Whispers of Love 3in1 - Fiamma Colina - E-Book

Whispers of Love 3in1 E-Book

Fiamma Colina

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Beschreibung

In diesem EBook habt ihr alle drei Romanzen der Reihe Whispers of Love von Fiamma Colina Chris & Shannon Shannon scheint eine echte Pechsträhne zu haben. Als sie auf Chris trifft, sorgt er indirekt dafür, dass sie ihren Job verliert. Er ist Polizist und stoppt Shannon auf dem Weg zur Arbeit, weil sie zu schnell fährt. Klar, sie ist spät dran und kommt durch Chris noch später. Chris kann Shannon nicht vergessen und setzt alles daran, sie wieder zu treffen. Kann sie ihm verzeihen, dass sie seinetwegen arbeitslos ist? Jason & Jessica Jessica hat ein Problem. Ihr Auto ist kaputt und die Eltern sollen es nicht merken. Dann trifft sie auch noch auf Jason und ist sofort hin und weg. Gelingt es Jessica, Jason für sich zu gewinnen? Eine Lovestory für alle, die sich fragen, wie unspektakulär eine erste große Liebe sein kann und warum es sich trotzdem anfühlt, als wäre es das Größte auf der Welt, was einem passieren kann. Sam & Sharon Sharon zieht es fort aus dem Dorf, in dem sie aufgewachsen ist. Nun hat sie ihre Ausbildung beendet und schmiedet Pläne für ihr weiteres Leben. Sie sucht Abenteuer, die ihr Dorf ihr nicht zu bieten hat. Ab in die Großstadt ist ihre Devise. Dort erwartet sie der erste Job nach der Ausbildung und das Abenteuer Leben und Lieben. Sam hat es ihr angetan. Kommen sie zusammen?

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Fiamma Colina

Whispers of Love

Chris & Shannon

Jason & Jessica

Sam & Sharon

Alle drei in einem Buch

Whispers of Love

Chris & Shannon

Fiamma Colina

1.Kapitel

Seufzend blicke ich auf die aufleuchtenden Lichter, die sich in meinem Rückspiegel befinden. Ich habe keine Ahnung, wieso ausgerechnet ich seit Wochen so ein Pech habe. Aber nachdem, was alles bereits passiert ist, setzt dies dem ganzen noch die Krone auf.

Ja, ich bin viel zu schnell unterwegs.

Ja, ich bin vor allem viel zu spät dran.

Ja, dies ist eindeutig nicht das erste Mal, das sich mich in dieser Lage befinde.

Allerdings muss ich auch festhalten, dass ich die letzten Male eindeutig nicht erwischt wurde. Und das ist wahrscheinlich der Grund, wieso ich das auch jetzt wieder gemacht habe.

Nun hatte ich aber nicht so viel Glück, denke ich angespannt.

Ich lasse meinen Wagen an den parkenden Autos vorbeirollen, ehe ich ihn ein wenig nach rechts lenke und ihn dann anhalte.

Im Rückspiegel beobachte ich mit einem wild schlagendem Herzen, wie die Polizisten aussteigen und sich dann meinem Wagen nähern.

Ich bin nervös, das kann ich nicht für mich behalten. Noch nie befand ich mich in dieser Lage. Daher habe ich auch keine Ahnung, wie ich mich jetzt verhalten soll.

Angespannt halte ich die Luft an und sehe dann zum Fenster, als der Polizist neben meinem Auto stehen bleibt. Und als er sich dann auch noch in meine Richtung dreht, kann ich nicht verhindern, dass mein Herz für ein paar Schläge aussetzt.

Ich muss zugeben, dass er wirklich gut aussieht. So gut, dass ihm wahrscheinlich alle Frauen zu Füßen liegen. Das erkenne ich auf den ersten Blick.

Auch wenn ich im Auto sitze, erkenne ich dennoch, dass er groß und vor allem breit gebaut ist. Unter dem Hemd seiner Uniform schaut ein Stück eines Tattoos heraus. Alleine dieser Anblick sorgt dafür, dass ich mir nur schwer ein Seufzen verkneifen kann. Denn unweigerlich stelle ich mir vor, wie er wohl darunter aussieht.

Schnell schiebe ich diesen Gedanken jedoch wieder zur Seite. Gerade kann ich das eindeutig nicht gebrauchen.

Mit einem schiefen Grinsen im Gesicht sieht er mich an, während ich das Fenster herunterlasse.

