Was dir Kraft gibt - Susanne Hühn - E-Book

Was dir Kraft gibt E-Book

Susanne Hühn

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Beschreibung

Hier mal schnell für den Kollegen einspringen, da mal eben die Freundin mit Liebeskummer trösten und dann noch fix den Einkauf für die Oma erledigen – manchmal scheint einem die ganze Welt Energie abzuzapfen, und man fühlt sich völlig ausgelaugt. In diesem Buch zeigt Susanne Hühn dem Leser Wege auf, wie er seine Kraft wiedergewinnen bzw. richtig einteilen kann. Mit den vorgestellten Übungen erlangt er die Freiheit, selbst zu entscheiden, wann er wem wie viel Energie, Aufmerksamkeit und Zuwendung schenkt.

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Seitenzahl: 170

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SUSANNE HÜHN

Was dir KRAFT gibt

Kleine Rituale für das tägliche Glück

ÜBER DIE AUTORIN

Susanne Hühn ist ausgebildete Lebensberaterin und ganzheitliche Physiotherapeutin. Sie schreibt spirituelle Selbsthilfebücher und gibt Lebensberatung, Channelings sowie Meditationskurse für Erwachsene und Kinder. Seit 1986 begleitet sie Menschen auf ihrem Weg zur Gesundung. Mit dem Schreiben begann sie 1992. Zuerst schrieb sie spirituelle Romane, dann vermittelte sie ihr Wissen in Sachbüchern und auf CDs, die sie mittlerweile in großer Zahl veröffentlicht hat.

www.susannehuehn.de

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Icon »Lotosblume«: # 340999001 (© Fafarumba), www.shutterstock.com

ISBN 978-3-8434-6054-5

Susanne Hühn: Was dir Kraft gibt Kleine Rituale für das tägliche Glück © 2004, 2010, 2016 Schirner Verlag, Darmstadt

Umschlag: Murat Karaçay, Schirner Print-Layout: Simone Fleck, Schirner, unter Verwendung von # 340999001 (© Fafarumba), www.shutterstock.comLektorat: Claudia Simon, Schirner Gesetzt aus der Arimo (© Ascenderfonts.com) unter der Apache-Lizenz 2.0: www.apache.org/licenses/LICENSE-2.0E-Book-Erstellung: HSB T&M, Altenmünster, Germany

www.schirner.com

1. E-Book-Auflage 2016

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten

INHALT

ÜBER DIE AUTORIN

VORWORT

EINFÜHRUNG

ENERGIEKÖRPER UND CHAKREN

Das erste Chakra

Das zweite Chakra

Das dritte Chakra

Das vierte Chakra

Das fünfte Chakra

Das sechste Chakra

Das siebte Chakra

ERSTE HILFE: WENN GAR NICHTS MEHR GEHT

Beten

Telefonieren

Notfalltexte lesen

Fühle, was du fühlst

Stopp sagen

In eine Kerzenflamme schauen

Dein Inneres Kind wahrnehmen

AUS DEM KOPF IN DEN KÖRPER

Sage dir Danke

Fußbad

Bauchmassage

Fußmassage

Atmen

Schütteln

Den Nacken öffnen

Sich selbst umarmen

Tanzen

Spazieren gehen

Dynamisches Atmen

Singen und Summen

WENN DU NICHT ABSCHALTEN KANNST

Raus aus den Klamotten

Zeitlupe

Schaffe Abstand zwischen dir und der Welt da draußen

Sei ein Baum

Brot backen

Mit den Händen arbeiten

Oasen der Schönheit

Trommeln

Mandala ausmalen

Deine Spaßbox

Der Künstlertreff

DIR SELBST LIEBE UND TROST SCHENKEN

Dir selbst eine Karte schicken

Kraftspendende Texte lesen

Fünf wunderbare Augenblicke

Die Flügel öffnen

Dich selbst trösten

Liebe verschenken

Zehn Dinge, die du an dir liebst

Eine Energieliste schreiben

Positive Sätze schreiben

Engelmedizin

Ein Schaumbad für dein Inneres Kind

Fotoalbum mit Glücksmomenten

Dein persönliches Kraftbuch

Ein besonderer Geburtstag

REINIGUNG: DEINE GRENZEN NEU ZIEHEN UND BEWAHREN LERNEN

Neue Erdung

Deine Kraft zu dir zurückholen

Licht atmen

Das goldene Vlies

Die Lichtsäule

Die Wassersäule

SELBSTBESTIMMUNG, HEILUNG UND SPIRITUELLE KRAFT

Die Spur des unangenehmen Gefühls rückverfolgen

Deine Gefühle wahrnehmen lernen

Schreiben

Dein kosmischer Wegweiser

Dein Krafttier

Deine innere Kapelle

Schutzengel

Dein Altar

Dein Erdtopf (Erdritual)

