Wie Erwartungen Ihr Leben bestimmen - Ramona Wolter - E-Book

Wie Erwartungen Ihr Leben bestimmen E-Book

Ramona Wolter

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Beschreibung

Die selbsterfüllende Prophezeiung ist ein Begriff aus der Psychologie, geprägt durch den amerikanischen Soziologen Robert Merton. Er beschreibt wie Erwartungen sich in der Realität bewahrheiten. Wenn es so etwas wie eine Anleitung zum Erfolg und Glück gibt, dann hat der Soziologe Robert K. Merton das Konzept im Jahr 1948 mit der selbsterfüllenden Prophezeiung womöglich schon gefunden. In diesem Buch wird erklärt, wie die selbsterfüllende Prophezeiung funktioniert, aber auch wie sie oft falsch verstanden wird. Es sind viele Fallbeispiele aus dem Alltag und anderen Lebensbereichen enthalten. Des Weiteren wird auch erklärt, wie sich die selbsterfüllende Prophezeiung auf das Verhalten von Menschen und Situationen auswirkt. Z. B. in Bereichen wie Sport, Nachrichten, Wirtschaft, Kindererziehung, Partnerschaft, Karriere, Reichtum, Selbstbild, etc. Dazu wird ergründet, wie sie Vorurteile, Gerüchte und Stereotypen beeinflusst sowie wie sie zu Unglück oder Glück, Misserfolg oder Erfolg beiträgt. Auch erhalten Sie in diesem Buch Übungen zum besseren Lernen und der erfolgreichen Anwendung der selbsterfüllenden Prophezeiung im Alltag.

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Seitenzahl: 159

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Danksagungen

Danke an Matthias Protzel für Korrektur,

Lektorat, Layout und Deine Unterstützung.

Mein Dank gilt auch meiner Familie und allen Testlesern

sowie allen Personen, die mir mit Rat und Tat halfen.

Lieben Dank auch an die Menschen, die mich zu diesem

Buch inspirierten.

„Ob du denkst, du kannst es, oder du kannst es nicht.

Du wirst auf jeden Fall recht behalten.“

Henry Ford

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einleitung

1.1 Hinweis zu diesem Buch

1.2 Umgang mit diesem Buch

1.3 Die selbsterfüllende Prophezeiung und die nicht selbsterfüllende Prophezeiung

1.4 Die selbsterfüllende Prophezeiung in der Literatur

1.5 Die große Versammlung der Tiere

Falsche Interpretation bei der selbsterfüllenden Prophezeiung

2.1 Heuristische Fragestellungen

2.2 Selbsterfüllende Prophezeiung bei Krankheit und wie sie krank machen kann

2.3 Placebo

2.4 Aggression und Aggressivität bei Kindern

2.5 Ängste verbunden mit Denk-und Glaubensmustern

Auswirkungen bei der selbsterfüllenden Prophezeiung

3.1 Selbsterfüllende Prophezeiung beim Sport

3.2 Selbsterfüllende Prophezeiung in der Erziehung

3.3 Bei der Wahrsagerei

Arbeit und Karriere

4.1 Bewerbermanagement/ Recruitment

4.2 Der Wunsch nach Beförderung

4.3 Im Alter verpasste Chancen beklagen

4.4 Der Glaube, ein Versager zu sein

4.5 Digitalisierung und Verkaufen auf Social Media

Aussehen und Ausstrahlung

5.1 Der Umgang mit Hautkrankheit

5.2 Das Empfinden der Unattraktivität

5.3 Das Gefühl, zu dick zu sein

5.4 Sexy und attraktiv im Alter

Denkweisen über sich und seine Mitmenschen

6.1 Einstellung über sich selbst – nett sein

6.2 Negatives Denken über einen Menschen

6.3 Der Glaube, nicht geliebt zu werden

Partnersuche und Beziehungen

7.1 Veränderungen in Langzeitbeziehungen

7.2 Eifersuchtsgedanken

7.3 Der Glaube, besser ohne Partner zu sein

7.4 Einsamkeit, ohne Freunde und Partner

7.5 Der Glaube, bei Frauen kein Glück zu haben

7.6 Flirten und Eroberungstechniken

Übungen

8.1 Übung: Welche Gefühle werden bei meinen Mitmenschen durch mein Verhalten ausgelöst?

