Weltmacht ohne Skrupel - John Perkins - E-Book

Weltmacht ohne Skrupel E-Book

John Perkins

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Beschreibung

Alarmierend, aber hoffnungsvoll« sei die Lage, so John Perkins, der mit »Bekenntnisse eines Economic Hit Man« über ein Jahr auf der New-York-Times-Bestsellerliste stand. Aufbauend auf seinem erschreckenden Zeitdokument über die Korruptionsgeschäfte, an denen er selbst beteiligt war, erscheint nun Perkins' neues Buch, eine investigative Reportage, die garantiert für neuen Zündstoff in der Globalisierungsdiskussion sorgen wird: »Weltmacht ohne Skrupel«. Der Autor beleuchtet hier die unheilvolle Verquickung von Politik und Wirtschaft in den USA, die ihre Vormachtstellung mit allen erdenklichen Mitteln verteidigen. Im Fokus stehen die derzeitigen US-amerikanischen Machenschaften weltweit. Perkins weiß genau, was hinter den Kulissen passiert: War er doch selbst ein Economic Hit Man, ein »Wirtschaftskiller« im Auftrag der US-Regierung. Undercover köderte er Machthaber von Entwicklungsländern mit teuren Krediten, veranlasste sie zu überdimensionierten Technikprojektenu nd machte sie so von den USA abhängig. Heute widmet er sich der Aufklärung – und hat den Missständen den Kampf angesagt. Seine Überzeugung: Wenn die Bürger sich engagieren, Non-Profit-Organisationen unterstützen und bestimmte Firmen boykottieren, kann sich einiges ändern.

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John Perkins

Weltmacht ohne Skrupel

John Perkins

Weltmacht ohne Skrupel

Die dunkle Seite der Globalisierung – Wie die USA systematisch Entwicklungsländer ausbeuten

Aus dem Amerikanischen übersetzt von Stephan Gebauer

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Nachdruck 2013

© 2007 by redline Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

© der amerikanischen Originalausgabe 2007 by Dutton, a member of Penguin Group (USA) Inc.; erschienen unter dem Titel: The Secret History of the American Empire. Economic Hit Men, Jackals, and the truth about global corruption.

© 2007 by John Perkins

© Autorenfoto by Peter Thompson/The New York Times/Redux

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Übersetzung: Stephan Gebauer

Satz: Manfred Zech, Landsberg am Lech

Druck: Books on Demand GmbH, Norderstedt

Printed in Germany

ISBN Print 978-3-86881-498-9

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86414-451-6

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86414-844-6

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eBook by ePubMATIC.com

Für alle, die versuchen, eine stabile, dauerhafte und friedliche Welt zu errichten.