Die Kraft des Feuers (Feuerritual)

Räuchern (Luftritual)

Dein Lebensbrunnen (Wasserritual)

Geweihtes Wasser (Wasserritual)

Das Edelsteinbad (Wasserritual)

LANGFRISTIGE VERÄNDERUNGEN

Lebe deinen Traum

In Frieden kommen

Emotionale Verträge lösen

Der Weg der Liebe

Süchtiges Verhalten erkennen und loslassen

NACHWORT

ANHANG

Sucht-Selbsthilfegruppen

VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser, ich weiß nicht, wo Sie sich gerade befinden, wie Sie heißen, wie alt Sie sind oder wie Sie leben. Auch Sie wissen nur wenig von mir – den Namen und vielleicht noch, was ich beruflich mache. Wir haben etwas gemeinsam, das viel wichtiger ist als diese Daten, und das freut mich sehr.

Genau wie ich haben Sie sich offensichtlich auf den Weg gemacht zu mehr Lebensfreude und innerer Freiheit, zu mehr Energie und Gesundheit. Und genau wie ich haben Sie auf gewisse Weise genug von der Art, wie Sie Ihr Leben bis zu diesem Zeitpunkt verbracht haben.

Sie werden auf diesen Seiten verstehen lernen, auf welche Weise Sie anderen immer wieder erlauben, Ihnen Energie zu rauben, und was Ihnen hilft, wenn es nun einmal geschehen ist. Ich werde auch versuchen, Ihnen aufzuzeigen, wie Sie selbst vielleicht anderen Energie entziehen (das holt Sie aus der Opferrolle heraus).

Sie werden eine Menge über Dinge lesen, die Sie tun können, um Ihre Energie zu steigern, aber auch eine Menge über Dinge, die Sie besser lassen sollten.

Das Beste, was Sie überhaupt für sich tun können, ist, Ihrer Kreativität zu folgen und dem, worauf Sie Lust haben und was Ihnen Freude macht. Aber wenn wir zu ausgebrannt sind, spüren wir oft nicht mehr, was uns wirklich guttut. Deshalb möchte ich Ihnen auf diesen Seiten ein paar Anregungen geben.

Ich werde mit Ihnen auch über »Drogen« für Ihre Energie reden – Dinge, die zwar den schnellen Energiekick versprechen, Ihnen auf lange Sicht jedoch schaden. Ganz besonders möchte ich Sie aber mit dem Gedanken vertraut machen, dass es Ihnen auf bestimmte Weise auch dient, sich immer wieder so auslaugen zu lassen, sonst würden Sie es nämlich gar nicht zulassen. Wenn Ihnen das nicht klar ist, haben Sie vielleicht nicht die Ausdauer, die vorgeschlagenen Methoden zu nutzen, denn es erfordert einen gewissen Kraftaufwand, sich überhaupt in Bewegung zu setzen. Oder Sie machen zwar die Übungen, geben Ihre Kraft aber sofort wieder ab, um die Firma, den Partner oder Ihre Eltern zu »retten«.

Verstehen Sie: Es darf Ihnen eben nicht dienen, energetisch völlig am Ende zu sein, auch nicht unterschwellig. »Tut es ja nicht«, denken Sie jetzt vielleicht, »was schreibt die bloß?« Aber lesen Sie bitte noch etwas weiter: Solange wir diesen ausgebrannten Zustand nämlich benutzen, um unsere Umwelt zu tyrannisieren (»Schau, was ich alles für dich tue. Kannst du nicht einmal für mich da sein?«), werden wir uns dagegen wehren, ihn aufzugeben – selbst wenn wir es möchten. »Sekundärgewinn« nennen das die Psychologen. Aber das ist eine unglaublich anstrengende Art zu leben.

Es ist natürlich schwierig, manchmal fast unmöglich, zuzugeben, besonders vor sich selbst, dass unser ach so selbstloses und hilfsbereites Verhalten eine Art Kontrolle darstellen könnte. Es zerstört das Bild des hilfreichen Engels, der in eine kalte Welt hineingeboren wurde und jetzt leidet. Und doch ist es so: Wenn ich nicht aus dem Herzen gebe, dann gebe ich aus Angst.

