Wer sind Sie und was haben Sie mit meinem Mann gemacht? - Heike Abidi - E-Book
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Wer sind Sie und was haben Sie mit meinem Mann gemacht? E-Book

Heike Abidi

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Beschreibung

Zwischen Mid Life Crisis und Alterspubertät - das starke Geschlecht wird im Alter in jeder Beziehung komischer

Männer sind wie Wein, sagt man. Sie reifen und werden im Alter besser. Bestseller-Autorin Heike Abidi sieht es anders: Männer im besten Alter werden vor allem komischWechseljahre meets Pubertät sozusagen. Kommt einem bekannt vor? In diesem witzigen Beziehungsratgeber finden Sie nicht nur sich, sondern vor allem Ihren Liebsten wieder. 

Ob man einen Partner wählt, der einem ähnlich ist, oder dem Motto „Gegensätze ziehen sich an“ folgt, spielt irgendwann keine Rolle mehr. Denn spätestens, wenn Mann in die Jahre kommt, entwickelt das starke Geschlecht seltsame Macken, die einen in den Wahnsinn treiben können. Jetzt braucht Frau starke Nerven, eine große Portion Gelassenheit und ganz viel Humor! Doch einen Vorteil hat es, wenn die Herren der Schöpfung beim Altern komisch werden: Sie bringen uns damit zum Lachen... 

  • Wenn das starke Geschlecht komisch wird: lustige Geschichten über die vermeintlich bessere Hälfte
  • Mit Tipps für ein entspanntes Leben in den Wechseljahren, zu Männergesundheit und Liebe und Partnerschaft im Alter
  • Beziehungsratgeber mit Übersetzungshilfe, Quiz und Männertypologie

Die allabendlichen Kämpfe um die Fernbedienung, schiefgelaufene Candlelight Dinner-Versuche, unbedingt notwendige, aber nach ihrer Anschaffung nie wieder eines Blickes gewürdigte technische Gerätschaften, die ganz besondere Verbindung zwischen Mann und Grill, sowie Mann und Baumarkt: Es scheint, als würden die Marotten der Herren der Schöpfung im besten Alter ungeahnte Ausmaße annehmen – oder ist es nur so, dass es uns Frauen schwerer fällt über manche Dinge hinwegzusehen?

Irgendwo zwischen Rock‘n‘Roll und Renteneintritt, zwischen Selbstverwirklichung und Spießertum, zwischen neuen Hobbys und alten Wehwehchen, bleibt uns Frauen nichts anderes übrig, als die Macken der Männer beim Altern mit Humor zu nehmen. Heike Abidi beschreibt die Wechseljahre und Psyche ihres Mannes mit einem Augenzwinkern undgibt Einblick in die komischen Momente des Ehealltags. Abidis Buch nimmt einen mit auf eine Reise in die Seele, den Körper und die Gefühlswelt von Männern, die irgendwo zwischen Mid Life Crisis und Alterspubertät pendeln. Ein Beziehungsratgeber für alle Frauen, denen die Alterspubertät ihrer „besseren Hälften“ tagtäglich graue Haare wachsen lassen - und selbstverständlich auch für die Herren im besten Alter eine empfehlenswerte Lektüre!  

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 206

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Alle in diesem Buch veröffentlichten Aussagen und Ratschläge wurden von der Autorin und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann jedoch nicht übernommen werden, ebenso ist die Haftung der Autorin bzw. des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.

Die Ereignisse in diesem Buch sind größtenteils so geschehen, wie hier wiedergegeben. Für den dramatischen Effekt und aus Gründen des Personenschutzes sind jedoch einige Namen und Ereignisse so verfremdet worden, dass die darin handelnden Personen nicht erkennbar sind.

Bei der Verwendung im Unterricht ist auf dieses Buch hinzuweisen.

echtEMF ist eine Marke der Edition Michael Fischer

1. Auflage

Originalausgabe

© 2021 Edition Michael Fischer GmbH, Donnersbergstr. 7, 86859 Igling

Covergestaltung: Michaela Zander, unter Verwendung einer Illustration von Sarah Lukic

Dieses Werk wurde vermittelt durch Anja Koeseling/Agentur Scriptzz, www.scriptzz.de

Redaktion: Marijke Leege-Topp

Layout/Satz: Michaela Zander

Herstellung: Carina Ries

ISBN 978-3-7459-0772-8

www.emf-verlag.de

Über die Autorin

Heike Abidi lebt in der Pfalz bei Kaiserslautern, wo die studierte Sprachwissenschaftlerin als freiberufliche Werbetexterin und Autorin arbeitet. Sie ist seit über 30 Jahren verheiratet, und das immer mit demselben Mann. Die mehrfache Bestseller­autorin schreibt vor allem Unterhaltungsromane und erzählende Sachbücher für Erwachsene sowie Geschichten für Jugendliche und Kinder.