Inhalt

Danksagungen

Ein Hinweis des Autors

Vorwort

Teil I: Asien

1 Die geheimnisvolle Frau von Jakarta

2 Piraten, die Leprakranke ausplündern

3 Geishas

4 Der Bugi-Mann

5 Ein korruptes und brutales Land

6 Sweatshops

7 Ein Gemetzel mit amerikanischer Unterstützung

8 Wie man aus einem Tsunami Profit schlägt

9 Die Früchte der Korruption

10 Nikes Schläger greifen an

11 Werden Sie nur kein Buddhist

12 Biologische Imperative

13 Die Diktatur der Finanzen

14 Der stille Riese

Teil II: Lateinamerika

15 Söldner in Guatemala

16 Von der Wut besessen

17 Wie man Präsident von Bolivia Power wird

18 Gewinnmaximierung in La Paz

19 Ändern wir den Traum

20 Venezuelas starker Mann

21 Ecuador: Betrogen von einem Präsidenten

22 Bolivien: Bechtel und der Krieg ums Wasser

23 Brasilien: Leichen im Keller

24 Die schöne Carioca

25 Sie nehmen es mit dem Imperium auf

26 Verwandte Geister

27 Eine Abfolge von Morden

28 Lateinamerikanische Lektionen

Teil III: Der Nahe Osten

29 Bankrotte USA

30 King Dollar

31 So manipuliert man Regierungen

32 Der Libanon: „Völlig durchgeknallt“

33 Wie USAID die Welt sieht

34 Ägypten: Die Kontrolle über Afrika

35 Ein ungläubiger Hund

36 Iran: Autobahnen und Festungen

37 Israel: Amerikas Fußsoldat

38 Der Iran-Irak-Krieg: Ein weiterer Sieg für die Wirtschaftskiller

39 Katar und Dubai: Las Vegas im Reich der Mullahs

40 Geradewegs in den Abgrund

Teil IV: Afrika

41 Moderne Konquistadoren

42 Auf Amerikas Schoß

43 Ein Schakal wird geboren

44 Die „Nicht-Bevölkerung“ von Diego Garcia

45 Die Ermordung eines Präsidenten

46 Eine Boeing 707 der Air India wird entführt

47 Die Hinrichtung eines Umweltschützers

48 Warum wir Afrika nicht verstehen

49 Wie die NRO zur Armut Afrikas beitragen

50 Todbringend: Notebooks, Mobiltelefone und Autos

51 Ehemalige Freiwillige des Friedenskorps geben Hoffnung

52 Zur Wende entschlossen

Teil V: Verändern wir die Welt

53 Vier grundlegende Fragen

54 Der Wandel ist möglich

55 Moderne Freiwillige für den modernen Unabhängigkeitskrieg

56 Der Mythos wird umgeschrieben

57 Der neue Kapitalismus

58 Eine Beschwerdeliste

59 Stellen wir uns unserer Furcht

60 Wie die Wall Street durch finanziellen Druck verändert werden kann

61 Die dritte Welt wird freigekauft

62 Fünf Gemeinsamkeiten

63 Eine Zeit großer Möglichkeiten

64 Die wichtigste Frage unserer Zeit

65 Der Tag ist gekommen

Anhang A: Behandelte Organisationen

Anhang B: Adressen für eine lebendige Demokratie

Anhang C: Empfohlene Lektüre

Über den Autor

Danksagungen

Dieses Buch wäre nie zustande gekommen ohne die mutigen Männer und Frauen, die sich als Wirtschaftskiller oder Schakale verdingt hatten und persönliche Risiken eingingen, als sie aus dem Schatten traten, um ihre Geschichten zu erzählen und sich mit der dunklen Seite ihres Lebens auseinanderzusetzen. Ich bin ihnen zu tiefem Dank verpflichtet.

Das Buch hätte nicht geschrieben werden können ohne die Menschen, die jene NRO (Nichtregierungsorganisation) gegründet haben, die die Unternehmen dazu bewegen, ihr Verhalten zu ändern. Diese Organisationen, ihre Mitarbeiter und ihre freiwilligen Helfer zeigen uns allen den richtigen Weg. Einige dieser Einrichtungen zählen zu den Protagonisten dieses Buches, doch viele andere bleiben ungenannt, genauso wie die Menschen, die die Arbeit dieser wichtigen Organisationen mit ihren Spenden ermöglichen. Ich danke ihnen allen.

Ich möchte auch allen Menschen auf der Erde danken, die sich gegen die Korporatokratie erheben – den wenigen, deren Namen Schlagzeilen machen, und den vielen, die an Protestkundgebungen teilnehmen, Spruchbänder aufhängen, sich zu Wort melden und E-Mails schicken, sich um öffentliche Ämter bewerben, ihre Stimme für positive Veränderungen abgeben und bewusst einkaufen. Sie sind die wahren Helden der Geschichte, die gegenwärtig geschrieben wird.

Ohne Paul Fedorkos Ermutigung wären weder die Bekenntnisse eines Economic Hit Man noch das vorliegende Buch veröffentlicht worden. Paul ist nicht nur mein unermüdlicher Agent, sondern hat mir auch „Rückendeckung” gegeben und mir als Vertrauter zur Seite gestanden, mit dem ich meine Konzepte prüfen konnte.

Meine Lektorin Emily Haynes hat mir mit großer Hartnäckigkeit geholfen, aus dem Rohmanuskript ein Buch zu gewinnen, mit dem ich den Wunsch zweier Mitarbeiter der Weltbank und ihrer Söhne erfüllen möchte, die skrupellose Weltmacht bloßzustellen und Lösungen für die Probleme vorzuschlagen. Neben Emily möchte ich all den engagierten Mitarbeitern der Penguin Group danken, darunter insbesondere Brian Tart, Trena Keating, Beth Parker, Lisa Johnson und Melanie Gold.

Ein besonderer Dank geht an meine Verlegerin Peg Booth, an Debbe Kennedy vom Global Dialogue Center, David Tucker von der Pachamama Alliance, Llyn Roberts von Dream Change, Steve Piersanti von Berrett-Koehler, Stephan Rechtschaffen vom Omega Institute, Amy Goodman von Democracy Now!, Sabrina Bologni, Jan Coleman, Josh Mailman, Richard Perl, Howard Zinn, John Mack und vielen anderen, die sich der Aufgabe verschrieben haben, das Wort zu verbreiten und diesen Planeten in einen stabilen, dauerhaften und friedlichen Ort zu verwandeln.

Ich danke meiner Familie – Winifred, Jessica und Daniel – für die Unterstützung, Inspiration und Liebe, die sie mir geben. Und ich weiß die Unterstützung der Katze Snowball zu schätzen, die mir in den einsamen Momenten des Schreibens Gesellschaft geleistet hat.

