Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 72 - Bill Murphy - E-Book

Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 72 E-Book

Bill Murphy

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Beschreibung

In Western-City gibt es nur ein Recht. Und das ist das Recht des Stärkeren. Aber noch ist nicht entschieden, wer eigentlich dieser Stärkere ist - Terry Shayne oder Wyatt Spencer. Die beiden Großrancher führen einen erbitterten Kleinkrieg um die Vorherrschaft in der Stadt. Spencer scheint in diesem gefährlichen Kopf-an-Kopf-Rennen ein wenig vorne zu liegen. Diesen Eindruck hat Tom Sullivan, als er in die Stadt kommt. Eigentlich wollte er im Auftrag der Regierung nach Durango reiten, um eine Falschmünzerbande auszuheben. Aber jetzt beschließt er, den merkwürdigen Ereignissen hier auf den Grund zu gehen ...

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Seitenzahl: 171

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Zwischen zwei Feuern

Vorschau

Impressum

Zwischen zwei Feuern

Von Bill Murphy

Clint Ward senkte die Hand zum Colt. Er lachte kurz und hart. Dann sagte er den Jungs von der Shayne Ranch: »Seht euch um! So sieht die Hölle aus.«

Niemand atmete mehr. So schien es zumindest. Aller Blicke waren auf Flint Montana und Buster Bratt gerichtet.

Was werden sie tun, wo ist ihr Weg aus Wyatt Spencers Hexenkessel? Diese Fragen beherrschten die Menschen auf den Sideways zu beiden Seiten der Straße.

Gab es überhaupt einen Ausweg für sie? Würden sie es wagen, sich gegen Clint Wards Rudel, diese Mauer aus Colts und harten Blicken, etwas auszurechnen?

Flint Montana lächelte mager. In ihm war weder Furcht noch Panik. Er übersah alles mit einem Blick.

Die Neugier der Menge, die sich in angemessener Entfernung staute, und die Chancen, die ihm und Buster Bratt geblieben waren. Diese Chancen waren weniger als gering. Er erkannte es. Er beurteilte die Situation mit kühlem Kopf. Weder der Zorn noch irgendeine Art von Niedergeschlagenheit konnten seinen Blick für die Dinge trüben. Es gab nur einen Weg: den harten.

Die Nachteile waren auf seiner und Buster Bratts Seite. Er machte sich nichts vor. Clint Ward stand richtig. Auch dessen vier Partner konnten nicht besser stehen. Flint Montana und Buster Bratt standen mit dem Rücken an der Wand. Das war der einzige Vorteil. Nach allen anderen Seiten mussten sie sich verteidigen.

Buster Bratt lächelte kalt. Er zuckte mit den Schultern.

»Wenn du meinst«, erwiderte er Clint Ward, »dass so die Hölle aussieht, dann sieh in uns die Teufel!« Er sprach diese Worte langsam und in seinem breiten texanischen Slang. Danach legte er die Hand auf den Coltkolben. Und das war eine genauso breite und sichere Geste.

Diese Erwiderung war wohl nach Clint Wards Geschmack. Flint Montana erkannte, dass dieses Spiel Clint Wards Spiel war, und er begriff auch, dass es so lief, wie er es haben wollte. Buster Bratts harte Worte bestärkten ihn in seiner Sicherheit. Doch zugleich erkannte er, dass alles auf einen Coltkampf hinauslief.

Clint Ward riss den Kopf hoch. Er nickte seinen Männern triumphierend zu. In seinen Augen wetterleuchtete es. »Es sind Banditen! Sie waren es und sie werden es immer bleiben. Die ganze Shayne-Mannschaft gehört weggeschafft!«

»Beginnen wir, Clint!«, forderte Robby Wolfe. Breitbeinig und krumm stand er da. Er war einer der gefährlichsten Männer aus Wyatt Spencers Mannschaft. Im Umkreis von fünfzig Meilen war das jedem bekannt, der einen Gurt um die Hüften trug.

Robby Wolfe wusste das aber auch selbst. Entsprechend waren seine Gesten und Bemerkungen. Gleich, ob er hinter Wyatt Spencers Rindern herritt oder ob er sich in einer Situation wie dieser befand. Er lachte dann, und sein Lachen war voll Hohn und Spott. Auf diesem Platz, rund um den Glockenturm, war er wohl der einzige Mann, der sich sicher fühlte. Alle hatten die Hände auf den Kolben liegen. Nur er nicht. Er hielt seine Hände nach wie vor verschränkt auf der Brust.

