Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 15 - Bill Murphy - E-Book

Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 15 E-Book

Bill Murphy

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Beschreibung

Die King-Miller-Mannschaft übernimmt einen Todesjob. Aus der Goldgräber-Stadt muss eine große Goldladung nach Cheyenne transportiert werden. Sie sind sich über die Gefahren im Klaren. Zweibeinige goldgierige Wölfe werden am Weg lauern. Der schlimmste von allen aber wird der berüchtigte Montana-Wolf sein, dessen jüngerer Bruder von King Miller im Duell erschossen wurde. Der Montana-Wolf hat King-Miller den Tod geschworen. Goldgier und Rachedurst treiben ihn voran ...


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Inhalt

Cover

Der Montana-Wolf

Vorschau

Impressum

DerMontana-Wolf

Von Bill Murphy

Der große und massige Mann in der schwarzen Lederkleidung bedankte sich, nahm die Satteltaschen über die Schulter und lief zum Barraum des Hotels. Dabei stieß er mit dem Fuß gegen den Koffer des jungen Mannes, dem der Clerk eben das Anmeldebuch zugeschoben hatte.

»He, können Sie nicht aufpassen?«, rief der junge Mann wütend.

»Sssst!«, zischte der Clerk hinter der Rezeption und schüttelte den Kopf.

Der junge Mann sah den Clerk gereizt an. »Dieser Kuhtreiber kann sich doch wenigstens entschuldigen!«, sagte er laut.

»Wissen Sie nicht, wer das ist?«, krächzte der Clerk.

   

»Das ist mir doch scheißegal!«, entrüstete sich der Jüngling und sah dem großen Fremden nach. »Bei uns zu Hause kriegt von mir sogar der Präsident der Vereinigten Staaten eins auf die Fresse, wenn er gegen meinen Koffer latscht.«

Da blieb der große Fremde stehen, drehte sich um und kam zurück.

Der junge Mann reckte sich und lächelte salzig. Der Clerk rang verzweifelt die Hände. «

»Still doch, Mister!«, murmelte er. »Ich bin eben gegen Ihren Koffer gestoßen«, sagte der Fremde jetzt. »Entschuldigen Sie vielmals, junger Mann.«

»Wie Sie das sagen! Diese Art gefällt mir nicht.«

»Er meint das wohl nicht so, Mr. Miller«, warf der Clerk schnell ein. »Wollen Sie sich nun bitte eintragen, junger Mann?«

»Ich bin auch nicht Ihr junger Mann!«, zischte der Jüngling wütend.

Der große Fremde lächelte, wandte sich ab und steuerte wieder den Barraum an.

»Das ist King Miller!«, krächzte der Clerk. »King Miller!«

»Was?«, sagte der Jüngling und blickte zur Tür, durch die der große Fremde schon verschwunden war. »Das soll King Miller gewesen sein?«

»Das ist er, Sir!«

»Nicht zu fassen! Und mit dem wohne ich unter einem Dach?« Er griff nach dem Bleistift und trug sich rasch ein. »Hier! Lesen Sie!«, sagte er und warf das Anmeldebuch herum. »Lewis Patten! Das ist auch ein Name.«

Der Clerk starrte ihn an. »Mag schon sein. Aber den haben wir hier noch nie gehört!«

Der junge Mann schloss die Augen zu schmalen Schlitzen. »Dann geben Sie bloß acht, Sie müder alter Storchreiher! Diesen Namen werden Sie bald öfter hören.«

»Na, na!«, sagte der Clerk mit einem Grinsen.

»Sie sind wohl lebensmüde, was?«

»Machen Sie hier keinen Krach, sonst muss ich Sie aus dem Haus weisen!«

Patten bückte sich nach dem Koffer und warf ihn dem Clerk über das Pult hinweg vor die Brust.

Der Clerk fing den Koffer auf. Das Gewicht warf ihn gegen die Wand.

»Bringen Sie ihn auf mein Zimmer, oder ich mache Ihnen Beine!«, sagte Patten scharf, zog den Colt und richtete ihn auf den Clerk.

Der Clerk sah sich Hilfe suchend um. Doch die große Halle war leer. Auch der Hotelbesitzer war nicht in der Nähe. So nahm er den schweren Koffer schließlich in die Hand und lief zur Treppe.

