Weg ist das Ziel - Richard Deiß - E-Book

Weg ist das Ziel E-Book

Richard Deiss

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Beschreibung

Der Autor hat bereits mehr als 1000 deutsche Städte besucht. Zu den 250 sehenswertesten Städte sind im Büchlein kurze Reiseeindrücke, Anekdoten und interessante Fakten zusammengestellt. Eine kurzweilige Lektüre für alle, die sich für Städte auch jenseits der Metropolen interessieren.

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Seitenzahl: 179

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Adresse des Autors:

Machnower Str. 65

D-14165 Berlin

E-Mail: [email protected]

Anregungen und Verbesserungsvorschläge sind willkommen und werden in der nächsten Ausgabe berücksichtigt.

Inhalt

Vorwort

1000 Städte in Deutschland

Berlin und Brandenburg

Mecklenburg-Vorpommern

Sachsen-Anhalt

Thüringen

Sachsen

Schleswig-Holstein und Hamburg

Niedersachsen und Bremen

Nordrhein-Westfalen

8.1 Ostwestfalen-Lippe

8.2 Münsterland und Sauerland

8.3 Rheinland

Hessen

Rheinland-Pfalz

Saarland

Baden-Württemberg

12.1 RB Stuttgart und Tübingen

12.2 RB Karlsruhe und Freiburg

Bayern

13.1 Franken

13.2 Ostbayern

13.3 Oberbayern

13.4 Schwaben

Anhang

Vorwort

Als Student hatte die von Fritz J. Raddatz herausgegebene ZEIT-Liste der 100 Bücher einen großen Einfluss auf mich. Hundert wurde für mich zur wichtigen Referenzzahl und da ich Geographie studierte, fragte ich mich, was eigentlich die 100 Top-Städte Deutschlands wären. Damals war ich oft mit einer DB-Netzkarte unterwegs, um die in den 1980er Jahren noch auf Westdeutschland begrenzte Bundesrepublik zu erkunden. Ich sah über hundert Städte und hatte eine selbst gezeichnete Landkarte an der Wand, auf welcher die Attraktivität der Städte von rot (höchste Stufe), über orange bis gelb und weiß (niedrigste Attraktivität) markiert war. 1990 zog ich nach Karlsruhe und besuchte entsprechend viele baden-württembergische Städte. Später hatte ich eine reisefreudige Freundin und besuchte mit ihr weitere deutsche Städte. Um das Jahr 2010 zählte ich alle besuchten deutschen Städte und kam auf fast 400. Da entdeckte ich im Internet eine Reisewebseite, mit Votings zu den schönsten Städten pro Bundesland. Das waren insgesamt etwa 400 Städte, von denen mir noch ungefähr 150 fehlten. Die tickte ich dann auch noch ab. Weil ich ab 2010 eine Wohnung in Bonn hatte, begann ich auch alle historischen Orts- und Stadtkerne von NRW zu besuchen. Als ich das geschafft hatte, mittlerweile hatte ich eine Wohnung in Berlin, klapperte ich noch die historischen Städte Brandenburgs ab. Mittlerweile erreichte die Zahl der besuchten Städte über 700 und ich beschloss, die runde Zahl 1000 noch voll zu machen, was ich im Herbst 2015 erreichte. Seither sind weitere hinzugekommen. In diesem Büchlein ist kein Platz, über all diese Städte zu berichten. Zu 250 Städten sind jedoch kleine Texte enthalten, die hoffentlich für den einen oder anderen Leser interessante Informationen enthalten.

Berlin im April 2020

Richard Deiß

1000 Städte in Deutschland

Karte, welche alle von mir in Europa besuchten Städte zeigt (rote Punkte). Der Westen und Süden Deutschlands ist sehr dicht mit roten Punkten bedeckt.

