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Der Stoff wird in Form einer Unterrichtsvorbereitung dargestellt. Es werden in jeder Lektion die Voraussetzungen und die eventuell erforderlichen Vorbereitungen genannt. Es werden Anregungen zur Vertiefung und Erweiterung des Themas gegeben. In teilweise umfangreichen Textdarstellungen wird der Stoff lehrbuchartig behandelt. Buchthemen: Geld, Inflation, Darlehen und Sparverträge, Banken und Bausparkassen, Versicherungen, Immobilien.
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Seitenzahl: 166
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Vorwort
Geld
Inflation
Darlehen
Sparvertrag
Banken
Textbeitrag
Bausparkassen
Textbeitrag
Versicherungen
Textbeitrag
Grundstück
Textbeitrag
Immobilienfinanzierung
Textbeitrag
Effektivzinsermittlung
Textbeitrag
Dieser Text ist als Konzept für eine Arbeitsgemeinschaft „Wirtschaftskunde“ an einer Schule entworfen. Die hier gegebene Reihenfolge der Lektionen ist nicht zwingend. Die einzelnen Lektionen werden unterschiedlich viele Unterrichtsstunden beanspruchen, füllt die eine kaum eine Stunde, wird die andere mehrere Stunden benötigen.
Lehrmethode: Der Lernende lernt durch selbst tun: Er muss sich die erforderlichen Daten und die erforderlichen Methoden zur Bewertung selbst suchen und beschaffen. Diese Situation entspricht der Realität. Man bekommt die Informationen und das Wissen eben nicht auf dem silbernen Teller serviert, Wissen und Können sind Teil der Wirtschaft und bewirken den wirtschaftlichen Erfolg des Einzelnen.
Das über allem stehende Lehrziel ist es, das selbständige Denken und Bewerten zu lernen. Das Tumbe nachplappern „Das ist so!“, „Das hat der [große Führer, Vorbild, Lehrer] gesagt!“ schadet nicht nur im Bereich der Wirtschaft.
Die einzelnen Lektionen sind formal gleich aufgebaut:
Unterrichtsziel
Vorbereitenden Aufgaben
.
Sie werden mindestens eine Woche vor der entsprechenden Unterrichtseinheit verteilt.
Hilfsmittel.
Taschenrechner mit Potenzfunktion (x
y
)
Rechner mit Netzanschluss. Bei allen Arbeiten im Netz immer auf den eigenen Datenschutz achten: niemals (eigene) persönliche Daten (Name, Anschrift, Geburtsdatum, Bankverbindung) angeben! Diese Regel ist ein wichtiger immer wieder zu wiederholender Teil des Lehrstoffs!
Office-System
(
www.de.OpenOffice.org
);
(
www.libreoffice.de
):
Textsystem; Tabellenkalkulation
Die Fähigkeit in diesen Programmen, wenigstens einfache Bedienungsaufgaben auszuführen, wird erwartet.
Fähigkeiten (in Heft 1 behandelt)
Die mathematischen Fähigkeiten geben eine logische Folge an. Die Angabe einer höheren Stufe beinhaltet die davor liegenden. Die mathematischen Fähigkeiten sollten nur angewendet werden, wenn diese zuvor im allgemeinen Mathematikunterricht gelehrt (und auch gelernt!) wurden.
Hier werden teilweise nur die Stichwörter genannt.
Vertiefung; Literaturhinweise; Querverweise
Nachlaufende Aufgaben
Hinweise zum selbständigen Vertiefen des Stoffes, ohne dass dies im Unterricht nachgearbeitet oder kontrolliert wird.
Textbeitrag
Bei einigen Lektionen gibt es längere Gesamtdarstellungen.
Lehrziel
Geld in seinen Funktionen und Wirkungen kennenlernen.
Geld als eine verrückte Idee (Erfindung) erkennen.
Vorbereitende Aufgaben
Keine
Hilfsmittel
Standard
Fähigkeiten
Grundlagen
Lehrstoff
Geld ist ein unvollständiger Tausch:
Tausch: Ware 1 ↔ Ware 2
Kauf mit Geld: Ware 1 ↔ Geld ↔ Ware 2
Was ist „Geld“?
Bargeld
Münzen, geprägtes Metall
Noten, bedrucktes Papier („Banknoten“)
Buchgeld: dargestellt allein als Eintragung auf einem Konto; transportabel pauschal durch das „Plastikgeld“.
Gefahr bei Bargeld: Verlust durch Diebstahl, Raub, Beschlagnahme, Fälschung.
Gefahr bei Buchgeld: Beschlagnahme, betrügerische Abbuchung, Verlust der Plastikkarte.
Banknoten werden von (genauer: im Auftrag von) der Bundesbank bzw. EZB (Europäische Zentralbank) hergestellt. Die Produktionskosten trägt die den Auftrag gebende Bundesbank bzw. EZB.
Die geprägten Münzen werden im Auftrag der Bundesregierung (in Abstimmung mit der Bundesbank und EZB) hergestellt. Die Herstellungskosten trägt die Bundesregierung (bzw. der jeweilige Staat der Europäischen Union).
Die Herstellungskosten einer Münze können unter oder über deren Nennwert liegen. Münzverluste und Münzgewinne werden über den jeweiligen Staatshaushalt ausgeglichen.