Wenn Sie das Gefühl haben, Sie geben und geben, und der, dem Sie geben, tut nicht einmal etwas für Sie, dann sollten Sie sich ein paar Fragen stellen:

Erstens: Stimmt das? Oder sehe ich nur nicht, was ich vom anderen bekomme, weil ich selbstsüchtig darauf bestehe, dass es genau das sein muss, was ich mir vorstelle?

Zweitens: Wenn das wirklich stimmt, was mache ich dann noch hier? Wieso koche, bügle, wasche ich, wieso höre ich zu, wieso mache ich Überstunden wie verrückt? Wozu tue ich mir das überhaupt an?

Das ist keine rhetorische Frage. Darauf gibt es eine Antwort, die Sie kennen sollten, damit Sie darüber entscheiden können, was Sie wirklich wollen.

Vielleicht glauben Sie, Sie leisten durch diese Selbstaufopferung Ihren Beitrag? Als wäre da ein geheimes Konto, auf das Sie nur lange genug einzahlen müssen, damit Sie sich irgendwann vollkommen sicher, geliebt und geborgen fühlen können? Sie glauben, wenn Sie so viel für ihn/sie, die Firma, Ihre Mutter, Ihren Vater, den Chef, die Familie oder Gott tun, dann wird er/sie Sie nicht verlassen können, dann sind Sie für den Rest Ihres Lebens sicher.

Kennen Sie das? Das ist ein Teil der alten Lehre unserer Kirchen: Leide im Leben, dann bist du im Himmel glücklich. Also mein Gott findet das nicht so sinnvoll. Es stimmt nämlich nicht, und der Preis ist absurd hoch: Wir werden immer abhängiger vom anderen, geben immer mehr. Wir geraten in eine Schleife, die zu immer mehr Kontrolle und Angst führt. Wir geben unser eigenes Leben mehr und mehr auf, bis wir schließlich überhaupt nicht mehr wissen, wer wir eigentlich sind.

Doch irgendwann, wenn wir das überhaupt überleben – viele von uns tun das nicht, werden süchtig nach einem Stoff, bekommen tödliche Krankheiten, ziehen Unfälle dem Leben vor –, haben wir genug. Wir ziehen uns am eigenen Schopf aus dem Sumpf der Selbstverachtung und beginnen, unsere Einzelteile wieder zusammenzusetzen.

Wir lernen – vielleicht mühsam – zu wählen. Wir lernen, selbst zu bestimmen, was wir in unserem Leben haben wollen und was nicht.

Und wenn wir wissen, wir sind frei, selbst zu entscheiden, dann können wir freudig und kraftvoll die Verantwortung für unser Leben übernehmen. Denn dann wissen wir, wir haben die Erlaubnis, unser inneres Ja und unser tiefes Nein wahrzunehmen und danach zu handeln.

Und genau darum geht es in diesem Buch.

Ich werde Sie im weiteren Verlauf dieses Buches mit »du« ansprechen, ich hoffe, das ist Ihnen recht.

EINFÜHRUNG

Lasse uns da beginnen, wo alles angefangen hat: Stelle dir vor, du befindest dich auf einem wunderschönen Stern irgendwo im All. Du selbst bestehst aus Licht und Farbe, du fühlst dich verbunden mit der Schöpfung, mit dem, was du unter Gott verstehst. Du bist voll Energie, Kraft und Lebendigkeit. Du nimmst deine Verbindung zu all den anderen Wesen wahr, die dort leben, und du weißt, dass die Grundlage allen Lebens Liebe ist. Du fühlst dich eins mit allen Wesen, sie sind dir vertraut, du brauchst nie etwas zu erklären, weil jeder direkt in dein Herz sehen kann.

Du bist glücklich, hast weder Schmerzen noch Sorgen. Du bist frei, ruhig, geborgen und fühlst dich innig geliebt. Du bist vielleicht wie ein Farbwirbel, eine Wolke, wie ein Engel – du hast keinen Körper, und alles ist leicht und einfach. Es gibt nichts zu tun, keine Ziele zu verfolgen, alle Wesen leben um des Lebens willen, nicht, um etwas zu erreichen. Du wirst genährt mit purer Lebensenergie, die sich überall befindet. Du kannst dich ganz einfach mit anderen verbinden und behältst dennoch dein Gefühl für deine eigene Kraft, für deine Seele.