8.2 Lösungsvorschläge: Welche Gefühle werden bei meinen Mitmenschen durch mein Verhalten ausgelöst

8.3 Übung: Ihr Beitrag zu dem jetzigen Ergebnis

8.4 Übung: Ihre eigene selbsterfüllende Prophezeiung

8.5 Übung: Ihre eigene selbsterfüllende Prophezeiung kreieren

Übungen zur Vorhersage

9.1 Übungsaufgaben zur Vorhersage

9.2 Möglichkeiten zur Lösung der Vorhersagen

Merk- und Denkhilfen

10.1 Merke bei Personen und Ergebnissen

10.2 Merkhilfe-Sätze

Schlusszusammenfassung

Schlusswort

Glossar

Quellenangabe Glossar

Vorwort

Liebe Leser, ich freue mich, Sie auf diesen Seiten begrüßen zu dürfen und möchte Ihnen in diesem Vorwort erzählen wie die Idee entstand, dieses Buch zu schreiben.

Als ich eine akademische Ausbildung zur Managementassistentin absolvierte, hörte ich in dem Kurs Recruitment, Personalbeschaffung und Bewerbermanagement zum ersten Mal von der selbsterfüllenden Prophezeiung und welchen Einfluss sie bei der Bewerberauswahl hat. Allerdings geschah dies nicht direkt im Unterricht, sondern stand in den Dateien, die uns zur Verfügung gestellt wurden. So kam es, dass ich das Thema zunächst nur überflog. Vielleicht wurde es im Unterricht zur Sprache gebracht, aber ich kann mich rückblickend nicht mehr daran erinnern. So ergeht es doch vielen von uns, die zum ersten Mal etwas lernen. Wir lesen etwas, hören etwas, oder machen einmal eine Übung und es kann nicht wirklich ins Langzeitgedächtnis aufgenommen werden. Zu jenem Zeitpunkt habe ich dieses Thema auch nicht verinnerlicht – ganz ehrlich zugegeben. Ja, jetzt kommt es raus, wo meine Ausbildung schon lange zurückliegt (Zwinker).

Dieses Thema kam jedoch wieder zur Sprache, als ich meine systemische Coaching-Ausbildung absolvierte und mit Übungsklienten zusammenarbeitete. Zu ihren Themen recherchierte ich und fragte mich, was sie benötigten, um erfolgreich an ihre Ziele zu gelangen. Nach etlichen Recherchen stieß ich erneut auf die selbsterfüllende Prophezeiung. Ein Thema, das unabdingbar ist, um seine Ziele zu erreichen. Aber auch, um motiviert und optimistisch zu sein.

Nach über einem halben Jahr des Coachings traf ich einen meiner ehemaligen Übungsklienten wieder. Kurz nach dem Coaching war er noch voller Tatendrang, voller Enthusiasmus, voller Optimismus und Motivation gewesen. Doch zu dem Zeitpunkt unseres späteren Treffens war er ziemlich geknickt und verfiel wieder in alte Denk- und Glaubensmuster, die natürlich auch die Ihrigen Verhaltensweisen mit sich brachten. So erinnerte ich ihn an die Tools, die ich auf Flipcharts aufgeschrieben hatte und bat ihn, sich diese noch einmal in Erinnerung zu rufen. Vor allem diejenigen mit der selbsterfüllenden Prophezeiung und dem positiven Denken.

Vor Kurzem traf ich auch einen alten Freund wieder, der mir von seinen Erfolgen und auch von Misserfolgen in seinem Leben berichtete. Und auch ihm gab ich Tipps mit auf den Weg und erklärte ihm, wie die selbsterfüllende Prophezeiung funktioniert. Aber wirklich umsetzen konnte auch er es nicht.

