ehrlich, Dane klingt immer wegen irgendwas genervt. Solange ich mich erinnern kann, ist er schon so. Als ich noch jung war, hörte ich Gemunkel, dass meine Geburt ein Segen war, nachdem meine Mutter einige Fehlgeburten gehabt hatte. Aber Dane sah dies nie so. Er war immer der Kronprinz, der darin unterrichtet wurde, wie man ein Land regiert, während ich die kleine Prinzessin war, die beschützt, verwöhnt und von Ärger ferngehalten wurde.
Als Kind hat er mich nie gehasst, ich war ihm schlicht egal – besonders da es wichtigere Dinge gab, um die man sich Sorgen machen musste. Gerüchte über Angriffe von Draegonis begannen die Runde zu machen, und plötzlich musste Vaters Wettermagie unsere Grenzen schützen, anstatt einfach nur unser Volk mit Nahrung zu versorgen. Damals hatte niemand Angst, besonders da Dane noch jung war. Es bestand noch immer die Möglichkeit, dass er ebenso wie unser Vater magische Kräfte entwickeln könnte.
Aber das tat er nicht.
In Friedenszeiten spielte dies keine Rolle. Aber die Draegonis waren hinter unserem fruchtbaren Ackerland her – und dem Stahl von Incendar. Verhandlungsangebote blieben unbeantwortet. Als die Draegs angriffen, geschah es mit voller Wucht. Sie sind das größte Land des Kontinents und planten ganz offensichtlich bereits seit einiger Zeit, unsere Grenzen niederzureißen. Wir konnten uns glücklich schätzen, Vaters Wettermagie zu haben, denn er konnte zu jeder Zeit peitschende Stürme an unseren Grenzen beschwören, wenn wir von einer Invasion hörten.
Die Draegs griffen auch Incendar an, aber sie kamen nicht weit. Das Königreich von Maddox Kyronan ist vielleicht das kleinste, aber die Berge bieten Incendar eine natürliche Grenze und Waffen, die aus incendrianischem Stahl geschmiedet werden und beinahe unzerstörbar sind. Die Armee des Königs ist knallhart und gewalttätig – ganz zu schweigen von seiner Feuermagie.
Im Vergleich dazu strauchelt Astranza. Wir waren nie ein kriegerisches Land, und unser Volk begann sich Sorgen zu machen, was geschehen würde, wenn es den Draegonis gelänge, unsere Grenzen zu überqueren – wenn unser Königreich fiele. Mein Vater wurde vom Schlachtfeld ferngehalten, seine Magie beschützt. Als klar wurde, dass Dane sein Talent nicht geerbt hat, wandten sich alle verzweifelt mir zu.
Mir wurden Lehrmeister und Handbücher zur Verfügung gestellt, und ich verbrachte Jahre damit, jedes Siegel, jeden Trank, jede Rune auszuprobieren, in Erwartung irgendeiner Gabe. Alle wussten, dass Magie – wenn auch selten – in der Familie liegt, und da sie Dane ausließ, waren alle sicher, dass sie sich in mir manifestiert haben musste.
Ich saß neben Vater, übte die Siegel und war immer so voller Hoffnung, wenn ich auch nur einen Funken Magie in der Luft erzeugen konnte – nur um dann am Boden zerstört zu sein, wenn nichts weiter geschah. Wenn er nicht dabei war, konnte ich nicht einmal einen Funken beschwören.
Mutter saß immer neben mir, ihr Lächeln sanft und ermutigend. »Gräm dich nicht«, sagte sie, wenn ich frustriert war. »Die Magie wird dich finden, wenn sie bereit ist, Jory.«
Sie ist bis heute nicht bereit dazu.
Ich sollte deswegen keine Reue empfinden oder Gewissensbisse haben, aber das tue ich dennoch. Mutter starb ein Jahr später, als ich fünfzehn Jahre alt war. Sie wurde von einer Räuberbande getötet, die ihrer Kutsche auflauerte, als sie auf dem Heimweg war. Vielleicht hätte ich es verhindern können, besäße ich nur Magie.
Aber wie es so war, konnten Asher und ich nichts tun, außer zusehen. Wir saßen in der Kutsche dahinter, und Asher zog mich in ein Versteck, als die Banditen zu schießen begannen. Meine Mutter bekam zwei Pfeile in die Brust, bevor wir überhaupt wussten, was los war.
Ashers Mutter, Lady Clara, war die erste Hofdame der Königin und Mutters beste Freundin. Noch heute weiß ich genau, wie ihre Schreie klangen. Nicht so, schrie sie immer und immer wieder. Nicht so.
Auch Ashers Mutter starb.
Aber nicht während des Angriffs. Sondern wegen des Angriffs. Jene verzweifelten Worte wurden während ihres Prozesses wiederholt. Mein Bruder behauptete, dass sie ein Eingeständnis ihrer Schuld wären, dass sie in die Straftat verstrickt gewesen war. Ich glaubte, dass sie ein Ausdruck ihrer Trauer gewesen waren.
Ich sollte jetzt nicht darüber nachdenken.
Erinnerungen an Mutter sind zu schmerzhaft, und mein Herz rast bereits wegen allem, was gerade passiert. Als Lady Clara zum Tode verurteilt und Asher ins Exil geschickt wurde, flehte ich Dane an, Fürsprache einzulegen. Er weigerte sich. Unsere Mutter war tot, und er stand eiskalt da, während mein bester Freund in Ketten gelegt aus dem Palast geschleift wurde. Ich schluchzte und flehte meinen Bruder an, es zu beenden.
Das ist vor zehn Jahren gewesen, und ich werde es ihm nie verzeihen.
Er funkelt immer noch die Näherin böse an, die damit aufgehört hat, Nadeln durch den Stoff zu schieben, und aussieht, als wäre sie kurz davor wegzurennen.
»Es ist dunkel«, schnauze ich Dane an. »Und eiskalt. Vielleicht können deine Bediensteten unter diesen Bedingungen arbeiten, aber komplizierte Stickereien verlangen Finger, die nicht tiefgefroren sind. Aber bitte, wir können augenblicklich damit aufhören.«
»Du sollst morgen Vormittag deinen zukünftigen Ehemann kennenlernen. Es ist beinahe Mitternacht.«
»Oh?«, mache ich atemlos. »Ich dachte, ich soll den König von Incendar treffen. Bringt er meinen zukünftigen Gatten mit?«
Sein Kiefer spannt sich an. »Marjoriana –«
»Und ich verstehe einfach nicht, warum du dich für meinen Schlaf interessierst oder mein Kleid oder irgendetwas, das auch nur im Entferntesten mit mir zu tun hat«, füge ich hinzu. »Du bist eindeutig fest entschlossen, mich wegzuschicken.«
»Du wirst nicht weggeschickt«, erwidert er zähneknirschend.
