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Jeder hat schon einmal Entscheidungen getroffen, die er am liebsten rückgängig machen würde. Doch das geht nicht, und die Folgen dieser Entscheidungen lassen einen einfach nicht zur Ruhe kommen. Sie meinen, die falsche Person geheiratet zu haben? Sie haben eine schlechte finanzielle Entscheidung getroffen, die Sie (und Ihre Familie) ruiniert hat? Sie haben das Gefühl, den falschen Beruf gewählt zu haben? Sie haben eine moralische Grenze überschritten, und nun liegt Ihr Leben in Trümmern? Welche Entscheidung es auch immer ist, die Sie in Ihrem Leben bereuen, es gibt eine gute Nachricht: Gott ist größer als Ihre größte Dummheit, größer als die Fehler, die Sie gemacht haben, größer als Ihre Sünden und größer als das größte Durcheinander, das Sie auf Ihrem Weg hinterlassen haben. Er hat die Möglichkeit, aus Ihren Fehlern neue Chancen entstehen zu lassen, wenn Sie ihn darum bitten.
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Seitenzahl: 230
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Erwin W. Lutzer
Das Beste ausfalschen Entscheidungen machen
Erwin W. Lutzer
Wie aus Fehlern Chancen werden
Das Beste aus falschen Entscheidungen machen
Best.-Nr. 275549 (E-Book)
ISBN 978-3-98963-549-4 (E-Book)
Titel des amerikanischen Originals:
Making the Best of a Bad Decision
© 2011 by Erwin Lutzer
German edition © 2012 by Christliche Verlagsgesellschaft mbH Dillenburg with permission of Tyndale House Publishers, Inc. All rights reserved.
Soweit nicht anders vermerkt, wurde die folgende Bibelübersetzung verwendet:
Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen. (ELB)
Darüber hinaus wurde die folgende Übersetzung verwendet:
NeÜ bibel.heute, © 2010 Karl-Heinz Vanheiden und Christliche Verlagsgesellschaft (NeÜ)
1. Auflage (E-Book)
© 2025 Christliche Verlagsgesellschaft mbH
Am Güterbahnhof 26 | 35683 Dillenburg
Übersetzung: Michelle Träger
Satz und Umschlaggestaltung: Christliche Verlagsgesellschaft mbH
Wenn Sie Rechtschreib- oder Zeichensetzungsfehler entdeckt haben, können Sie uns gern kontaktieren: [email protected]
Einleitung
Sie haben also eine falsche Entscheidung getroffen …
Willkommen im Club!
1Die schlechteste Entscheidung in der Menschheitsgeschichte
Glücklicherweise war es nicht Ihre!
2Wenn Sie die zweitbeste Entscheidung getroffen haben
Wie man Gott trotz krummer Wege vertraut
3Wenn Sie eine problematische Ehe eingegangen sind
Sie bereuen dieses törichte Eheversprechen
4Wenn Sie eine moralische Grenze überschritten haben
Ihr Geheimnis ist aufgeflogen
5Wenn Sie eine schlechte finanzielle Entscheidung getroffen haben
Sie haben das Kleingedruckte nicht gelesen
6Wenn Sie den falschen Beruf gewählt haben
Es ist Ihnen eine Qual, jeden Morgen zur Arbeit zu gehen
7Wenn Sie andere verletzt haben
Reue ohne Ende
8Wie man kluge Entscheidungen trifft
Weisheit für die Zukunft
9Die fatalste Entscheidung, die Sie jemals treffen könnten
Versäumen Sie nicht, sich auf die Ewigkeit vorzubereiten
Anmerkungen
Kluge Menschen können dumme Entscheidungen treffen!
Wir alle kennen wunderbare Menschen, die den verkehrten Beruf gewählt, den falschen Partner geheiratet oder durch riskante Investitionen Geld verloren haben. Wir alle haben selbst schon einmal Entscheidungen getroffen, die wir am liebsten vergessen würden, aber deren Folgen uns einfach nicht zur Ruhe kommen lassen.
Die Summe unseres Lebens gleicht der Summe unserer Entscheidungen. Anhand unserer Entscheidungen und der Auswirkungen, die sie auf uns und andere hatten, kann man unseren Charakter erkennen. So wie wir sind, werden wir uns entscheiden – das heißt, unser Charakter bestimmt, wie wir uns auch entscheiden.