Auch stellte ich durch meine Selbstreflexion in Frage: Wie ist es eigentlich bei mir? Bis zu dem Zeitpunkt wusste ich zwar, was die selbsterfüllende Prophezeiung ist, aber ich wandte sie nicht tagtäglich bewusst an. So stellte ich fest, dass ich mich selbst noch nicht intensiv genug mit diesem Thema auseinandergesetzt hatte. Daher wuchs schließlich die Idee, ein Buch über die selbsterfüllende Prophezeiung zu schreiben, welches nicht nur erklären sollte, was sie ist und auch nicht nur Coachingtools beinhalten sollte. Es sollte nämlich auch viele Fallbeispiele aus dem Leben beinhalten, sodass das Thema wirklich gelernt und verinnerlicht wird und im Langzeitgedächtnis verankert bleibt.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich jedoch noch einige andere Projekte am Laufen und schrieb auch schon an anderen Büchern. Diese Arbeit unterbrach ich jedoch, um mich ausgiebig diesem Buch zu widmen. Ist es ein Zufall, dass ich bei diesem Buch keine Schreibblockade hatte und es mir gelang meine Zeit für eine Weile nur der Arbeit daran zu widmen? Nein – denn das ist nur das Resultat einer erfolgreichen Anwendung meiner selbsterfüllenden Prophezeiung gewesen.

Liebe Leser, nun wünsche ich Ihnen auf den folgenden Seiten viel Spaß und Freude beim Lesen, Erkennen, Nachdenken, Üben und dem Umsetzen der selbsterfüllenden Prophezeiung.

1. Einleitung

1.1 Hinweis zu diesem Buch

Dieses Buch beinhaltet viele Fallbeispiele. Die Namen und die Handlungen sind von mir frei erfunden.

Es sind alltägliche Beispiele aus dem Privat-und Berufsleben, die den meisten Menschen schon einmal begegnet sind. Daher kann es sein das Sie sich in einigen Beispielen wiedererkennen, was dazu führen könnte, dass Sie sich getriggert fühlen. Alle Namen und Personen in den Beispielen sind frei von mir erfunden – Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Personen sind rein zufällig.

Da im Coaching ausschließlich mit der Sie-Form Anrede gearbeitet wird, habe ich diese Anredeform auch für dieses Buch gewählt. Mir war es wichtig, dieses Thema auch Menschen mit einem geringeren Budget zugänglich zu machen.

Jedoch ersetzt dies kein Coaching und eine Therapie schon gar nicht. Ein Coaching hat immer den Vorteil, dass auf den blinden Fleck (das heißt, was man selbst nicht sieht) eingegangen wird sowie das, wenn gewünscht, auch Feedback erteilt werden kann.

Das Buch ist abwechslungsreich mit vielen Beispielen gestaltet. Dies sorgt für eine bessere Aufnahme und soll bei der Konzentration helfen.

Als Beispiel, wenn man in ein Tagesseminar geht und alle Flipcharts sind in derselben Art und Weise gestaltet, hat dies eher etwas Meditatives an sich und hat zur Folge, dass bei den Teilnehmern nach einer Weile die Konzentrationsfähigkeit nachlässt.

Begriffserklärungen finden Sie am Ende des Buches im Glossar.

Die Übungen können Sie gerne für Ihren Eigengebrauch kopieren.

1.2 Umgang mit diesem Buch

Sie werden oft sehen, dass sich einige Beispiele und Übungen voneinander unterscheiden. Dies dient vor allem dazu, dass der Umgang mit diesem Buch nicht monoton wird. Denn wenn sie z. B. Kreuzworträtsel machen, bei denen sich alle Rätsel ähneln, ist der volle Effekt des Gehirntrainings nicht gegeben, da nur eine stetige Abfrage und Wiederholung Ihres Wissens stattfindet. Da dieses Buch nicht nur theoretisches Wissen vermitteln, sondern auch dazu dienen soll, dass Sie die selbsterfüllende Prophezeiung erfolgreich in der Praxis anwenden können, bedarf es gezielter Abweichungen, um die Konzentration und den Lerneffekt zu fördern.