»Stimmt. Das werde ich nicht. Ich habe dir bereits tausendmal gesagt, dass ich den Antrag nicht annehmen werde. Genauso wenig, wie ich mich von irgendeinem Landbaron betatschen lasse, um seine politischen Ambitionen voranzutreiben, bin ich bereit, einen König zu heiraten, der eine Trophäe dafür möchte, dass er Männer auf dem Schlachtfeld niedermetzelt. Du hättest allen die ganze Arbeit ersparen können, wenn du mir vor einem Monat einfach mal zugehört hättest.« Ich sehe hinunter zu der Näherin. »Bitte mach weiter«, sage ich sanft. »Du musst erschöpft sein.«
Dane starrt mich finster an, den Kiefer verkrampft. Die Frau wirft ihm einen angespannten Blick zu und befestigt dann eine weitere Nadel. Als sie mich dieses Mal sticht, rühre ich mich nicht.
Charlotte sieht von mir zu meinem Bruder und räuspert sich. »Vielleicht sollte ich uns etwas Tee besorgen –«
»Ja«, unterbricht Dane. »Lasst uns allein. Alle beide.«
Die Näherin verbeugt sich erneut schnell und rennt dann beinahe aus dem Zimmer.
Charlotte nicht. Ihre Augen sind auf mich gerichtet, und sie wartet auf meine Antwort.
»Tee wäre ganz wundervoll«, sage ich und meine es auch so. Mir ist eiskalt. »Danke.«
Wobei mir in dem Moment, als sie aus der Tür ist, klar wird, dass der Tee genauso kalt sein wird wie alles andere momentan. Ich runzle die Stirn.
»Marjoriana«, sagt mein Bruder und kommt näher. »Ich habe deine lächerliche Rebellion lange genug erduldet. Ich werde nicht weiter zusehen, wie du deine Weigerung verkündest –«
»Meine Rebellion ist nicht lächerlich. Lächerlich ist nur, dass du eine Allianz ohne meine Einwilligung schmiedest.«
»Ich bin der Kronprinz! Als Regent an Vaters Stelle! Ich bin dir gegenüber zu nichts verpflichtet.«
Als ob er dies jemals gewesen wäre. »Ich bin deine Schwester«, sage ich. »Du könntest ja mal eine Sekunde an mein Wohlergehen denken.«
»Dein Wohlergehen!« Er sieht aus, als wollte er mich von dem Schemel werfen.
»Ja. Du verheiratest mich mit einem Mann, der Menschen, die ihm nicht passen, mit nur einem Fingerschnipsen in ein Häufchen Asche verwandelt.«
»Du machst dich lächerlich. Dein Wohlergehen wurde gründlichst verhandelt. Die Bedingungen unserer Allianz sind sehr deutlich.«
»Oh, wirklich!«, rufe ich. »Dann würde ich diese Details liebend gern lesen. Muss ich in bestimmten Nächten mit ihm schlafen? Gibt es eine monatliche Quote, die ich zu erfüllen habe?«
Wieder spannt er den Kiefer an, und Sturmwolken ziehen in seinen Augen auf.
Aber er sagt nichts.
Ich reiße die Augen auf. »Dane!«, sage ich. »Das steht doch jetzt nicht wirklich in dem Vertrag?«
»Wie ich schon sagte: Es wurde gründlichst verhandelt.«
Ich steige von dem Hocker der Schneiderin und marschiere auf ihn los, und ehe mir bewusst wird, was ich überhaupt tue, habe ich schon mit dem Arm weit ausgeholt.
Ich sollte es besser wissen. Dane trainiert mit den besten Soldaten der Armee und nicht ich. Mein Bruder schnappt meine Hand mitten in der Luft, hält das Handgelenk fest, während ich mich noch wehre. Seine Finger graben sich tief in meine Haut, bevor er zulässt, dass ich mich lösen kann. Ich atme schwer, und ich starre ihn dabei böse an, während sich ein paar der Nadeln nun in meine Brust bohren.
Ich werde ihm nicht die Befriedigung geben, zu sehen, wie ich mir das Handgelenk reibe.
Seine Hände sind jedoch zu Fäusten geballt und die Augen dunkel vor Wut. Eine gefühlte Ewigkeit ringe ich nach Atem. Er hat mich noch nie geschlagen, aber die Luft zwischen uns ist geladen mit dem Versprechen, dass er es tun würde.
Als er spricht, ist seine Stimme ein bedrohliches Flüstern. »Ich kann es nicht fassen«, sagt er. »Ich habe Monate damit verbracht, zu versuchen, Astranza zu beschützen, und du wirst es alles innerhalb von fünf Minuten zerstören. Du benimmst dich, als würde ich dich für den Rest deines Lebens an sein Bett fesseln. Du weißt genau, dass ein magischer Erbe Astranza nur zugutekommen würde.«
Das weiß ich – aber ich hasse es, dass ich gezwungen werde, einen magischen Erben mit einem Mann zu zeugen, der mich dabei in Flammen aufgehen lassen könnte. »Hast du ihm versprochen, dass er es tun kann, sobald er hier ankommt? Soll ich auf dem Bett bereitliegen?«
»Du benimmst dich wie ein Kind.«
»Ich benehme mich wie eine Prinzessin. Ich sollte an den Verhandlungen teilnehmen. Ich sorge mich genauso sehr um Astranza wie du.«
»Wenn dies der Fall wäre, dann solltest du an dein Volk denken. Er kommt in der Absicht hierher, seine Armee zu verpflichten, uns zu beschützen.«
»In der Absicht!« Ich zeige auf die kalte Feuerstelle. »Wenn er in der Absicht kommt, warum ist dann jede Feuerstelle dunkel?« Ich zeige auf das frostbedeckte Fenster, hinter dem der Schnee im Mondlicht tanzt. »Warum ist dann das gesamte Königreich dunkel?«
»Er kann kein Feuer aus dem Nichts beschwören. Das weißt du.«
»Meinst du, seine Soldaten tragen keine Feuersteine bei sich?«, frage ich. »Was hält ihn davon ab, ein eigenes Feuer zu entfachen?«
Wieder zuckt der Muskel in seinem Kiefer, was mich wirklich in Betracht ziehen lässt, dass Dane darüber nicht nachgedacht hat.
Idiot. Das ist der Grund, weshalb ich bei den Verhandlungen hätte dabei sein müssen. Ich frage mich, was er vielleicht noch nicht bedacht hat.
