Weil die Welt sich ändert - Edmund Stoiber - E-Book

Weil die Welt sich ändert E-Book

Edmund Stoiber

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Beschreibung

Politik mit Leidenschaft - Rückblicke, Einsichten, Visionen

Edmund Stoiber spricht in diesem Buch offen über Herausforderungen und Chancen unserer Zeit. Dabei schöpft er aus vielen historischen aber auch wechselvollen persönlichen Erfahrungen und bleibt im besten Sinne unruhig.

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Seitenzahl: 424

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EDMUND

STOIBER

WEIL DIE WELT SICH ÄNDERT

POLITIK AUS LEIDENSCHAFT –ERFAHRUNGEN UND PERSPEKTIVEN

Siedler

Erste Auflage 2012

Copyright © 2012 by Siedler Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: Rothfos + Gabler, HamburgSatz: Ditta Ahmadi, BerlinReproduktionen: Aigner, BerlinISBN 978-3-641-08349-6

www.siedler-verlag.de

Meiner Karin – für Geduld und Liebe

INHALT

Vorwort

1. Herkunft und Aufbruch

Nach dem Krieg

Der eigene Standpunkt

Das erste Amt

Mythos Kreuth

2. Überzeugungsstäter

Ein großer Sprung

Flagge zeigen

Generalstaatssekretär

Die Methode Strauß

Die Zäsur

3. Bewegte Jahre

»Law and Order«

Der Weg zur Einheit

Liberal, sozial, konservativ

4. Grundsätzlich nach vorn

Ministerpräsident

Neuanfang

Laptop und Lederhose

Zukunft gestalten

5. Zwischen Bayern und Berlin

Über die Grenzen

Kandidat

Reformoffensive

Die Kanzlerin

Weichenstellungen

6. Die Leidenschaft bleibt

Let It Be

Immer auf Ballhöhe

Mehr Freiheit wagen

In der digitalen Welt

Der Wert des Euro

Die Zukunft der Demokratie

Demokratie braucht Erneuerung

Demokratie braucht Fortschritt

Demokratie braucht Wahrheit

Demokratie braucht (Volks-)Parteien

Demokratie braucht – ja, auch – Politiker

Demokratie braucht Zeit

Bildnachweis

VORWORT

16. November 2011, Moskau, Gästehaus der Regierung. Nach einer mehrstündigen, intensiven Konferenz mit dem Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, dessen Delegation ich angehöre, bittet mich Russlands Regierungschef Wladimir Putin zu einem Meinungsaustausch über die politische Lage in der Europäischen Union. Unter vier Augen, ohne Dolmetscher, wird Klartext gesprochen. Ausgerechnet der starke Mann Russlands, dem wir aus unserer deutschen Sicht viele Fragen zu seiner Politik und seinem Land stellen, macht den Demokratien der Europäischen Union Vorwürfe: »Europa ist ein Krisenherd in der Welt. Die Europäische Union gefährdet die Stabilität der Weltwirtschaft, weil ihr seit Jahrzehnten mehr ausgebt, als ihr einnehmt. Viele machen sich Sorgen, dass Europa seine Probleme nicht in den Griff bekommt und am Ende die ganze Welt in eine Krise stürzt. Ihr müsst etwas ändern.« So sagt er es sinngemäß.

Wladimir Putin steht mit seinen Worten nicht allein, der Chor der Kritiker gegenüber uns Europäern wird immer vielstimmiger und gerade in den sogenannten Schwellenländern lauter. Vorläufiger Höhepunkt sind die Analysen des einflussreichen Club of Rome, der den westlichen Demokratien Unfähigkeit vorwirft und das chinesische Regierungsmodell geradezu empfiehlt: zur Bewältigung der Klimaproblematik, der sozialen Herausforderungen und der Schuldenkrisen. Zwar lag diese »Denkfabrik« auch schon weit daneben, dennoch. Man traut seinen Augen und Ohren nicht. Wie die Welt sich ändert!

