Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen - Giuseppe Gracia - E-Book

Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen E-Book

Gracia Giuseppe

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Beschreibung

Seit 3000 Jahren gibt es kein Volk, das so gehasst wurde wie die Juden. Giuseppe Gracia zeigt, warum Judenhass keine Ideologie braucht, um zu überleben, warum er scheinbar gegensätzliche extreme Gruppen verbindet und warum der Kampf gegen ihn ein Kampf um die Seele des Westens ist.

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Seitenzahl: 73

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Giuseppe GraciaWenn Israel fällt, fällt auch der Westen

Giuseppe Gracia

Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen

Warum der Antisemitismus uns alle bedroht

Ein Statement

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überwww.dnb.de abrufbar.

Der Fontis-Verlag wird von 2021 bis 2025vom Schweizer Bundesamt für Kultur unterstützt.

© 2025 by Fontis-Verlag BaselFontis AGSteinentorstr.234051 [email protected]

Verantwortlich in der EU:Fontis Media GmbHBaukloh 158515 Lü[email protected]

Umschlag: René Graf, Fontis-Verlag BaselE-Book-Vorstufe: InnoSET AG, Justin Messmer, Basel E-Book-Herstellung: Textwerkstatt Stefan Jäger

ISBN (EPUB) 978-3-03848-477-6

Inhalt

Vorwortvon Henryk M.Broder

Teil IWarum der Judenhass uns alle bedroht

Teil IIFakten und Hintergründe zu Israel

Israel seit dem 19. Jahrhundert

Ausgewählte Schlaglichter

Verwendete Quellen

Über den Autor

Vorwort

von Henryk M. Broder

Israel – der Jude unter den Staaten

Am 8. September 2024 meldete der Sender SWR Aktuell, «Feindseligkeiten gegen Jüdinnen und Juden in Baden-Württemberg» hätten «seit dem Hamas-Angriff auf Israel im Oktober 2023 eine neue Dimension erreicht»; allein in den knapp drei Monaten seit dem Terrorangriff bis zum Ende des Jahres sei die Zahl der Taten «geradezu explodiert». In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres habe sich die Zahl der «antisemitisch motivierten Straftaten» in BW im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 mehr als verdreifacht. Das sei, erklärte der Innenminister von BW, Thomas Strobl (CDU), «ein neuer, trauriger Zehnjahreshöchstwert».

Strobls Antisemitismusbilanz für das Land BW wurde von Felix Klein, dem Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, bestätigt – für die ganze Republik. Der Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 habe «einen Tsunami an Antisemitismus» ausgelöst und «die bestehenden Dämme … in unserer Gesellschaft weiter brechen lassen». Der offene und aggressiv auftretende Antisemitismus, so Klein, sei «so stark wie noch nie seit 1945». Dabei habe man es mit einer «besorgniserregenden Absurdität» zu tun. Am 7. Oktober seien «so viele Jüdinnen und Juden ermordet worden wie seit der Schoa nicht mehr». Noch bevor die israelische Regierung … auf den Hamas-Angriff reagiert habe, sei der Antisemitismus bereits «in die Höhe geschnellt», was wiederum zeige, dass «der Antisemitismus mit dem Verhalten von Jüdinnen und Juden und auch letztlich mit dem Verhalten von Israel nichts zu tun hat».

Dass der Antisemit immer einen Grund findet, seinem Hass auf Juden freien Lauf zu lassen, egal ob der Jude ein Kapitalist oder Kommunist ist, arm oder reich, klug oder dumm, ist keine ganz neue Erkenntnis, für einen Antisemitismusbeauftragten aber immerhin ein Schritt in die richtige Richtung. Glauben sogar manche Juden daran, dass sie so werden müssen wie alle anderen, um den Antisemiten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ein «Argument», das in jeder Antisemitismusdebatte zum Einsatz kommt, lautet: Wenn die Juden nur aufhören würden, sich als das «auserwählte Volk» zu sehen, dann … Ja, was dann?

Dann wäre der Antisemit um eine Rechtfertigung seines Ressentiments ärmer, würde aber sofort eine andere aktivieren: Zum Beispiel, dass die Juden den Palästinensern das antun, was die Nazis den Juden angetan haben.

Das wiederum ist keine Losung, die nur in Deutschland gerne benutzt wird, wo sie vor allem dazu dient, eine gewisse Äquidistanz herzustellen zwischen den Verbrechen der Deutschen an den Juden und den Verbrechen der Juden bzw. Zionisten an den Palästinensern. Die Singularität des Holocaust wird damit aufgehoben und zugleich der «Genozid» an den Palästinensern in die Top-Kategorie der Menschheitsverbrechen befördert.

Handelte es sich nur um ein deutsches Phänomen, das der deutschen Selbstentlastung dienen und den Genozid an den Juden «kontextualisieren» soll, könnte man es zur Kenntnis nehmen und damit als erledigt verbuchen.

Aber es ist eben kein deutsches Phänomen, so wie der Antisemitismus – trotz der Beiträge von Luther, Marx, Marr, Stöcker, Lueger, Streicher, Rosenberg (Alfred) e tutti quanti keine exklusive deutsche Spezialität ist, sondern eine Art Wettbewerb, bei dem sich die Deutschen als besonders begabt und einfallsreich erwiesen haben. Diese Pole-Position in Sachen Judenhass hat das offizielle Deutschland längst aufgegeben, so konsequent, wie es sich aus der gefahrenträchtigen Kernkraft verabschiedet hat.