„Sie wissen, dass Sie zu schnell gefahren sind?“, fragt er mich, wobei der dunkle Ton seiner Stimme mir durch Mark und Bein geht.

In diesem Moment bin ich mir sicher, dass ich sie wahrscheinlich nicht so schnell vergessen werde. Und auch jetzt bin ich mir wieder sicher, dass ich nicht die einzige Frau bin, die so auf ihn reagiert.

„Ich weiß“, murmle ich so leise, dass ich mir nicht sicher bin, ob er mich auch verstanden hat.

Kurz atme ich tief durch und versuche mich so wenigstens einigermaßen zu beruhigen. Mir ist bewusst, dass ich wahrscheinlich nur eine Chance habe, mit einem blauen Auge von hier zu verschwinden, wenn ich jetzt nicht in Panik gerate. Dies ist aber nicht so leicht.

„Ich habe vor zwei Wochen eine Kündigung für meine Wohnung bekommen und an dem gleichen Tag auch eine Abmahnung von meinem Chef. Ich kann es mir wirklich nicht erlauben, auch noch meinen Job zu verlieren.“

Beinahe flehentlich sehe ich ihn an. Normalerweise ist dies überhaupt nicht meine Art. Doch gerade kann ich einen Strafzettel nicht auch noch gebrauchen.

Die nächsten Sekunden kommen mir eindeutig wie eine Ewigkeit vor. Wie von alleine wandert mein Blick zu der digitalen Uhr, die sich auf meinem Radio befindet. Ich habe noch fünf Minuten Zeit, bis ich im Büro sein muss. Selbst wenn er mich ohne Strafzettel fahren lässt, ist mir bewusst, dass ich das nicht mehr schaffen kann.

Deswegen sehe ich ihn noch einmal an. Dabei stelle ich fest, dass er mich keine Sekunde aus den Augen lässt. Dies sorgt dafür, dass ich noch nervöser werde.

„Also gut“, beginnt er, als ich schon die Befürchtung habe, dass er überhaupt nichts mehr dazu sagt. „Ich merke schon, dass Sie gerade nicht unbedingt Glück haben.“

„So kann man es auch ausdrücken.“

Kaum habe ich den Satz beendet, beiße ich mir auf die Lippe. Eigentlich wollte ich diese Worte für mich behalten. Doch nun haben sie meinen Mund verlassen, bevor ich das konnte.

Sein leises Lachen dringt an meine Ohren und sorgt dafür, dass ich mich wenigstens für einen Moment auf etwas anderes konzentriere. Doch schnell kommt mir wieder ins Gedächtnis, in welcher beschissenen Lage ich mich gerade befinde.

„Sie können fahren“, redet er dann weiter. „Aber nur, wenn Sie mir versprechen, dass Sie sich jetzt an die Regeln halten werden.“

Beinahe ein wenig streng sieht er mich an. Doch ich bin mir nicht sicher, ob er es auch so meint. Deswegen ziehe ich es vor, besser nicht darauf einzugehen.

„Danke“, flüstere ich erleichtert.

„Sollte Ihr Chef Probleme machen, er soll mich anrufen.“

Mit diesen Worten reicht er mir eine Visitenkarte und macht dann einen Schritt nach hinten. Damit gibt er mir zu verstehen, dass ich besser sofort verschwinden sollte, bevor er es sich unter Umständen anders überlegt.

Ein letztes Mal lächle ich ihn noch an, bevor ich wieder den Motor starte und mich auf den Weg mache. Dabei mache ich mich unwillkürlich auf das Donnerwetter gefasst, welches mich im Büro erwarten wird. Und vor allem bin ich mir sicher, dass diese eine spezielle Kollegin sich darüber freuen wird. Heather wartet nur darauf, dass ich meine Sachen packen kann.

Und irgendwie habe ich die Befürchtung, dass dieser Tag heute gekommen ist.

Dennoch beschließe ich, dass ich mir erst dann den Kopf darüber zerbrechen werde, wenn es wirklich so weit ist. Es macht mich nur wahnsinnig, wenn ich jetzt schon darüber nachdenke. Ändern kann ich gerade ja eh nichts mehr daran, dass ich mal wieder zu spät bin.

Allerdings habe ich wenigstens in einem Punkt Glück. Auf Anhieb finde ich einen Parkplatz vor dem Büro, sodass ich wenigstens nicht lange suchen muss.