Wir können zwar unsere Entscheidungen frei treffen, aber die Folgen können wir uns nicht aussuchen. Noch ernüchternder ist die Tatsache, dass eine falsche Entscheidung lebenslangen Kummer und Reue nach sich ziehen kann. Ein unmoralischer Schritt, eine Alkoholfahrt, eine schnelle Hochzeit – solche und viele andere törichten Entscheidungen können die Richtung unseres Lebens zum Schlimmsten verändern. Wenn Sie erst einmal den falschen Weg eingeschlagen haben, erscheint es Ihnen zu schwer – und manchmal sogar unmöglich – umzukehren.
Die Entscheidungen der Vergangenheit haben Sie dorthin gebracht, wo Sie heute sind. Ebenso werden die Entscheidungen, die Sie heute treffen, einen gewissen Einfluss auf Ihre Zukunft haben. Eine kluge Entscheidung, die Sie jetzt treffen, kann die negativen Entscheidungen der Vergangenheit zur Basis für ein sinnvolleres Leben und einen produktiveren Dienst werden lassen.
Wir können zwar unsere Entscheidungen frei treffen, aber die Folgen können wir uns nicht aussuchen.
Sich in herausfordernden Umständen richtig zu entscheiden, ist schwierig – aber nicht unmöglich. Im Alten Testament finden wir das Beispiel eines jungen Mannes: Josef, der, obwohl er von seinen eifersüchtigen Brüdern fürchterlich betrogen wurde, eine Reihe guter Entscheidungen traf. Er floh vor den Verführungen der Frau seines Chefs und musste deshalb unschuldig ins Gefängnis. Später verzichtete er darauf, sich an seinen Brüdern zu rächen, obwohl sich ihm die Möglichkeit dazu bot. Josef entschied sich für Demut statt Stolz und für Vergebung statt Bitterkeit. Heute bewundert man ihn für seine klugen Entscheidungen, denn sie hatten unvorstellbar positive Auswirkungen.
Genau wie Josef müssen auch wir jeden Tag neue Entscheidungen treffen. Wir entscheiden uns entweder für den besseren oder für den schlechteren Weg; wenn der Tag dann vorüber ist, können wir nicht noch einmal von vorne anfangen. Im Laufe der Zeit werden all unsere kleineren und größeren Entscheidungen zu einem Vermächtnis, das wir hinterlassen.
Ein Freund von mir kaufte einst hochgehandelte Bergbauaktien und ermutigte seine Freunde dazu, dasselbe zu tun. Alles wies darauf hin, dass die Firma wachsen – ja, sogar enorm wachsen – würde. Doch eine Explosion beendete den Aufschwung, und die Investoren verloren ca. 80 Prozent ihres Geldes. Rechtlich gesehen war mein Freund nicht verpflichtet, den Personen, denen er die Aktien empfohlen hatte, zu helfen, aber er fühlte sich moralisch verantwortlich. Er entschied sich, sein Haus zu verkaufen, um ihnen ihre Investitionen zu ersetzen. Schließlich hatten seine Freunde wegen seiner Empfehlung ihr Geld verloren. Was meinen Sie, wie man diesen Mann und seine Frau in Erinnerung behalten wird?
In diesem Buch geht es darum, wie man das Beste aus falschen Entscheidungen machen kann. Es wurde in der festen Überzeugung geschrieben, dass Gott das, was wir als unsere „zweitbeste Entscheidung“ bezeichnen würden, in seine „erstklassige Entscheidung“ umwandeln kann, wenn wir ihm erlauben, mit uns zu gehen. Sind wir auf einem falschen Weg, kann Gott uns an eine Kreuzung führen, an der wir uns für einen neuen Weg entscheiden, der uns in eine bessere Richtung führt. Wenn wir aber inmitten unserer falschen Schritte nicht Gott suchen, werden wir von einer negativen Entscheidung in die nächste stolpern. Gott ist darauf spezialisiert, diejenigen „umzuleiten“, die einen besseren Weg gehen möchten.
Sich in herausfordernden Umständen richtig zu entscheiden ist schwierig – aber nicht unmöglich.
