Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 82 - Bill Murphy - E-Book

Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 82 E-Book

Bill Murphy

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Beschreibung

Rogger Bender ist ein Mann, der nicht aufgibt. Obwohl seine Ranch nur ein kleines Stück Land ist, hängt sein Herz daran. Doch seine Gegner, die Freysolds, sind reich und mächtig. Sie unternehmen alles, um ihn von seinem Besitz zu vertreiben. Rogger kämpft verzweifelt, bis plötzlich fremde Reiter auftauchen und ihm zur Seite stehen. Doch dann erfährt er, dass es sich um Banditen handelt, was auch in der Stadt publik wird. In dieser ausweglosen Lage kommt Tom Sullivan herbeigeritten. Wird es ihm gelingen, dem Recht zum Sieg zu verhelfen, in einem Land, in dem der Colt des Stärkeren die Gesetze diktiert?

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Seitenzahl: 168

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Die verlorene Ranch

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Die verlorene Ranch

Von Bill Murphy

Klar und scharf zeichneten sich die Gestalten der drei Männer im Mondlicht ab. Rogger Bender hielt den Atem an. Auch drüben am Waldrand war Bewegung. Er musste handeln, bevor sie alle über die Wiese gekommen waren. Und so trat er nach vorne. Dabei knackte ein Zweig unter seinen Füßen. Erschrocken verharrte er auf der Stelle.

Hell und deutlich stand dieses Geräusch für den Bruchteil einer Sekunde in der Nacht. Rogger Bender sah seine Feinde zusammenfahren. Noch konnte er keinen der Männer erkennen. Er sah nur, wie sie die Köpfe wandten und herüberspähten. Jetzt waren neben ihren Blicken auch die Gewehrläufe auf ihn gerichtet.

»Dort drüben!«, raunte einer der Männer.

   

Rogger Bender wollte zurück. Aber da wuchsen ihre Schatten wieder aus dem Zwielicht. Sie setzten sich in Bewegung und kamen direkt auf ihn zu. Rogger Bender schluckte. Es waren weitaus mehr, als er gerechnet hatte. Doch bevor sich die Angst in ihm festsetzen konnte, packte ihn wilder Trotz. Er hob die Colthand und rief mit scharfer, fester Stimme: »Wer noch einen Schritt vorwärtsgeht, bekommt eine Kugel, Leute! Genau in die Stirn!«

Die Schatten erstarrten. Ihre Unsicherheit bestärkte ihn. Er wusste, dass er einen guten Platz gewählt hatte. Sie konnten ihn unmöglich schon gesehen haben.

Kurz darauf trat er an einen Baum und rief erneut: »Wer noch einen Schritt macht, ist an der Reihe!«

Nun ging er zögernd rückwärts. Ein anderer folgte. Aber dann blieben sie stehen.

Nun ertönte Lewt Freysolds Stimme: »Du hast keine Chance, Rogger! Tritt uns nicht in den Weg!«

Rogger Bender atmete tief durch und legte auf Lewt Freysold an, froh, einen Mann, vor allem gerade ihn, erkannt zu haben. Der Trotz machte wilder Kampfesfreude Platz. Er fühlte sich der Situation gewachsen.

Ich halte sie auf!, dachte er hitzig. Selbst wenn die gesamte Mannschaft der gewaltigen Freysold Ranch aus dem Wald tritt.

»Du bist der Erste, Lewt!«, rief er dem Sohn des reichen Ranchers zu. »Bewege dich nicht! Erst wenn der Letzte deiner Wölfe verschwunden ist, kannst du gehen.«

Lewt Freysold lachte kurz und hart. »Wir sind elf Männer.«

»Von mir aus, zwanzig«, gab Rogger Bender ungerührt zurück. »Nicht einmal mit fünfzig Leuten wird ein Freysold das Land der Creek Ranch betreten.«

Mitten auf der Wiese waren die anderen Männer stehen geblieben. Rufe ertönten.

Lewt Freysold hob die Hand. »Warten!«, rief er hinüber.

»Nicht warten!« Rogger Bender zog den Hammer zurück. »Schick sie alle zurück, Lewt! Ich gebe dir fünf Sekunden.«

Lewt Freysold tat das, was alle Freysolds in einer gleichen Situation getan hatten und immer wieder tun würden. Er schoss und rief mit lauter Stimme: »Vorwärts!«

Rogger Bender trat hinter den Baumstamm und feuerte.

