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Autorengruppe Loseblattsammlung

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Beschreibung

Die Autorengruppe Loseblattsammlung bedankt sich bei ihren treuen Zuhörern und Lesern mit einer Sammlung von weihnachtlichen Kurzgeschichten - von heiter bis nachdenklich. Sie finden Geschichten der Autorinnen und Autoren: Christine Kaula Thomas Jammers Anne Fitsch Peter Kreft Anne Schmitz Sandra Volk Daniela Rau Frank Merken

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Autorengruppe Loseblattsammlung

Wir schenken Dir eine Weihnachtsgeschichte

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Vorwort

Dieses Buch ist ein Geschenk für all unsere treuen Zuhörer und Fans, die uns immer wieder motivieren, zu schreiben und zu lesen.

 

Wir bedanken uns mit einer Sammlung weihnachtlicher Kurzgeschichten - von nachdenklich über spannend bis heiter wünschen wir Ihnen eine stimmungsvolle Lesezeit im Advent.

 

Ihre Autoren der Loseblattsammlung

Weihnachten mit Hindernissen - Christine Kaula

In diesem Jahr fiel der Heilige Abend auf einen Sonntag. Matthias zählte die Tage auf dem Kalender. „Samstag, Sonntag, Montag, Dienstag … dann brauche ich nur drei Tage Urlaub zu nehmen und habe zehn Tage frei.“ Er strahlte und schwenkte seine Frau vergnügt herum.

„Was hältst du davon, wenn wir über die Feiertage wegfahren?“

Jutta schwieg. Da befürchtete er, dass sie wieder nicht damit einverstanden war. Jedes Mal war es so, jedes Mal … Und immer aus dem gleichen Grund. Ihre Mutter! Seine Schwiegermutter!

Zumindest beim Jahresurlaub hatte man sich letztlich einigen können. Zwar auf eine kürzere Reise, als Matthias sie gern gemacht hätte. Bei den Feiertagen war es jedes Mal ein größerer Kampf, den er bis jetzt noch jedes Jahr verloren hatte. Und immer aus dem gleichen Grund. „Was meinst du?“, trotzdem hakte Matthias nach, „ich hätte da schon eine sehr schöne Idee.“ Er hoffte so sehr, dass sie nicht wieder die Litanei von ihrer Mutter beginnen würde. „Sie ist doch so einsam, seit Vater tot ist. Ich kann sie nicht allein lassen, gerade an den Feiertagen nicht …“, und so weiter, und so weiter. Er kannte das schon, und es stand ihm bis sonst wohin.

Seit Jahren waren die Kinder aus dem Haus. Jens lebte mit seiner Freundin Monique schon ein paar Jahre lang in Frankreich, und Mike wohnte und arbeitete in München zusammen mit seinem Lebensgefährten Jona. Man besuchte sich hin und wieder, aber noch nie waren alle zum Weihnachtsfest gekommen. Es wäre also gar kein Problem, zu Weihnachten einmal gemeinsam zu verreisen.

Und nun war die Großmutter an die Stelle der Kinder getreten.

Jutta schwieg noch immer. Dann begann sie, vorsichtig ihre Worte abwägend: „Du kennst das Problem, aber …“

Weiter kam sie nicht.

„Du und deine Mutter“, schnitt er ihr barsch das Wort ab, „immer das Gleiche, du und deine Mutter.“ Er konnte sich kaum noch beherrschen, stand vom Sofa auf, auf dem er sich nach dem Essen niedergelassen hatte und rannte zur Tür.

„Bleib doch“, rief sie ihm nach, „du hast mich ja gar nicht ausreden lassen.“

Er schaute über die Schulter zu ihr hinüber.

„Und …?“, fragte er und kam langsam wieder zurück.

„Wir fahren“, kam es kurz und knapp. Als er vor ihr stand, zog sie ihn auf das Sofa nieder und begann noch einmal. „Lass uns fahren, such einen schönen Ort aus, ich bin einverstanden.“

„Und deine Mutter?“, er konnte kaum glauben, was sie gerade gesagt hatte.

„Ich werde ihr erklären, dass sie dieses Jahr nicht mit uns feiern kann. Ich werde ihr klarmachen, dass sie sehr gut in einer Kurzzeitpflege aufgehoben ist, wo Menschen ihrer Generation miteinander Weihnachten feiern. Wir fahren.“

Damit zog sie ihn an sich und küsste ihn zärtlich auf den Mund. Glücklich unterbreitete er ihr seinen Vorschlag.