Jeder Mensch hat einen anderen Lernstil. Die bevorzugten Lernstile unterscheiden sich in visueller, akustischer oder haptischer Weise. Auch spielen unterschiedliche multiple Intelligenzarten eine Rolle, die ich mit vielen abwechslungsreichen Fallbeispielen und Übungen ansprechen und erreichen möchte.

Den akustischen Lerntyp spreche ich durch die Lernsätze an, denn hier kann er das Gelesene auch für sich selbst wiederholen. Grundsätzlich lernen wir alle am meisten durch stetige Wiederholung sowie wenn Emotionen geweckt werden und wir uns eine Situation auch lebhaft vorstellen bzw. sie live erleben können. Daher werden Sie in diesem Buch auch viele Fallbeispiele finden.

Einige Beispiele enthalten keine umgekehrten Bespiele, weil dies für alle Lerntypen besonders gut geeignet ist, die sich dadurch getriggert fühlen und das Fehlen von Umkehrbeispielen als Ansporn sehen, sich selbst die umgekehrte Variante zu überlegen.

Einige Beispiele können auch triggern. Sie sind kein Maßstab – die daraus entstehenden Assoziationen wird jeder unterschiedlich wahrnehmen. Und das ist auch gut so, denn in meinen Beispielen geht es einzig und allein darum, Denkanstöße zu geben, um die selbsterfüllende Prophezeiung zu verstehen und erfolgreich im Alltag anzuwenden.

Ausnahmen gibt es immer!

Und wenn ich ein Beispiel verwende, von dem ich meine, dass die Mehrheit diese Motive des Denkens, der Gefühle und des Verhaltens hat, kann dies natürlich dazu führen, dass Sie zum Denken angeregt werden und anders schlussfolgern als ich. Das ist auch gut so, denn so werden die Prozesse des Verstehens, des Lernens und der Verankerung im Langzeitgedächtnis abgespeichert.

Des Weiteren werden Sie in diesem Buch auch keine Übungsaufgaben zum positiven Denken finden, da es wie bereits gesagt einzig und allein von der selbsterfüllenden Prophezeiung handelt.

Der Grund dafür liegt in der Notwendigkeit, erst einmal ein Thema zu verstehen, es zu verankern und im Langzeitgedächtnis abzuspeichern, damit sie die Erkenntnisse erfolgreich anwenden können.

So kann es natürlich sein, dass Sie einige Monate brauchen, um ein Bewusstsein für dieses Thema zu entwickeln, es fest in ihrem Gedächtnis zu verankern und erfolgreich in der Praxis anwenden zu können.

Gewisse Verhaltensweisen haben ihren Ursprung als Auslöser von Trigger-Punkten, die von Denk-und Glaubensmustern gesteuert werden. Derartige Reize, welche ein bestimmtes Verhalten in uns auslösen, werde ich in einem anderen Buch näher erörtern.

Mir war wichtig, ein Buch ausschließlich über die selbsterfüllende Prophezeiung zu schreiben und es mit vielen Übungen und Beispielen zu füllen. So ist das Thema der selbsterfüllenden Prophezeiung verständlicher und durch die stetige Wiederholung und die Veranschaulichung mit der Darstellung von Fallbeispielen besser erlernbar. Durch Übungen und Beispiele lässt sich dieses Thema besser verinnerlichen und das Ziel dieses Buches ist schließlich, dass Sie nach der Lektüre verstanden haben, was die selbsterfüllende Prophezeiung ist und wie sie funktioniert. Mein Wunsch ist, dass Sie nach dem Lesen des Buches ein Bewusstsein für die selbsterfüllende Prophezeiung haben und diese erfolgreich in Ihrem Alltag anwenden können.