Flint Montana ließ sich nicht täuschen. Er wusste, wie schnell und gefährlich dieser Oldtimer war. Es hatte Zeiten gegeben, in denen Wolfes Colt ganze Landstriche beherrschte. Flint Montana erinnerte sich.

Buster Bratt lachte grimmig. »Aufhängen!«, stieß er herb hervor und sah zu Clint Ward und Robby Wolfe hinüber. Dann nickte er. Es war eine grimmige und trotzige Bewegung. »Versuch es! Los, versuch es!«

Auf diese Worte hatten sie wohl gelauert. Ihre Hände packten zu. Robby Wolfe stieß einen heiseren Schrei aus. Dieser Schrei war das Signal. Seine Hand fuhr zum Colt. Es waren glatte und schnelle Bewegungen. Flint Montana und Buster Bratt zogen mit. Lange bereit und auf der Hut erkannten sie die Bewegungen ihrer Gegner schon im Ansatz.

Flint zog, und Buster zog. Sie waren gleich schnell. Wahrscheinlich waren sie beide noch nie so schnell gewesen wie in diesem Augenblick. Gegen Robby Wolfe reichte es trotzdem nicht, obwohl er seine Colthand von der Brust aus herabsenken musste. Er war schneller. Seine Hand ruckte so flink, dass diese Bewegung mit den Augen kaum zu erfassen war. Er schoss zweimal hintereinander, bevor alle anderen zum Zuge kamen.

Buster Bratt flog herum. Wolfes Kugel zerrte ihn zur Seite. Sie stieß ihn herum und verhinderte einen schnellen und glatten Schuss. Er stakte nach vorne. Er machte zwei, drei Schritte. Unterdessen krachte Flint Montanas Colt. Robby Wolfe taumelte zurück. Clint Ward fiel um. Noch ein Mann schrie auf. Dann hatte Buster Bratt den Colt endlich hoch. Die Detonation riss seine Hand empor. Aber er brachte den Colt nach jedem Schuss in die richtige Lage. Erst als von Clint Wards Wölfen niemand mehr stand, fiel er auf die Knie.

Flint Montana hielt den rauchenden Colt in der Faust und sah sich um. Er traute seinen Augen nicht. Er schluckte und hielt den Atem an. Clint Wards raues Rudel war zerrissen worden. Er starrte auf Buster Bratt. Buster kam langsam hoch. Er schaute sich nach ihm um. Auf seinem Gesicht stand ein verzerrtes Lächeln.

Flint Montana ging schnell hin. Er bot ihm den Arm und zog ihn hoch. Den Colt hielt er dabei nach wie vor in der vorgereckten Faust. Auch Buster Bratt hielt seine Waffe in der Hand. Er schloss die Augen und ließ sich von seinem Partner auf den Sideway zurückführen. Dort verharrte er, und Flint Montana ließ ihn behutsam niedersinken. Dabei sah er sich um. Jeden Augenblick musste sich die Menge der neugierigen Menschen teilen und der Doc herbeigelaufen kommen.

Doch noch war vom Doc nichts zu sehen. Die Menge teilte sich auch nicht, sondern schob sich unter drohendem Gemurmel heran. Dann konnte Flint Montana die ersten Flüche und Verwünschungen heraushören. Er atmete tief durch und richtete den Colt auf die Leute. Beklemmung befiel ihn, mehr als vor diesem Kampf mit Clint Wards Wölfen. Er spürte, dass der errungene Sieg kein Sieg bleiben würde. Das witterte er förmlich.

Die ersten Bürger waren heran. Doch sie strebten zur Fahrbahnmitte und kümmerten sich um Clint Ward und Robby Wolfe.

Der Schmied kam mit einigen Leuten direkt auf ihn zu. Als er am Rande des Sideways stehen blieb, sagte er in knurrigem Ton: »Das wird Shayne nicht viel einbringen. Und euch bringt dieser Kampf auch keinen Vorteil. Buster wird diese Kugel überleben. Aber die Sache nicht. Das kann ich einfach nicht glauben.«

Der Doc kam endlich angerannt. Aber er ging zuerst zu Ward hinüber. Buster warf er nur einen kurzen Blick zu.