Lewt Freysolds Gestalt wuchs nun, wurde starr und tauchte dann kraftlos weg.

Rogger Bender riss daraufhin die Waffe herum und jagte den heranstürmenden Männern die Kugeln entgegen.

Die beiden vorderen hielt er mit diesen Kugeln fast mühelos auf. Doch dann zirpten die blauen Bohnen der übrigen Männer heran. Seine Mündungslichter hatten ihn verraten.

Drei, vier Kugeln fetzten die Rinde des Stammes vor Rogger Benders Gesicht auf.

Er sprang zurück, lief in langen Sätzen zwischen den Bäumen hindurch. Links und rechts jaulten die Kugeln an seinen Ohren vorbei. Nun warf er sich hin, wollte den Colt nachladen und rannte dann doch weiter.

Sekunden später schwang er sich im Schutze des Felsens in den Sattel seines rehbraunen Wallachs und galoppierte davon. Minutenlang hämmerte der Hufschlag des jagenden Pferdes zwischen den steil aufragenden Felswänden. Als es hinter ihm aufblitzte, war er am Ende der Schlucht angelangt. Einen scharfen Schrei auf den Lippen, zog er den Rehbraunen herum und galoppierte in den Wald hinein.

Es war ein Hochwald, der sich bis weit zu den Berghängen hinaufzog.

Gleich hinter den ersten Bäumen hielt er an und lauschte. Das Geräusch hartschlagender Pferdehufe drang aus der Schlucht. Dann griff er zur Winchester. Sekundenlang war er sich unschlüssig.

Der Mond schien direkt auf den Ausgang der Schlucht. Sie war eng.

Trotz allem wusste er, dass sie nacheinander herausreiten mussten. Die Chancen waren bei ihm. Doch das Sicherste war die Flucht.

Als der erste Reiter herausgaloppiert kam und sein Pferd auch sofort zum Wald herumzog, fluchte Rogger und ritt an. Nun musste er vorwärts. Alles hing davon ab, ob er sie schon im Wald von seiner Fährte bringen konnte. Weiter oben gab es bloß nackten Fels. In der Nacht war dort ein Reiter oft über Meilen hinweg zu hören.

Äste und Zweige schlugen ihm immer wieder das Gesicht auf.

Schützend hielt er sich die Arme vor die Augen, legte sich weit vornüber und lenkte den Wallach mit den Schenkeln.

Dann ritt er über eine Lichtung, sah sich um und blickte ins Tal hinunter.

Zwischen Höhenrücken blinkten die Lichter der Stadt. Bis nach Buena Vista waren es knappe zehn Meilen.

Er dachte sofort an Heddy Harroll und überlegte, ob er nicht dorthin reiten solle. In der Stadt würden ihn die Freysolds todsicher nicht suchen.

Schlussendlich verwarf er diesen Gedanken jedoch, gab dem Rehbraunen die Sporen, galoppierte über die Lichtung, tauchte unter Bäumen weg und ritt dann weiter bergan.

Hinter ihm ließ sich trommelnder Hufschlag vernehmen. Die Freysold-Mannschaft ritt gute Pferde. Aber das hatte er von Anfang an einkalkuliert.

Tom Sullivan hielt Red King an und stieg aus dem Sattel. Dann zog er die Winchester aus dem Scabbard und sah sich um.

Der Mond gab in dieser Nacht gutes Licht. Doch unter den Bäumen war wenig zu erkennen.

Unverkennbar war der Geruch eines Feuers wahrzunehmen. Aber Tom wusste längst, dass irgendwo vor ihm Menschen waren. Blacks Verhalten ließ keinen Zweifel offen.

Nun knebelte Tom den Schweißfuchs an den Vorderfüßen. Dann rief er Black heran und schlich sich vorwärts.

Der Brandgeruch führte ihn näher zum Fluss. Als er den Arkansas sah, erblickte er auch das Feuer. Es brannte niedrig, und das sicher mit Absicht.

Tom lächelte hart in sich hinein und hielt die Winchester schussbereit. Er hatte sich nicht verschätzt. Der Vorsprung der Morgans war nicht allzu groß gewesen, als er sich in Del Norte in den Sattel schwang. Bis Buena Vista waren es noch gute dreißig Meilen. Genau bis zu diesem Nest hatte er ihren Vorsprung niederreiten wollen.

