Warum so viel Hass? - Leïla Slimani - E-Book

Warum so viel Hass? E-Book

Leïla Slimani

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Beschreibung

Leïla Slimani zählt zu den wichtigsten Stimmen Frankreichs. Ihre Romane sind internationale Bestseller und preisgekrönt. In diesem Band versammelt die in Marokko geborene Goncourt-Preisträgerin sechs ebenso intensive wie provokative Texte, in denen sie die brennenden Fragen unserer Zeit aufgreift: Wie verteidigen wir die Werte der Freiheit, der Toleranz in Zeiten von zunehmendem Rassismus und Fanatismus? Welche Verantwortung trägt ein jeder von uns? »Ich bin Kind all dieser Fremden, und ich bin Französin. Ich bin Immigrantin, Pariserin, eine freie Frau, überzeugt davon, dass man sich selbst behaupten kann, ohne die anderen abzulehnen.«

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Seitenzahl: 43

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Zum Buch

Sechs faszinierende Texte von Leïla Slimani – der neuen Stimme Frankreichs und internationalen Bestsellerautorin. Über Toleranz in Zeiten von zunehmendem Fanatismus.

Mitreißend. Intensiv. Provokant.

In diesem Band versammelt die in Marokko geborene Goncourt-Preisträgerin sechs ebenso intensive wie provokative Texte, in denen sie die brennenden Fragen unserer Zeit aufgreift: Wie verteidigen wir die Werte der Freiheit, der Toleranz in Zeiten von zunehmendem Rassismus und Fanatismus? Welche Verantwortung trägt ein jeder von uns? »Ich bin Kind all dieser Fremden, und ich bin Französin. Ich bin Immigrantin, Pariserin, eine freie Frau, überzeugt davon, dass man sich selbst behaupten kann, ohne die anderen abzulehnen.«

Zur Autorin

Die französisch-marokkanische Autorin LEÏLA SLIMANI gilt als eine der wichtigsten literarischen Stimmen Frankreichs. Slimani, 1981 in Rabat geboren, wuchs in Marokko auf und studierte an der Pariser Eliteuniversität Sciences Po. Ihre Bücher sind internationale Bestseller. Für den Roman »Dann schlaf auch du« wurde ihr der renommierte Prix Goncourt zuerkannt. »All das zu verlieren«, ebenfalls preisgekrönt, erscheint in 25 Ländern. In den Essaybänden »Sex und Lügen« und »Warum so viel Hass?« widmet Leïla Slimani sich dem Islam und dem Feminismus sowie dem zunehmenden Fanatismus. Seit 2017 ist Leïla Slimani offiziell Botschafterin für Frankophonie. Sie lebt mit ihrer Familie in Paris.

LEÏLA SLIMANI

WARUM SO VIEL HASS?

Kolumnen und EssaysAus dem Französischen von Amelie Thoma

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Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Die französische Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel »Le diable est dans les détails« bei Le 1 / Éditions de L’Aube, Paris.

Deutsche Erstveröffentlichung Juni 2019

btb Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Copyright © der Originalausgabe 2017 by Le 1 / Éditions de L’Aube, Paris

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2019 by btb Verlag, München

Covergestaltung: semper smile, München

Covermotiv: © laif/Ed Alcock/M.Y.O.P.

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

Klü · Herstellung: sc

ISBN 978-3-641-21722-8V002

www.btb-verlag.de

Inhalt

Der Teufel steckt im Detail

Warum so viel Hass?

Warten auf den Messias

Fundamentalisten, ich hasse euch

Französin, Kind von Fremden

Ein Anderswo

Der Teufel steckt im Detail

8. Oktober 2014

Mit dem Alter ist Amine Moussa ängstlich geworden. Er, der von allen geliebte und respektierte Universitätsprofessor, leidet unter Beklemmung und Schlaflosigkeit. Seine Frau Atika nimmt ihn nicht ernst und lacht nur über seine Paranoia. Sie vermutet, er kommt nicht gut damit zurecht, dass er auf die sechzig zugeht. Sie versteht ihn nicht.

Auf der Straße zuckt Amine grundlos zusammen. Er hat angefangen, Selbstgespräche zu führen. Nirgends fühlt er sich wohl. Zu Hause stört ihn die Anwesenheit der Putzfrau. Er verabscheut diese alte Jungfer, ihren finsteren Blick, ihren bitteren Mund. Stolz erzählt sie, dass ihr Bruder nach Damaskus gegangen ist und ihnen Geld schickt, das er im Kampf verdient. Viel Geld. Mit zum Himmel erhobenen Handflächen dankt sie Gott dafür, dass er ihren Bruder auf den Weg des Dschihad geführt hat. Vor einer Woche hat sie Amine angekündigt: »Monsieur, ich kann nicht mehr für Sie arbeiten, wenn Sie Alkohol trinken. Wenn ich eine Flasche berühre, lässt Gott mich nicht ins Paradies ein.« Er hätte sie am liebsten gefragt, wo sie diesen Unsinn herhat, aber er wagte es nicht. Einmal hat er sie dabei überrascht, wie sie vor den Augen seiner Tochter ein Streichholz abbrennen ließ. »Siehst du, deine Eltern und du, ihr werdet im Höllenfeuer schmoren wie alle Ungläubigen, die die Lehren des Islam missachten.« Als er sich darüber beklagte, hat Atika nur mit den Schultern gezuckt: »Ach, hör doch auf damit. Sie spinnt ein bisschen, das ist alles. Ich weiß nicht, warum du solchen Kleinigkeiten so viel Bedeutung beimisst. Du übertreibst.«

Sicher verstärkt das Alter seine Besorgnis. Aber er kann nun einmal nicht anders, als sie zu sehen, diese kleinen Details, die den Alltag verpesten, sein Unbehagen vergrößern und ihn mit Angst und Scham erfüllen. Nach dem Abendessen sammelt er die leeren Alkoholflaschen ein, versteckt sie in einem Müllsack und fährt zwei Kilometer, ehe er sie in einen Container wirft. Denn er fürchtet, der Wachmann in seiner Straße könnte ihn denunzieren. So ein Rothaariger, der sich den Bart wachsen lässt und die Schülerinnen des Privatgymnasiums als Huren und Hündinnen beschimpft. »Die müsste man alle verheiraten, ob sie wollen oder nicht, stimmt’s, Professor?« Amine antwortet nicht. Amine sagt nichts dazu.

Er schweigt, als er sich neben einen Taxi­fahrer setzt, der die Kassette eines saudischen Predigers laufen lässt. Er hört ihn seinen Hass gegen Juden und Ungläubige verspritzen und die Fatwa bejubeln, die erlaubt, alle Abtrünnigen zu töten. Amine will keine Scherereien. Er zahlt die Fahrt und geht.