Es gibt keinen Hass, keinen Zorn, kein Leid.

»Das Paradies«, denkst du? Ja. Und deine spirituelle Heimat.

Und nun hörst du, da gibt es einen Planeten mit Wesen, die einen Körper haben und die alles, was du bislang nur als Energieform kennengelernt hast, verwirklichen können, verwirklichen im wahrsten Sinne des Wortes: wirksam werden lassen. Du bist eine sehr mutige Seele und wirst neugierig. Vielleicht fragst du dich, was das sein soll, ein Körper, und wie sich das anfühlt. Und irgendwie zieht dich die Idee magisch an.

Stelle dir vor, du berätst dich mit deinen Freunden, den Lehrern, die dich auf deinem Weg begleiten, deiner Familie, den Wesen, mit denen du am innigsten verbunden bist, und sie reden dir zu, diese Erfahrung zu machen. Sie sagen dir ihre Unterstützung zu und versprechen, immer mit dir verbunden zu bleiben, während du dich aufmachst, dich in das Abenteuer »Leben auf der Erde« zu stürzen – voller Mut, Neugier, Liebe und Freude.

Du entscheidest dich also, zur Erde zu kommen und ein Mensch zu werden. Einfach deshalb, weil es diese Daseinsform gibt und du alles, was das Universum zu bieten hat, kennenlernen willst.

Du machst dich auf die Reise, verbindest dich probehalber mit der einen oder anderen Pflanze, um einen Eindruck davon zu bekommen, was es heißt, aus »fester Materie« zu bestehen.

Du schwebst vielleicht ein bisschen in der Erdatmosphäre herum, um alles von oben zu beobachten, doch eines Tages spürst du, es ist so weit, und du verbindest dich mit einem menschlichen Körper, der zu entstehen beginnt.

Und nun fangen bei den meisten Seelen die Schwierigkeiten an: Du vergisst auf einmal, wer du bist. Du glaubst plötzlich nur noch an das, was du mit deinen nun ziemlich unentwickelten Augen sehen kannst, und lediglich eine vage Sehnsucht verbindet dich noch mit deinem Ursprung. Du fühlst dich nicht mehr angeschlossen an den unendlichen Fluss von Lebensenergie, sondern beginnst, an Armut und Mangel zu glauben. Warum? Weil es Mangel und Armut gibt, das gehört zu den Erfahrungen als Mensch. Und noch etwas gehört dazu. Du hast auf einmal Gefühle. Als Mensch bist du in erster Linie ein wahrnehmendes, fühlendes Wesen, kein denkendes, bewusstes. Das Gehirn ist einfach noch gar nicht entsprechend ausgereift, wenn du ein Kind bist.

Du bist plötzlich allein in deinem Körper, und du brauchst Dinge wie Nahrung, Sauerstoff, Wärme und Licht. Du kommst dir auf einmal sehr verletzlich vor, und das bist du auch. Es gibt Zustände wie Schmerzen, Hunger, Krankheit, und du kannst sogar sterben. Vielleicht hast du bereits im Bauch deiner Mutter diese Erfahrung gemacht, dir zum Beispiel die Nabelschnur um den Hals gewickelt. Vielleicht hatte deine Mutter einen Unfall oder einen schlechten Tag, und die Versorgung floss nicht so, wie du es gebraucht hättest. Das ist für eine Seele ein ziemlicher Schock.

Was passiert nun?

Du beginnst, Wege zu suchen, um genährt zu werden, bemerkst, dass du manchmal etwas dafür tun musst, und sei es auch nur, indem du auf dich aufmerksam machst. Du schreist zum Beispiel, wenn deine Mutter nicht im Zimmer ist, damit sie dich mit Nahrung, Liebe und Wärme versorgt.

Und irgendwann nimmst du entsetzt wahr, dass sie nicht immer kommt, weil auch sie ein Mensch ist und manchmal einkaufen oder ins Bad gehen muss.

Diese Dinge passieren nun einmal: Mütter verlassen das Zimmer, gehen arbeiten und bekommen noch andere Kinder, ob wir das aushalten oder nicht. Sie können nicht anders, sie haben ein eigenes Leben.

Es lässt sich nicht vermeiden, dass sie uns hin und wieder verlassen und uns von ihrem Energiestrom abschneiden. Manchmal sterben Mütter sogar bei der Geburt, sie geben ihr Baby weg, oder das Kleine ist so krank, dass es in ein Krankenhaus muss.

