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Im vorliegenden Buch versucht der Autor eine sehr persönliche und auch für ihn überraschende Einsicht zu beschreiben, die ihn wie ein Blitz getroffen hat. Und zwar ist es die Einsicht, dass der Mensch und mit ihm die gesamte Schöpfung Gottes sich in Gottes Bewusstsein abspielt. Das, was der Mensch in seinem Bewusstsein erlebt und erfährt ist wirklich in Gottes geistigem Bewusstsein, also rein geistig. Auch das, was wir Menschen als materiell-real erleben ist Teil dieser geistigen Schöpfung: Der Mensch als "leibhaftiges" Bewusstsein Gottes.
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Seitenzahl: 150
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Philosophisch-theologische Gedanken beschäftigen mich seit meiner Jugend. Ein Studium in dieser Hinsicht wäre sicherlich in Frage gekommen. Aber letztlich habe ich mich lebenspraktischer Weise anders entschieden.
So bin ich auf diesem Gebiet ein Selbstdenker, aber auch ein Autodidakt geblieben, der alles nebenbei aufgesogen hat, was sich so anbot.
Immer aber habe ich in meinem Leben, so knapp die Zeit auch war, die mir dazu zur Verfügung stand, meine Gedanken notiert und in einer solch skizzenhaften Weise festgehalten, dass ich oft genug Schwierigkeiten hatte, nach einer Zeit der Nichtbeachtung noch zu verstehen, wie sie gemeint waren.
Jetzt aber, wo ich mehr Zeit habe, und mir auch den Luxus eines Colloquiums bei Prof. Dr. Jörg Splett in Frankfurt, St. Georgen, an der philosophischtheologischen Hochschule der Jesuiten erlaube, fangen sie mich wieder ein, und ich habe begonnen, sie aufzuschreiben. Hieraus sind die folgenden Seiten entstanden, auf denen ich eine Gedankenwelt festhalte, die mich selbst überrascht hat.
Ulrich Bohle
Alles, was aufgedeckt ist, wird vom Licht erleuchtet.
Alles Erleuchtete aber ist Licht.
Eph 5,13-14
Und alle Menschen werden das Heil sehen, das von Gott kommt.
Lk 3,6
Sind wir wirklich, oder sind wir (nur) Bewusstsein Gottes?
Was wäre der Unterschied?
Beides trifft zu. Wir sind wirklich im Bewusstsein Gottes.
Ich bin.
Aber ich bin (nur), da ich im Bewusstsein eines Größeren bin - jemandes, der immer schon ist und sein wird. Er hat mich vor-gesehen.
Gott ist. Nur deshalb konnte ich werden und sein.
Ich bin, weil Gott ist.
Ich bin, weil Gott so ist wie er ist.
Und ich bin noch nicht so, wie Gott will, dass ich sei.
Kapitel 1
Bewusstsein; Person; Identität
Iteration des Bewusstseins
Evolutionäre Entwicklung des Bewusstseins
Der Mensch als „leibhaftiges“ Bewusstsein
Selbstbewusstsein
Das Ich der Person
Allein kann nichts sein
Eine Analogie: Die physikalische, die menschliche und die göttliche Dreieinigkeit.
Person und Identität
Wie kann man sein Sein zu höherem Sein „bewegen“?
Wir sind uns selbst gegeben worden.
Eine Physik des Bewusstseins
Bewusstsein und Unbewusstsein
Das Privateste ist das Universellste. Denn es ist in jedem Menschen.
Vorfindung im Bewusstsein
Piktogramm des Bewusstseins
Bewusstsein und Wirklichkeit
Wenn wir etwas sehen: Was wissen wir dann, und was wissen wir nicht?
Original und Spiegel. Die Welt als Spiegelbild.
Das Original setzt einen Urheber voraus.
Gott hat den Menschen mit Bewusstsein ausgestattet. Damit hat der Mensch eine eigene Welt.
Kapitel 2
Alles Sein außer Gott ist Bewusstsein Gottes
.
Konsequenzen (Gottesbeweis, Gottähnlichkeit, Menschwerdung, Eucharistie, Schöpfer und Geschöpf)
Ich erkannte, dass ich erkannt worden bin, und dass ich genau deshalb bin.