 

Jutta fuhr zu ihrer Mutter, die im nächsten Ort immer noch in dem Haus wohnte, das sie und ihr Mann einst erbauten und in dem die Kinder groß geworden waren. Sie war sehr unsicher wegen ihrer Zusage ihrem Mann gegenüber und hoffte, die alte Dame bei guter Laune anzutreffen. Die zweiundachtzigjährige Gerda kam eigentlich noch ganz gut zurecht. Das Essen brachte ein Lieferdienst und eine Putzfrau sorgte für die Sauberkeit. Ein Notrufknopf für Senioren, den Gerda tags- und nachtsüber um den Hals trug, gab ihr und ihren Angehörigen ein Gefühl der Sicherheit. Außerdem besaß sie ein Handy, dessen Bedienung ihr keine Schwierigkeiten machte, was die häufigen Anrufe bei Jutta bewiesen. „Weißt du, wo ich meine Brille hingelegt habe?“, war eines der Probleme, die Jutta aus der Ferne so eben mal lösen sollte.

„Mutti, ich möchte etwas mit dir besprechen“, begann Jutta ruhig, als sie zusammen im Wohnzimmer saßen. Sie hatte die frische Wäsche in den Schrank geräumt und ihr eine Tasse Tee serviert. „Wir haben doch jetzt bald Weihnachten, und da haben Matthias und ich gedacht, dass wir …“

„Ach, wie schön, ja, gern werde ich wieder zu euch kommen“, begeistert fiel Gerda ihrer Tochter ins Wort.

Jutta schluckte. „Weißt du, wir wollten dieses Jahr einmal etwas anderes machen. Matthias und ich wollten ….“

„Wollt ihr mal bei mir feiern?“, Gerda brachte es wieder nicht fertig, ihre Tochter ausreden zu lassen.

„Das ist auch mal eine gute Idee. Dann machen wir es wie früher. Ich habe noch den Weihnachtsschmuck mit dem Lametta, du weißt schon, und die Rauschgoldengel, da werden wir den Baum schön schmücken und du wirst sehen, es wird einfach wundervoll. Komm, ich zeige dir, wo ich den Schmuck hingelegt habe …“

Jutta seufzte. Sie hatte ja gewusst, dass es schwierig werden würde. Liebevoll drückte sie ihre Mutter, die schon im Begriff war, sich zu erheben, in den Sessel zurück.

„Nein, Mutti, so hatten wir es nicht geplant. Bitte höre mir doch mal einen Moment ruhig zu. Wir wollten über die Feiertage mal verreisen …“

Schon wieder fiel ihr Gerda ins Wort:

„Ach nein, dazu habe ich aber gar keine Lust. Jetzt im Winter bei meinem Rheuma, nein, lass uns lieber zu Hause gemütlich feiern, so wie früher. Ladet doch eure Kinder ein. Die waren ja schon lange nicht mehr da zu Weihnachten. Wollen die Jungens nicht bald mal heiraten? Der Jens die Monika und Michael die Jona? Niemand außer der Oma nannte Mike noch beim Taufnamen, und Jona war für sie ein weiblicher Vorname. Sie hatte Jona noch nie gesehen. Jutta wusste genau, einen Mann anstelle einer Frau neben Mike würde Gerda sich nie und nimmer vorstellen können. Gerda hatte Monique kurzerhand in Monika umgetauft. Jutta und Matthias hatten es tunlichst vermieden, ihr die Wahrheit zu sagen. Gerda hätte es nie verstanden, wie so etwas möglich wäre. Bei anderen, ja, vielleicht, aber doch nicht in der eigenen Familie!

„Nein, Mutti, du hast das nicht richtig verstanden. Matthias und ich wollen zusammen verreisen. Zum ersten Mal wollen wir eine Reise in die Berge machen, wenn dort Schnee liegt. Wir haben das noch nie gemacht, allein im Winter miteinander Urlaub zu machen.“

Vorsichtig lotete sie den Gesichtsausdruck ihrer Mutter aus. Verblüffung, Erstaunen, Entsetzen … Sie hätte es sich ja denken können.

Es folgte ein erregter Disput, den Jutta haushoch verlor, nachdem ihre Mutter zum Schluss in Tränen ausgebrochen war.