»Wenn du dir solche Sorgen um seine Magie machst«, sage ich, »warum lässt du ihn dann nicht von den Schützen erschießen, wenn er hier auftaucht? Es ist ja nicht so, als brächte er eine Armee mit sich.«
»Mach dich nicht lächerlich«, fordert er. »Wir bilden eine Allianz, um eine Chance zu haben, diesen Krieg zu beenden! Ich werde keinen weiteren beginnen!«
»Aber du machst dir Sorgen«, hake ich weiter nach. »Du machst dir Sorgen, dass er nicht in guter Absicht kommt und uns stattdessen alle in unseren Betten in Kohle verwandeln wird. Und dennoch bist du bereit, mich zu einem hasserfüllten, schrecklichen Mann zu schicken, den ich noch nie gesehen habe –«
»Ich mache mir seinetwegen keine Sorgen«, schnauzt er. »Ich mache mir deinetwegen Sorgen.«
»Nun, du wirkst nicht sonderlich besorgt.«
Er macht einen wütenden Schritt auf mich zu. »Ich mache mir deinetwegen und wegen deines Starrsinns Sorgen. Dass du alles ruinierst, wofür Vater und ich so hart gearbeitet haben. Das ist der Grund, weshalb jede Feuerstelle dunkel ist. Dies ist der Grund, weshalb wir jeglichen Luxus auffahren, um den König willkommen zu heißen.« Sein Gesichtsausdruck verdunkelt sich, Schatten legen sich über seine Züge, während er die Stimme erhebt. »Das ist der Grund, weshalb ich hier bin, um deinem Drama ein Ende zu setzen.«
Trotzig hebe ich das Kinn. »Incendar hat eine Prinzessin«, sage ich. »Die kleine Schwester des Königs. Warum heiratest du nicht einfach sie?«
Etwas daran lässt ihn zusammenzucken. Dane macht einen Schritt zurück. »Das habe ich zuerst angeboten. Er hat es abgelehnt.«
Oh. Das lässt mein Herz etwas schneller schlagen. Ich bin nur an zweiter Stelle der Thronfolge hier in Astranza.
Maddox Kyronan ist bereits König. Sosehr ich es auch hasse, meine Ehe mit ihm würde zu unseren Gunsten gewichtet werden.
Seine Ablehnung fühlt sich bedeutend an. Ich frage mich, was das für die Allianz und mich bedeutet.
Dane senkt die Stimme. »Wenn wir eine andere Möglichkeit hätten, um den Zusammenhalt zwischen unseren beiden Nationen zu verdeutlichen, dann würden wir diese wählen. Aber jede Feuerstelle ist dunkel, weil ich Angst habe, dass du diesem Mann ganz deutlich sagen wirst, was du von ihm hältst. Ich mache mir Sorgen, dass wir morgen bei Anbruch der Dunkelheit nicht einen Feind, sondern zwei haben werden. Du möchtest beweisen, dass du eine Prinzessin bist? Warum denkst du dann nicht an dein Königreich?«
»Ich denke an mein Königreich! Seine Armee tötet mutwillig! Er nutzt seine Magie gegen sein Volk. Warum sollten wir uns mit so jemandem verbinden? Warum, Dane? Vater ist mächtig, aber er ermordet nicht wahllos sein –«
»Vater stirbt.«
Er sagt es so nüchtern, so ruhig. Die Worte fallen in den Schatten zwischen uns und lassen mich augenblicklich verstummen.
»Nur wenige Menschen wissen es«, fügt er hinzu, und seine Stimme wird nicht lauter. »Und es ist wichtig, dass dies so bleibt. Ich sage es dir jetzt nur, damit du die absolute Notwendigkeit dieser Allianz verstehst. Sobald Vater stirbt, ist das ganze Reich in Gefahr.«
Denn keiner von uns hat seine Magie.
Ich starre Dane schockiert an. »Weiß Incendar davon?«
»Natürlich nicht.«
»Wie lange weißt du es schon?«
»Beinahe ein Jahr. Zu Beginn war es nicht so schlimm, aber die Hofheiler sind inzwischen täglich bei ihm. Sein Herz wird nicht mehr lange durchhalten.«
»Und die Heiler –«
»Haben ihr Bestes gegeben.«
Mir bleibt der Atem weg. Ich kann nicht fassen, dass sie dieses Geheimnis so lange bewahrt haben – und ich bin verletzt, dass sie es sogar vor mir verborgen hielten. Während der letzten Monate hat Vater langsam zugelassen, dass Dane als Regent handelt. Das ist so üblich – wird von einem alternden König sogar erwartet –, auch wenn weitläufig angenommen wird, dass Vater Danes Entscheidungen überwacht. Mein Vater hat kaum die siebzig erreicht. Er ist nicht so alt, und er hat kein Wort über seine Krankheit verloren oder die Krone abgetreten. Niemand erwartet … so etwas.
Sie haben hart dafür gearbeitet, dies unter Verschluss zu halten, denn ich habe kein einziges Gerücht darüber gehört.
Es überrascht mich nicht, dass sie mich nicht zurate gezogen haben. Kein Wunder also, dass sie diesem brutalen, gewalttätigen König erlauben, mich über die Grenze zu schleifen, um mit mir anzustellen, was auch immer er will.
Ohne Vaters Magie hat Astranza nur begrenzte Verteidigungsmöglichkeiten gegen die Draegonis. So gesehen hätten wir auch nur begrenzte Verteidigungsmöglichkeiten gegen Incendar. Wenn die Allianz nicht besiegelt ist, bevor Vater stirbt, könnte sich Maddox Kyronan einfach nehmen, was Dane momentan freiwillig anbietet. Astranza braucht diese Macht als Verbündete, nicht als Gegner.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Hochzeit ein so wichtiger Teil des Abkommens ist.
Ich schlucke schwer. Als König ist mein Vater immer beschäftigt, immer distanziert, immer Dane zugewandt. Oftmals sehe ich ihn tagelang nicht. Manchmal sogar über Wochen. Wir stehen einander schon seit Jahren nicht mehr nah. Nicht seit Mutters Tod. Als er Lady Clara zum Tode verurteilte und Asher vom Palast ins Exil schickte, zerbrach etwas zwischen uns, und er hat nie versucht, es zu reparieren.
Aber er ist immer noch mein Vater.
»Kann ich ihn sehen?«, frage ich sanft.
»Nein. Wenn du jetzt zu Vater rennst, dann wird offensichtlich, dass etwas nicht stimmt.« Dane hält inne. »Aber verstehst du es nun?«
Ja. Ja, das tue ich. Ich hasse es, aber ich verstehe es.
Er sieht es mir anscheinend an, denn er nickt kurz. »Der König von Incendar wird im Morgengrauen hier eintreffen, und Vater und ich werden ihn empfangen, um die letzten Details unserer Allianz durchzusprechen. Du wirst ihn vormittags treffen, und er wird dir einen Antrag machen. Und dann ist es deine Entscheidung.«
Aber ich kann nicht wirklich entscheiden. Wenn ich ablehne, dann verdamme ich mein Königreich.
Charlotte klopft an die Tür und ruft: »Der Tee ist da, Eure Hoheit.«
Dane macht einen Schritt zurück.
»Ich werde dich nun deinen Begleiterinnen überlassen.« Er marschiert zur Tür und verlässt den Raum so abrupt, dass er beinahe mit Charlotte zusammenstößt. Die Näherin kauert hinter ihr zusammen, als er vorbeigeht.
Ich streiche die Lagen des Kleides glatt und nicke den beiden zu, versuche, mir nichts anmerken zu lassen. »Fahrt fort«, sage ich zu ihnen. »Es wird langsam spät, und morgen wird ein anstrengender Tag.«
Aber meine Gedanken überschlagen sich. Meine vorherige Angst hat sich in Bestürzung und Schmerz verwandelt, und ich kann keinen Ausweg mehr sehen.