Das alles passiert, auch wenn es uns einen noch so großen Schock versetzt.

Du bist plötzlich keine lichtvolle Seele mehr, die frei von Nöten ist, sondern ein emotionales, zutiefst abhängiges Wesen, das jemanden braucht, der ihm in jeder Hinsicht Sicherheit gibt.

So ein kleines Baby kann nur überleben, wenn es bereit ist, alles zu tun, was in seiner Macht steht, um nicht verlassen zu werden. Das macht bis zu einem gewissen Grad nichts, die Psyche ist sehr widerstandsfähig. Aber, und das ist das Problem: Du hörst auch dann nicht auf, alles zu tun, was nötig ist, damit du nicht verlassen wirst, wenn du erwachsen bist. Warum? Weil ein Teil von dir noch immer glaubt, er wäre so abhängig von anderen, wie du es als Baby warst. Das nennt man das »Innere Kind«, und es bestimmt maßgeblich dein Verhalten.

Du verbietest dir zum Beispiel, deine innere Wahrheit zu sagen, Nein zu sagen, wenn du etwas nicht willst. Du wirst dich von der Tante küssen lassen, obwohl du es hasst. Du wirst dich von deinem Chef anschnauzen lassen, obwohl er im Unrecht ist. Du wirst für andere da sein, auch wenn du dich damit selbst aufgibst. Damit gehörst du zum Club der allzu Netten, derjenigen, die immer zur Stelle sind, wenn es jemanden zu fahren, etwas zu backen oder jemandem zu helfen gilt – egal, wie es ihnen selbst gerade geht.

Du gibst dich selbst, dein Leben, deine Wahrheit, deine Art, Dinge zu tun, für ein tiefer liegendes Bedürfnis auf, nämlich das Bedürfnis, für immer versorgt zu sein. Das ist deine Art, Verantwortung für dich zu übernehmen: Du sorgst für dich – aber um welchen Preis?

Du lässt dich vielleicht wider besseres Wissen auf jemanden ein und ignorierst all deine inneren Warnleuchten. Du bist unglaublich nett und denkst, dass du eben niemandem wehtun willst. Wären doch nur alle wie du, dann wäre die Welt ein friedlicher Ort, denkst du vielleicht ganz im Geheimen. Das würdest du natürlich nie sagen, denn das könnte andere dazu veranlassen, dich weniger zu mögen.

Du hast vielleicht eine Menge Tricks drauf, um schön und verführerisch zu sein. Vielleicht bist du »super im Bett«, doch nicht, weil es dir wirklich Spaß macht, sondern weil es deine Art ist, dafür zu sorgen, nicht verlassen zu werden.

Erlaubt sich dennoch einer, dich zu verlassen, reagierst du vielleicht wie ein Baby: Du flehst und erniedrigst dich, bettelst um Liebe, anstatt ihn (den Mann, den Job, die Wohnung) ziehen zu lassen. Oder du leidest stumm. Niemand wird sich mehr trauen, dich zurückzuweisen, denn deine Reaktion ist so voller Leid und Schuldzuweisungen, dass man sich schäbig vorkommt, eine so liebenswerte Person wie dich zu verlassen, sie zu entlassen oder ihr die Wohnung zu kündigen. Damit hast du scheinbar, was du brauchst ...

Weil du als Baby so abhängig bist, kann es sein, dass du erlebst: »Ich muss nehmen, was ich kriegen kann, um nicht zu verhungern, egal, wo es herkommt.« (Damit meine ich seelisches und körperliches Verhungern.)

Das sind die geborenen Opfer und Räuber zugleich. Mit dieser Energie wirst du sofort emotional abhängig, wenn irgendjemand nett zu dir ist, dir zuhört oder mit dir schläft. Und wenn jemand dir nicht geben will, was du brauchst, benutzt du »sanfte Gewalt«, um den anderen zu kontrollieren und ihn wie eine Spinne in deinem Netz gefangen zu halten. Damit hast du eine Art Energiespardose und fühlst dich einigermaßen sicher. »Sanfte Gewalt« (»sanft« und »Gewalt« schließen sich gegenseitig völlig aus, ich benutze diesen Begriff nur, um dich nicht zu erschrecken) kann auch sein, dass du dem anderen nicht erlaubst, ein Gespräch zu beenden, ihn am Telefon immer wieder mit einer Frage festhalten willst, ein Nein nicht akzeptierst oder ihn schlicht und einfach nicht tun lassen kannst, was er möchte.