Auf den folgenden Seiten werden Sie unweigerlich an eine Weggabelung geführt, die Sie vor eine nächste Entscheidung stellt: Wollen Sie sich weiterhin über Ihre negativen Entscheidungen definieren, oder wollen Sie darüber hinweg auf Gott blicken und ihm erlauben, Ihre Stolpersteine zu nehmen und daraus etwas Positives zu machen, das für die Ewigkeit Bestand hat? Sie können zwischen einem Leben der dauerhaften Reue und einem optimistischen und erfüllten Leben wählen. Es ist Ihre Entscheidung!
In diesem Buch begegnen Sie Menschen, die fatale Entscheidungen getroffen haben: Kriminellen, Sexsüchtigen und Menschen, die ihre Ehen und Familien durch Unmoral und andere Formen der Ichbezogenheit zerstört haben. Sie werden von Leuten lesen, die dumme Versprechen abgegeben haben, und von anderen, die aufgrund ihrer Spielsucht oder durch riskante Investitionen ihre Lebensgrundlage verloren haben. Anders ausgedrückt: Wenn Sie falsche Wege gegangen sind und nun mit den Konsequenzen leben müssen, werden Sie sich in diesem Buch bestimmt wiederfinden.
Dennoch ist dies ein Buch der Hoffnung. Sie leben noch, das heißt, Sie können immer noch kluge Entscheidungen treffen! Egal, wie viele falsche Wege Sie bisher gegangen sind, vor Ihnen liegt immer noch ein richtiger Weg, den Sie wählen können. Gott ist größer als Ihre Dummheit, größer als die Fehler, die Sie gemacht haben, größer als Ihre Sünden und größer als das größte Durcheinander, das Sie auf Ihrem Weg jemals hinterlassen haben.
Gott ist größer als Ihre Dummheit; größer als die Fehler, die Sie gemacht haben.
Möge dieses Buch Ihnen als Ermutigung dienen – ungeachtet aller vergangenen Entscheidungen, die Sie bereuen. Ich lade Sie ein auf eine Reise voller Hoffnung. Unterwegs werden wir lernen, wie Gottes Vergebung und Kraft aus den Farbklecksen, die wir ihm geben, immer noch ein wunderbares Gemälde kreieren können.
•Stimmen Sie der folgenden Aussage zu: „Die Summe unseres Lebens gleicht der Summe unserer Entscheidungen“ (S. 7)? Warum oder warum nicht?
•„Dies ist ein Buch der Hoffnung“ (S. 10). Was hat Ihnen Hoffnung gemacht, als Sie die Einleitung gelesen haben?
Was denken Sie: Welche Entscheidung ist die schlechteste, die je getroffen wurde? Egal, wie sehr Sie meinen, den Karren in den Sand gesetzt zu haben – eines kann ich Ihnen versichern: Andere Menschen haben weitaus tragischere Entscheidungen getroffen als Sie. Doch Gott war da, um ihre falschen Entscheidungen in etwas Gutes umzuwandeln. Deshalb können wir sicher sein, dass er auch für uns da sein möchte, wenn wir uns auf unserem Lebensweg falsch entschieden haben.
In der Bibel lesen wir von einem Paar, das die fatalste Entscheidung in der gesamten Menschheitsgeschichte getroffen hat. Die beiden lebten in einer vollkommenen Umgebung und wählten dort einen Weg, der weitreichende Konsequenzen hatte. Diese Entscheidung hat seither in der Tat jede Generation getroffen – und zwar bis heute. Keine andere Entscheidung hatte je für so viele Menschen und über so eine lange Zeit hinweg – nämlich bis in die Ewigkeit – solch negative Folgen. Selbstverständlich konnten sie unmöglich im Voraus wissen, dass ihre persönliche Entscheidung die Geburtsstunde für so viel Böses sein würde: für Gewalt, Naturkatastrophen und sogar für den Tod. Ja, der Pokal für die schlechteste Entscheidung der Menschheitsgeschichte geht an Adam und Eva! Wenn wir uns aber bewusst machen, dass Gott aus ihrem selbst verursachten Elend das Beste machen konnte – und dass er auch gewillt war, das zu tun –, dann dürfen wir darauf vertrauen, dass er nur darauf wartet, auch uns zu helfen.
Der Pokal für die schlechteste Entscheidung der Menschheitsgeschichte geht an Adam und Eva!