Jetzt schlich er sich langsam vorwärts, ließ nichts außer Acht und hielt Black dicht an seiner Seite. Wenig später richtete er sich hinter einem Stamm auf. Von hier aus konnte er den Platz gut überblicken. Drei Männer lagen unweit des Feuers in ihren Decken. Nur den vierten Mann sah er nicht. Er war sofort gewarnt, ließ die Winchester sinken und nahm den Colt zur Hand.

Black knurrte plötzlich. Doch viel zu spät. Sicher, weil der Wind von vorne kam.

Tom warf sich herum. Der Gewehrkolben traf seine Schulter. Die ganze linke Körperhälfte war sofort wie tot. Er wollte mit der linken Faust zuschlagen, aber der Arm gehorchte nicht. So beugte er sich nach unten, rammte dem Mann den Colt in den Bauch und riss ihn zu Boden.

Es war Cliff Morgan, der Bruder des Bandenbosses. Er schrie, und so schnell bekam Tom seine Linke nicht wieder in die Gewalt, dass er dem Halunken sofort den Mund zuhalten konnte. Am Feuer sprangen jetzt die Banditen aus den Decken. Cliffs Name wurde gerufen.

Tom presste dem Jungen den Arm auf den Mund. Aber Cliff Morgan wehrte sich verbissen. Tom spürte, wie seine Hand zum Colt hinunterwollte, er wandte und bog sich unter ihm wie eine Schlange. Dann bekam sein Gegner die Linke frei und schlug sie Tom ins Gesicht.

Tom sah die Faust zu spät. Sein Kopf flog zurück.

Im nächsten Augenblick sprang Cliff auf, und Tom benötigte beide Arme, um sich der wütenden Schläge des Jungen zu erwehren.

»Sullivan!«, schrie Cliff Morgan gellend seinen Warnruf zum Feuer.

Tom schlug mit beiden Fäusten. Cliff Morgan taumelte zurück. Er wollte das ausnutzen und sich fallen lassen. Aber Tom setzte nach, riss ihn hoch und schlug wieder zu. Dann stellte er sich breitbeinig über ihn und richtete den Colt zum Feuer hinüber.

Die drei Banditen waren aus dem Schein des Feuers getreten. Tom konnte sie trotzdem gut sehen. Die Waffen schussbereit in den Händen, standen sie da. Steif und starr, wie es Tom schien. Sie waren vom Schlaf benommen und sicher auch von der Erkenntnis, Tom Sullivan als Verfolger auf ihrer Fährte zu haben.

Plötzlich kam in die drei Bewegung, und eine hohe, schlanke Gestalt schritt auf Tom zu. Es war Buster Morgan.

Tom hielt die Hand vor den Mund und rief zur Seite hin: »Dein Bruder liegt hier, Buster. Passen, das ist alles, was du tun kannst!«

Buster Morgan schoss sofort. Tom hatte es nicht anders erwartet. Aber die Kugeln fegten in die falsche Richtung. Morgans Partner feuerten gleichfalls in die verkehrte Richtung.

Nach einem kurzen, aber heftigen Dauerfeuer war es dann wieder grabesstill.

»Was ist, Buster? Erwischt?«, hörte Tom den jungen Marco Bratt fragen.

Buster Morgan gab keine Antwort. Er ging geduckt und kampfbereit auf die Bäume zu. »Cliff!«, rief er halblaut. »Cliff, wo bist du?«

Tom ließ den Bandenboss kommen. Als er zehn Yards neben ihm zwischen den Bäumen stehen blieb, schrie er: »Waffe auf die Erde, Buster Morgan!«

Buster Morgan schrak zusammen. Er hatte Tom in einer ganz anderen Richtung vermutet. Das war deutlich zu erkennen, obwohl er den Kopf nicht drehte und unverwandt auf den Busch starrte, in dem er Tom zusammengeschossen vermutete. Letzterer konnte sein scharfes Atmen hören.

»Verdammte Axt!«, stieß Buster Morgan dann gepresst hervor. »Wo ist mein Bruder?«

»Hier!«, erwiderte Tom. »Er ist bei mir. Feuert jetzt nicht noch einmal so wild durch die Gegend.«

»Du bist allein, Sullivan!«, stellte Buster Morgan nun drohend fest.