Ein Hinweis des Autors

Die in diesem Buch beschriebenen Personen und Geschehnisse sind real, sie haben tatsächlich stattgefunden. Ich habe mich bemüht, sie so genau darzustellen, wie es persönliche Aufzeichnungen, Briefe, E-Mails, Erinnerungen und veröffentlichte Dokumente zulassen. In einigen Fällen habe ich Namen und Einzelheiten geändert, um die Anonymität einer Person zu wahren, oder Gespräche miteinander verschmolzen, um den Erzählfluss aufrechterhalten zu können. Dabei habe ich jedoch darauf geachtet, die Integrität des Buches nicht zu beeinträchtigen. Wann immer ich auf historische Ereignisse Bezug nehme, habe ich mich um eine möglichst zutreffende Darstellung bemüht, wobei ich die Worte eines Zeugen manchmal durch Quellenmaterial ergänzt habe, auf das ich in den Anmerkungen verweise. Doch dazu habe ich keine Details von persönlichen Berichten geändert oder überprüft: Wenn Menschen ihre Rolle bei der Entführung eines Verkehrsflugzeugs, bei der Invasion eines Landes und Ermordung des Präsidenten, bei der Bestechung von Staatschefs, bei der Ausschlachtung von Naturkatastrophen zur Gewinnmaximierung, bei der Verführung und Erpressung demokratisch gewählter Amtsträger oder bei der Durchführung geheimer Aktivitäten schildern, habe ich kein Recht, ihre Aussagen zu interpretieren. Ich möchte jedoch betonen, dass jedes wichtige Ereignis, an dem ich beteiligt war, von anderen Autoren, Historikern und Journalisten dokumentiert worden ist oder in den Archiven von Organisationen wie der Weltbank nachzulesen ist. Die Geschichte erzähle ich, aber über die Episoden gibt es Aufzeichnungen.

Vorwort

Dieses Buch schließt da an, wo mein Buch Bekenntnisse eines Economic Hit Man aufhört. Als ich im Jahr 2004 die Bekenntnisse1 abschloss, hatte ich keine Ahnung, ob irgendjemand Interesse daran haben würde, etwas über mein Leben als Wirtschaftskiller zu erfahren. Ich fühlte mich einfach verpflichtet, ein Geständnis abzulegen. Auf den Reisen, die mich seither durch die Vereinigten Staaten und in andere Länder geführt haben, wo ich Vorträge gehalten und mit Männern und Frauen gesprochen habe, die sich Gedanken über die Zukunft machen, sah ich, dass die Menschen überall auf der Erde wissen wollen, was in der Gegenwart wirklich vorgeht. Wir alle möchten zwischen den Zeilen der Zeitungsberichte lesen können und die Wahrheit erfahren, die in den eigennützigen Erklärungen jener Personen, die unsere Unternehmen, Regierungen und Medien kontrollieren – ich bezeichne sie kollektiv als die Korporatokratie – verschwiegen wird.

Wie ich in den Bekenntnissen erklärt habe, waren mehrere Anläufe erforderlich, um dieses Buch zu schreiben. Ich trat an andere Wirtschaftskiller und Schakale heran – an die von der CIA engagierten Söldner, die Entscheidungsträger in anderen Ländern beeinflussen, beschwatzen, bestechen und manchmal ermorden sollen –, und bat sie, ihre Geschichten zu erzählen. Es sprach sich rasch herum, dass ich Nachforschungen anstellte. Ich wurde bestochen und bedroht. Ich stellte die Arbeit an dem Buch ein. Als mir nach dem 11. September 2001 klar wurde, dass ich den Weg zu Ende gehen musste, entschloss ich mich, diesmal mit niemandem über das Buch zu sprechen, bevor das Manuskript fertig wäre. An diesem Punkt verwandelte es sich in eine Versicherungspolice: Die Schakale wussten, dass die Verkaufszahlen des Buches explodieren würden, sollte mir etwas Ungewöhnliches zustoßen. Es war schwierig, die Bekenntnisse ohne Unterstützung anderer zu schreiben, die ähnliche Erfahrungen gesammelt hatten, aber dies war der sicherste Weg. Seit der Veröffentlichung des Buchs sind zahlreiche Personen aus dem Schatten getreten. Wirtschaftskiller, Schakale, Journalisten, Freiwillige des Peace Corps (Friedenscorps der USA), Unternehmensmanager, Vertreter der Weltbank, des Währungsfonds und der Regierung haben sich mit Geständnissen an mich gewandt. Die Geschichten, die sie auf den folgenden Seiten erzählen, beleuchten die Fakten hinter Geschehnissen, die darüber entscheiden, welche Welt wir unseren Kindern hinterlassen werden. Sie machen deutlich, dass die Entscheidung unumgänglich ist: Wir müssen handeln, wir müssen uns ändern.

