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Wer den Teufel kennt, braucht keine Angst vor der Hölle zu haben Wie man Angst in Mut verwandelt, wie man aus Furcht Lebensfreude und Lässigkeit machen kann, das ist Alchemie des Geistes. Volker Beckert beschreibt in vielen abenteuerlichen und inspirierenden Geschichten, wie er sich von einem schüchternen Jugendlichen zu einem erfolgreichen Unternehmer entwickelt hat, indem er immer wieder schwierige Situationen gesucht und sich bewusst seinen Ängsten gestellt hat. Dieses Buch vereint auf eine unterhaltsame Weise biografische Elemente mit Erkenntnissen aus uralten Lehren wie der Alchemie und Hermetik bis hin zu Quantenphysik und modernen Coachingmethoden. Es lädt die Leser ein, ihr eigenes Leben in einem ganz neuen Licht zu sehen und endlich die eigenen Ängste über Bord zu werfen.
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Seitenzahl: 284
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Achtung! Dieses Buch wurde von einem Mann verfasst, der in seinem Leben Grenzerfahrungen bewusst gesucht (nicht gemieden) hat. Der Autor hat viel Lebenserfahrung, er hat die ganze Bandbreite des Lebens im Positiven wie im Negativen mitgemacht. Das hat ihm beim Schreiben dieses Buches ebenso geholfen, wie er beim Coachen seiner Klienten darauf zurückgreifen kann.
Sein Lebensmittelpunkt liegt heute in Kapstadt, Südafrika. In seinem bisherigen Leben absolvierte er eine ganze Reihe an Ausbildungen, hat unter anderem den ersten Dan in Taekwondo, macht seit vielen Jahren Krav Maga (das ist ein israelischer Nahkampf), war bei einem Kendo-Kurs sowie bei Jiu Jitsu und hat auch ein paar Trainings im Kickboxen mitgemacht – aber dann war ihm seine Nase zu schade. Außerdem besitzt er einen Titel als Bachelor Professional of Chemical Production, als Betriebswirt, als Diplom-Kommunikationswirt der Bayerischen Akademie für Marketing und Werbung und als MBA International Management & Communications (mit summa cum laude, yeah!, bestanden).
Aber: Er ist KEIN Therapeut (und will es auch nicht sein!). Liebe Leser, bitte betrachtet die Inhalte dieses Buches daher als Kunst zur Unterhaltung und Inspiration und nicht unbedingt als Anleitung zum Nachmachen. Viel Spaß beim Lesen!
Vorwort von Susanne Wendel
Einleitung: Warum dieses Buch?
Prolog: Mein größter Absturz
Altes Wissen, Alchemie und Schattenarbeit
Die vier Grundprinzipien der Alchemie:
Das Prinzip von Solve et coagula
Angst ist die Furcht vor dem Unbekannten
In Handschellen zur Vorlesung
Die Mörderin, der Hangman und ich
Nur in der Dunkelheit erkennst du das Licht. Depressionen.
Innerer-Tempel-Meditation
Die eigene Lebensaufgabe
Die Kneipenkönigin von Schwabing
Der Ex-Sony-Manager und Zen-Mönch, die Ruhe per se
Das Prinzip von MBSR – Mindfulness-based stress reduction
Meditation, Gedanken und Glück – es ist so einfach, dass es schon wehtut
Der Doppelspalt – Achte, verdammt noch mal, auf deine Gedanken!
Die Chaos-Magier und der Seelenspiegel
Die Spiegelzeremonie
Schrödingers Katze – oder: Lass es einfach gut sein
Face your fears – Lebensdynamiken, Ängste und die Gesellschaft
Die Magie des „ersten Mals“
Lieber sterben, als auf einer Bühne zu stehen
Zwischen sechzig hechelnden Frauen
Für ’nen Apfel und ’n Ei
Halluzinogene Pflanzen – ich hab sie fast alle ausprobiert
Klaustrophobie für Fortgeschrittene
Meine Frau und die Leukämie
Mein erstes TV-Interview – Hanfbier
Mein Freund, der Bankräuber
Mit Ägypten- und Jordanien-Stempel im Reisepass nach Israel
Pornokino und Selbstbefriedigung
Die Domina, die mir auf einer Leipziger Fetischparty das Halsband erklärte
Mein Leben ohne Alkohol, Zigaretten und Fleisch
Mein Ohr in der Hand
Warum ich gerne in Bahnhofskneipen und an anderen dubiosen Orten war
Die offene Tuberkulose und der Punk am Schulhof
Solve et coagula
Meine Karriere im Marketing
Warum es manchmal gut ist, ein Bandit zu sein
Schlagfertigkeit bedeutet Verbindung
Warum es gar nicht so schlimm war, die eigene Mutter in den Tod zu begleiten
Mit Ü50 noch mal ein ganz neues Leben beginnen: Ich werde Papa
Februar/März 2020
Die acht schlimmsten Stunden meines Lebens
In Coronazeiten nach Südafrika – unmöglich?
Verliere nie den Glauben an das Göttliche in uns
Meine Frau aus Sambia, der kleine Liam und kulturelle Hindernisse
Vom Tempelritter zum Business-Rockstar
Restart your life – und dann das Business!