Sein und Bewusstsein. Sein und Geist.
Schöpfung als Bewusstsein Gottes
Bewusstseinskonflikte
Konsequenzen für die „reale“ Welt
Entstehung des Menschen, des Volkes Gottes als Schöpfung in seinem Bewusstsein
Böses im Bewusstsein Gottes?
Körperlichkeit und Geistigkeit
Bewusstsein aus Materie?
Erkennen innerhalb der Dimensionsstufen der Welt
Nachdenken über Gott
Das Sein als Bewusstsein Gottes
Vorher-gesehen
Die Schöpfung als Drama im Bewusstsein Gottes
Zusammenfassung
Ich bin in der Nacht vom Schlaf aufgewacht, liege auf der Seite und höre meinen Herzschlag.
Wenn ich nur das Gehör hätte, und sonst keine Sinneserfahrung besäße, wüsste ich dann, dass ich bin und lebe?
Das Gehörte muss mir bewusst werden.
Was höre ich?
Ich höre ein regelmäßiges, periodisches Pochen.
Höre ich mich, oder etwas anderes?
Wenn ich mich bewusst höre, dann bin ich.
Wer hört? Mein Ohr hört doch nicht. Es ist in meinem Gehirn, in meinem Kopf. Der akustische Schall wird in elektrische Signale in den Nervenbahnen gewandelt. Hören also die Nerven? Das kann es nicht sein. Es ist doch ein Bewusstsein, das mir sagt: Ich höre den Herzschlag. Ich höre den Puls. Er ist mir bewusst.
Was ist das Bewusstsein? Es ist doch nicht das Gehör das Bewusstsein, welches hört. Und es ist doch nicht der Puls das Bewusstsein. Nein, dass ich höre, sagt mir etwas anderes. Wer sagt es mir? -- Mein Bewusstsein. Ich sage es mir.
Wem sagt es das Bewusstsein? -- Mir.
Ich bin.
Wer bin ich? Bin ich mein Bewusstsein?
Nein -- Ich habe Bewusstsein.
Ich bin bewusstes Sein, dem sein eigenes Sein und anderes Sein bewusst ist, oder eingeschränkt, bewusst sein kann. Denn es ist mir nicht immer alles bewusst.
Das Bewusstsein ist sich des Bewusstseins bewusst.
Bewusstsein und Selbstbewusstsein.
Ich habe eine selbstreflektorische Beziehung zu mir, die mir sagt, dass ich bin, dass ich selbst bin. Ich weiß von mir. Selbst wenn ich träumen würde, wüsste ich, dass ich bin. Denn Träumen ist ein irrealer Bewusstseinszustand meines realen Ich.
Cogito. Sum. – Ich denke. Ich bin.
Ein Etwas, dem etwas bewusst ist, das sich selbst bewusst ist, ist eine Person, -- und damit nicht ein Etwas, sondern ein Jemand, ein Ich, ein Du.
Denn jede Person ist nicht nur ein Ich, sondern ist auch ein Du. Niemand ist allein. Wir sind ein Du für unser Du, unser Gegenüber, für unseren Nächsten.
Die vielen Du, die ich kenne, ist jeder ein Ich, und jeder dieser Ich hat mich als Du.
Wenn ich ein Reh wäre, wäre ich ohne dieses Selbst-Bewusstsein. Ein Reh weiß nichts von sich.
Das Reh ist in meinem Bewusstsein, wenn ich es sehe. Und da ich es gesehen habe, weiß ich, dass es Rehe gibt, auch wenn ich keine Rehe sehe. Ebenso ist es mit der Rose, und mit dem Gras, und mit den Ameisen, um nur Beispiele aus meiner Umgebung zu nennen, wenn ich im Garten sitze.
Alles dies, was selbst nichts von sich weiß, ist in meinem Bewusstsein. Alles dies ist. Da ist noch viel mehr, was ist, und nicht in meinem Bewusstsein ist, aber sein könnte.
Wenn es kein Bewusstsein gibt, ist nichts?
Wir werden darüber nachdenken.