Tom lächelte eisig. »Nicht ganz«, erwiderte er. »Cliff ist bei mir.«

»Schick den Jungen rüber!«

Buster Morgan hätte längst wieder geschossen, doch nun schien er zu befürchten, den Bruder zu treffen.

Cliff Morgan lag am Boden und rührte sich immer noch nicht.

Tom stand so, dass er jede Bewegung des Jungen sofort spüren konnte. »Legt die Waffen ab!«, forderte er dann die Banditen auf. »Legt ab und kommt einzeln herüber. Zuerst du, Buster!«

Buster Morgan lachte rau. »Du willst uns nach Del Norte zurückbringen, was? Wie stellst du dir das vor? Sag mir das, Sullivan!«

»Ob du Del Norte wiedersiehst, Buster, wird an dir liegen. Und nun Schluss. Es ist genug geredet worden«, entgegnete Tom und hob den Colt.

»Cliff!«, rief Buster Morgan zischend. »Sag etwas! Gib ein Zeichen!«

In diesem Augenblick regte sich Cliff Morgan. Vielleicht war er schon einige Zeit vorher aus der Ohnmacht erwacht. »Ich bin hier ...«, murmelte er dünn.

Tom drückte ihm nun das Knie auf die Brust. »Kein Wort mehr!«, zischte er ihm zu.

Cliff Morgan erlangte das Bewusstsein früher, als es Tom lieb sein konnte. Doch noch genügte ein Knie, um den Banditen auf dem Boden zu halten.

»Komm rüber, Cliff!«, rief Buster Morgan. »Lauf einfach los!«

»Ich kann nicht – ich liege ...«, erwiderte Cliff Morgan erstickt.

Er hatte die Worte kaum über die Lippen gebracht, da feuerten sie. Alle drei. Offenbar erkannten sie ihre Chancen, die sich daraus ergaben, dass Cliff am Boden lag.

Haarscharf pfiffen die Kugeln an Tom vorüber. Er duckte sich und schoss zurück. Buster Morgan war nun verschwunden. Er sah ihn nicht und konnte auch dessen Mündungslicht nicht mehr erblicken. Bratt und Leasor schossen wild herüber.

Toms Blick war überall. Während er zur Lichtung schoss, um Bratt und Leasor in Schach zu halten, spähte er nach allen Seiten. Buster Morgan versuchte ihn zu umgehen. Red King wieherte einmal kurz auf. Der Bandenboss hatte sich also schon weit entfernt und befand sich bereits in Toms Rücken.

Dann war es still. Bratt und Leasor huschten auseinander. Einer von ihnen schlug sich zum Fluss hinunter.

Diese Pause wollte Cliff nutzen. Er versuchte, aufzuspringen und schrie in tödlicher Selbstverachtung: »Schießt! Buster, warum schießt ihr nicht?«

Tom drückte den Jungen auf die Erde. »Bleib liegen, verdammt!«, fuhr er ihn wütend an.

Dann waren die Banditen in Stellung gegangen. Sie schossen von drei Seiten.

Auch Buster Morgan feuerte.

Tom sah die Mündungslichter von dessen Waffen, duckte sich neben dem Jungen zu Boden und zielte auf Buster Morgans Mündungslichter.

Nun schrie Letzterer auf. Daraufhin wurde nur noch von zwei Seiten geschossen. Und an der Stelle, wo sich Buster Morgan befinden musste, knackten und brachen Äste und Zweige.

Tom hörte ihn stöhnen.

Bratt und Leasor schienen bemerkt zu haben, dass ihr Boss getroffen worden war. »Zeig dich, Sullivan!«, schrie Leasor vom Ufer herüber.

Toms Colt war leer geschossen. Er nahm die Winchester zur Hand.

In diesem Augenblick schlug Cliff Morgan zu. Vielleicht hatte er auch auf eine ähnliche Situation gewartet.

Tom nahm den Schlag hin. Er wollte den Jungen zurückreißen, aber Cliff kam frei, sprang auf und lief los.

Von allen drei Seiten wurden jetzt Schüsse abgegeben, und mehrere Kugeln trafen Cliff Morgan. Er schrie hoch und schrill, stolperte zwischen den Bäumen hindurch zum Feuer und fiel dann der Länge nach hin.

»Cliff! Cliff!«, raunte Buster Morgan qualvoll.