Epilog
Hermetic Performance Leadership
Gutschein
Danksagung
Im Februar 2019 verbrachte ich zwei Monate mit meiner Familie in Kapstadt. Unter anderem, um dort zu heiraten. Etwa eine Woche vor unserer geplanten Hochzeit habe ich auf Facebook einige Fotos von einem wunderschönen Strand gepostet mit der Frage an meine Community, wer Lust hätte, spontan nach Kapstadt zu kommen und mit uns zur Hochzeit anzustoßen. Ich bekam viele Likes und Herzchen und Kommentare. Und einen, der sich auf den Weg machte: Volker Beckert. Ein paar Tage später war er da. Wir waren befreundet, hatten ein paar lustige Businessideen zusammen gesponnen, aber kannten uns noch gar nicht so lange. Dass er so spontan war, hat mich beeindruckt. Wir hatten sehr viel Spaß in den zwei Wochen, er hat in der gleichen Lodge übernachtet wie wir, er hat uns sogar bei unserer Flitter-Wochenend-Safari begleitet, wo die Nashörner bis vor die Türen unserer Hütten kamen. (Es gibt ein Foto von einem Nashorn, das direkt neben Volkers Auto steht. Das Nashorn war um einiges größer als das Auto). Ich war schon damals fasziniert von seinen vielen abenteuerlichen Erzählungen. Volker ist jemand, der nichts auslässt, sich in die verrücktesten Situationen begibt und aus allem auch noch lehreiche Erkenntnisse ziehen kann.
Es ist mir eine Freude und eine Ehre, ihn als Teil seines Produktionsteams zu unterstützen, dieses Buch auf die Welt zu bringen. Zusammen mit Isabella Kortz von Pageturner Production durfte ich in vielen Interviews, Talks und Sprachnachrichten die spannendsten und erkenntnisreichsten Geschichten aus ihm herauslocken und seine Texte in eine ansprechende sprachliche Form bringen. Wobei wir vieles bewusst im „Original-Slang“ gelassen haben. Denn Volker ist ein Storyteller, ein Rockstar, ein Unikum, und solche Leute wirken am besten im O-Ton …
Mit Volker Zeit zu verbringen, ist großes Kino. Dieses Buch zu lesen auch. Und wenn du eines von ihm lernen kannst, dann das: Warte nicht, bis das Leben vorbei ist, sondern trau dich, ein wenig verrückt zu sein und dein Ding zu machen. Hör nicht auf deine Angst. Geh durch sie hindurch und tu es! Es könnte tatsächlich ein neues Leben dabei herauskommen ...
Susanne Wendel, Sexualwissenschaftlerin
Jeder Mensch hat Ängste. Ich weiß nicht, ob alle Menschen gleich viel Angst haben. Aber wenn es Leute gibt, die besonders viel Angst haben, gehöre ich sicher dazu beziehungsweise habe früher dazugehört. Solange ich denken kann, haben Ängste von mir Besitz ergriffen. Mein ganzes Leben lang war es eine Aufgabe für mich, mich meinen Ängsten zu stellen. Immer wieder bin ich durch meine Angst gegangen, in skurrilen, manchmal aber auch ganz alltäglichen Situationen, bis ich mich irgendwann mit ihr angefreundet habe. Und eines Tages konnte ich sagen: „Hey, Angst, wo bleibst du? Komm her! Ich habe keine Angst mehr vor dir!”
Ein Freund von mir ist Psychotherapeut, wir haben viele intensive Gespräche geführt. Dieser Freund hat neulich zu mir gesagt: „Ach weißt du, Volker, als Psychotherapeut habe ich eine sehr gesunde Lebenseinstellung: Ich sehe überall Störungen. Ich kann in allen Menschen sehen, dass sie nicht richtig ticken!“ Ich antwortete ihm ironisch: „Na, das ist ja ein tolles Weltbild.“ Doch er konterte nur trocken, das mache das Leben sehr einfach. Wir alle seien auf unsere Weise „gestört“, der eine mehr, der andere weniger. Meistens weniger, aber in manchen Momenten dann doch mehr. Wenn mein Freund mit dir redet, erkennt er deine Störung und kann beurteilen, ob sie noch vertretbar oder nicht mehr vertretbar ist. Er sieht, ob sie manisch ist oder du beispielsweise eine Angststörung hast. Dieser besagte Freund sagte einmal zu mir:
„Volker, du bist depressiv.“
Gleich nach diesem Satz fragte er mich, was ich in meiner Jugend und Kindheit gemacht, welche Musik ich gehört hatte und wie es bei uns zu Hause so war. Als ich ihm die Antworten dazu gab, merkte ich selbst, dass sie ganz schön düster waren, die Erinnerungen an meine Kindheit. Bei uns war es oft laut, es flogen die Teller, mein Vater trank viel und ich wusste nie: Ist er betrunken, ist er nüchtern, was passiert heute noch? (Dazu möchte ich anmerken: Inzwischen ist er anders – sehr positiv! Und: Er hat mir trotz allem immer geholfen und stand in dunklen Stunden hinter mir.) Und ich hatte schon immer eine Faszination für die dunklen Seiten des Lebens. Düstere Figuren und schwierige menschliche Schicksale haben mich fasziniert und ich habe mich teilweise damit identifiziert. Als Teenager fühlte ich mich oft ängstlich und zurückhaltend, sah mich eher in der Beobachterrolle. Für mich war es lange die Hölle, wenn ich beispielsweise auf eine Gruppe von Menschen zugehen musste. Standen da drei, vier Personen zusammen, bekam ich Herzklopfen und hektische Flecken am Hals und wurde extrem nervös. Aus dieser eigenen Erfahrung heraus weiß ich, dass eine Panikattacke vom Magen in den Kopf geht – und dich überwältigt. Das Einzige, was da wirklich hilft, ist: durchatmen und es trotzdem tun.