Flint Montana sah sich nach den Pferden um. Über die Worte des Schmiedes dachte er nicht weiter nach. Nur ein Wille beherrschte ihn. Er wollte aus der Stadt heraus, und zwar mit Buster Bratt zusammen. Irgendwie hatte er das Gefühl, es würde bereits in wenigen Augenblicken zu spät sein. Eine große Gruppe Bürger umringten ihn und Buster Bratt. Er hob den Kopf und spähte zu den Pferden hinüber.

Der Gehilfe des Schmiedes quittierte diesen Blick von Flint Montana mit einem hämischen Lachen. Dann sagte er bissig: »Nichts geht mehr, Flint. Spencer kommt.«

Flint Montana schnaufte. Nun hörte er den Hufschlag. Auch die Leute schienen ihn erst in diesem Augenblick wahrzunehmen. Sie wandten die Köpfe, traten etwas auseinander, um besser sehen zu können, und sahen wie Flint Montana die Straße hinunter.

Wyatt Spencer ritt ein. Links und rechts waren die beiden Männer, die ihn ständig begleiteten. Sie hießen Art Black und Judo Walker.

Flint Montana sah sich um. Zur anderen Seite hin war alles frei. Für ihn allein wäre noch eine Chance gewesen. Ein Blick auf Buster Bratt veranlasste ihn allerdings dazu, diese günstige Gelegenheit nicht zu nutzen. So wartete er dann wie alle anderen. Bitterkeit erfüllte ihn, und als Spencer aus dem Sattel stieg, schob er den Colt ins Holster.

Der Schmied lächelte hämisch. »Aus dieser Klemme holt dich niemand, Junge!«

Flint Montana schluckte. Trotz und Bitterkeit erfüllten ihn. »Es wird wohl jeder gesehen haben, dass Robby Wolfe uns diesen Kampf aufgezwungen hat.«

Der Schmied schüttelte den Kopf. »Ich hörte, dass niemand es so gesehen hat.«

Neben dem Schmied, direkt hinter dessen Gehilfen, stand ein Fremder. Dieser Mann sah sich verwundert um. Er fixierte die Leute, die zu den Worten des Schmiedes zustimmend nickten. Doch er sagte nichts. Er trat nur hervor und hielt Flint Montana ein Tuch hin. »Legen Sie es Ihrem Partner auf die Wunde. Er blutet zu stark.«

Flint Montana nahm das Tuch an. Er schob es Buster Bratt unters Hemd. Als er wieder aufsah, war der Fremde verschwunden. Flint Montana konnte ihn nirgends mehr entdecken. Er schien gegangen zu sein.

Der Doc kam über die Straße. Als er sich niederkniete, trat Wyatt Spencer auf den Sideway. Er maß Flint Montana von oben bis unten. Dann sagte er hart: »Ihren Colt, Montana! Ich nehme Sie in Arrest. Buster Bratt ebenfalls.« Er lächelte mager. »Wenn das noch nötig ist. Steht es schlimm, Doc?«

Der Doc sah kurz auf und schüttelte den Kopf. »Ich nehme die Kugel heraus. Er wird es überstehen und eher im Sattel sitzen als Clint Ward und Robby Wolfe.«

Das Lächeln auf Wyatt Spencers Gesicht verschwand. »Ihren Colt, Montana!«, forderte er mit hart klingender Stimme und hielt die Hand vor.

Flint Montana trat zurück. Er atmete tief durch. »So nicht!«, stieß er gepresst hervor. »So nicht! Robby Wolfe zog. Wir hatten keine Wahl. Sie können nicht verlangen, dass wir uns erschießen ließen. So etwas können Sie nicht erwarten.«

»Wer in dieser Stadt eine Schießerei anfängt, geht ins Loch«, erwiderte Wyatt Spencer eisig. »Sie werden sich erinnern, dass dies hier so üblich ist. Ich würde Sie laufen lassen, Montana. Allein, weil Sie Shaynes Mann sind. Es soll nicht heißen, dass ich jede Chance gegen ihn nutze. Es wäre Fairness auf meine Art. Doch ich trage in dieser Stadt die Verantwortung. Eine Ausnahme dieser Art hätte persönliche Gründe. Deshalb geht das nicht. Sie werden es einsehen, Montana.«

»Der Kampf fand nur statt, weil wir zu Terry Shaynes Mannschaft gehören«, sagte Flint Montana wild. »Nur aus diesem Grund. Es war eine abgekartete Sache!«

