Wie uns Medien manipulieren - Aaron Zinkhammer - E-Book

Wie uns Medien manipulieren E-Book

Aaron Zinkhammer

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Beschreibung

Wir glauben, gut informiert zu sein. Wir glauben, uns eine eigene Meinung zu bilden. Wir glauben, aus der Geschichte zu lernen. Ich bedauere, das sind Fake-News! Medien prägen unser Weltbild wie kaum etwas Anderes. Als Konsumenten tappen wir dabei oft in Fallen mit teils fatalen Folgen für die Gesellschaft. Von A wie Agenda-Setting über F wie Framing bis hin zu Z wie Zero-Risk-Bias beleuchet dieses Buch zahlreiche Medien-Tricks in Theorie und Praxis und stärkt dabei Ihr mediales Immunsystem. Von Ärzten empfohlen ;)

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Seitenzahl: 345

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Medienformate und depren Möglichkeiten der Manipulation

Manipulation als Begriff

Manipulation anhand Medienformate

Warum ein scharfer Blick auf die Berichterstattung notwendig ist

Interessensgruppen und Psychopathen

Das Schweigen der Medien

Finanzierung durch Geschäftstätigkeit

Finanzierung über Private und Stiftungen

Finanzierung über Steuergelder

Finanzierung durch Online-Werbung

Die Schweizer Medienlandschaft – Vielfalt oder Einfalt?

Wie Ideologien Einzug in Medienhäuser halten

Einschwören auf gleichen Kurs

Medien mit Scheuklappen sind Pferde, auf die man besser nicht setzt

Medien-Navigator

Wie Wahrscheinlichkeitsrechnen Ihnen hilft

Korrelation und Kausalität

Fake-News

„Handelt es sich um ein bekanntes Print-, Online-, Radio- oder TV-Medium?“

„Werden Dinge neutral dargestellt?“

„Kommen mehrere Stimmen zu Wort?“

„Sind Meinungen klar ausgewiesen?“

„Werden Autoren genannt?“

„Werden Informationsquellen genannt?“

„Gibt es ein Impressum?"

Gibt es verzeihbare Fake-News?

50 Shades of Grey oder wie unsexy Schwarz und Weiss ist

Agenda-Setting

Agenda-Setting im Abgleich mit persönlicher Erfahrung

Was die Medien nicht erwähnen – das Anti-Agenda-Setting?

Agenda Setting als Spaltungsinstrument

Social-Proof

Die Schweigespirale

Medien im Marionettenspiel um Aktionismus und Zero-Risk-Bias

Von vorschnellen Schlüssen zu Kurzschlüssen

Mondays aren’t so bad!

01001101 – Kurzschluss, weil der Strom zu schnell fliesst?

Gebetsmühleartige Wiederholung

Von Experten, Füchsen, Igeln und Angsthasen, die um ihren Job bangen

Halo-Effekt

Testimonials als politisches Instrument

Framing

Framing in der Theorie

Framingtheorie anhand von zwei Praxis-Beispielen erklärt

Unbewusstes vs. bewusstes Framing

Die Framing-Fahnen im Wind

Framing als Spaltungsinstrument

Framing bei Witzen

Frame after Frame after Frame

Big Brother is framing you

Die suggestive Wirkung von Framing

Rahmen etwas enger Stecken

Ich setze ein, wann es mir passt!

Neusprech als Framing-Methode

Umgang mit Framing

Diffamierungsstrategien

Diffamierung in der Theorie

Diffamierung „Covidiot“ oder die noch leere Gefängniszelle

Diffamierungsstrategie „Verschwörungstheoretiker“

Diffamierungsstrategie „Menschen und Organisationen in die Nähe von gewissen Kreisen rücken“ – ist Gläserrücken langweilig geworden?

Diffamierung „Extremismus“

Diffamierungsstrategie „Sündenbock-Taktik“

Diffamierungsstrategie - Wie die Syntax in den Schlachthof führt

Fazit Diffamierungsstrategien

Nicht ausreden lassen

Alarmismus

Selektive Wahrnehmung

Salami, der nicht schmeckt

Ratschläge im Umgang mit Medien und Mitmenschen

Kopf versus Bauchgefühl oder David gegen Goliath

Ich-Botschaften und das Konzept der gewaltfreien Kommunikation

Umgekehrte Argumentationskette

Schlusswort

Einleitung

Anlass zu diesem Werk war die Covid-Pandemie. Diese Krise hat dazu geführt, dass die Gesellschaft vieler Länder gespalten wurde. Wie viele politische Massnahmen, wie viele Bürgerrechtseinschränkungen, wie viel Diffamierung wären wohl noch nötig gewesen, um einen Bürgerkrieg auszulösen? Erst die O-mikron-Variante hat das Virus so ungefährlich gemacht, dass die Massnahmen gelockert und die Gesellschaft wieder zusammengeführt werden konnte. Die Frage bleibt: Wie war eine derartige Spaltung möglich? Unabhängig von der Covid-Pandemie können wir auch andere Epochen aus der Geschichte beleuchten und uns fragen, wie die damaligen Ereignisse ihren Lauf nahmen. Der Pfad der Menschheitsgeschichte säumt sich mit kollektiven Gräueltaten.

Wie, denken Sie, war die Verfolgung der Juden im deutschen Reich möglich? Und wie, denken Sie, war es möglich, dass in einem demokratischen Land wie den USA schwarze Menschen in den 50er-Jahren diskriminiert wurden? Wie denken Sie, ist es möglich, dass im Jahr 2021 in Deutschland eine Demonstration anlässlich des Christopher-Street-Day erlaubt ist, während eine Demonstration gegen die Corona-Massnahmen nicht geduldet wird?

Ich wage die Behauptung, dass die Menschen im Grunde genommen ein friedvolles Leben führen wollen. Auch glaube ich daran, dass viele Menschen nach der goldenen Regel leben: „Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem anderen zu“.

Doch warum tun einige Erwachsene immer wieder grauenvolle Dinge? Weshalb lassen wir Menschen uns immer wieder zu Hass und Gewalt hinreissen? Sind wir Menschen von Natur aus wirklich böse und brutal?

Wie oft haben Sie schon Ferien in einem fremden Land verbracht und festgestellt, dass die Menschen dort auch „nur“ Menschen sind? Natürlich, darunter gibt es einerseits sehr liebenswürdige und herzliche, andererseits auch ein paar unangenehme Menschen, die man am liebsten mit einem One-Way-Ticket auf den Mond schiessen würde. Letztere gibt es überall. Die meisten Menschen sind jedoch gut.

Es scheint, als müsste etwas auf uns einwirken. Denn was verleitet uns dazu, mit einem Gewehr in ein anderes Land einzumarschieren oder ein solches Vorgehen zumindest zu akzeptieren? Schreit unser Herz nach Gewalt? Sind es die Gedanken? Was ist es?

Ich bin nicht unbedingt der beste Freund von esotherischen Geisteshaltungen. Doch wenn es Ihnen bereits gelungen ist, Ihren Horizont weit genug zu öffnen und sich mit dem beobachtenden Denken nur auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, wissen Sie, dass das menschliche Herz nur für Liebe gemacht ist. Es ist fast unmöglich, dabei Hass und andere destruktive Gefühle zu empfinden. Die Liebe ist die stärkste und schönste Kraft, die wir in uns tragen. Kurzum: Im Herzen können keine Kriege, Verhetzung und Verfolgung stattfinden.