Ich bin ein Kind Nachkriegsdeutschlands, Jahrgang 1941. Die Zeiten waren schlecht, die Hoffnungen umso größer. Demokratie und soziale Marktwirtschaft waren nach 1945 eine Verheißung. In Moskau saß nicht der kritisch betrachtete Wirtschaftspartner, sondern der Herrscher über das Reich des Bösen. Deutschland war ein in jeder Hinsicht darniederliegendes Land. In der Welt und auch vor sich selbst moralisch diskreditiert durch das Grauen des Holocaust, zwangsgeteilt. Und heute? Ist Deutschland wiedervereinigt, wirtschaftlich wie politisch ein Führungsland innerhalb der Europäischen Union, ein viel beachteter Partner in einer sich rasant verändernden globalisierten Welt. Lange schien der ökonomische und gesellschaftliche Aufstieg unaufhaltsam. Aber die Vorhaltungen Putins und anderer haben einen Kern: Ist unsere demokratische und freiheitliche Gesellschaft, für die wir uns so unendlich eingesetzt haben, in der Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts angekommen? Euro-Krise, Klimawandel, Energieversorgung, Demografie – haben wir die Kraft, Churchills Urteil wieder zu bestätigen: »Die Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen – abgesehen von den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.«?

Über drei Jahrzehnte durfte ich hohe und höchste Verantwortung tragen für meine Heimat Bayern und auch für Deutschland, mein Vaterland. Wenn man sein Leben so sehr der Politik gewidmet hat, bleibt man ein politischer Mensch, auch wenn man keine aktiven Ämter mehr ausübt. Ein gewisser Abstand kann den Blick manchmal auch schärfen. Weit entfernt bin ich davon, Patentrezepte für die großen Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft zu präsentieren: Aber vielleicht können die Außenansichten eines politischen Insiders einen Beitrag leisten, politisches Bewusstsein zu schärfen und Denkanstöße zu geben. Womöglich kann man aus Erfahrungen, guten wie schlechten, die Zukunft etwas besser meistern. Gerade junge Menschen fragen mich oft: »Wie war das bei Ihnen? Was kommt alles auf uns zu? Und wie beurteilen Sie unsere Chancen?« Das hat mich inspiriert, etwas aus meinem Leben zu erzählen und einige Gedanken über Gegenwart und Zukunft zu formulieren.

Über siebzig Jahre Leben und über dreißig Jahre politische Verantwortung passen nicht zwischen zwei Buchdeckel, deshalb galt es auszuwählen. Besonderen Dank schulde ich Friedrich Wilhelm Rothenpieler, Horst Möller und Rainer Haselbeck, die dieses Projekt mit ihrem Rat und großem Engagement möglich gemacht haben.

1. HERKUNFT UND AUFBRUCH

Nach dem Krieg

Es war ein schönes Familienleben, mit meiner liebevollen und warmherzigen Mutter und meinen zwei älteren Schwestern, Hannelore und Silke-Anne. Überschattet war es allerdings von den Kriegsereignissen, von bescheidensten Lebensverhältnissen und der Sorge um unseren Vater, der bei Kriegsende in amerikanische Gefangenschaft geriet und erst 1946 nach Hause zurückkehrte. Er saß bereits auf dem amerikanischen Lastwagen, der ihn und einige Mitgefangene aufgrund eines Austauschs den Russen überstellen sollte. Als er registrierte, dass es nach Osten ging, ließ er sich rücklings vom Lastwagen fallen, konnte tatsächlich entkommen und sich irgendwie zu uns durchschlagen. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, wie ein abgerissener Mann die Straße zu unserem Haus entlangschlurfte. Meine große Schwester lief ihm entgegen und schrie aufgeregt: »Der Papa kommt!« Ich rannte meiner Schwester hinterher, ohne die Dimension dieses Ereignisses für unsere Familie zu begreifen. Damals war ich vier, im selben Jahr wurde ich fünf Jahre alt. Den Papa, der in die Familie zurückkehrte, kannte ich bis dahin eigentlich nur aus Erzählungen. Edmund Georg Stoiber war ein gebürtiger Oberpfälzer, meine Mutter Elisabeth stammte aus Dormagen im Rheinland, doch damals lebten wir schon im oberbayerischen Oberaudorf. Schnell merkte ich, dass ich mehr Glück hatte als andere im Ort, denn mein Vater war nicht wie die Väter vieler meiner Freunde gefallen.

