Weisheit – Wirrnis – Wahnsinn - Andreas Kohl - E-Book

Weisheit – Wirrnis – Wahnsinn E-Book

Andreas Kohl

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Beschreibung

Andreas Kohls Textsammlung ist der Entwurf einer Philosophie der schizophrenen respektive schizoiden Psychose aus Sicht des Psychotikers selbst. Er greift zu vielfältigen Textformen – vom Essay über kleine Erzählungen bis zum kurzen pointierten Gedicht –, um dem Grundgedanken der Psychose als höherer Wahrheit Ausdruck zu verleihen. Dieser Grundgedanke wird dabei immer wieder in (ironischer) Selbstreflexion durchbrochen. Es zeigt sich, welche Entwicklung sein Denken im Verhältnis zu sich, seiner Krankheit und der äußeren Welt in mehr als zwanzigjähriger Psychoseerfahrung auch unter dem Einfluss von Therapie und Medikation genommen hat. Und ebenso wird deutlich, wie sein philosophisches Denken in beständiger Auseinandersetzung mit vielfältigen philosophischen Strömungen positiven wie negativen Einfluss auf die Erkrankung und Therapie nahm. Das Buch kann daher als ein passendes Gegenstück zu dem Projekt der Philosophie als Therapie betrachtet werden, wie es z.B. Martin Poltrum in seinem Buch Klinische Philosophie (Parodos 2010) entfaltet.

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Seitenzahl: 62

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Andreas Kohl

Weisheit – Wirrnis – Wahnsinn

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.© Parodos Verlag Berlin 2010

Alle Rechte vorbehalten

ISBN der Printausgabe: 978-3-938880-37-1ISBN des E-Books: 978-3-96024-052-5

https://parodos.de

To whom it may concern ...

Den guten Willens seid bedankt, Ich weiß ihn wohl zu ehren, Was je ich suchte, schließlich fand, Lasst stets aufs Neue uns vermehren.

„Der Schizophrene gleicht einem Menschen, der unter dem dauernden Einfluß von Meskalin steht und daher nicht in der Lage ist, das Erleben einer Wirklichkeit auszuschalten, mit der zu leben er nicht heilig genug ist.“Aldous Huxley, „Die Pforten der Wahrnehmung“

Einleitung, psychotisch – Einleitungsschwangerschaft quasi

In Zeiten, die schon lange ins Land gegangen waren, wann immer genau es wohl auch gewesen sein mag – letztendlich auch vollkommen unerheblich (möchte man meinen) – schlussendlich: Eben damals, wie wohl die weitaus meisten, ebenso weitaus weitschweifigen, vorgeblich erhebenden Erinnerungen unserer Altvorderen (und wer von uns allen hätte wohl niemals einen solchen ertragen müssen oder auch erleben dürfen) beginnen, so entfaltet sich die an dieser Stelle zu erzählende Mär auch folglich im fahlen Licht der Frühe. Frühgeschichte eben. Die auftretenden Wesen erblicken das Licht der hier zu erzählenden Begebenheiten in der im Begriff zu entstehenden Welt.

Epochal, gelle?

Noch klopft der Fabulant sich selbstgefällig aufmunternd auf die Schulter, derweil im Auditorium ein Murmeln ungewissen Ausdrucks anhebt.

So gilt es denn, die mikrokosmische Analogie der Universalgeschichte nicht auf die Spitze zu treiben und sich möglicherweise die Gunst der geneigten Ohren auf alle Zeit zu verscherzen, sondern nun endlich anzuheben betreffend der verwunderlichen, unter Umständen erbaulichen, in hoffentlich mannigfaltiger Hinsicht kurzweiligen Historie von der nun hinter dem sich erhebenden Vorhang des absurden Welttheaters im bereits angesprochenen Frühlicht des Frühlings der Gedanken, Wünsche, Hoffnungen und Träume nun achsoendlich, dem Kosmos sei´s getrommelt und gepfiffen, tatsächlich erscheinenden barockbusigen Schmiedegesellin auf ihrem struppigen Pferdchen nebst einem grantelnden Molosser, dessen nicht unwesentlicher Einschüchterungsfaktor unter anderem auch dadurch entsteht, dass er wirklich sehr große Haufen zu machen imstande ist.

Betrachtungen bezüglich eines nie geschriebenen, seltsamerweise dann doch verlegten Buches

Das Schlaueste ist, Du schweigst. (Edda)

Im Land der Dichter und Denker gilt er etwas – der Poet.

Und wer im Land derer nichts gilt, versucht zumindest damit seiner Existenz Sinn abzutrotzen.

Schon Lichtenberg bemerkt, dass in deutschen Landen „verlässlich“ mehr Schriftsteller vorhanden seien, als „alle vier Weltteile überhaupt zu ihrer Wohlfahrt nötig haben.“

Und das war schließlich zu Zeiten, in denen das Schriftvermögen noch lange nicht ein nach heutigen Maßstäben demokratisiertes Gut darstellte. Bis ins Heute ist die dies betreffende Anzahl von Personen gewachsen in einem Maße, das schwindeln lässt – und wir nehmen allenfalls jene wahr (ohne sie notwendigerweise auch gelesen zu haben), denen der erfolgreiche Marsch durch die Lektorate beschieden war.

Wovon träumt der Autor, was ist der unterstellte Sinn seines Tuns?