Für Halaim –

den besten Ehemann von allen!

Inhalt

Vorwort: … und Loriot hatte doch recht

Teil 1

Nach dem Happy End fängt der grosse Spass erst an

H wie Hauptsache Liebe

Aber die Merkel ist doch auch hübsch

Es ist mir eine Ehe!

Keine Chance für Candlelight

Tipp: Komplimente annehmen lernen

Teil 2

Ein Bauch namens Kevin

Willkommen im Fresskoma

Als ich meinem Mann einmal das Leben rettete

Aber du musst doch wissen, was es werden soll!

Ein Mann, ein Grill

Test: Welches Männerspielzeug passt zu ihm?

Teil 3

Seine Höhle ist sein Castle!

Die Sache mit dem Gartenhäuschen

Wie kannst du bloß so ruhig bleiben?

Lockdown mit Nebenwirkungen

Sonne, Strand und Baumarkt

Quiz: Verstehst du Handwerkersprech?

Teil 4

Nein, das muss man nicht verstehen!

Mann am Steuer

Der Rebell und seine sieben Sachen

In Würde altern – oder zumindest mit Humor

Hat er oder hat er nicht?

Das Männer-Macken-Bullshit-Bingo

Teil 5

Kommunikation für Fort­geschrittene

Zu Hilfe, ein Erklärbär!

Wo willst du sitzen, Schatz?

Die Freiheit, selbst zu denken

Die Sache mit dem Zuhören

Rätsel: Was heißt hier „Dingens“?

Teil 6

Ein Männerleben ohne App ist möglich, aber sinnlos

Frag nicht nach Sonnenschein!

Lesen und Schreiben – Männer-Version

Guck mal, nur noch sieben Minuten Verzögerung!

Alexa, ich hab dich lieb

Top Ten der verrücktesten Apps für Männer

Teil 7

Ein bisschen Spass muss sein

Ich muss über mein Schwein springen

Nie wieder Frisör!

Berühmte Kahlköpfe

Zahlen lügen nicht

Küssen!!!

Der ultimative Paar-Test: Wie gut kennt ihr einander wirklich?

Bonusstory: Pures Glück in kleinen Schlucken

Nachwort: Der beste Ehemann von allen

Danke! Danke! Danke!

Vorwort: … und Loriot hatte doch recht

w

Liebe Leserin,

kennst du diesen legendären Loriot-Cartoon, in dem der Ehemann „einfach nur hier sitzen“ möchte, während die Frau ihn dauernd mit Vorschlägen nervt, was er stattdessen tun könnte? Er endet mit dem Satz: „Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen.“

Dabei kannte Loriot meinen Mann und mich nicht einmal. Denn unterschiedlicher als wir können zwei Menschen kaum sein.

Als wir 1989 heirateten, gab nicht einmal das Horoskop (an das ich zum Glück nicht glaube) unserer Ehe eine Chance – viel weniger unsere Freunde, unsere Familien, unser Umfeld. Und das lag nicht bloß daran, dass wir erst seit wenigen Monaten ein Paar waren. Sondern vor allem daran, dass wir im Grunde überhaupt nichts gemeinsam hatten. Nicht mal ein Hobby (haben wir übrigens immer noch nicht). Das konnte unmöglich gut gehen!

Ging es aber doch. Seit über dreißig Jahren.

Wie wir das geschafft haben? Nun, Liebe hilft schon mal sehr. Humor aber auch! Und sich selbst nicht so ernst zu nehmen.

Denn ob du einen Partner wählst, der dir ähnlich ist, oder dem Motto „Gegensätze ziehen sich an“ folgst, spielt irgendwann keine Rolle mehr. Spätestens, wenn sie in die besten Jahre kommen, werden Männer irgendwie wunderlich. Als wäre dein Liebster in die Pubertät zurückgekehrt und zugleich altersstarrsinnig geworden. Und dann würdest du ihn am liebsten fragen: „Wer sind Sie, und was haben Sie mit dem Mann gemacht, den ich geheiratet habe?“

Ich weiß, wovon ich rede. Mein Mann ist das beste Beispiel dafür. In einem Moment versteckt er sich hinter dem Vorhang, um dann „Buh!“ zu schreien und mich erschrecken zu können, im nächsten Moment hält er einen Vortrag über sein errechnetes Renteneintrittsdatum.