Der Held meiner Jugend war in den Siebzigerjahren Rex Kramer aus „Kentucky Fried Movie“. In dem Film gab es eine kurze Sequenz mit Kramer, dem „Danger-Seeker” (Gefahrensucher). Ein schmächtiger, unscheinbarer Typ mit Hornbrille und einem weißen Anzug mit Helm. Sein Auftritt wird im Film großspurig angekündigt:
„Der Mut und der Charakter eines Mannes zeigen sich erst in extrem gefährlichen Situationen. In unserer nun folgenden Sendung möchten wir einen der tapfersten vorstellen. Einen großen Mann, in dessen Vokabular das Wort Angst fehlt: Rex Kramer – nebenberuflich Flugzeugmechaniker, aber vierundzwanzig Stunden am Tag Todesverächter. Ein Mann, der bereit ist, auf der Suche nach dem Abenteuer sein Leben zu riskieren. Er riecht die Gefahr, stellt sich und kämpft sich hindurch!“
Und dann kommt Rex Kramer ins Bild, ein kleines Männchen, irgendwo in der Bronx, zieht seinen Helm auf und geht auf eine Gruppe Schwarze zu, die echt gefährlich aussehen. Er stellt sich mitten in ihre Runde und ruft unvermittelt ganz laut: „Ihr Ni.....!!!“, dann rennt er weg und alle ihm hinterher. Ich fand das als Jugendlicher irgendwie unglaublich schräg (natürlich war das ziemlich politisch unkorrekt) und habe später ähnliche Dinge versucht. Nur, dass ich nicht in New Yorker Ghettos gegangen bin, sondern in Bahnhofskneipen und dort die Leute provoziert habe.
Ein anderer Film, der mich auch sehr inspiriert hat, ist „Der Marsianer“ mit Mark Wahlberg. Der ist Teilnehmer einer Expedition auf den Mars und dort passiert ein Unglück. Alle fliegen zurück, nur er bleibt alleine da, weil sie denken, er ist tot. Er ist alleine auf dem Mars und hat auf einen Schlag hundert Probleme, die sich auftun: Sauerstoff, Wasser, Nahrung, Unterkunft, Kommunikation. Er will überleben, er hat einen unbändig starken Willen, und er schafft es. Später spricht er an einer Universität und hält Vorträge. Auf die Frage einer Studentin: „Wie haben Sie es geschafft, bei den vielen Problemen, die Sie hatten?“, antwortet er: „Ich habe ein Problem nach dem anderen gelöst.“
Wer die Dunkelheit nicht kennt, weiß nicht, wo das Licht ist
Ich hatte in meinem Leben so einige Fehlversuche – doch ich bin von einem sehr angsterfüllten Menschen zu jemandem geworden, der keine Furcht, Ängstlichkeit oder Panikattacken mehr hat. Ich habe es geschafft, auch die schlimmen Dinge als Lernaufgaben zu sehen und dafür dankbar zu sein. Es war kein einfacher und noch dazu ein langer Weg. Aber heute weiß ich, mir kann nichts passieren, ich schaffe es.
Ich habe mich aus der Angst herausgezogen und dabei intuitiv alter Prinzipien bedient. Erst vor Jahren habe ich erfahren, dass das alchemistische und Freud’sche Grundprinzipien sind. Teilweise auch ägyptisches, hermetisches Wissen, das dem Ziel dient, etwas Altes (alte Muster) aufzugeben und neu zu verbinden.
Was habe ich gelernt? Was könnt ihr, liebe Leser, daraus lernen? Ich teile „meine Sicht des Lebens” – meine Erfahrungen, Fehlschläge, Erlebnisse und Erkenntnisse, ohne erhobenen Zeigefinger. Dieses Buch ist KEIN Ratgeber, bitte erwartet keinen Ratgeber, sondern lacht, staunt, schüttelt den Kopf und weint beim Lesen. Macht, was ihr wollt, aber vor allem eigene Erfahrungen! Traut euch was, stellt euch euren Ängsten, macht Fehler, bewältigt Krisen und seid verdammt noch mal brillant.
Face your fear! Euer Volker
Vom Maserati runter auf elf Euro auf dem Konto
Auch hatte ich keine Ahnung davon, wie man Layouts macht. Also habe ich Kurse belegt, mit anderen Setzern gesprochen, wie sie das machen, und mir das Ganze angeeignet. Das erste Layout habe ich zwar ziemlich verrissen, aber das zweite war okay und das dritte war super. Ich hatte Talent und Leidenschaft dafür. Ich studierte dann BWL, führte weiterhin meine Agentur und kam so schließlich ins Marketing. Irgendwann begann ich mit kleineren Seminaren zum Thema, und das Ganze wurde immer erfolgreicher. Zum Schluss habe ich mit meiner damaligen Partnerin Heike über eine halbe Million Euro Umsatz gemacht. Ich hatte so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann, fuhr einen Maserati Quattroporte und hatte eine Platin-Kreditkarte, die mein ganzer Stolz war.