Stellen Sie sich einmal Adam und Eva im Paradies vor: Sie genossen eine vollkommene Umgebung, in der sie keinen Mangel litten. Sie lebten in einem wunderschönen Garten und sahen überall Gottes Meisterwerk; ihre fünf Sinne waren noch klar und unverdorben. Hatten sie Hunger? Im Garten standen unzählige Bäume, von denen sie sich einfach bedienen konnten. Und wenn sie etwas gewollt hätten, was noch nicht da war, hätten sie Gott einfach nur fragen müssen. Ich bin mir sicher, er hätte es extra für sie erschaffen.
Eva kannte keine Unsicherheiten. Sie lebte nicht nur in einer perfekten Welt, sondern sie hatte auch den perfekten Ehemann! Bestimmt brachte er zuverlässig den Müll raus und half ihr beim Abwasch. Gewiss war er einfühlsam, fürsorglich, romantisch und hatte all die anderen Eigenschaften, auf die Frauen so viel Wert legen. Eva musste sich auch keine Sorgen machen, dass die Nachbarin zu oft bei Adam vorbeischaute. Sie musste sich nicht mit Supermodels oder Schauspielerinnen auf irgendwelchen Titelseiten vergleichen. Und ganz sicher lag sie auch nachts nicht wach und überlegte, ob sie den richtigen Mann geheiratet hatte!
Adam und Eva hatten freien Zugang zu Gott. Sie gingen mit ihm in der Kühle des Tages spazieren, genossen es, mit ihm zu sprechen, und ließen sich all ihre Fragen beantworten. Eines Tages jedoch trafen sie eine Entscheidung, die den abendlichen Spaziergängen mit dem Allmächtigen ein Ende setzten. Sie standen zusammen in der Mitte des Gartens unter dem einzigen Baum, von dem Gott ihnen zu essen verboten hatte. Hier trafen Adam und Eva eine Entscheidung, die ihr Verhältnis zu Gott und zueinander zerstörte. Durch einen Biss wurden sie Feinde Gottes, und ihr wunderbares Miteinander wurde vergiftet.
Eva lag ganz sicher nachts nicht wach und überlegte, ob sie den richtigen Mann geheiratet hatte!
Wir bekommen keine Antwort auf die Frage, warum die beiden sich entschlossen, Gott nicht zu gehorchen – und das, obwohl sie in einer vollkommenen Umgebung lebten und alles hatten, was sie brauchten. Darauf gibt uns die Bibel keine wirkliche Antwort. Wir wissen nur, dass auch heute noch Menschen immer wieder unkluge Entscheidungen treffen – trotz optimaler Umstände und liebevoller Familie. Wir denken genau wie Adam und Eva, wir wüssten selbst, was für uns am besten ist. Wir ignorieren die Warnungen und Weisheit anderer – Gott eingeschlossen.
Gottes Gebot war eindeutig: „Von jedem Baum des Gartens darfst du essen; aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon darfst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben!“ (1. Mose 2,16-17).
Als der Teufel sich in der Gestalt einer Schlange Eva näherte und sie ansprach, tat er, was er so oft tut: Er lenkte die Aufmerksamkeit auf die eine Sache, die Gott den Menschen vorenthalten hatte. Er lenkte Eva von all dem Guten in ihrer Umgebung ab – von den vielen Bäumen, deren Früchte sie allesamt essen konnten – und stellte Gottes Weisheit und Liebe infrage. Er verführte Eva zu dem Gedanken, sie wäre besser dran, wenn sie Gottes klare Anweisung missachtete.
Jedoch ist auch Adam hier alles andere als unschuldig. Er stand neben Eva, als sie verführt wurde1, und er schloss sich ihrer Entscheidung, von der verbotenen Frucht zu essen, an. So sündigten sie, obwohl sie von so viel Segen umgeben waren.
Satan verführte Eva zu dem Gedanken, sie wäre besser dran, wenn sie Gottes klare Anweisung missachtete.
Klingt das wie Ihre eigene Geschichte? Sie sind behütet bei liebenden Eltern und mit wunderbaren Chancen aufgewachsen? Doch es war einfach zu verlockend, Ihr „eigenes Ding“ zu machen, und Sie wurden vom richtigen Weg abgelenkt? Vielleicht sind Sie Ihren Wünschen nachgelaufen und haben Ihr Unrechtsbewusstsein einfach ignoriert.