Kommt dir bekannt vor? Dachte ich mir.

Ja, es ist nicht einfach, wenn Männer komisch werden. Aber sich pausenlos darüber aufzuregen, macht nur schlechte Laune und Falten. Viel besser ist es doch, sich darüber zu amüsieren. Stell dir einfach vor, eure Ehe wäre ein Loriot-Cartoon. Oder eine Sitcom. Oder ein lustiger Schmöker …

Siehst du? Es funktioniert!

PS: Übrigens – ich freue mich, wenn nicht nur Frauen, sondern auch Männer dieses Buch lesen. Solltest du ein Mann sein, lass dich nicht davon irritieren, dass ich dich hin und wieder so anrede, als wärest du eine Frau. Das ist dann „generisch“ gemeint. So wie wenn du „Arzt“ sagst und „Ärztin“ meinst. Du bist dann mitgemeint, okay? Ich wusste, du hast Verständnis!

Teil 1

Nach dem Happy End fängt der grosse Spass erst an

H wie Hauptsache Liebe

w

In diesem Buch wird es viel zu lachen geben, so viel steht fest. Und in den meisten Geschichten wird mein Mann im Mittelpunkt stehen.

Nun könntest du den Eindruck gewinnen, ich wollte mich über ihn lustig machen, ihn der Lächerlichkeit preisgeben.

Doch das wäre ein Trugschluss. Ich lache nicht auf seine Kosten, sondern mit ihm. Manchmal auch über ihn, okay, aber da er ja mitlacht, ist das nur liebevoll gemeint.

Denn so komisch er auch manchmal agiert, mein Mann ist der beste Ehemann von allen. Voller Güte, Großzügigkeit und Gefühl.

Wenn er jemanden liebt – und das bin seit über dreißig Jahren ich –, dann bedingungslos. Ohne Kompromisse. Mit Leib und Seele.

Natürlich konnte ich das nicht wissen, als ich ihn Ende der Achtzigerjahre kennenlernte und bereits nach wenigen Monaten heiratete, mehr oder weniger Hals über Kopf. Aber ich ahnte es.

Schuld daran sind drei Striche auf seinem linken Oberarm, zwei etwas kräftigere senkrechte und ein kaum noch sichtbarer quer in der Mitte. Das Ganze sieht aus wie ein H inmitten einer großflächigen Narbe wie von einer Verbrennung. Man könnte fast glauben, es wäre eine Tätowierung – was daran liegt, dass es eine ist.

Die Geschichte dieses Tattoos ist komisch und rührend zugleich, und ich kann sie dir unmöglich vorenthalten.

Es ist die Geschichte tiefer Gefühle, die unerfüllt geblieben sind – eine echte Lovestory, so romantisch, wie es nur die erste Liebe zu sein vermag.

Mein Mann war zehn Jahre alt, als er Habiba zum ersten Mal sah. Eigentlich hätte er sauer auf sie sein sollen, denn dort, wo der Neubau stand, in dem sie wohnte, war vorher der Bolzplatz gewesen, auf dem er und seine Freunde nachmittags gespielt hatten. Na ja, eigentlich war es kein richtiger Bolzplatz, sondern ein relativ flaches, einigermaßen gestrüppfreies Gelände, auf dem die Jungs mithilfe von Stöcken das Spielfeld abgegrenzt und mit den Fersen im Staub die Linien markiert hatten. So war das nun mal in den frühen Siebzigern in nordafrikanischen Dörfern.

Doch nun stand da diese Baracke. Na ja, es war natürlich keine Baracke, sondern ein ziemlich schönes Haus mit Ornamentfliesen am Sockel, strahlend blau lackierten Klappläden, einer hübschen Sitzbank neben dem eindrucksvollen Eingangstor und einer riesigen Dachterrasse. Die Jungs nannten sie bloß Baracke, weil ihnen zum Schimpfen zumute war. Denn das neue Haus war der Grund, warum sie sich an diesem Tag mühevoll einen neuen Bolzplatz hatten suchen und abstecken müssen.

