Warum Glaube großartig ist - Daniel Böcking - E-Book

Warum Glaube großartig ist E-Book

Daniel Böcking

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Beschreibung

»Seit ich Christ bin, ist alles so gut für mich geworden.« (Daniel Böcking)

Daniel Böcking zeigt, wie einfach und schön der christliche Glaube ist. Wie glücklich er macht und wie zugleich vernünftig er ist. Dass er Spaß macht, Leben rettet und auch noch brandaktuell ist. Die »Jesus-Challenge«: Schritt für Schritt vom Grünschnabel im Christen-Establishment hin zu einem Leben, das fest im Glauben verankert ist – wie das geht, davon berichtet der Autor in seinem neuen Buch.

  • Das neue Buch vom Mitglied der BILD-Chefredaktion Daniel Böcking
  • Jesus: Der Deal des Lebens
  • Persönlich und reflektiert, überzeugend und kraftvoll
  • Vom Träger des Medienpreises »Goldener Kompass 2017«

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Seitenzahl: 382

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Daniel Böcking

Warum Glaube

großartig ist

Mein Glück

mit Jesus

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

Leider war es nicht in allen Fällen möglich, einen Rechteinhaber ausfindig zu machen. Für entsprechende Hinweise sind wir dankbar. Rechtsansprüche bleiben gewahrt.

Copyright © 2018 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

Umschlaggestaltung: Gute Botschafter GmbH, Haltern am See

Umschlagmotiv: © Kues/Shutterstock

ISBN 978-3-641-22914-6V002

www.gtvh.de

INHALT

Danke für die Gnade!

Gestatten, Daniel Böcking

Zeit für ein Gebet

Was gibt’s Neues?

1 GLAUBE IST KEIN REGELWERK

CHRIST-SEIN IST EIN GROSSES ABENTEUER

Der Jesus-Deal

Aufbruch ins Abenteuer

Ein christlicher Roadtrip

Gottes Kinder

Die mit dem Bußgürtel

Freude, die ansteckt

Ich weiß, dass ich nichts weiß

Das (sehr) kleine Reise-Tagebuch

NUR JESUS

LOCKERE FROMME

CHRIST AM APPARAT ...

GOTTESDIENST IM ICE

BISCHOF UND JONGLEUR

ERST DAS BEKENNTNIS, DANN DIE ANTWORTEN

MÄNNER UNTER SICH

ZUR EHRE GOTTES

Innere Abenteuer

2 CHRISTEN DUCKEN SICH NICHT WEG

CHRISTEN SIND EINE LIEBEVOLLE UND STARKE GEMEINSCHAFT

Der Glaube im Job

Ein Gebetskreis bei BILD? Niemals!

Gewinner-Christen

Wir sind eins

3 GLAUBE IST NICHT SCHRULLIG ODER BEKNACKT

CHRIST-SEIN IST VERNÜNFTIG UND WIRD RESPEKTIERT

Bekloppt oder mutig?

Jesus Christ, Superstar. Oder: Sind wir zu ängstlich?

Respekt von und vor Andersgläubigen

Gute Gründe für den Glauben

Der Gegencheck

4 GLAUBE IST NICHT SINN- UND ZIELLOS

DIE JESUS-NACHFOLGE FÜHRT INS GLÜCK

Glaubens-Glück

Mehr als Wellness

Wenn es mal schlecht läuft ...

Das Gegenteil von Beliebigkeit

5 CHRISTEN SIND KEINE JA-SAGER

CHRISTEN SIND FREI, (SICH AUCH GEGENSEITIG) LAUT DIE MEINUNG ZU SAGEN

Die bunte Meinungsvielfalt

Drei Arten von Streit

Ein Experiment

6 KIRCHE IST NICHT BIEDER UND RÜCKSTÄNDIG

KIRCHE IST EINE SEHNSUCHT UND EIN ZUHAUSE

Läuft was falsch?

Allein durch Glaube. Allein durch Gnade. Allein durch die Schrift. Allein Jesus.

Besuch der »Weltseele«

Ein Festival der Liebe

Wo bin ich denn hier gelandet?

Eine große Sehnsucht

DIE JESUS-CHALLENGE

WOCHE 1 Vorbereitung

Oder: Wer ist eigentlich dieses Christentum?

WOCHE 2 Christen treffen

Oder: Sonntag schon was vor?

WOCHE 3 Glauben verstehen

Oder: Alles großer Humbug?

WOCHE 4 Beten lernen

Oder: Alles Zeitverschwendung?

WOCHE 5 Die Bibel erforschen

Oder: Warum liest die sich so schwer?

WOCHE 6 Rituale schaffen

Oder: Was wollte ich noch erledigen?

WOCHE 7 Veränderungen

Oder: Bin ich so, wie ich bin?

WOCHE 8 Grundsätze

Oder: Wie geht Gott-Vertrauen?

WOCHE 9 Ehrlich werden

Oder: Schummeln verboten?

WOCHE 10 Ihre Woche

Du bist gut!

Danke!

Danke für die Gnade!

Hört: Die Kapelle spielt ihr tanzbarstes Lied auf Repeat.

Doch allen Beats zum Trotz wiegt sich niemand

im Takt der Musik.

Zynismus und Gleichgültigkeit, filigran als finstere Filter

auf die Wahrnehmung gelegt

bis wir den Geber der guten Gaben vor lauter Segen

nicht mehr seh’n.

Sind wir nicht überschüttet mit Strömen des Schönen

doch so furchtbar fokussiert auf was uns noch fehlt,

dass wir ächzen und stöhnen

unter der Last des selbstverständlichen Wohlstands,

an den wir uns gewöhnten?

Wiegt nicht das, was uns eint um so vieles schwerer,

als was uns vermeintlich zerteilt?

Und ist es nicht längst Zeit für ein bisschen

mehr Dankbarkeit?

Diktiert der Hass nicht bloß gescheiterte Geschichten?

Und baut Erbarmen nicht Brücken anstatt Mauern

zu errichten?

»In der Liebe ist keine Furcht« gelesen, geglaubt und gewusst.

Aber was, wenn die Wagen beladen mit Wissensmyriaden

aus den Köpfen nicht durch die Tunnel

zu den Herzen passen?

Als ob Gott und den Nächsten zu lieben

zwei verschiedene Dinge wären,

die sich beliebig trennen lassen.

Warum feiern wir Freiheit so selten?

Warum versteckt sich die Freude fast verschüchtert

hinter Zäunen?

Ist am Ende des Tages nicht alles was ich habe

einfach nur Gnade?

Ich meine: Habe ich irgendetwas dafür getan?

Ich glaube am Ende des Tages ist alles, was wir haben, einfach nur Gnade.

Warum tanzen wir nicht? Warum lachen wir nicht?

Warum feiern wir nicht gemeinsam?

Koenige & Priester feat. Marco Michalzik, Laith Al-Deen, »Warum feiern wir nicht«, Album »Heldenreise«

Ein Lied wie ein Gedicht!

Als ich diese Zeilen zum ersten Mal aus meinen Kopfhörern auf dem Weg in die Redaktion hörte, wusste ich: Das sind die Worte, mit denen ich ein Buch über den christlichen Glauben beginnen möchte, wenn ich jemals erneut eins schreiben darf: Liebe. Brücken bauen. Ströme des Schönen. Gute Gaben. Segen. Freiheit. Alles aus Gnade! Was für ein Grund zum Feiern!