Patten lachte und schob den Colt ins Leder zurück. Er wartete, bis der Clerk im oberen Stockwerk verschwunden war, dann wandte er sich dem Barraum zu.

»Nun zu Ihnen, Mr. Miller!«, murmelte er. »Mr. King Miller!«

Er grinste.

King Miller hatte in der kleinen Hotelbar an einem der Tische an der Wand Platz genommen und die Satteltasche auf den Tisch gelegt.

Patten blieb ein paar Schritte vor diesem Tisch stehen.

»Sie verdammter Rebell! Sie erbärmlicher Sklaventreiber!«, zischte er. »Jetzt weiß ich, weshalb Sie gegen meinen Koffer traten. Mein Vater war im Krieg ein Held. Ein richtiger Held. Und er hat auf der richtigen Seite gekämpft.«

In der Bar wurde es still. Die Gäste sahen sich um.

»Vielleicht war dein Vater wirklich ein Held«, erwiderte King Miller ruhig. »Aber du musst dir die Nase noch wischen, mein Junge!«

Der junge Mann sank zusammen und zog den Colt. Es war eine schnelle und gleitende Bewegung, die im Ansatz überhaupt nicht zu erkennen war. Seine Faust schoss herab und kam mit dem Colt wieder hoch. Er war unheimlich schnell. Das sahen sie alle.

Doch gegen King Miller war er nicht schnell genug.

Als der junge Mann zog, hatte King Miller die Hände auf der Tischplatte liegen. Trotzdem war es sein Revolver, der krachte.

Das schwere Geschoss riss den jungen Mann auf die Hacken. Der Colt fiel ihm aus der Hand, und er sah King Miller mit einem geradezu irren Ausdruck in den Augen an. Dann brach er tot zusammen.

Lewis Patten war sein Name.

King Miller stand auf und schob den Colt ins Leder zurück. Dabei wandte er sich an die Gäste. »Ich nehme an, jeder der Gentlemen hat beobachtet, dass ich hier angegriffen worden bin.«

Das hatte auch jeder beobachtet. Doch niemand sagte etwas. Alle starrten King Miller an. Und was aus ihren Blicken sprach, war pure Feindseligkeit.

Der Clerk und der Hotelbesitzer kamen hereingestürzt. In der Halle versammelten sich Passanten und auch Gäste, die schon in den Betten gelegen und den Schuss gehört hatten.

Der Clerk schlug die Hände über dem Kopf zusammen.

»Und ich hatte ihn gewarnt!«, sagte er zu dem Hotelbesitzer. »Er wusste genau, mit wem er es zu tun hatte.«

»Wer ist er denn gewesen?«

»Da muss ich im Anmeldebuch nachsehen, Sir!«, erwiderte der Clerk. »Er hat mir seinen Namen genannt, aber ich habe ihn nicht behalten.«

»Er hieß Lewis Patten, und er war erst achtzehn Jahre alt«, sagte jemand streng.

King Miller blickte zum Tresen. Dort stand ein großer, schlanker Mann. Kleidung und Tonfall verrieten den Rinderzüchter aus Montana.

»Haben Sie ihn gekannt?«, fragte King Miller.

Der Mann kam mit dem Glas in der Hand näher. »Ja, ich habe ihn gekannt. Und ich kenne auch seinen Bruder, George Patten, den Montana-Wolf. Dieser Name ist Ihnen vielleicht ein Begriff. Der Junge ist hier hergekommen, um in diesem Hotel auf seinen Bruder zu warten. Ich kann Ihnen deshalb nur raten, so schnell wie möglich wieder zu verschwinden.«

Der Sheriff betrat den Barraum. Der Mann aus Montana musterte King Miller kühl und kehrte zum Tresen zurück.

King Miller schilderte dem Gesetzesbeamten den Streit und weshalb es dazugekommen war. Der Clerk und einige der Gäste bestätigten seine Aussage. Um den Tod des jungen Mannes amtlich registrieren zu können, benötigte er dann einen Bürger, der ihn gekannt hatte.

Wieder meldete sich der Mann aus Montana zu Wort.