Bankrott, weil ich dem Falschen vertraute
2005 gingen wir einen Kooperationsvertrag mit einem Management-Institut ein und fingen an, Studiengänge anzubieten. Das lief sehr gut. Bis irgendwann einer der Teilnehmer meinte: „Sie wissen schon, dass es da wohl ein Problem mit der Anerkennung gibt?“ Es existiert ein ganz alter Passus, dass zwar Abschlüsse von staatlich anerkannten Hochschulen problemlos anerkannt werden, aber von privaten Instituten nicht überall. Das war ein relativer Schock, zumal unser Partner das wusste und es uns verheimlicht hatte.
Damit war unsere ganze Kooperation wertlos. Nicht nur das: Die Teilnehmer hatten Geld bezahlt, das sie nun wahrscheinlich zurückhaben wollten, und viel Zeit investiert. Wir hatten Dozenten bezahlt, Räume gemietet – es war definitiv kein Geld übrig. Ich traf mich mit unserem Partner und versuchte ihm klarzumachen, dass zumindest ein Teil der Gebühren, wenn nicht sogar alle, wieder zurückerstattet werden müssten. Seine einzige Reaktion war, ich solle ihn doch verklagen. Eiskalt. In solchen Momenten verlierst du kurzzeitig auch den Glauben an das Gute im Menschen … Das Bizarre an der Geschichte ist, dass er auch noch vorgab, gläubiger Christ zu sein.
Also habe ich alles gegeben, sämtliche Fehler zu korrigieren – ich habe fast zwei Jahre lang gekämpft und versucht, das alles zu retten. Habe mit allen geredet, habe versucht, sie zu besänftigen. Ich bin dann sogar noch mal eine neue Kooperation mit einer staatlich anerkannten deutschen Hochschule eingegangen, damit die Studierenden ihre angefangene Ausbildung abschließen konnten. Aber kurz bevor es so weit war und die Studenten ihren Abschluss bekommen sollten, wurde mein Ansprechpartner an dieser zweiten Hochschule entlassen und unsere Vereinbarung wurde nichtig. Das war alles ziemlich dubios.
Daraufhin kamen sämtliche Kunden auf mich zu und wollten ihr Geld zurück. Nachdem meine ganzen Ersparnisse dafür draufgegangen waren, musste ich die Reißleine ziehen, und es blieb mir nichts anderes übrig, als 2010 in die Insolvenz zu gehen.
Der Insolvenzverwalter ist nie dein Freund
Auch für meinen alten PC, den ich Jahre zuvor an einen Bekannten weitergeschenkt hatte, musste ich mich rechtfertigen. Schenkungen waren nicht erlaubt. Also musste mein Bekannter jetzt nachträglich noch hundertfünfzig Euro an den Insolvenzverwalter zahlen.
Das war ein Totalabsturz von heute auf morgen: Von ganz oben, von mehreren Zehntausend Euro im Monat an Einnahmen, stürzte ich runter auf elf Euro auf dem Konto. Ohne weitere Einnahmen in Aussicht. Aus der großen, schönen Zweihundert-Quadratmeter-Galeriewohnung musste ich raus und umziehen in eine kleine Landwohnung, am A… der Welt – wo sich Katze und Maus gute Nacht sagen, mit Alpenschweinen im Stall.
Mit Heikes letzten Kröten kauften wir uns einen alten Diesel-Golf, das werde ich auch nie vergessen. Wenn wir sonst in die Maximilianstraße gefahren waren, stiegen wir elegant aus dem Maserati ... Jetzt kamen wir mit dem uralten, knatternden Golf II da an, der nach dem Ausmachen noch qualmend 30 Sekunden nachlief. Alle haben sich umgedreht! Als ein Studierender das alte, abgefuckte Auto gesehen hat, schaute er mich fragend an: „Ach, Herr Beckert, es scheint Ihnen aber nicht so gut zu gehen.“ Deshalb gewöhnten wir uns an, das Auto in irgendeiner Seitenstraße zwei, drei Blöcke weiter weg abzustellen und uns wegzuschleichen.
Lektionen in Demut
Ich erlebte einige Lektionen in Demut. Du hast ja sofort einen Schufa-Eintrag, wenn du in der Insolvenz bist. Mein Zahnarzt lehnte es daraufhin ab, mich weiterhin zu behandeln. Der einzige Anbieter, bei dem ich überhaupt noch ein Girokonto bekam, war der (damals noch existierende) Finanzdienstleister Wirecard. Ich hatte ein Postfach in der Innenstadt, zu dem ich immer hinfuhr, in dem stapelten sich die gelben Briefe. Da war alles dabei, was du dir vorstellen kannst, Mahnungen, Pfändungsandrohungen, Drohbriefe, unter anderem eben auch Anwaltsschreiben.
„Du kommst ins Gefängnis!“
Von allen Seiten wurden mir Angst und Druck gemacht. Das war wirklich schlimm, es fühlte sich an wie Psychoterror. Ich versuchte, so gut ich eben konnte, alles zu lösen.