Ist der Materialwert einer Münze höher als ihr Nennwert, dann besteht die Gefahr, dass diese Münze als Altmetall gesammelt, eingeschmolzen und verkauft wird.
Wissenschaftliche Definition.
M1 umfasst das umlaufende Bargeld (ohne Kassenbestände der Banken) und die Sichteinlagen (Guthaben auf Girokonten) inländischer Nichtbanken bei den Kreditinstituten.
M2 beinhaltet M1 und zusätzlich alle Termineinlagen inländischer Nichtbanken bei den Kreditinstituten mit Befristung bis zu vier Jahren.
M3 beinhaltet M2 und zusätzlich die Spareinlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist.
Aufgaben (Funktionen) von Geld.
Recheneinheit zur Wertbestimmung von Gütern und Dienstleistungen
Zahlungsmittel
Wertaufbewahrungsmittel
Geld als Recheneinheit für Werte.
Da der Wert aller Güter in Geld ausgedrückt wird, wird bei Werten eben diese Währungseinheit (bei uns früher DM, jetzt Euro) auch als Recheneinheit verwendet.
Das Geld kann diese Eigenschaft der Recheneinheit verlieren, dann wird in anderen „Einheiten“ gerechnet. So wurde nach dem II. Weltkrieg in den Jahren 1945 folgende (als Nebenwährung) die „Zigarettenwährung“ gebräuchlich. Es wurde in Päckchen oder Stangen Zigaretten gerechnet, eventuell sogar mit unterschiedlichen Werten für verschiedene Zigarettenmarken. - Nach der Umstellung von DM auf Euro haben viele noch lange Zeit (manche bis heute) statt in Euro weiter in DM gerechnet.
Geld als Zahlungsmittel
Das Notenbankgeld ist bei uns „gesetzliches Zahlungsmittel“: Eine Schuld, in einem Geldbetrag bemessen, kann durch Übergabe der entsprechenden Menge Geld getilgt werden. Das Notenbankgeld muss grundsätzlich als Schuldtilgung angenommen werden. ABER: Münzen, insbesondere Scheidemünzen (= die Münzen unter 1 Euro) nur in begrenzter Menge. Es ist also nicht möglich eine Schuld über 10.000 Euro durch Übergabe von 1.000.000 Ein-Cent-Münzen zu tilgen, der Gläubiger kann, muss aber nicht, diese Art der Zahlung annehmen. Die Finanzämter gehen inzwischen dazu über, die Steuerschulden nur noch durch Überweisung nicht aber durch Barzahlung begleichen zu lassen. Der Staat missachtet hier seine eigenen Gesetze.
Es besteht die Tendenz, das Bargeld aus dem Zahlungsstrom zu verdrängen und durch „Plastikgeld“ zu ersetzen, weil einerseits die Überweisung weniger Kosten macht, als die Handhabung mit Bargeld und weil andererseits der Geldfluss als Überweisung leicht, als Bargeldzahlung praktisch nicht (vom Staat) kontrolliert werden kann.
Geld als Wertaufbewahrungsmittel
Bei der Frage, ob Geld in der bei uns heute üblichen Form (noch) als Wertaufbewahrungsmittel geeignet ist, ist eine Frage des Glaubens und Vertrauens.
Bargeld hat heute praktischen keinen Materialwert. Ein Bündel Geldscheine kann von einem zum nächsten Augenblick jederzeit als ungültig und damit als wertlos erklärt werden. Dem Volk wird eine derartige Entscheidung dann gern als Schlag gegen die Kriminalität verkauft, die angeblich bei ihren Geschäften nicht nur dieses Bargeld verwendet (was stimmt) sondern auch darauf angewiesen sei (was nicht stimmt). Bargeld taugt also als Wertaufbewahrungsmittel, jedenfalls über längere Zeit, nicht.
Buchgeld, Guthaben auf Bankkonten, kann jederzeit vom Staat beschlagnahmt werden, Konten können jederzeit gesperrt und damit praktisch enteignet werden. Allein schon diesen Gründen taugt Buchgeld nicht als Wertaufbewahrungsmittel. Außerdem muss immer bedacht werden, das Giroguthaben nichts anderes als Forderungen an die Bank sind, und wenn die Bank zahlungsunfähig wird, sind diese Forderungen verloren.
Geld als Wertaufbewahrungsmittel hängt allein vom Glauben an die Beständigkeit und den guten Willen der Banken, der Zentralbank, des Staates ab.
Geld ohne Zentralbank
Geld, das nicht Zentralbankgeld ist, könnte das heute gängige Zentralbankgeld ablösen. Damit wären die Eingriffe und Manipulationen einer Zentralbank verhindert. Denkbar ist, dass mehrere Währungen gleichzeitig und nebeneinander benutzt werden. Diese mehreren Währungen können sein:
Zentralbankgeld einer anderen Zentralbank (im Euro-Raum parallel US-Dollar);
Lokale Währungen neben dem örtlichen Zentralbankgeld (schon heute in einigen kleinräumigen Gebieten vorhanden; diese lokalen Währungen sollen das Abwandern des Geldes in gebietsfernere Landesteile erschweren; Motiv: lokale Wirtschaftsförderung)
Kryptowährungen
Vertiefung; