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Hans Peter Lorenz heuerte als Schiffsjunge an, und stieg recht schnell zum Vollmatrosen auf der „Priwall“, einer Viermastbark, auf. Das Schiff fuhr noch ohne Hilfsmotor, nur mit der Kraft des Windes durchkreuzte es die Weltmeere Er schildert einige Ereignisse aus seinem persönlichen Kriegstagebuch mit Beginn des 2. Weltkrieges.
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Veröffentlichungsjahr: 2014
Caspar de Fries Schriftsteller Zitat: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Texte und Bildmaterialien: Caspar de Fries
Alle Rechte vorbehalten
Tag der erneuten Veröffentlichung: 25.09.2014 Name : Hans Peter Lorenz Stadt: Hamburg Beruf: Vollmatrose um 1940 der Handelsmarine Deutschland Heuer: Viermastbark "Priwall" Baujahr 1917, Heimathafen Travemünde
Hans Peter Lorenz begann als Schiffsjunge, und schaffte es sehr schnell zur Ernennung eines Vollmatrosen. Auf der „Priwall“, einer Viermastbark, die noch ohne Hilfsmotor, nur mit der Kraft des Windes, die Weltmeere durchkreuzte, versah er seinen Dienst als Matrose. Aus den Kriegswirren des 2.Weltkrieges schilderte er einige Ereignisse aus seinem persönlichen Kriegstagebuch.
Hamburgs Hafen wirkte auf mich wie ein Jahrmarkt, ein Durcheinander von Fähren, Elbkähnen und Schuten. Auf den Landungsbrücken hörte man das Dröhnen der Niethämmer, das herüber drang von den Werften, von Blohm & Voss. Es roch nach Ruß und dem schwarzen Qualm, der aus unzähligen Schornsteinen der Dampfer in den Himmel aufstieg. An trüben Tagen hing der Rauch wie eine dunkelgraue Glocke über dem Hafen. Die meisten Schiffe lagen nicht an einer Kaimauer, sondern waren an Pfählen festgemacht. Oft mehrere nebeneinander, Bordwand an Bordwand. Wenn ein Besatzungsmitglied an Land wollte, setzte man die Signalflagge N, eine Flagge mit kleinen Karos in Blau und Weiß. Dann wartete der Seemann auf das Wassertaxi. Zahllose kleine Fähren verkehrten in den Hafenbecken. Einen besonderen Ruf genoss die Fähre 7, die "Lumpensammler" genannt wurde, weil sie auf ihrem Zickzackkurs besonders viele Seeleute aufsammelte, auch in den weiter entfernten Hafenbecken.
Nach dem Einkauf trug ich einen Seesack auf der Schulter, und wir spazierten hinunter zu den Landungsbrücken, wo wir auf die Fähre warteten. Die Priwall lag in einem der Gräben genau gegenüber von St. Pauli, wo sie mit Kali und Stückgut beladen wurde. Erster Zielhafen sollte Corral sein, eine Hafenstadt in Chile. Ich hatte keine Ahnung, wo genau Chile auf der Weltkarte zu finden war und wo sich dieses Corral eigentlich befand. Ich konnte in meinem Kopf hören, wie mein Herz schlug, als die Fähre lostuckerte und wir den Masten der Priwall näher kamen. In den ersten Minuten an Deck der Priwall glaubte ich zu träumen, so beeindruckt war ich von der Höhe der Masten, vom Gewirr der Takelage, die sich wie ein gewaltiges Spinnennetz über uns spannte. Der Dritte Offizier nahm uns in Empfang und zeigte uns das Schiff. Unter der nach hinten offenen Back befanden sich der Mannschaftswaschraum, Toiletten, die Werkstatt des Zimmermanns sowie die Ankerwinde.
Meine Koje sollte ich zunächst im vorderen Teil des Hochdecks beziehen, in dem Logis der Matrosen. Zwölf Mann teilten sich einen Schlafraum. Als Lager dienten übereinander stehende Betten, deren Matratzen mit Stroh gefüllt und mit Segeltuch überzogen waren. Meine Aufregung wich allmählich einem mulmigen Gefühl. Vater nahm mich noch einmal in den Arm. Er sagte nichts und drückte mich nur an sich. Dann ging er wortlos über die Gangway. Ich sah ihm hinterher, als er an Bord der nächsten Fähre stieg, die langsam in Richtung der Landungsbrücken davonfuhr. Ich fühlte mich einsam, doch ich beruhigte mich: Schon Weihnachten sollte ich wieder zu Hause in Cuxhaven sein. In sieben Monaten war ich zurück. Was sollte dazwischenkommen?