Ich möchte betonen, dass Sie in diesem Buch kein Untergangsszenario finden werden, obwohl einige der Fakten und Geschichten Ihre Vorstellung von dem, was im Hintergrund der Weltwirtschaft und -politik vor sich geht, erschüttern werden. Aber ich bin optimistisch. Unsere Probleme sind gravierend, aber sie wurden von Menschen verursacht. Wir werden nicht von einem gigantischen Meteoriten bedroht. Das Feuer der Sonne ist nicht erloschen. Da wir die Probleme selbst herbeigeführt haben, können wir sie auch selbst lösen. Indem wir die düsteren Winkel unserer Vergangenheit erforschen, können wir Werkzeuge entwickeln, um die Zukunft zu ändern.

Wenn Sie dieses Buch zu Ende gelesen haben, werden Sie ebenfalls zu der Überzeugung gelangt sein, dass wir das Richtige tun werden. Sie werden eine Vorstellung von einem Aktionsplan haben. Gemeinsam werden wir die Ressourcen einsetzen, die die Vorsehung in unsere Hände gelegt hat, um menschliche Gesellschaften aufzubauen, die unseren höchsten Idealen entsprechen.

*******

Ich war seit einigen Monaten auf Reisen, um Vorträge über mein Buch Bekenntnisse eines Economic Hit Man zu halten. Eines Abends war ich in einer Buchhandlung in Washington zu Gast. Die Frau, die mich dem Publikum vorstellte, hatte zuvor erwähnt, dass unter den Besuchern einige Mitarbeiter der Weltbank seien.

Die Bank war im Jahr 1944 in Bretton Woods in meinem Heimatstaat New Hampshire mit dem Ziel gegründet worden, vom Krieg verwüstete Länder wieder aufzubauen. Bald wurde dieses Ziel mit dem Versuch verknüpft, die Überlegenheit des kapitalistischen Systems gegenüber dem sowjetischen Kommunismus zu beweisen. Um die Aufgabe besser erfüllen zu können, pflegten die Mitarbeiter der Weltbank enge Beziehungen zu den wichtigsten kapitalistischen Einrichtungen, den multinationalen Konzernen. Dies eröffnete mir und anderen Wirtschaftskillern die Möglichkeit, einen Schwindel im Ausmaß von mehreren Billionen Dollar aufzuziehen. Wir schleusten Gelder der Weltbank und ihrer Schwesterorganisationen in Programme, die anscheinend der Unterstützung der Armen dienten, in Wirklichkeit jedoch vor allem einer kleinen Gruppe von Reichen zugute kamen. Eine übliche Vorgehensweise bestand darin, ein Entwicklungsland herauszupicken, das Ressourcen besaß, welche die Gier unserer amerikanischen Großunternehmen weckten (zum Beispiel Erdöl), und einen riesigen Kredit für dieses Land zu beschaffen. Sodann wurde der Großteil des Geldes zu unseren eigenen Erschließungs- und Bauunternehmen – sowie zu einigen Kollaborateuren im betroffenen Entwicklungsland – umgeleitet. Es wurden zahlreiche Infrastrukturprojekte wie Kraftwerke, Flughäfen und Industriekomplexe eingeleitet, aber diese kamen nur selten den Armen zugute, die nicht an das Stromnetz angeschlossen waren, nie mit dem Flugzeug reisten und nicht über ausreichende Kenntnisse verfügten, um Arbeit in einer Industrieanlage zu finden. Irgendwann kehrten wir Wirtschaftskiller in das verschuldete Land zurück und forderten unser Stück vom Kuchen ein: billiges Erdöl, Stimmen für wichtige Abstimmungen in den Vereinten Nationen oder Truppen zur Unterstützung unserer Streitkräfte an einem Ort wie dem Irak.

In meinen Vorträgen rufe ich den Zuhörern oft einen Punkt in Erinnerung, der in meinen Augen auf der Hand liegt, vielen Leuten jedoch nicht wirklich klar ist: Die Weltbank ist eigentlich keine Weltbank, sondern eine amerikanische Einrichtung. Dasselbe gilt für ihren engsten Verwandten, den Internationalen Währungsfonds (IWF). 8 von 24 Direktoren in den Leitungsgremien dieser Einrichtungen vertreten einzelne Länder: die Vereinigten Staaten, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Saudi-Arabien, China und Russland. Die übrigen 16 Direktoren werden von den anderen 184 Mitgliedstaaten gestellt. Die Vereinigten Staaten kontrollieren fast 17 Prozent der Stimmen im Währungsfonds und 16 Prozent in der Weltbank. Die zweitstärkste Position nimmt Japan ein (mit etwa 6 Prozent der Stimmen im Währungsfonds und 8 Prozent in der Weltbank), gefolgt von Deutschland, Großbritannien und Frankreich, die jeweils etwa 5 Prozent der Stimmen halten. Die USA haben ein Vetorecht in wichtigen Fragen, und der Präsident der Weltbank wird vom US-Präsidenten ernannt.