Charlotte stellt sich neben mich, und unsere Blicke treffen sich im Spiegel. »Ja, Eure Majestät.«
Ich kann nicht anders und schaue erneut aus dem Fenster.
Asher. Ich brauche dich.
Draußen rührt sich kein einziger Schatten.
Vielleicht ist es egal. Vielleicht ist es besser, dass er fort ist.
Denn für mich gibt es keinen Ausweg. Nicht mehr.
Als ich schließlich schlafen ging, legten meine Damen noch zwei Extradecken und ein Fell in mein Bett, aber ich kann nicht aufhören zu zittern. Ich wälze mich hin und her, ziehe die Bettdecken fester unter mich, dann drehe ich mich, um zur Tür zu blicken. Ich bin mir sicher, dass Dane erwartet, dass ich morgen ausgeschlafen und vorzeigbar bin, aber wenn es so weitergeht, dann werde ich die ganze Nacht wach liegen. Wenn der König eintrifft, werde ich während eines Knickses gähnen, und Maddox Kyronan wird die Wandteppiche in Brand stecken, weil er sich von meiner Unhöflichkeit gekränkt fühlt.
Ich würde ja lachen, wenn nicht alles auf so eine tragische Weise möglich wäre.
Stattdessen will ich in mein Kissen schreien.
Wenn Asher hier wäre, dann würde er mich aufmuntern. Er würde Dane einen spießigen Arsch schimpfen und damit drohen, dessen Tee zu vergiften. Vielleicht würde er einen meiner Strümpfe an den Deckenbalken hängen, damit ich morgen ein Lachen unterdrücken müsste, während meine Hofdamen herauszufinden versuchen, wohin das Kleidungsstück verschwunden ist. Wir würden in den Schatten sitzen, und ich würde ihn um Gerüchte aus den entferntesten Winkeln Astranzas anflehen, die ich selbst niemals zu Gesicht bekommen werde.
Er bleibt nie allzu lange, aber manchmal verweilt er, während die Nacht dunkler und leiser wird. Dann schwelgen wir in Erinnerungen aus unserer Kindheit, bevor unsere Mütter starben und die Welt zu düster und einsam wurde, um darüber nachzudenken.
Sobald ich in Incendar bin, werde ich komplett allein sein.
Dieser Gedanke schnürt mir die Kehle zu, und ich unterdrücke die Tränen, die in mir aufsteigen.
Ich frage mich, ob ich morgen früh einen Weg finden kann, der Jägergilde eine Nachricht zukommen zu lassen, um mich nach Asher und seinem Aufenthaltsort zu erkundigen. Dane könnte es sicherlich machen, aber er ist die letzte Person, die ich bitten werde. Offiziell arbeiten die Jäger nie für die Krone, denn keiner im Palast würde zugeben, sie angeheuert zu haben, aber ich weiß, dass es schon vorgekommen ist. Beispielsweise, wenn sich jemand um irgendeinen Adligen oder hochrangigen Soldaten kümmern musste, und das möglichst diskret statt öffentlich.
Letzten Sommer habe ich Asher danach gefragt.
»Nutzt Dane deine Dienste?«, erkundigte ich mich steif.
»Meine Dienste?«, wiederholte er. Wir waren mitten in einem Kartenspiel bei Mondschein, und ich sah, wie sich die Mundwinkel unter der Kapuze seiner Jacke hoben. Immer im Schatten, selbst inmitten der Sommerhitze. »Jory, ich poliere kein Silber. Ich werde beauftragt, Leute zu töten.«
Mein Herz machte immer einen kleinen Satz, wenn Asher so beiläufig über seine Tätigkeit sprach, aber ich drängte weiter. »Also beauftragt er dich?«
Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. »Nicht mich. Ich werde das Geld deiner Familie nicht nehmen.«
Das war eines der letzten Male, dass ich ihn sah. Oft verschwindet er wochenlang, und ich weiß nur selten, wo er ist. Ein Assassine wäre nicht sonderlich erfolgreich, wenn er seine Aufenthaltsorte kundtun würde. Aber dies ist die längste Zeit, die er je verschwunden war, und es ist auch nicht so, dass Astranza so groß ist. Als er mit sechzehn aus dem Palast verbannt wurde, verkaufte man ihn in die Schuldknechtschaft, um seinen »Soll bei der Krone« abzuarbeiten, aber selbst damals gelang es ihm, abzuhauen und seinen Weg immer und immer wieder zu mir zurückzufinden.
Ich drehe mich auf die andere Seite und sehe zum Fenster, hoffe, dass Asher erscheint.
Er tut es nicht. Nicht, dass er je einfach erscheint. Er war noch nie so unvorsichtig. Manchmal sehe ich einen flackernden Schatten, oder die Vorhänge bewegen sich.
Heute Nacht ist da nichts.
Ich seufze schwer und boxe ins Kissen, dann vergrabe ich mein Gesicht darin.
»Sterne in der Finsternis, Jory. Was hat dir denn das Kissen getan?«
Ich keuche und schnelle in die Höhe. »Asher.«
»Vorsicht.« Er zieht das Wort langsam in die Länge, und seine tiefe, leise Stimme fühlt sich wie ein Streicheln an. »Ich glaube nicht, dass deine Damen schlafen.«
Er klingt, als wäre er ganz nah, aber ich kann ihn nirgendwo sehen. Das muss aber nicht unbedingt etwas heißen. Er ist schneller als ein Blitz und kann sich wie ein Geist durch die Finsternis bewegen.
Mir schlägt das Herz wie wild in der Brust, aber ich senke die Stimme zu einem Flüstern. »Wo bist du?«
»Hier oben.«
Ich blicke auf, und da ist er, thront auf einem der Dutzend Dachsparren, die sich über den Raum erstrecken.
Der dekorative Balken wirkt zu schmal, um bequem darauf sitzen zu können, aber Asher gelingt es irgendwie. Er ist komplett in Schwarz gekleidet, von den Sohlen seiner Stiefel bis hin zu den Gurten seines Rucksacks. Schwarzes Leder, schwarzes Tuch, schwarze Wolle, schwarzer Gürtel. Selbst seine Waffen sind extra dafür geschmiedet, dass sie kein Licht reflektieren: Es gibt kein Stück glänzenden Stahls irgendwo. Das einzig Helle ist Asher selbst. Er schiebt die Kapuze gerade so weit zurück, dass ich das weißblonde Haar erkennen kann, das ihm in die Augen hängt, und die blasse Haut, die kaum die Sonne sieht. Seine Augen liegen im Schatten, aber ich weiß, dass sie von einem hellen, lebendigen Blau sind. Als wir Kinder waren, behaupteten die Damen zu Hofe immer, dass er noch aus dieser Haarfarbe hinauswachsen und seine Augen dunkler werden würden, sobald die Kindheit endete. In beiden Fällen lagen sie falsch.
Ich frage mich, ob eine der älteren Damen je an Asher denkt oder ob sie ihn aus ihrem Gedächtnis verbannt haben, als er ins Exil geschickt wurde.
