Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 5 - Bill Murphy - E-Book

Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 5 E-Book

Bill Murphy

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Beschreibung

Der eine war ein Texaner, und er hieß Black Jack Bullwhip. Die meisten nannten ihn Whisky-Jack, denn es hieß, er könnte mindestens zwei Liter Whisky vertragen, ohne aus den Stiefeln zu kippen. Das war zwar etwas übertrieben, aber vertragen konnte Jack wirklich eine ganze Menge. Er war nämlich bärenstark ...
Der andere hieß Luis Barranca, ein Mexikaner. Und beide hatten einen gemeinsamen Feind: Elam O'Brain. Der war bereits der mächtigste Mann am Rio Grande, aber er war auch unersättlich und wollte sein Imperium nun jenseits des Flusses noch weiter ausdehnen. Ausgerechnet gegen diesen Mann, dessen Wort im Umkreis von hundert Meilen und mehr Gesetz war, zogen der Mexikaner und der Texaner in den Kampf. Ein Kampf, der für die beiden von vorneherein verloren schien ...


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Inhalt

Cover

Gier kennt keine Grenzen

Vorschau

Impressum

Gier kenntkeine Grenzen

Von Bill Murphy

Der eine war ein Texaner, und er hieß Black Jack Bullwhip. Die meisten nannten ihn Whisky-Jack, denn man sagte, er könnte mindestens zwei Liter Whisky trinken, ohne aus den Stiefeln zu kippen. Das war zwar mächtig übertrieben, aber vertragen konnte Jack wirklich eine ganze Menge. Er war nämlich ein bärenstarker Mann ...

Der andere hieß Luis Barranca und war Mexikaner.

Bullwhip und Barranca – zwei, die sich erst einmal heftig prügeln mussten, um zu erkennen, dass sie denselben Feind hatten: Elam O'Brain. Es handelte sich bei ihm um den mächtigsten Mann am Rio Grande. Gegen ihn nahmen die beiden einen aussichtslos scheinenden Kampf auf ...

Die Totenstille wurde von dem metallischen Knacken unterbrochen, als einer der drei Revolvermänner den Hammer des Colts nach hinten zog.

Black Jack Bullwhip nahm langsam die Hände hoch. Er war ein großer, massiger Texaner mit pechschwarzen Haaren, der angeblich so viel Whisky trank, dass er ihn mit der Schubkarre einkaufen musste.

»Hallo, Múchachos! Gilt das mir?«, fragte er und grinste breit.

»Ja, Whisky-Jack, du bist an der Reihe«, erwiderte einer der Revolvermänner ziemlich mitleidlos. »Du läufst über. Wir sollen dich mit einer Kugel zum Auslaufen bringen.«

Der Mann, den sie Whisky-Jack nannten, rülpste laut. »Oha, hat euch Elam O'Brain das befohlen?« Er wankte zurück, und dort stand zum Glück der Tresen; sonst wäre er wohl umgefallen.

»Mörderpack!«, raunte jemand an den Tischen. »Feiges Mörderpack. Whisky-Jack ist so besoffen, dass er morgen nicht mal weiß, wer ihm die Kugel gab.«

Hatten die drei Killer das gehört? Whisky-Jack hatte es jedenfalls verstanden.

»Keine Sorge, Amigo!«, lallte er mit schwerer Zunge. »Ich weiß es heute, und ich weiß es morgen, wer mir diese Schießbolzen auf den Hals gehetzt hat. Diesem Bastard werde ich noch die Ohren über dem Hut zusammenbinden. Da wird er dann verdammt komisch aussehen. Mit dem Hut unter den Ohren!« Er rülpste wieder laut. »Hoppla! Und einen Knoten binde ich dem Kojoten auch noch in die Nase. Rein zur Freude, damit alle was zu lachen haben.«

Er wollte noch mehr sagen, aber da fielen ihm die Augen zu, und langsam kippte er nach vorne. Alle warteten darauf, dass er noch versuchen würde, irgendwo Halt zu finden. Aber er schlug lang aufs Gesicht, ohne die Arme ausgestreckt zu haben.

Den Bruchteil einer Sekunde später wussten alle, warum und weshalb. Denn er lag kaum, da war er hellwach und stocknüchtern und zog den Colt, der auch sofort blitzte und krachte.

Von den Revolvermännern besaß keiner eine Chance, obwohl sie alle die Colts bereits in den Fäusten hielten. Nur der Mann, der schon vorher den Hammer gespannt hatte, kam noch zum Schuss. Aber da hatte Whisky-Jacks erste Kugel ihn schon getroffen. Der Schuss des Gunners ging los, ohne Unheil anzurichten. Jedenfalls kein großes. Nur eine Lampe ging entzwei.