Nach meinem offiziellen Vortrag wurde ich zu dem Tisch gebracht, an dem ich die Bücher signieren sollte. Die Warteschlange wand sich durch die Regalreihen. Es würde ein weiterer langer Abend werden. Zu meiner Überraschung waren zahlreiche geschäftsmäßig gekleidete Männer und Frauen gekommen, um mir Visitenkarten auszuhändigen, aus denen hervorging, dass sie hohe Positionen in ausländischen Botschaften und bei der Weltbank bekleideten. Es waren mehrere Botschafter anderer Länder gekommen, von denen mich einige baten, Bücher für ihre Präsidenten und für sich selbst zu unterzeichnen.

Die letzten in der Reihe waren vier Männer – zwei in Anzug und Krawatte und zwei sehr viel jüngere, die Jeans und Polohemden trugen. Die älteren Männer händigten mir Visitenkarten der Weltbank aus. Einer der jüngeren ergriff das Wort. „Unsere Väter haben uns erlaubt, Ihnen Folgendes zu sagen“, erklärte er. „Wir sahen sie jeden Morgen im Anzug zur Arbeit aufbrechen.“ Er deutete auf die beiden älteren Männer. „Aber wenn sich hier in Washington Demonstranten zu einer Protestkundgebung gegen die Bank versammeln, schließen sich unsere Väter inkognito der Demonstration an. Dann tragen sie alte Hosen, Baseballkappen und Sonnenbrillen, um diese Kundgebungen zu unterstützen, denn sie glauben, dass die Demonstranten – und Sie – recht haben.“

Die beiden älteren Männer drückten mir die Hand. „Wir brauchen mehr Denunzianten wie Sie“, sagte einer der beiden.

„Schreiben Sie noch ein Buch“, fügte der andere hinzu. „Nehmen Sie mehr von den Details auf, die Sie heute Abend geschildert haben, Einzelheiten zum Schicksal der Länder, in denen Sie gearbeitet haben, über all den Schaden, den Leute wie wir im Namen des Fortschritts angerichtet haben. Stellen Sie dieses Imperium bloß. Sagen Sie die Wahrheit über Orte wie Indonesien, wo die Statistiken so gut aussehen und die Wirklichkeit so schlimm ist. Und geben Sie uns Hoffnung. Bieten Sie unseren Söhnen eine Alternative. Zeigen Sie ihnen, wie wir es besser machen können.“

Ich versprach ihm, ein solches Buch zu schreiben.

Bevor wir zum Inhalt dieses Buches kommen, möchte ich eines der Worte wiederholen, die er verwendete: Er sprach vom Imperium. Der Terminus ist seit einigen Jahren in den Medien, Vorlesungssälen und Bars in aller Munde. Aber was genau ist ein Imperium? Verdienen die Vereinigten Staaten mit ihrer großartigen Verfassung, ihrer Bill of Rights, ihrem Eintreten für die Demokratie wirklich ein solches Etikett – ein Etikett, das an eine lange Geschichte der brutalen und selbstsüchtigen Herrschaft denken lässt?

Hier eine Definition vom Imperium:

Es handelt sich um eine Nation, die andere Nationen beherrscht und eines oder mehrere der folgenden Merkmale aufweist: Sie 1) beutet die Ressourcen der von ihr beherrschten Länder aus, 2) verbraucht große Mengen an Ressourcen – an der Größe ihrer Bevölkerung gemessen unverhältnismäßig große Mengen, 3) unterhält große Streitkräfte, die ihre Vorhaben durchsetzen, wenn eine subtilere Vorgehensweise scheitert, 4) setzt in ihrer gesamten Einflusssphäre ihre Sprache, Literatur, Kunst und verschiedene Aspekte ihrer Kultur durch, 5) erlegt nicht nur ihren eigenen, sondern auch den Bürgern anderer Länder Steuern auf und 6) zwingt ihrem Einflussbereich ihre Währung auf.

Diese Definition eines „Imperiums“ wurde in Gesprächen mit Studenten an verschiedenen Universitäten formuliert, an denen ich im Lauf meiner Lesereise in den Jahren 2005 und 2006 Vorträge hielt. Die Studenten gelangten fast ausnahmslos zu folgendem Schluss: Die Vereinigten Staaten weisen sämtliche Merkmale eines globalen Imperiums auf. Wenden wir uns den zuvor genannten Eigenschaften im Einzelnen zu:

Zu den Punkten 1 und 2: Die USA stellen weniger als 5 Prozent der Weltbevölkerung, verbrauchen jedoch mehr als 25 Prozent der globalen Ressourcen. Dies wird in hohem Maß durch die Ausbeutung anderer Länder ermöglicht, die vor allem der Dritten Welt angehören.

Zu Punkt 3: Die USA unterhalten die größten und fortschrittlichsten Streitkräfte der Welt. Obwohl dieses Imperium in erster Linie mit wirtschaftlichen Mitteln errichtet wurde – von Wirtschaftskillern –, wissen die Führer der Welt, dass unsere Streitkräfte einschreiten werden, wann immer andere Maßnahmen nicht fruchten. Siehe das Beispiel Irak.