In dieses Buch habe ich mehrere Beispiele für Vorurteile und Stereotypisierungen eingebunden, da es sich um ein Thema handelt, welches jeden von uns mehr oder weniger betrifft.

1.3 Die selbsterfüllende Prophezeiung und die nicht selbsterfüllende Prophezeiung

1.3.1 Der Soziologe Robert Merton

Der Soziologe Robert Merton prägte 1948 den Begriff der selbsterfüllenden Prophezeiung und beschrieb ihn wie folgt: „Eine falsche Definition der Situation, die ein neues Verhalten hervorruft, wodurch die ursprünglich falsche Vorstellung wahr wird“. (Merton, 1968, p. 477).

Merton wurde 1910 als Sohn armer Einwanderer aus Osteuropa geboren und wuchs in Philadelphia auf. Vielleicht lernte er schon während seiner Kindheit in den „Slums“ von Süd-Philadelphia von der selbsterfüllenden Prophezeiung (engl. self-fullfilling prophecy). Immerhin lebte er später selbst den klassischen „Amerikanischen Traum“, zu dem die Überzeugung von den eigenen Talenten und Fähigkeiten gehören.

Was ist die selbsterfüllende Prophezeiung und was ist die nicht selbsterfüllende Prophezeiung

Die selbsterfüllende Prophezeiung ist nichts anderes als die Erwartung, dass ein bestimmtes Ergebnis einer Situation eintrifft. Es gibt die positive selbsterfüllende Prophezeiung und die nicht selbsterfüllende Prophezeiung, die jeweils vom Denken ausgeht und somit ein individuelles Verhalten massiv so beeinflusst, dass das Gedachte auch tatsächlich geschieht.

Ein typisches Beispiel hierfür ist das Lehrer Schüler Beispiel: Wenn ein Lehrer davon ausgeht, dass die Schüler nicht lernwillig sind, dann wird er sie auch wie faule Schüler behandeln und sich ihnen gegenüber entsprechend unmotiviert verhalten. Die Schüler werden ihm auf diese Behandlung und sein Verhalten die entsprechende Reaktion zeigen und in ihren Lernbemühungen nachlassen. Somit wird die Erwartung des Lehrers, dass seine Schüler nicht lernwillig sind, bestätigt.

Genauso verhält es sich mit Denksätzen: „Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung bezieht sich auf einen Glauben oder eine Erwartung, die ein Individuum über ein zukünftiges Ereignis hält, das sich manifestiert, weil das Individuum es hält.“ (Good Therapy, 2015)

Wenn Sie beispielsweise gleich morgens denken, dass der heutige Tag nicht gut wird, wird Ihr ganzer Tag dadurch beeinflusst, ebenso wie alle Ihre Handlungen, sodass die selbsterfüllende Prophezeiung auch eintrifft.

Dabei spielt es noch nicht einmal eine Rolle, ob Sie für diesen Gedanken einen Grund hatten. Es ist Ihre Einstellung dazu, die sich dann erfüllt.

Es kann sein, dass Sie unbewusst daran arbeiten, Ihren Glauben verstärken und das Positive ignorieren. Dass Sie sich auf das Negative konzentrieren und sich auf eine Art und Weise verhalten, die in keinster Weise zu einem schönen Tag beitragen kann.

Daher ist es empfehlenswert auf Ihre Glaubenssätze zu achten, denn wenn sie wünschen, dass es ein guter Tag wird, dann sollten sie es auch dementsprechend erwarten: Glaubenssätze, wie:“Heute wird ein guter Tag“ helfen dabei.

Unter dem Begriff selbsterfüllende-Prophezeiung – self-fullfilling prophecy – versteht man auch einen psychischen Mechanismus, mit dem eine spezifische Erwartungshaltung bzw. eine Attribution einhergeht. Gleiches gilt für vorurteilsvolles, diskriminierendes Verhalten einer anderen Person oder sozialen Gruppe gegenüber.