Doch ich betrete mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend das Gebäude.

2. Kapitel

Zehn Minuten war ich im Büro.

Zehn verdammte Minuten.

Mehr hat mein Chef, oder besser gesagt mein ehemaliger Chef, nicht gebraucht, um mir die Hölle heiß zu machen. Vor der ganzen Belegschaft hat er mich unangespitzt in den Boden gerammt. Obwohl ich nur fünf Minuten zu spät gekommen bin, hat er es dennoch als Vorwand genommen, um mich fertig zu machen.

Und während ich ihm dabei zugehört habe, wurde mir klar, dass er es die ganze Zeit nur darauf angelegt hatte. Er hatte nur darauf gewartet, dass ich mir irgendeinen Fehler erlaube. Er hatte nur darauf gewartet, mich fertig zu machen und mich dann fristlos zu feuern.

Dabei konnte ich auch einen Blick auf meine reizende Kollegin werfen. In diesen zehn Minuten, so kurz sie auch waren, hat sie kein Geheimnis daraus gemacht, wie froh sie darüber war, dass ich endlich verschwinde. Die ganze Zeit über hat sie mich mit einem dreckigen Grinsen im Gesicht betrachtet, welches dafür gesorgt hat, dass ich ihr am liebsten die Meinung gesagt hätte. Doch das konnte ich mir gerade noch verkneifen.

Es hätte ja doch nichts an meiner Lage geändert.

Ein einziges Mal habe ich versucht anzusetzen und ihm meine Lage zu erklären. Ich habe versucht ihm klarzumachen, dass ich es mir nicht ausgesucht habe, sondern ich von der Polizei aufgehalten wurde. Doch noch bevor ich ihm sagen konnte, dass er den Polizisten anrufen soll, hatte er mich mit einem eiskalten Blick zum Schweigen gebracht.

Dabei muss ich allerdings auch sagen, dass ich keine Ahnung habe, ob es wirklich etwas gebracht hätte. Ich glaube es beinahe nicht.

Daher blieb mir nichts anderes übrig, als meine Sachen zu packen, die wenigen, die auf meinem Schreibtisch standen, und dann zu verschwinden.

Nun sitze ich schon seit einer Stunde in meinem Wagen und überlege, wie es für mich weitergehen wird. Allerdings ist es egal, wie sehr ich mir darüber den Kopf zerbreche, ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung.

„Verdammt“, fluche ich und fahre mir dabei über den Nacken, um meine verspannten Muskeln zu lockern.

Mir ist bewusst, dass ich nicht ewig in meinem Wagen vor dem Bürogebäude sitzen kann. Außerdem bezweifle ich, dass ich auf diese Weise meinen Job wieder bekomme.

Daher schnalle ich mich an und starte den Motor. Ich beschließe, dass es in diesem Moment wahrscheinlich nur eine einzige Person gibt, die meine Laune wenigstens wieder etwas heben kann.

Und das ist nicht meine Mutter. Bevor ich ihr unter die Augen unter die Augen trete, werde ich mir erst einmal überlegen müssen, wie ich ihr erkläre, dass ich bald wieder zu Hause wohnen werde. Denn so werde ich keine neue Wohnung finden.

Welcher Vermieter will schon jemanden, der keinen Job hat und wahrscheinlich die Miete nicht zahlen kann?

Nein, ich mache mich auf den Weg zu meiner Freundin. Sie hat heute frei und wird mich sicherlich gerne ein wenig aufmuntern.

Vor Annas Haus habe ich nicht so viel Glück und finde sofort einen Parkplatz. Dann gehe ich jedoch mit großen Schritten auf die Haustür zu und warte nach dem Klingeln darauf, dass sie diese geöffnet hat.

„Solltest du nicht eigentlich im Büro sitzen und dieser eingebildeten Schnepfe die Meinung sagen?“, fragt sie mit einem verwunderten Blick, als sie mich entdeckt.

Doch bereits in der nächsten Sekunde heben sich ihre Augenbrauen ein Stück.

„Ja, eigentlich sollte ich das“, erwidere ich.

Seufzend gehe ich an ihr vorbei in die Wohnung und streife mir dann die Schuhe von den Füßen, ehe ich mich wieder in ihre Richtung drehe.

„Was ist passiert?“, fragt sie alarmiert.

An dem Ton ihrer Stimme erkenne ich genau, dass sie bemerkt hat, dass etwas nicht stimmt. Und genauso sehe ich ihr an, dass sie neugierig ist und nur darauf wartet, dass ich ihr antworte.