Das ist exakt das, was mir auf dem Herzen liegt. So schön erlebe ich den Glauben an Jesus. Auch schon im Hier und Heute! So viel Wunderbares ist mir in der Gesellschaft mit Christen und im stinknormalen Alltag passiert, womit ich vorher nie gerechnet hätte. Vielleicht wirkt das naiv, zu kindsköpfig, zu begeisterungsfähig. Aber ich kann versprechen: Meine Begeisterung, Christ zu sein, kommt von Herzen und wächst.

Gestatten, Daniel Böcking

Gestatten Sie mir, dass ich mich kurz vorstelle. Denn hier schreibt jemand, der mit Fug und Recht behaupten kann, noch ein ziemlicher Grünschnabel im Glauben zu sein.

Jemand, der zwar erste Erfahrungen teilen kann, aber keine Weisheiten.

Über 30 Jahre lang hatte ich wenig mit Jesus am Hut gehabt und nur eine sehr vage Idee, dass es wohl irgendetwas geben müsse, das man Gott nennen könnte. War als Baby evangelisch getauft worden – aber zunächst nicht sehr »nachhaltig«: Kein Kirchgänger, kein regelmäßiger Beter, kein Bibelleser, kein übermäßiges Interesse am Christentum. Eher streitlustig, ehrgeizig, partyerfahren und routiniert am Bierglas. Auch nicht wirklich suchend. Mir ging es ja gut. Glücklich verheiratet, ohne Geldsorgen, meinen Traumjob Journalist ausübend bei BILD (heute als stellvertretender Chefredakteur).

Das Jahr 2010 leitete für mich den Umschwung ein. In großen Katastrophen, die ich als Reporter begleitet habe (Haiti-Erdbeben, Loveparade-Unglück, Mineneinsturz in Chile), lernte ich immer wieder Christen kennen, die mich tief beeindruckten. Sie zeigten mir direkt vor Ort – als unmittelbar Betroffene oder als Helfer –, wie man selbst im Leid Trost und Kraft bei Gott suchen und finden kann, und sie erklärten mir die erlösende Botschaft und Tat von Jesus, der für mich bis dahin keine Hauptrolle gespielt hatte.

So startete für mich eine Reise. Ich näherte mich dem Glauben: mit dem Herzen durch Gebete und Bibellektüre. Mit dem Kopf durch viele Gespräche und Recherche. Es überraschte mich, dass es mir nicht gelang, Gott totzurecherchieren. Nicht, dass dies mein Ziel gewesen wäre – aber lange hatte mich das mulmige Gefühl begleitet, dass Gott unwahrscheinlicher werden würde, je mehr ich die Fakten überprüfte. Doch je tiefer ich grub, desto verblüffter war ich, dass mir der christliche Glaube immer vernünftiger erschien. Und als Herz und Kopf schon »JA« zu Jesus sagten, hatte ich im Gebet eine so schöne Gotteserfahrung, dass aus meinem Glauben eine Gewissheit wurde und aus meinem hektischen Lebensweg eine Umkehr zu Jesus.

Damals haben sich meine Prioritäten neu sortiert – mit Jesus im Zentrum von allem. Das erwähnte Gebet war ein gewaltiger Schritt in eine neue Richtung, eine Kehrtwende, auf die viele kleine Schritte folgten. Keine Lügen mehr (auch keine kleinen), keine Ellbogen im Beruf. Ich hörte auf, Alkohol zu trinken – nicht, weil es irgendwo in der Bibel verboten wird, sondern weil die meisten meiner Fehltritte im Party-Rausch-Modus passiert waren. Keine Lästereien (obwohl ich hier häufig scheiterte und scheitere). So änderte ich Tippelschritt für Tippelschritt mein Leben. Richtiger: Ich versuchte, mich von Jesus verändern zu lassen. Noch richtiger: Ich wollte mich von ihm zu meinem wahren und ehrlichen Ich leiten lassen. Rückschläge und Bauchplatscher inklusive – bis heute. Und während ich auf einer Ebene plötzlich unterwegs war, bin und keine Pläne schmiede, in absehbarer Zeit damit aufzuhören, war ich auf einer anderen Ebene angekommen: in einer großen Gottes-Gewissheit, deren Bestätigung und Realität ich wieder und wieder erfahren durfte. Angekommen im Glauben.

Plötzlich Christ.

Erst 2015 traute ich mich, in einem BILD-Artikel über den zu schreiben, der mir das Wichtigste im Leben geworden war: Jesus Christus. Das persönliche und für BILD-Verhältnisse ziemlich lange Stück »Warum ich mich heute als Christ outen will« verbreitete sich überraschend rasant im Internet und brachte mir das Angebot, ein Buch über meinen Weg zu schreiben (»Ein bisschen Glauben gibt es nicht. Wie Gott mein Leben umkrempelt«).

Es folgten wirklich viele Einladungen zu Vorträgen, Gottesdiensten, Interviews, Fernsehaufzeichnungen. Bis heute bin ich etwa zwei Mal im Monat irgendwo in Deutschland unterwegs, um über mein Glück mit Jesus zu sprechen. Häufiger geht das nicht, weil ich weder im Beruf nachlassen noch meine Traumfrau Sophie und unsere drei Kinder über die Maßen strapazieren möchte.

Genau diese Reisen – die zahllosen Begegnungen mit unterschiedlichsten Christen – sind es, die mir den Stups gegeben haben, erneut ein Buch zu beginnen.

Denn anfangs war es für mich »christliche Pflicht«, solche Einladungen anzunehmen. Es war mir eher unangenehm. Ich war nervös. Hatte Angst, mich vor den Glaubens-Routiniers zu blamieren, und verstand nicht, was ich eigentlich mit einem Vortrag beitragen könnte. Ich war mir nicht sicher, ob die Pietisten, die mich da eingeladen hatten, nett waren oder eher eine Art Sekte. Ich hatte keine Ahnung von gar nix. Doch nach und nach verwandelte sich das Müssen in ein fröhliches Wollen.

Jeder Christ – ob Adventist oder Baptist, ob Katholik oder Protestant, Landes- oder Freikirchler – hat mein Leben reicher gemacht. Meine Vorträge und Begegnungen sind für mich mittlerweile großartige Abenteuertrips, auf denen ich jedes Mal dazulernen kann und etwas Neues entdecke. Häufig genug wahre Schätze.

Ja, genau darum soll es in diesem Buch gehen: Um die Freude, an der Hand von Jesus durchs Leben gehen zu dürfen – oft in christlicher Gemeinschaft, die unglaublich vielfältig ist, manchmal herausfordernd und hin und wieder selbst für mich ein wenig schräg. Auch um die Verwunderung, warum uns diese Freude nicht jeder sofort ansieht. Um die große, herrliche Schatzsuche und einige schöne Funde, die ich schon machen durfte.

Um die »Vorstellungsrunde« zu komplettieren: Sophie und ich wohnen in Berlin, in einer Wohnung im nicht ganz so hippen Niederschönhausen. Und unsere drei Kinder Elsa (sechs Jahre alt), Fritz (fünf Jahre) und Carl (zwei Jahre) wären eigentlich ein eigenes Buch wert, so ausfüllend, wild und großartig ist der Alltag mit ihnen. Da ich bei Vorträgen oft gefragt werde, warum Sophie mich so selten begleitet oder ich so wenig über sie schreibe: Sie ist vermutlich eine bessere Christin als ich (auch wenn das ein blöder Vergleich ist), denn sie ist eine wundervolle Nächstenlieberin mit einem unendlich großen Herzen. Vermutlich bin ich aber der Extrovertiertere von uns beiden, was auch der Grund dafür ist, dass ich es nicht als meine Aufgabe ansehe, ihren Glaubensweg nach außen zu kehren. Wir sind glücklich.