Wir hatten Leasingverträge mit einer IT-Leasinggesellschaft. Mit den alten Apple-Rechnern, auf die wir immer sehr gut aufgepasst und die wir penibelst gepflegt hatten, war auch alles bestens. Nur die Installations-CDs waren weg, die sowieso kein Mensch mehr brauchte, weil man die Software inzwischen längst runterladen konnte.
Vom Juristen der Leasinggesellschaft bekam ich nun den Vorwurf: „Das ist Betrug! Du kommst ins Gefängnis!“ Was es definitiv nicht war. Er drohte mir mit einer Anzeige wegen Unterschlagung und was ich denn für einer sei …
Meine Grenze war längst überschritten und es reichte mir, also sagte ich zu ihm: „Jetzt ist es aber mal gut. Ich meine, die sind nichts wert. Ansonsten zahle ich es irgendwie aus den paar Kröten, die noch übriggeblieben sind.“
Das war sehr unangenehm und unschön. Ich war an einem absoluten Tiefpunkt angelangt. Da investierst du fast die Hälfte deines Lebens, um alles aufzubauen, und dann ist alles in wenigen Augenblicken zerstört und zerschlagen. Die Insolvenz war eine wahnsinnig harte Zeit. Ich habe mich in dieser Phase meines Lebens komplett zurückgezogen, bin nicht mehr ans Telefon gegangen, habe lange Spaziergänge gemacht und mich zum Teil auch hinter Alkohol versteckt. Ich habe länger gebraucht, um meine Wunden zu lecken.
In dieser Zeit habe ich für mich auch herausgefunden, wer einem hilft und wer einem nicht hilft. Die Freunde dezimieren sich sehr schnell, also die richtigen Freunde ... Es gibt einen schönen Spruch, den ich mag: Bei einem Mann findest du den Charakter heraus, wenn er alles hat, bei einer Frau, wenn er nichts mehr hat. Das ist wirklich wahr … Wenn die Frau zu dir steht, wenn du nichts mehr hast, und wenn der Mann bei der Frau bleibt, wenn er alles hat – das finde ich einen sehr schönen Vergleich.
Einmal mehr aufstehen als hinfallen!
Wir haben dann entschieden, die Akademie aufzubauen, mit Heike als Geschäftsführerin. Ich war als Berater und als Trainer dort tätig. Das war die einzige Möglichkeit, es zu machen, weil ich ja diesen Stempel mit der Insolvenz hatte.
Für mich war von vornherein klar, dass ich mich sofort wieder in die Selbstständigkeit begebe, das hatte ich auch mit dem Insolvenzverwalter so ausgemacht. Er fragte mich damals: „Lassen Sie sich anstellen oder bleiben Sie selbstständig?“ Da habe ich sofort geantwortet: „Ich bleibe selbstständig!“
Mir war weiterhin klar, dass ich nicht abwarte und das aussitze, sondern dass ich versuche, so schnell wie möglich und so gut wie es eben geht, die Gelder zumindest anteilig zurückzubezahlen. Ich tat alles dafür, was machbar war. Bei manchen meiner Gläubiger bin ich sogar vorbeigefahren, habe die Situation erklärt, dass es niemals Absicht von mir gewesen war, und versucht, meinen Ruf wiederherzustellen. Die meisten fanden es gut, dass ich mich bemühte, dass ich eben nicht abwartete und dass sie zumindest einen Teil zurückbekamen. Aber natürlich haben es nicht alle so gesehen oder verständnisvoll reagiert. Ich hielt mein Wort, allerdings hat sich das Ganze sehr, sehr lange hingezogen. Insgesamt drei Jahre, bis ich alles zurückbezahlt hatte. Der Insolvenzverwalter ließ mich weitere eineinhalb Jahre zappeln, bis alles abgewickelt und ich aus der Insolvenz ganz raus und der Schufa-Eintrag gelöscht war. Ich zahlte einen monatlichen Betrag von damals knapp tausendzweihundert Euro zurück, mir selbst blieben jeden Monat nur ein paar Hundert Euro übrig. Eine harte Zeit.
Aber was sind schon viereinhalb Jahre gegen ein restliches Leben, in dem du noch guten Gewissens in den Spiegel schauen und dich selbst anlächeln kannst? Mir war es wichtig, dass ich von mir aus sagen kann: „Ich verstecke mich nicht, ich baue mir eine neue Existenz auf.“ Was ich mit Heike und der Akademie ja dann auch tat.
Der menschliche Schatten
Es gab ein oder zwei der ehemaligen Teilnehmer, die mich erpressten. Die sagten, dass sie gerne einen Vorteil hätten bei der künftigen Ausbildung, sonst würden sie negative Presse verbreiten … Es war tatsächlich so, dass ich erpresst wurde für deren eigenen Vorteil. An dieser Stelle war ich wieder mit dem menschlichen Schatten konfrontiert und erlebte, was Menschen anderen antun können.
Wie sie sind und wie sie ihre wahren Gesichter zeigen. Das ging in beide Richtungen! Schatten und Licht gehen immer miteinander einher. Von manchen anderen war ich so gerührt, dass ich heute noch Tränen in den Augen habe, wie sie mir geholfen haben. Und von manchen war ich so schockiert, dass ich gedacht habe: Das kann ja nicht wahr sein, welche Abgründe tun sich da eigentlich auf?