Whisky-Jacks Colt hämmerte und krachte, und als die Waffe verstummte, lagen außer Whisky-Jack auch die drei Killer am Boden. Doch er stand wieder auf, die anderen nicht.

Den Revolver in der Faust, stapfte er zum Tresen, den Blick auf die drei toten Revolvermänner gerichtet. Er streckte die Linke aus. »Jetzt gib mir mal etwas ganz Scharfes, Billy!«, forderte er den Keeper auf. »Mir ist ja richtig schlecht geworden.«

Ein verhaltenes Raunen klang durch den Raum.

Die Männer, die Whisky-Jack erschossen hatte, gehörten schließlich zu Elam O'Brains erster Garnitur.

Statt zu verweilen, hätte Whisky-Jack lieber unverzüglich das Weite suchen sollen. Das war jedenfalls die Meinung der meisten Gents.

Der Keeper reichte ihm ein Glas. Doch Whisky-Jack war es nicht voll genug. Als wäre er beleidigt worden, sah er den Keeper an und schaute wieder weg. Billy schenkte nach, hielt Whisky-Jack das Glas zum Prüfen vor die Nase, und da griff der bullige Texaner zu. Er schmatzte laut, strich sich behaglich über den Magen und stellte das leere Glas auf den Tresen. Mit nach unten gerecktem Daumen zeigte er Billy an, dass er noch mal eingeschenkt haben wollte.

Der Keeper musterte ihn mit düsterem Blick. »Hast du dir deine Latte mal angesehen?«

»Pietätloser Bastard!«, brummte Whisky-Jack. »Hier liegen Tote, und du faselst vom Geld. Schenk mir vier Gläser ein!«

»Vier ...« Der Keeper dachte weiß Gott nicht ans Geschäft, als er dieser Forderung nachkam. Whisky-Jacks Blick trieb ihn dazu. Ein gelbes Flackern in seinen dunklen Augen verriet aufsteigenden Zorn. Und nicht nur dem Keeper war bekannt, dass Whisky-Jack, wenn er einmal in Wut versetzt war, einen ganzen Saloon allein ausräumte – das Inventar ebenso eingeschlossen, wie die Gäste. Keinem beherzten Mann gelang es dann, schnell genug von hinten an ihn heranzukommen, um ihm ein Stuhlbein über den Schädel zu schlagen. Und hinter Whisky-Jack stand im Augenblick ohnehin niemand; hinter ihm lagen nur Tote.

Whisky-Jack griente, als die vier Gläser gefüllt waren. Er nahm das erste Glas zur Hand und hielt es hoch. »Auf den da!«, sagte er, kippte das Glas hinunter und griff nach dem nächsten. »Auf ihn!« Er goss sich den Whisky einfach in den Hals, ohne dabei zu schlucken. »Und auf ihn auch!« Er schmatzte wieder laut, als er das vierte Glas ansetzte. »Nun auf mich selbst! Cheerio, Black Jack Bullwhip, alter Bastard! Sollst leben.«

Es donnerte jedes Mal, wenn er ein geleertes Glas auf den Tresen setzte.

»Schreib es an, Billy!«

Der Keeper nickte und notierte einen Vermerk in einer Kladde. »Und bis wann?«

»Lass die Toten zum Stiefelhügel bringen. Ich komme wieder, sobald ich Elam O'Brain das Fell über die Löffel gezogen habe. Dann kriegst du dein Geld, du habgieriger Knochen – und euch halte ich alle frei!«, rief er mit dröhnender Stimme in Richtung der noch immer schockiert dasitzenden Gäste.

»Dann kriege ich mein Geld also nie?«

Whisky-Jack hatte sich zum Gehen gewandt. Er starrte den kleinen Keeper an, der unter diesem Blick noch mehr zusammenschrumpfte. »Willst du alte Unke mir vielleicht meinen Tod weissagen, he? Was soll ich denn tun?« Er zeigte auf die Toten. »Elam O'Brains Leute!« Er zeigte auf sich. »Die hat dieser rohe und gewalttätige Bastard mir auf den Hals geschickt, weil ich ihm meine Ranch nicht verkaufe. Soll er mich da nicht kennenlernen? Nun mach bloß eine Fünfzehn und halte die Luft an, Billy! Dieser Bastard wird mich kennenlernen! Das kannst du seinen Leuten sagen. Ach, ich rede und rede. Die ganze Aufregung ist mir auf den Magen geschlagen, und der Hals ist mir auch schon wieder trocken.«

Billy schenkte ein. »Sag's ihnen selber«, murmelte er.