Sie haben ihm nie auch nur das geringste Fünkchen Mitleid oder Gnade entgegengebracht, als er es dringend gebraucht hat, daher bezweifle ich es.
Nun ist mein Kiefer angespannt, meine Freude über seine Anwesenheit wurde von einer Wut verdrängt, die den Jungen, der er einst war, beschützen will.
Asher zieht von irgendwo einen Keks hervor und beißt ein Stück davon ab. »Wieso verziehst du so das Gesicht?«
Ich zwinge mich, meine Züge zu entspannen. »Ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht«, gestehe ich. »Wie bist du dort hochgekommen?«
»Gesprungen.«
»Das kann nicht gemütlich sein.«
»Ist es auch nicht.« Er nimmt einen weiteren Bissen des Kekses, verlagert sein Gewicht, und dann lässt er sich einfach von dem Balken fallen.
Mir stockt der Atem, aber ich sollte es besser wissen. Natürlich fällt er nicht. Seine Beine schlingen sich um das Holz und lassen ihn kopfüber über meinem Bett baumeln. Es wäre witzig, wenn seine Waffen sich lösen würden, aber so nachlässig wäre er niemals. Die Kapuze seiner Jacke schwingt frei unter seinem Kopf, aber die komplette Ausrüstung bleibt an Ort und Stelle. In der Dämmerung meines Zimmers sind diese blauen Augen immer etwas grau. Das Mondlicht folgt den Kurven seines Gesichts.
Er ist so nah, dass mein Blick auf die dunklen Linien fällt, die mit Tinte in seine linke Wange gebrannt wurden.
Ich habe keine Ahnung, was sie bedeuten, aber ich vermute mal, nichts Gutes. Als er mit der ersten auftauchte, waren die Ränder immer noch geschwollen und rot, aber er weigerte sich, mir zu erzählen, was geschehen war. Ich hatte so etwas noch nie gesehen, also fragte ich eine meiner Damen, ob sie wussten, was Linien aus Tinte auf der Wange eines Mannes bedeuteten. Sie sah sich vorsichtig um und flüsterte dann: »Das sind Verurteilungszeichen, Eure Hoheit. Für die Sklavenhalter.«
»Sklavenhalter!«, rief ich aus. Wir haben keine Sklaven in Astranza.
Sie zuckte zusammen. »So werden sie in den Verträgen genannt.«
Als Asher mit zweien auftauchte, fragte ich ihn, was er getan hatte, um Verurteilung zu verdienen.
Er grunzte. »Ich wurde erwischt.«
»Von den Sklavenhaltern?«, fragte ich, und seine Augen wurden dunkel, verschlossen.
»Das tut nichts zur Sache«, entgegnete er. Dann verschwand er wochenlang.
Als er vier hatte, hörte ich auf zu fragen.
Inzwischen hat er sieben.
Schnell lenke ich den Blick wieder auf seine Augen, denn er hasst es, wenn ich sie anstarre. »Es ist Monate her«, sage ich. »Wo warst du?«
»Im Norden.« Ich erwarte keine ausführlichere Antwort als das, aber er fügt hinzu: »Ich hatte Verpflichtungen in Morinstead.« Er nimmt einen weiteren Bissen von dem Keks. »Es gab Komplikationen.«
Seine Stimme ist so emotionslos, als würde er davon sprechen, einen Sack Getreide ausgeliefert zu haben, aber ich weiß es besser. Ich halte meine Stimme gleich leer, denn nichts verjagt ihn schneller, als nach Details zu fragen. »Tödliche Verpflichtungen?«
»Ja.«
Als er mir erzählte, dass er in die Jägergilde aufgenommen worden war, wusste ich, was dies bedeutete. So abgeschirmt bin ich nun auch wieder nicht. Aber Asher erkannte das Entsetzen und die Missbilligung in meinem Gesicht, bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte. Das ist zwei Jahre her, es war direkt nachdem er seine Freiheit von dem Sklavenhalter erhalten hatte, und ich werde nie die Flamme des Verrats vergessen, die in seinen Augen loderte.
»Dein Bruder und seine Soldaten können also auf dem Schlachtfeld töten«, sagte er, »aber du sparst dir deine Abneigung für mich auf, nur weil ich keine Uniform trage?«
»Das ist etwas anderes.«
»Nein, ist es nicht. Ich nehme immer noch Befehle entgegen, werde immer noch auf Gewalt trainiert. Wäre es dir lieber, ich kehrte zu dem Sklavenhalter zurück?«
»Natürlich nicht. Aber es kann doch bestimmt nicht so schlimm gewesen sein, wie Menschen zu töten –«
»Es war schlimmer.«
Ich hatte seine Stimme noch nie so gehört – so angespannt, so wütend. Es ließ mich aufhorchen.
»Wie?«, flüsterte ich.
Er starrte mich an, und einen Augenblick lang sah ich einen Schmerz durch seinen Blick huschen. Aber dann blinzelte er, und die Gefühlsregung war verschwunden. »Das ist egal.« Er deutete auf die Linien in seinem Gesicht. »Keiner wird einen gebrandmarkten Mann für ehrliche Arbeit anstellen. Also, was nun? Soll ich verhungern, um deine zarte Empfindlichkeit nicht zu beleidigen, Prinzessin Marjoriana?«
»Niemand verhungert in Astranza, Asher –«
»Oh, das glaubst du doch nicht wirklich? Du hast keine Ahnung, wie es außerhalb dieses Palastes zugeht. Überhaupt keine.« Er zog sich zurück, schaffte Distanz zwischen uns. Dann stieß er eine Vase von meinem Frisiertisch, was das Porzellan auf dem Steinboden zerbrechen ließ. Er sprang zu den Deckenbalken, verschwand in die Nacht, in dem Wissen, dass ich ihm nicht hinterherrufen konnte, als die Wachen und meine Hofdamen hereingestürzt kamen, um nachzusehen, was so einen Aufruhr verursacht hatte.
Nun lasse ich meinen Blick über die kopfüber hängende Figur gleiten, während diese noch einen Bissen von dem Keks nimmt. Asher wirkt schlanker und muskulöser als je zuvor, und er hängt von seinen gekreuzten Knöcheln, als könnte er dies die ganze Nacht durchhalten.
»Was für eine Art von Komplikation?«, will ich nun wissen. »Wurdest du verletzt?«
»Nicht wirklich.«
Das bedeutet vermutlich Ja, aber ich klimpere neckisch mit den Wimpern. »Ist dir etwa eine andere Frau ins Auge gesprungen?«
Er nimmt einen weiteren Bissen, zuckt verkehrt herum mit einer Schulter. »Hm.«
Ich verliere mein Lächeln. »Hm! Was soll denn das bedeuten?«
Er zieht die Augenbrauen hoch und grinst. »Eifersüchtig?«
Ja. Es ist wie eine heiße Flamme in meiner Brust, und ich habe kein Recht darauf, so zu empfinden.