Dann muss es wohl das Bauchgefühl sein, oder? Atmen Sie mal tief in den Bauchraum und fühlen Sie sich in die Atmung hinein! Denken Sie dabei an Krieg, Fremdenhass, Angst vor Viren und den Tod! Fühlt es sich gut an? Sind die Gefühle eher befreiend oder bedrückend? Sind das Themen, mit denen Sie sich leidenschaftlich gerne auseinandersetzten und für die Sie morgens im Bett in die Hände klatschen und laut vor sich hersagen: „Mit diesem Gefühl in mir wird heute bestimmt ein wundervoller Tag“? Ich will Ihnen nichts unterstellen, aber wahrscheinlich sind die Gefühle dabei nicht das, was Ihr Leben lebenswert macht. Nebst Gesetzen, die sie vom Stehlen abhalten sollten, berauben Sie wahrscheinlich auch niemanden, weil es sich schlicht und einfach schlecht anfühlt.

Es bleibt eigentlich nur der Kopf übrig. Und damit ist nicht der beobachtende Teil unseres Geistes gemeint, wie vorhin beschrieben. Es ist der Teil gemeint, der grübelt, der nachdenkt, der sich Bilder und Geschichten ausmalt. Es muss also die Bildung sein, die es ermöglicht, uns in Kriege zu schicken. Bildung? „Bildung ist doch gut!“, höre ich Sie sagen. Und Sie haben grundsätzlich absolut Recht! Haben Sie sich schon mal bewusst mit dem Wort „Bildung“ auseinandergesetzt? Bildung heisst im Grunde genommen, dass wir uns von einer Sache ein Bild machen. Und wenn wir noch genauer hinschauen, müssen wir uns fragen, wie wir uns ein Bild von einer Sache machen. Sind es wir selber in einem kognitiven Akt, indem wir uns die Dinge vor Ort anschauen, Feldversuche machen und eigene Experimente anstellen? Oder sind es andere, die Bilder in unseren Köpfen erzeugen? Diese Frage ist wichtig. Denn wir möchten herausfinden, wie es möglich ist, dass Menschen in Kriege ziehen und Randgruppierungen auf abscheuliche Weise diskriminieren.

Die sogenannte Bildung erfolgt diesbezüglich nicht unbedingt über die Schule. Der Schule attestiere ich, dass dort noch mehrheitlich differenziert gebildet wird. Damit meine ich, dass die Schule generell zum Ziel haben sollte, Menschen zum eigenen Denken zu befähigen. Insbesondere in Gymnasien gibt es rund um Literatur viele Diskussionen, wo verschiedene Ansichten zur Sprache kommen und Schüler schnell lernen, dass es nicht nur eine einzige Wahrheit gibt. Wo denn noch machen wir uns unsere Bilder? Genau hier kommt die Rolle der Medien ins Spiel.

Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, warum die deutsche Boulevardzeitung „Bild“ heisst, wie sie heisst? Oder wie sieht es mit dem Schweizer Pendant, dem „Blick', aus? Wer bestimmt Ihr persönliches „Bild“ von einer Sache? Wer sagt Ihnen, aus welchem „BIick“-Winkel Sie etwas betrachten sollen? Ganz allgemein drängt sich die Frage auf: Könnte es sein, dass Medien unser Bild von der Realtät formen und damit im Stande sind, unser Denken zu manipulieren? Diese Frage ist sehr relevant. Denn unser Denken bestimmt, was wir fühlen. Und was wir fühlen, bestimmt unser Verhalten. Und damit sind wie beim Thema dieses Buches.

Dieses Buch präsentiert Ihnen viele Theorien aus Psychologie, Wirtschaft, Soziologie und Medienwissenschaft und versucht diese mit teils realen, teils fiktiven Beispielen mit der Realität zu verknüpfen. Wie Sie wissen, ist unser Hirn ständig damit beschäftigt, nur die wesentlichen Informationen zu verarbeiten, um das Hirn vor Überlastung zu schützen. Dieser Umstand führt unweigerlich dazu, dass wir die Realität nie zu 100% erfassen können. Daher können wir auch nicht jede Frage zu 100% komplett beantworten.

Aus Respekt diesem Umstand gegenüber wird dieses Buch unzählige Fragen aufwerfen, aber nicht auf alle eine Antwort liefern. Vielmehr geht es darum, dass Sie anhand der Theorie und der Beispiele Ihren Horizont erweitern und Ihren Geist schärfen. Dabei sollen Sie ausserdem immer wieder auf Ihr eigenes Urteilsvermögen vertrauen. Ziel dieses Buches ist, Ihnen zu einem geistigen Immunsystem gegen Medien-Propaganda zu verhelfen. Lesen Sie es also am besten, bevor Sie – wie in der Geschichte schon andere – mit dem Gewehr auf Bürger Ihres Nachbarlandes schiessen!

Medienformate und deren Möglichkeiten der Manipulation

Wie der Titel des Buches verlautet, unterstelle ich den Medien, dass sie uns zumindest teilweise manipulieren. Darum ist es ratsam, dass wir uns gleich zu Beginn mit dem Begriff der Manipulation auseinandersetzen. Wir prüfen anhand zweier unterschiedlicher Medienformate erste Möglichkeiten der Einflussnahme auf den Medienkonsumenten.

Manipulation als Begriff

Was bedeutet der Begriff Manipulation überhaupt? Ist es Manipulation, wenn eine Frau einem Mann hübsche Augen macht mit der Absicht, dass er sie auf einen Drink einlädt? Ist es Manipulation, wenn ein unterdurchschnittlicher Mitarbeiter seinem Chef geschönte Verkaufszahlen präsentiert, damit er seinen Job nicht verliert? Und ist es Manipulation, wenn eine weltweit bekannte Burger-Kette Ihnen einen saftigen Cheese-Burger präsentiert, Ihnen dadurch das Wasser im Munde zusammenläuft und Sie den Burger darum letztlich kaufen?

Der Begriff „Manipulation“ leitet sich aus dem Lateinischen ab und beinhaltet das Wort „manus“ (Hand). Am treffendsten gesagt ist es vielleicht so: Bei der Manipulation wird mit der Hand etwas nachgeholfen. Man kann zum Beispiel an einer Schusswaffe manipulieren. Damit sind gezielte Veränderungen gemeint wie die Loslösung des Schlittens vom Rest der Waffe. Moralisch diskutabel wird Manipulation dann, wenn es darum geht, einen Menschen gezielt zu beeinflussen. Die Manipulation von Menschen muss dabei nicht zwangsläufig schlecht sein. Oder würden Sie es Ihren Eltern verübeln, dass sie Sie mit einigen manipulativen Tricks für gewünschte Verhaltensweisen zu einem guten Menschen herangezogen haben? Manipulation hat aber insgesamt doch häufig eine negative Konnotation. Diese kommt nicht von ungefähr. Auf Wikipedia steht dazu: „Als Manipulation von Menschen wird die Einflussnahme bezeichnet, bei welcher die Annahme einer Meinung, Ware oder Dienstleistung durch die Zielperson zu einem Nachteil für diese führen kann. Von unsittlicher Manipulation spricht man, wenn der Versuch zu überreden oder überzeugen bei dem Beeinflussten ökonomischen und/oder sittlichen Schaden verursacht.“1