Nun nutze ich die Gelegenheit, hier auch gleich eine meiner großen Schwächen ins Rampenlicht zu stellen. Eine Rezensentin meines ersten Buches hat das in einer Kritik bei »Amazon« auf den Punkt gebracht:

»Was erwarte ich als Leser von einem Buch über den Glauben? Für mich wären es folgende Punkte: Gott spüren, spüren, dass mein Herz aufgeht, mich freuen, die Bekehrung nachvollziehen und mitverfolgen können. Ja, das alles schildert Daniel Böcking, aber (...) richtig ergriffen hat es mich nicht, denn ich habe vor allem den Autor gesehen, aber fast nie Gott.«

Diese Rezensentin gab dem Buch dennoch drei Sterne. Doch ich habe ganz schön lang an dieser Meinung geknabbert. Bis mir auffiel, warum mir die Sätze so nahegingen: weil die Dame schlicht recht hatte und hat.

Ich kann nur von Jesus schreiben, indem ich von mir erzähle. Deshalb ist es wohl passiert, dass sie in erster Linie mich gesehen hat statt Gott.

Theologie habe ich eben nie studiert. Meine vermeintlich klugen Ratschläge haben sich oft genug als Käse erwiesen. Bibelverse kann ich mir schlecht merken, obwohl ich die Bibel inzwischen mehrfach durchgearbeitet habe (das Neue Testament deutlich intensiver als das Alte). Nein, ich bin niemand, der den Anspruch erheben könnte, alles verstanden zu haben und diese Einsichten nun teilen zu können. Meine Bücher können kein durchgängiger, expliziter Lobpreis sein.

Alles, was ich aufschreiben kann, ist meine eigene Erfahrung als Christ. Die mag auf manche unfassbar blauäugig wirken, auf andere nachvollziehbar oder sehr vertraut. Für mich jedenfalls ist es ein realer Erlebnisbericht mit großem Happy End in der Zukunft. Doch meine eigenen Erlebnisse handeln nun einmal hauptsächlich von mir selbst. Und ich kann nur beten, dass in jeder Zeile klar wird, wer der große Geschichtenschreiber hinter allem ist. Deshalb:

Zeit für ein Gebet

Guter Gott,

ich danke dir dafür, dass du mir die Chance gibst, hier von meinem Weg und meinen Erlebnissen mit dir und in der Gemeinschaft der Christen zu berichten.

Keine dieser Erfahrungen, Begegnungen und keines dieser kleinen Wunder im Alltag sind mein Verdienst. All das erfahre ich nur dank deiner Gnade!

Du weißt, wie unfertig ich bin. Wie suchend, manchmal in Kleinigkeiten zweifelnd. Wie oft ich danebentrete und dann doch wieder von deinem Weg abkomme. Danke, dass du mich immer an der Hand hältst und mich wieder zu dir zurückführst. Ich kann dir nicht genug danken, dass du mein Leben gerettet hast. Dass du mir die Vergebung angeboten hast für all den Mist, den ich schon gebaut habe, und es mir so leicht gemacht hast, deine Einladung anzunehmen. Verdient habe ich nichts davon und umso größer ist meine Demut und meine Freude über deine Gnade.

Herr, ich bitte dich, dass du mich benutzt, hier offen und frei von deiner Herrlichkeit zu erzählen. Herrlichkeit ist irgendwie ein krasses Wort. Aber: passt! Es ist herrlich mit dir.

Ich glaube nicht, dass du mir die Aufgabe gegeben hast, das Große und Ganze zu durchblicken und dies wortgewaltig weiterzugeben. Du hast mich nicht zu einem mahnenden Zeigefinger gemacht und nicht zu einem Einpeitscher des Glaubens. Aber du hast mir eine ganz, ganz große Freude ins Herz gelegt, seitdem ich Jesus kennenlernen durfte. Und du hast mich mitten ins Leben gestellt, mit einer gesunden Portion Rationalismus und Realismus, damit ich meine Erfahrungen in buntester Gesellschaft machen kann und hoffentlich glaubwürdig bleibe – auch für Skeptiker und Zweifler und Nicht-Gläubige.

Darum bitte ich dich, dass du mich auch bei diesem Buch so anleitest, dass ich dich mit meinen Worten ehre und aufrichtig von dem Licht erzählen kann, das du in mein Leben gebracht hast – mit dem du mich gerettet hast. Auch, wenn ich dabei fast immer von mir und meinem Weg berichten muss. Mehr als einen persönlichen Seelen-Striptease habe ich nicht zu bieten.

Du, Jesus Christus, bist der Held und Retter hinter all dem. Bitte lass nicht nur mich das niemals vergessen!

Ich bete dies laut und in Druckbuchstaben, weil es mir wichtig ist, dass nichts von dir ablenkt. Dass dies keine platte Sammlung aneinandergereihter Kurzgeschichten aus meinem Leben wird. Sondern eine Einladung. Dazu brauche ich deine Hilfe.

Halte mein Vertrauen in dich stark. So stark, dass ich nichts darauf gebe, ob das Buch ein Vollflop wird oder ob ich mich mit dem einen oder anderen Kapitel total blamiere – solange ich offen und ehrlich aufschreibe, wie fröhlich, geborgen und schön mein Weg mit dir verläuft.

Jesus, ich weiß, dass sich dein Leben hier auf der Erde nicht mit »Wellness« überschreiben lässt. Ich lese in der Bibel, wie steinig und mitunter qualvoll dein eigener Weg und der deiner Nachfolger war, und ich sehe und erfahre immer wieder, dass wir Prüfungen erleben und durchleiden müssen. Gleichzeitig finden wir in der Bibel aber auch wieder und wieder die Fröhlichkeit, den Frieden und die innere Gelassenheit bei den Menschen, die in dir zur Ruhe kommen. Deshalb möchte ich diese selbst erlebten Schönheiten des Glaubens beschreiben – hinter all denen du hervorstrahlst.

Frei nach Kolosser 3,17 in der Neuen Genfer Übersetzung: Alles, was ich sage, und alles, was ich tue, soll im Namen von Jesus, dem Herrn, geschehen. Durch ihn will ich Gott, dem Vater, danken.

Wie heißt es so schön in 1 Johannes 1,4? »Wir schreiben euch diesen Brief, damit wir alle, ihr und wir, die Freude, die Gott uns schenkt, in ihrer ganzen Fülle erleben.« In diesem Geiste möchte ich die Freude teilen, die durch dich kommt.

Du, Jesus, bist das Licht der Welt – und du hast uns die Chance gegeben, durch dein Licht zu strahlen. Hilf uns beim Leuchten. Hilf mir, hell davon zu berichten, wie gut, wie vernünftig, wie glückstiftend es ist, deine rettende Hand anzunehmen. Ich möchte dir zu Diensten sein!

Amen

Was gibt’s Neues?

Nach Glaubensjahren gerechnet, komme ich demnächst erst in die Grundschule. Kein Wunder also, dass der Weg in der Nachfolge von Jesus für mich noch immer jeden Tag neu und überraschend ist – und oft tollpatschig.

Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen aussieht. Wurde Ihnen der Glaube schon in die Wiege gelegt und ist längst Teil von Ihnen geworden – in Fleisch und Blut übergegangen? Oder schauen Sie sich dieses ganze christliche Treiben eher vom Rand aus an? Mit viel Skepsis und hoffentlich auch ein wenig Neugier?

Gern würde ich als Nachrichtenjournalist nun mit einer sensationellen, überraschenden News um die Ecke kommen, die Gott allein mir verraten hat und die ich mit lautem Knall verkünden darf. Mit einer Nachricht, die so kolossal großartig ist, dass sie jeden erfahrenen Christen erfrischend durchweht – und die jeden Skeptiker auf einen Weg bläst, der zu Jesus führt.

Die Nachricht von einem, der aus dem Himmel zu uns gekommen und für uns gestorben ist, der alle unsere Sünden auf sich genommen hat, damit wir gerettet werden – die wäre so ein Hammer. Allerdings ist diese Geschichte nicht mehr ganz so frisch und ich habe sie beileibe nicht exklusiv.

Was ich aber versuchen kann, ist, ein wenig Staub wegzupusten. Nicht von der Jesus-Geschichte. Die ist zeitlos, dauerhaft poliert und glänzt wie eh und je. Aber von dem Bild, das viele vor Augen haben, wenn sie an das Christ-Sein und an ein Leben als Diener Gottes denken.

Mein Bild sah jahrzehntelang so aus: Der stereotype Christ war grundsätzlich älteren Semesters. Sehr, sehr konservativ bis hin zur Rückständigkeit. Er legte Wert darauf, dass er als Familienoberhaupt bei den Mahlzeiten am Kopf des Esstischs saß, und er regierte im eigenen Haus mit eiserner Hand. Hätte ich den für mich klassischen Vertreter seiner Art malen müssen, hätte ich ihm vermutlich kein Lächeln ins Gesicht gepinselt. Eher eine harte Miene. Die Miene eines Mannes, der nicht immer fair mit seinen Mitmenschen umspringt, häufiger mal ausrastet und der der Meinung ist, als Einziger die Wahrheit gepachtet zu haben. Sonntags machte sich mein Vorstellungs-Christ kirchenfein und überredete die widerspenstigen Kinder mit lautem Nachdruck, dass sie sich gefälligst auch auf die Kirche zu freuen hätten.

Apropos Kirche: Das Gotteshaus in meinem Kopf-Bild war natürlich gähnend leer und vorne stand ein Pfarrer, dem man ansehen konnte, wie er unter dem Desinteresse oder der schlichten Abwesenheit seiner Gemeinde litt. Das machte seine Predigt nicht unbedingt schmissiger. War der Geistliche dann fertig, pfiff die Kirchenorgel eine etwas schiefe Melodie – und die wenigen Kirchgänger murmelten dazu den Text aus einem Lied von Paul Gerhardt.

Zusätzlich zu diesem sehr grobschlächtigen Sittengemälde hatte ich zu ziemlich jedem Lebensbereich eine recht klare Idee davon, wofür der Durchschnitts-Christ so stand. Bescheidenheit? Ach, hören Sie doch auf. Ich brauche gar keine Geschichten von einem »Protz-Bischof« und seiner Luxuswohnung, um eine Ahnung davon zu bekommen, wie in der Kirche gehaushaltet wird und wo das Geld wirklich landet. Moral? Unfassbar, wie lange dort die Missbrauchsskandale totgeschwiegen und vertuscht worden sind. Die sollen gar nicht von Moral reden. Politik? Wer wirklich Christ ist, wählt bestimmt automatisch CDU – aber nur, weil die meisten von ihnen nicht in Bayern wohnen und daher nicht der CSU ihre Stimme geben können. Gemeinschaft? Unter Christen? Na ja, vielleicht innerhalb der einzelnen Gemeinden. Aber ansonsten hört man doch nur, wie die eine Konfession über die andere lästert. Offenheit? Zur Offenheit gehört, dass man aufgeschlossen ist für Argumente. Da wird’s dann ja schon schwierig bei den ganz frommen. Die sind so verbohrt, dass sie den Realitätsbezug verloren haben ...

Diese unlustige Aufzählung könnte ich noch eine Weile fortführen. Sicherlich wird es mir nicht gelingen, all die altbekannten Vorurteile auf den folgenden Seiten einfach ins Nichts zu wischen. Auch will ich nichts schönreden. Es gibt Probleme. Es gibt böse Menschen – auch unter denen, die sich Christ nennen. Es gibt Gemeinden, die für manche Gläubige zum Gefängnis geworden sind. Nichts davon will ich unter den Tisch kehren.

Doch mein persönliches Christen- und Christus-Erleben ist das Gegenteil meiner alten Voreingenommenheit.

Und hiervon kann ich aus erster Hand berichten. Denn die letzten zwei Jahre waren für mich ein Intensivkurs im christlichen Miteinander, eine Druckbetankung im Alltagsleben als Christ.

Über 40 verschiedene Gemeinden und christliche Vereine durfte ich besuchen, um dort zu sprechen oder aus meinem Buch zu lesen. Ich bekomme täglich christliche Leserbriefe in die Redaktion – mal freundliche, lobende, mal welche, die wirklich wehtun, meist sehr persönliche. Auch meine eigene Suche nach einer geistlichen Heimat, nach meiner Gemeinde lief in dieser Zeit auf Hochtouren. Ebenso meine Bemühungen, Gott genug Raum in meinem mitunter hektischen Alltag einzuräumen.

Diese Zeit, die bis heute andauert, war übervoll mit Geschenken, mit Fröhlichkeit, mit erfahrener Nächstenliebe. Eine Überraschung folgte auf die nächste und schmiss mein Kartenhaus aus Vorurteilen von früher um.

Schließlich wuchs in mir der Wunsch: Davon, von diesem Hochgefühl dank Jesus, von all den Überraschungen, möchte ich anderen Menschen berichten. Das kann nur subjektiv sein. Doch der Gottes-Impuls, den ich in einem Gebet spürte, war: »Beschreibe das Gute, das Heilsbringende. Sei ein kleiner Tropfen. Erzähl von der Glaubensschönheit und dem Frieden, den du durch mich gefunden hast. Erzähl von der Einladung und davon, wie es ist, IN MIR zu sein.«

Na, kurz gestutzt? Was heißt hier »Gottes-Impuls« und warum wörtliche Rede? Glaube ich etwa, dass Gott mit mir redet? Manchmal fühlt sich das tatsächlich so an: Ich bete, stelle Fragen, bitte Gott um Wegweisungen. Und irgendwann (manchmal, beileibe nicht immer) purzeln Antworten von meinem Kopf direkt in mein Herz. Wenn sie dort angekommen sind, merke ich, wie es in mir ruhig wird und wie ich innerlich nicke und weiß, dass dies für mich bestimmt ist.

Sorry wegen dieses kleinen, leicht spirituellen Intermezzos – aber wie schon erwähnt: Ich kann nur ehrlich und ohne Auslassungen von meinem Weg und persönlichen Wundern erzählen. Dazu gehört dann auch, solche sehr intimen, sehr angreifbaren Erfahrungen zu teilen.