(„Ein Leben lang habe ich für euch gesorgt und jetzt … jetzt … lasst ihr mich einfach allein …“)

„Ja, Mutti, ich rede noch einmal mit Matthias. Nein, Mutti, wir lassen dich nicht allein. Obwohl du es einmal hättest versuchen können. Frau Schubert berichtet mir immer wieder, wie vergnüglich und gemütlich die Feiertage in der Kurzzeitpflege für die Gäste gestaltet werden.“

„Das ist mir egal“, kam es postwendend zurück, „die Helene hat ja auch keine Familie, so wie ich. Und außerdem sind da nur alte Leute.“

Nachdenklich setzte sich Jutta in ihr Auto und fuhr los. Was sollte sie jetzt Matthias sagen, nachdem sie sich so stark gemacht hatte fürs gemeinsame Verreisen zu Weihachten? Nach drei Kilometern am Kreisverkehr fasste sie einen Entschluss, umrundete den Kreisel anstatt abzubiegen und fuhr den ganzen Weg zurück zum Haus ihrer Mutter. Erstaunt öffnete Gerda ihr die Tür:

„Hast du etwas vergessen?“

Jutta fasste all ihren Mut zusammen:

„Ja, ich habe vergessen, dir zu sagen, dass wir trotzdem unseren Winterurlaub antreten werden. Wir haben dieses Jahr beide so viel arbeiten müssen, dass wir uns einmal ein anderes Weihnachten verdient haben.“

Das alles hatte sie in einem Zug hervorgesprudelt und war außer Atem, als ob sie einen Hundertmeterlauf absolviert hätte. Gerda war sprachlos und das im wahrsten Sinne des Wortes. Sie hätte alles erwartet, aber nicht, dass ihre Tochter ihr – zum ersten Mal übrigens – nicht den Willen tat.

Fassungslos starrte sie Jutta an.

„Dann … dann … dann feiere ich eben allein“, kam es trotzig über ihre Lippen. Wie ein kleines Kind stand sie da, beide Fäuste geballt. Beinahe hätte sie noch auf den Boden gestampft, so entrüstet war sie.

„Nein, Mutti, das wirst du nicht. Du wirst genau wie Frau Schubert für vierzehn Tage in die Kurzzeitpflege gehen. Etwas anderes kommt gar nicht infrage“, Jutta wusste gar nicht, woher sie den Mut nahm, ihrer Mutter so zu widersprechen. Wieder ging ein heftiges Streitgespräch los, bei dem letztlich trotz aller Tränen Jutta dieses Mal Siegerin blieb.

„Wir werden vor unserer Reise noch einen schönen adventlichen Abend zusammen verbringen“, versprach Jutta, was Gerda mit einem leichten Nicken, aber ohne Lächeln, zur Kenntnis nahm. Jutta wandte sich zum Gehen: „Also dann sehen wir uns am Zwanzigsten, donnerstags werden wir dann losfahren.“

Hinter ihr fiel die Tür ins Schloss.

Halb erleichtert, halb mit schlechtem Gewissen, fuhr sie nun endgültig nach Hause.

Drinnen kam ihr Matthias aufgeregt entgegen.

„Wie ist es gelaufen, sag schnell?“

„Wir fahren“, wiederholte sie ihr Versprechen, „Mutti hat es zähneknirschend zur Kenntnis genommen, dass sie dieses Jahr mit Frau Schubert feiern wird.“

Glücklich schwenkte Matthias Jutta herum. „Noch zwei Wochen, dann fahren wir in Urlaub, Mann, wie freue ich mich darauf!“

Jutta begann sofort mit den Vorbereitungen. Sie besorgte für ihre Kinder und deren Anhang kleine, aber geschmackvolle Geschenke und brachte sie auf die Post – wie jedes Jahr mit einem netten Brief, in dem sie ankündigte, dass sie verreisen würden.

 

Schon lange hatte man sich darauf geeinigt, auf große Geschenke zu verzichten. Dass die Pakete unverhältnismäßig lange unterwegs sein würden, ahnte sie nicht. Sie hatten vor, vom Urlaubsort aus ihre Kinder anzurufen.

 

Das Fest rückte näher und näher. Am 20. Dezember besuchten Matthias und Jutta Gerda und beschenkten sie mit einem neuen Radio. Ihr altes Radio hatte nach vielen Jahren seinen Geist aufgegeben. Gerda hörte sehr gern in ihrer Küche bei allem, was sie tat, ihre Lieblingssendungen. Die Stimmung war ein ganz klein wenig gereizt, und Gerda konnte nicht umhin, so kleine Spitzen von sich zu geben wie:

„Na, dann werdet ihr ja mal zu Weihnachten Ruhe vor mir haben!“, oder:

„Das wird ja was, Weihnachten mit Greisen zusammen feiern.“

Aber im Großen und Ganzen ging alles gut vonstatten.