1. Berlin und Brandenburg

In Berlin, wo ich eine Wohnung habe, war ich in der Vergangenheit fast einmal pro Monat. Berlin kenne ich deshalb relativ gut. Berlin ist jedoch von der `Streusandbüchse´ Mark Brandenburg umgeben, wo es, außer Potsdam, kaum größere historische Städte gibt. Nach der Wende unterstütze Nordrhein-Westfalen (NRW) Brandenburg beim Aufbau von Verwaltungsstrukturen. Im November 1987 wurde in NRW die Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne gegründet, 1990 die Arbeitsgemeinschaft Historische Ortskerne. 59 historische Stadt- und Ortskerne sind seither in diesen Arbeitsgemeinschaften vertreten. Von diesem Beispiel inspiriert gründete sich am 22. Mai 1992 die Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburg. Ursprünglich waren es 20 Mitgliedstädte, mittlerweile sind es 31 (siehe Tabelle 2 im Anhang). Während es in NRW 3.3 Orte pro 1 Million Einwohner sind, hat Brandenburg 12. Zudem reicht die Geschichte vieler Städte in Brandenburg weniger weit zurück als weiter westlich in Deutschland, wo manche Orte schon von den Römern gegründet wurden. Nachdem ich alle historischen Stadt- und Ortskerne von NRW besucht hatte, nahm ich mir das Gleiche für Brandenburg vor. Das war schwieriger, denn so mancher Ort lag ziemlich an der Peripherie des Landes und war nicht Mal mit der Bahn erreichbar. Etliche Orte waren auch sehr klein und wenig belebt, und bei manchem Ort musste ich denken, oh, viel gibt´s hier ja nicht zu sehen, jede schwäbische Reichstadt hat zehnmal so viele Fachwerkhäuser und interessantere Architektur. Immerhin repräsentieren diese Orte 27% der 113 Städte in Brandenburg und auch durch deren Besuch war ich mittlerweile in über der Hälfte der Brandenburger Städte.

Die zehn Städte, welche mich am meisten beeindruckten

Berlin

Berlin kannte ich noch vor dem Mauerfall, zumindest den Westteil. Am 9. November 1989, als die Mauer fiel, wollte ich meinen damals in Berlin lebenden Bruder anrufen, doch ich kam nicht durch, so überlastet waren die Leitungen und am nächsten Tag sagten alle nur Wahnsinn, Wahnsinn. Berlin war vor dem Fall etwas Besonderes, eine Stadt wo zwei politische und ökonomische Systeme aufeinanderstießen. Manche sagten scherzhaft, die Stadt mit der am besten erhaltenen Stadtmauer der Welt. Faszinierend war in den 1980er Jahren die Bohème- und Punkszene in Kreuzberg, vor allem im legendären Postzustellbezirk SO 36. Und wenn man von Berlin nach Westdeutschland trampte, traf man immer ein buntes junges Völkchen an den Auffahrten zu den Transitautobahnen. Seit der Wende hat sich Berlin natürlich rasant verändert und vernachlässigte Innenstadtteile wurden erst hipp und dann gentrifiziert, allen voran der Prenzlauer Berg (Prenzlberg) und Mitte. Weiter draußen, außerhalb des hundekopfförmigen S-Bahn-Rings ist weniger davon zu spüren. Oberschöneweide wird z.B. immer noch zu Oberschweineöde verballhornt.

Potsdam

Jüngere Besucher zieht Berlin an, weil es so eine `crazy city´ ist. Nur wenige realisieren jedoch, dass Potsdam ein mad stop ist, zumindest von hinten gelesen. Potsdam ist heute eine der am schnellsten wachsenden Städte im Osten des Landes. Potsdam profitiert von der Suburbanisierung Berlins und der Funktion als Landeshauptstadt. In kaum einer anderen Stadt wird so viel Historisches wieder rekonstruiert. Interessant ist dabei, wie Wiederaufbaugegner und Aufbaubefürworter verschiedene Gruppen vereinen. Auswärtige, vor allem aus dem Westen, sind meist für die Rekonstruktion. Einheimische sind oft dafür, DDR-Bauten zu erhalten, zum Beispiel das Merkurhotel oder die mittlerweile abgerissene Fachhochschule am Alten Markt. Unterstützt werden sie oft von eher modern bzw. linksliberal eingestellten Medienschaffenden aus dem Westen. Beim Wiederaufbau der Garnisonkirche verlaufen die Fronten dagegen relativ klar zwischen links und konservativ. So oder so ist Potsdam eine Stadt, die einen kaum kalt lässt und einen manchmal sogar umhaut, wenn man Bauten wie das Neue Palais, den Einstein-Turm von Mendelsohn oder das Brandenburger Tor sieht.