Whisky-Jack nahm das Glas in die Hand und betrachtete ihn verständnislos. »Was soll ich wem sagen?«

Wortlos wies der Keeper zur Tür. Der Sheriff war mit zwei Männern eingetreten. Es war Elam O'Brains Sheriff. Er erhielt den Lohn direkt von ihm, und auch die anderen beiden wurden von Elam O'Brain bezahlt. Sie standen links und rechts hinter dem Sheriff, der sich, die Daumen in den Coltgurt gehakt, breitbeinig hingestellt hatte und auf die Toten blickte.

Whisky-Jack kippte das scharfe Zeug hinunter und stellte das Glas behutsam zurück.

»Ich hab es dir immer gesagt«, raunte der Keeper. »Die verdammte Sauferei bringt dich noch mal ins Grab! Hättest längst draußen sein müssen.« Mit einem flinken Schritt brachte sich der Keeper aus der Schusslinie.

»Quatsch nicht!«, raunte Whisky-Jack, wischte sich den Mund ab und musterte die drei unter gesenkten Lidern.

Der Sheriff hob den Kopf und starrte Whisky-Jack ins Gesicht. Er war ein großer schlanker Mann von vierzig Jahren. Ein bisschen grau war er schon. Aber als Revolvermann gehörte er noch immer zur ersten Garnitur. »Wer hat hier geschossen?« Der Klang seiner Stimme verriet deutlich, was er vermutete – nämlich, dass Whisky-Jack an der Schießerei beteiligt gewesen war. Doch Whisky-Jack allein – gegen diese Kaliber? Nein! Die anderen hatten nur schnell genug das Weite gesucht, während dieser Halunke vom Whisky am Tresen festgehalten worden war.

Whisky-Jack rülpste wieder laut und wankte einen Schritt auf den Sheriff zu. »Die sind längst über alle Berge.« Er hob die Linke und deutete damit Wellenbewegungen an. »Rauf und runter – die Berge.«

Plötzlich aber war die schlaffe Hand eine Faust, eine stahlharte Faust. Sie knallte gegen die Kinnlade des Sheriffs, der eben begonnen hatte, hämisch und verächtlich zu grinsen, nun aber glaubte, in seinem Kopf explodierte etwas. Die Augen geschlossen und die Arme ausgebreitet, fiel er gegen seine Begleiter, die ihn so schnell nicht halten konnten, da sie beide zum Revolver griffen. Aber sie bekamen die Waffen nicht mal halb aus dem Leder. Whisky-Jack wütete wie ein Tornado. Er schlug Schwinger, Haken und Gerade. Die beiden Revolvermänner krachten donnernd gegen die Schwingtüren und flogen hinaus auf die Straße, wo sie sich in der Dunkelheit überschlugen und liegenblieben.

Mit hängenden Schultern blieb Whisky-Jack stehen. Als ein Stöhnen von draußen hereinklang, griff er zum Revolver. Doch nichts geschah. Ruhe herrschte da draußen wieder.

Whisky-Jack rieb sich die Knöchel und schielte zum Tresen, überlegte es sich aber dann und trat schnell hinaus in die Nacht. Er ging den Bürgersteig entlang zum Glockenturm, in dessen Nachtschatten sein kauziger Brauner stand.

Das Tier schlief und schreckte hoch, als er einen Fuß in den Bügel stellte. Prompt keilte es nach hinten aus, dass Whisky-Jack um ein Haar die Balance verloren hätte. Der Braune wollte auch vorne hochgehen. Doch Whisky-Jack knallte ihm schnell und hart die Faust auf die Rippen, sodass sich das Biest besann. »Gelbgezähntes Mistvieh!«, brummte Whisky-Jack und schwang sich in den Sattel.

Der Braune stapfte vorwärts, blähte zornig die Nüstern und wäre in seinem Zorn um ein Haar gegen einen Baum geprallt, aber Whisky-Jack zog ihn schnell zur Seite. Wie ein Schlachtross marschierte der Braune um das Hindernis und hob und senkte unwillig den Kopf.

