Wie Herzen miteinander sprechen - Hartmut Lohmann - E-Book

Wie Herzen miteinander sprechen E-Book

Hartmut Lohmann

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Beschreibung

Uns Menschen ist eine universelle Sprache geschenkt: die Empathie. Sie verbindet uns von Herz zu Herz, lässt uns fühlen, was andere fühlen, ermöglicht ein Verstehen jenseits der Worte, ein Wissen jenseits von Zeit und Raum. Empathisch nehmen wir die feinen Schwingungen des Seienden wahr, können sie begreifen und beeinflussen. Doch oft haben wir verlernt, diese Gabe zu nutzen. Der Grund dafür sind tiefe Wunden im Selbstwert, die uns den Zugang zu unserem eigenen Herzen versperren. Hartmut Lohmann, einer der bekanntesten Geistheiler Deutschlands, zeigt uns, wie wir diese Kränkungen aus der Kindheit heilen, damit wir uns endlich wieder mühelos der ganzen farbenfrohen Palette unserer Gefühle bedienen können. Dann sind wir in der Lage, kraft des Mitgefühls ganz und heil zu werden, unsere Schatten aufzulösen und uns als Menschheitsfamilie zu versöhnen.

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Die Ratschläge in diesem Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat, sondern dienen der Begleitung und der Anregung der Selbstheilungskräfte. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen daher ohne Gewährleistung oder Garantie seitens des Autors oder des Verlages. Eine Haftung des Autors bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

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ISBN Printausgabe 978-3-8434-1453-1

ISBN E-Book 978-3-8434-6486-4

Hartmut Lohmann: Wie Herzen miteinander sprechen Die universelle Sprache der Empathie

© 2020 Schirner Verlag, Darmstadt

Umschlag: Elena Lebsack, Schirner, unter Verwendung von # 14328412 (© argus), # 696571459 (© arxichtu4ki), # 772575985 (© Chinch) und # 74086840 (© Artsous),www.shutterstock.com

Print-Layout: Elena Lebsack & Bastian Rittinghaus, Schirner

Lektorat: Bastian Rittinghaus & Katja Hiller, Schirner

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt, Germany

www.schirner.com

1. E-Book-Auflage 2021

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten

Dein Herz gleicht einem hellen Ohr,

es hört, was flüsternd nur gefühlt;

dein Auge sieht, was in mir glüht,

was Liebe oder Hass versprüht,

dein Blick durchleuchtet, und er kühlt,

ein Licht, dem Tode gleich, ein Tor.

Ich sehe jetzt, was mich zerwühlt,

mein Herz jenseits der Worte fühlt,

die Sinne sind weit offen und geeint,

als Spiegelbild des anderen gemeint.

Ich rieche mich an dir, in deinen Farben,

im Glanze deiner Augen kann ich sehen,

dein Blick formt mich, ich forme deinen,

wozu also mein eigenes Leid beweinen?

Ich kann es nur dank deines Leids verstehen,

dein wunderliches Herz trägt meine Narben.

Richtest du dein Licht dem Schmerz in mir entgegen,

wird sich auch Linderung auf deine Wunde legen.

Noch tiefer reicht der Blick zu zweit

im Mitgefühl – dem Kuss der Ewigkeit.

Hartmut Lohmann

INHALT

Cover

Titel

Impressum

Empathie – zu Gast in deiner Wirklichkeit

Die wichtigste Wahrheit zuerst

Schenke dir deine Gefühle zurück

Wörter jenseits der Sprache

Empathie – die vergessene Sprache

Übung: Verbindung von Herz zu Herz

Gefühle lesen lernen

Fallbeispiel: Heilung durch Empathie

Empathie für den Körper – das mutige Herz

Die Sprache der Herzen – die bunte Welt der Empathie

Übung: Fühle deine Zukunft

Die grüne Empathie – die sieben Sinne der Pflanze

Die Empathie verstärken – halte den Fokus

Mitgefühl erfordert kein Mitleid

Übung: Die Liebe strahlen lassen

Projektion und Introjektion

Die Welt ist, was du glaubst

Die drei Körper des Menschen

Gefühle zwischen Leben und Tod

Emotionale Kränkungen

Übung: Eine Wunde heilen

Die Notwendigkeit der Selbstverletzung

Ich fühle (mit dir), also bin ich

Das psychische Immunsystem und seine Feinde

Heilendes Bewusstsein – wie der Selbstwert unser Leben steuert

Übung: Heile dein dunkles Schicksal

Wie du mir – so ich mir

Opfer sucht Täter

Übung: Heile deinen Selbstwert

Die Gleichwürdigkeit des Kindes

Universelle Wertschätzung

Nichts werden, sondern sein

Empathische Wahrnehmung – Drittes Auge, Dritte Hand

Übung: Empathie trainieren

Hochsensibel – die Schattenseite der Empathie

Übung: Heile deine »innere Mutter«

Empathie für die Zeit – fühle, wer du früher warst

Übung: Kontakt mit Verstorbenen

Empathisch für die Wahrheit – die Quelle, aus der du sprichst

Mehr Mitgefühl für die Liebe

Empathie in der Beziehung – Wir ist das neue Ich

Evas Paradies – der Himmel auf Erden ist weiblich

Bewusstsein und Bewusstheit

Das kollektive Bewusstsein

Empathie für die Zukunft

Mehr Empathie für dich

Über den Autor

Weitere Bücher

Bildnachweis

EMPATHIEzu Gast in deiner Wirklichkeit

»Wie geht es dir?«, ist eine höfliche Floskel, die an Oberflächlichkeit nur von ihrer gequälten Antwort übertroffen werden kann: »Gut.« Wir hören, fühlen, sehen, wie es dem anderen geht. Jeder von uns ist in seinem Innersten dafür sensibel, sogar derart empathisch, dass wir es uns als Kind mühsam abtrainieren mussten. Eine so simple Antwort wie »Gut«, die all das Schöne und all das Traurige, das du in dir trägst, das Lichte wie das Dunkle in seiner zauberhaften Komplexität zusammenfassen soll, käme dir sonst nicht über die Lippen.

Wären wir jedoch nicht zu dieser sozialen Notlüge fähig, gliche jeder Cocktailempfang einer Gruppentherapie, bei der die Vater-, Mutter- und Selbstwertthemen diskutiert, beweint und vielleicht auch geheilt werden müssten.