Meine Eltern verzichteten in den nächsten Jahren auf vieles. Ihr Wunsch war es – es war der Wunsch der meisten Eltern –, dass es uns Kindern später einmal besser gehen sollte. So durfte ich, wenn auch mit sehr überschaubarem Erfolg, Klavier und Geige lernen, obwohl die Jahre nach dem Krieg recht entbehrungsreich waren. In den Urlaub fuhren wir nie, aber wir wohnten in einer Region, die zu den schönsten Landschaften zählt, mit dem Hausberg Brünnstein im Blick, mit dem Wilden und dem Zahmen Kaiser, zwei wuchtigen Gebirgsmassiven, die uns mit ihren imposanten Felsformationen beeindruckten.

Abb. 1: Familienleben: Als Dreizehnjähriger im Kreis meiner Eltern und Schwestern.

Wir Kinder kannten noch keinen Terminkalender, und wenn die Hausaufgaben erledigt waren, liefen wir nach draußen und spielten. Wir rannten um die Wette, gestalteten die Wiesen meiner Heimat im Inntal zu Bolzplätzen um oder versetzten uns in fremde Welten. Karl May ließ mich nicht mehr los, von den Abenteuern, die er erzählte, konnte ich nicht genug bekommen. Winnetou, Der Schatz im Silbersee, Im Tal des Todes – ich verschlang alles. Besonders faszinierten mich die Indianer, und meinen Freunden und Spielkameraden erging es nicht anders. So haben wir Buben aus Oberaudorf ganze Nachmittage im Wilden Westen verbracht, auf den Spuren der Komantschen und der »Bleichgesichter«. Auf den Hügeln, zum Teil auch im Wald, gab es wunderbare Möglichkeiten, Freund- und Feindschaften im Spiel mit Pfeil und Bogen oder imaginären Gewehrkugeln auszutragen. Im Gegensatz zu meinem politischen Leben war ich als Kind also oft eine Rothaut.

Oder Skifahrer. Als einmal zu Weihnachten ein Paar Skier unter dem Christbaum lagen, war ich so glücklich, dass ich sie gleich mit ins Bett genommen habe. Die Liebe zum Wintersport wurde mir gleichsam in die Wiege gelegt. Schon mit drei Jahren stand ich auf diesen schmalen Brettern, und als Neunjähriger habe ich sogar ein Jugendspringen gewonnen. Und das, obwohl ich beim Probesprung bei sechzehn Metern stürzte und in die Pfütze des völlig aufgeweichten Aufsprungbereichs fiel. Durchnässt und ängstlich beschränkte ich mich im Wettkampf darauf, einfach über die Schanze zu fahren. So landete ich in beiden Durchgängen bei nicht gerade rekordverdächtigen neun Metern. Die Wagemutigeren sprangen deutlich weiter, bis zu achtzehn Meter. Weil sie dort aber alle mindestens einmal in den Schneematsch stürzten, hieß es am Ende zur Überraschung aller, auch meiner eigenen: »Der Stoiber hat gewonnen!« Vielleicht war das eine erste Erfahrung, wie manchmal auch ganz ungewöhnliche, scheinbar aussichtslose Wege durch glückliche Umstände zum Erfolg führen können. Skisprung und Langlauf waren bei uns Buben beliebter als der alpine Sport. Wobei auch das alpine Skifahren von damals nicht mit dem heutigen vergleichbar war: Zwar gab es schon den ersten Lift, aber meine Freunde und ich hatten nicht das Geld dazu. So bestiegen wir vor der Abfahrt das Hocheck, die Skier auf den Schultern und den Lift sehnsüchtig im Blick. Bis heute vergeht kein Winter, in dem ich nicht auf den Brettern stehe. Ich hoffe auf die Gesundheit, diesen Sport noch lange betreiben zu können.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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