Außerdem kann es sein, dass du des Öfteren Verstopfung hast oder nichts wegwerfen kannst. Du gibst dich mit Almosen zufrieden, verharrst in Beziehungen, die dich nicht nähren, oder machst fürchterliche Jobs, bei denen du viel zu wenig verdienst.

Auf der anderen Seite reißt du vielleicht in jedem Gespräch die Aufmerksamkeit an dich, hältst es nicht aus, nicht im Mittelpunkt zu stehen, und bist manchmal ziemlich besserwisserisch und laut.

Du erträgst es nicht, wenn jemand etwas besser kann oder weiß als du, und wirkst vielleicht manchmal ein wenig großspurig.

Du wirst lieber krank, um dir die Hilfe und die Kraft der anderen zu sichern, als für dich selbst zu sorgen, und dir ist so ziemlich jedes Mittel recht, um andere zu manipulieren.

Erinnern wir uns daran, dass am Anfang der Hilfeschrei des Babys war, das Angst hatte, zu verhungern, nichts weiter. So hört er sich dann in der »erwachsenen« Variante an. Wenn du das im Hinterkopf behältst, kannst du dann wirklich noch darüber urteilen?

Vielleicht sieht die Erfahrung des Babys auch so aus: »Ich muss mich furchtbar anstrengen und schnell groß werden, damit ich niemanden mehr brauche.«

Hier haben wir die Starken, Furchteinflößenden, die man am liebsten aus der Ferne bewundert, weil man sich in ihrer Gegenwart plötzlich klein, schwach, entsetzlich dick oder langweilig vorkommt.

Das sind die unabhängigen, im Beruf meistens sehr erfolgreichen Menschen, denen nichts größere Angst macht, als irgendwann Hilfe zu brauchen. Sie quälen sich lieber fast zu Tode, als zuzulassen, dass ihnen jemand hilft – sie wollen eben nie wieder abhängig sein und dann verlassen werden.

Nur ja nie krank und alt werden, ist dein Motto, wenn du zu diesen Menschen zählst. Du treibst vielleicht sehr viel Sport, ernährst dich gesund, lässt dich aber nie massieren. Das könnte ja wieder zu Abhängigkeit führen. Du ziehst deinen Umzug lieber allein durch, bevor du um Hilfe bittest, und wenn es sich doch nicht vermeiden lässt, tust du es beinahe barsch. Schon gar nicht aushalten kannst du es, wenn der andere daraufhin Nein sagt. Dann schämst du dich, überhaupt gefragt zu haben. Du wusstest doch gleich, du machst es lieber allein, denkst du, anstatt einen anderen zu bitten.

Man wird richtig wütend, wenn man einem Menschen mit diesem inneren Programm begegnet, weil man sieht, wie sehr er sich quält. Man möchte ihm unbedingt helfen, denn offensichtlich ist niemand für ihn da, sonst müsste er ja nicht alles allein machen.

Doch nachdem du dir öfters eine Abfuhr geholt hast, wenn du Hilfe angeboten hattest, ziehst du dich verschreckt zurück. Offensichtlich bist du zu unscheinbar und dumm, um diesem Halbgott Unterstützung sein zu können, und nur Versager können den Eichenholzschrank nicht allein die Treppe hochwuchten.

Oder das Baby hilft sich auf diese Weise: »Ich atme einfach nicht mehr, bis wieder jemand kommt.«

Dadurch fühlt es die Todesangst weniger. Es richtet sich sozusagen häuslich im Verhungern ein.

Du wirst dir vielleicht nie einfach mal »etwas gönnen«, wenn du diese Erfahrung gemacht hast, wirst das Gefühl haben, es ist nie genug für dich da, wähnst dich immer im Mangel. Du siehst zwar, dass es wunderschöne Erfahrungen gibt, aber nicht für dich. Zu groß ist die Gefahr, dass du an den alten Schmerz und die Todesangst rührst, wenn du dich doch einmal für die Schönheit und die Fülle des Lebens öffnest. Und so wirkt die sogenannte Schmerzvermeidung, die eine der wichtigsten Hirnfunktionen bildet, und trennt dich auch weiterhin von allem ab, was dich an die vernichtenden Gefühle deiner Kindheit erinnern könnte.

Du fühlst dich, als stündest du an einem Zaun und schautest den anderen beim Spielen zu.