Dennoch sehe ich ihn böse an. »Du erstickst noch.«
»Ich glaube, dass das absolut unmöglich ist.«
»Du weichst meiner Frage aus.«
»Und du benimmst dich lächerlich. Natürlich ist mir niemand ins Auge gesprungen.« Seine Stimme ist tief und sanft, die Augen gleichzeitig so verführerisch und verhöhnend, ein kompletter Kontrast zu den tödlichen Waffen, die an seinem Körper beinahe unsichtbar sind. Er bricht den letzten Keks in zwei Hälften und hält ein Stück davon zwischen zwei behandschuhten Fingern. »Willst du?«
Mein Herz setzt für einen Moment aus. Er war viel zu lange weg, aber jedes Mal, wenn er wieder auftaucht, fühlt es sich so an, als wären es keine fünf Minuten gewesen.
Ich krabble auf den Knien nach vorne. Ich bin versucht, den Keks direkt aus seiner Hand zu essen, denn es gibt etwas an Asher, das mich immer dazu bringt, ihn in mein Bett ziehen zu wollen und den Rest der Welt zu vergessen.
Aber das würde er nicht wollen. Manchmal vergesse ich mich selbst und umarme ihn, dann versteift er sich wie eine Statue. »Du bist eine Prinzessin«, sagt er dann. »Ich bin ein Nichts. Ich bin ein Niemand.«
Er war nicht immer so. Als wir noch klein waren, haben wir uns ständig aus dem Palast geschlichen. Ich habe immer noch lebhafte Erinnerungen an die Nacht, in der ich mich von der Feier zu meinem fünfzehnten Geburtstag schlich und Asher in den Stallungen traf. Die Veranstaltung ging schon Stunden, und niemand interessierte sich dafür, ob ich daran teilnahm. Wir stiegen die Leiter zum schattigen Heuschober hinauf, erzählten uns Gerüchte über die Lords und Ladys, die wir auf der Feier gesehen hatten, und waren beide leicht angetrunken vom Brombeerwein. Jene Nacht begann unschuldig, sehr keusch. Aber als sich die Dunkelheit um uns legte, wurden unsere Worte sanft und ernst. Wir breiteten eine Decke im Heu aus, damit wir unsere Kleidung nicht schmutzig machten, und legten uns dann nebeneinander, unsere Finger verschränkten sich vorsichtig – aber nicht allzu lang. Bald fuhren seine Fingerspitzen mutig meine Wange entlang, meinen Kiefer, meinen Nacken.
Es war nicht das erste Mal, dass wir einander berührten, aber es war das erste Mal im Dunkeln, nur wir zwei, mit so vielen berauschenden Gefühlen zwischen uns.
Ich erschauderte und fand den Mut, die weiche Mulde seiner Kehle zu erkunden, spielte mit seinem Haar an der Stirn und fuhr schließlich mit dem Daumen über seine Unterlippe.
Ich werde nie vergessen, wie er die Luft einzog, wie seine Hände um meine Taille griffen, mich näher zogen. Ich hatte Mutters Damen schon wegen Männern zu Hofe kichern gehört, die Art, wie sie darüber tratschen, wie die Hose von jemandem eng wurde oder wie sich die Härte eines Mannes gegen ihre Schenkel presste. Nie hatte ich verstanden, was sie meinten. Bis zu dieser Nacht, denn Asher drückte sich gegen mich, ich spürte seine harte Wölbung durch unsere Kleidung, und etwas in mir schien zu erblühen. Er schob den Saum meiner Röcke hoch, die Finger fuhren über meine Knöchel, dann meine Waden entlang. Mit jeder Berührung seiner Hände löste er ein Kribbeln in meinem Bauch aus, etwas zog sich zwischen meinen Beinen zusammen. Seine Augen waren auf meine Lippen konzentriert, seine Atmung hatte sich beschleunigt. Seine Mutter war die Hofdame der Königin, ich war die Prinzessin, und wenn wir erwischt werden würden, dann könnte es einen riesengroßen Skandal auslösen. Ich erinnere mich daran, dass ich panische Angst hatte, dass er noch weiter gehen würde.
Dennoch wollte ich verzweifelt, dass er es tat.
»Jory.« Er flüsterte meinen Namen wie ein Versprechen. Als sein Mund meinen fand, ertrank ich in seinem Geschmack. Seine Zunge streifte meine Lippen, die mutige Hand fand ihren Weg über mein Knie, seine Finger strichen über meinen Schenkel.
Dann spazierte der Nachtwächter in die Scheune unter uns, pfiff, während er seinen Aufgaben nachging. Asher und ich schossen auseinander, unsere Herzen schlugen wie wild. Der Moment war zerstört, wir wussten wieder, welche Rollen wir auszufüllen hatten. Wir schlichen zurück zur Feier, ganz wohlerzogen. Mein erster Kuss. Mein einziger Kuss.
Eine Woche später wurde meine Mutter getötet, seine für Hochverrat hingerichtet und Asher in Ketten aus dem Palast geschleift.
Und nun bin ich einem anderen Mann versprochen worden.
Ich nehme das Stück Keks. »Danke.«
Sein Blick wandert über mein Gesicht. »Gern geschehen.« Er hält inne, seine Stimme wird ruhig. »Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.«
Ich setze zu einer Antwort an – aber mein Atem stockt.
Es ist Monate her, dass wir uns gesehen haben, und plötzlich wird mir klar, dass es heute das letzte Mal sein könnte. Ich weiß nicht einmal, ob Asher die Grenze nach Incendar überqueren dürfte. Oder ob ich in der Lage sein werde, meine Heimat zu besuchen.
Ich beiße von dem Keks ab, in dem Versuch, es zu überspielen.
Aber Asher kann ich nichts vormachen. Eine dünne Linie erscheint zwischen seinen Brauen. »Ah, Jory.« Er schwingt sich nach oben, macht eine Drehung in der Luft und lässt den Balken los. Er landet präzise am Fuße des Bettes, direkt vor mir, jede Bewegung so wendig wie die einer Katze. Dann lässt er sich im Schneidersitz fallen, Knie an Knie zu mir, wie als wir klein waren, die ganze Nacht wach blieben und, noch lange nachdem die Bediensteten die Laternen gelöscht hatten, flüsterten.
»Weißt du, was gerade vor sich geht?«, frage ich, wobei meine Worte kleinste Wölkchen bilden.
»Was genau?«, erkundigt er sich sanft. »Dass du nach Incendar verkauft wurdest? Oder dass dein Vater stirbt und Astranza ohne diese Allianz von den Draegonis zerstört werden könnte?«
Ich schnappe nach Luft und blicke zu den sich kreuzenden Balken an der Decke über mir auf.
Sie laufen alle zur Mitte der Decke, wo er sich wohl in den Schatten aufgehalten hatte, nahezu unsichtbar, nachdem jedes Feuer gelöscht worden war. »Wie lange bist du schon da?«
Er zuckt leicht mit den Schultern. »Lange genug.«
»Lange genug?«, flüstere ich wütend. »Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen!« Ich schlage ihn auf die Schulter.
Oder ich versuche es zumindest. Problemlos schnappt er meine Hand mit seiner behandschuhten. Im Gegensatz dazu, wie mich mein Bruder gepackt hat, ist er sanft, und gegen ihn wehre ich mich nicht.