Indem Verhaltensweisen zugeschrieben werden, wird ein Prozess gefördert, der dazu beiträgt, dass diese Personen oder Gruppen einen Zwang zur Identifizierung mit der zugeschriebenen Rolle entwickeln.

Dies löst einen Konformitätsdruck aus, welcher schließlich das vermutete und erwartete Verhalten (zum Beispiel, dass die Personen stehlen) nach sich zieht. Damit werden die Erwartungshaltung sowie implizite Theorien bestätigt.

Diese passen sich Ihrem Selbstbild und den Zuschreibungen und Bedingungen ihrer sozialen Situation zeitlich an. Dadurch werden negative sowie auch positive Stigmatisierungen (zum Beispiel bei Klugheit oder Schönheit) wirksam.

Wenn beispielsweise ein depressiver Patient erwartet, dass er in einer sozialen Interaktion scheitern wird, so wird dies womöglich sein Interaktionsverhalten, bzw. die Bewertung seines Verhaltens seitens des Interaktionspartners negativ beeinflussen und das Eintreffen der zuvor befürchteten negativen Konsequenzen wahrscheinlicher machen.

Es ist jedoch wichtig, zu differenzieren, dass bewusste Manipulation nichts mit der selbsterfüllenden Prophezeiung zu tun hat und den Handelnden oft ihr Denken nicht bewusst ist. Sie gehen eher davon aus, dass ihre Einstellungen und Überzeugungen unter anderem para- und nonverbales Interaktionsverhalten veranlasst haben, sodass sich ihre Erwartung bewahrheitet hat.

Kommen wir zurück zu den selbsterfüllenden Prophezeiungen, an denen sich gute oder schlechte Zyklen der Prophezeiungen erkennen lassen.

Wenn wir an uns glauben, werden wir wahrscheinlich auch in der Art und Weise handeln, die diesem Glauben entspricht. Dadurch wird unser Selbstvertrauen gestärkt und positives Verhalten gefördert. In ähnlicher Weise verhält es sich auch mit unseren Mitmenschen. Wenn wir ihnen bestimmte Charakterzüge oder Eigenschaften zuschreiben, dann werden wir auf eine Art und Weise handeln, welche sie dazu bewegt, sich so zu verhalten, dass unsere Annahme über sie bestätigt wird.

Es wird nicht sehr oft über diesen Zyklus nachgedacht – vor allem, wenn er positiv verläuft. Sollte er jedoch negativ für uns verlaufen, stellen wir ihn in Frage und haben sogar einen eigenen Begriff dafür: Teufelskreis.

Ein Beispiel dafür: Eine von Selbstzweifeln geplagte Person, die meint, sie sei bei ihrer Arbeit nicht gut genug, kann sich durch ihr Selbstbild unbeabsichtigt sabotieren. Denn durch den Glauben, dass ihre Arbeit unterdurchschnittlich sei, wird vermieden, mehr Zeit und Mühe zu investieren oder sich der Arbeit mit Freude zu widmen. Dies hat zur Folge, dass es zu einem Mangel an Übung und Erfahrung kommt, was dazu führt, dass die Person in ihrem Job tatsächlich an Kompetenz verliert. Dadurch werden dann noch mehr Selbstzweifel erzeugt, welche am Selbstwertgefühl nagen.

Ein zweites Beispiel ist ein fiktives Jobinterview für einen Arbeitsplatz. Zwei Menschen mit den gleichen Qualifikationen stellen sich vor: sie haben die gleiche Ausbildung erhalten, besitzen die gleichen Erfahrungen und Fähigkeiten. Der erste Bewerber ist hinsichtlich seiner Fähigkeiten sehr zuversichtlich. Er geht mit einem Lächeln zum Jobinterview und beantwortet jede Frage zuversichtlich, während der zweite Bewerber seiner selbst wegen verunsichert ist. Dadurch stolpert Bewerber Nummer zwei über seine Antworten und beantwortet jede Frage unsicher und zögerlich.

Was glauben Sie, wer die freie Stelle erhält? Natürlich hat der zuversichtliche Bewerber, der an sich selbst glaubt und sich selbstbewusst verhält, bessere Chancen als der Bewerber, der fürchtet, nicht gut genug zu sein und zu versagen.

Genauso verhält es sich wenn jemand etwas verkaufen möchte oder eine Rede halten soll. Wer davon ausgeht, dass er etwas nicht kann, wird mit den Ergebnissen bestätigt werden.

1.3.2 Selbsterfüllende Prophezeiung in der Soziologie: die Theorie von Robert K. Merton

Nicht nur in der psychologischen Forschung ist die selbsterfüllende Prophezeiung ein wichtiges Konzept, sondern auch in der Soziologie. Robert K. Merton bemerkte, dass ein Glaube Konsequenzen mit sich bringen kann und dazu führt, dass sich der Glaube in der Realität bewahrheitet.

Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass ihr Glaube die darauf folgen-den Resultate verursacht und dass dies auf eine sich selbst erfüllende Prophezeiung zurückzuführen ist. Sie erwarten oder befürchten die Resultate eher aufgrund ihrer Selbstmotivation oder ihres (mangelnden) Selbstvertrauens.

So erklärt Michael Briggs (Assoziierter Professor für Soziologie, 2019), dass selbsterfüllende Prophezeiungen intrapersonale Prozesse beinhalten können (damit ist gemeint das der Glaube einer Person durch ihr eigenes Verhalten beeinflusst wird) und/oder zwischenmenschliche Prozesse (das bedeutet das der Glaube einer Person das Verhalten eines anderen Menschen beeinflusst). Der Placebo-Effekt ist ein Beispiel für eine zwischenmenschliche, sich selbsterfüllende Prophezeiung, während die Erwartungen, dass ein Ehepartner betrügt, dazu führen können, dass dieser Ehepartner tatsächlich betrügt. Diese können als eine sich selbsterfüllende Prophezeiung betrachtet werden.

Die sich selbsterfüllende Prophezeiung kann sich auf verschiedenste Art und Weise manifestieren. Robert K. Merton war jedoch am meisten daran interessiert, herauszufinden wie sie sich in rassistischen Vorurteilen und Diskriminierungen auswirkt. So fand er heraus, dass Menschen mit Vorurteilen über Personen anderer „Rassen“, diese vermutlich auch dementsprechend behandeln, sodass diese wiederum dazu ermutigt wurden, sich auf die Art und Weise zu verhalten, welche die Vorurteile ihnen gegenüber bestätigen würde.

Als Beispiel: Würden hellhäutige Menschen dunkelhäutige Menschen als intellektuell minderwertig betrachten, würden sie es auch vermeiden, mit ihnen über alle Themen zu sprechen, die als intellektuell angesehen werden könnten. So erhalten die Opfer dieser Denkweise keine Möglichkeit, mit den Vorurteilen aufzuräumen und das Gegenteil zu beweisen.

Es ist schon oft vorgekommen, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen als intellektuell minderwertig behandelt wurden. Dadurch wird ihnen nicht die Möglichkeit gegeben, die anderen vergönnt sind. Sie werden ausgegrenzt – sie erhalten nicht die gleichen Möglichkeiten, ihr Wissen zu erweitern und können damit auch nicht ihre Fähigkeiten verbessern. Dadurch sinkt ihre durchschnittliche Leistung im Vergleich zu den privilegierten Bevölkerungsgruppen, sodass der Eindruck erweckt wird, dass sie tatsächlich intellektuell unterlegen sind.

Mit dieser Studie wurde auf die Idee hingewiesen, dass nicht nur unsere eigene Erwartung an uns selbst die Ergebnisse beeinflussen wird, sondern auch die Erwartungen, die wir an andere haben, was unsere Gedanken, Gefühle und unser Verhalten stark beeinflusst.

1.3.3 Pygmalion-Effekt