Das eigentliche Problem von Manipulation ist also der Nachteil, welcher der Zielperson erwächst. Wie beurteilen Sie nun die Situation mit der Frau, die dem Mann für einen Drink schöne Augen macht? Oder finden Sie es nachteilig, wenn Sie sich wegen einer Werbung einen Cheesburger einverleiben und danach noch ordentlich Diet-Coke schlürfen? Vermutlich hängen beide Beispiele stark von Ihrem persönlichen Empfinden, Ihren leiblichen Bedürfnissen und Ihren langfristigen Zielen ab. Sie werden fürchterlich böse mit sich sein, wenn Sie streng mit sich sind und der Cheesburger Sie weiter von Ihrer Bikini-Figur entfernt. Sie werden hingegen eher entspannt sein, wenn Sie solch kulinarische Entgleisungen als gelegentliche Investition in Ihr seelisches Wohlbefinden sehen. Einige Manipulationen werden Sie mit Sicherheit nicht einmal wahrnehmen. Warum sollte es Sie denn stören? Es sollte Sie dann stören, wenn Sie bei wichtigen Themen in eine Richtung gelenkt werden, aus der für Sie oder für Ihre Mitmenschen negative Konsequenzen erwachsen.

In diesem Buch befassen wir uns mit Manipulation durch das Vorliegen falscher, fehlender oder irreführender Informationen. Bei verschiedenen Kapiteln werden wir aber auch anderen raffinierten Manipulationstechniken auf die Schliche kommen. Das Ziel ist es, dass aus Ihnen ein kritischer Leser wird, dem man nicht ein X für ein U vormachen kann. Sie bekommen mit diesem Buch eine Art Impfung, die Sie gegen Manipulationsversuche seitens der Medien ein Stück weit immunisiert.

Manipulation anhand Medienformate

„Unter Format versteht man in Hörfunk und Fernsehen Sendungs-Gattungen. Beispiele für TV-Formate: Talk-Show, Gerichts-Doku, Doku-Soap. [...] Auf die Presse bezogen bedeutet Format zunächst die Größe und Gestaltung des Druckwerks...“2 Wir verstehen nachfolgend den Begriff Medienformat als die Form, die festlegt, wie Inhalte präsentiert werden. Abhängig vom Medienformat bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten der Manipulation.

Nehmen wir als Beispiel zwei fundamental verschiedene Medienformate: Den Zeitungsartikel und die politische Talk-Show. Wir vergleichen fünf verschiedene Dimensionen:

Die Möglichkeit der inhaltlichen Steuerung durch den Herausgeber.

Die Möglichkeit, dass der Herausgeber seinen Interviewpartner frei wählen kann.

Die Möglichkeit, dass der Interviewte dem Herausgeber widersprechen kann.

Die Möglichkeit, dass der Zuschauer Stimme und Körpersprache der Gesprächspartner interpretieren kann.

Die Zeit, die dem Zuschauer bleibt, um über den Inhalt nachzudenken.

Die Bewertung 0 bedeutet, dass es keine Möglichkeit gibt, den Parameter zu beeinflussen. Eine 6 bedeutet, dass der Betroffene die totale Kontrolle über den Parameter hat. Die folgende Abbildung zeigt eine eigene Bewertung zu den Medienformaten „Zeitungsartikel“ und „Politische Talk Show“, bei der auch dem Studio-Publikum in der Sendung die Möglichkeit für Fragen und Kommentare eingeräumt wird.

Abbildung 1: Unterschiedliche Möglichkeiten je nach Medienformat, eigene Darstellung

Die starke Divergenz der beiden Linien zeigt, dass sich wohl kaum zwei Medienformate finden lassen, die unterschiedlicher sein könnten.

Beim Zeitungsartikel kann der Herausgeber den Inhalt zu fast 100% steuern. So kann eine Zeitung über eine Affaire eines Politikers berichten, ohne dass dieser es möchte. Auch könnte eine Zeitung ein Interview mit einem Welttennisstar abdrucken und dabei seine politische Gesinnung in den Vordergrund stellen. Der interviewte Tennisstar kann in einem ersten Schritt nur im Rahmen seiner Antworten darauf Einfluss nehmen. Darum hat die Zeitung für diese Ausprägung nur eine 5 anstatt einer 6 erhalten. In einer Fernsehshow hingegen kann ein Gesprächspartner den Inhalt schon wesentlich besser mitgestalten, indem er widerspricht oder ein anderes Thema einstreut. Hier erzielt der Parameter für das Format „Talk Show" darum nur eine 3.

Eine Zeitung kann sich seinen Interviewpartner oft frei wählen. Ist es der ewig gleiche Politiker, der im gleichen Jahr schon zehn Interviews gegeben hat und der mit dem Medienhaus politisch auf Linie ist? Oder ist es der unbequeme Querdenker, der den Journalisten herausfordert? Manchmal steht der gewünschte Interviewpartner der Zeitung nicht zur Verfügung. Darum wird die Ausprägung auch nur mit einer 5 anstelle einer 6 bewertet. In einer Live-Talk-Show, wo sich auch das Publikum äussern kann, hat der Moderator eine beschränkt freie Wahl. Er kann nicht vorausahnen, wer aus dem Publikum eine Aussage machen wird. Dem Moderator wird mehr Flexibilität abverlangt.

Bezüglich der Möglichkeit der Gegenrede kann eine Zeitung z. B. behaupten, dass ein Gastwirt linksextremistische Tendenzen hat. Ob dies stimmt, können Sie als Leser nur beurteilen, wenn Sie den Wirt persönlich kennen. Es gibt allerdings Gesetze wie das Zivilgesetzbuch der Schweiz, die diese Freiheit für Medienschaffende relativieren und sie zur Gegendarstellung verpflichten.3 Meistens drucken Medienhäuser dann diese Gegendarstellungen einige Tage später ab, jedoch an unauffälligen Stellen, denen der Leser wenig Beachtung schenkt. Vielen fällt sie daher gar nicht auf. Der Schaden für den Betroffenen ist damit bereits entstanden. Die Zeitung erhält für diesen Parameter den Wert 2. In einer Fernsehshow könnte der Interviewte sofort reagieren und den Moderator fragen, wie er auf die Idee käme, ihm linksextremistische Tendenzen zu unterstellen. Oder er könnte sofort Gegenargumente ins Feld führen. In einer Talk-Show wird die Möglichkeit der Gegenrede darum mit dem Wert 5 beurteilt.

Bei der Möglichkeit der Interpretation zu Körpersprache, Gestik und Intonation sieht es wie folgt aus. Als Leser liegen Ihnen bei der Zeitung nur Buchstaben vor. Wenn Sie Glück haben, bekommen Sie noch ein Bild zu Gesicht. Was heisst hier Glück? Vielleicht ist es auch zu Ihrem Unglück. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Medienhäuser ein Bild zu einem Text abdrucken, das schon alt ist, überhaupt nichts mit dem Text zu tun hat oder ein Schnappschuss eines ungünstigen Momentes verwendet wird, der die Zielperson genau so darstellt, wie die Zeitung sie haben möchte. Ein solches Beispiel werden wir später anhand der spanischen Fernsehsendung Espejo Publico sehen. Angenommen, wir haben kein Bild zum Artikel, haben Sie es schon jemals geschafft, den Ton von Buchstaben zu hören oder deren Mimik zu lesen? Natürlich nicht! Anhand gewisser Formulierungen und mit genügend Lebenserfahrung können Sie als Leser jedoch einen Ton zwischen den Zeilen interpretieren. Grundsätzlich lässt ein Zeitungsartikel aber kaum Raum für Interpretation von Körpersprache und Intonation. Eine Live-Sendung bietet Ihnen hingegen alle Möglichkeiten dazu. So können Sie vielleicht Lügen anhand der Stimmlage, der Mimik oder der Gestik vermuten. Der Zeitungsartikel erhält darum den Wert 1, während die Talk-Show den Wert 6 bekommt.

Und der letzte hier aufgeführte Parameter, der eher für die Zeitung spricht, ist die Zeit, die dem Medienkonsumenten bleibt, um nachzudenken. Die Zeitung wird in diesem Punkt mit einer 4 und die Talk-Show mit einer 1 bewertet. Sie als Leser können bei einem Zeitungsartikel viel einfacher innehalten und darüber nachdenken, ob der abgebildete Inhalt stimmig ist. In einer Fernsehshow geht es oft Schlag auf Schlag, gewisse Sendungen können Sie nicht anhalten und wenn doch, so schätze ich, haben Sie den Finger nicht dauerhaft auf der Pausetaste der Fernbedienung.

Sie sehen, verschiedene Formate bergen unterschiedliche Chancen und Risiken. Seien Sie sich dessen bewusst! Das Fernsehen, das wenig Zeit zum Nachdenken bietet, eignet sich besser zu Unterhaltungszwecken. Währenddessen dürfte man einen Zeitungsartikel eher als für die Bildung dienlich bezeichnen. Die Natur des Medienformats bestimmt, welche Möglichkeiten der Manipulation wie stark eingesetzt werden können. Den eigentlichen Manipulationstechniken wenden wir uns mit einem vertiefenden Blick in den nächsten Kapiteln zu, nachdem wir anhand realer Beispiele geprüft haben, warum überhaupt ein scharfer Blick auf die Medienberichterstattung notwendig ist.

1 Diverse Autoren: Manipulation, Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Manipulation (aufgerufen am 27.12.2021)

2 Medienformate, Medienwiki, https://www.medienwiki.org/index.php/Format (aufgerufen am 29.12.2021)

3 Rutschmann Schwaibold Partner Rechtsanwälte: Gegendarstellung, rsplaw.ch, https://rsplaw.ch/glossar/gegendarstellung/ (aufgerufen am 29.12.2021)

Warum ein scharfer Blick auf die Berichterstattung notwendig ist

Dass Medien uns Bilder in den Kopf setzen und uns damit beeinflussen können, haben Sie bereits in der Einleitung gelesen. Nun wollen wir uns mit einigen Sachzwängen, Erkenntnissen und Kuriositäten aus Medien und Politik beschäftigen. Dieses Vorgehen soll uns dabei helfen, die Frage zu klären, warum ein scharfer Blick auf die Berichterstattung notwendig ist.

Interessensgruppen und Psychopathen

Ein Grund für Manipulation oder falsche Berichterstattung sind Interessensgruppen, die Geld verdienen wollen und von einer dafür förderlichen Berichterstattung profitieren. Wie die Geschichte des Dritten Reiches zeigt, gibt es auch Menschen, die aus ideologischen Gründen krankhafte Ziele verfolgen oder andere, die erhebliche Bildungsmängel in Ethik aufweisen und die Medien für ihre Zwecke missbrauchen.

Es gibt zum Beispiel geostrategische Interessen. Länder sind auf Erdöl, Wasser, Microprozessoren, seltene Erden und vieles mehr angewiesen. Falls Sie glauben, „geostrategische Interessen“ sei ein Begriff von Verschwörungstheoretikern, dann lesen Sie doch Brezezinksis „The Grand Chessboard“. Darin dreht sich alles um die amerikanische Vorherschaft und Geostrategie. Er war unter anderem Wahlkampfberater des US-Präsidenten Johnson und Sicherheitsberater von US-Präsident Jimmy Carter.4 Ein Mann, der quasi in der Regierung der Weltmacht USA sass, muss wissen, wovon er redet.

Oder wie erklären Sie sich beispielsweise den aktuellen Konflikt um mögliche Erdgasvorkommen in der Ägäis zwischen der Türkei und Griechenland?

Oder was, wenn zwischen Ihrem Land und einem Erdgas fördernden Land zwei weitere liegen, deren Regierungsinhaber sich weigern, Ihre Pipeline durch deren Land zu führen? Als Alternative gibt es nur einen übermässig langen Seeweg oder Sie müssen das Erdgas über die von einem Despoten kontrollierte Pipeline schaffen. Sie möchten den Despoten aber nicht noch mächtiger werden lassen, als er es schon ist.5

Ein möglicher Plan könnte also sein, die Bürger eines fremden Landes dazu zu bringen, dass diese ihre eigene Regierung stürzen. Die Chance, dass nach einem Sturz Menschen nachrücken, die Ihnen bei Ihrem geostrategischen Vorhaben wohler gesinnt sind, ist hoch. Ein derartiges Vorhaben können Sie einerseits umsetzen, indem Sie im Zielland Meinungsmacher finanzieren. Damit sind anerkannte Experten und berühmte Politiker oder Promis gemeint. Andererseits könnten Sie versuchen, in einem fremden Land über grosse Medienhäuser und soziale Netzwerke gezielte Informationskampagnen zu fahren. Als Indiz dafür, dass solche Machenschaften tatsächlich existieren, können wir die Wahl von Donald Trump herbeiziehen. Ihm wirft man vor, durch gezielte Beeinflussung der amerikanischen Wähler in den sozialen Medien den Wahlkampf zum Präsidenten gewonnen zu haben.6

Wie Sie im Verlaufe des Buches anhand mindestens eines Beispiels sehen werden, tun gewisse Kreise alles, um Medien und damit die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit gezielt zu beeinflussen. Daher läuft ein Medium entweder durch Seilschaften bewusst oder durch Unwissenheit unbewusst Gefahr, als Katalysator für deren Ziele zu fungieren. Deshalb ist ein scharfer Blick auf Medien ratsam.

Das Schweigen der Medien

Wann haben Sie das letzte Mal in der Zeitung gelesen, dass es ein UNO-Gewaltverbot gibt? Dieses ist als Lehre aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangen mit dem Ziel, mehr Frieden auf der Erde zu gewährleisten. Es verbietet zum Beispiel den Mitgliedsstaaten, mit Kampftruppen in die Hoheitsgebiete eines anderen Landes einzumarschieren. Es ist auch nicht gestattet, die Regierung eines fremden Landes mit anderen Mitteln zu stürzen.7

Obwohl es immer wieder Angriffskriege gibt, lesen wir kaum in einer Zeitung vom UNO-Gewaltverbot. Ist das nicht befremdlich?

Oder wussten Sie, dass in Deutschland das europäische Hauptquartier der US-amerikanischen Luftwaffe steht? Es befindet sich in Ramstein in Rheinland Pfalz. Dort findet die Steuerung der Kampfdrohnen-Einsätze gegen mutmassliche Terroristen wie im Irak oder Afghanistan statt.8 Mit anderen Worten: Ein Land, wegen dessen es ein UNO-Gewaltverbot gibt, erlaubt einem anderen Land, sein Terretorium für Kriege zu benutzen. Die Medien schweigen sich darüber aus. Jährlich finden in Ramstein Friedensdemonstrationen statt. An diesen Tagen können die dort ansässigen Amis mit ihren Muscle-Cars nicht mehr in ihren „wohlverdienten“ Ausgang fahren. Denn überall sitzen Demonstranten friedlich auf der Strasse. Schnappen Sie sich ein paar Freunde, fahren Sie mal hin und vergewissern Sie sich selber über diese Airbase! Sie werden sehen, dass ich Ihnen keine Märchen erzähle.

Dass sich Medien über naheliegende und aktuelle Themen ausschweigen, ist ein weiterer Grund, warum ein scharfer Blick auf sie notwendig ist. Dieses Thema greifen wir später im Kapitel „Agenda-Setting“ nochmals auf.

Finanzierung durch Geschäftstätigkeit

Noch in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts schien es für Medienhäuser einfacher als heute zu sein, sich zu finanzieren. Damals war es üblich, dass der Leser eine Zeitung am Kiosk erwarb. Oder – wie dies auch heute noch oft der Fall ist – besass der Leser ein Abonnement. Jedes verkaufte Exemplar spülte also Geld in die Kasse. Das ist bei kostenpflichtigen Zeitungen auch heute noch so. Nur sind die Verkaufszahlen eingebrochen. Gab es gemäss Branchenzahlen des Verbandes Schweizer Medien im Jahr 2010 noch 316 Zeitungstitel im Lande, waren es 2021 nur noch 249. Auch die Auflagen sanken von über 8 Millionen auf knapp über 4 Millionen.9 Die Online-Welt war in den 80er-Jahren noch sehr, sehr klein. Kaum ein Unternehmen hat wohl damals ein Inserat online geschaltet. Es gab schlichtweg keinen relevanten Markt im Internet. Nur schon die Einwahl ins Internet verlief über eine kostspielige Telefonleitung, weshalb die meisten Konsumenten nur kurz oder gar nicht im Internet unterwegs waren. Darum haben Unternehmen ihre Inserate viel häufiger als heute in Zeitungen geschaltet. Auch dieser Trend scheint sich zu bestätigen. Beliefen sich die Netto-Werbeumsätze in der Schweiz in der Presse 2016 noch auf rund 1.2 Milliarden Franken, schrumpften sie bis im Jahre 2020 auf 727 Millionen.10 Leider waren die Details zu den Werbeumsätzen nur für einen Preis von CHF 1’500.- erwerbbar. Diese finanzielle Ausgabe wollte ich mir ersparen.

Medien sind generell davon abhängig, dass einerseits Medienkonsumenten ihre journalistischen Erzeugnisse kaufen, andererseits Unternehmen und Private Anzeigen schalten. Diese Abhängigkeiten können die journalistische Tätigkeit beeinflussen. Wenn das eine zurückgeht, wird das andere wichtiger und umgekehrt. Irgendwie müssen Journalisten ja finanziert werden.

Stellen Sie sich vor, ein Grossverteiler, bei dem Menschen fast alle Produkte des täglichen Bedarfs einkaufen, inseriert in Ihrer Zeitung. Jeden dritten Tag schaltet der Grossverteiler ein Inserat in voller Farbe, das sich über eine ganze Seite erstreckt. Dieses bringt Ihnen als Medienhaus CHF 3'000 ein. Auf den Monat hochgerechnet sind dies Einnahmen im Wert von über CHF 24'000. Nun melden sich gleich mehrere Leser bei Ihnen und weisen auf missliche Arbeitsbedingungen bei Ihrem Inserenten hin. Wie sieht’s aus? Die Story wäre äusserst brisant. Doch, wenn Sie in der Berichterstattung aus dem Vollen schöpfen, kann es sein, dass Ihr Kunde keine Inserate mehr bei Ihnen schalten möchte. Sie sind unter Umständen sofort in der Bredouille!

Sie mögen sagen: „Ach, schreiben wir den kritischen Artikel. Es handelt sich dabei ja nur um einen Inserenten. Ist doch kein Problem, wenn dieser wegfällt“. Doch heutzutage vereinen viele Unternehmen mit einem beachtlichen Werbebudget viele weitere Unternehmen unter sich. Einige Unternehmen in der Schweiz, die in der Lebensmittelbranche tätig sind, besitzen auch Apotheken, Sportläden, Elektronikläden, Restaurants, Fitnesscenter, Badeeinrichtungen und vieles mehr.

Die nachfolgende Tabelle zeigt, den Inserenten-Anteil in der Print-Ausgabe von 20-Minuten Zürich vom 25.02.2022.

Seite

Unternehmen

Format

Übergeordnetes Unternehmen

1

Coop

1/4-Seite

Coop

7

Sunrise

1/1-Seite

-

8

Honesto

1/2-Seite

-

9-24

Coop, Fooby, Livique

1/1-Seite

Coop

25

Eventanzeige Rock am Berg

1/4-Seite

-

27

Vanillaclub

1/4-Seite

North South SA, 6600 MuraIto

27

Rheumaliga Schweiz

1 /8-Seite

-

27

bergwaldprojekt.ch

1/16-Seite

-

27

Gewerbezentrum Flora Center Nettenbach

1/16-Seite

-

Abbildung 2: Analyse Werbeinhalte 20-Minuten Print-Ausgabe Zürich vom 25.02.2022, eigene Aufbereitung

Es fällt auf, dass die Coop Genossenschaft einen wesentlichen Teil der Inserate abdeckt. In diesem Fall die Seiten 9 bis 24, also gut die Hälfte der gesamten Zeitung von diesem Tag! In dieser zufälligen Untersuchung fallen nur zwei Marken unter Coop. An anderen Tagen können es durchaus mehrere Inserate von verschiedenen Marken sein, die zur gleichen Organisationseinheit gehören.

Berichten Sie als Medienhaus also zu kritisch über einen Ihrer Inserenten, kann es sein, dass Ihnen gleich die Umsätze mehrerer Subunternehmen wegbrechen. Sie werden als Chefredaktor diesen Umstand stets im Hinterkopf behalten. Und Sie werden den einen oder anderen Artikel unkritischer bringen, als Sie es eigentlich wollen.

Eine weitere Wahrheit ist allerdings, dass auch Unternehmen Profit aus Inseraten in Zeitungen schlagen. Ansonsten würden sie ja nicht inserieren. Damit sind auch Unternehmen gewissermassen darauf angewiesen, in Zeitungen inserieren zu können. Dieser Umstand dürfte wieder annähernd ein Gleichgewicht herstellen. Insbesondere da Medienhäuser in gewissen Regionen eine Quasi-Monopolstellung geniessen und der Inserent nicht auf einen Mitbewerber ausweichen kann. Wie in der Einleitung geschrieben, sehen Sie, dass es nicht nur eine Wahrheit gibt. Wichtig ist aber, die Dinge stets von mehreren Perspektiven zu beleuchten und Abhängigkeiten zu erkennen.