»Ihr habt ihn eben erschossen!«, rief Tom den Banditen zu. »Er ist regelrecht in eure Kugeln hineingesprungen.« Tom schluckte, biss sich auf die Lippen und sagte sich, dass er es verkehrt angefangen hatte.

Black hatte die ganze Zeit hinter einem Baumstamm gelegen. Tom fasste ihm ins Fell. Dann sprang er hoch und lief los. Geduckt jagte er aus dem Teufelskreis heraus. Sie schossen wie wild. Aber er warf sich immer wieder hin, nutzte jeden Baum als Deckung und lief in gebückter Haltung. Black sprang voraus.

Neben einem Busch blieb Tom liegen. Das Blut pulsierte in seinen Adern. Er japste und keuchte. Schweiß strömte ihm über die Stirn. Vor ihm, irgendwo in der Nähe des Flusses, hörte er die Banditen rennen. Es konnten jedoch nur Bratt und Leasor sein. Sie liefen zu ihrem Boss. Tom hörte sie sprechen. Er richtete sich auf und schlich vorwärts.

Als er sich wieder hinwarf, sah er sie laufen. Sie wollten zu den Pferden. Tom feuerte. Sie schossen sofort zurück, hasteten jedoch weiter. Ihre Kugeln drückten Tom auf den Boden. Als er schließlich den Kopf hob, waren sie schon am Feuer auf der kleinen Lichtung.

Tom machte sofort kehrt. Als er bei Red King ankam, hörte er bereits den Hufschlag. Dann löste er den Knebel, saß auf und ritt los. In scharfem Galopp jagte er nun zwischen den Bäumen hindurch.

In dieser Nacht war das Pech auf Tom Sullivans Seite.

Nach drei Pferdelängen ging Red King vorne in die Knie. Der Fuchs war nach diesen wenigen Yards bereits in vollem Galopp.

Tom hielt die Winchester in den Händen. Der Griff nach dem Sattelhorn kam zu spät. Er flog aus dem Sattel, kam mit dem Rücken auf, überschlug sich und prallte gegen einen Baum.

Tausend Sterne hellten die Finsternis auf. Er rollte sich trotzdem sofort herum und brachte die Winchester in Anschlag. Doch dann ließ er die Waffe sinken. Der Hufschlag der Pferde der Gegner verhallte bereits irgendwo am Fluss.

Tom stöhnte und rieb sich den Kopf. Black bellte ihn an. Sekundenlang hielt er ihn für einen Lobo-Wolf. Dann wurde ihm jedoch wieder klarer im Kopf und er erhob sich. Red King war stehen geblieben. Als er den Schweißfuchs am Zügel herumzog, sah er die Bescherung. Red King lahmte auf der rechten Vorderhand.

Cole Freysold blinzelte mürrisch in die Sonne. Sie war gerade über die Berge geklettert. Das Tal, die Wiesen und natürlich auch die Berghänge waren vom Sonnenlicht überflutet. Der Rancher trat bis zur Brüstung vor, stützte sich schwer auf und blickte über den weiten Hof der Freysold Ranch.

Matt, sein jüngster Sohn, kam aus dem Haus. »Was ist?«, fragte er genauso mürrisch wie sein Vater dreinschaute. »Warum weckst du mich so früh?«

Cole Freysold sah sich um. Dann warf er seinem Jüngsten einen missbilligenden Blick zu und sagte sich zum hundertsten Mal, dass er ihn von nun an mehr fordern werde. »Es ist nicht früh, Matt. Es ist heller Tag.«

Matt gähnte. »Okay, es ist heller Tag.« Er trat neben den Vater. »Ist Lewt schon zurück?«

Cole Freysold blickte bekümmert nach Westen. »Sattle dein Pferd und such ihn!«

Matt Freysold lachte. »Du nimmst doch nicht etwa an, dass Lewt mit den Benders nicht fertiggeworden ist, oder?«

Der alte Mann spähte in die Ferne und wiegte bedenklich den Kopf. »Es sind immerhin fünftausend Stück Vieh, die sie auf die leer stehenden Weiden der Creek Ranch zu treiben haben.«

Matt Freysold nickte, gähnte abermals und wollte wieder ins Haus zurück.