Nun war es Abend und sie waren auf dem Heimweg, als sie an dem Neubau vorbeikamen, und da sah er sie. Sie saß auf der Bank vor dem Eingang, las in einem Buch und sah dabei so anmutig aus, dass es ihn wie ein Blitz traf. Mein Mann – beziehungsweise sein zehnjähriges Ich – war sofort schockverliebt!

Von Stund an befand er sich im Ausnahmezustand. Während seine Brüder neben ihm schon selig schlummerten, dachte er an sie. Auch in der Schule dachte er nur an sie. Beim Essen, beim Fußballspielen, bei den Hausaufgaben … er dachte einfach immerzu an Habiba.

Es hätte keinen passenderen Namen für die Angebetete geben können, schließlich bedeutet Habiba „die Geliebte“.

Er träumte von ihrem schokoladenbraunen, sanft gewellten Haar, ihrem goldbraunen Teint, ihren langen Beinen und schmalen Füßen, ihrem gazellenartigen Gang, ihren mandelförmigen Augen mit dem geheimnisvollen Blick, ihrem unergründlichen und zugleich so bezaubernden Lächeln.

Stundenlang konnte er darüber grübeln, ob dieser Blick und dieses Lächeln wirklich ihm gegolten hatten und welche Botschaft sich dahinter verbarg. Empfand sie auch etwas für ihn? Er wagte kaum, es zu hoffen. Aber insgeheim tat er es doch. Von ganzem Herzen. Denn er wusste in diesem Moment, dass er nie eine andere lieben würde. Sie oder keine!

Vorerst musste er sich jedoch mit einseitigem Anschmachten aus der Ferne zufriedengeben. Wenn er mit den Jungs auf dem Weg zum Bolzplatz an ihrem Haus vorbeikam, saß sie nicht selten auf der Bank vor dem Haus. Besonders gut gefiel ihm, wenn sie mit einer anmutigen Bewegung eine Haarsträhne hinters Ohr strich. Dann machte sein Herz jedes Mal einen Extraschlag. Manchmal schaute sie wie zufällig auf, und wenn sich ihre Blicke begegneten, stand für einen kurzen Moment die Welt still. Einmal nickte sie fast unmerklich, und natürlich registrierte er diese winzige Bewegung ganz genau. Das musste doch etwas zu bedeuten haben!

Nach dem Abendessen unternahm er zum ersten Mal im Leben einen Verdauungsspaziergang. Jedenfalls war das sein Alibi. Seine Eltern schienen keinen Verdacht zu schöpfen. Seine Geschwister sowieso nicht, die stritten gerade über das Fernsehprogramm.

Sicherheitshalber nahm er nicht den direkten Weg, sondern schlenderte scheinbar ziellos durch die Straßen, bis er wie zufällig an ihrem Haus vorbeikam. Und ebenso zufällig war das genau der Moment, in dem sie den Müll rausbrachte. Er sprintete los, um ihr den Deckel der Tonne aufzuhalten, wofür sie sich schüchtern lächelnd bedankte. Anschließend standen sie noch ein bisschen nebeneinander unter dem Olivenbaum, bis Habiba schließlich erklärte, sie müsse jetzt wieder reingehen.

Ohne sich ausdrücklich dafür verabredet zu haben, wiederholten sie diese Begegnung am nächsten Abend. Und am übernächsten. Und an jedem weiteren Abend dieses unvergesslichen Sommers.

Ihre Gespräche blieben einsilbig. Nicht ganz so knapp wie beim ersten Mal, aber über ein paar Bemerkungen betreffend das Wetter, die Schule oder ihre jeweiligen Lieblingsessen ging es nie hinaus. Es blieb auch kaum Zeit für mehr, denn Habibas Eltern durfte natürlich nicht auffallen, wie lange sie wegblieb, wenn sie den Müll rausbrachte, und ebenso wenig durften seine Verdauungsspaziergänge ausufern.

Aber diese wenigen Minuten, die sie allabendlich mitei­nander hatten, machten ihn so glücklich, wie er es sich noch vor ein paar Wochen nie hätte träumen lassen.

Habiba war die Liebe seines Lebens, daran zweifelte er keine Sekunde. Am liebsten hätte er ihr einen Verlobungsring geschenkt. Aber natürlich fehlten ihm dafür die Mittel. Und außerdem war es vollkommen unangebracht für zwei Zehnjährige, sich zu verloben. Die anderen Kinder würden sie auslachen. Und die Erwachsenen … Nun, er malte sich lieber nicht aus, was die dazu sagen würden. Erwachsene neigten ja ohnehin dazu, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen.