Klar, dem Hardcore-Christen könnte es überflüssig erscheinen, von dem Spaß im Hier und Heute zu lesen. Schließlich geht es nicht darum, dass wir uns großartig fühlen. Sondern darum, dass Jesus Christus die Wahrheit ist. Ende. Buch fertig ...

Das stimmt auch – daran glaube ich. Und ich hoffe, dass ich in meinem ersten Buch diese Wahrheit ausführlich bezeugt habe.

Doch der Glaube ist ja nicht nur die Hoffnung auf das Kommende – sondern auch das Erleben im Jetzt. Das alltägliche Christ-Sein in einer ziemlich weltlichen Welt.

Vielleicht liest diesen Text ja jemand, der sich Gottes Wahrheit gerne öffnen würde, der sich auf den Weg machen will – den aber das ganze rituelle Drumherum abschreckt. Oder dem noch ein kleiner Impuls fehlt, sich vertrauensvoll in Gottes Hand zu begeben. Oder jemand, der nicht frei und offen zu seiner Christus-Liebe stehen mag, weil er Angst vor den Folgen hat, vor Hohn und Spott. Oder einer, dessen geistliche Frische einzuschlafen droht, weil alle christlichen Rituale längst so automatisiert sind, dass dieses Lebensregelwerk wichtiger geworden ist als die lebendige Beziehung zu Jesus.

Vielleicht liest es auch jemand, der mit all dem noch gar nichts am Hut hat. Auch ihm kann ich versprechen: Ich gebe mir größte Mühe, von meinen Entdeckungen im Glauben völlig ungeschönt und aufrichtig zu berichten. Wenn das lächerlich und zuweilen naiv wirkt, bleibt mir eine gute Gewissheit: Am Ende geht es nicht darum, wie ich dastehe und wie ich dabei wegkomme. Am Ende geht es allein um Jesus.

6 Überraschungen auf meinem Weg als Christ!

1. Glaube ist kein Regelwerk.

Christ-Sein ist ein großes Abenteuer.

2. Christen ducken sich nicht weg.

Sie sind eine liebevolle, starke Gemeinschaft.

3. Glaube ist nicht schrullig oder beknackt.

Er ist vernünftig und wird respektiert.

4. Die Jesus-Nachfolge ist nicht sinnlos.

Sie führt zum Ziel.

5. Christen sind keine Ja-Sager.

Sie sind frei, (sich auch gegenseitig) laut die Meinung zu sagen.

6. Kirche ist nicht bieder und rückständig.

Sie ist eine Sehnsucht und ein Zuhause.

1 GLAUBE IST KEIN REGELWERK

CHRIST-SEIN IST EIN GROSSES ABENTEUER

Ich zeig dir, dass ich schwach bin,

denn das macht mich erst stark.

Und nachts, wenn ich noch wach lieg,

zeigst du mir den neuen Tag.

Gibst mir immer wieder Hoffnung und fängst mich auf.

Weil es Liebe ist, weil die Welt ohne dich so dunkel ist.

Du bist mein Licht, du scheinst.

Weil es Liebe ist, weil Du Liebe bist.

Wenn ich vor ’nem riesen Berg steh,

sagst du mir: »Wir gehen da rauf.«

Wenn ich durch ein tiefes Tal geh,

Du baust mich wieder auf.

Und ich gebe dir mein Leben, geb dir mein Wort.

Koenige & Priester, »Weil es Liebe ist«, Album: Koenige & Priester • T&M: Götz von Sydow

Der Jesus-Deal

So. Gott gepriesen, ein Gebet gesprochen, spirituelle Anekdote erzählt – und übermorgen (heute ist Samstag) sitze ich wieder im Newsroom, um über Geschichten zu diskutieren, zu streiten und manchmal zu entscheiden, die unsere Leser (hoffentlich) bewegen.

In Unterhaltungen mit Christen habe ich bemerkt, dass dies in ihrer Vorstellung oft zwei verschiedene Welten zu sein scheinen. Hier der geistliche, christliche Anteil – allein im Gebet, mit der Bibel auf dem Schoß, beim Gottesdienst in der Kirche. Dort der weltliche Anteil – im Job, im Alltag, in Stress und Hektik.

So war es für mich nie. Als ich für mich entdeckte, was der Glaube für eine Kraft hat und wie lebensverändernd er selbst in unscheinbaren Details war, entstand daraus quasi automatisch (oder etwas geistlicher: von Gott geführt) ein neues Fundament für das, was ich so im Leben tat.

Und dieses Fundament ist immer da und spürbar – ganz egal, ob ich nun im Gottesdienst sitze oder in einer Redaktionskonferenz.

Ich weiß nicht, ob Fundament der richtige Ausdruck ist. Aber das Wort steht für Beständigkeit, eine Basis, auf der alles andere aufbaut. Damit trifft es schon ziemlich genau das, was ich meine. Denn es ist nicht nur eine neue Perspektive oder eine Neu-Kalibrierung – sondern tatsächlich etwas sehr Stabiles, auf dem man sich auch hin und wieder ausruhen kann. Wohin man sich zurückziehen kann, wenn man mal wieder in Stress und Hektik abzusaufen droht – wie auf den berühmten Felsen in der Brandung.

Staunend habe ich damals erfahren, wie wertvoll es ist, dieses Fundament geschenkt bekommen zu haben.

In Psalm 40,3 heißt es passend: »Er zog mich aus der Grube, die mein Ende bedeutet hätte, aus Schlamm und Morast, er stellte meine Füße auf festen Grund und gab meinen Schritten sicheren Halt.«

Der feste Grund hatte sich nie brüchig oder porös angefühlt – und doch hat es mich begeistert, wie er noch massiver wurde und wie zuverlässig er nun die Basis meines Lebens ist. Ganz praktisch meine ich damit die Überzeugung, Gottes geliebtes Kind zu sein – und die Hilfsmittel Bibel und Gebet, wenn ich mich dessen hin und wieder rückversichern muss. Dieses kurze Pause-Machen und Auftanken bei Gott ist für mich wie ein Werkzeug, das in jeder Minute meines Alltags zur Verfügung steht. Einfach mal kurz die Augen schließen – ob in der U-Bahn oder im Pater Noster im Verlagshaus –, durchatmen, auf Jesus fokussieren, Fragen stellen, sich an Bibelverse erinnern – und gucken, was passiert.

Manchmal springen mich bekannte Jesus-Zitate an, manchmal verfestigt sich eine Antwort, von der ich einfach weiß, dass sie richtig ist, manchmal ist es einfach nur schön, diese kleine Pause zu nutzen, um sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren: nämlich, in Gottes Wort zu bleiben.

So ergab sich, dass ich mich immer als Rund-um-die-Uhr-Christ gefühlt habe.

Ich klappe meinen Glauben ja nicht mit der Bibel zu. Mein Christ-Sein bestimmt fast (leider nur fast – aber ich bin eben alles andere als perfekt) jeden Moment meines Tages und macht ihn besser. Hin und wieder komplizierter, oft herausfordernder, gern auch mal anstrengender. Aber, ja, auch viel, viel besser.

Manche nennen das die »lebendige Beziehung zu Jesus«. Immer wieder höre ich gerade in Freikirchen diese Formulierung. Sie gefällt mir. Der Gedanke, dass wir nicht an etwas glauben, sondern an jemand und mit diesem Jemand in Beziehung stehen, ist aber nicht nur in exotischen Gemeinden eine Grundhaltung, auch der Passauer Bischof Stefan Oster stellte einmal fest: »Jesus war ein Erdbeben« – und rief dazu auf, »ihn in unserem Leben wirklich werden zu lassen«. Erst dann seien wir frei, unseren Nächsten zu lieben.