»Ich weiß«, sagt er, seine Stimme voller Widersprüche. »Ich habe gedacht, dass das vielleicht besser wäre.«
»Es wäre nicht besser, Asher.«
»Wir haben immer gewusst, dass uns unsere Wege eines Tages trennen werden. Selbst bevor … davor.«
Bevor unsere Mütter starben. Bevor unsere Leben sich unwiderruflich verändert haben. Aber er lässt dennoch meine Hand nicht los, und auch ich entziehe mich ihm nicht. Obwohl er von Trennung spricht, kann ich mich nur auf den Drang konzentrieren, meine Finger mit seinen zu verflechten und ihn näher zu ziehen. Inzwischen lässt er sich nur noch sehr selten von mir berühren. Ich halte komplett still, versuche zu erahnen, was er denkt, habe aber Angst, den Moment kaputtzumachen.
Sein Daumen streicht über meine Knöchel.
Mir stockt der Atem, aber als ich sein Gesicht absuche, erkenne ich nur Reue in seinen Zügen, kein Verlangen.
»Was, wenn ich nie zurückkehre?«, frage ich sanft.
Einen Augenblick lang sagt er nichts, und sein Daumen hält inne. Aber dann zuckt er mit den Schultern. »Ich bin mir sicher, dass du das wirst. Mit einem halben Dutzend incendrianischer Babys im Schlepptau.«
»Ein halbes Dutzend!«
Er tut so, als hätte ich kein Wort gesagt, während er fortfährt: »Sie werden alle ruhig und brav sein und sich zu benehmen wissen, bis sie ihren Onkel Dane besuchen. Sie werden Spinnen in seinem Bett verstecken und Honig in seine Schuhe schütten, nur wird er nichts dagegen tun können, denn ihr Vater würde ihn sonst in Flammen aufgehen lassen.«
Das sollte mich zum Lachen bringen, tut es aber nicht – denn der Vater dieser ausgedachten Kinder ist ein Mann, der mit der Berührung seines Fingers Brandblasen verursachen kann. »Ich weiß, dass das alle erwarten, aber es wird keine Babys geben.« Ein Schauer durchfährt mich. »Ich werde Maddox Kyronan heiraten, um das Königreich zu beschützen, aber ich werde mich nicht von ihm anfassen lassen.«
Asher beißt erneut von seinem Keks ab. »Meinst du, alle müssen ihn so nennen?«
»Asher!«
»Ich finde einfach, dass das unglaublich lästig wäre.«
Er versucht, die Stimmung aufzulockern, aber mein Mund bildet weiterhin eine gerade Linie.
Also verschwindet sein Lächeln. »Das mit deinem Vater tut mir leid.«
Ich bezweifle, dass das wahr ist.
Mein Gesichtsausdruck muss mich verraten haben, denn Asher zuckt halbherzig mit der Schulter. »Es tut mir für dich leid.«
Ich seufze, verschränke meine Finger. »Das muss es nicht. Er ist … er ist mir fremd, Asher. Ich sehe ihn inzwischen kaum noch.« Ich halte inne. »Und nun zwingt er mich zu gehen.«
Nun bilden seine Lippen eine gerade Linie.
»Was, wenn Vater stirbt und der König das Gefühl hat, er wäre betrogen worden?«, frage ich. »Dann sitze ich in Incendar fest.« Ich atme tief ein. »Als seine Gefangene.«
Asher bewegt sich nicht, während er darüber nachdenkt, sein Gesichtsausdruck ist gefährlich düster. Aber vielleicht ist die Stimmung auch zu schwer geworden, denn er blinzelt, lässt dann meine Hand los und setzt sich aufrechter hin. Er tippt sich an den Kiefer, genau unter den sieben Tintenlinien auf seiner Wange. »Los, schlag mich noch einmal. Zeig mir, wie du ihn schlagen würdest.«
»Asher.«
Er grinst, und sein ganzes Gesicht erstrahlt.
Doch dann gibt die Türklinke ein Geräusch von sich, und er ist verschwunden. So schnell, dass ich nicht einmal sicher bin, in welche Richtung er gegangen ist.
Das Flüstern einer Stimme dringt aus den Schatten, ganz kurz bevor sich die Tür öffnet. »Keks, Jory.«
Ich blicke auf meine Hand und sehe den Rest des Kekses, den ich nicht gegessen habe.
Ich schiebe ihn gerade noch rechtzeitig unter die Laken, als Charlotte mit einer weiteren Decke in mein Gemach kommt.
»Ihr seid wach«, sagt sie sanft. »Keiner von uns kann schlafen. Ich dachte mir, Ihr braucht womöglich eine weitere Decke.«
»Oh«, mache ich, überrascht von dieser unerwarteten Freundlichkeit. Ich muss daran denken, wie Charlotte früher immer auf meine Befehle wartete und die meines Bruders ignoriert hat. Vielleicht sollte ich ihr mehr Anerkennung zollen. »Ich – ja. Danke.«
Sie schenkt mir ein schmales Lächeln, dann breitet sie die Decke über mir aus. Ich frage mich, ob sie alle wach sind, weil ihnen kalt ist, oder ob sie wirklich Angst vor dem König Incendars haben. Ich bezweifle jedoch, dass Charlotte sich fürchtet. Vielleicht ist sie recht einfach gestrickt, aber sie lässt sich nicht einschüchtern. Nicht einmal von meinem Bruder.
Plötzlich kommt mir ein neuer Gedanke: Vielleicht liegen sie alle wach, weil sie Angst davor haben, was ich tun werde.
»Ich werde Ja sagen«, verkünde ich, obwohl die Worte mir den Magen umdrehen. »Bitte, sag meinen Damen, dass sie sich keine Sorgen wegen der … Konsequenzen machen müssen.«
Ihr Blick trifft meinen, und ihre Hände erstarren. Nach kurzem Zögern streicht sie das letzte Stück Decke glatt und nickt. »Ich werde es den anderen ausrichten«, verspricht sie.
Mit einem schnellen Knicks ist sie verschwunden.
Wieder rast mein Herz.
Ich halte den Atem an, suche mit den Augen Asher in der Dunkelheit. Als er sich von einem Balken fallen lässt und direkt vor mir landet, bekomme ich beinahe einen Herzinfarkt. Nun ist seine Kapuze wieder komplett aufgesetzt, hüllt sein Gesicht vollständig in Finsternis.
Ich will ihn wieder schlagen. »Hör auf damit!«, zische ich.
»Sie hat mir kaum Zeit gelassen.« Er zieht an meinen Decken, bis er den Keks findet. Er pustet ein paar Fussel weg und hält ihn mir vors Gesicht. »Wirst du den noch essen?«
»Ich kann nicht glauben, dass du dir in so einem Moment Sorgen ums Essen machst.«
»Also … Ist das ein Nein?« Seine Augen funkeln mich unter der Kapuze hervor an. Ich würde alles dafür geben, ihn wieder einmal bei Sonnenschein zu sehen.