Es würde also so bald nichts werden aus der Sache mit der Verlobung. Aber er sehnte sich nach einem Zeichen. Einem Symbol dafür, dass er sie liebte und auch in Zukunft lieben würde. Für immer und ewig.

Die Idee überkam ihn im Mathematikunterricht. Als er mit dem Zirkel herumspielte und sich fast an dessen Spitze stach. Er betrachtete den Abdruck. Und dann seinen Füllfederhalter. Und so langsam reifte der Plan …

Vielleicht hätte er einen Rückzieher gemacht, wenn er sich das alles etwas länger durch den Kopf hätte gehen lassen. Doch dazu war es viel, viel zu heiß …

Und so zog er die Sache durch. Hinter der Schulmauer im Schatten. Er zog sein Hemd aus. In einer Hand hielt er eine Nadel, in der anderen ein Tintenfässchen.

Und nun?

Vor lauter Liebestaumel hatte er sich gar nicht richtig überlegt, wie er vorgehen wollte. Wie sollte er ihren Namen in der schwierigen arabischen Schrift hinbekommen? Und dann auch noch auf dem Kopf – sonst würde nur er es richtig lesen können, und nicht die ganze Welt.

Spontan beschloss er, dass der Anfangsbuchstabe ihres Vornamens genügte, als Symbol. Und er entschied sich für lateinische Druckschrift – damit sah das H nämlich von beiden Seiten gleich aus.

Vorsichtig tunkte er die Nadel in die Tinte, dann bohrte er sie zaghaft in die sonnengebräunte Haut seines linken Oberarms. Es tat überraschend weh.

Er begann mit dem Querstrich. Mit der Zeit gewöhnte er sich an den Schmerz. Bei den zwei langen, senkrechten Strichen war er nicht mehr so zögerlich und stach fester zu. Und dann war das H fertig. Sein Liebes-Tattoo. H wie Habiba.

Für immer und ewig würde diese Tätowierung auf seinem Arm bleiben. Man würde es dort bestaunen können, bis Habiba und er alt und grau waren. Alle würden es sehen …

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Hammerschlag. Ja, alle würden sehen, was er getan hatte – auch seine Eltern. Und sie würden nicht begeistert sein!

Den Rest des Nachmittags verbrachte er mit dem Versuch, das H wieder zu entfernen. Mit Wasser, was rein gar nichts half. Mit Schleifpapier, was höllisch wehtat. Und sogar mit heißem Öl, das brannte wie Feuer. Es bildeten sich Brandblasen, aber das Tattoo verschwand nicht. Nur der Mittelbalken, bei dem er noch zaghaft zugestochen hatte, verblich ein wenig. Das H aber war weiterhin deutlich zu erkennen und ist es noch heute.

Die Sorge, seine Eltern könnten entdecken, was er getan hatte, war übrigens unbegründet. Die Ärmel seiner T-Shirts verdeckten es. Vermutlich haben sie nie davon erfahren.

Was sie aber sehr wohl mitbekamen, waren die heimlichen Treffen mit Habiba. So etwas gehörte sich nicht, fanden seine Eltern ebenso wie ihre. Und das war das Ende seiner ersten großen Liebe.

In den nächsten Jahren war er froh, dass auch sein eigener Vorname mit einem H begann. So konnte er jedem, der danach fragte, eine glaubwürdige Erklärung für sein Selbsttattoo liefern.

Ich würde jetzt nicht behaupten, dass er gezielt nach einer Partnerin fürs Leben gesucht hat, deren Name ebenfalls mit einem H anfängt, aber dass es so gekommen ist, finden wir beide ziemlich praktisch.

Immer mal wieder diskutieren wir darüber, sein laienhaftes Werk von einem echten Tattookünstler mit einem Cover-up aufhübschen zu lassen. Doch dazu ist es bisher nie gekommen. Mein Mann behauptet, er könne sich nicht für ein geeignetes Motiv entscheiden. Angeblich schwankt er zwischen einem Adler und einer tropfenden Rotznase.

Wer ihn kennt, weiß, dass diese Alternativen genauso typisch für ihn sind wie die Fähigkeit, sich bereits als Zehnjähriger so unsterblich zu verlieben, dass ihm alles andere egal war.