Wyatt Spencer wollte wieder lächeln, doch Flints Worte ließen die harten Gesichtszüge schnell zurückkehren. »Sie werden eine Verhandlung bekommen. Dort wird sich alles klären, denke ich. Ihren Colt nun! Sie haben fünf Sekunden, um sich zu entscheiden. Entweder Sie reichen das Eisen herüber oder Sie lehnen sich klar und unmissverständlich gegen die Ordnung in Western City auf.«

Ringsherum entstand sofort Bewegung. Die Neugierigen drängten zurück. Jeder begriff, was Wyatt Spencer von Flint Montana verlangte. Er sollte sein Eisen hergeben oder ziehen. Wyatt Spencer stand allein vor ihm. Art Black und Judo Walker waren bei Clint Ward geblieben. Sie sahen herüber und schlenderten langsam heran.

Flint Montana zögerte. Seine Hand lag längst auf dem Kolben. Er blickte in Spencers Augen. Wyatt Spencer wirkte hart, furchtlos und entschlossen. Seine Rechte hing lang herunter. Irgendwie hatte Flint das Gefühl, als sei Spencer ein neuer Kampf eine willkommene Sache. Er sah das diabolische Lächeln in dessen Augen. Daher entschloss er sich, zu passen. Mit spitzen Fingern zog er den Colt aus dem Holster und warf ihn Wyatt Spencer zu.

Wyatt Spencer fing die Waffe auf. Das Lächeln war wieder da. »Bratts Colt, Doc!«

Der Doc hatte die Kugel bereits entfernt. Er legte schon den Verband an. Er schaute kaum auf, nahm Buster Bratts Colt vom Sideway auf und hielt ihn Wyatt Spencer hin. Judo Walker war heran. Er trat schnell hinzu und nahm ihm die Waffe ab.

Wyatt Spencer ließ sich Bratts Waffe geben. »Im Namen des Gesetzes dieser Stadt: Ihr steht beide unter Arrest. Die Begründung: Aufruhr und Landfriedensbruch. In einer fairen Verhandlung bekommen Sie beide die Gelegenheit, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Ich hoffe, dass Sie es können.« Er lächelte breit und nickte einigen Männern zu.

Noch ehe sich Flint Montana versah, packten sie ihn und brachten ihn zum Jail hinüber. Einige Männer trugen Buster Bratt hinterher. Flint Montana fühlte sich elend. Er machte sich Vorwürfe, weil er nicht gegen Wyatt Spencer angetreten war. Doch es war zu allem zu spät. Was blieb, war die Hoffnung auf Terry Shayne. Wenn er von dieser Sache erfuhr, würde er sicher sofort in den Sattel steigen und ihn und Buster herausholen.

Dann klirrten die Gitterstäbe. Der Schlüssel knackte im Schloss, und Flint Montana war mit seinem Kummer und seiner vagen Hoffnung allein. Nebenan in der Zelle lag Buster Bratt. Doch Buster war noch zu sehr durcheinander, um das alles richtig zu begreifen. Flint Montana hockte sich auf die Pritsche. Er nahm seinen Stetson ab und ließ ihn auf die Erde fallen.

Tom Sullivan pfiff seinen schwarzen Hund heran. Dann trat er unters Vordach des Hotels. Die Fahrbahn lag leer und verlassen. Überall unter den Vordächern drängten sich die Menschen. Es regnete in Strömen. Ein starker Wind kam auf und peitschte den Regen fast waagerecht durch die Main Street.

Jemand tippte Tom auf die Schulter. »Sie haben eben Ihr Tuch verschenkt.«

Tom sah sich um. Er sah in ein breites und behäbiges Gesicht. Doch die Augen blickten beinahe voll Grimm zum Jail hinüber. »Das ganze Shayne-Gesindel taugt nichts. Ich habe schon immer gesagt, dass Shayne die Pest ins Land gebracht hat. Ich habe recht.«

Ringsherum ertönte ein beifälliges Gemurmel.

Tom Sullivan lächelte mager. Er wandte sich ab und bahnte sich einen Weg durch die vielen Männer. Er konnte dabei bemerken, dass alle Blicke auf das Jail gerichtet waren. Es entging ihm aber auch nicht, dass viele ab und zu nach Westen sahen.