»Es war Lewis Patten, achtzehn Jahre alt. Das kann ich bestätigen. Sie können aber noch bis morgen früh warten. Da wird sein Bruder hier eintreffen.«

Der Sheriff sah sich unschlüssig um. »Na, gut«, sagte er schließlich. »Dann werde ich mir die Unterschrift von seinem Bruder geben lassen. Es eilt ja nicht.«

»Sicher können Sie warten«, sagte der Montana-Mann trocken und fixierte dabei King Miller. »Andere sollten das lieber nicht tun.«

»Wie meinen Sie das?«, fragte der Sheriff.

»Wen es angeht, der hat mich verstanden«, erklärte der Montana-Mann und wandte sich wieder dem Tresen zu. Der Sheriff zuckte mit den Schultern, machte sich noch Notizen und ließ danach den Toten hinaustragen.

King Miller setzte sich wieder und bestellte eine Flasche Bourbon-Whisky. Er blieb lange ruhig sitzen und starrte vor sich hin, ehe er zu trinken begann. Dabei kümmerte er sich nicht um die Gäste. Auch der Mann aus Montana interessierte ihn nicht mehr.

Punkt acht Uhr führte der Clerk zwei Männer in den Barraum und wies auf King Miller.

King Miller erhob sich. Die beiden Männer waren mit ihm verabredet. Es handelte sich um den Direktor der Western-Bank-Filiale von Malad City und um dessen Sekretär.

Der Direktor hieß Guilford. Er war ein kleiner, schon ergrauter vornehmer Mann. Sein Sekretär war von ähnlicher Statur. Doch viel jünger. Guilford stellte ihn als seinen lieben Healy vor. Sie gaben King Miller die Hand und setzten sich.

Guilford kam nach dem ersten Drink zur Sache. Er zog einen Brief aus der Tasche, überflog ihn und sah King Miller prüfend an.

»Unser sehr verehrter Mr. Springfield empfiehlt Sie mir hier, Mr. Miller. Dagegen habe ich natürlich nichts einzuwenden. Aber eines interessiert mich: Sind Sie sich über die Schwierigkeiten und Gefahren im Klaren? Wir haben in den letzten sechs Wochen so viel Gold aufgekauft, dass ich es einfach loswerden möchte, weil ich die Verantwortung nicht übernehmen kann. Ich kannte Sie nicht, Mr. Miller. Ich habe auch noch nie etwas von Ihnen gehört. Mein lieber Healy, hat mich informiert. Nun, ich füge mich Mr. Springfields Beschluss. Es ist seine Entscheidung, und damit trägt er die Verantwortung. Das heißt aber nicht, dass ich mich leichtfertig fügen möchte.«

King Miller hielt seinem Blick gelassen stand. Guilfords Zweifel und Misstrauen berührten ihn nicht. Erhielt er den Job, wollte er ihn erledigen. Wenn nicht, wollte er sich um andere Arbeit für sich und seine Männer kümmern. Dieses Angebot, für die Western Bank eine Fuhre Gold von Malad City quer durch Wyoming nach Cheyenne zu transportieren, war nur ein Angebot. Er konnte mit seiner Mannschaft auch in den Wäldern bleiben und weiter Holz schlagen.

»Nun, wie hoch schätzen Sie die Gefahren ein?«, drängte der Sekretär. »Mr. Guilford möchte eine Antwort haben.«

»Das lässt sich gar nicht überblicken«, erklärte King Miller ausweichend. »Aber Sie können unbesorgt sein, Mr. Guilford. Ich rechne mit allem, was nach menschlicher Fantasie eintreten könnte.«

»Haben Sie schon Pläne gemacht, wie Sie mit Ihren Männern den Millionenwert sicher nach Cheyenne schaffen?«, wollte Guilford als Nächstes wissen.

»Wenn Sie mir den Zuschlag erteilen, werde ich mir Gedanken machen«, erwiderte King Miller.

»Es ist bereits ruchbar geworden, dass wir das Gold wegschaffen wollen«, sagte Guilford. »Sobald wir nichts mehr von den Goldgräbern ankaufen, sind unsere Tresore voll. Das wissen die Leute inzwischen. Der letzte Transport ist verloren gegangen. Nicht einmal die Leichen der Männer sind gefunden worden. Nur der niedergebrannte Wagen.«

»Wir würden es für fünfzehntausend Dollar machen«, sagte King Miller. »Auszuzahlen in Cheyenne.«

»Einverstanden!«, gab Guilford zurück. »Darüber ist schon entschieden worden.«

»Dann sind wir uns einig«, sagte King Miller, nahm die Whiskyflasche und goss die Gläser noch einmal voll.