Auf der Straße gab ihm Whisky-Jack die Zügel frei. »Na, dann lauf doch, du alter Bock, wenn dir danach zumute ist.«

Der Braune fiel sofort in Trab und ging nach ein paar Längen in seinen harten und bolzenden Galopp über, an den sich auch ein Kerl wie Whisky-Jack nicht gewöhnen konnte. Er befürchtete, ihm würden alle Knochen im Leib zerschlagen. Er ließ das Tier aber gewähren und spornte ihn dann hinter den letzten Häusern der Stadt vorwärts. »Heia!«, schrie Whisky-Jack. Nachdem er Elam O'Brains Killergarde abgehängt hatte, fühlte er sich wohl.

Elam O'Brain war ein massiger Mann von fünfzig Jahren. Im Schweinehandel war er groß geworden, und das sah man ihm immer noch an. Gescheffelt hatte er das Geld, und er hatte sein Handelsimperium weiter und weiter ausgebaut. Diesseits und jenseits des Rio Grande besaß er eine Kette von Stores, große und kleine, aus denen er die Bewohner vom Rio Pecos bis weit nach Chihuahua hinein mit Waren aller Art belieferte. In Texas und in Mexiko betrieb er zwei große Transportunternehmen. Auf texanischem Boden gehörte ihm eine Ranch, die sich vom Rio Grande bis zum Devil Ridge erstreckte. Er vergrößerte sie ständig, indem er immer noch Weideland hinzukaufte. Das waren die Anwesen von Leuten, die entweder seinem Angebot erlagen oder die er kurzerhand ruinierte und wegjagte. Auch in Mexiko hatte er eine Hazienda erworben, und die vergrößerte er auf dieselbe Art und Weise.

Eisenbahnaktien gehörten ihm, und er war auch an mehreren Minengesellschaften beteiligt. Er nahm so viel Geld ein, dass er damit nichts anderes anzufangen wusste, als seinen Besitz von Jahr zu Jahr zu vermehren.

Er beschäftigte eine ganze Garde von Revolvermännern, die ihn nicht nur zu beschützen hatten, weil ein Mann, wie er schon naturgegeben viele Feinde besaß; sie waren auch dazu angestellt, seinen Willen und seine Gesetze durchzudrücken. Mehr als zweitausend Männer und Frauen waren vom Rio Pecos bis weit nach Chihuahua hinein für ihn beschäftigt, wie Del Leigh, sein Advokat, einmal errechnet hatte. Del war ein kleiner, hagerer und unscheinbarer Mann, der für ihn die Bücher führte und die Bilanzen seiner Unternehmungen in Ordnung hielt. Del war sein engster Vertrauter.

Seit einigen Wochen schon hielt sich Elam O'Brain auf seiner Hazienda in Mexiko auf. Kampfstiere wollte er züchten und damit ganz Mexiko und die Länder im südlichen Amerika beliefern. Eine berühmte Zucht sollte das werden. Aber noch fehlte dazu das Wasser. Darin bestand sein ganzer Kummer.

Das Problem wäre leicht zu lösen, denn nur einen Steinwurf von seiner Grenze im Süden entfernt befand sich ein See. Doch der See und das Land dazwischen gehörten Luis Barranca, einem Mexikaner, der beides um keinen Preis auf der Welt hergeben wollte, so sehr O'Brain ihm von seinen Leuten auch die Hölle heißmachen ließ. Dabei ließ dieser Bastardo sein Anwesen verkommen. Er machte sich nicht einmal die Mühe, die Mandeln und Nüsse zu ernten, die dort von selbst wuchsen, ohne jede Hege und Pflege.

Elam O'Brain verschränkte die Hände auf dem Rücken und musterte die beiden Männer, die er mit zwei weiteren fortgeschickt hatte, um ihm Luis Barranca auf die Hazienda zu bringen.

»Ich kann nicht begreifen, dass sich Kerle, wie ihr, von einem lausigen Mexikaner auf die Hörner nehmen lassen. Gleich vier Mann hoch habe ich euch losgeschickt. Früher, was sage ich, vor ein, zwei Jahren noch, habe ich so etwas ganz allein erledigt. Mit der linken Hand.«

»Dieser Greaser stand plötzlich hinter uns und hat auch sofort wie verrückt drauflosgeschossen«, verteidigte sich einer der Männer lahm.

»Ein einzelner Mann!«, polterte Elam O'Brain. »Ein Pfefferkauer und Hühnerdieb. Von dem lassen sich zwei meiner bestbezahlten Männer umlegen, und zwei andere lassen sich in die Flucht schlagen wie Schuljungen, die beim Äpfel klauen erwischt worden sind. Macht euch wieder fit, nehmt ausgeruhte Pferde und reitet nach Texas. Der Vormann soll euch Arbeit zuweisen. Hier kann ich euch nicht mehr brauchen.«

Wie begossene Pudel verließen die beiden Revolvermänner das Haus.

Ein Wagen fuhr vor. Elam O'Brain trat ans Fenster. Es war der Kutschwagen seines Advokaten. Del Leigh war von Texas herübergekommen.

Schnell lief Elam O'Brain hinaus auf die Veranda. Der Advokat kam schon die breite Treppe herauf. Flink und behänd wirkten die Bewegungen des kleinen Mannes.

»Was gibt es, Del?«, brummte Elam O'Brain ungehalten und stemmte die Fäuste ein. »Ich habe dich erst in der nächsten Woche erwartet.«

»Wells Fargo hat über Nacht die Frachtraten in den Keller rutschen lassen, Sir. Ich dachte, ich informiere Sie besser sofort. Unser Umsatz ist daraufhin um dreißig Prozent gefallen, und er fällt noch weiter. Von allen Wagenhöfen treffen Alarmmeldungen ein. Ich wollte nichts ohne Ihre Anweisungen unternehmen, Sir.«

Elam O'Brains massiges Gesicht verzog sich zu einem grimmigen und bösen Lächeln. »Die wollen mich fertigmachen, was?«

Del Leigh zuckte mit den Schultern. »Sieht so aus.«

Elam O'Brain lachte hart. »Da haben sich die Gentlemen von Wells Fargo geschnitten! Wir unterbieten. Runter mit den Preisen, Del! Einen ganzen Zahn unter die Raten von Wells Fargo! Und gebt Rabatt. Großzügig!«

»Wir können sehr schnell in die roten Zahlen geraten, Sir!«

»Die Ranch wirft genug ab, auch der Fuhrbetrieb hier in Mexiko. Sieh mal nach, ob wir hier in Mexiko zum Ausgleich etwas heraufgehen können. Ich überlass das ganz dir. Ich habe im Moment anderen Kummer. Die ersten Stiere sind vor zwei Tagen eingetroffen, aber ich habe immer noch kein Wasser. Jedenfalls nicht genügend.«

»Ist mit Barranca nicht zu reden?«

Elam O'Brain lachte hart. »Nein. Mit dem ist nicht zu reden. Dieser Bastard stellt sich stur wie ein alter Büffel.«

»In Presidia Town hat es auch Ärger gegeben.«

Elam O'Brain setzte eine verdrossene Miene auf. »Kannst du mich damit nicht verschonen?«

»Black Jack Bullwhip hat drei von unseren Leuten erschossen und hinterher den Sheriff und dessen Deputys verprügelt.«

Elam O'Brain kratzte sich die Stirn. »Black Jack Bullwhip?«

»Es ist die Ranch, die am Ufer des Rio Grande wie ein Haken in Ihr Land hineinragt. Man nennt den Kerl auch Whisky-Jack.«

Elam O'Brain erinnerte sich. »Darum kann ich mich nicht auch noch kümmern. Wenn der Kerl drei Mann erschossen hat, schicke ihm sechs auf den Hals. Und den Sheriff, diese trübe Tasse, kannst du feuern. Erledige das. Ich habe hier genug zu tun. Die Stiere haben die ganze Nacht vor Durst gebrüllt, und diese Mistviecher haben mich ein Heidengeld gekostet.«

»Ich fahre sofort wieder zurück.«

»Bleib wenigstens zum Frühstück, damit ich hier mal ein bisschen gescheite Gesellschaft habe. Wo man hintritt, Mexikaner! Was haben wir Whisky-Jack eigentlich zuletzt für sein Land geboten?«

»Blei!«

»Ach! Wenn es schon so weit gekommen ist, können wir uns alle weiteren Verhandlungen mit ihm sparen.«

Sie nahmen in der großen Halle Platz. Elam O'Brain klatschte ein paarmal in die Hände. Daraufhin erschienen zwei mexikanische Dienstboten und trugen das Frühstück auf.

»Ich habe das Gefühl, wir verfügen nicht immer und überall über die richtigen Leute. Die sind alle nicht hart genug. Wie können sich drei Revolvermänner, die von mir gut bezahlt werden, von einem einzelnen Bastard erschießen lassen? Wie bin ich an den Kerl von Sheriff geraten, der sich von so einem Halunken verprügeln lässt? Da geht doch all meine Autorität zum Teufel, sobald das Schule macht. Stell mir in Presidia Town die richtigen Leute hin. Und dieser Bastard ... wie war noch sein Name?«

»Black Jack Bullwhip, genannt Whisky-Jack.«