Das wäre eine anstrengendere Welt. Eine ehrlichere Welt. Eine schönere Welt.

Derzeit ersparen wir uns diese Ehrlichkeit. Wir ersparen uns die Empathie, enthalten sie mitunter sogar uns selbst vor, wollen gar nicht mehr wissen, wie wir uns fühlen, aus Angst vor der Antwort. Unsere Gesellschaft hat das soziale Lügen zur Tugend erhoben. Wir sind höflich. Und das heißt im Klartext: unempathisch.

Vielleicht ist die Zeit reif dafür, die Empathie als salonfähige Tugend wiederzuentdecken. Die Magie der Empathie kommt ohne Worte aus, denn die Augen verraten, was der Mund nicht spricht. Und Auras zeigen, was die Ohren nicht hören sollen. Das Funkeln hinter den Pupillen, das Glühen der Seele, dessen Wärme dich berührt, wenn du plötzlich weißt, was der andere braucht, ohne dass darüber gesprochen wurde: Das ist Empathie.

Das Mitgefühl breitet sich wie ein Lächeln über den ganzen Körper aus, wenn du es erlaubst. Dank der Empathie kannst du anderen nicht nur jeden Wunsch von den Augen ablesen, du kannst ihre Gefühle von der Aura ablesen. Ohne Worte verstehen. Es ist die einzige Form der Telepathie, die ich kenne, und die einzig wahre Magie. Empathie ist für die meisten Menschen ein anderes Wort für Mitgefühl: zu fühlen, was jemand anderes fühlt. Dieses Wissen, was in anderen vorgeht, galt lange als humanste und sozialste Fähigkeit des Menschen. Ein wechselseitiges Verstehen, eine Synchronisation der Herzen, eine Fähigkeit, die wir den Tieren lange Zeit nicht zugestehen wollten. Aber Empathie ist weit mehr.

Längst wissen wir, dass auch Tiere Empathie empfinden, sogar artübergreifend mit anderen Lebewesen fühlen, ihnen helfen, sie retten und füttern. Die Tiere tun das, ohne eine Belohnung dafür zu erhalten oder einzufordern. Das bedeutet, dass allein ihr Mitgefühl sie zu ihren guten Taten motiviert. Empathie ist – wie ich zeigen werde – überall im Tierreich vertreten, und es gibt sie sogar bei Pflanzen, Viren und Bakterien. Empathie ist weder etwas rein Menschliches, noch adelt sie uns in besonderem Maße als Krone der Schöpfung. Sie ist die Urform der Kommunikation und befähigt uns, auf einer nonverbalen Ebene Liebe und Wut, Zuneigung und Abneigung zu vermitteln. Sie verbindet uns von Herz zu Herz miteinander.

Pferdeflüsterer, Grizzlykuschler, Haifischstreichler, Baum um armer: Sie alle haben diese Form der artübergreifenden Kommunikation entdeckt und ausgebaut. Und viele von ihnen haben das Gleiche erfahren wie ich: Tiere sind empathischer als Menschen. Wer Mitgefühl sucht, wird sie in der Natur finden. Zur Recherche für dieses Buch haben mein Team und ich kartonweise Studien ein gesehen. Es zeigte sich für uns nichts Neues. Wir wissen, empathische Kellner erhalten mehr Trinkgeld, einfühlsame Verkäufer erzielen mehr Umsatz, mitfühlende Ärzte heilen ihre Patienten schneller, und empathische Patienten können besser mit ihrem Stress umgehen. Zahlreiche Untersuchungen belegen, welche Vorteile Empathie für uns alle birgt. Nie war Empathie wichtiger als heute, und noch nie war sie knapper gesät.

Unsere digitale Welt reduziert derzeit die Empathie, statt ihr völlig neue Räume zu öffnen. Wir sind überall gleichzeitig und nirgendwo ganz da. Hauptsache, wir sind schnell und viel unterwegs und fühlen dabei so wenig wie möglich. In Venedig prügeln sich die Touristen gegenseitig mit ihren Selfiesticks, und im Internet fallen Influencer und Trolle übereinander her, als gehörten sie nicht zur selben Spezies. Ich bin optimistisch, dass sich das in Bälde ändert. Mitgefühl ist keine Einbahnstraße: Mitgefühl für andere Menschen und Lebensformen zu zeigen, bedeutet auch, mehr Raum im eigenen Herzen einzunehmen.

Empathie ist die emotionale Resonanz zwischen zwei Lebewesen. Im dem Maße, in dem wir unsere Gefühle synchronisieren, können wir dasselbe fühlen, denken und gemeinsam handeln. Insofern sehe ich das menschliche Empathievermögen als die Basis all unserer Kulturleistungen an. Wir Menschen sind in einem solchen Maße empathisch, dass wir uns die Empathie kollektiv aberzogen haben, um Kriege führen zu können. Paradox, aber nur dank des Mitgefühls sind Kriege überhaupt möglich. Und nur mit noch mehr Empathie werden wir es schaffen, Weltfrieden zu erreichen.

Darum habe ich dieses Buch geschrieben. Ich gelte als Experte für Empathie. Ja, ich habe sogar eine Heilmethode daraus entwickelt: die Chi-Heilung. Für mich ist Empathie weit mehr als das Fühlen fremder Gefühle. Sie ist die universelle Sprache, das Grundprinzip des Multiversums, in dem alles auf Schwingung basiert. Wenn wir die Zustände von Atomen und von Menschen als Schwingungen begreifen, dann bedeutet Empathie, mitzuschwingen. Dieses Mitschwingen muss weder anstrengend noch selbstlos sein. Empathie tut dem gut, der sie empfängt, darf aber auch dem guttun, der sie sendet.

Einfühlsam sollten wir immer erst uns selbst und im zweiten Schritt anderen gegenüber sein. Freundlich und weich wird das Herz zunächst für die eigenen Gefühle – wir räumen das Wohnzimmer für unsere Gäste auf –, und im zweiten Schritt laden wir die fremden Gefühle ein, Gast darin zu sein. So macht Empathie das eigene (Gefühls-)Leben schöner. Ja, wer mitfühlt, erweitert sein Gefühlsspektrum und seine Toleranz – auch für sich selbst.