Diese lebendige Beziehung ist der Schlüssel zu meinem erfüllten Glauben geworden und das Gegenteil zu dem starren Regelwerk, das für mich die Bibel früher gewesen ist.

Mein Glaubensverständnis in Stichpunkten:

• Es gibt einen allmächtigen Schöpfergott, der alle Menschen liebt.• Jesus Christus, Gottes Sohn, ist als der angekündigte Messias zu uns gekommen, um allen Menschen Rettung und Vergebung zu ermöglichen.• Weil wir alle Sünder sind und Gott gerecht ist, hat er mit Jesu Kreuzigung unsere Sünden, Schuld und Bestrafung selbst auf sich genommen.• Jesus hat mit seiner Auferstehung den Tod besiegt und lebt. Durch sein Opfer ist kein weiteres Opfer mehr nötig. Wir sind frei.• Alles, was wir zu tun haben, ist, an Jesus Christus und sein Werk zu glauben. Wenn ich diese größtmögliche, selbstloseste Liebes- und Heilstat als wahr annehme, dann wächst automatisch meine Gottes-Liebe – und daraus entstehen gute Taten und ein wohltuender und wohlwollender Lebenssinn. • Gott hat uns dabei den Heiligen Geist gegeben als »Tröster« und »Helfer« (Joh. 14, 16, Neue Genfer Übersetzung) im Hier und Jetzt.• Die Bibel ist die Heilige Schrift, die uns Zugang zu Gottes Wort und Wahrheit eröffnet.• Jesus wird wiederkommen und gibt uns das Versprechen auf Herrlichkeit in Ewigkeit.• Wir sind dazu aufgerufen, durch Wort und Tat diese gute Nachricht weiterzugeben.• Wir haben den freien Willen, Jesus nachzufolgen oder nicht.

Okay, das ist eine Maximal-Verknappung. Aber so lässt sich vielleicht nachvollziehen, warum ich den Glauben nicht als Teil des Lebens verstehe, sondern als das Leben selbst. Und warum er manchmal eher einer Achterbahnfahrt gleicht als einer abgeschlossenen Zitatesammlung zwischen zwei Buchdeckeln. (Jeder dieser Punkte lässt sich übrigens mit Bibelzitaten belegen, ist also nicht meiner übermütigen Kreativität entsprungen.)

Auch wenn es nur zehn Kerngedanken sind, so sind sie offenbar so allgemeingültig, dass mir trotz fehlender theologischer Ausbildung noch nie ein Profi-Christ gesagt hat, dass ich da etwas fundamental falsch verstanden habe.

Was lässt sich daraus nun ableiten?

Zumindest auf mein Leben haben diese Glaubensgrundsätze mindestens drei sehr konkrete Auswirkungen:

1. Ein bisschen Glauben gibt es nicht.

Über diese Erkenntnis durfte ich bereits ein ganzes Buch schreiben. Sie sei an dieser Stelle dennoch erneut erwähnt: Wir sind für eine ganze Menge Dinge bereit, unser Leben auf den Kopf zu stellen und neu auszurichten. Wir machen das für einen neuen Partner, für einen neuen Job, für einen ordentlichen Lottogewinn. Nichts von dem aber ist vergleichbar mit den Versprechen des christlichen Glaubens: Erfüllung, Friede, ewiges Leben. Wenn ich also behaupte, auf den auferstandenen Jesus zu vertrauen, dann bedeutet das logischerweise, dass mir ziemlich wichtig sein sollte, was er mit meinem Leben vorhat. Auch wenn das genau dieses Leben ordentlich durchschüttelt und neu sortiert.

2. Der Glaube ist simpel – aber nicht einfach.

Der Deal, den Jesus uns angeboten hat, ist wirklich kein hundertseitiges Vertragswerk. Was fordert er von uns? Keine Fan-Begeisterung – sondern die Nachfolge! »Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht mehr in der Finsternis umherirren, sondern wird das Licht des Lebens haben.« (Joh 8,12) Und wie folge ich ihm nach? »Wer meine Gebote kennt und sie befolgt, der liebt mich wirklich. Und wer mich liebt, den wird mein Vater lieben; und auch ich werde ihn lieben und mich ihm zu erkennen geben.« (Joh 14,21) Welche Gebote sind das? Jesus macht es konkret: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand« und »Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst«. (Mt 22,37-39) Mehr nicht? Jesus: »Mit diesen beiden Geboten ist alles gesagt, was das Gesetz und die Propheten fordern.« (Mt 22,40)

Gut, bleibt noch eine Frage offen: Wie komme ich denn zu dieser Liebe? Ich kann mir ja schlecht selbst per Kopf verordnen, jemanden zu lieben ... Hier ist in der Bibel oft vom Geist und von Frucht die Rede: »Die Frucht (...), die der Geist Gottes hervorbringt, besteht in Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung.« (Gal 5,22) Und diese Frucht wächst ganz von selbst, indem wir »in Jesus« bleiben. Er selbst sagt dazu: »Wenn jemand in mir bleibt und ich in ihm bleibe, trägt er reiche Frucht.« (Joh 15,5)

Damit stehen wir wieder am Anfang, oder besser gesagt: Es schließt sich der Kreis. Ich muss Jesus in mein Leben lassen. In Gebeten, in der Bibellektüre. Indem ich versuche, ihn kennenzulernen. Mehr ist als erster Schritt nicht nötig. Danach entstand für mich diese lebendige Beziehung. Denn die Liebe zu ihm wuchs von selbst. Ich wollte von Herzen gern in ihm und seinem Wort bleiben.

In diesen Kreislauf der Nachfolge, der Liebe und des Wachstums einzutreten, habe ich also als denkbar einfach erlebt. Aber da das Leben mit Jesus ein Prozess – ein Weg – ist, geht es dabei mitunter turbulent zu. Glauben ist ein bewusster Schritt. Eine Entscheidung. Ein Vorhaben, das man umsetzt. Und das nicht einmalig, sondern wieder und wieder. Bei mir manchmal mehrmals täglich. Kein Wunder also, dass es nicht langweilig wird.

In der gerafften Zusammenfassung bleibt wenig Platz für all die Unsicherheiten und Fehltritte, die mir unterwegs passieren. Mehr als einmal habe ich mich gefragt, wo sich denn jetzt dieser Jesus versteckt, der angeblich direkt in mir und quicklebendig ist. Oft genug war ich nervös, ob ich die richtigen Schritte tue und wie meine Mitmenschen darauf reagieren werden. Der Jesus-Deal ist simpel – aber sicherlich nicht immer einfach zu leben und ganz sicher kein totenstarres Regelwerk.

Meine großartige Ex-Kollegin Jenifer Girke hat das wunderbare Buch »Parallelwelten« geschrieben, in dem sie die Leser mitnimmt auf ihren (früher) mitunter selbstzerstörerischen Lebensweg. Der Glaube wird auch für sie zum rettenden Durchbruch. Ich war berührt von den schönen und passenden Worten, mit denen sie ihr Manifest dazu formulierte:

»Glauben, dass ich bereits frei bin.

Glauben, dass ich nichts tun kann,

um wahre Heilung zu ›produzieren‹.