Sich selbst bewusstes Sein, personales Sein, kann unbewusstes Sein erkennen, erleben, erfahren. Und es kann auch sich selbst bewusstes anderes Sein als das eigene Sein ebenfalls erfahren, also andere Personen.
Das Bewusstsein und das Selbstbewusstsein als wesentliche Bestandteile (Substanz, Washeit) der Person, des Ich und des Du, sind von geistiger Natur. Es sind die Träger, Übersetzer, Überbringer, Möglichmacher, die notwendigen Mittel und Mittler von Freiheit, die den Menschen steuern.
Sie steuern durch Wahrnehmung, Bewertung und Handlung, in Aktion und Reaktion. Sie steuern durch Vernunft, durch denken, erkennen, beurteilen, entscheiden.
Bewusstsein bedeutet den Besitz von kognitiven Fähigkeiten, Gehirnleistungsfähigkeiten, geistigen Fähigkeiten, von konkretem und abstraktem Denken.
Bewusstsein ist in Aufmerksamkeit und geistiger Wachheit darauf aus, Erkenntnis zu gewinnen und entsprechend zu reagieren, und dabei Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges zu berücksichtigen.
Man ist sich etwas bewusst, und das heißt: Man weiß, was man tut.
Es ist die eigene Vorstellungskraft, die das Sein begrenzt.
Bewusstsein, bewusstes Sein ist begleitet von Emotionen.
Sie vermitteln das Bewusstsein der Freude des Lebens, aber auch des Schmerzes und der Trauer am und im Leben. Sie sind die Begleiter von Glück und Zuneigung, von Freundschaft und Liebe, aber auch von Krankheit und Tod, von Glaube und Hoffnung, von Misstrauen und Zweifel, und vieles anderes mehr. Wir müssen es nicht beschreiben. Jeder weiß es.
Das Bewusstsein des Menschen ist auf Glück aus, und gleichzeitig damit beschäftigt, Unglück zu verhindern, wohl wissend, dass es jederzeit in unserer vielfältigen Abhängigkeit dennoch geschehen kann.
Emotionen begleiten und führen unser Alltags-Leben und unser Wunsch- und Ziel-Leben. Die lust- und leidvollen Gedanken, die Abenteuer, die Freuden und Ängste des Lebens treiben uns in jedem Alter, vom Kind bis zum Greis. Die Ästhetik als Bewusstsein des Schönen, das Bewusstsein von Gut und Böse und das Verlangen nach Wahrheit bedeuten Motivation für die Entwicklung von Zivilisation und Kultur. Sie treiben den Menschen an zu den Wissenschaften, den Natur- und Geisteswissenschaften, sie formulieren Weltanschauungen, Religionen, Ideologien und begleiten den Menschen in Glaube, Hoffnung und Liebe, und, und, – ein unglaublicher Reichtum an Möglichkeiten und Seinsfülle.
Es ist Geist im Menschen.
Ein Tier lebt instinktiv. Es kann nicht bewusst handeln. Der Mensch entwickelt Bewusstsein, und damit handelt er zunehmend bewusst und weniger instinktiv.
Bewusstseinsentwicklung findet im Verlaufe der Entwicklungsgeschichte des Menschen nach und nach statt. Diese Entwicklung ist auch heute noch fortdauernd. Wir sollten nicht annehmen, dass das durchschnittliche Bewusstsein des heutigen Menschen eine höchstmögliche Leistungsfähigkeit erreicht hat. Wie alle Talente ist es in unterschiedlicher Weise auf die Individuen verteilt.
Zwischen instinktivem Bewusstsein und Selbstbewusstsein liegen viele Schattierungen und Zwischenzustände. Auch der selbstbewusste Mensch handelt vielfach instinktiv, unbewusst. Er kann aber jederzeit in den selbstbewussten Zustand wechseln.
Alle lebendigen Wesen befinden sich innerhalb dieser Entwicklung vom instinktiven zum selbstbewussten Bewusstsein.
Das unterste, einfachste Tier, die unterste Stufe des Lebens ist nur Instinkt, ist vegetativ automatisch, organische Robotik.