Cottbus

Bei Cottbus (sorbisch Chosebuz), der zweitgrößten Stadt des Landes, knapp an der 100 000 Einwohnerzahl schrammend, denken manche an den Zungenbrecher `der Cottbuser Postkutscher putzt den Cottbuser Postkutschkasten´. Die Stadt wird zudem mit dem nahen Braunkohlebergbau verbunden (Fußballverein Energie Cottbus). Bei meinem ersten Besuch in Cottbus kurz nach der Wende, machte die Stadt mit der unwirtlichen Gegend um den Hauptbahnhof, wo noch viele unsanierte Plattenbauten standen, auf mich keinen guten Eindruck. Später fange ich an, Kunstmuseen zu sammeln und finde das Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus und seine Umgebung richtig gut. Wieder ein paar Jahre später sammle ich Opernhäuser und komme deshalb im Februar 2018 wieder und besuche das schöne Jugendstiltheater, das einzige Opernhaus Brandenburgs.

Frankfurt/Oder

Frankfurt an der Oder hat mit einer Namensgleichheit zu kämpfen. Immerhin führt das dazu, dass dann auch jeder weiß, an welchem Fluss die Stadt liegt. Böll erzählte einmal die Anekdote, wie er in seiner Wahlheimat Irland einmal mit einem DM-Schein bezahlen wollte. Der Ire traute der Sache nicht und meinte, das könnte ja auch ein DDR-Schein sein. Böll antwortete, das stünde ja Frankfurt (Bundesbank) als Ortsbezeichnung drauf. Der Ire daraufhin, diese Stadt gäbe es ja auch in Ostdeutschland. Böll verweist auf den Schrägstrich /Main. Da verließen den Iren die Geographiekenntnisse (im Übrigen bedeutet Main im Englischen ja haupt). Frankfurt/Oder was? könnte man beim Namen der Stadt auch denken.

Frankfurt/O hat auch den Beinamen Kleiststadt. Heinrich von Kleist (1777-1811) wurde hier geboren und schon zweimal war ich im nahe der Oder gelegenen Kleist-Museum. Kleist hat sich mit seiner Partnerin Henriette Vogel am 21. November 1811 in Berlin-Wannsee erschossen. Schon lange wollte ich den dort vorhandenen Gendenkstein sehen, aber leider schaffte ich es nie. Bei Frankfurt/Oder fällt mir immer auch Gabriela Mendling (1959-2006) ein. Weil ihr Mann Chefarzt am örtlichen Klinikum wurde, hatte es sie es kurz nach der Wende von Wuppertal dorthin verschlagen. Als Westfrau litt sie unter dem miefigen feindseligen Osten. Ihre Erfahrungen verarbeitete sie im Buch NeuLand, welches sie unter dem Pseudonym Luise Endlich veröffentlichte. Kurze Zeit später folgte ein zweiter Band Ostwind. Das löste neue Anfeindungen aus und 2000 zogen die Mendlings nach Berlin, wo Gabriela Mendling nach schwerer Krankheit bereits 2006 starb.

1999 prägte der aus Darmstadt stammende, seit 1998 in Frankfurt/Oder lebende Aktionskünstler Michael Kurzwelly (*1963), den Begriff Slubfurt für eine fiktive Stadt bestehend aus Slubice und Frankfurt.

Brandenburg/Havel

Lange hat mich die Stadt Brandenburg nicht besonders beeindruckt. Denn sie stagnierte bis in die frühen 2000er und die Stadtkernsanierung kam langsamer voran als anderswo. Mittlerweile wächst sie jedoch und entwickelt sich zur Auspendlerstadt nach Berlin. Das Zentrum ist saniert und viele Wasserläufe tragen zur Attraktivität bei. Weil sie den gleichen Namen wie das Bundesland hat, ist sie dennoch bundesweit eher wenig bekannt.

Eisenhüttenstadt

Eisenhüttenstadt war als sozialistische Modellstadt geplant und hieß ursprünglich Stalinstadt. Mit der Entstalinisierung nach 1953 wurde der Ort in Eisenhüttenstadt umbenannt, in der DDR jedoch als Blechbudenhausen verspottet. Als ich im Winter 2013 die Stadt besuche, gehe ich nicht zum Stahlwerk, sondern Richtung Oder und entdecke an der Einmündung des Oder-Spree-Kanals in die Oder den alten Dorfkern von Fürstenberg, dem aber noch die Belebtheit und die Kneipen eines echten Altstadtkerns fehlen.