Privatpersonen hingegen können sich bei falschen Darstellungen in Medien auf juristischem Wege wehren. Jeder hat das Recht auf Gegendarstellung. Der Betroffene muss den Text selber verfassen und dem Medienhaus innert maximal drei Monaten zusenden. Das Medienhaus ist grundsätzlich dazu verpflichtet, die Gegendarstellung zu prüfen, kostenlos abzudrucken oder mit einer Begründung zurückzuweisen.11 Für den Fall, dass daraus ein Rechtsstreit erwächst, haben gewisse Tageszeitungen ein fixes Budget reserviert. Damit decken sie Anwalts- und Prozesskosten. Man weiss ja nie, mit welcher Berichterstattung man jemandem auf den Schlips tritt.

Generell scheint das Finanzpolster von Medienhäuser immer dünner zu werden, sodass fast jeder verbleibende Konsument wichtig ist. Zumindest bei der New York Times scheinen die Leser derart bedeutend zu sein, dass das Medium seinen Lesern das geben muss, was sie bei der Stange hält.12 Weil damit die Unabhängigkeit des Medienhauses gefährdet ist, ist es damit die Objektivität der Berichterstattung.

Die Abhängigkeit von Inseraten und Medienkonsumenten rechtfertigen die Frage danach, wie unabhängig und neutral ein Medium berichtet und erfordert ebenso einen geschärften Blick.

Finanzierung über Private und Stiftungen

In jüngster Geschichte hat sich ein weiters Phänomen dazugesellt, das die Unabhängigkeit von Medienhäusern in Frage stellt. Das Online-Nachrichten-Magazin „Der Spiegel“ hat zum Beispiel mehrmals Spenden von der Bill-and-Melinda-Gates-Stiftung angenommen. Insgesamt sollen 2.9 Millionen US-Dollar geflossen sein. Über den Zweck der Spende sagte Spiegel, man wolle über die soziale Spaltung berichten und ein Verständnis für deren Überwindung schaffen.13 Das riecht stark nach zweckgebundener Finanzierung. Die themengebundene Spende liefert weitere Indizien, anzunehmen, dass der Spiegel sich gegenüber der Gates-Stiftung inkl. deren Mitglieder zurückhaltend kritisch äussert. Der Spiegel hingegen betont auf seiner Webseite, dass sowohl die Gates-Stiftung als auch die Werbekunden seine Berichterstattung nicht beeinflussen würden.14 Ob das stimmt? Ist der Spiegel abhängig oder doch unabhängig? Stellen wir dazu einige Überlegungen an!

Nun, wenn Ihr Arbeitgeber Wind davon bekommen hat, dass Sie drogenabhängig sind, werden Sie zwecks Erhalt Ihres Jobs eher dazu neigen, die Geschichte zu dementieren. Oder wenn Sie jemals bei einer Bank gearbeitet haben, wissen Sie, wie dort mit finanziellen Zuwendungen umgegangen wird. Als Bankangestellter müssen Sie in der Regel alle Geschenke und Spenden, die einen gewissen Wert übersteigen, rigoros ablehnen. Diese Weisungen sind nicht aus gutmenschlicher Bescheidenheit entstanden, sondern weil die Bank damit Korruption vorbeugen und letztlich ihren Ruf schützen möchte. Wie und wie stark kritisieren Sie Ihren Arbeitgeber? Es mag einige Menschen geben, die unverblümt Kritik üben würden. Die meisten Menschen würden sich wohl zurückhalten, weil sie um ihre Stelle bangen und ihnen dadurch finanzielle Nachteile erwachsen. Oder haben Sie schon einmal eine Kooperation mit einem potentiellen Partnerunternehmen ausgeschlagen, weil Sie fürchteten, eine bestehende Kooperation mit einem anderen Geschäft dadurch zu verlieren? Sie verstehen!

Wie war es denn nun beim Spiegel? Mir sind beim Spiegel keine hetzerischen Artikel bekannt. Über mehrere Artikel gesehen, hat sich der Spiegel dennoch tendentiell der Impfbefürworter angeschlossen und deren Propaganda unterstützt. Es ist zum Beispiel die Pandemie, die einen riesen Abfallberg produziert hat. Es waren nicht die Massnahmen.15 Auch spricht er bei Impfverweigerern von der Allianz der Unvernünftigen.16

Hier ein interessantes, etwas themenfremdes Beispiel, das aufzeigt, wie Finanzierung und gewünschte Berichte Zusammenhängen: Man nimmt ja gut und gerne an, dass Forschung unabhängig ist. Damit ist üblicherweise gemeint, dass Unternehmen ihre Eigeninteressen nicht in die Forschung mit einfliessen lassen und darum der Staat den Forschungsinstituten Geldmittel zur Verfügung stellt. Diese Unabhängigkeit ist sogar in diversen Verfassungen von Staaten niedergeschrieben. Sie sollte grundsätzlich auch angenommen werden dürfen, wenn es Unternehmen sind, die Forschung finanzieren. Manfred Spitzer, ein erfolgreicher, aber auch kritischer Hirnforscher, hat ein Buch mit dem Titel „Digitale Demenz“ geschrieben. Untermauert mit vielen wissenschaftlichen Erkenntnissen zeigt er auf, dass Computer je nach Nutzung und Altersgruppe für die Entwicklung unseres Gehirns eher schädlich als nützlich sind, insbesondere für Kinder und Jugendliche. Die Stossrichtung der Bildungsdirektion in Deutschland geht allerdings eher dahin, dass in Schulen immer mehr Computer genutzt werden sollen. Die Computer-Industrie findet diesen Trend selbstverständlich gut. Denn er fördert die Absatz-Menge an Computer und bildet damit ein einträgliches Geschäft. Jedenfalls war Manfred Spitzer kurz nach Publikation seines Buches rund eine Million an Forschungsgeldern los!17

Ist das Ergebnis einer Studie oder – auf Medien übertragen – die Berichterstattung nicht mehr im Sinne gewisser Kreise, dann kann das Geld ganz schnell an der nächsten Weggabelung abbiegen und geht woanders hin. Money rules the world! Daran ist etwas Wahres – manchmal offensichtlicher, manchmal weniger. Es spielt immer eine Rolle, sobald die Existenz davon abhängt. Auch wegen solch privater Finanzierungen von Medien ist es nicht falsch, sie mit scharfem Blick zu beobachten.

Finanzierung über Steuergelder

Auch die jüngste Politik treibt phantasievolle Blüten. Nach einem Postulat einer Politikerin hat der Schweizer Bundesrat im Zuge der Corona-Pandemie ein Medienförderungsgesetz lanciert. Dieses sah vor, diverse Medienhäuser über sieben Jahre hinweg mit jährlichen Subventionen zu unterstützen. Übersetzt heisst das: Der Steuerzahler hätte die Medienhäuser unterstützen sollen. Haben Sie als Schreiner oder Gastwirt schon mal staatliche Subventionen erhalten, damit Sie Ihr Geschäft weiterführen können, ohne dass auch andere Geschäftstreibende Subventionen in ähnlichem Umfang erhalten hätten?