Ein letztes Mal atme ich noch tief durch. Erst dann rücke ich mit der Sprache heraus.

„Ich habe kein Büro mehr, in das ich gehen könnte.“

„Was?“, fragt sie.

Verwirrt betrachtet sie mich. Auf diese Weise zeigt sie mir, dass sie nicht genau weiß, was ich ihr damit sagen will.

„Vor etwas über einer Stunde wurde ich hochkant rausgeschmissen, weil ich ein paar Minuten zu spät gekommen bin.“

Ihr Mund öffnet sich, allerdings gibt sie keinen Ton von sich. Stattdessen hört sie mir einfach nur schweigend zu, während ich ihr von meinem Morgen berichte.

„Scheiße“, murmelt sie dann. „Da kann man doch sicherlich etwas machen. Vielleicht solltest du deswegen zu einem Anwalt gehen. Ich bin mir sicher, dass dies nicht richtig ist.“

Mit diesen Worten geht sie an mir vorbei und verschwindet nach einigen Schritten bereits in der Küche. Da ich ihr nicht sofort folge, kann ich nur hören, wie sie in den Schränken kramt. Dann setze ich mich jedoch auch in Bewegung.

„Und was soll der machen? Im Idealfall würde er dafür sorgen, dass ich meinen Job wieder bekomme. Dann müsste ich aber auch wieder dort arbeiten. Und ich bin mir sicher, dass die Stimmung danach noch angespannter ist, als vorher.“

Während ich spreche lasse ich sie keine Sekunde aus den Augen. Dabei erkenne ich jedoch, dass sie mich genau versteht. Dies wäre auch nichts, wo sie arbeiten wollen würde. Daher brauche ich dem nichts mehr hinzufügen.

„Wenn du willst, kann ich meinen Chef fragen, ob er noch etwas für dich hat. Allerdings ist er erst in zwei Wochen wieder da. Er lag im Krankenhaus.“

Mit einem entschuldigten Blick dreht sie sich zu mir und sieht mich vorsichtig an.

Ich gebe zu, dass der Einzelhandel nicht unbedingt zu den Gebieten zählt, in denen ich gerne arbeite. Das war einfach noch nie etwas für mich. Doch mir ist auch bewusst, dass ich wahrscheinlich keine andere Möglichkeit habe. Schließlich brauche ich einen Job, da ich sonst keine neue Wohnung finde und wahrscheinlich wirklich zu meinen Eltern ziehen müsste.

Aus diesem Grund nicke ich und gebe ihr so zu verstehen, dass sie das ruhig machen kann.

„In der Zwischenzeit kannst du dich ja auch umsehen“, murmelt sie als nächstes.

„Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich frage mich nur, wieso ausgerechnet ich so viel Pech haben muss.“

Ich lasse mich auf einen Stuhl sinken und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Ja, gerade ist mir einfach alles zu viel. Doch wenn man bedenkt, was alles bei mir los ist, ist das wahrscheinlich verständlich. Gerade jetzt ist es aber wichtig, dass ich einen klaren Kopf bewahre.

„Lass den Kopf nicht hängen. Ich bin mir sicher, dass alles gut gehen wird. Heute werden wir uns auf jeden Fall einen schönen Tag machen, sodass du nicht mehr daran denkst.“

Sie wackelt mit den Augenbrauen, während ich meinen Kopf langsam hebe. Ihr Anblick sorgt dafür, dass ich mir nur schwer ein Lachen verkneifen kann.

Ich weiß genau, was mich heute erwartet. Sie wird mich durch sämtliche Geschäfte schleifen und dabei wirklich nichts auslassen.

Doch genau das ist es, was ich nach diesem Tag brauche. Eigentlich ist es genau das, was ich nach den letzten zwei Wochen brauche. Denn alleine die Kündigung für meine Wohnung hatte dafür gesorgt, dass ich mich am liebsten in einem Loch vergraben hätte. Schließlich ist es nicht einfach, in dieser Stadt eine Wohnung zu bekommen.

Daher lasse ich mich gerne darauf ein und nicke.

„Perfekt“, ruft sie aus und klatscht begeistert in die Hände. „Ich ziehe mich nur eben an, dann können wir uns auf den Weg machen.“

Schnell umarmt sie mich noch, bevor sie aus der Küche verschwindet. Bereits nach wenigen Sekunden kann ich hören, wie sie ihren Kleiderschrank aufreißt und muss nun doch leise lachen.