Glauben, dass ich so, wie ich bin, geliebt,

angenommen und verstanden werde.

Glauben, dass mein Licht leuchtet,

egal wie viele Decken ich auch darüber werfe.

Glauben, dass ich brillant, großartig,

talentiert, fantastisch bin.

Glauben, dass der Glaube

immer stärker sein wird als die Angst.

Glauben, dass glauben reicht.«

Lachen musste ich, als ich einige Sätze später ihre praktische Erfahrung damit las, die sich mit meiner zu einhundert Prozent deckt: »It’s simple but not easy.«

3. Der Glaube ist real und erlebbar.

Ich respektiere Menschen, die mit dem Glauben nichts am Hut haben wollen. Deshalb will ich es persönlich und ganz auf mich bezogen formulieren: Für mich als Daniel Böcking ist Christus die erlebbare Wahrheit und die Antwort auf alle Fragen. Das hat mir keine Gehirnwäsche eingebrockt und auch keine Überdosis bewusstseinserweiternder Stoffe. Das, was ich oben als mein Bekenntnis-Stakkato zusammengefasst habe, hat sich in meinem Leben viele Male als wahr erwiesen. Deshalb kann ich so vermessen sein zu behaupten, dass ich versuche, auf Gottes Stimme zu hören.

Ich habe sie schon oft gehört. Ich habe die Gegenwart Gottes mit dem Herzen gespürt. Ich habe Antworten bekommen, indem ich plötzlich ruhig wurde und einfach wusste, dass dieses oder jenes Wort – sei es in meinem Herzen oder in der Bibel – ganz gezielt für mich bestimmt war.

Ich durfte erleben, wie meine Gebete erhört wurden und wie sich in meinem Innern eine so große, strahlende Gewissheit ausbreitete, dass kein Millimeter Platz für Unsicherheit blieb.

»Inneres Nicken« habe ich solche Momente für mich getauft. Wenn ich fühlte und wusste, dass nicht ich es bin, der da dem eigenen Vorschlag im Gebet zustimmt, sondern dass Gott mir Antworten gab. Nicht immer ging es um Bestätigung oder Ablehnung. Schon oft tauchten im Gebet Bilder auf, die mir auf die Sprünge halfen. Worte oder Impulse, die nichts mit dem zu tun hatten, was ich zuvor in Erwägung gezogen hatte, die mich in eine andere Richtung schubsten. Eine Richtung, die von einem Augenblick auf den anderen für mich zum einzig richtigen Weg wurde. Die ich in der Bibel prüfen konnte und plötzlich feststellte, dass sie exakt auf Gottes Wort zulief.

Als ich in Phasen, in denen ich mich unsicher und flatterig fühlte, nach einem Ausweg zurück in die Gottes-Gelassenheit suchte; als ich mich fragte, warum der Krieg in Syrien so an mir frisst und ob ich hier einen Auftrag habe (dazu später noch mehr); als ich nicht wusste, ob ich zu diesem oder jenem Thema öffentlich Stellung beziehen sollte: Dann suchte ich die Zeit mit Gott und fand oft in der Bibel einen Vers, der mich förmlich ansprang, umarmte und mir eine Antwort gab. Oder es geschah dieses kleine Gebetswunder, dass mich ein Bild mit einer solchen Klarheit, Kraft und Richtigkeit überzeugte, dass ich wusste und nicht glaubte, dass ich hier einen Auftrag hatte oder Trost finden konnte oder nur die Gewissheit, dass ich mich damit gerade nicht zu beschäftigen hatte. Das bedeutete nie, dass ich meinen Kopf abschalten und jede Logik über Bord werfen musste. Doch es führte zu einem Gottvertrauen, dass sein Wort mir leuchtet, wo ich gehe. »Es ist ein Licht auf meinem Weg« (Psalm 119,105).

Jesus ist spürbar. Das, was mir selbst früher stets wie spiritueller Quatsch vorkam, ist für mich zu einem aufregenden Wunder geworden, das immer wieder passiert. Es hat nichts von seiner Faszination verloren, wenn ich in einem Gebetsmoment plötzlich merke, dass da eine Verbindung steht. Wenn ich im Gottesdienst Gänsehaut bekomme, weil die Gegenwart Gottes spürbar ist.

Mir fällt es noch immer nicht leicht, solche Situationen aufzuschreiben. Schon im ersten Buch tat ich mich schwer damit, in aller Ausführlichkeit von dem Gebet zu berichten, das für mich den Moment der Umkehr darstellte, weil Gott so präsent gewesen war. Zum einen ist so etwas enorm persönlich (und ein Bekannter bescheinigte mir in der Tat später, diese Passage sei für ihn ein »Fremdschäm«-Moment gewesen), zum anderen ist das Geschilderte natürlich angreifbar.

Gleichzeitig wird es als durchaus normal angesehen, wenn jemand im Gottesdienst das Vaterunser betet. Tut er das nicht auch deshalb, weil er glaubt, dass es jemand hört oder erhört? Dass es Kraft hat und nicht nur als eine Reihe wirkungsloser Schallwellen verebbt? So kauzig ist es also vielleicht gar nicht, auf Gottes Stimme in meinem Leben zu lauschen.

Mir selbst ist es ja auch gelegentlich suspekt, wenn Menschen in YouTube-Videos gleich nach ihrer Wassertaufe unverständliches Zeug rufen und dies dann – ganz biblisch – als »von Gott eingegebene Sprache« oder »Zungenrede« bezeichnen.

Unter uns Christen bin ich spirituell gesehen vermutlich irgendwo im soliden Mittelfeld. Links von mir diejenigen, die mit Verweis auf die Bibel sagen, dass Gott nur durch die Heilige Schrift und die Propheten zu uns gesprochen hat. Ansonsten Funkstille. Punkt. Auf der anderen Seite von mir diejenigen, die selbst einen Windhauch als ein Flüstern Gottes deuten können. Das soll nicht spöttisch in die eine oder andere Richtung klingen. Es soll nur zu meinem Punkt zurückführen: Für mich persönlich ist die Wahrheit und Gegenwart Gottes – die total lebendige Beziehung – spürbar und erlebbar.

Ich habe mir drei Sätze notiert, von denen ich leider nicht mehr weiß, wer sie gesagt hat. Ich glaube, sie fielen in einem Gespräch mit dem Autor Peter Hahne: »Der Heilige Geist ist der Gedanke an Gott. Er macht den Glauben lebendig.« – »Die Bibel ist kein toter Buchstabe.« – »Jesus ist kein Museum.« Das sind für mich keine Lehrsätze, sondern Erfahrungen, die ich machen durfte. Lebendiger Glaube heißt für mich: In Bewegung bleiben, dazulernen, Überraschungen entdecken, Fehler machen, mich immer wieder neu auf Jesus ausrichten. Und so wurde für mich das Christ-Sein zum Abenteuer.

Aufbruch ins Abenteuer

Nun stand ich also plötzlich da mit meinem öffentlichen Glauben. In BILD hatte ich ihn bekannt, in einem Buch meinen Weg und meine Hinwendung zu Gott ausführlich beschrieben. Das war offenbar interessant genug, um mich zu Vorträgen und Lesungen zu bitten. Mir war klar, dass nicht meine tiefe Erkenntnis, besondere Gelehrtheit oder gewiefte rhetorische Fähigkeiten Grund für die Einladungen waren. Es mutete wohl ungewöhnlich genug an, bei einem Boulevardmedium in Berlin zu arbeiten und gleichzeitig Jesus-Nachfolger sein zu wollen.