Wie ich später zeigen werde, können wir jede Sinneswahrnehmung als eine Form der Empathie beschreiben, wodurch die Grenzen zwischen den Welten durchlässig werden. Alle deine Körpersinne sind ebenfalls feinstofflich vorhanden, stehen dir also im Raum des Bewusstseins zur Verfügung. Aber auch die Grenzen zwischen deinem und meinem Bewusstsein, die Grenzen von Raum und Zeit, die Distanzen zwischen den Planeten verschwimmen dank der Empathie. All das möchte ich dir zeigen und dich lehren, dich freier zu fühlen als jemals zuvor.

Empathie wird die Kraft sein, mit der wir eine neue Welt erschaffen.

Schauen wir uns zunächst sieben interessante Fakten über Empathie an, die jeder mit ein bisschen Geduld in aktuellen Studien, Büchern und Fachartikeln recherchieren kann. Ich liste sie der Vollständigkeit halber auf, obwohl alles Weitere in diesem Buch deutlich über das hinausgeht, was die Wissenschaft bislang erklären kann.

Sieben Fakten über Empathie

1.Empathische Therapeuten beschleunigen die Genesung.

Ein guter Arzt ist immer auch ein guter Zuhörer – mit messbaren Vorteilen, wie David Rakel von der Universität von Wisconsin herausgefunden hat. Patienten erholen sich schneller von ihren Erkrankungen, wenn sie empathische Ärzte haben. Eine ähnliche Studie aus Schweden belegte, dass Psychosen und schizophrene Episoden rascher ausklangen, je höher die Empathiefähigkeit der begleitenden Psychotherapeuten war. Leider litten die Therapeuten – laut eigenen Angaben – dadurch auch zunehmend an den Symptomen ihrer Patienten. Über die Empathie heilen wir also nicht nur unsere Mitwesen, wir stecken uns auch leichter mit ihren psychischen Krankheiten an.

2.Empathie ist messbar.

Tests mit Psychotherapeuten ergaben, dass sich die Gehirnwellen und die Hautleitfähigkeit von Therapeut und Patient anglichen. Die Muster waren umso synchroner, je stärker sich der Therapeut auf seine Empathie fokussierte, also fühlen wollte, wie es seinem Patienten ging. Empathie geht messbar unter die Haut. Das Mitfühlen ist sogar in Bezug auf die Gehirnwellen ein Mitschwingen. Wie die Tonlage sich durch das Einstimmen in einen gemeinsamen Gesang verändert, wandeln sich Melodie und Rhythmus der Emotionen, damit es harmonisch klingt.

3.Wir lernen schneller durch Empathie.

Tiere und Menschen besitzen besondere Nervenzellen für die Empathie, die sogenannten Spiegelneuronen. Diese spezielle Art von Neuronen wird bei der Beobachtung eines Vorgangs genauso aktiv wie bei dessen Ausführung. Wer eine Ballettaufführung besucht, tanzt innerlich mit. Ja, es reicht die reine Beobachtung oder sogar Imagination einer Bewegung, um einen Trainingseffekt im ganzen Körper zu erzielen. Sympathie für den Lehrer hat beim Lernen eine so starke Auswirkung auf den Erfolg des Schülers, dass eine Studie aus Schweden zu dem Schluss kam, die Schüler sollten ihre Lehrer aussuchen und nicht umgekehrt.

4.Den Menschen mangelt es zunehmend an Empathie.

Mehrere unabhängig voneinander wiederholte Studien konnten zeigen, dass ein Abfall der Empathie in der Gesellschaft messbar ist. Der größte Verlust an Einfühlungsvermögen ist, laut Sara Konrath, seit der Jahrtausendwende festzustellen. Die Millennials sind dem Standard-Persönlichkeitstest zufolge durchschnittlich vierzig Prozent weniger einfühlsam als ihre Kommilitonen aus den Siebzigerjahren. Diese »Generation Ich« ist weniger fähig, die Sichtweise ihrer Mitmenschen zu verstehen oder Mitgefühl mit Notleidenden zu empfinden. Eine andere Studie zum Thema »Narzissmus« unterstreicht diese These. Sie fand heraus, dass die heutige Studentengeneration einen weit höheren Grad an Narzissmus zeigte als die Generation aus den Achtziger- und Neunzigerjahren. Das Verebben der Empathie und das Aufschäumen des Narzissmus ist ein Gesellschaftsprozess, der nachweislich durch den Medienkonsum sowie unser Schul- und Bildungssystem gefördert wird. Es herrscht Konsumpflicht. Die zunehmende Darstellung von Gewalt und emotionsloser Erotik quer durch alle Medien fördert den Rückgang der Empathie messbar.

5.Romane lesen verstärkt die Empathie.

Gemäß einer Studie von Raymond Mar steigert das Lesen von Romanen die Empathiefähigkeit. Er gab seinen Probanden eine Liste von Namen – darunter die berühmter Autoren von Romanen oder Sachbüchern, aber auch unbekannter Bürger. Die Freiwilligen sollten angeben, welche Autoren sie erkannten. Danach testete Mar die Empathiefähigkeit der Probanden. Es stellte sich heraus, dass die Teilnehmer besser im Empathietest abschnitten, je mehr Romanautoren sie identifizieren konnten. Interessanterweise galt das genaue Gegenteil für die Vielleser von Sachbüchern. Je mehr Sachbuchautoren erkannt wurden, desto geringer war die Empathiefähigkeit der Testperson.

6.Empathie ist ein Kulturgut.

Dass wir Menschen sympathischer finden, die uns ähnlich sind, mag wenig überraschen. Bedenklich wird unsere Animosität, wenn sie die Hautfarbe betrifft. Alessio Avenanti von der Universität Bologna zeigte seinen Versuchspersonen Filmaufnahmen von Händen, die entweder mit einer Nadel gestochen oder mit einem Wattestäbchen gestreichelt wurden. Dabei kontrollierte er die Gehirnaktivität seiner Probanden. Waren die Hände hell wie die Hautfarbe der Versuchsperson, zeigten sich die Hirnareale aktiv, die für Emotionen und Schmerzempfinden zuständig sind. Sobald die gefilmten Hände eine dunklere Hautfarbe aufwiesen, verdunkelte dies auch die Empathie, und die Reaktionen blieben in zunehmendem Maße aus. Erlernte Vorurteile unterdrücken demnach die Empathie. Andere Studien aus den USA wiederum zeigen, dass Kinder, die mit Kindern anderer Hautfarbe groß geworden waren, ihre Empathie auf andere Ethnien ausdehnen. Rassismus ist also stärker anerzogen als angeboren.