3. Kapitel

An diesem Abend schleppe ich mich mehr oder weniger die Treppen nach oben zu meiner Wohnung. Wie ich es mir gedacht hatte, hatte Anna mich durch sämtliche Boutiquen geschliffen und mir ständig andere Klamotten vor die Nase gehalten, die ich anprobieren musste. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich deswegen ein wenig genervt war, hatte sie es dennoch geschafft, mich auf diese Weise abzulenken. Und das war ja schließlich auch der Grund, wieso ich zu ihr gefahren bin.

Doch als ich nun meine Wohnungstür vor mir erkennen kann, bricht der ganze Mist wieder über mich herein und ich kann mir ein Seufzen nicht verkneifen. Ich habe keine Ahnung, wie ich dies wieder in den Griff bekomme, doch ich weiß, dass ich nicht sehr viel Zeit dafür habe. Diese läuft mir nämlich weg.

Um genau zu sein, hätte ich heute eigentlich direkt einen neuen Job suchen sollen, anstatt den Tag mit meiner Freundin zu verbringen.

Das ist mir durchaus bewusst. Daher kann ich auch nicht verhindern, dass ich ein schlechtes Gewissen bekomme.

Ich bin so in Gedanken vertieft, dass es einen Moment dauert, bis ich auf die Person aufmerksam werde, die vor meiner Tür steht, beziehungsweise sich eher an der Wand neben meiner Tür angelehnt hat. Doch dann ziehe ich scharf die Luft ein, als mir klar wird, wer da eigentlich gerade steht.

Im ersten Moment kommt es mir so vor, als wäre dies ein Scherz. Ein Scherz, den mir meine Augen spielen. Doch als er seinen Kopf hebt und mich frech angrinst, wird mir bewusst, dass dies kein Scherz ist.

Nur wenige Schritte von mir entfernt steht wirklich der Polizist, der mich vor einigen Stunden angehalten hat.

„Hi“, begrüßt er mich mit guter Laune und stößt sich dabei von der Wand ab.

Mein Mund öffnet sich. Doch gerade bin ich nicht in der Lage, etwas von mir zu geben. Deswegen schließe ich ihn wieder, bevor ich etwas sagen kann, was ich sicherlich bereuen werde.

„Hat es dir die Sprache verschlagen?“, fragt er mich kurze Zeit später mit einem leicht belustigten Unterton in der Stimme.

„Ja, so kann man es auch sagen“, erwidere ich.

In diesem Moment bin ich froh darüber, dass ich überhaupt in der Lage bin, etwas zu sagen. Ich bin einfach zu überrascht darüber, dass er hier steht. Damit habe ich nämlich eindeutig nicht gerechnet. Um genau zu sein gibt es auch keinen Grund, wieso er hier sein sollte.

Zumindest hoffe ich das.

Dieser Gedanke trifft mich völlig unvorbereitet und zieht mich aus der Bahn. Doch das lasse ich mir nicht anmerken. Stattdessen suche ich den richtigen Schlüssel an meinem Bund heraus und mache zwei Schritte in seine Richtung.

„Woher hast du meine Adresse?“

Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Antwort auf diese Frage wirklich wissen will. Doch ich bin neugierig. Außerdem habe ich die Hoffnung, das sich so vielleicht erfahren werde, was er hier will.

Kaum habe ich ausgesprochen, dringt sein leises Lachen an meine Ohren. Es sorgt dafür, dass sich eine Gänsehaut auf meinem Körper ausbreitet und mein Herz beginnt schneller zu schlagen.

„Ich glaube, du hast bereits vergessen, das sich ein Cop bin. Ich habe dein Kennzeichen, da ist es nicht schwer für mich, eine Adresse herauszufinden.“

Es dauert einen Moment, bis seine Worte bei mir angekommen sind. Doch dann hebe ich meinen Kopf und bin erst recht überrascht. Das ist nämlich noch etwas, mit dem ich eindeutig nicht gerechnet habe.

„Und was machst du hier?“, erkundige ich mich als nächstes.

Vorsichtig ziehe ich meine Augenbrauen ein Stück nach oben. Keine Sekunde lasse ich ihn aus den Augen.