Inzwischen weiß ich, der tiefste Tiefpunkt ist der, wo die Wende stattfindet und eigentlich der größte Schatz begraben liegt. Für mich war das die neue Akademie und natürlich die Tatsache, erleben zu dürfen, wie stark ich bin und was ich alles aushalten kann. Ich gewann einen unerschütterlichen Glauben an mich selbst.
Wie gesagt, die elf Euro waren das eine, das mit der Erpressung war dann das andere, dann die Androhungen wegen Unterschlagung wegen einer veralteten CD, wieder ein Rückschlag, verschiedene Anrufe, Telefonate, Gespräche mit Personen, die immer auf Angriff aus waren, auf Beleidigungen, wo ich teilweise wirklich schon geglaubt hatte, ich hätte jemanden UMGEBRACHT. Also so wirst du behandelt von der Gesellschaft.
Es war ja nicht mal mein direkter Fehler, indirekt ja, man hätte da Verträge besser lesen können. Ich war naiv und habe mich verführen lassen, habe blind vertraut. Das war ein Fehler, heute lese ich mir das alles ein bisschen genauer durch. Natürlich basiert mein Geschäftsgebaren immer noch auf Vertrauen, das ist auch wichtig und das wird sich nie ändern. Aber ein bisschen vorsichtiger bin ich geworden in alle Richtungen. Das gehört auch dazu.
In den USA und in anderen Ländern ist es ja ein Qualitätsmerkmal, mindestens einmal pleite gegangen zu sein. Dann hast du nämlich deine Ausbildung absolviert, das gehört dazu. Und erst dann bist du ein guter Unternehmer, wenn du wieder aufstehst und genau weißt, wo du aufpassen musst, wie du mit Menschen umgehst, wie du mit Verträgen umgehst, wie du den Markt betrachtest, und du schaust genauer hin.
Was ich auch gemacht habe – das finde ich heute selbst sehr witzig: Ich habe die alte Platin-Kreditkarte aufgehoben und mir selbst gesagt: Eines Tages will ich wieder eine haben! Aber nicht, um sie dann so zu benutzen wie früher, sondern einfach, um mir selbst zu beweisen: Ich schaffe das wieder! Ich wollte sagen können: „Ich habe wieder eine Platinkarte.“ Und als ich die Platinkarte dann tatsächlich wieder bekam, habe ich sie mir in meine Mappe gelegt, ein Foto gemacht und selbst das Limit auf tausend Euro gesetzt.
Während ich so langsam, aber sicher aus der Krise herauskam und alles fast wieder in Ordnung war, erschien dann noch ein Artikel, der sich sehr negativ über mich äußerte. Das hat mich emotional noch mal zurückgeworfen. Im Grunde war es Rufmord unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit.
Jetzt war ein entscheidender Punkt erreicht, denn für mich war es bis dato EXTREM WICHTIG, was andere von mir denken. Wenn bei einem Seminar von einhundert Teilnehmern neunundneunzig mich genial fanden und nur ein Einzelner schlecht, dann konnte ich deswegen nächtelang nicht schlafen.
Doch nun war ich total konfrontiert: Bisher hatte ich einen Beruf, mir was aufgebaut, ich verdiente hervorragend, ich besaß etwas, man kann sagen, ich war ein Karrieremann und habe was dargestellt. Und plötzlich war ich – ein Niemand, aus der Sicht des Egos plötzlich eine Persona non grata. Ich fragte mich:
Wer ist der wahre Volker, jenseits von diesem „Image-Volker“? Was ist mein wahrer Charakter? Wer sind meine echten Freunde? Worauf kommt es wirklich an? Was ist mein Wert als Mensch?
Der eigentliche Mensch in mir kam zum Vorschein.
Ich entdeckte, wie stark ich bin, und definierte meinen Charakter neu. Ich fand heraus, dass ich mir selbst vertrauen und mich auf mich selbst verlassen kann.
Dadurch habe ich bis heute eine ganz andere Gelassenheit. Weil ich weiß: Egal, was passiert, ich schaffe es. Die Krise damals ist mein „Proof of concept“. Und seither zählt für mich in erster Linie, dass ich mich selbst mag – mit all meinen positiven genauso wie negativen Charaktereigenschaften.