Und genau das liebe ich an ihm. Seine Verrücktheit, seine Leidenschaft, sein verunglücktes Selbsttattoo. Vielleicht lässt er es ja doch eines Tages überstechen, vermutlich aber eher nicht. Dann bleibt da auf seinem Oberarm eben auf immer und ewig ein H stehen – H wie Hauptsache Liebe.

Aber die Merkel ist doch auch hübsch

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Ja, er ist ein echter Romantiker, mein Mann. Und er verwöhnt mich, was das Zeug hält! Kocht mir leckerste Speisen, bringt mir an besonders stressigen Tagen Kaffee, Tee, Apfelschnitze und Blätterkrokanteier an den Schreibtisch, übernimmt alle Aufgaben, die ich nicht so gern mag (vom Einkaufen bis zum Wäschebügeln) und schenkt mir nicht nur zu besonderen Anlässen Blumen, sondern jede Woche. Ohne Ausnahme! Ich habe immer einen frischen Rosenstrauß neben mir stehen, der mich daran erinnert, was für ein Glück ich doch habe.

Außerdem ist er extrem freigiebig mit Komplimenten. Wunderbaren Komplimenten!

Während andere Frauen sich kaum erinnern können, wann ihre Männer ihnen mal was Nettes zu ihrem Aussehen gesagt haben, weiß ich es ganz genau: heute. Und nicht nur zu meinem Aussehen, sondern auch zu meinen inneren Werten. Das macht er schon automatisch, damit ich ihm nicht vorwerfen kann, mich nur wegen irgendwelcher Äußerlichkeiten zu lieben. Er rühmt mein Wesen, meinen Fleiß, meine Kreativität, meine Geduld, einfach alles.

Manchmal, wenn ich gerade nicht so gut drauf bin und mir ein Blick in den Spiegel bestätigt, dass ich auch ziemlich genau so aussehe, wie ich mich fühle, dann überfordern mich seine Komplimente regelrecht. Ich bin nicht sonderlich gut darin, sie dankbar anzunehmen, sondern schaffe es immer irgendwie, sie abzuschmettern. Neulich sagte er einmal, ich würde von Tag zu Tag schöner. Worauf ich erwiderte, es sei wohl höchste Zeit für einen Termin beim Augenarzt.

Ganz schön blöd von mir, ich weiß. Vielleicht bin ich auch einfach nur verwöhnt von den Komplimenten und nehme das alles viel zu selbstverständlich?

Ich meine, als mein Mann und ich uns kennenlernten, war ich Anfang zwanzig, schlank, faltenfrei und hatte lange blonde Haare. In den über dreißig Jahren, die seitdem vergangen sind, bin ich entsprechend älter geworden, habe gewichtsmäßig ein Jo-Jo-Spektrum von rund einem Zentner mitgemacht und unzählige Frisuren und Haarfarben ausprobiert, von denen nur die wenigsten eine wirklich gute Entscheidung waren.

Er verliert darüber kein Wort. Nur als ich mich einmal für einen besonders gewagten Farbton namens „Kastanie“ entschieden hatte, der offensichtlich mehr Rotpigmente enthielt als erwartet, nannte er mich zärtlich „mein Eichhörnchen“, wofür ich ihm natürlich nicht ernsthaft böse sein konnte.

Auch meine enormen Gewichtsschwankungen kommentiert er ausschließlich dann, wenn ich gerade abgenommen habe. Dann lobt er meine erschlankte Figur, nicht ohne zu betonen, dass er mich auch vorher toll fand.

Doch dann schafft er es wieder, mit einer Bemerkung alles zu zerstören. So wie damals, als hundertneunzig Millionen im Jackpot waren. „Wenn ich die gewinne, spendiere ich dir alle Operationen, die du dir wünschst!“, rief er euphorisch, als er mit seinem Lottozettel nach Hause kam.

„Welche Operationen denn?“, fragte ich verblüfft, denn dieses Stichwort verbinde ich eher mit dramatischen Notfalleinlieferungen. Nichts, worüber ich mich jemals freuen würde.

„Na, Schönheitsoperationen eben“, sagte er arglos. „Du weißt schon, Fettabsaugung, Faltenstraffung und so.“

Ich war sprachlos. Wie kam mein Liebster bloß darauf, dass ich mich nach so etwas sehnte? War er von meinem Aussehen doch nicht so begeistert, wie er immer tat?

„Das ist ja wohl …“, rief ich empört, unfähig, meine grenzenlose Entrüstung in angemessene Worte zu fassen. Anders ausgedrückt: Ich war sprachlos, was echt nicht oft vorkommt. Also zog ich es vor, pikiert zu schweigen.