Wir wollen noch einmal näher betrachten, was Adam und Eva letztendlich auf die falsche Spur brachte. Alles begann damit, dass Eva ihre eigenen Wünsche über Gottes Weisheit stellte. Der Baum war so verführerisch – er sah so lecker aus und verhieß ihr, sie weise zu machen. Das alles bedeutete ihr mehr als das, was Gott gesagt hatte. Ihre Sinne täuschten sie und brachten sie dazu, Gottes Wort zu misstrauen. Im Wesentlichen sagte die Schlange: „Eva, folge deinem Gefühl, denke nicht nach. Die Frucht sieht so gut aus – tu es einfach. Es fühlt sich gut an; was kann daran schon schlecht sein?“
Unsere Gefühle führen uns natürlich nicht immer fehl, aber oft geht es uns wie Adam und Eva: Wir wollen den Weg des geringsten Widerstands gehen, um das zu erreichen, was wir so sehr begehren. Manchmal erscheinen unsere Entscheidungen so banal, und dennoch können die Folgen katastrophal sein. Gott hatte Adam und Eva gewarnt, dass sie sterben würden, falls sie von der verbotenen Frucht essen würden. Zu jenem Zeitpunkt aber wussten die beiden noch gar nicht, was der Tod überhaupt war! Denn im Paradies hatte es noch keinen Tod gegeben. Vielleicht war Eva auch neugierig und dachte: Ich frage mich, was Tod überhaupt ist. Vielleicht ist er ja besser als das Leben. Und dann war da auch noch das Versprechen, dass sie, wenn sie davon essen würden, sein würden „wie Gott, erkennend Gutes und Böses“ (1. Mose 3,5).
Unser Verstand findet für alle unsere Herzenswünsche eine Rechtfertigung. Ob wir es zugeben wollen oder nicht: Es sind unsere Wünsche, die uns antreiben. Wir sind der Auffassung, dass wir unsere Entscheidungen nach rationalen Überlegungen treffen; die Wirklichkeit aber ist, dass wir uns in unseren Entscheidungen vielmehr durch unsere Leidenschaften und Vorlieben lenken lassen. Da wir selbst mit unserem Gewissen klarkommen müssen, legen wir uns eine Erklärung zurecht, warum wir unsere Wünsche durchsetzen müssen – und wenn wir sie durchgesetzt haben, rechtfertigen wir uns weiter dafür, dass wir es getan haben. Unser Verstand ist durch unsere Wünsche versklavt. Wir sagen uns immer wieder: „Niemand ist vollkommen, und im Grunde genommen bin ich doch recht anständig. Außerdem ist es nicht meine Schuld, dass alles so gekommen ist.“
Wir wollen den Weg des geringsten Widerstands gehen, um das zu erreichen, was wir so sehr begehren.
Sofort nach dem Sündenfall begannen die Schuldzuweisungen. Adam gab Gott und Eva die Schuld, und Eva beschuldigte die Schlange. Adam und Eva konnten nicht erkennen, wie sie in Wirklichkeit waren. Doch uns geht es da nicht anders. Wir rechtfertigen uns immer mehr, und unsere Entschuldigungen werden immer trotziger, bis wir eines Tages aufwachen. Meist wird unser Gewissen erst durch eine Krise wach gerüttelt.
Eva gebar einen Sohn, den die Eltern Kain nannten. Als Eva ihn stillte, hatte sie sicher noch keine Vorstellung von den Folgen ihrer Sünde, die auf sie und ihre kleine Familie zukamen. Den zweiten Sohn nannten sie Abel. Er wuchs zu einem gottesfürchtigen jungen Mann heran, der lernte, ein richtiges Opfer – ein Blutopfer – für Gott zu bringen.2 Auch der Erstgeborene Kain brachte ein Opfer, und zwar von den Früchten des Erdbodens. Doch Gott verwarf das Opfer Kains; das von Abel hingegen nahm er an. Nun machte sich Eifersucht in Kains Herzen breit, und in einem Anflug von Zorn erschlug er seinen Bruder. Wieder eine schreckliche Entscheidung. So begann die lange und schmutzige Geschichte von zerstörten Familien.
Stellen Sie sich nur einmal vor, Sie könnten eine Beziehung zu Gott und Menschen haben, die völlig frei ist von Scham und Schuld.