Ein höchster Mensch, ein vollkommener Mensch, wäre idealer Weise nur Geist, ohne den irdischen, automatischen Körper, ohne das organische Leben, ohne die Materie.
Ist der Mensch auf dem Wege dahin?
Zur höchsten Stufe benötigen wir die Wandlung, die Transformation, den Körperverlust, die Körperaufgabe.
Ganz oben ist Gott. Gott ist aber außerhalb dieser Bewegung. Er ist der Schöpfer dieser Bewegung.
Vom Bewusstsein zum Selbstbewusstsein.
Das Selbstbewusstsein ist eine Steigerung der Fähigkeit des Bewusstseins.
Eine erste Steigerung ist das Bewusstsein des Menschen seiner selbst. Eine zweite Steigerung ist das Bewusstsein seines Bewusstseins, die iterative Annäherung durch Anwendung identischer Prozesse.
Nach der zweiten Steigerung, des Bewusstwerdens (Sichtbarwerdens) der Fähigkeit, des Ausgestattetseins mit dem Selbstbewusstsein (Sichtbarwerden-Könnens) steht der Mensch vor dem gewaltigen Rätsel, oder dem Wunder seines Seins und seines Soseins.
Der Mensch ist sich seiner selbst, in seiner Größe und Einmaligkeit, bewusst geworden. Daraus erwächst Erstaunen.
Der Mensch wird sich der Frage nach dem Ursprung dieses wunderbaren Geschehens und Geschenks bewusst.
Damit Hand in Hand geht auch die Erkenntnis der Möglichkeit von Freiheit, und auch die herausfordernde Fragestellung, was ein solches Wesen machen soll, und für was ein solches Wesen bereit sein soll?
Gott schafft den Menschen, ist das eine. Das andere ist der Mensch, der von der Einsicht in sein Sein (dass er ist und wie er ist), und von den daraus resultierenden Fragen nach seiner Herkunft, nach Gott und Schöpfer, nach Wahrheit und Sinn des Daseins, wie vom Blitz getroffen wird.
Wir sind Geist, der Gestalt angenommen hat.
Sich selbst bewusstes Sein, personales Bewusstsein ist an Materielles gebunden, angebunden.
Dieser materielle Bewusstseinsträger, - vermittler, - ermöglicher, zeichnet sich durch spezifische Strukturen aus. Diese sind offenbar notwendig, um die Geistigkeit, also Immaterielles, in die Körperlichkeit der Welt zu tragen bzw. zu übersetzen. Das Personsein mit der Auszeichnung als Selbstbewusstseinsträger bedeutet eine Verknüpfung von Körper und Geist.
Neurologische Untersuchungen zeigen, dass geistige Aktivitäten bestimmten Hirnarealen zuzuordnen sind, welche im Betätigungsfall mit entsprechend intensiven Durchblutungen reagieren.
Durchblutung bedeutet Energiezufuhr, höhere Versorgung wegen höheren Verbrauchs. Dies ist ein allgemeines körperliches Phänomen. Außerordentliche Leistungen benötigen außerordentliche Strukturen und die entsprechende Versorgung der Strukturen im Bedarfsfall. Auf diese Weise können bei einzelnen Personen Leistungen möglich werden, die in der Durchschnittsbetrachtung der Menschheit nicht vorhanden sind. Dies ist auch die Methode evolutionärer Entwicklung. Besondere Leistungsmerkmale setzen sich durch Vererbung über lange Zeiträume in der Menschheit insgesamt durch, weil sie Vorteile verschaffen.
Ist in der Geschichte der Evolution das Bewusstsein plötzlich erschienen? Als Ereignis?
Hat es sich nicht vielmehr in Stufen und über lange Zeiträume in den Lebewesen entwickelt?
Ist nicht die Entwicklung des Bewusstseins ein Prozess? Ist nicht daraus zu schließen, dass sich das Selbstbewusstsein weiter entwickeln wird, in den Menschen?
Wo wird dies noch hinführen?
Müsste es nicht ein vollkommenes Bewusstsein geben, das größer nicht sein könnte?
Was zeichnet denn das höhere Bewusstsein gegenüber dem niedrigeren Bewusstsein aus?