Guben

Guben hieß von 1961-1990 Wilhelm-Pieck-Stadt Guben, der DDR-Staatspräsident war hier geboren, allerdings im östlichen, heute als Gubin zu Polen gehörenden Teil der Stadt. Guben ist eine der Städte, die seit der Wende am stärksten geschrumpft sind. Guben hat seit 1990 die Hälfte der damals 33 000 Einwohner verloren. Dazu beigetragen haben die extrem periphere Lage und die Textilindustrieprägung, mit entsprechende Arbeitsplatzverlusten. Geht man durch die Stadt, sieht man Spuren der früheren Bedeutung als Industriestadt sowie Bemühungen, die schrumpfende Stadt als preisgünstigen Standort für Altenwohnungen, ähnlich wie Görlitz, zu positionieren. Bereits im Jahr 1900 war Guben eine große Mittelstadt mit 33 000 Einwohnern, durch die eine Straßenbahn fuhr. Guben wurde im Zweiten Weltkrieg zu 90% zerstört. Die Reste der ehemaligen Altstadt finden sich heute auf der polnischen Seite, in Gubin (16 000 Einwohner). Dort sind noch das eindrucksvolle alte Rathaus und eine Kirchenruine zu sehen. Es gibt aber Bestrebungen, diese Stadt- und Hauptkirche wiederaufzubauen.

Jüterbog

Mit der hübschen Stadt Jüterbog verbindet mich ein Schreibfehler. In einem meiner Bahnhofsbücher hatte ich es fälschlicherweise Jüteborg geschrieben (ich dachte wohl an Göteborg). Im Dezember 2012 kam ich hier nachmittags an und es wurde schon dunkel. Der Weg vom Bahnhof zur Innenstadt war weit. Was von der backsteingeprägten Stadt mit ihren Toren und Türmchen zu sehen war, schien jedoch sehenswert.

Kyritz an der Knatter

Kyritz ist eine nette Kleinstadt aber tiefste Provinz. Daran erinnert eine am Marktplatz eingelassene Bodenplatte auf der zu lesen ist `Dieser Stein erinnert an den 14.02.1842. Hier geschah um 10:57 NICHTS.´ Weil es hier früher viele knarzende Windmühlen gab wird die Stadt spaßeshalber auch Kyritz an der Knatter genannt. Also Humor haben sie.

Finsterwalde (Dusterbusch)

Finsterwalde ist eine freundliche Stadt am Südrand Brandenburgs. Nur der Name klingt so, als ob der Ort im finstersten Walde läge, was es schwierig macht, Neubürger anzuziehen. Ende des 19. Jahrhunderts gab es einen Schlager `Wir sind die Sänger von Finsterwalde´ und seit dieser Zeit wird hier alle zwei Jahre das Finsterwalder Sängerfest gefeiert. So konnte die Stadt ab 2013 durchsetzen, dass sie auf den Ortsschildern den freundlicheren Zusatz Sängerstadt tragen darf. Im Volksmund heißt sie dennoch scherzhaft auch Dusterbusch.

Zehn weitere Städte und Orte

Calau

In der Schuh- und Witzestadt Calau (von hier sollen die Kalauer kommen) hatte ich ein Problem. Der Bahnhof lag doch recht weit vom Stadtkern. Dazu gibt es den Witz, Warum liegt der Bahnhof in Calau so weit draußen? Weil er an die Schienen gebaut wurde. Ein Körnchen Wahrheit liegt sogar darin, denn der Bahnhof findet sich an einer Stelle, wo sich zwei Bahnlinien kreuzen.

Von Fürstenwalde hat es mich vor einigen Jahren nach Himmelpfort verschlagen. So heißt ein Ortsteil von Fürstenberg (aufgrund dieses Namens verfügt er über ein Weihnachtspostamt) und damals war ich mit dem Taxi von Fürstenberg nach Lychen zum Flößereimuseum unterwegs und sah zufällig diesen Namen.

Ein Ort, welcher in der Wendezeit im Gespräch war, war Wandlitz. Hier wohnte die DDR-Elite und es gingen Fotos durch die Presse wie gut hier im Gegensatz zur übrigen DDR der Funktionärssupermarkt ausgestattet war. Es gab Bananen und Ananas.