7.Empathie kann uns verzaubern.

Wer seine Zuhörer bannt und sie mit Worten fesselt, der fühlt, was seine Zuhörer hören wollen. Das Nachempfinden der Gefühlswelt eines anderen Menschen macht gute Redner und Künstler aus. Hier zeigt sich erneut die dunkle Seite der Empathie: Dank ihr können Menschen, ja, ganze Völker manipuliert, Werbebotschaften eingepflanzt und wie ein Warenkorb benutzt werden. Das ist der Mensch 2.0, ein Hybrid aus Werbeplattform und Käufer: Er bezahlt dafür, die Werbung der großen Marken tragen zu dürfen. Die Werbung infiziert ganze Länder mit unerreichbaren Zielen, denen es durch sinnfreien Konsum näherzurücken gilt. Die Kreditkarte ist das goldene Ticket ins Warenparadies. Die Werbung zeigt uns die perfekten Leben von perfekten Menschen, worin Ruhm, Geld und Erfolg keine Schattenseite haben. Mitgefühl ist hier nicht nötig, die Gesellschaft 2.0 kommt ohne Mitgefühl aus. Wenn wir der Werbung glauben, haben nur erfolglose Menschen Mitgefühl nötig. Wer Erfolg hat, stillt seine Bedürfnisse selbst. Alles, was der Mensch 2.0 braucht, kann er sich kaufen, und nicht käuflich ist, hat keinen Wert.

Es ist derweil traurige Gewissheit, dass der Lebens- und Arbeitsalltag der meisten Menschen von ihnen als Dauerstress empfunden wird. Somit verwundert der Rückgang der Empathiefähigkeit nicht. Mit der Globalisierung und der immer schnelleren Vernetzung der Welt stieg auch der Konkurrenzdruck, der Konsum- und Leistungszwang, und damit wuchsen Abstiegsängste, unfreiwillige Flexibilität und Mobilität. Alle diese Stressfaktoren sind Empathiehemmer, ebenso stark wie Psychopharmaka. Der funktionale Soziopath ist geradezu ein Superheld des Kapitalismus geworden, der frei von Angst, Selbstzweifeln und schlechtem Gewissen den Profit zu steigern vermag. Wen wundert es da noch, dass die reichsten Menschen der Welt und ihre Geldverwalter eine auffallend hohe Psychopathologie zeigen?

Das Gegenmittel kann nur mehr Empathie sein. Auch wenn es wehtut: Wir müssen neu (mit)fühlen lernen!

Als eine ausgeprägte Form der Empathie betrachte ich meine Hellsichtigkeit. Ich sehe mit dem Herzen. Und mein Herz sieht die Gefühle anderer Menschen in Form von bunten Kugeln (den Chakras), hellen Energieströmen und -flüssen (den Meridianen) und farbig durchglühten oder dunkleren Wolken (der Aura).

Der Energiekörper ist durchsichtig wie eingefärbtes Glas. Die Aura, die Chakras und die Meridiane zeigen den emotionalen und gesundheitlichen Zustand. Hier sehen wir die typischen Blockaden eines Menschen in meiner Wahrnehmung:1Schuldgefühle und Selbstbestrafung2Die Urangst als blaue, kalte Energie3Schmerzhaft verdrängte Trauer4Abgespaltene Selbstliebe5Der tief gekränkte Selbstwert6Ein autoaggressives Trauma im Wurzelchakra7Die bösartige Wunde

Die meisten Menschen glauben, dass die Energie um ihren Körper herum, die leuchtenden Farben, das Interessanteste wäre. Das stimmt meiner Wahrnehmung nach nicht. Das therapeutisch Interessante ist das, was tiefer liegt. Nahe am Kern, im Innersten eines Menschen verborgen. Ich kann in die Herzen hineinsehen– sowohl in die organischen Herzen mit ihren Koronargefäßen als auch in die emotionalen Räume der Herzen, also das Herzchakra als psychischen Raum der Liebe.

Was ich dort sehe, ist zum Teil blass wie unter Wasser, zum Teil so deutlich, wie du einen Regenbogen siehst. Was unbewusst ist und bleiben soll, ist meist dunkel. Die Lebensenergie wird diesem Raum des Energiekörpers vorenthalten, also ist es verschattet, wird selbst zum Schatten.

Die Aura hingegen ist immer lebendig, in Bewegung, changiert bunt in Fraktalen und Mustern, die den Wolken und kosmischen Nebeln gleichen. Wie in Seifenblasen sind die Menschen für mich in zarte Energien gehüllt, eine Haut aus Licht umgibt sie. Wenn du sensibel genug wirst, kannst du fühlen, was dich viele Meter vom Zentrum deines Herzens entfernt berührt.

Für mich ist jedes Lebewesen ein Kunstwerk, das im Austausch mit seiner Umwelt wie ein Chamäleon seine Farben und Formen ändert, mit seiner Energie reagiert. Die Lebensenergie, das Chi, wie ich es nenne, ist Teil jeder Natur. Sie umgibt uns, wir sind davon durchdrungen, sie fließt aus unserem Körper hinaus und strömt in unseren Körper herein.

Dabei gleicht das Chi dem Wesen des Wassers: Seine Menge bleibt gleich, seine Qualität kann sich jedoch verändern. Das Chi kann zu Formen gefrieren und bei wechselnder Umgebung seine Farbe ändern. Es kann kalt sein oder heiß, kann in Wirbeln und Strudeln fließen oder Spuren im Körper ziehen wie Adern im Sand, um bunt und schnell zu fließen.

Für mich ist die Gefühlswelt der Tiere und der Menschen einsehbar, als wären ihre Körper aus Glas. Wenn ich den Energiekörper eines Menschen betrachte, kann ich sehen, ob er gesund ist oder krank, ob er sich wohlfühlt oder nicht. Und auch, was ihn emotional belastet und seine Seele sprichwörtlich »bedrückt«, ist für mich so sichtbar wie ein reales Objekt, das auf seinem Energiekörper lastet. Gefühle wie Trauer und Schuld wiegen schwer, auch in der feinstofflichen Welt, und meist sind sie dunkel. Dunkel ist aber immer nur das, was die Person selbst als negativ bewertet. Darum strahlen wir vor Wut orange glühend auf, wenn uns die Wut jetzt gerade richtig und wichtig erscheint. In diesem Moment ist die Liebe dann dunkel und als Gefühl unnütz, um adäquat zu reagieren.

Trauer und Schuldgefühle ziehen alles in ihrem Gravitationsfeld herunter. Gefühle wie Freude, Wertschätzung und Transzendenz leuchten hell, sind federleicht und erleichtern auch alles um sie herum. Das Einzugsgebiet positiver Gefühle, die auf ihre Umwelt positiv abfärben, nenne ich zuweilen auch scherzhaft das »Gratifikationsfeld« der Gefühle. Wertschätzung hat von Natur aus ein besonders großes »Gratifikationsfeld«, es hebt die Geltung von allem rings herum an und ist als positives Gefühl für uns Menschen erhabener als Liebe.

In meiner Welt ist jeder Gegenstand und jedes Lebewesen ein physischer Körper und zugleich eine Art denkendes und fühlendes, ja, lebendiges Hologramm.

Die Aura zu sehen und die Lebensenergien präziser wahrzunehmen, funktioniert nach dem Prinzip der Resonanz. Sofern du ein Gefühl nicht fühlst, kannst du es auch nicht sehen. Die eigenen Gefühle geben wie Stimmgabeln die Schwingung vor, in deren (Farb-) Ton du die Welt um dich herum erkennst. Die rosarote Brille ist im Alltag also grün oder blau, oder wir sehen gerade sprichwörtlich rot.

In der freiheitsliebenden Welt des Chi sind Dinge möglich, die wie Magie anmuten. Du kannst fühlen, wie es einem Menschen geht, egal, wie weit er von dir entfernt ist. Du kannst sehen, was dieser Mensch sieht, fast wie durch seine Augen. Du kannst in die Zukunft schauen und ahnen, was kommt. Und du kannst heilsam auf all das einwirken, um das Schicksal gnädig zu stimmen.

Die Welt des Chi freudvoll zu erfühlen, zu ertasten, neugierig wie ein Kind kennenzulernen, ist eine wundervolle Reise zu etwas allgegenwärtig Gutem, das ich nach all den Jahren immer noch Gott nennen möchte. Eine Reise voller Wunder.

Der Empathie förderlich ist:

•sich selbst freundschaftlich zu begegnen.

•die eigenen hellen wie auch die dunklen Seiten liebevoll zu betrachten.

•die eigenen Grenzen wichtig, aber sich selbst nicht so wichtig zu nehmen.

•Fehler als etwas Gutes zu betrachten, um daraus zu lernen.

•seine Stärken genauso zu lieben wie seine Schwächen.

Die Eigenresonanz gibt also vor, welche Energie wir wahrnehmen können und welche nicht. Wer lieblos ist, für den sind alle Menschen lieblos. Wer ängstlich ist, der sieht auch eine Welt voller Angst und Bedrohungen. Darum ist es so wichtig, seine Quelle zu kennen und sie zu hegen und zu pflegen, besonders dort, wo sie – wie die Rose im »Kleinen Prinzen« – Dornen hat.

In der Welt des Bewusstseins kannst du nichts wahrnehmen, was du nicht fühlst. Und du kannst es nur verändern, wenn du es heilsam durchlitten hast. Leid ist keine Strafe, sondern eine Form der Kommunikation des Kosmos mit sich selbst. Nimm einen klugen Gedanken. Was ist das? Ein kluger Gedanke ist eine Idee, die aus dem Leid geboren wurde, aber ins Licht führt. Ein dummer Gedanke ist eine Idee, die vielleicht auch aus dem Leid geboren wurde, aber keine Lösung enthält. So, als wollte ich mit einem Schraubenzieher einen Nagel in die Wand hauen.

Komplexe Probleme erzwingen solide Lösungen.

Die Komplexe, unter denen du leidest, werden dir eine solide Erlösung schenken. Ich wünsche es dir! Und bin mir sicher, dass du es schaffst. Vergiss nicht: Mit deinen Problemen trägst du auch schon die Lösungen in dir. Nicht nur für dich, sondern für uns alle.

Ohne Leid findet keine Entwicklung statt. Es gäbe keinen Grund dafür. Darum ist es heilsam und weise, die Krise als Chance, die Krankheit als Botschaft und den Schatten als Lichtbringer zu sehen.

Wer den Kosmos verstehen will, sollte sich selbst fühlen lernen. Wer sich selbst fühlen lernt, der wird sich selbst heilen lernen. Und wer sich selbst heilt, der heilt auch ein Stück weit die Welt.

Nur so ist wahre Veränderung möglich: von innen nach außen, von der Quelle in die Schöpfung hinein. Und wie in einem gigantischen vierdimensionalen Kaleidoskop verändert sich das ganze Bild, die ganze Welt um dich herum, mit einer winzigen Drehung, einer winzigen Veränderung in dir.

1Abgespaltene Gefühle halten wir von uns fern, wie physikalische Objekte, selbst wenn es sich wie hier um zärtliche Selbstliebe handelt.2Das Herz kann gebrochen und der Energiekörper beschädigt sein wie ein physisches Organ, mit Wunden und Blutungen.3Die emotionalen Schmerzen werden in den Körper verdrängt. Jetzt tut der Körper weh, statt der Seele.4Weitere Blockaden sammeln sich an als Folgesymptome der psychischen Beschwerden.5Heilen die Blockaden und emotionalen Wunden, leuchten die Chakren in ihrer eigenen Farbe und Energie.6Abgespaltene Gefühle kehren bereichernd wieder ins Herz zurück.7Wut, Hass und Selbstwert sind miteinander versöhnt. Die Geborgenheit darf ungebremst fließen.

Auch mein Leidensweg war elend und lang. Auch ich habe viele Varianten ausprobiert, innere Fülle durch äußeren Reichtum zu erlangen. Auch ich habe versucht, mit Lust die wahre Liebe zu ersetzen, gefeiert, statt glücklich zu sein, getrunken, statt mich geborgen zu fühlen, und gearbeitet, statt mich an meiner Existenz zu erfreuen. Ich habe dem Dunklen in mir glitzernde Paläste erbaut.

Jeder Versuch, das Wahre und damit einzig Gute – das uns alle eint und verbindet – mit etwas Falschem zu ersetzen, das uns abhebt, unterdrückt und damit trennt, mündet in der Wiederholung einer Enttäuschung. Ein Schatten, der nicht Licht und Wahrheit werden soll, gebiert weitere Schatten. Das Trauma perpetuiert sich in die nächste Generation. Jeder von uns, egal, wie klein oder groß, sucht sich Stellvertreter für seine ungeliebten Seiten und findet seinen Prügelknaben, der das Kainsmal und die Bürde des Bösen für ihn trägt.

Wie und warum meine hellsichtige Wahrnehmung möglich ist, hat viele Diskussionen mit Ärzten und Physikern angeregt. Ich wurde untersucht, getestet, und auch das Fernsehen kam hinzu. Nachdem der WDR einen kurzen Bericht über mich gesendet hatte, wurde auch das ZDF aufmerksam. Dafür bereitete ich folgenden Test vor: Ich betrachtete den Energiekörper von fünfzig mir völlig fremden Personen und suchte die eine Person heraus, die Krebs hatte. Nach Möglichkeit sollte ich benennen, welche Art Krebs ich bei diesem Menschen wahrnehmen konnte und wie ich ihn wahrnahm. Ich bestand den Test. Um den Zufall auszuschließen, wurde er wiederholt. Aber während des zweiten Durchlaufs gab es Probleme. Ich hatte zwei Personen aus der Gruppe ausgewählt, obwohl laut Vorgabe nur eine Person Krebs haben sollte. Bei einer Dame sah ich Dickdarmkrebs wie ein orange leuchtendes, in sich verknotetes Geschwür. Und bei einer anderen Frau leuchtete mir der Brustkrebs entgegen wie ein blau umrandetes, gelblich glühendes Wollknäuel, groß wie eine Haselnuss. Die Betroffene schüttelte hitzig den Kopf: »Nein, ich habe keinen Krebs!« Verhohlenes Gelächter lief durch den Raum. Da die andere Person, die ich ausgewählt hatte, die richtige, die Krebspatientin war, schaute ich genauer hin. Aber so leid es mir tat, ich konnte den Krebs deutlich im Körper der Frau wahrnehmen, linksseitig und eindeutig auch schon »physisch«, also im materiellen Körper, angekommen.

Der Test wurde abgebrochen, und alle wurden nach Hause geschickt. Wie sich später herausstellte, hatte ich recht. Die Mammografie und anschließende Biopsie ergab einen elf Millimeter großen bösartigen Geschwulst in der linken Brust der Dame. Sie wurde nach kurzer Behandlung wieder gesund. Aber dies zeigt, wie heikel das ganze Thema ist – nichts für eine Realityshow im Fernsehen. Alles, was wir wissen, ist, dass wir nichts wissen – auch kaum etwas über Krebs. So viele Dogmen und Verbote kreisen in den Köpfen der Menschen, sie erschweren ein neugieriges Entdecken und Erforschen der Welt. Sie verstellen den freien Blick.

Es gibt inzwischen sehr viele großartige Studien – auch von renommierten Universitäten –, die das Übersinnliche, die universelle Empathie beweisen. Und kaum etwas davon dringt an die Öffentlichkeit. Auch wurden zwei groß angelegten Krebsstudien, an denen ich teilnehmen sollte, kurz vor ihrer Realisierung die finanziellen Mittel entzogen. Wir sollten dem Geld gemeinsam die Macht entziehen, über unser aller Leben zu entscheiden. Vielleicht können wir dann endlich zum Wohle aller leben und handeln.

Die Diskussionen, die ich mit Physikern führte, waren nicht minder hitzig als die heikle Debatte um den Themenkreis »Krebs«. Ist die Lebensenergie, die ich sehe, womöglich die »dunkle Energie«, die immerhin fast 68,3 Prozent aller Masse im Weltall ausmacht? Ist das Bewusstsein ein Quantenphänomen und als solches nicht an Raum und Zeit geknüpft? Wieso können einige Menschen die Aura sehen und andere nicht?

Die Antworten auf all diese Fragen wird uns die Wissenschaft nicht geben können. Die Antworten ruhen in uns. Und nur die Besinnung auf unsere wahre Essenz, das Licht unseres Bewusstseins, wird uns Wahrheit und Erfüllung bringen.

Dunkle Materie und dunkle Energie bilden den Großteil der Masse im Universum. Nur 4,9 Prozent machen die bekannte Materie aus, aus der all die Galaxien, Sterne und Planeten im Kosmos bestehen. Wir wissen nur, wie wenig wir wissen.

Bewusstsein, das sich auf sich selbst konzentriert, findet inneren Frieden und Heilung. Alles Gute, das unser Leben lebenswert macht, ist eine leuchtende Kraft in uns. Alles vermeintlich Schlechte, das unser Leben zu Qual werden lässt, ist nur eine Illusion und entsteht durch falsche Annahmen über uns selbst.

Die Wahrheit – so sagt der Sufismus – ist wie ein zerbrochener Spiegel, und jeder Mensch trägt eine Scherbe davon in sich. Unsere wahre Identität können wir damit also nur als Gemeinschaft finden, als »Menschheitsfamilie«, wie Daniele Ganser uns nennt.

Zerbricht die Gesellschaft, zerbricht die Familie.

Zerbricht die Familie, zerbricht das Kind.

Zerbricht das Kind, zerbricht sein Leben, und es wird als Erwachsener auf der Suche nach sich selbst sein. Das war das Schicksal vieler Menschen bis heute. Es ist daher an der Zeit, dass wir gemeinsam eine lebens- und liebenswerte Welt aufbauen, die zerbrochenen Stücke unserer Wahrheit wieder zusammensetzen.

Gehirn und Seele sind so weich, so formbar bei Kindern, dass es mehr Achtsamkeit bedarf, als eine traumatisierte Nachkriegswelt bieten konnte. Weil mir das »Ich-sein« verboten wurde als Kind, nahm ich an, ein abscheuliches, unwürdiges Wesen zu sein. Es war die einzige Erklärung, warum mir das Recht, zu leben, abgesprochen worden war. Ohne jedes Warum, ohne jeden Beweis meiner Schuld, opferte ich meine schönen Gefühle für mich selbst, kreuzigte sie, spannte mich auf die Folterbank im Glauben, verdient haben zu müssen, was mir nachweislich widerfuhr. So wurde mein Leid zur selbsterfüllenden Prophezeiung: Es bedurfte keiner weiteren Beweise für meine Schuld, ich gestand und akzeptierte meine Strafe.

Das ist ein so kindertypisches Verhalten, dass ich es gleich an den Anfang dieses Buches stellen möchte. Wer in sich hineinlauscht, findet immer Gutes und Schlechtes. Das Licht und der Schatten gehören untrennbar zu uns. Wer jedoch Schuldgefühle in sich trägt, wird alles Negative, das er in sich findet, gegen sich selbst verwenden. Je besser du sein möchtest als Mensch, desto größer können die Schuldgefühle sein, wenn du deinem hehren Anspruch nicht genügst. Wut und Hass – die unauslöschlich zu jedem Lebewesen gehören – sind dann Grund genug, dich selbst wie einen Mörder anzuklagen. Die Stimme der Selbstkritik wird lauter, zuletzt knallt sogar die Peitsche der Selbstbestrafung. Aus Hass ist Selbsthass geworden und aus Wut eine ausgewachsene Autoaggression, die in einer Autoimmunerkrankung münden kann.

Ein gesunder Schutz davor ist »radikale Selbstvergebung«. Du löst alte Schuldgefühle auf und verzeihst dir selbst jedes negative Gefühl, bis es sich zu einer angenehmen Form auflösen durfte. Meine persönliche Lichtnahrung, mein privates Weihwasser für die Unschuld meiner Welt ist die Stille. Ich brauche die Stille wie die Luft zum Atmen. Darum liebe ich es, an einsamen Orten zu sein, wo ich nur das Summen der Insekten höre und das sachte Streicheln des Windes, der durch die Gräser gleitet wie ein Liebhaber durch das Haar seiner Frau. Nur wenige verstehen, wie kostbar die Stille ist, besonders im Lärm unserer Zeit. Stumm rede ich mit den Tieren und Pflanzen, und sie antworten mir. Im Raum der Energie ist die Lüge nicht möglich. Ein Körper ist gesund oder krank, eine Blume satt oder durstig, niemand hat in dieser Welt der Energie das Interesse, jemanden zu belügen. Es wäre ein Verrat an sich selbst. Gott muss sich spalten in Licht und Schatten, um böse zu sein. Und so auch wir.

Ich lausche der Stille, werde Teil von ihr, als würde ich in einen Ozean eintauchen, und alle Lebewesen leuchten wie bunte Lichter rings um mich herum. Ich kann ihre Seelen fühlen und sehen, einige rau wie Korallen, andere weich wie Maulbeerbaumblätter, und wieder andere glimmen fragil wie Pusteblumen: Ein falsches Wort, und sie schweben davon.

Das Chi fließt in allem, es versöhnt uns miteinander wie das Wasser alle Ozeane. Die Lebensenergie bewertet nicht, sondern verbindet uns wie ein kosmisches Internet des Bewusstseins, als wären alle Seelen glühende Neuronen im Geiste Gottes.

Manche Seelen leuchten grün, andere rot, wie Sterne am Himmel, andere sind noch dunkel und warten auf ihre Stunde. Aber Energie, die kosmische Energie, steht uns allen gleichermaßen zu. Die Seelen leuchten wie Sterne, sie steigen herab, sie steigen hinauf, aber sie gehen niemals unter.

In der Welt des Chi gleicht nichts dem anderen. Jeder Augenblick ist neu und darf auch neu erfahren werden. Von allen Blättern, die am selben Zweig wachsen, ist keines identisch mit einem anderen. Es gibt keine zwei Blätter auf dieser Erde, die vollständig gleich wären. Sie ähneln sich und bleiben dennoch einzigartig. So hat es die Natur gewollt, und so ist es gut. Ein Blatt ist wie ein Fingerabdruck im Kosmos, fein verzweigt und schillernd zeigt es den Zaubertrick der Natur, unermesslichen Reichtum zu schaffen, indem sich die Schöpfung kopiert, ohne identisch zu sein. Die Harmonie ist ewige Veränderung.

Ich liebe den Gesang des Windes, wenn er, von der blauen Nacht reingewaschen, den schweren Duft der Pinienwälder aufnimmt und in die Ferne trägt. Ich liebe den frühen Morgen im Wald, wenn alle Tiere, Bäume und Pflanzen denselben Atem atmen. Dann fühle ich mich göttlich, als könnte mit der Luft auch meine Seele aufsteigen. So fühle ich mich der Erde zutiefst verbunden und den Wolken sehr nah. Ich liebe den Wald, wie ein Neugeborenes den Herzschlag seiner Mutter liebt. Und ich wünschte, alle Menschen würden alles, was sie besitzen, verkaufen, das Land, die Häuser und die Tiere. Ich wünschte, dass sich Gaia, unsere Urmutter, wieder selbst gehören dürfte und die Natur ihre unberührte Schönheit zurückerhält. Es scheint, dass sich die ganze Menschheit weniger um ihr Heil sorgt als jeder Einzelne von uns. Es sieht so aus, als würde mit den Wäldern auch jede Hoffnung verbrennen. Aber es gibt so viele gute Seelen auf der Erde, so viel gute Kraft, dass ich nie aufgehört habe, zu glauben. Nie aufgehört habe, fühlend zu forschen. Nie aufgeben werde. Denn auch das liegt in der Natur des Menschen: gegen jeden Widerstand das Richtige zu tun.

Ein hellsichtiger Heiler wie ich ist eine Art Medizinmann der Erde, aber auch Wahrsager für das Volk. Die Seele der Menschen leidet noch immer an derselben Krankheit, an der sie vor vielen tausend Jahren erkrankt ist: der unstillbaren Gier. Die unauslöschliche Selbstsucht der Menschheit kennt viele Flammen, und alles dient ihr zur Nahrung. Jede weitere Flamme vergrößert nur den Hunger. Wir erleiden Tantalosqualen: Nahrung und Wasser sind greifbar nahe, weichen aber zurück, sobald wir zu essen, sobald wir zu trinken versuchen. Zu ewigem Hunger und ewigem Durst verdammt, wurden wir von der Angst um das eigene Überleben ergriffen. Schon hebt sich der Blick zu den Sternen, ob vielleicht auf dem Mars oder fernen Planeten ein (Über-)Leben möglich wäre.

Welcher Fata Morgana, welch flimmernden Hirngespinsten wir kollektiv nachlaufen, wird immer mehr Menschen bewusst. Der Wunsch, mit sich selbst im Reinen zu sein, mit der eigenen Quelle verbunden, im Kontakt mit der Natur, auch in Kontakt mit der eigenen Herkunft und Seele zu sein, wird immer lauter. Es ist Zeit, die Würde des Menschen zu achten, die Seele der Tiere zu ehren und das verborgene Wissen der Pflanzen zu nutzen.

Diesem Hunger möchte ich eine Nahrung anbieten, die ihn nachhaltig stillt. Mein Geschenk an die Welt ist eine neue Form der Meditation, die ich mit allen teilen möchte. Eine Meditation, die jedem hilft und jedem zugänglich ist, egal, ob Säugling oder Greis. Es ist die neue Art, zu meditieren und zu heilen. Für alle Geschöpfe auf der Erde hat die Seele Gottes einen Lebenspfad vorgezeichnet. Das Leben ist das Ziel, und die Leiden in der Welt sind der Beweis unserer Freiheit, unseren Weg allein zu finden. Jeder von uns darf seinem Wesen gemäß und seinem Willen gehorchend handeln. Aber die Gemeinschaft der Dinge, die Kraft des Chi, zeigt sich umso klarer, je verbundener wir sind. Das Chi wird auch dir helfen, wieder angebunden zu sein, verbunden mit deinem Herzen, verbunden mit deiner Lebensfreude, verbunden mit deiner vitalsten Kraft. Lasse dir die Wahrheit deiner Seele nicht nehmen. Lebe dein Leben, wie du es verdienst.

Überall auf der Welt entdecken immer mehr Menschen ein uraltes Gefühl in sich, das schon immer das Fundament der Religionen war: das Gefühl des Einsseins. Eins mit sich selbst und der Schöpfung. Dieses Gefühl schlummert in jedem, und in den besonders dunklen Augenblicken, wenn alles schwarz erscheint, sehen wir das Licht klarer, da es im Dunkeln heller leuchtet. Im schwarzen Gefinster der Depression, die unsere inneren Kräfte umnachtet, leuchtet der Leitstern der Hoffnung klar auf. In diesen Momenten werden sich selbst Atheisten bewusst, dass wir alle aus derselben Quelle stammen. Wir sind viel mehr als die Summe unserer Teile. Unser irdisches Dasein löst seine Beschränkungen auf, die wir ihm durch unsere Sinne aufzwingen, und das Unvergängliche in uns wird heiliger Augenblick. Die Gegenwart wird eine lichtvolle Erfahrung, die alle Seelen miteinander teilen, unabhängig von Raum und Zeit. Von seinem eigenen Licht erleuchtet, kann sich das Bewusstsein selbst erkennen.

Empathie bedeutet, mit dem Herzen wie mit einem großen Ohr zu lauschen. Empathie hört das Unhörbare.

Empathie vermag, die Welt durch die Augen eines anderen zu sehen.

Empathie kann das Unwissbare wissen. Empathie verbindet uns miteinander jenseits von Raum und Zeit.

Empathie ist die universelle Sprache des Kosmos.

Möge dir dieses Buch dabei helfen, dem Flüstern deines Herzens zu vertrauen. Auch du kannst die Welt in dir und die Welt der Energie um dich herum wieder mit dem Herzen sehen. Und wirst Dinge erfahren und fühlen, die du noch nie zuvor wahrgenommen hast.

Lasse dich vom Mitgefühl leiten.

Liebe und Mitgefühl fangen bei dir an und werden – wenn du es wünschst – auch niemals enden.

Alles Liebe für dich,

auch jenseits des Wissbaren, Fühlbaren und Messbaren!

Die wichtigste WAHRHEIT zuerst

Jede Wahrheit, zu Ende gedacht, ist simpel. Es ist immer die Erzählung, die eine Tatsache kompliziert macht. Egal, wie komplex ein Problem oder Sachverhalt erscheint, in dem Augenblick, in dem du die Frage durchdrungen hast, erscheint dir die Antwort einfach und klar. Sie leuchtet dir ein. In der Schule lernten wir das Gegenteil. Musik, Physik und moderne Kunst sind nur dann bedeutungsschwanger, wenn ihre Früchte einem erlauchten Bürgertum schmecken. »Das Sichverständlichmachen ist der Selbstmord der Philosophie«, schrieb Martin Heidegger. Das Komplexe, so wurde uns beigebracht, sei das Wertvolle. Welch ein Irrtum! Einfach die Wahrheit zu sagen, schlicht und dabei elegant, das ist wahre Meisterschaft und Kunst.

Die wichtigste Wahrheit in der Welt ist denkbar simpel. Sie lautet: Du bist die Quelle und das Licht.

Der Inhalt der ganzen Welt ist deine Seele. Egal, wie viele Schachteln, Schnüre, Schleifen oder auch Stricke du um das Geschenk deiner Seele wickelst – du bleibst die Quelle und das Licht. Du hast dich der Welt geschenkt und darfst von der Welt beschenkt werden. Deine Seele ist der Inhalt aller Dinge, die Wahrheit. Die Form, die du deiner Seele gibst, ist längst nicht so wichtig, wie alle glauben. Das ist nur die Verpackung. Konzentriere dich immer auf deinen Inhalt, auf dein Licht, und du wirst die Unendlichkeit deines Bewusstseins jenseits aller Formen und Farben erkennen.

Du bist von Natur aus frei von Schuld und darum auch frei von Sünde. Du darfst es dir so gut gehen lassen, wie du nur kannst. Ja, es ist dein Recht, dich wohlzufühlen, vielleicht nicht immer dein Menschenrecht, aber dein göttliches Recht, das über allen Gesetzen steht. Du bist frei von Schuld, und jede Form der Selbstbestrafung und -kasteiung darf von dir abfallen wie eine zu schwere Rüstung.

Vor langer Zeit – ich kann nicht sagen, wann – hat die Menschheit ihre Unschuld verloren, und ein kollektiver Schatten, einer Erbsünde gleich, legte sich auf die Seelen der Menschen. Wir haben unsere natürliche Freiheit, die unschätzbare Wahrheit der Seele, für eine billige Lüge verkauft. Der Preis, den wir Menschen für die Welt aus Geld zahlten, war ein Verlustgeschäft für uns alle. Heute sehen viele Menschen nur noch Puzzlestücke ihrer eigenen Wahrheit. Ja, sie erkennen sich im Spiegel ihrer eigenen Seele nicht wieder. Sie fragen sich: »Wer bin ich?«, statt die Antwort in sich leuchten zu fühlen. Sie fragen sich: »Weshalb bin ich am Leben?«, statt die Antwort im Spiel mit anderen Seelen, mit den Wäldern und Meeren zu leben.