Zu Punkt 4: Die englische Sprache und die amerikanische Kultur beherrschen die Welt.

Zu den Punkten 5 und 6: Die USA erlegen anderen Ländern nicht direkt Steuern auf und der Dollar hat keine andere Währungen auf den lokalen Märkten ersetzt, doch die Korporatokratie erhebt eine verdeckte globale Steuer, und der Dollar ist de facto die im Welthandel verwendete Währung. Dieser Prozess begann nach dem Zweiten Weltkrieg, als der Goldstandard geändert wurde: Dollarguthaben konnten nicht mehr von Einzelpersonen, sondern nur noch von Regierungen konvertiert werden. In den fünfziger und sechziger Jahren wurden im Ausland auf Kredit Güter und Dienstleistungen erworben, um Amerikas zunehmenden Konsumismus, die Kriege in Korea und Vietnam und Präsident Lyndon B. Johnsons „Great Society“ zu finanzieren. Wenn ausländische Unternehmer versuchten, ihrerseits von den USA Güter und Dienstleistungen zu kaufen, stellten sie fest, dass die Inflation den Wert ihrer Dollarvermögen verringert hatte – womit sie eine indirekte Steuer zahlten. Ihre Regierungen verlangten die Schuldentilgung in Gold. Am 15. August 1971 lehnte die Regierung Nixon diese Forderung ab und löste sich vollkommen vom Goldstandard.

Washington hatte Schwierigkeiten, die Welt davon zu überzeugen, den Dollar als Leitwährung zu akzeptieren. Im Rahmen der Saudi Arabian Money-laundering Affair (SAMA; Saudi-Arabische Geldwäsche-Affäre), an deren Planung ich Anfang der siebziger Jahre beteiligt war, verpflichtete sich das saudische Königshaus, Erdöl nur noch gegen Dollar zu verkaufen. Da die Saudis die Ölmärkte kontrollierten, waren die übrigen OPEC-Mitglieder gezwungen, die Regelung zu übernehmen. Solange das Erdöl die alles beherrschende Ressource war, würde die Vormachtstellung des Dollar garantiert sein – und die indirekte Besteuerung würde fortgesetzt werden.

In den Diskussionen mit den Studenten stießen wir noch auf ein weiteres Merkmal: Ein Imperium wird von einem Herrscher regiert, der die Kontrolle über die Regierung und die Medien hat, nicht vom Volk gewählt wird, nicht dem Willen der Bürger unterworfen ist und seine Herrschaft auf unbegrenzte Zeit ausüben kann.

Auf den ersten Blick schienen sich die Vereinigten Staaten in diesem Punkt von anderen Imperien zu unterscheiden. Doch dieser Eindruck täuscht. Dieses Imperium wird von einer Gruppe von Personen regiert, die sich kollektiv ganz ähnlich wie ein Monarch verhalten. Sie leiten unsere größten Konzerne und durch diese unsere Regierung. Sie bewegen sich durch die „Drehtür der Macht“ zwischen Wirtschaft und Politik hin und her. Da sie die Wahlkämpfe und die Medien finanzieren, kontrollieren sie die Volksvertreter und die Informationen, die uns zur Verfügung gestellt werden. Diese Männer und Frauen – die Korporatokratie – haben die Macht, gleichgültig, ob die Republikaner oder die Demokraten das Weiße Haus oder den Kongress beherrschen. Sie sind nicht dem Willen des Volkes unterworfen, und ihre Amtszeit ist nicht gesetzlich begrenzt.

Dieses moderne Imperium wurde im Verborgenen errichtet. Seine eigenen Bürger wissen mehrheitlich nichts von seiner Existenz, während die von ihm ausgebeuteten Menschen durchaus wissen, dass es dieses Imperium gibt, und vielfach unter extremer Armut leiden. Jeden Tag sterben weltweit durchschnittlich 24000 Menschen an Hunger und vom Hunger verursachten Krankheiten. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt von weniger als 2 Dollar am Tag, die oft nicht einmal zur Befriedigung der Grundbedürfnisse genügen. Das Realeinkommen dieser Menschen hat sich seit 30 Jahren praktisch nicht verändert. Damit wir ein angenehmes Leben führen können, müssen Millionen andere einen sehr hohen Preis zahlen. Während uns mittlerweile bewusst ist, welche Schäden unser vom Konsum beherrschter Lebensstil der Umwelt zufügt, wissen die meisten von uns nicht oder wollen nicht wissen, wie viel menschliches Leid dieser Lebensstil verursacht. Doch unsere Kinder werden keine andere Wahl haben, als die Verantwortung für das von uns bewirkte Ungleichgewicht zu übernehmen.