Zeugnis abzulegen seines, ach so oft überschätzten Vermögens, die Musen spinnen zu lassen zu Ruhm und Reichtum seiner Person, wenn es schon nicht dazu reicht, auch nur mittelbar die freie, gerechte und allglückliche Welt zu schaffen durch die Kraft seines Wortes?

Das peinlich-penetrante Profilierungsgebaren, ihn als genuinen Schöngeist anschauen zu sollen und dadurch selbst den gerade in dieser eingangs erwähnten Tradition konsensual verbrieft erscheinenden Prestigebonus einstreichen zu können?

Oder haben wir es hier schlicht damit zu tun, dass mittlerweile eine nicht unbeträchtliche Menge von Menschen existiert, deren augenscheinliche Qualifikation lediglich darin besteht, mehr oder minder schlau schwätzen zu können?

Vielleicht hat es aber auch gerade damit zu tun, dass wir wohl alle mit dieser schwärenden, ewig eiternden Wunde herumlaufen, nicht genug geliebt zu werden; es im Nachhinein immer noch unseren Eltern beweisen zu müssen, dass unser Tun Sinn und Zweck hat und verdient, anerkannt zu werden.

Ausgehend von der Notwendigkeit des Kindes, eine eigene, von den Eltern abgrenzende Identität aufzubauen, ist natürlich die ihm von der Natur in die Wiege gelegte Option der Phantasie das erste Mittel der Wahl, ist sie doch auch unverzichtbar für die Gehirnentwicklung.

Diese entwickelt sich notwendigerweise zum Integral dessen, was später unter Persönlichkeit subsumiert werden kann, und je elaborierter sich diese auszugestalten imstande ist, umso mehr scheint die betreffende Person zu glänzen, in den Augen ihrer direkten Umwelt oder aber in der Rezeption der Öffentlichkeit bezüglich ihrer Elaborate, hier: des Geschriebenen.

Wohlgemerkt gelten diese Überlegungen auch den darstellenden Künsten, deren die Dichtkunst nur eine mittelbare ist.

Insofern diskreditiert sich der Motor der Phantasie, das Handhaben des Schöngeistigen als solches schlechterdings zum blanken Narzissmus.

So entwickelt sich das Nebeneinander verschiedener Individuen mit verschiedenen Phantasien in Wahrheit eher nicht zu einem harmonisch konzertanten Miteinander gemäß dem Appell an unsere Existenz, diese als einzelne Note in der Schöpfungssinfonie klingen zu lassen.

Wir sehen uns konfrontiert mit einer Kakophonie der Marktschreierei, irgendetwas wissen zu glauben, und wenn das nicht verfängt, den Untergangspropheten zu geben, möglichst laut natürlich, denn zumindest in der Tagespresse und allen anderen schnellstlebigen Medien hat derlei schon immer Konjunktur gehabt und ist ein Bad im vermeintlichen Glanz des Blicks der Masse umso leichter zu erreichen, je dicker der eigene Hals aufgeblasen werden kann.

Findet doch laut einer alten französischen Sottise noch jeder Dumme einen noch Dümmeren, der ihn bewundert.

Als wäre es etwas auch nur ansatzweise Neues, dass das Ende nahe sei …

Schließlich sind wir von jeher mitten im Leben vom Tode umfangen.

So lehre uns denn, o Herr, zu sterben – auf dass wir klug sind.

Amen?

P.S.: Die Lieblingssünde des Teufels ?

Eitelkeit.

Der GEIST

Der GEIST ist die Ursache

Des KLANGS der

Das WORT erzeugt

Das EINE wird verbunden

Mit ALLEM durch

Die HARMONIE

Anlässlich seines 75.

Anlässlich seines 75. Geburtstages antwortete in einem Interview James Last auf eine aus dem sehr viel jüngeren Lebensalter des Journalisten heraus sicherlich brennende und auch intelligente Frage: „Junge, Du denkst Dir einfach zu viel dabei.“

Vor einem halben Leben hätte ich persönlich für eine solche Replik das Messer gezogen. Diesmal, ein halbes Leben später, lachte ich mich kringelig und seitdem ist dieses Zitat aus dem Schatz meiner diesbezüglichen Lieblinge überhaupt nicht mehr wegzudenken.

Ist es nun die Einsicht dessen, diese globale Wirrsal nie und nimmermehr in eine reale Erfüllung von Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen strukturieren zu können, all diese Mühen und Nöte des Menschengeschlechtes schlechthin evolutionsimmanent angelegt sind und der Einzelne sich demzufolge einfach dahingehend zu ziehen hat, inmitten dieses universalen Tollhauses einfach wieder nur das zu tun, worauf dieses ihn doch am ehesten verweist – nämlich die Rückbesinnung auf sich selbst und das Wesentliche?

Die stets betriebsame Fraktion der Diplomhektiker und immer neu auftretenden Propheten jeder ach so beliebigen und eitlen Theorie des „Besser, Schöner, Reicher, Mehr, Gesünder, Schlauer, Glücklicher etc. pp.“, immer natürlich verbrämt von der Prämisse, das sogenannte Paradies schon hinieden installieren zu wollen, führt angesichts des oben skizzierten Rückzugs auf das tatsächlich Wichtige natürlich das Argument, der Bezweifler dieses Geweses sei eben alt (älter ist er ja tatsächlich), ausgebrannt, zahnlos und moribund.

In der Frühphase des Lebens, geschult dazu, seinen Intellekt zu gebrauchen, scheint es dem Menschen verheißungsvoll, aufzubrechen im Denken, where no man has gone before.