Zu diesem Gesetz wurde das Referendum ergriffen. Damit konnte das Volk darüber abstimmen. Und es hat die Vorlage – wie man so schön sagt – an der Urne versenkt. Selbstverständlich beteuerten die Befürworter immer wieder, dass die Medien durch die Subventionen in ihrer Berichterstattung nicht beeinflusst würden.

Nehmen wir an, das Gesetz wäre zustande gekommen. Die Medienhäuser hätten Gelder bekommen. Ein Medienhaus berichtet plötzlich sehr kritisch über die Regierung. Dort sorgt die Berichterstattung für rote Köpfe. Die Regierung beurteilt die journalistischen Erzeugnisse als zu kritisch, zu radikal, zu extremistisch... Würde eine Regierung die Subventionen nun einfach streichen? Das käme einem Gesichtverlust bzw. einem Rechtsbruch gleich. Schliesslich hat sie im Vorfeld der Abstimmung versichert, die Gelder würden nicht auf die Berichterstattung abfärben.

Viel Wahrscheinlicher wäre es, dass die Regierung dem Medienhaus zuerst Vorwürfe machen würde. Sie könnte behaupten, das Medienhaus veruntreue die Subventionen, indem diese direkt in die Taschen der Inhaber flössen. Oder sie könnte erklären, das Medium hätte Verbindungen zu Rechtsextremen und darum würde der Bund dem Medienhaus die Subventionen verweigern. Mehr darüber lesen Sie im Kapitel „Diffamierungsstrategie „Menschen und Organisationen in die Nähe von gewissen Kreisen rücken“ – ist Gläserrücken langweilig geworden?“.

Der Fiktivität dieses Beispiels zum Trotz ist diese Art der „Abschaltung“ unliebsamer Medien nicht ganz frei erfunden. In Österreich und Deutschland zum Beispiel fand ein solcher Prozess tatsächlich statt. So schalteten sich im Fall des Medienportals KenFM im März 2021 die Behörden ein. Der Sender wurde einerseits vom Berliner Verfassungsschutz beobachtet. Grund: Die Plattform würde Desinformation und Verschwörungsmythen verbreiten und damit die Szene der Querdenker weiter radikalisieren.18 Andererseits leitete die Medienanstalt Berlin-Brandenburg ein Verfahren ein, in dem sie behauptete, KenFM arbeite nicht ausreichend nach den Grundsätzen der journalistischen Sorgfaltspflicht.19

Das Medienportal KenFM hatte vor allem Gäste geladen, die sich sehr detailliert mit politischen Themen befasst haben. Er war sehr kritisch eingestellt gegenüber dem Staat und jeglichen elitären Kreisen. Trotz seiner kritischen Haltung hat sich der Sender immer für Frieden und einen gewaltfreien Umgang eingesetzt. Warum soll so ein Sender abgeschaltet werden? Ist Kritik nur gut, wenn es dem Staat gefällt? Was bedeutet Meinungsfreiheit?

Ein Soziologe Namens Patrick Stegemann sagte: „Es gebe [...] keine ,Meinungsfreiheitsproblematik’. Jeder könne seine Meinung äussern, sie werde aber nicht mehr verstärkt. Allerdings bestehe jetzt die Gefahr, dass sich das Narrativ, dass es eine Einschränkung der Meinungsfreiheit gebe, weiter durchsetzen könne.“20 Genau das gleiche Medienportal, das abgebildet hat, es gebe keine Meinungsfreiheitsproblematik, schreibt in einem Artikel nur fünf Monate später: Es hätten „[...] weniger als die Hälfte der Menschen das Gefühl, frei sprechen zu können“.21 Von einem Bezug auf den früheren Artikel oder eine Aussage über mögliche Widersprüche dazu fehlt jede Spur.

Und was sagt das deutsche Grundgesetz diesbezüglich? In Artikel 5 steht: „1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten [...]. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk

und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“22 Was sagt Ihr kritischer Verstand dazu? Wie viel Kritik ertragen unsere Regierungen? Könnte es sein, dass man Medienhäuser versucht, dicht zu machen, weil man Ihnen als Konsument nicht zutraut, dass Sie sich eine eigene Meinung bilden können?

Ähnliches widerfuhr dem österreicherischem Sender AUF1 im Februar 2022 und dem russisch-deutschen Nachrichtensender RT im September 2021. Was sie verbindet? Alle sind sehr regierungskritisch. Letzterem wurde offenbar von Youtube der Kanal gelöscht, bei der Commerzbank das Bankkonto gekündigt und andere Banken verweigerten eine neue Kontoeröffnung. Die Banken verweisen auf die Finanzaufsichtsbehörde Bafin, die Druck auf die Banken gemacht haben soll und die Bafin ihrerseits dementierte dies entschieden.23 Ist es nicht eigenartig, dass sich die Verantwortlichen den schwarzen Peter hin- und herschieben, anstatt dass jemand sich hinstellt und sagt: „Ja, wir wollen denen kein Konto geben. Wir sind gegen russische Einflüsse!“. Das wäre doch zumindest ein klares und ehrliches Statement.

Was denken Sie nach diesem Kapitel? Denken Sie, es ist sinnvoll, Medien direkt über den Staat zu finanzieren? Oder schafft sich ein Staat damit Hofjournalisten, die nur jene Hände beissen, welche kein Goodie für sie bereithalten? Wenn Sie sehen, wie der deutsche Staat mit unabhängigen Medien umgehen kann, spielen auch Subventionen keine Rolle mehr. Denn es macht sich der Eindruck breit, dass ein Staat bei einem unliebsamen Sender so oder so einen Weg findet, um ihn vom Netz zu nehmen.

Finanzierung durch Online-Werbung

Ein Medienhaus, das seine Berichterstattung nicht auch online zur Verfügung stellt, hat heute schlechte Aussichten, zu überleben. Zeitungen in Papierformwerden seltener und seltener. Der Kunde ist digitaler geworden und wünscht, die aktuellsten Informationen immer rasch zur Hand zu haben. Das geht online wesentlich besser als auf Papier. Daher haben fast alle Medienhäuser Online-Portale. Die einen sind ohne Abonnement einsehbar. Bei anderen ist ein Kundenkonto von Nöten, um die Artikel (ganz) zu lesen.

Wer kennt die Werbeanzeigen auf den Webseiten schon nicht? So können Zeitungen – analog zu Print-Ausgaben – im Online-Bereich von der Inserierung durch Unternehmen profitieren. In diesem Kontext bekommen reisserische Schlagzeilen, die möglichst viele Medienkonsumenten auf die Zeitungswebseite locken sollen, noch eine ganz andere Bedeutung.

Viele Menschen stören sich an den Anzeigen. An der Tatsache, dass sich Medien online durch Werbung finanzieren müssen, sind allerdings die Medienkonsumenten von heute wesentlich mitschuldig. Die meisten Leser sind nicht (mehr) bereit, für Informationen zu bezahlen. Denken Sie an dieser Stelle einmal kritisch über Ihr eigenes Konsumverhalten nach! Wofür sind Sie noch bereit, etwas zu bezahlen?