Ganz am Südrande Brandenburgs liegt Ortrand. Hier stieg ich einmal aus dem Zug, um den Kutschenberg zu besuchen, die mit 201 m ü.NN höchste Erhebung Brandenburgs. Als ich einmal in Herzberg am Bahnhof ankam und die Stadt besichtigen wollte, stellte sich heraus, dass der Ortskern doch sehr weit vom Bahnhof entfernt war. Fast eine halbe Stunde dauerte es, bis der Stadtkern erreicht war. So würde ich den nächsten Zug verpassen. Schließlich drückte ich einem Einheimischen Autofahrer 10 Euro in die Hand, um mich zum Bahnhof zu bringen.

Was mir an Ziesar auffiel? Die Weise wie der Ort ausgesprochen wird, dreisilbig mit Betonung auf dem e. Entsprechend korrigierte mich der Taxifahrer, als ich von Genthin hierhin unterwegs war.

Ein Ort, den ich nur wegen seinem Namen besucht habe, ist die kleine Stadt Müllrose. Man stellt sich vor, wie im Müll eine Rose blüht und in der Tat liegt sie nicht weit von Eisenhüttenstadt entfernt. Dazwischen liegt noch ein Ort mit dem seltsamen Namen Siehdichum.

Zwei Orte in Brandenburg, die ich schlecht auseinanderhalten kann sind Lübben und Lübbenau, beide liegen auch noch im Spreewald. Bad Wilsnack war einst eine bedeutende Pilgerstadt, aber beim Stadtnamen denke ich immer, ob ich wirklich einen Snack will. Schwedt an der Oder ist eine in den letzten drei Jahrzehnten stark schrumpfende Industriestadt mit großer Erdölraffinerie. Um die Stadt attraktiver wirken zu lassen und die Lage am Nationalpark Oder herauszustreichen, darf sie sich seit 2013 offiziell Nationalparkstadt nennen. Manche sähen gerne den Beinamen Perle der Uckermark. Den hat jedoch schon Templin inne. Auf das neoklassische preußische Erbe weist ein weiterer älterer Beiname hin: Potsdam der Uckermark.

Besuchte Städte in Berlin/Brandenburg: 62 von 114

Top Städte (Deutschland Top 100+20)

Berlin, Potsdam, Brandenburg,

Quermania-Städte: Berlin, Potsdam, Brandenburg, Cottbus, Luckau, Jüterbog, Bad Freienwalde, Neuruppin, Templin

Historische Stadtkerne Brandenburg: siehe Anhang 2

Andere besuchte Orte:

Bad Liebenwerda, (Bad Saarow), Bad Wilsnack, Bernau, (Chorin), Calau, Eisenhüttenstadt, Erkner, Falkenberg, Frankfurt (Oder), Fürstenwalde, Guben, Havelsee, Joachimsthal, Königs Wusterhausen, Müllrose, Lübbenau, Luckenwalde, Nauen, Neustadt (Dosse), Prenzlau, Pritzwalk, Rathenow, Rheinsberg, Schwedt, Seelow, Senftenberg, (Stahnsdorf), Strausberg, Teltow, Ventschau, (Wandlitz), (Woltersdorf), Zehdenick, Zossen.

2. Mecklenburg-Vorpommern

Mecklenburg-Vorpommern ist ein kleines, schrumpfendes Bundesland mit nur 1.6 Millionen Einwohnern. Bismarck meinte einst, wenn die Welt unterginge, würde er nach Mecklenburg ziehen, denn dort passiere alles 50 Jahre später. Die wirtschaftliche Spätentwicklung hat allerdings auch dazu geführt, dass viele alte Städte hier weniger durch die Industrialisierung überformt wurden als anderswo. Weil es hier zudem weniger Kriegszerstörungen gab, hat Mecklenburg-Vorpommern, im Volksmund auch Meck-Pomm genannt, heute einen überproportionalen Anteil sehenswerter Städte. Mittlerweile sind alle Altstädte saniert und erscheinen in frischem Backsteinglanz.