Bevor Adam und Eva sündigten, waren sie nackt gewesen, aber sie hatten sich nicht dafür geschämt. Stellen Sie sich nur einmal vor, Sie könnten eine Beziehung zu Gott und Menschen haben, die völlig frei ist von Scham und Schuld. Stellen Sie sich vor, Ihre Gedanken wären so rein und heilig, dass Sie sich vor Ihrem Ehepartner, Ihren Kindern, Ihren Eltern und Ihren Freunden nicht schämen müssten – selbst dann nicht, wenn diese um Ihre intimsten Träume wüssten. Wie entspannt wäre doch Ihr Verhältnis untereinander: Da wäre kein Groll, keine Gier, kein Stolz und kein Egoismus.
Obwohl Adam und Eva ihre Tat zutiefst bedauerten, konnten sie nicht wieder zurück ins Paradies. Stattdessen setzte Gott eine Grenze um ihr ehemaliges Zuhause. Wenn sie nun jeden Morgen außerhalb von Eden aufwachten, dachten sie daran, dass nichts mehr so war wie früher. Die Unschuld war verloren, und selbst Unmengen von Tränen würden nicht helfen, um Adam und Eva auch nur eine weitere Nacht in dieser Idylle zu verschaffen.
Kommt Ihnen das bekannt vor?
Das junge Paar, das der Versuchung nachgegeben und miteinander geschlafen hat, kann seine Unschuld nicht mehr zurückerlangen. Der Mann, der seine Ersparnisse verspielt oder bei riskanten Investitionen verschwendet hat, kann das, was er verloren hat, nicht wiederbekommen. Die Frau, die gegen den Willen ihrer Eltern geheiratet hat, ist unglücklich darüber, dass sie nun mit einem gefühllosen Mann leben muss, aber sie kann ihr Eheversprechen nicht rückgängig machen.
Wie Adam und Eva werden auch wir von der Anziehungskraft der Sünde betrogen. Wir glauben sogar der Lüge, dass wir das tun dürfen, was unsere sündige Natur verlangt. Es scheint fast so, als wollten wir betrogen werden. Doch wie Adam und Eva müssen auch wir damit leben, dass wir Entscheidungen getroffen haben, die wir bereuen, auch wenn wir uns wünschen, wir könnten sie rückgängig machen. Aber all diese falschen Entscheidungen haben eine Mauer aufgerichtet, die verhindert, dass alles wieder ist wie vorher.
Wir glauben sogar der Lüge, dass wir das tun dürfen, was unsere sündige Natur verlangt.
Aber als das Tor zum Paradies für Adam und Eva (und damit auch für uns) geschlossen wurde, öffnete sich gleichzeitig die Tür der Hoffnung. Gott sichert uns zu, dass selbst aus den zerbrochenen Scherben unseres Lebens noch etwas Gutes entstehen kann.
Nachdem Adam und Eva gesündigt hatten, versteckten sie sich im Garten Eden zwischen den Bäumen. Vorher hatten sie nicht gewusst, was Scham ist, doch jetzt lag diese zentnerschwer auf ihnen. Einst hatten sie unter den Bäumen Gemeinschaft mit Gott gehabt, doch jetzt schienen diese wie eine Mauer zwischen ihnen und ihrem Schöpfer zu stehen. Von da an mussten die Menschen immer mehr psychologische Energie und größeren Einfallsreichtum aufbringen, um sich zu verstecken. Adam und Eva hatten allen Grund, sich zu schämen.
Scham ist ein starkes Empfinden. Ich habe gehört, dass in Japan Männer, die ihre Arbeit verloren haben, dies nicht einmal ihrer Familie sagen. Und wenn die Arbeitslosigkeit länger dauert, gehen sie nicht einmal mehr nach Hause. Das hat das Straßenbild in japanischen Städten immens geändert. Die Selbstmordrate steigt permanent. Wir sehnen uns so sehr nach Anerkennung und werden emotional zerstört, wenn wir sie nicht bekommen.
Albert Camus schreibt in seinem Buch Der Fall: „Jeder von uns will unschuldig sein – koste es, was es wolle. Selbst dann, wenn man dafür die gesamte Menschheit und den Himmel selbst anklagen muss.“3 Es gibt besonders selbstverliebte Menschen, die psychisch nicht in der Lage sind, die Verantwortung für irgendetwas zu übernehmen – egal, wie ungerecht, korrupt oder zerstörerisch ihr Verhalten auch sein mag. Offensichtlich können sie sich nicht in den Schmerz anderer hineinfühlen, sondern beziehen deren Unglück nur auf sich selbst. Sie sterben, bevor sie auch nur einmal die Worte „Ich habe gesündigt“ oder „Es tut mir leid!“ ausgesprochen haben.