 

Am Donnerstag, Matthias und Jutta waren gerade abgereist, rief Mick an. Da er niemanden erreichte, sprach er auf den Anrufbeantworter:

„… Jona und ich haben uns überlegt, dass wir einmal gern die Feiertage mit euch verbringen möchten. Was haltet ihr davon? Jens und Monique haben wir angerufen – sie würden dann auch kommen. Wir haben uns gewiss eine Menge zu erzählen. Überlegt es Euch und ruft uns bald an. Viele Grüße.“

 

Keine Antwort. Mick war erstaunt, das kannte er von seinen Eltern, insbesondere von seiner Mutter, nicht. Sie rief sonst stets postwendend zurück. Als er auch am nächsten Morgen, dem Freitag, nichts von ihnen hörte, rief er beide Eltern nacheinander auf ihren Handys an, aber jedes Mal meldete sich nur die Mailbox. Nun wusste er sich nicht mehr anders zu helfen, als Gerda anzurufen. Sie erreichte er auch nur über ihr Handy.

„Omi, weißt du, wo Mama und Papa sind? Ich rufe an auf allen Leitungen, aber sie melden sich nicht.“

„Sie sind verreist, wisst ihr das denn nicht? Sie sind gestern abgereist und haben mich in die Kurzzeitpflege verbannt. Hier sitze ich nun und muss mit den alten Leuten Weihnachten feiern …“

„Das ist ja mal ganz was Neues“, Mick war zwar überrascht, nahm das durchaus nicht tragisch, „aber schade, weil wir euch dieses Jahr mal zu Weihnachten überraschen wollten. Was machen wir denn jetzt?“

Er überlegte kurz, dann brach es impulsiv aus ihm heraus:

„Weißt du was, Omi? Wir kommen trotzdem! Zusammen mit Jens und Monique. Dann feiern wir einfach einmal Weihnachten mit unserer Omi. Wir haben viel zu erzählen. Was hältst du davon?“

 

Gerda war überglücklich. Sofort ließ sie sich mit einem Taxi nach Hause bringen. Unterwegs musste der Taxifahrer anhalten und mit ihr zusammen einen Baum aussuchen. Außerdem versprach sie ihm ein fürstliches Trinkgeld, wenn er mit auf den Speicher gehen und ihr den Karton mit dem Baumschmuck hinuntertragen würde. Er tat es auch, zwar etwas zähneknirschend, aber das Trinkgeld war dann auch wirklich sehr üppig. Dann telefonierte sie alle Restaurants in der Stadt ab, um noch einen Tisch für den ersten Feiertag zu ergattern. Im besten Haus am Platz hatte sie Glück. „Meine Enkel kommen mit ihren Freundinnen. Wir brauchen also einen Tisch für fünf Personen“, sie war glücklich wie lange nicht mehr und lief mehr und mehr zur Höchstform auf. Dann setzte sie sich mit einer Tasse Tee an ihren Küchentisch und machte eine Einkaufsliste.

 

In den Schlafzimmern war nichts zu tun, die Putzfrau sorgte immer für Sauberkeit, auch wenn in den Zimmern niemand schlief. Abends schmückte sie mit viel Liebe und Ausdauer den Baum und fand das Ergebnis mit den alten Kugeln, dem Silberlametta und richtigen Kerzen, die sie noch in der Kiste gefunden hatte, wunderschön. Fast kamen ihr die Tränen.

 

Am nächsten Mittag hupte ein Taxi vor Gerdas Haus. Zuerst trafen Jens und Monique ein.

„Wie lange habe ich dich nicht gesehen?“, Gerda musste nun wirklich ein paar Tränen vergießen. Sie umarmte Jens voll Freude. Jens lachte: „Du brauchst doch nicht zu weinen, ich freue mich doch sehr, dich zu sehen.“ Vorsichtig nahm der ein Meter neunzig große Blonde seine um dreißig Zentimeter kleinere Großmutter in die Arme, wo sie fast vollständig verschwand.

 

 

„Und hier ist ja auch deine Monika“, mit diesen Worten nahm Gerda auch Monique in den Arm. Hier passte das Größenverhältnis besser. Die junge Frau mit dem dunklen Teint strich ihre braune Mähne zurück und lächelte die Großmutter an. „Ich freue mich, dich kennenzulernen, Mamie.“ Ihr französischer Akzent war entzückend. Gerda drückte Monique noch einmal, stutzte kurz und rief:

„Du bekommst ein Baby. Wie freue ich mich. Ich werde Urgroßmutter!“

Monique strahlte: „Gleich zweimal, wir bekommen Zwillinge.“