Tja, ich hielt es gerade mal eine Viertelstunde lang durch. Die beleidigte Leberwurst zu spielen, liegt mir nun mal nicht. Und der Blick meines Liebsten ließ mein eingeschnapptes Herz sofort erweichen.

Zumal mir schon klar war, was er eigentlich gemeint hatte: Nämlich, dass er mir liebend gern jeden noch so kostspieligen Wunsch erfüllen würde!

Als ich mich wieder beruhigt hatte, erklärte ich ihm, dass mir Fettabsaugungen viel zu riskant seien und Schönheits-OPs im Gesicht ebenso – „ich sag nur Meg Ryan“.

Das sah er sofort ein. Meg Ryan war einmal der Inbegriff einer wunderschönen, entzückenden Frau gewesen. Nach diversen Eingriffen ist davon nur noch eine Horrorversion ihrer selbst übrig geblieben.

„Außerdem habe ich überhaupt nicht viele Falten“, stellte ich nach einem prüfenden Blick in den Spiegel fest. Das ist einer der Vorteile, wenn man keine feinporige Haut und auch ein paar Kilo zu viel auf den Rippen hat.

„Jedenfalls keine Krähenfüße oder so“, vervollständigte ich meine Diagnose. Wobei ich die eigentlich ganz hübsch finde. Strahlenförmige Lachfältchen machen ein Gesicht keinesfalls hässlich, sondern eigentlich nur schöner! Doch obwohl ich gern, oft und laut lache, ist davon bei mir nicht die Spur zu sehen.

„Allerdings kriege ich einen Truthahnhals, so wie meine Vorfahren väterlicherseits, bloß dass ich mir keinen Bart darüber wachsen lassen kann“, fuhr ich fort.

„Ach was, das bildest du dir ein“, widersprach mein Mann sofort. Der Gute!

„Und ich habe diese komischen tiefen Linien zwischen Nase und Mund. O mein Gott, ich kriege Falten wie Angela Merkel!!!“

Diese Erkenntnis bestürzte mich nun doch ziemlich.

Und dann sagte mein Mann etwas, das alles nur noch schlimmer machte. Nämlich: „Aber die Merkel ist doch auch hübsch.“

Hallo? Sollte das etwa ein Trost sein???

Mir wären jede Menge Adjektive eingefallen, um die Kanzlerin zu beschreiben. Intelligent. Strukturiert. Durchsetzungsfähig. Analytisch. Unaufgeregt. Engagiert. Sachlich. Zielstrebig. Kontrolliert. Wachsam. Besonnen. Pragmatisch. Planvoll. Diplomatisch. Selbstbewusst. Ausdauernd.

Ihr Äußeres verbindet man mit ihren Blazern in allen Farbschattierungen, der typischen Kurzhaarfrisur und der schon sprichwörtlichen Handhaltung, der Merkel-Raute. Aber hübsch?

Immerhin hat sie ein verschmitztes Lächeln und einen wachen Blick. Außerdem ist sie wohltuend uneitel. Vielleicht ist der Vergleich also doch ein Kompliment?

Genauso, wie mich mein Mann mit einer unbedachten Bemerkung in Selbstzweifel stürzen kann, muntern mich seine Lobhudeleien immer wieder auf. Zum Glück kommen Erstere superselten vor, während Letztere an der Tagesordnung sind und mich tatsächlich immer noch überraschen können.

Zum Beispiel neulich, als ich einen Altersfleck unter dem linken Auge habe untersuchen lassen (alles gut, sagt der Hautarzt, nichts Gefährliches, nur ein „Zeichen schwindender Jugend“) und ich mit dem Gedanken spielte, mir das Ding weglasern zu lassen, da rief er empört: „Aber nein, das ist doch dein Schönheitsfleck!“ Ich war ganz gerührt, zeigt es doch, dass er selbst meinen Makeln etwas abzugewinnen weiß. Er liebt mich eben so, wie ich bin, und findet mich toll. Ist das nicht großartig?

Übrigens: Gerade fragt er mich, welches Kapitel ich heute schreibe. Und bittet mich darum, Folgendes zu ergänzen: „Dieser Mann ist unersetzbar und nicht zu vergeben!“ Was ich hiermit betone. Nachdrücklich!