Das Bewusstsein ist nicht das Gehör, und nicht die elektrische Nervenbahn, aber auch nicht das Gehirn. Es ist nicht etwas Materielles.
Was ist denn das Bewusstsein selbst?
Offenbar ist es doch.
Ist es unbedingt?
Es ist Geist.
Es gibt den Geist.
Der Geist weht überall.
Er steht überall an.
Man kann den Geist nicht auslöschen.
Je stärker und leistungsfähiger das Bewusstsein, umso mehr erkennt der Mensch die Zusammenhänge.
Das Bewusstsein eines Menschen ist also abhängig von seiner körperlichen Konstitution bezüglich der Leistungsfähigkeit seiner Übertragungsglieder vom Geistigen ins körperlich Materielle. Der Geist von außerhalb überträgt sich zum Geist einer Person.
Der Geist als die Quelle des Bewusstseins steht dem Menschen theoretisch unbegrenzt zur Verfügung. Es ist die Übertragungsmöglichkeit, und damit die Aneignungsfähigkeit des Menschen in Bezug auf den Geist, die die Grenzen setzt. Je umfangreicher die neuronalen Strukturen des menschlichen Körpers, umso reicher werden die Möglichkeiten des Bewusstseins.
Anthropologisch entwickelt sich der menschliche Geist, das menschliche Bewusstsein, durch die Entwicklung der neuronalen Strukturen, die der Geist benötigt, um im menschlichen Körper virulent zu werden. Strukturen entwickeln sich evolutionär im Gebrauch, wenn sie sich als nützlich erweisen für das Überleben.
Die Entwicklung des Bewusstseins des Menschen führt zur Evidenz des Geistes außerhalb des Menschen, dessen Fülle sich dem Menschen aufdrängt und in ihn hineindrängt, um ihn zu bereichern.
Die Wirkung des Geistes ist auch, dass man ihn erkennt:
Die Selbstoffenbarung des Geistes.
Man benötigt den Geist, um den Geist zu erkennen.
Der Geist schlägt sich nieder im Bewusstsein.
Je reichhaltiger der wahre Geist ist, umso deutlicher wird sein Ursprung. Das ist der positive Geistzirkel. Der Geist führt uns direkt zur Wahrheit. Denn er ist die Wahrheit.
Der Geist Gottes schwebt über den Wassern. Und nicht nur über den Wassern. Und nicht nur zu Zeiten der Genesis. Genesis ist immer noch.
Creatio continua. Ununterbrochene Schöpfung.
Der Geist ist die unmittelbare, medienlose Präsenz Gottes.
Der Geist ist das Medium selbst.
Glauben ist auch ein Geistesakt.
Thomas von Aquin (V Erkenntnis und Wille 151): Der erkennende Geist aber erkennt sich selbst, und er erkennt auch, dass er erkennt.
Das Selbstbewusstsein als reflektorische Spiegelung.
Die Wahrnehmung eines Wahrnehmenden. Wir nehmen einen anderen als Wahrnehmenden, und vor allem auch als einen uns Wahrnehmenden wahr.
Und: Wir nehmen uns selbst als einen Wahrnehmenden wahr.
Die entscheidende Eigenschaft, die alles überragt, ist unsere Fähigkeit, unser eigenes Bild zu erkennen, uns selbst gewissermaßen von außen zu betrachten, wie in einem Spiegel.
Wir staunen über uns selbst. Dieses Staunen führt aber aus uns heraus.
Das Selbstbewusstsein geht über sich selbst hinaus.
Es weist auf ein Äußeres hin.
Selbstbewusstsein besitzen heißt, sich selbst erfahren. Ich erkenne, dass ich ein Seiender bin. Ich erkenne, dass ich in einer Welt bin, und dass in ihr viele andere sind wie ich.
Und mehr noch: Ich vermag mich selbst zu beurteilen und zu bewerten. Ich erkenne, dass in mir ein Wertemaßstab ist, der mich unterscheiden lässt zwischen wertvoll und wertlos, zwischen gut und böse. Und darüber hinaus werde ich aufgefordert, gut zu sein, in dem Sinne, wie der Wertemaßstab in mir es mir sagt.