Wir sehnen uns so sehr nach Anerkennung und werden emotional zerstört, wenn wir sie nicht bekommen.
Adam und Eva gaben ihr Fehlverhalten zu, aber sie übernahmen dafür nicht die Verantwortung. Der Mann beschuldigte die Frau, die Frau beschuldigte die Schlange, und die Schlange wollte dafür auch nicht geradestehen. Und wir folgen ihrem Beispiel: Entschieden ignorieren wir unsere Verantwortung, beschuldigen andere, verändern Tatsachen, damit wir gut dastehen; und wenn es nötig ist, zerstören wir sogar Menschen, die uns nahestehen, um unser Selbstwertgefühl zu erhalten.
Nach dem Sündenfall versuchten Adam und Eva nicht, wieder zu Gott zurückzukommen; sie versteckten sich sogar vor ihm. Es war Gott, der die Menschen suchte (das tut er immer); er ging durch den Garten und rief nach dem in Schande gefallenen Paar. Sie wollten lieber selbst Götter sein, um sich nicht vor der Heiligkeit des Einen verantworten zu müssen, dem sie Unrecht angetan hatten. Doch glücklicherweise ließ der wahre Gott sie damit nicht durchkommen. Seine Suche nach den beiden war der Beginn ihrer – und unserer – Erlösung.
Gott kam mitten in diesen Schlamassel und zeigte seine Gnade. Er verfluchte die Schlange und gab gleichzeitig der Menschheit ein wunderbares Hoffnungsversprechen. John Milton spricht in seinem Buch Das verlorene Paradies vom „Glücksfall“, denn wenn wir wiederhergestellt werden, ist seine Herrlichkeit sichtbar. Die Sünde selbst ist nicht herrlich, wohl aber die Versöhnung.
In dem Moment, in dem Gott Adam und Eva auf ihre Sünde ansprach, sprach er auch zu der Schlange: „Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachwuchs und ihrem Nachwuchs; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen“ (1. Mose 3,15).
Was bedeutet das?
Ein Erlöser würde kommen, um die Menschheit von ihren Sünden und von ihrer Torheit zu befreien! Der Nachwuchs der Frau – damit ist Jesus Christus gemeint – würde den Kopf der Schlange zermalmen, obwohl ihn die Schlange in die Ferse beißen würde. Anders ausgedrückt: Die Ferse des Erlösers würde den Kopf der Schlange in den Staub treten. Der Erlöser würde den Kampf eindeutig gewinnen.
Jeder, der die Bibel kennt, ist mit dieser Geschichte vertraut, aber ich erwähne sie hier noch einmal, weil sie im Hinblick auf Gottes Plan bedeutend ist. Er kann immer noch das Beste aus unseren falschen Entscheidungen machen. Wir können sie nicht ungeschehen machen, aber Gott kann uns rehabilitieren. Dabei spielt Jesus Christus die entscheidende Rolle.
Als Jesus Jahrhunderte später am Kreuz starb, dachte sich die Schlange: Jetzt, da ich ihn getötet habe, ist mein Widersacher aus dem Weg geräumt! Doch nach drei Tagen stand Jesus von den Toten auf, und einige Wochen später wurde er triumphierend in den Himmel entrückt. Seine Wunde war leicht und von kurzer Dauer, die Wunde der Schlange jedoch war tödlich, gewaltig und ewig. Durch die Kraft des Erlösers sind wir in der Lage, das Beste aus unseren Fehlern zu machen.
Wir können unsere falschen Entscheidungen nicht ungeschehen machen, aber Gott kann uns rehabilitieren.
„Durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes … hat er [euch] mit lebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat. Er hat den Schuldschein gegen uns gelöscht, den in Satzungen bestehenden, der gegen uns war, und ihn auch aus unserer Mitte fortgeschafft, indem er ihn ans Kreuz nagelte; er hat die Gewalten und die Mächte völlig entwaffnet und sie öffentlich zur Schau gestellt. In ihm hat er den Triumph über sie gehalten“ (Kolosser 2,12-15). Jesus hat Satan entwaffnet und ihn damit als Betrüger entlarvt.