Die zehn Städte, welche mich am meisten beeindruckten

Schwerin

Die Landeshauptstadt Schwerin ist im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört worden und durch die vielen Gewässer und das Schloss ebenfalls sehenswert. Leider ist sie zu klein, um schwer in zu sein. Nach langen Jahren der Schrumpfung, hofft sie jedoch, wieder über die 100 000 Einwohner-Marke zu kommen (zurzeit 96 000 Einwohner). Noch zu DDR-Zeiten war Schwerin die erste Stadt im Osten, welche ich besucht hatte. Damals gab es auch in der DDR eine kleine Energiekrise und ein Stadtplaner erklärte uns, wie man bei Neubaugebieten wieder mehr auf die Straßenbahn setzen würde. Schwerin schien mir damals in besserem Erhaltungszustand als die Industriestädte im Süden, die ich während der Exkursion auch noch kennen lernen sollte.

Rostock

Rostock ist größer und etwas rauer als Schwerin. Schon 1994 verschlug mich eine Dienstreise in diese Stadt und die Fußgängerzone machte gleich einen guten Eindruck auf mich. Auch Warnemünde, wo die Tagung stattfand, ist ein sehr ansehnlicher Ortsteil, mit schönem Ostseestrand und kleinen Gassen am alten Hafen. Ich las dann, für Rostock sei sieben die heilige Zahl. Die Stadt hat sieben Buchstaben, sieben Kirchen, sieben Stadttore etc.

Wismar und Stralsund

Die Hansestädte Wismar und Stralsund finden sich seit 2002 auf der UNESCO-Welterbeliste. Zunächst kam die Stadtsanierung im weiter westlich gelegenen und besser erreichbaren Wismar schneller voran. Hier sah der riesige historische Marktplatz schon Ende der 90er Jahre wie geschleckt aus. Stralsund hinkte dem lange hinterher, hat aber mittlerweile, begünstigt auch durch den Boom des Ostsee- und Rügentourismus, aufgeholt und bietet heute ein beeindruckendes mittelalterliches Stadtbild. Die lange sterbende Altstadt zog in den letzten Jahren neue Bewohner an.

Greifswald

Greifswald im pommerschen Landesteil besitzt die älteste Universität des Ostseeraumes. Diese wurde bereits 1456 gegründet. Zu DDR-Zeiten gab es bei den Studenten dieser etwas am Rande des Landes gelegenen Uni den Spruch: In Greifswald weinst du zweimal. Wenn du ankommst. Und wenn du wieder gehen musst. Auch heute ist diese beschauliche und übersichtliche Stadt nicht unbedingt etwas für Großstadtfans. Dazu passt die Legende von der Herkunft des Wortes Landpomeranze. Diese ist ein Begriff aus dem 19. Jahrhundert für eine wenig kultivierte, ländlich-provinzielle, vor allem weibliche, Person. Dies leitet sich von der Südfrucht Pomeranze ab und entsprechende Frauen sollen ähnlich gerötete Wangen gehabt haben. In Berlin gibt es jedoch die Theorie, dass sich der Ausdruck auf die eher derben weiblichen jungen Bediensteten, die aus ländlichen Gegenden Pommerns kamen, ableitet.

Weil Greifswald klein ist bietet die Stadt aber kurze Wege und eine hohe Lebensqualität und wer sich erstmals mit den Verhältnissen arrangiert hat, geht hier auch nicht mehr so gerne weg. Das Kulturangebot ist beträchtlich. Das Pommersche Landesmuseum ist eines der schönsten Kunst- und Geschichtsmuseen des Landes. Zudem gibt es ein Museum für den aus Greifswald stammenden Maler Caspar David Friedrich (1774-1840). Leider jedoch ohne Originalgemälde. Sogar ein stattliches Theater mit klassischer Säulenfront und Opernaufführungen gibt es.

Güstrow

Die Stadt Güstrow ist eng mit dem Bildhauer Ernst Barlach (1870-1938) verbunden, hier gibt es ein Barlach-Museum und ein Barlach-Engel schwebt durch den Dom. Im Dezember 1981 wurde die Stadt im Westen zusätzlich durch einen Besuch von Kanzler Helmut Schmidt per Bahn bekannt. Honecker überreichte Schmidt dabei durch das Zugfenster ein Hustenbonbon. Güstrow hat im Stadtzentrum ein sehenswertes, aber sanierungsbedürftiges Schloss. Eine Schulfreundin, teilweise als Künstlerin tätig, besucht die Stadt Ende der 90er Jahre und ist begeistert und meint, wenn das mal alles durchsaniert ist können die Städte im Westen einpacken. Ich beschaffe mir hier einen Kühlschrankmagneten, um die Stadt in die Liste der 100 sehenswertesten Orte Deutschlands aufzunehmen.