Neben den klassischen Werbeplätzen, die Medien mehr oder minder selber verwalten können, gibt es Google Remarketing. Google bekommt auf der Seite von einer Online-Zeitung einen fixen Platz für die Schaltung von Werbung. Welche Werbung auf diesem Platz geschaltet wird, hängt nicht von der Online-Zeitung ab, sondern vielmehr vom Leser. Google verfolgt teilweise über mehrere Webseiten hinweg, welche Produkte und Dienstleistungen den Leser interessieren könnten. Wenn Sie als Leser auf die Online-Zeitung gehen, wählt ein Google-Algorithmus, welche Werbung für Sie gerade passend erscheint. Das Ziel ist, dass Sie als Leser das Produkt kaufen. An den Klick auf die Werbung verdient einerseits Google, andererseits die Online-Zeitung. Und wenn Sie das Produkt tatsächlich kaufen, verdient auch der Händler daran. Dieser Art von Finanzierung kann man etwas Positives abgewinnen. Denn damit ist die Zeitung zwar von Google abhängig, jedoch nicht mehr direkt von einem bestimmten Inserenten. Man könnte also argumentieren, dass Werbung über Google die Unabhängigkeit des Medienhauses gegenüber Inserenten fördert und dabei eine unabhängigere Finanzierung sichergestellt ist. Die Werbung über Google konkurriert hingegen mit dem Inserate-Geschäft der Zeitung. Ungünstig für das Medienhaus!

Die Schweizer Medienlandschaft – Vielfalt oder Einfalt?

Es gibt noch einen weitern Punkt, warum ein scharfer Blick auf die Medien wichtig ist. Während die Medienlandschaft früher von vielen verschiedenen, voneinander unabhängigen Blättern geprägt war, zeichnete sich die gleiche Konsolidierung ab wie in den übrigen Wirtschaftszweigen. Auch hier ist der opportunisitische Leser, der den Wert von Informationen nicht berappt, mitverantwortlich. Nach und nach wurden Firmen aufgekauft und in grössere Konglomerate einverleibt. Den Leser dürfte darum interessieren, welche Medien unter die gleiche Gruppe fallen. Dieser Punkt ist insofern relevant, als dass 100 voneinander unabhängige Medienproduzenten mehr zu einem breiten Meinungsspektrum beisteuern, als wenn nur noch wenige Medienhäuser den News-Markt bedienen.

Gut, wie sieht es denn mit den Besitzverhältnissen der Medien auf dem Schweizer Markt aus? Die folgende Tabelle gibt Ihnen eine Übersicht. Um es einigermassen übersichtlich zu halten, sind bei grossen Medienhäusern bewusst nicht alle Marken aufgelistet. Sobald ein Herausgeber mehrere Marken besitzt, werden diese mit einer Nummerierung geführt. Dies erlaubt Ihnen als Leser ein Gefühl für die Grösse des Medienhauses zu bekommen. Nicht enthalten sind Marken ausserhalb der DACH-Länder. Ringier beispielsweise ist auch ausserhalb Europas tätig. Ausserdem enthält die Liste gleich zu Beginn einige kleinere Herausgeber, die oft einen anderen Blickwinkel auf die Geschehnisse bieten. Finden Sie Ihre Zeitung? Wussten Sie, wer der Herausgeber ist?

Herausgeber

Name des Mediums

Genossenschaft Infolink

WOZ Wochenzeitung

Verein Reflekt

Reflekt

Schweizerische Stiftung zur Förderung unabhängi- ger Information SSUl

Infosperber

Weltwoche

Weltwoche Verlags AG

Private GmbH unabhängige

Inside Paradeplatz

Ostschweizer Medien AG

Die Ostschweiz

LZ Linth Zeitung AG

Lindt Zeitung

NZZ-Mediengruppe

1.

Neue Zürcher Zeitung

2.

NZZ am Sonntag

1.

Blick

2.

Bilanz

Ringier / Axel Springer

3.

Handelszeitung

4.

Sonntags-Blick

5.

Le Temps

6.

Cash.ch

1.

Basler Zeitung

2.

Berner Oberländer

3.

Berner Zeitung BZ

4.

Bilan

5.

BZ Langenthaler Tagblatt

6.

Der Bund

7.

Der Landbote

8.

Finanz und Wirtschaft

9.

Le Matin Dimanche

10.

Sihltaler

11.

Sonntags-Zeitung

TX Group

12.

Tages-Anzeiger

13.

Thalwiler Anzeiger

14.

Thuner Tagblatt

15.

Tribune de Genève

16.

Zürcher Unterländer

17.

Zürichsee-Zeitung Bezirk Horgen

18.

Zürichsee-Zeitung Bezirk Meilen

19.

24 Heures

20.

Zürcher Oberländer

21.

20 Minuten

22.

Anzeiger von Uster

1.

Aargauer Zeitung Aarau

2.

Appenzeller Zeitung

3.

az Badener Tagblatt

4.

bz - Zeitung für die Region Basesl

5.

Grenchner Tagblatt

6.

Limmattaler Zeitung

7.

Luzerner Zeitung

ch media

8.

Nidwaldner Zeitung

9.

Obwaldner Zeitung

10.

Oltner Tagblatt

11.

Solothurner Zeitung

12.

St. Galier Tagblatt

13.

Thurgauer Zeitung

14.

Toggenburger Tagblatt

15.

Urner Zeitung

16.

Wiler Zeitung

17.

Zuger Zeitung

18.

Schweiz am Wochenende

19.

AZ Anzeiger AG

20.

FM1 Today

21.

Pilatus Today

22.

Züri Today

Abbildung 3: Medien marken in der Schweiz und ihre Herausgeber, eigene Recherche, Stand Juni 2022

Sie sehen, dass Schweizer Markt grundsätzlich von drei Gruppen beherrscht wird, nämlich von der ch-media-Gruppe, von Ringier und TX-Group. Die NZZ, die über Zürich hinaus bekannt ist und auch als Leitmedium gilt, gehört faktisch zur ch-media-Gruppe.24 Ein Medienhaus, das mehrere Marken besitzt, wird seine Skaleneffekte nutzen und aus Kostengründen dazu geneigt sein, in verschiedenen Medien dieselben Inhalte zu publizieren. Zum Beispiel konnten Sie als Leser auf Züri Today und Pilatus Today 1:1 dieselben Artikel über einen Angriff auf ein ukrainisches Einkaufszentrum lesen.25 Eine derart stark konsolidierte Medienlandschaft führt daher nicht zuletzt wegen des Konkurrenzkampfs um Kosten zu einem tendenziell schmalen öffentlichen Meinungsspekturm. Ob das wohl für die Lösung von gesellschaftspolitischen Herausforderungen und damit die Demokratie förderlich ist? Ein Grund mehr, warum ein scharfer Blick auf die Medien notwendig ist!

Wie Ideologien Einzug in Medienhäuser halten

Am 20. März 2021 publizierte die Basler Zeitung ein Interview mit Bari Weiss. Bari Weiss war Redaktorin bei einer der wohl bekanntesten Zeitungen der Welt, der New York Times. Sie sagte im Interview, dass seit dem Zweiten Weltkrieg ein Phänomen im Gange sei, dass nicht nur die New York Times, sondern auch Verlagshäuser, Universitäten, Hollywood und Technologieunternehmen beträfe. Überall dort werde der Liberalismus der alten Schule durch eine Ideologie ersetzt, die dazu führe,