Nach dem Sündenfall bedeckten Adam und Eva sich mit Feigenblättern. Zweifelsohne hatten sie davon genug, sodass sie sich vielleicht sogar Kleider und Hemden daraus hätten machen können. Sie konnten dadurch zwar ihre Blöße voreinander verbergen, doch vor Gott konnten sie sich damit nicht verhüllen. Kleidung aus Feigenblättern war erst einmal okay, aber diese würden bald welken. Gott wusste, dass sie eine beständigere Bedeckung brauchten – etwas Kostbares, das nur er, Gott, zur Verfügung stellen konnte.
„Und, der HERR, Gott machte Adam und seiner Frau Leibröcke aus Fell und bekleidete sie“ (1. Mose 3,21). Wo nahm Gott die Felle her? Offensichtlich musste er dafür ein Tier töten. Durch dieses Opfer lehrte Gott die Menschen ein Prinzip: Zur Vergebung und Erlösung unserer Sünden musste Blut vergossen werden. Sünden können also nicht auf billige Weise zugedeckt werden.
Gott lehrte die Menschen ein Prinzip: Zur Vergebung und Erlösung unserer Sünden musste Blut vergossen werden.
Gott bekleidete Adam und Eva, damit ihre Gemeinschaft wiederhergestellt wurde und ihre Sünde und Scham bedeckt werden konnten. Diese Tierfelle hatten zwar an sich keinen wesentlichen Wert, aber sie symbolisierten etwas, das erst später verstanden werden konnte. Sünde muss nicht nur vergeben, sondern auch zugedeckt werden. Viele Tiere mussten im Laufe der Geschichte geschlachtet werden; sie alle wiesen auf das Kommen Jesu hin, als das „Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“ (Johannes 1,29).
Welkende Feigenblätter würden also nicht ausreichen. Jahrhunderte nach Adam und Eva musste Gott selbst am Kreuz leiden, damit uns vergeben werden konnte. Seine Vergebung, die ihn selbst alles gekostet hat, ist für uns kostenlos. „Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit wurden in ihm“ (2. Korinther 5,21). Diese Wahrheit ändert sich nie, auch wenn wir einige falsche Entscheidungen treffen.
Manche Menschen haben eine neurotische Art, sich mit ihrer Sünde zu beschäftigen. Manchmal bekennen sie sie anderen Menschen, und für kurze Zeit sind sie dann auch erleichtert. Oft jedoch beschließen sie, sich zu bessern und suchen einen Grund, weshalb Gott ihnen vergeben sollte. Selbst wenn sie Gott um Vergebung bitten, fühlen sie sich nicht wirklich frei und haben Angst, das nächste Mal wieder zu versagen.
Der erste Schritt, um mit dieser falschen Denkweise zu brechen, ist, sich bewusst zu machen, dass in uns rein gar nichts ist, das Gottes Vergebung verdient hätte. Wenn wir unsere Sünden kleinreden, werden wir dadurch längst noch nicht würdig, Gottes Vergebung zu erlangen; und wenn wir sie aufbauschen, bedeutet das nicht, dass wir seiner Vergebung nicht würdig wären. Wir bekommen die Vergebung und die Versöhnung von Gott geschenkt, unabhängig davon, was wir getan haben oder wer wir sind.
Uns wird aufgrund des Todes eines anderen, nämlich des von Gott verheißenen und gesandten Erlösers, vergeben. Durch sein Blut sind wir gerechtfertigt (Römer 5,9), unser Gewissen ist durch sein Blut gereinigt (Hebräer 9,14), und die Schlange – unser Ankläger – ist durch Jesu Blut besiegt (Offenbarung 12,11). Das Werk Jesu Christi einzig und allein ist die Basis unserer Vergebung. Diese Tatsache ist unumstößlich und unabhängig davon, wie gut oder wie schlecht wir auch sein mögen.
Wir bekommen die Vergebung und die Versöhnung von Gott geschenkt, unabhängig von dem, was wir getan haben oder wer wir sind.
Gott gibt uns etwas viel Besseres und Ewigeres als Feigenblätter oder Felle von Tieren, um unsere Schuld und Schande zuzudecken. Wir sind durch Jesus Christus gerechtfertigt. David, dessen Ehebruch und Mord allgemein bekannt sind, schreibt in Psalm 32,1: „Glücklich, wem Übertretung vergeben, wem Sünde zugedeckt ist!“ Gott selbst drückt es so aus: „Ich habe deine Verbrechen ausgelöscht wie einen Nebel und wie eine Wolke deine Sünden“ (Jesaja 44,22).