Sie tranken.

»Sie haben vorhin einen Mann erschossen«, warf der Sekretär ein, als er das Glas auf den Tisch setzte.

Er und Guilford sahen King Miller düster an.

»Ja! Hier! Direkt an diesem Tisch«, erwiderte King Miller. »Er kam herein, beschimpfte mich und zog den Revolver. Zuvor bin ich draußen versehentlich gegen seinen Koffer gestoßen. Ich hatte mich entschuldigt. Aber diese Entschuldigung wollte er nicht annehmen.«

»Er war noch sehr jung«, sagte Guilford vorwurfsvoll.

King Miller nickte. »Das stimmt! Aber ich lasse mich auch von einem jungen Burschen nicht erschießen. Ich weiß nicht, welche Fähigkeiten er besaß. Aber mit dem Revolver ist er jedenfalls verdammt schnell gewesen.«

»Der Montana-Wolf ist sein Bruder!«, gab der Sekretär zu bedenken.

»Sind Sie denn unter diesen Umständen bereit, die Sache zu machen?«, wollte der Bankdirektor wissen. »Sie müssen damit rechnen, dass er Ihnen folgt. Nicht nur Ihnen, sondern auch unserer Million!«

»Diese Sache sollte Sie nicht weiter interessieren«, sagte King Miller schroff. »Das geht nur mich etwas an.«

»Könnten Sie morgen Mittag aufbrechen? Wo haben Sie Ihre Leute?«, fragte der Sekretär.

»Wir haben unser Camp am Little Malad River. Dort haben wir Holz geschlagen. Vor ein paar Tagen sind wir mit unserer Arbeit fertiggeworden. Meine Mannschaft kann innerhalb von vier Stunden in der Stadt sein.«

Guilford nickte. »Entwickeln Sie mir Ihre Pläne. Ich möchte wissen, wie Sie vorzugehen gedenken.«

King Miller tat ihm den Gefallen. Danach erhielt er den Zuschlag.

Ein Flammenlicht huschte über die getäfelten Wände des vornehm eingerichteten Raumes. Es warf Flecken von Licht und Schatten auf den alten Mann, der mit dem Gesicht zum Feuer in dem Lehnsessel saß und die Lehnen mit den Händen umklammerte.

Sycomore, der Mann aus Montana, stand im vollen Flammenschein an der Seite des Sessels und blickte auf den hartbeinigen alten Banditen hinab.

»Lewis Patten war ein Idiot«, sagte der alte Mann, ohne den Blick von den Flammen zu wenden. »Stell dir vor, Sycomore, er hätte King Miller erschossen! Die Bank hätte für den Transport vielleicht Truppen angefordert. Du standest am Tresen. Warum hast du Lewis nicht gestoppt? Es geht schließlich um eine Million in Gold. Für uns alle.«

»Der Junge war zu schnell«, erklärte Sycomore. »Ich wusste ja noch gar nicht, dass er da war. Ich dachte, ich falle auf den Arsch, als ich ihn hereinkommen sah. Er ging sofort zu King, nannte ihn einen Rebellen und zog. Mit der ersten Kutsche kommt der Montana-Wolf! Er wird Rache nehmen wollen.«

»George wird tun, was ich sage, oder er kann die Stadt gleich wieder verlassen. Er hing an seinem kleinen Bruder. Doch noch mehr hängt er am Reichtum. Aber nun weiter! Wann bricht King Miller mit seiner Mannschaft auf? Welchen Weg wählt er? Du hast doch mit Healy gesprochen?«

»Healy möchte hier alles hinwerfen und sich uns anschließen!«

Der alte Bandit drehte den Kopf. »King Miller macht die Fuhre! Weißt du nicht, wer das ist? Da kann ich Armleuchter nicht gebrauchen. Der liebe Healy bekommt sein Geld und bleibt, wo er ist. Weiter!«

Sycomore grinste.