»Reite trotzdem!«, sagte Cole Freysold fest. »Reite, und wenn sie noch nicht fertig sind, dann hilf! Lass deinen Bruder nicht alles allein machen.«

»Wenn du abgibst, ist er hier der Boss, nicht ich«, entgegnete Matt trotzig.

»Noch trete ich nicht ab«, erwiderte der Oldtimer unwillig. »Und was danach kommt, wer will das jetzt schon wissen?«

»Lewt weiß es, und er benimmt sich danach«, merkte Matt verbittert an.

In einer fast hilflosen Geste hob der alte Mann die Hände und ließ sie schwer auf die Brüstung fallen. In beinahe versöhnlichem Ton sagte er dann: »Lewt hat sich von klein auf um alles gekümmert. Er ist mir immer zur Hand gegangen. Du hast nie versucht, ihm den Rang abzulaufen.« Cole Freysold lächelte seinen Sohn schmerzlich an. »Du hast eigentlich nie zu erkennen gegeben, dass du ein echter Freysold bist. Ein Mann der Weide, wollte ich damit sagen. So etwas bist du nie gewesen.«

Matt Freysolds Blick verhärtete sich. Nun schaute auch er nach Westen. »Auf jeder Ranch gibt es immer nur einen Boss. Lewt zog vor mir die Stiefel an.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich gebe zu, Lewt macht der ganze Kram hier mehr Spaß. Aber ich habe mich um die Stadt gekümmert. Buena Vista ist unsere Stadt.«

Cole Freysold winkte ab. »Lotterleben!«

»Lotterleben!«, wiederholte Matt scharf. »Tue es so ab wie du willst! Doch es hat uns Freysolds allerhand eingebracht. Ich gab dir den Tipp mit Fergusons Hotel. Es gehört jetzt uns. Ich habe auch die Templins aus der Futtermittelhandlung gedrückt. Buena Vista ist unsere Stadt geworden. Durch mein Lotterleben, wie du es abtust. Du bist ungerecht. Wieso muss ein Mann nur hinter Kuhschwänzen herreiten und an nichts anderes denken?«

Cole Freysold schlug seinem Jungen auf die Schulter. »Dir die Stadt und Lewt die Ranch. Lassen wir es so.«

Matt nickte zufrieden. »Okay, lassen wir es so.« Dann wandte er sich ab. »Schick also einen Mann zu Lewt, der gern hinter Kuhschwänzen ...«

»Sie kommen!«, rief Cole Freysold.

Matt grinste. »Na also! Wäre doch gelacht, wenn Lewt mit diesem verrückten Bender nicht fertiggeworden wäre.« Nun trat er wieder an die Brüstung, warf einen Blick nach Westen und sah dann seinen Vater an. »Warum fackelt ihr überhaupt so lange? Du und Lewt. Rogger Bender ist doch ohne Chance. Schick einen entschlossenen Mann hinüber, und alle Weiden der Creek Ranch gehören dir. Der harte Weg ist immer der bessere. Er führt am schnellsten zum Ziel. Templin war eines Morgens ein toter Mann. Er schoss sich mit einem Tramp. Seine Familie verkaufte die große Handlung für ein Butterbrot.«

»Erspare mir diese Einzelheiten«, sagte der Oldtimer schroff. »Ich kann die Creek Ranch auf die weiche Tour bekommen. Die Zeit arbeitet für mich. Also hole ich sie mir auch auf diese Weise.«

Matt lachte hämisch. »Vinnie Bender ist im heiratsfähigen Alter. Stell dir vor, sie heiratet morgen einen harten Burschen. Was dann, he?«

»Was ich haben wollte, habe ich immer bekommen«, sagte Cole Freysold herb.

Matt Freysold lachte kalt und legte seinem Vater die Hand kurz auf die Schulter. »Wenn du mit der Creek Ranch nicht recht vorwärtskommst, sag mir Bescheid! Ich habe genügend Burschen an der Hand, die so etwas machen. Du brauchst es nur zu sagen.«

»Ich komme allein zurecht«, erwiderte der Oldtimer hart und grimmig.

Matt zuckte mit den Schultern. Dann schwiegen sie und sahen den Reitern entgegen.

Der alte Freysold hatte die schärferen Augen. »Ein Mann liegt über seinem Sattel«, sagte er und schlug mit der Faust auf die Brüstung. »Es hat einen Kampf gegeben.«

Die Reiter waren vor der Ranch hinter einem Waldstück verschwunden.