Bei der Errichtung des Imperiums ist es uns in den Vereinigten Staaten gelungen, unsere grundlegenden Überzeugungen über Bord zu werfen, jene Überzeugungen, die in der Vergangenheit das Wesen Amerikas ausmachten. Wir haben uns selbst und den von uns kolonisierten Völkern die Rechte entzogen, die in unserer Unabhängigkeitserklärung so überzeugend dargelegt sind. Wir haben die universellen Prinzipien von Gleichheit, Gerechtigkeit und Wohlstand aufgegeben.

Die Geschichte lehrt uns, dass kein Imperium von Dauer ist. Irgendwann zerfällt jedes Großreich oder wird zerstört. Das daraus entstehende Machtvakuum löst Kriege aus, die das nächste Imperium hervorbringen. Die Lehren aus der Vergangenheit liegen auf der Hand: Wir müssen uns ändern. Wir können es uns nicht leisten, dass sich die Geschichte wiederholt.

Die Machtbasis der Korporatokratie sind die Konzerne. Sie prägen unsere Welt. Bei einem Blick auf einen Globus können wir die Konturen von knapp 200 Ländern ausmachen. Viele der heutigen Grenzen wurden von den Kolonialmächten gezogen, und die meisten dieser Länder haben nur sehr geringen Einfluss auf ihre Nachbarn. Aus geopolitischer Sicht ist dieses Modell veraltet. Um die Realität der modernen Welt darzustellen, sollte man eher riesige Wolken zeichnen, die sich um den Planeten ziehen und jeweils für einen multinationalen Konzern stehen. Diese mächtigen Einheiten wirken sich auf die Geschicke sämtlicher Länder aus. Ihre Tentakel reichen bis in die tiefsten Regenwälder und die abgelegensten Wüstenregionen.

Die Korporatokratie versucht uns einzureden, dass sie in den Nationen der Welt die Demokratie und die Transparenz fördert, doch die Konzerne sind imperialistische Diktaturen, in denen eine kleine Minderheit sämtliche Entscheidungen fällt und den Großteil der Gewinne einstreicht. Bei den Wahlen, die das Kernstück der Demokratie bilden, können wir unsere Stimme meist nur Kandidaten geben, die eine gut gefüllte Wahlkampfkasse haben, weshalb wir zwischen den Politikern wählen müssen, die den Konzernen und deren Besitzern verpflichtet sind. Entgegen unseren Idealen sind die tragenden Pfeiler dieses Imperiums die Gier, die Heimlichkeit und der zügellose Materialismus.

Zu den Vorzügen der Großunternehmen zählt ihre Fähigkeit, die Ressourcen effizient zu nutzen, die kollektive Kreativität anzuregen und auch abgelegene Weltgegenden in Kommunikations- und Vertriebsnetze einzubeziehen. Diese Unternehmen haben sämtliche Instrumente bereitgestellt, die erforderlich sind, um dafür zu sorgen, dass nicht jeden Tag 24000 Menschen verhungern müssen. Wir besitzen das Wissen, die Technologie und die Systeme, die benötigt werden, um die Erde in einen stabilen, nachhaltig nutzbaren und gerechten Lebensraum zu verwandeln.

Die Gründer der amerikanischen Nation verstanden, dass die Revolution nicht zur Anarchie führen darf. Sie schüttelten die Tyrannei ab, waren jedoch klug genug, viele der wirtschaftlichen und rechtlichen Strukturen zu übernehmen, die den Erfolg des britischen Imperiums begründet hatten. Heute müssen wir etwas Ähnliches erreichen. Wir müssen die von diesem Imperium errichteten nützlichen Strukturen übernehmen und nutzen, um die Menschheit zu einen, die Zerwürfnisse zu überwinden und die Lücke zwischen Arm und Reich zu schließen. Wir müssen uns ein Herz fassen wie einst die Gründer der amerikanischen Nation. Wir müssen die Gussform zerschlagen, die das menschliche Verhalten und Leiden geprägt hat. Wir müssen das Imperium in ein Modell für die gute Regierung und die gute Bürgerschaft verwandeln.

Voraussetzung für die Gestaltung einer Welt, auf die unsere Kinder stolz sein können, ist ein Umbau der Machtbasis der Korporatokratie, das heißt der Konzerne: Wir müssen ändern, wie sich diese Organisationen selbst definieren, wie sie ihre Ziele festlegen, ihre Methoden für die Unternehmensführung gestalten und die Kriterien für die Auswahl der Spitzenmanager festlegen. Die Konzerne sind von uns abhängig. Wir Menschen liefern den Verstand und die Muskeln, mit denen sie funktionieren. Wir bilden ihre Märkte. Wir kaufen ihre Produkte und finanzieren ihre Unternehmungen. Wie ich in diesem Buch zeigen werde, haben wir immer dann, wenn wir uns dieses Ziel setzen, großen Erfolg in dem Bemühen, die Konzerne zu ändern – beispielsweise wenn es darum geht, verschmutzte Flüsse zu reinigen, die Schädigung der Ozonschicht zu bremsen und die Diskriminierung zu beseitigen. Nun müssen wir unsere Aktivitäten ausgehend von diesen Erfolgen auf die gesamte Funktionsweise dieser Unternehmen ausweiten.

Um die in diesem Buch geforderten Veränderungen herbeizuführen, werden wir eine Arbeit zu Ende führen müssen, die in den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts begonnen, aber nie abgeschlossen wurde. Es ist an uns, die Ideale zu verwirklichen, die von den Gründern der amerikanischen Nation und den nachfolgenden Generationen hochgehalten wurden: Sie widersetzten sich der Sklaverei, befreiten uns aus der Depression und kämpften gegen Hitler. Nun ist es an uns, den nötigen Mut aufzubringen, um die von ihnen begonnene Arbeit fortzuführen. Lassen wir nicht zu, dass dieses Imperium zusammenbricht und durch ein anderes ersetzt wird. Verändern wir es.

Nach jenem Abend in der Buchhandlung in Washington dachte ich oft an die Bitte, die die beiden Weltbankmanager an mich gerichtet hatten. Ich hatte ihnen versprochen, ein weiteres Buch zu schreiben, um den von Männern wie mir angerichteten Schaden zu beschreiben und Hoffnung auf eine bessere Welt zu wecken. Ich musste dieses Versprechen halten. Ich musste die Geschichten der Menschen erzählen, die von den Mainstream-Medien ignoriert werden, weil ihre Worte die Werbebranche verärgern könnten, und ich musste als Sprecher jener auftreten, die auf Anonymität bestehen, weil ihr Arbeitsplatz, ihre Rente oder ihr Leben davon abhängen. Ich musste eine Alternative zu den gesäuberten Berichten und irreführenden Statistiken anbieten, die der Öffentlichkeit als „objektiv“ oder „wissenschaftlich“ verkauft werden, weil sie zutreffende Informationsbrocken enthalten, die von Forschern zusammengestellt werden, die allzu oft von der Korporatokratie finanziert werden. Mir war klar, dass ich dafür kritisiert werden würde, dass ich anonyme Zeugen zitierte und Männer und Frauen zu Wort kommen lassen wollte, die an den Geschehnissen beteiligt waren, jedoch nicht als Gäste zu Interviews ins Fernsehen eingeladen werden. Doch ich war der Meinung, dass ich über ihre Erfahrungen berichten und sie zu Wort kommen lassen musste. Das schuldete ich den Menschen, die Confessions gelesen hatten, den Söhnen dieser Führungskräfte, meiner 23-jährigen Tochter und der Generation, die sie und die Söhne jener Manager vertreten. Für sie – und für mich – musste ich den nächsten Schritt tun.

Teil 1: Asien

1 Die geheimnisvolle Frau von Jakarta

Ich war bereit zu rauben und zu plündern, als ich im Jahr 1971 nach Asien aufbrach. Ich war 26 Jahre alt und fühlte mich vom Leben betrogen. Ich wollte Rache nehmen.

Rückblickend bin ich sicher, dass ich den Job meiner Wut verdankte. In stundenlangen psychologischen Tests hatte die National Security Agency (NSA) festgestellt, dass ich zum Economic Hit Man, zum Wirtschaftskiller taugte. Die geheimste Spionageorganisation der Nation sah in mir einen Mann, dessen Leidenschaften für die Mission genutzt werden konnten, das Imperium zu vergrößern. Engagiert wurde ich von Chas. T. Main (MAIN), einer internationalen Beratungsfirma, die die Schmutzarbeit für die Korporatokratie erledigte. Man sah in mir einen idealen Kandidaten für die Plünderung der Dritten Welt.

Obwohl ich die Ursachen meiner Wut in meinem Buch Confessions of an Economic Hit Man1 genau geschildert habe, möchte ich sie an dieser Stelle noch einmal in wenigen Sätzen zusammenfassen: Ich wuchs als Sohn eines verarmten Grundschullehrers umgeben von Jungen aus wohlhabenden Familien auf. Von Frauen war ich gleichermaßen fasziniert wie eingeschüchtert, was zur Folge hatte, dass sie mich ablehnten. Ich besuchte ein College, das ich hasste, weil ich auf Wunsch meiner Eltern studierte. Mein erster Akt der Rebellion bestand darin, das Studium abzubrechen. Ich fand einen Job als Copy Boy in einer Großstadtzeitung, und ich liebte diese Arbeit. Doch dann kniff ich den Schwanz ein und kehrte an die Universität zurück, um der Einberufung in die Armee zu entgehen. Ich heiratete zu jung, weil es das einzige Mädchen, das mich akzeptiert hatte, von mir verlangte. Ich verbrachte drei Jahre als verarmter Freiwilliger des Friedenskorps im brasilianischen Regenwald und in den Anden – auch das tat ich nur, um die Einberufung zu vermeiden.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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