„Du schienst mir heute Morgen ein wenig durch den Wind zu sein“, erklärt er dann. „Daher dachte ich mir, dass ich vielleicht mal nach dir schauen sollte.“

Er zuckt mit den Schultern, als wäre das keine große Sache. Ein wenig kommt es mir sogar so vor, als würde er mir damit sagen wollen, dass dies zu seinem Job gehört. Doch auch wenn ich keine Ahnung von der Polizeiarbeit habe, so kann ich mir das eindeutig nicht vorstellen.

Auch jetzt muss ich wieder seufzen. Ich warte nicht darauf, dass er noch etwas sagt, sondern gehe schnell an ihm vorbei und öffne dann die Tür zu meiner Wohnung.

In der gleichen Sekunde, in der ich sie betrete, macht auch er einen Schritt hinein.

„Dein Chef hat sich überhaupt nicht bei mir gemeldet“, verkündet er dann. „Ich gehe also davon aus, dass alles gut gegangen ist“, verkündet er als nächstes.

Eigentlich wollte ich gerade meine Schuhe ausziehen. Doch nun halte ich mitten in der Bewegung inne und atme einmal tief durch, um meine aufkommende Verzweiflung wieder in den Griff zu bekommen. Erst dann drehe ich mich zu ihm herum.

Kurz bin ich irritiert. Als ich beobachte, wie selbstverständlich er die Tür schließt und dann zu mir kommt, sorgt dafür, dass es mir so vorkommt, als wäre es nicht das erste Mal. Dabei muss ich mir gleichzeitig auch vor Augen halten, dass er einfach hineingekommen ist. Ich habe ihn nicht herein gebeten und er hat mich nicht danach gefragt.

„Ich habe keinen Job mehr“, erwidere ich in der nächsten Sekunde, ohne, dass ich wirklich darüber nachgedacht habe.

Erst in dem Moment, in dem ich die Worte ausgesprochen habe, wird mir klar, dass es vielleicht ein Fehler war. Ganz davon abgesehen weiß ich nicht einmal, wieso ich das gemacht habe. Schließlich kenne ich ihn überhaupt nicht. Ich weiß nur, was er beruflich macht. Da hört es aber auch schon auf. Ich kenne ja nicht einmal seinen Namen.

Diese Feststellung sorgt dafür, dass ich wie von alleine einen Schritt nach hinten mache und so ein wenig Abstand zwischen uns bringe.

„Ich bin übrigens Chris“, stellt er sich mir dann vor und streckt seine Hand nach mir aus.

Kurz sehe ich sie beinahe prüfend an, bevor ich nach ihr greife.

„Du weißt schon, dass das ziemlich merkwürdig ist, oder?“

Während ich spreche, deute ich erst auf ihn und dann auf mich. Zum Schluss mache ich noch eine Handbewegung, die die Wohnung mit einschließt. Damit gebe ich ihm zu verstehen, dass ich normalerweise nicht zu den Frauen gehöre, die sofort einen fremden Mann in ihre Wohnung lassen.

„Ja, aber normal ist ja langweilig.“

Unbeeindruckt zuckt er mit den Schultern.

Ich muss zugeben, dass mir seine Art gefällt. Ich konnte noch nie etwas mit Männern anfangen, die mich wie ein rohes Ei behandeln. Um genau zu sein bringe ich jedes Mal so viel Abstand wie möglich zwischen uns. Doch er scheint nicht so zu sein.

Und das bedeutet, das sich mich automatisch wohl und sicher in seiner Gegenwart fühle. Mir ist bewusst, dass dies vielleicht ein Fehler ist. Denn nur weil er Polizist ist, heißt das nicht, dass er einer von den Guten ist. Doch mein Gefühl sagt mir, dass ich mir bei ihm darum eindeutig keine Sorgen machen muss. Und auf mein Gefühl kann ich mich für gewöhnlich verlassen.

„Willst du mir erzählen, was passiert ist?“

Vorsichtig sieht er mich an. In diesem Moment gibt er mir so zu verstehen, dass er anscheinend keine Ahnung hat, wie er sich mir gegenüber verhalten soll. Und ich bin mir beinahe sicher, dass ich den Grund dafür kenne.

Schließlich hat er mich angehalten und so dafür gesorgt, dass ich zu spät komme. Allerdings braucht er sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen. Schließlich war dieser Vorgang von meinem ehemaligen Chef nur eine Frage der Zeit. In diesem Punkt bin ich mir sicher.