Das alles war für mich aufregend und ich hatte gerade am Anfang das Gefühl, auf sehr dünnem Eis unterwegs zu sein. Damit meine ich nicht meine Beziehung zu Jesus. Sondern die Sorge, vor all den Christen-Routiniers einen falschen Schritt zu tun, einzubrechen und in bitterkaltes Wasser zu tauchen.

Ich hatte ja keinerlei Vorbildung und tat mich ehrlich recht schwer mit diesem neuen christlichen Vokabular und so manchen Routinen.

Nehmen wir das Abendmahl: In einem Berliner Gottesdienst, den ich gerne besuche, wird es jeden Sonntag gereicht. Dazu stehen an verschiedenen Stellen im Saal Helfer mit Wein, Traubensaft und Brot, um es auszugeben. Ich wollte daran teilnehmen und reihte mich in die Schlange ein. Als ich mich näherte, bemerkte ich, dass sowohl die Geber als auch die Abendmahl-Empfänger vor mir immer leise einige Worte sprachen. Und schon setzte die Nervosität ein: Was reden die denn da? Muss ich irgendein Sprüchlein aufsagen? Man reichte mir das Brot mit den Worten »Christi Leib, für dich gegeben« und den Wein mit »Christi Blut, für dich vergossen«. Dann sahen die Leute mich mit erwartungsvollen Augen an, ein peinlicher Moment der Stille trat ein – und ich versuchte mein Glück mit einem bedeutungsschwanger geflüsterten »Danke!«.

Später gab ich die Frage »Was sagt man beim Abendmahl« bei Google ein. Ganz allein war ich wohl nicht mit meiner Ahnungslosigkeit, weil das Thema gleich auf mehreren Seiten besprochen wurde: gutefrage.net, evangelisch.de, mykath.de. Ich las: AMEN wäre angemessen gewesen. Fein, wieder etwas in diesem spannenden Christen-Kosmos dazugelernt.

Noch ein Beispiel: Jahrzehntelang war ich in der Gewissheit aufgewachsen, dass es die evangelische Kirche und die katholische Kirche gibt. Fertig. Okay, es existierten darüber hinaus noch einige andere Gruppierungen, von denen ich nicht wirklich etwas wusste, außer dass sie offenbar mit Vorsicht zu genießen waren. Motto: evangelisch, katholisch – und komisch ... In meiner Heimatstadt Siegen führte mein Weg öfter an einer Brüdergemeinde vorbei. Dabei galt der Ort, an dem sie sich trafen, für uns Kinder damals fast als Sperrgebiet: Achtung! Das sind die Rock-Zopf-Leute. Die sollten euch nicht ganz geheuer sein! Warum ? Diese Frage stellten wir nie. Es lag auf der Hand: Alle Frauen trugen Röcke, viele hatten die Haare zu einem Dutt gebunden, die Männer erschienen im Anzug zum Gottesdienst. Das genügte, um in der Kategorie »komisch und irgendwie sonderbar« zu landen.

Später durfte ich selbst wunderbare Erfahrungen in einer frommen Brüdergemeinde sammeln und einige meiner besten christlichen Freunde haben in ebensolchen Versammlungen ihre geistliche Heimat. Deshalb tun mir die Vorurteile von damals im Nachhinein leid.

Doch so oberflächlich, schwarz-weiß und ahnungslos war eben meine Vergangenheit mit diesem Mysterium aus Gemeinden, Kirchen und Religion  –, und deshalb war für mich all das, was da plötzlich auf mich zukam, absolutes Neuland.

Ich bekam Briefe, in denen mir gesagt wurde, dass ich dem evangelikalen Lager zuzurechnen sei. Evangelikal? Klang für mich wie evangelisch – nur ein bisschen anders. Wikipedia verriet mir dann, dass die persönliche Beziehung zu Jesus, eine gewisse Bibeltreue und die bewusste Umkehr wohl typisch für diese Strömung seien, und so dämmerte mir, warum man mich plötzlich in diese Schublade steckte.

Ich wurde eingeladen, Vorträge vor Pietisten und vor Adventisten zu halten. Besonders stutzig wurde ich, als ich bei einem christlichen Männerabend reden sollte. Hö? Nur Männer? Ist das jetzt besonders fromm? Oder besonders sektiererisch? Ist das eine Runde homosexueller Christen oder von Männern, die Frauen nicht als würdig erachten, in ihrem Kreis zu sein? Was davon nun eine eigene Kirche war, was davon eine Bewegung oder nur ein loser Zusammenschluss, vielleicht nur eine einmalige Veranstaltung – das war mir alles noch ein Rätsel.

Allmählich sackte in mir die Erkenntnis, dass diese wunderschöne Glaubenswelt, die ich gerade erst ganz frisch entdeckt hatte und nun fröhlich erforschen wollte, längst ziemlich ausgeforscht war. Dass schon so viel strukturiert, in Schubladen gesteckt, geordnet, sortiert, optimiert, definiert, theoretisiert worden war, dass ich einfach ziemlich dümmlich wirken musste mit meinem schlichten Ansatz, mit meinem kleinen Glaubensbekenntnis, wie ich es zuvor zusammengefasst habe. Ich fühlte mich wie ein Elefant in einem christlichen Porzellanladen. Ich hatte die Befürchtung, mit jedem offen gesprochenen Satz irgendetwas zu zerdeppern.

Doch interessanterweise ging bei meinen ersten Gehversuchen gar nicht so viel Porzellan kaputt. Entweder lag das daran, dass die Sache mit Jesus und dem Glauben gar nicht so kompliziert ist und wirklich kein Studium erfordert, weil Gott tatsächlich nur ein Gebet entfernt ist und uns sehr schnell vertrauensvoll an die Hand nimmt und führt. Oder daran, dass die Christen gar nicht aus Porzellan sind – eher widerstandsfähig wie Tupperware und meist auch so unkompliziert im Umgang. Ich glaube inzwischen, beide Antworten treffen zu. Nicht in jeder Situation – aber doch entspannend häufig.

Der zweite Vers aus 2 Timotheus 4 war für mich leicht zu verstehen: »Verkünde die Botschaft Gottes! Tritt für sie ein, ob sie erwünscht ist oder nicht.«

Und so beschloss ich, wirklich jede Einladung anzunehmen. Warum sollte ich mir den Kopf zerbrechen, ob mir eine Gruppe nun besonders weltoffen und sympathisch erschien? Solange meine Aufgabe darin bestand, ehrlich und in aller gebotenen Demut von meiner Umkehr zu Jesus zu berichten, verstand ich es als meine Pflicht, dieser Einladung zu folgen.

Meine liebe Frau Sophie unterstützte diesen Plan, obwohl das hieß, dass wir nun noch weniger Zeit mit der ganzen Familie entspannt zu Hause verbringen konnten. Daher setzte ich mir zwei Wochenend-Trips pro Monat als Obergrenze und bat die einladenden Gemeinden immer darum, die beiden älteren Kinder Elsa und Fritz mitbringen zu dürfen. Mit unserem Jüngsten hätte das damals noch nicht funktioniert. Daher blieben Sophie und Carl meist zu Hause, während unsere Fünfjährige, unser Dreijähriger und ich das christliche Deutschland kennenlernten.