Vielleicht kann man diese Eigenliebe tatsächlich erst erlernen, wenn nichts mehr anderes da ist, wenn du keine Materie mehr um dich herum hast. Das ist auch ein Punkt bei den Buddhisten, die ja sagen, dass du an nichts anhaften sollst. Und wenn wirklich nichts mehr da ist, wo du anhaften kannst, dann bleibst nur noch du selbst übrig. So schmerzvoll dieser innere Prozess auch sein mag, so wertvoll ist er auch. Das nimmt dir auch keiner mehr. Das ist totale Freiheit! Und genau darum geht es in den folgenden Kapiteln …
Ich glaube, bis zu meinem achtundvierzigsten Lebensjahr habe ich mich immer gewehrt gegen meinen Schatten. Mit dem Begriff Schatten meine ich den unbewussten Teil in uns, der zerstörerisch wirkt und Dinge in unserem Leben verhindert – zum Beispiel, dass wir gut Geld verdienen, eine coole Beziehung haben oder rundum glücklich und zufrieden sein können. Er ist der innere Zensor, unser Dämon, den wir alle haben. Er äußert sich in Gedanken wie: „Ich bin nichts wert, ich tauge nichts, ich bringe sowieso nichts zustande, keiner liebt mich ...“ Jeder von uns hat seine inneren Dämonen. Manche sagen innerer Teufel dazu, andere negative Glaubenssätze oder Charaktereigenschaften. Ich finde den Begriff „Schatten“ sehr passend, denn Schatten bedingt Licht. Du musst in der Dunkelheit sein, um dein Licht zu erkennen. Die entscheidende Frage ist: Schadest du damit jemandem?
Eine meiner Charaktereigenschaften ist, dass ich aufbrausend bin! Ja, das bin ich. Dieses Aufbrausende ist ein innerer Druck, eine Wut in mir, die mich vorantreibt und aus der Komfortzone herausbewegt. Es ist auch die Triebfeder, warum ich immer wieder aufgestanden bin. Früher war diese Wut gegen mich gerichtet, weil ich nie akzeptiert habe, dass ich wütend bin, und das hat mich erst recht wütend gemacht.
Du kannst deine Dämonen nicht bekämpfen, du kannst dich nur mit ihnen verbünden.
Ich habe erst nach vielen Jahren der Persönlichkeitsentwicklung für mich selbst herausgefunden, dass ich gerade auch für meine negativen Eigenschaften (Wut, Angst, Ungeduld, Faulheit) wirklich dankbar sein kann, denn sie beschützen mich, sie helfen mir zu überleben. Ich wehre mich nicht mehr gegen sie und ich verurteile mich auch nicht mehr dafür.
Wir müssen unsere Schatten annehmen und integrieren, dann hören sie auf, unbewusst zu wüten.
Basierend auf dem Schattenprinzip von C. G. Jung oder eben auch dem alchemistischen Prinzip der Schwärzung, was auf Lateinisch NIGREDO heißt: nach innen sehen.
Das Prinzip NIGREDO bedingt, abzusteigen in den eigenen inneren Abgrund, sich in die Tiefen seiner Psyche hineinzudenken, die eigene Lebensgeschichte noch mal zu reflektieren, sich alle negativen Einflüsse, die man hat, anzuschauen und gnadenlos ehrlich zu sich selbst zu sein. Denn bevor wir etwas Altes auflösen können, müssen wir erst mal wissen, was es da aufzulösen gibt. In dieser Weise an sich selbst zu arbeiten, ist ein bisschen so, wie wenn du in den Keller gehst und sagst: „Oh Gott, wie sieht es denn da aus!“ Und heute machst du die linke Seite, dann machst du die rechte Seite, dann gehst du wieder runter, links hast du noch was vergessen, gehst wieder rechts ran. Und irgendwann, nach einer gewissen Zeit, sieht es im Keller ganz schön aus, und dann gehst du ins Erdgeschoss oder in den ersten Stock und machst da weiter. Genau. Da ist er wieder, „Der Marsianer“ – du gehst ein Problem nach dem anderen an.
Das Gefühl, genau so richtig zu sein, wie man ist, und Licht und Schatten anzunehmen, um sich selbst zu lieben – das nimmt eine Last von einem. Partnern und Freunden verzeihen wir schließlich deren Schattenseiten auch, also warum sollten wir nur für andere Verständnis haben und uns selbst dafür verurteilen?
Genau das habe ich mit ganz vielen Techniken gemacht. Ich bin seit jeher ein Suchender und werde es immer bleiben. Ich versuche stets, mich weiterzuentwickeln, dazuzulernen und mein Leben und das anderer zu verbessern. Früher oder später, wenn der Leidensdruck nur stark genug ist, begeben wir uns alle auf die Suche. Wer bin ich und was will ich eigentlich? Es ist enorm wichtig, den Sinn des eigenen Lebens klar zu definieren.
NIGREDO bedeutet auch, sich wirklich alle Lebensbereiche anzuschauen: die Kindheit, Vergangenes, typische Verhaltensweisen, aber auch die aktuellen Herausforderungen des Alltags.
Bin ich in einem Beruf, der mir Spaß macht? Habe ich einen Chef, der mich permanent piesackt? Bin ich jemand, der vielleicht sensibel ist und Dinge tun muss, auf die er keine Lust hat? Was ist meine Lebensaufgabe? Was wurde mir mitgegeben?
Das ist etwas, was ich in meinen Trainings auch mit meinen Coachees bespreche.
Was ist dein Life-Purpose, dieser einzige Zweck, warum du auf dieser Welt bist?
Wir sind immer dann depressiv und unglücklich – spüren den Schrei unserer Seele – , wenn wir nicht auf unserer Spur sind. Wenn wir unseren Lebenszweck verfehlen.
Umgekehrt können wir auch ganz deutlich fühlen, wenn wir auf dem richtigen Weg sind. Unser Körper belohnt uns für den Einklang mit unserer Seele und schüttet Endorphine (Glückshormone) aus, wenn wir das tun, wofür wir geboren wurden. Leider hören viele Menschen nicht (mehr) auf ihre Intuition. Sie stecken fest im „Nine-to-Five-Hamsterrad“ oder einer ewigen „Das haben wir schon immer so gemacht“-Schleife.