Während ich in die Küche gehe und zwei Weingläser aus dem Schrank hole, berichte ich ein zweites Mal davon, was im Büro geschehen war. Dabei lasse ich nichts aus, bis zu dem Augenblick, in dem ich bei meiner Freundin angekommen bin.

Mit einem schuldbewussten Blick sieht er mich an, als ich mich wieder auf ihn konzentriere.

„Das tut mir leid. Das war eindeutig nicht das, was ich wollte“, erklärt er dann.

„Eigentlich muss ich mich bei dir bedanken“, erwidere ich und zucke mit den Schultern.

„Bedanken? Wieso das denn?“

Verblüfft sieht er mich an. Doch es ist die Wahrheit. Wenn man es genau nimmt, ist dies wirklich der Fall.

„Wenn man mal davon absieht, dass ich nun ein weiteres Problem habe und mir auch noch einen neuen Job suchen muss, was sicherlich nicht einfach werden wird, so brauche ich wenigstens nicht mehr für diesen Tyrannen arbeiten.“

Ich verziehe ein wenig das Gesicht. Auf den ersten Blick erkenne ich, dass er anscheinend keine Ahnung hat, wovon ich eigentlich spreche. Deswegen berichte ich ihm in kurzen Sätzen, was die letzten Wochen und Monate im Büro los war. Dabei versuche ich herauszufinden, ob ich auch selber gekündigt hätte. Doch die Wahrheit sieht so aus, dass ich es nicht weiß.

Ich bin der Meinung, dass man einen gewissen Mut braucht, um diesen Schritt zu gehen. Und diesen Mut hätte ich wahrscheinlich erst dann selber aufgebracht, wenn ich eine neue Stelle gefunden hätte.

„Ich glaube, in diesem Punkt kann ich dich beruhigen. Du bist nicht die Einzige mit einem stressigen Chef.“

„Auch wenn ich dir deswegen nicht auf die Füße treten will, so bin ich mir doch sicher, dass man beides nicht miteinander vergleichen kann. Schließlich verbringst du wahrscheinlich viel Zeit in dem Streifenwagen.“

Mit diesen Worten lasse ich mich ihm gegenüber auf einen Stuhl fallen und sehe ihn nachdenklich an. Kurz macht er den Eindruck auf mich, als würde er darüber nachdenken, was ich gesagt habe. Doch dann nickt er.

„Dieser Punkt geht eindeutig an dich.“

Lachend sehe ich ihn an. Chris hat eine Art an sich, bei der ich mir sicher bin, dass ich wahrscheinlich nicht die einzige Frau bin, die begeistert davon ist.

Dennoch genieße ich den Abend mit ihm. Es fühlt sich gut an, mit ihm zu sprechen. Er gibt mir nicht nur das Gefühl, mich zu verstehen, ich bin mir sicher, dass es tatsächlich so ist.

„Wie wäre es, wenn wir uns morgen Abend treffen?“, fragt er mich, als er sich mitten in der Nacht von mir verabschiedet.

„Du meinst ein Date?“, frage ich ihn spielerisch.

„Ja.“

Mehr sagt er nicht. Nur dieses eine Wort. Doch es reicht aus, um mich aus meiner Bahn zu ziehen. Für einige Sekunden sieht er mich einfach nur an. Ich erwidere den Blick, ohne überhaupt zu wissen, was ich sagen oder machen soll.

„Ist das dein Ernst?“, frage ich ihn dann jedoch.

„Ich würde gerne noch mehr Zeit mit dir verbringen.“

Seine ehrliche Antwort raubt mir ein wenig den Atem. Ich habe ja von Anfang an gemerkt, dass da etwas zwischen uns ist. Doch irgendwie war ich davon ausgegangen, dass es eher einseitig ist.

Kurz denke ich darüber nach, ob es wirklich das ist, was ich gerade in meinem chaotischen Leben brauche. Doch dann nicke ich wie von alleine. Noch in der gleichen Sekunde erkenne ich das glückliche Lächeln in seinem Gesicht.

„Ich hole dich ab.“

Mit diesen Worten lehnt er sich nach vorne und drückt mir einen sanften Kuss auf die Wange. Dann dreht er sich um und verschwindet.

Kurz bleibe ich in meiner geöffneten Wohnungstür stehen und sehe ihm nach. Erst, nachdem er aus meinem Sichtfeld verschwunden ist, schließe ich sie und lasse mich auf der Innenseite dagegen sinken.