Sie schauten die Straße hinunter, als erwarteten sie jemanden. Vor dem Hoteleingang erfuhr er es, denn dort hörte er einen Mann sagen: »Terry Shayne wird nicht lange auf sich warten lassen. Ich bin mir sicher.«

Sein Nachbar nickte zustimmend. »Wenn Shayne davon erfährt, wird er sich sofort in den Sattel schwingen. Wir werden heute sicher noch einiges zu sehen bekommen.«

Tom Sullivan betrat das Hotel.

Black folgte ihm dicht bei Fuß.

Mit dem Hund war es eigentlich nicht schwierig, durch eine Menge zu gehen. Black war ein großer und starker Bursche.

Tom sah lächelnd hinab.

Sein vierbeiniger Partner sah recht rüde aus. Black hatte sich vor einigen Tagen mitten im Wald mit einem Bären angelegt. Das war ihm schlecht bekommen. Tom konnte die Sache gerade noch mit einem glatten Schuss für Black entscheiden. Doch er wurde das Gefühl nicht los, dass Black mit diesem Ausgang keineswegs einverstanden gewesen war, obwohl er bei dem Kampf erschreckend zerzaust wurde.

Im Barraum des Hotels war mächtig Betrieb. Fast alle Tische waren besetzt. Tom blieb am Eingang stehen und schaute sich um. Dieser Coltkampf beherrschte und erhitzte die Gemüter. Der Keeper hatte viel zu tun. Beatrice half ihm. Als sie Tom gewahrte, winkte und lächelte sie ihm zu.

Tom lächelte knapp zurück. Dann ging er zum Spieltisch. Dort saßen einige Männer, die er zuvor draußen auf der Straße gesehen hatte. Er erblickte in dieser Runde auch den Schmied. Und irgendwie reizte es ihn, zu erfahren, warum der Schmied diesem Cowboy gegenüber vorhin einen so grimmigen Ton angeschlagen hatte.

Nun grüßte er, nahm Platz und bat, mitspielen zu dürfen. Niemand hatte etwas dagegen.

Beatrice brachte ihm ein Bier, ohne dass er es bestellte. Sie war hübsch. Sie hatte kastanienbraunes Haar. Ihre Augen standen leicht nach oben. Wenn ihr Mund nicht lächelte – ihre Augen taten das immer.

Tom war den zweiten Tag in dieser Stadt und in diesem Hotel. In den beiden Tagen hatte er viele Burschen kennengelernt, die rein verrückt nach ihr waren. Die ganze Stadt schien verrückt nach ihr zu sein. Tom kam es jedenfalls so vor, und er fand es jedes Mal durchaus erklärlich, wenn er ihr in die Augen sah, wenn sie ihm zulächelte oder sie mit ihm sprach. Ihr gehörte dieses Hotel. Sie war sehr um Tom bemüht, und irgendwie gefiel ihm das.

Beatrice Lincoln war aus England herübergekommen. Die Einrichtung des Hotels verriet es, auch ihre Kleidung. Es war alles unverkennbar englisch. Sie trug mit Vorliebe marineblaue Kleider. Zu jeder Tageszeit ein anderes. Ihre Art war durchaus sympathisch. Es fiel Tom leicht, mit ihr in ein Gespräch zu kommen. Er unterhielt sich gern mit ihr. Sie gefiel ihm.

Als Beatrice an den Tisch trat, verstummte die Unterhaltung der Männer. Sie schauten alle zu ihr auf, und sie hatte für jeden einen freundlichen Blick. Das Glas stellte sie vor Tom auf den Tisch. »Und der Hund?«, fragte sie lachend. »Was bekommt der Hund?«

Black hatte sich unter Toms Stuhl gelegt. Er sah mit schiefgelegtem Kopf zu ihr empor. »Ich glaube nicht, dass er irgendeinen Wunsch hat«, erwiderte Tom.

Sie beugte sich direkt vor Tom nieder und kraulte Black am Hals. Der Duft ihres kastanienbraunen Haares verwirrte Tom, so nah war es ihm. Sie richtete sich auf.

»Ich mag Ihren Hund, Mr. Sullivan«, sagte sie mit einem Lächeln. »Er schaut so treu.«

Tom nickte. »Er schaut nicht nur so, er ist es auch.«

Sie sah ihn an. Es war ein dunkler Blick, er ging durch ihn hindurch. Es war plötzlich etwas da, das ihn schnell und flach atmen ließ. Gleichzeitig spürte er die Blicke der Männer am Tisch auf sich gerichtet.