Depression ist so was wie ein Seeleninfarkt
Dieser immense Leidensdruck endet letztlich in einer Depression oder einem Burn-out, das ist ja auch so ein Modewort geworden. Ich würde es als Seeleninfarkt sehen. Eine echte Depression ... Man fährt zwangsläufig mit Vollgas auf die Wand zu, wenn man sich nicht den Dingen stellt und sich stattdessen selbst etwas vormacht, sich selbst belügt. Alles aus der eigenen Vergangenheit verdrängt, die ganzen Leiden, Verletzungen, Ängste, Wünsche, Sorgen, Nöte, Schuldgefühle, Selbstzweifel. Das alles nehmen wir mit, wie eine Art Schall- oder Bugwelle, wie so einen Müllhaufen, den wir vor uns auftürmen. Und der Turm wird immer größer und instabiler, weil wir immer mehr draufpacken und uns gar nicht damit befassen, ihn wieder abzubauen. Weil wir die Auseinandersetzung auf später verschieben und lieber alles verdrängen. Wir sind Weltmeister im Verdrängen. Aber irgendwann holt dieser ganze Müll uns ein und begräbt uns unter sich!
Das beginnt meistens mit einer Verdunkelung der Gedanken. Dann folgt der Körper. Süchte kommen dazu, Rauchen, Trinken, Drogen und so weiter. Die Flüchte fangen an. Das kann eine Spielsucht, aber auch eine Sportsucht sein. Ich kenne einige Leute, die eine Sportsucht haben. Die definieren sich nur noch über den Körper. Depression ist mannigfaltig. Bei den meisten Menschen beginnt die Depression zunächst mit Selbstzweifeln. „Ich habe alles falsch gemacht, ich schaffe eh nichts.“
Dann werden die Wolken immer dunkler. Der Seeleninfarkt kündigt sich an. Es kommt vielleicht bei dem einen oder anderen noch hinzu, dass er sich in der Arbeit verliert, weil er von der Anerkennung im Außen abhängig ist und sich darüber definiert.
Es ist ein Prozess zu erkennen, dass wir uns in erster Linie selbst lieben müssen.
Das ist der entscheidende Punkt: die Selbstliebe. Die Selbstliebe kann nur dann anfangen, wenn ich mir Gedanken mache über meine Vergangenheit, indem ich mich komplett meiner dunklen Seite, meinen Schatten, meiner Lebensgeschichte, meinen Herausforderungen und Ängsten stelle.
Ich glaube, das kennt jeder von uns, dass er schon mal vor einem Spiegel stand, sich angeschaut hat und im eigenen Dialog mit sich selbst gesprochen und sich die Frage gestellt hat: „Wie schaffe ich dieses Problem?“ Oder: „Warum immer ich?“ Oder: „Warum kommen plötzlich alle Probleme auf einmal?“
Wie schaffe ich es, mich zu verändern? Mein Problem waren immer die kurzfristigen Änderungen. Ich bin schnell motiviert und das hält dann einen Tag an und dann ist es wieder weg. Egal was ich gelesen habe oder mit wem ich gesprochen habe oder welches Seminar ich besucht habe. Ich will hier in diesem Kapitel einen Prozess beschreiben, an dem man sich entlangarbeiten kann.
Das Buch bzw. das, was ich bewusst oder intuitiv erlebt habe, ist anhand der vier alchimistischen Grundprinzipien gegliedert. Das ist eine Struktur, anhand derer jeder seine eigene Veränderung bewusst angehen kann.
Es beginnt mit dem „Schwarzen“, dem Blick nach innen. Entscheidend ist, sich die Zeit zu nehmen, nach innen zu sehen. Da gibt es den Begriff der Psychonautik, das bedeutet, ich mache eine Reise in mein Inneres und in meinen tiefen Abgrund. Das ist die Schwärzung. Unverwässert, ehrlich, gnadenlos. Es geht auch darum, anzunehmen, was man dort sieht.
Das können Charaktereigenschaften sein, Traumata, unverarbeitete Erlebnisse, Konditionierungen. Wichtig ist der komplette ehrliche Blick nach innen.
Natürlich auch die positiven Seiten, aber eben auch die negativen. Das ist der Grundbestandteil. In der Managementlehre wäre das die Stärken- und Schwächenanalyse. Ich finde, es ist wichtig, dass man einen roten Faden in der Persönlichkeitsentwicklung hat, und es macht Sinn, mit der Innenschau zu beginnen.
Als Nächstes kommt das Weiße. Der Blick von außen. Das wäre das Dissoziieren – von außen auf sich selbst schauen und sich betrachten. Das ist mit der Weißung gemeint. Wie sehe ich aus? Wie ist mein Körper? Welche Freunde habe ich? Wie verhalte ich mich? In welchem Umfeld lebe ich? Welche Sprache habe ich und welche Körpersprache? Wie sehen andere Menschen mich? Es gibt einen großen Unterschied zwischen Eigenbild und Fremdbild. Hier geht es darum, sich mit dem Fremdbild zu beschäftigen.