Dieses Mal lehne ich mich nach vorne und nehme einen Bissen direkt aus seiner Hand.
Etwas in seinem Blick spannt sich an, ein Hitzefunken schießt hindurch. Ich spüre, wie sich der Kekszucker auf meiner Zunge auflöst, und meine Augen fliegen zu seinen Lippen.
Er zieht scharf die Luft ein. Ich denke daran, wie er eben noch an der Decke gezerrt hat, dass ich nichts trage als ein dünnes Schlafgewand unter den Stoffen. Plötzlich ist mir warm, die kalte Feuerstelle vergessen.
Aber er bewegt sich nicht. Nur sein Adamsapfel hüpft, als er schluckt.
An diesem Punkt waren wir schon öfter. Wenn ich ihn jetzt dränge, wird er sich zurückziehen. Das weiß ich aus Erfahrung.
»Ich wünschte, du würdest mich stehlen«, flüstere ich.
»Bitte. Wenn ich die Prinzessin entführen würde, wäre ich so was von dem Tode geweiht.«
»Ich wollte dich anflehen, mir zur Flucht zu verhelfen.«
»Flucht?« Er runzelt die Stirn. »Wo würdest du denn hingehen, Jory? Du weißt nicht einmal, wie das Leben außerhalb der Palastmauern ist.«
»Das macht nichts. Ich wäre bei dir.«
Nun versteift er sich.
»Es könnte wieder so sein, wie als wir jünger waren«, sage ich. »Ich stehle mir die Uniform einer Magd und schleiche mich aus dem Palast, und wir treffen uns an den Stallungen.«
Seine Augen sind auf meine gerichtet. »Würdest du das?«
Er sagt es mit so einem Ernst in der Stimme, als wäre es der Auftakt eines Angebots. Als ob ich Ja sagen könnte, und er würde mir augenblicklich befehlen, die Schuhe anzuziehen.
Allein der Gedanke bringt mein Herz zum Rasen, denn ich will genau das verzweifelt tun. Ich könnte innerhalb von Minuten angezogen und bereit sein. Er hat recht – ich habe keine Ahnung, wie mein Leben außerhalb der Schlossmauern aussehen würde. Aber ich wäre weg von den politischen Machenschaften meines Bruders. Ich würde nicht zu einer Ehe gezwungen werden.
Und ich wäre bei Asher. Genau wie damals, als ich klein war. Das allein ist verlockend genug.
Aber ich bin keine fünfzehn mehr. Wenn das, was Dane sagt, der Wahrheit entspricht, dann steht das gesamte Land auf dem Spiel. Wenn ich verschwinde und Vaters Magie irgendwann erlischt, dann könnten alle innerhalb dieser Grenzen von den Soldaten der Draegonis niedergemetzelt werden.
Und es wäre meine Schuld.
Ich starre Asher in die Augen, und es kostet mich alles an Kraft, den Kopf zu schütteln. »Ich kann nicht.«
»Ich weiß.« Er atmet zitternd ein und senkt den Blick. »Ich hätte nicht kommen sollen. Es wäre einfacher gewesen. Für uns beide.«
Er sieht zum Fenster, und mir bricht das Herz. Verzweifelt setze ich mich auf die Knie und nehme seine Hand.
Sofort verspannt er sich, seine Lippen bilden erneut eine gerade Linie. »Ehrlich, Jory. Ich sollte gehen.«
»Asher. Bitte.«
Er blickt zu meinen Fingern, die seine behandschuhten Hände umklammern. Seit dem Tag, als er weggebracht wurde, ist dies vielleicht die längste Zeit, die er sich von mir hat berühren lassen.
Mein Herz hämmert so stark. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass dies unser letzter Moment zusammen sein soll. »Wenn ich dich schon niemals wiedersehen werde, dann wünschte ich … Ich wünschte, du würdest noch bleiben. Bitte. Bitte.«
Seine Schultern sind angespannt, die Augen auf unsere Hände fixiert. Er wird sich weigern. Ich kann es fühlen. Asher bleibt nie lang, und er hat nicht aufgehört, davon zu reden, dass es besser gewesen wäre, wenn er gar nicht erst gekommen wäre.
Aber dann seufzt er, und das Geräusch seines Atems ist wie Balsam für meine Seele. »Ich werde bleiben. Leg dich hin.«
Ich bin so überrascht, dass ich aufspringe, wie ein kleines Mädchen, dem gerade eine Schüssel gezuckerte Beeren versprochen wurde. »Was? Wirklich?«
»Sei eine gute Prinzessin, oder du bekommst nicht, was du willst.«
Ich schmolle, dann schlüpfe ich unter die Decke und ziehe sie bis ans Kinn hoch.
»Rutsch rüber«, sagt er. »Dreh dich zum Fenster.«
Der sanfte Befehl in seinem Ton lässt mich auf eine ganz neue Weise erschaudern. Ich merke gar nicht, dass ich ihn weiter anstarre, bis er eine Augenbraue hochzieht und hinzufügt: »Jetzt, Jor.«
Hitze breitet sich in meinem Bauch aus, als ich gehorche und mich zum Fenster drehe. Meine Haut fühlt sich anders an, ich werde mir jedes Fadens meines Nachtgewands bewusst. Als Asher sich neben mich legt, ist es so unerwartet, dass sich meine Heiterkeit einfach in Luft auflöst. Er legt den Arm über der Decke um meine Taille – denn selbstverständlich wagt er es nicht, mit mir darunter gefangen zu sein. Aber er zieht mich an sich, und ich spüre seinen warmen Atem plötzlich in meinem Nacken. Mein Körper wird ganz ruhig, erstarrt an Ort und Stelle, als ob sich mein Herz weigern würde, zu glauben, dass dieser Moment echt ist.
Aber Asher muss meine Anspannung gefühlt haben, denn er entfernt sich ganz leicht. »Ist das in Ordnung?«
Ich nicke heftig, und er lacht tief und leise an meiner Haut. Ich entspanne und drücke mich gegen ihn, spüre die harten Muskeln seines Körpers, die Kanten seiner Waffen, trotz all der Schichten aus Stoff.
Wir haben uns vielleicht als Jugendliche geküsst, aber er hat mich noch nie zuvor gehalten. Nicht so. Nicht wie ein Mann eine Frau hält.
Ich greife nach der Hand, die auf meiner Taille liegt, und ziehe sanft an seinem Handschuh. Dieses Mal weigert er sich, ballt die Hände zu Fäusten.
Sofort lasse ich los. »Tut mir leid«, murmle ich.
Er sagt nichts, aber seine Atmung verlangsamt sich an meinem Haar.
Kurze Zeit später bewegt er sich wieder weg von mir, ich merke es sofort. »Nein! Asher, bitte – es tut mir l-«
»Schh!« Die behandschuhten Finger legen sich über meinen Mund, aber sanft.
Ich drehe mich im Bett, sodass ich ihn ansehen kann. Er hat sich auf einen Arm gestemmt, die Hand immer noch auf meinem Mund. Die blauen Augen bohren sich in meine.