Ich brauche einen Moment bis ich mich wieder etwas beruhigt habe. Doch selbst dann weiß ich noch immer nicht, was ich gerade getan habe.

4. Kapitel

Am nächsten Morgen dauert es eine Ewigkeit, bis ich mich dazu aufraffen kann, endlich das Bett zu verlassen. Doch dann mache ich mich schnell fertig und verlasse das Haus, um mir eine Zeitung zu besorgen.

Die halbe Nacht saß ich noch vor dem Computer und habe Stellen gesucht. Allerdings habe ich nur wenige gefunden, die wirklich infrage kommen. An diese hatte ich direkt meine Unterlagen geschickt, die wenigen, die ich habe. Von meinem ehemaligen Arbeitgeber habe ich noch kein Zeugnis bekommen, weswegen ich ein älteres nehmen musste. Und auch jetzt bin ich mir noch immer sicher, dass es nicht sehr gut sein wird, obwohl ich so gut wie alles für diese Firma getan habe.

Auch jetzt könnte ich mir wieder in den Hintern treten, wenn ich daran denke. Doch rückgängig machen kann ich es nun auch nicht mehr. Daher bringt es nichts, wenn ich weiter darüber nachdenke.

Während ich zu dem kleinen Kiosk gehe, um in der Zeitung nach weiteren Stellen zu suchen, sehe ich mir die Leute an, die sich um mich herum befinden. Ich bin mir beinahe sicher, dass keiner von ihnen mit den Problemen zu kämpfen hat, die ich habe. Sonst hätten sie augenscheinlich nämlich bestimmt nicht so gute Laune.

Nachdem ich sie mir gekauft habe, setze ich mich auf eine Bank und gehe die Anzeigen durch. Doch auch hier werde ich nicht fündig. Um genau zu sein stehen dort nur Stellen drin, von denen ich mir nicht einmal sicher bin, ob sie mich über Wasser halten können, bis ich etwas anderes gefunden habe.

Daher bleibt mir eigentlich nichts anderes übrig, als immer wieder zu suchen und gleichzeitig zu hoffen, dass Annas Chef vielleicht eine Stelle für mich hat. Doch das werde ich erst in zwei Wochen erfahren.

Damit dieser Tag wenigstens nicht ganz verloren ist und ich auch die Zeit bis zu meinem Date mit Chris besser nutzen kann, sehe ich mir spontan eine Wohnung an.

Ich muss zugeben, dass sie wirklich schön ist und vor allem preislich in meinem Rahmen. Allerdings habe ich dennoch noch keine Ahnung, ob ich sie mir überhaupt leisten kann. Schließlich habe ich noch immer keinen Job.

Alleine dieser Gedanke sorgt dafür, dass ich mir ein Seufzen nicht verkneifen kann, als ich in meine Straße biege. Ich habe nur noch zwei Monate Zeit, bis ich aus meiner Wohnung ziehen muss. Das hört sich vielleicht nach viel an, aber mir ist bewusst, dass diese Zeit schnell vergeht.

Es dauert nicht lange, bis ich ein weiteres Mal seufze. Doch dieses Mal ist nicht mein Job oder meine Wohnung Schuld. Nein, es ist die Person, die vor dem Haus steht, in dem ich wohne.

„Mom?“, frage ich, als ich nur noch wenige Meter von ihr entfernt bin.

Augenblick dreht sie sich zu mir herum und sieht mich dann freudestrahlend an.

„Ich war gerade in der Nähe und dachte mir, dass ich mal vorbei schaue. Allerdings warst du noch nicht zu Hause, deswegen habe ich beschlossen, kurz zu warten. Und ich hatte tatsächlich Glück.“

Mit diesen Worten drückt sie mir einen Kuss auf die Wange.

Im ersten Moment habe ich keine Ahnung, wie ich mich verhalten soll. Ich habe gehofft, dass ich noch ein wenig Zeit habe, bis sie mir wieder über den Weg läuft, und wenn es nur ein paar Tage sind.

Ich liebe meine Eltern, deswegen ist dieser Gedanke schon ein wenig gemein. Das ist mir durchaus bewusst. Doch ich wollte wenigstens erst eine Lösung für mein Problem haben.

„Kurzfristig konnte ich mir eine Wohnung ansehen. Diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen.“

Ich zucke mit den Schultern und schließe die Tür auf, damit wir hineingehen können. Schweigend folgt meine Mutter mir, bis wir in meiner Wohnung angekommen sind.