Ich habe das Vermögen, mich entsprechend zu verhalten, meine Handlungen danach auszurichten, oder es sein zu lassen. Ich bin frei.
Aber es ist auch in mir etwas, das mich vom Guten abhält, denn das weniger Gute ist weniger anstrengend. Ich bin grundsätzlich frei zu handeln, innerhalb meiner immer auch begrenzten Möglichkeiten.
Das Gute ist anspruchsvoll. Es fordert Überwachung und Kontrolle seiner selbst. Das weniger Gute versucht, es mir leicht zu machen, mich gehen und treiben zu lassen.
Ich weiß, dass ich nicht selbstverständlich gut bin, sondern, dass ich gut sein soll.
Wenn ich nicht gut bin, so weiß ich es. Es macht nicht glücklich, es sei denn, man hat es aus seinem Bewusstsein verdrängt und gestrichen.
Woher kommt das Gute, das mich auffordert gut zu sein?
Das Gute spricht zu mir. Es ist eine Person. Sie ist außerhalb und doch auch in mir.
Das Gute bedeutet die Aufrechterhaltung der Ordnung des Seins.
Man kann das Gute vernachlässigen, aber man kann auch das Gute bekämpfen.
Auch dies ist in der Welt: Das Böse, das bewusst Böse.
Was hat das Böse für einen Sinn, wenn es nur zerstört?
- Es hat keinen Sinn!
Das Böse ist sinnlos. Deshalb sollte es nicht sein.
Das Böse ist eine Anti-Haltung gegen das Gute. Es neidet dem Guten das Gute.
Es will das Gute und die Quelle des Guten zerstören, aus purer Zerstörungslust aus Neid.
Das Böse weiß, dass es damit selbst zugrunde gehen würde. Aber dies ist ihm gleich.
Der Augenblick des Erwachens des Selbstbewusstseins ist ein Sprung.
Es ist das Sprungereignis in der Entwicklung zum Menschen. Mit dem Selbstbewusstsein wird der Mensch Mensch. Es ist der Augenblick, nach dem Philosophie möglich wird. Jedes philosophische Denken ist Bewusstseinsakt, wie jedes bewusste Denken.
Es ist die Folge der Einhauchung des Geistes.
Es ist der Augenblick des Erkennens des Eigenwertes, und damit auch des Wertes anderer, ja des Wertes überhaupt. Der Geist sieht sich selbst und damit sein Potential. Es ist der Augenblick, in dem eine Art Polarisation des Lichts stattfindet, die Gleichausrichtung, das Herausfiltern von Störstrahlung, das Löschen des Rauschens, das Entstehen von Klarheit und Reinheit. Der reine Geist brennt von außen und trifft auf einen Resonanzboden im Menschen.
Das Selbstbewusstsein bedeutet Besitz der Möglichkeit von Erkenntnis über uns selbst.
Selbstbewusstsein ermöglicht, die Fähigkeiten des Bewusstseins auf uns selbst anzuwenden, sich selbst ins Auge zu schauen, die Wahrheit und Wirklichkeit unserer selbst objektiv, ohne Rücksicht auf eigene Empfindlichkeiten, festzustellen. Wer kann das schon wirklich?
Mit dem Selbstbewusstsein ist uns auch die notwendige Voraussetzung gegeben, uns selbst bewusst steuern und verändern zu können, unser Sosein gestalten zu können mit Hilfe der Eigenschaften unseres Soseins, die ein Gestalten erlauben, das heißt der Werkzeuge, die uns zur Verfügung stehen. Und darüber hinaus: Die Werkzeuge weiter zu entwickeln.
Beispiel aus dem Alltag:
„Ich verbiete mir, jetzt zu fahren“.
Ich stehe an einer Kreuzung und möchte links abbiegen. Ich hatte nach rechts geblickt und gesehen, dass kein Auto kam. Von links fährt ein Auto vorbei und nimmt mir nach rechts die Sicht. Obwohl ich wusste, dass rechts frei war, und ich fahren wollte, musste ich mich energisch auffordern, nicht zu starten, da ja in der Zwischenzeit auch kurzfristig ein Fahrzeug hätte gekommen sein können.
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