Geblieben ist allerdings der Wunsch, Klassenbester zu sein, beim Natur- und Umweltschutz, bei der Umstellung von fossilen zu regenerativen Energien. Es mag sich etwas seltsam anhören, aber zwischen dem gescheiterten Versuch, aus Europa einen «judenfreien» Kontinent zu modellieren, und dem Einsatz für ein «klimaneutrales Europa», das bis 2050 Wirklichkeit werden soll, gibt es doch einige auffällige Ähnlichkeiten. Unter anderem die, dass der Zweck die Mittel heiligt und Opfer in Kauf genommen werden müssen, wenn die Idee es verlangt.

Der französische Historiker Leon Poliakov hat einmal gesagt, Israel sei «der Jude unter den Staaten». Nie war der Satz richtiger als heute, da eine überwältigende Mehrheit der in den UN vertretenen Staaten Israel aufgefordert hat, die besetzten Gebiete innerhalb eines Jahres zu räumen. Gibt es jemand – Annalena Baerbock ausgenommen –, der wirklich daran glaubt, mit der Aufgabe der besetzten Gebiete wäre der Kampf um Palästina beendet und der Weg frei für die Zwei-Staaten-Lösung?

Im Gegenteil: Selbst, wenn Israels Souveränität nur für die Strandpromenade von Tel Aviv gelten würde, müsste auch dieser Restposten von der «zionistischen Besatzung» befreit werden. Wer nach dem 7. Oktober 2023 noch immer an die Umsetzbarkeit der Zwei-Staaten-Lösung glaubt, der möge sich bitte daran erinnern, was aus dem «Sozialismus mit menschlichem Antlitz» geworden ist. Oder wo der «Arabische Frühling» begraben liegt.

Als «Jude unter den Staaten» fällt Israel die Aufgabe zu, den antisemitischen Furor wie in einem Brennglas zu bündeln. Es gibt kein zweites Land, dessen Existenzrecht und Recht auf Selbstverteidigung infrage gestellt würde; es gibt keine UN-Resolution, in der China aufgefordert wird, Tibet aufzugeben. Und es gibt keine Demonstrationen, auf denen «Kindermörder Putin» gerufen wird, während der Ruf «Kindermörder Israel» zur Berliner Demo-Folklore gehört wie die Kefiya zu einer Falafel-Party.

Dass der «israelbezogene Antisemitismus» im Gewand einer als «Israelkritik» verkleideten Vernichtungsphantasie an die Stelle des klassischen Individual-Antisemitismus getreten sein könnte, ist nur eine Vermutung. Tatsächlich koexistieren beide friedlich nebeneinander, helfen und ergänzen sich gegenseitig. Und wenn ein paar verwirrte Jugendliche mit Migrationshintergrund versuchen, eine Synagoge abzufackeln, kommt die Tat vor ein Gericht und bekommt als «Kritik an der israelischen Politik» ein Upgrade.

Der Antisemitismus folgte immer der Devise: Think global, act local. Mal nahm er den jüdischen Viehhändler in der Pfalz ins Visier, mal den jüdischen Kapitalisten an der Wall Street. Manchmal auch beide gleichzeitig, waren es doch Angehörige derselben Rasse. Mit der Gründung des Staates Israel kam eine dritte Figur dazu, der militante, bis an die Zähne bewaffnete jüdische Landräuber, der Zionist. Der größte U-Turn in der jüdischen Geschichte seit der Zerstörung des Zweiten Tempels im Jahre 70 n. Chr.

Seitdem war die historische Rolle der Juden immer die der Gejagten und Leidenden, die sich nicht wehrten und darauf vertrauten, dass der Allmächtige ihnen helfen würde. «Der Judenstaat», wie ihn ausgerechnet ein jüdischer Feuilletonist namens Theodor Herzl 1896 entworfen hatte, war eine Utopie. Und wäre vermutlich noch heute eine, wenn die Nazis sich nicht so viel Mühe gegeben hätten, zu beweisen, warum es einen «jüdischen Staat» geben muss. Einen Ort, an dem Juden ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen können, statt vom Wohlwollen eines Regenten abhängig zu sein. Womit die Juden nicht gerechnet haben, war eine Tücke der Geschichte: Die Idee der «Endlösung der Judenfrage» stand nach 1945 nicht mehr auf der Tagesordnung, köchelte aber in einer Nische zwischen dem Ich, dem Über-Ich und dem Es weiter. Wie eine mathematische Aufgabe, die man zu lösen nicht geschafft hatte.

Davon unbeeindruckt ließen es die Israelis krachen. Sie gewannen einen Krieg nach dem anderen, überlebten Hunderte von Anschlägen, wurden dabei immer stärker und ignorierten alle Empfehlungen ihrer Freunde, sich zu mäßigen. Ein Stachel im Fleisch der arabischen Nation und im Bewusstsein der linken Schickeria, die ermordete Juden über alles liebt und mit lebenden Juden fremdelt, die nicht aus der Geschichte verschwinden wollen.

Juden bzw. aktuell Israelis, so hört und liest man es derzeit allerorten, hätten ein Recht, sich gegen terroristische Angriffe zu verteidigen, aber sie sollten es damit nicht übertreiben und lieber «deeskalieren», um einen «Flächenbrand» zu vermeiden. Man müsse, so Außenministerin Baerbock, zwischen einer «Militärlogik» und einer «Sicherheitslogik» unterscheiden. Eine «Destabilisierung des Libanons», erklärte sie im «Bericht aus Berlin», liege «in keinster Weise im Interesse der Sicherheit Israels». In einfacher Sprache: Was im Interesse der Sicherheit Israels liegt und was nicht, weiß die deutsche Außenministerin besser als die Israelis, die in Reichweite der Hisbollah-Raketen leben.