Es ist mir eine Ehe!

w

Hochzeiten sind alles andere als out, daran konnten auch die wilden Siebziger mit ihrer freien Liebe nichts ändern. Viele Gründe sprechen für das Heiraten – sie sind vielfältig und liegen auf der Romantik-Skala weit auseinander.

Natürlich betrachten viele das Eheversprechen als ultimativen Liebesbeweis und sagen, sie fühlen sich einander durch ihr Jawort stärker verbunden. Das ist natürlich superromantisch!

Andere sehen die Ehe als Basis, um eine Familie zu gründen – was ja auch ziemlich viel mit Gefühlen zu tun hat. (Auch wenn sie vielleicht mit der Familiengründerei schon vorab angefangen haben und die Verbindung nun rechtzeitig legalisieren wollen, bevor der Nachwuchs schlüpft.)

Nicht ganz so idealistisch sind die Motive derer, denen es um Steuererleichterungen, Altersvorsorge oder Absicherung im Trennungs- beziehungsweise Todesfall geht – nicht zu vergessen medizinische Notfälle, Sorgerecht, Erbe und so weiter, alles Dinge, die ohne Trauschein zwar auch geregelt werden können, aber viel umständlicher.

Und dann gibt es noch diejenigen, die schon von Kindesbeinen an davon träumen, eines Tages ein prachtvolles Brautkleid zu tragen und das schönste Fest aller Zeiten zu feiern. Ich würde das auf der Romantik-Skala irgendwo in der Mitte einordnen.

„Schon krass, dass drei Prozent aller Paare nur deshalb die Ehe schließen, weil ihre Angehörigen das wünschen“, sagte ich, als ich in der Zeitung auf eine Statistik stieß. „Und ein Viertel gibt an, zu heiraten, weil es so ein schöner Brauch ist.“

„Warum hast du mich denn geheiratet?“, fragte mein Mann.

„Aber das weißt du doch!“, erwiderte ich verblüfft. „Aus Liebe natürlich!“ Das sollte er doch nun wirklich wissen, schließlich waren wir zu dem Zeitpunkt bereits seit vierundzwanzig Jahren glücklich verheiratet.

Okay, damals bei unserem überhasteten Jawort hatte auch die Sache mit der Aufenthaltserlaubnis eine Rolle gespielt, aber letztendlich ist es natürlich die Liebe gewesen, die mich dazu gebracht hat, diese Entscheidung zu treffen. Die Alternative, den Mann meines Lebens vielleicht nie wiederzusehen und das nur wegen eines blöden Stempels, war für mich undenkbar.

„Hm“, machte mein Mann nachdenklich. Und das wurde ich nun ebenfalls.

„War das bei dir etwa anders?“

„Nein, natürlich nicht. Aber eigentlich heiratet man ja auch, damit man endlich seine Ruhe hat.“

„Damit man waaas?“

„Na ja, du weißt schon. Dieses ewige Ausgehen und Leutekennenlernen und Flirten … Ständig muss man seine Lebensgeschichte erzählen und die Familie kennenlernen und sich von seiner besten Seite zeigen. Das ist ganz schön anstrengend.“

„Du meinst also, mich kennenzulernen war so anstrengend, dass du dir das nicht noch mal antun wolltest?“ Ich war ziemlich entgeistert von seiner unromantischen Antwort.

„Warum sollte ich noch mal jemanden kennenlernen wollen, wenn ich meine Traumfrau doch schon gefunden habe?“, gab er auf seine unnachahmliche Weise zurück und nahm mir damit den Wind aus den Segeln. „Was geben die Leute denn sonst noch für Gründe an – außer Liebe und Steuern und so?“, fragte er dann.

„Zum Beispiel, dass sie ein schönes Fest feiern wollen“, las ich vor.

Er nickte. „Auch ein sehr guter Grund. Das war toll damals.“

Stimmt. Unsere Feier war wirklich wunderschön gewesen. Sehr familiär und schlicht, verglichen mit den Megaevents, die heutzutage üblich sind, vermutlich ein Witz, aber für uns eben perfekt. Das Wetter war bombastisch gut, sodass wir fast den ganzen Tag draußen verbrachten. Zu dem einsam gelegenen Hunsrücker Waldhotel gehörte ein riesiges Grundstück, und wir hatten es ganz für uns und unsere Hochzeitsgesellschaft. (Heute ist es übrigens total verfallen und erinnert eher an eine Location für einen Gruselfilm. Tja, es kann eben nicht alles halten. Hauptsache, unsere Ehe tut es.)