»King Miller hat sich etwas Gescheites ausgedacht. Er fährt mit zwei Wagen. Der eine Transport geht über Green River, der andere soll sich weiter im Norden durchschlagen.«

Der Oldtimer fuhr herum. »Will King Miller das Gold auf zwei Transporte verteilen?«

Sycomore schüttelte schlau den Kopf. »Nein! Dieser Bastard will uns hereinlegen. Der erste Transport geht morgen ab, wie schon lange bekannt. Aber er wird weiter nichts transportieren als eine Kiste voll Steine. Mit dem Gold aber geht dieser Hurensohn erst drei Tage später auf die Reise. Und mit dem Wagen will er sich, als wäre es ein ganz gewöhnlicher Transport, nur auf den Poststraßen bewegen.«

»Das weißt du von Healy?«

Sycomore nickte. »Ja! Er war gestern Abend dabei, als King Miller sämtliche Einzelheiten mit dem Bankdirektor besprochen hat.«

»Das sind ja günstige Aussichten für uns!«

Sycomore nickte abermals. »Bestimmt! Aber mir macht der Montana-Wolf Sorgen. Er könnte King Miller töten. Und das hieße für uns, wir wären so schlau wie zuvor.«

»George wird King Miller in Frieden lassen!«

»Das kann ich mir nicht vorstellen. Er hat seinen kleinen Bruder geliebt.«

»Der selbst an seinem Tod schuld ist!«

»Darauf wird George nichts geben!«, meinte Sycomore. »Er wird nicht eher ruhen, bis er King Miller eine Kugel in den Kopf gejagt hat.«

»Dagegen habe ich gar nichts einzuwenden«, sagte der alte hartbeinige Bandit. »Aber diese Kugel wird er erst abfeuern, wenn ich King Miller zur Jagd freigegeben habe. Ist das klar?«

»Der Montana-Wolf ist ein schlimmer Bursche«, gab Sycomore noch einmal zu bedenken. »Wem hat er jemals gehorcht? Wenn er King Miller tötet, wird der Bankdirektor für den Transport Truppen anfordern. Darauf kannst du dich verlassen.«

Der Oldtimer drehte wieder den Kopf und musterte den Mann aus Montana aus schmalen Augenschlitzen. »George ist der Montana-Wolf. Du bist der Montana-Mann. Spricht nicht bloße Rivalität aus deiner Brust?«

»Rivalität?«, wiederholte Sycomore. »Es geht um eine Million! Da ist sogar der Teufel mein Bruder. Rivalen sind da nur die Leute, die mir die Beute streitig machen wollen. Aber so gut müsstest du mich kennen, Ben.«

Die Züge des Oldtimers entspannten sich wieder. »Was schlägst du vor?«

»Wir sollten George gar nicht wissen lassen, dass sein Bruder tot ist«, erwiderte Sycomore. »Jedenfalls zunächst nicht.«

Der Oldtimer starrte wieder in die Flammen. »Gut, Sycomore! Sehr gut! Das ist es, was ich an dir so bewundere: dein kühler Verstand! Du bist ein verdammt fähiger Mann. Aber fähig sind viele. Doch dort, wo andere nur Pferdemist haben, sitzt bei dir Hirn. Und genau das ist es, worauf es ankommt. Weißt du, ich bin als ganz junger Bursche auch in einem Haufen geritten, wie ihn King Miller anführt. Wir waren alle verdammt fähige Kerle. So viele anständige und fähige Burschen auf einem Haufen habe ich später nie wieder gesehen. Wir haben in Mexiko gekämpft. Für Benito Juarez! Die ganze Revolution haben wir ihn aus dem Feuer gerissen. Er war noch ein ganz kleiner Bandit, da haben wir für ihn schon die Kastanien aus dem Feuer geholt. Doch was hat uns das alles eingebracht? Nichts! Gar nichts. Und weißt du, weshalb? Weil wir nur Kämpfer und gute Kameraden gewesen sind. Da war einer wie der andere ein Kerl von achtzehn Karat. Aber keiner hatte etwas im Kopf. Reich hätten wir werden können, ja müssen. Aber wir haben nur den Kampf, das Leben und die Weiber geliebt.«

Der alte Mann lachte dunkel.