Jemand knallte eine Karte auf die Platte. »Sie sind an der Reihe, Fremder«, wandte sich ein Mann an ihn.

Tom sah über den Tisch hinweg. Der Schmied schaute ihn bissig an. Tom nickte und nahm seine Karten.

Beatrice ging dunkel lachend davon. Tom hatte ein schlechtes Blatt. Er verlor das erste Spiel. Er kam auch beim zweiten nicht zum Zuge. Erst während des dritten Spieles bemerkte er, dass der Schmied und noch ein anderer Gent falschspielten. Der andere war ein hagerer Bursche. Auf dem Kopf trug er einen grauen speckigen Zylinder. Alles war ein wenig schmuddelig an diesem Burschen. Nur die Hände waren sauber und gepflegt. An der linken Hand trug er einen Ring. Tom konnte nicht erkennen, ob es sich um ein wertvolles Stück handelte.

Der Schmied war breit und grobschlächtig. Er trug eine Raulederjacke mit weiten Ärmeln, die er sich über die Schürze gezogen hatte. Er gab dann die Karten zum vierten Spiel. Dabei lächelte er Tom grimmig zu. »Sie scheinen es heute mit den Shayne-Jungen zu teilen.«

Tom zuckte mit den Schultern. »Das verstehe ich nicht ganz.«

Der Schmied lachte hart. »Montana und Bratt kamen auch nicht zum Zuge. Genau wie Sie, Stranger.«

Raues Lachen ertönte.

Das Spiel lief an.

Tom lächelte mager. Er sah die Männer reihum an. Dann meinte er zum Schmied: »Die beiden Männer von der Shayne Ranch haben ganz gut ausgesehen. Es war ein Spiel fünf zu zwei, das sie gewannen. Für meinen Geschmack sind sie um den Sieg gebracht worden. Mr. Spencer wurde wohl nicht richtig informiert.«

Neben dem Gent mit dem Ring saß ein blonder Hüne. Der lachte auf und erwiderte: »Spencer wurde so informiert, wie es ihm in den Kram passte. Sie kennen hier die Verhältnisse zu wenig, Fremder.«

Tom zuckte mit den Schultern. »Es war trotzdem nicht fair.«

Ringsherum lächelten sie schmal. »Jeder bekommt es so, wie er es haben will«, sagte der fünfte Mann am Tisch. »Shayne ist ein Bandit. Und wenn er in die Stadt kommt, um seine Jungs herauszuholen, wird ihm Wyatt Spencer das sicher klar machen.«

»Ein Sheriff hätte die Sache vorhin jedenfalls anders angefasst«, warf Tom ruhig ein. »Ich konnte die Dinge von Anfang an beobachten. Die beiden Männer von der Shayne Ranch wurden regelrecht zum Kampf getrieben. Ich hatte den Eindruck, dass sie dieser Clint Ward in der Stadt erwartete, und ich werde das Gefühl nicht los, dass die falschen Leute eingesperrt worden sind.«

»Sagen Sie das nicht so laut, Gentleman!«, warnte der Blonde.

Um Toms Mund zuckte es.

Der Hagere mit dem Ring brachte in diesem Augenblick ein Blatt aus dem Ärmel ins Spiel.

Tom warf die Karten auf den Tisch, noch ehe der Hagere eine andere Karte verschwinden lassen konnte.

»Es wird falschgespielt!«, klagte er.

Der hagere Gent erstarrte.

Der Schmied zuckte gleichfalls zusammen.

Nur der Blonde und der Mann neben ihm begriffen nicht sofort.

Ersterer sah sich nach den anderen Tischen um. Dann schüttelte er den Kopf und sagte zu Tom: »Weston City ist Wyatt Spencers Stadt. Sie sind fremd hier. Vergessen Sie das nicht.« Er wollte noch mehr sagen. Wahrscheinlich wollte er Tom über die Verhältnisse in Weston aufklären. Doch er erkannte auf einmal an den Gesichtern des Mannes mit dem Zylinder und des Schmiedes, wie Toms Worte gemeint waren. Daher biss er sich auf die Lippe, legte die Karten auf den Tisch und lehnte sich steif zurück, um alles überblicken zu können. »Wer?«, fragte er dann gepresst.

Tom deutete zu dem Hageren hinüber. »Zählen Sie seine Karten nach!«, forderte er den blonden Hünen auf. »Sie werden sicher auch noch Karten in seinem Jackenärmel finden.«