Parchim

Parchim in Westmecklenburg fiel mir bei meinem einzigen Besuch als hübsche Kleinstadt mit viel behaglicher Backsteinarchitektur auf, darunter Kirchen mit dicken Backsteintürmen und ein Rathaus mit Treppengiebel. Schmucke Fachwerkhäuser gibt es hier auch.

Teterow, das Schilda des Nordens.

Die sehenswerte und gut erhaltene Kleinstadt Teterow gilt auch als das Schilda des Nordens. Ein Beispiel für einen Schildbürgerstreich ist folgende Geschichte: Einst hatte ein Stadtfischer einen kapitalen Hecht gefangen. Um ihn für ein Stadtfest frisch zu halten, beschlossen die Stadtväter, ihn mit einer Glocke um den Hals zurück in den See zu setzen. Die Glocke würde leuten und der Fisch sich so wiederfinden lassen. Der Fischer fuhr hinaus, setzte den Hecht mit Glocke ins Wasser und schnitt fürs leichtere Auffinden genau an der Stelle, wo er den Fisch ins Wasser ließ, eine Kerbe in sein Fischerboot.

Neubrandenburg

Aus Neubrandenburg wird man nicht ganz schlau. Im Krieg hielten sich die Zerstörungen eigentlich in Grenzen und die Stadt wurde kampflos an die Rote Armee übergeben Die Rotarmisten brannten jedoch die Altstadt weitgehend ab. Der DDR-Wiederaufbau erfolgte entlang der historischen Grundrisse und mit relativ hoher gestalterischer Qualität, so dass man sich oft nicht ganz sicher ist, ob man es mit Neubauten oder mit einfach sanierter historischer Architektur zu tun hat. Bei den Wiekhäusern in der Stadtmauer geht man dann davon aus, dass diese Reste historischer Architektur darstellen. Dabei handelt es sich jedoch um Neubauten der 1970er und 1980er Jahre.

Putbus (Rügen)

Auf Rügen gibt es nur vier Städte: Bergen, zentraler Verwaltungsort der Insel, Saßnitz, Putbus und Garz. Ich klappere diese Städte sogar zweimal hintereinander ab, da beim zweiten Mal ein Bekannter dabei ist, der sie ebenfalls sehen möchte. Die schönste dieser kleinen Städte ist die planmäßig im klassizistischen Stil angelegte Weiße Stadt Putbus. Hier gibt es den kreisförmigen von klassizistischen Gebäuden gesäumten Circus, eine Orangerie und sogar ein historisches Theater mit klassischer Säulenfront. Hier sehe ich im Dezember 2018 eine Opernaufführung. Zu DDR-Zeiten wurden Zuschauer aus ganz Rügen mit Bussen hierher gekarrt, um das Theater zu füllen. Und sogar eine Schmalspurdampfbahn hält im Ort. Das ehemalige Schloss Putbus wurde leider 1964 abgerissen.

Weitere Städte

Neustrelitz war bis 1918 Landeshauptstadt von Mecklenburg-Strelitz. Es gibt noch zahlreiche Spuren der ehemaligen Funktion als Residenzstadt. Zum Beispiel ein Opernhaus, in welchem ich im Februar 2018 die Dreigroschenoper sehe. Das Schloss Neustrelitz brannte jedoch 1945 aus, die Ruine wurde 1950 abgetragen. Es gibt mittlerweile einen Beschluss, den Schlossturm wiederaufzubauen. Das würde dem Residenzviertel, wo noch Schlosskirche, Orangerie und Tempel des Hofgartens erhalten geblieben sind, wieder mehr Geschlossenheit und residenzstädtisches Flair geben. Dem Rest der Stadt fehlt es an Sehenswürdigkeiten, Leben und urbaner Dichte.

Eine sehenswerte Stadt ist das in der Mecklenburger Seenplatte gelegene Waren an der Müritz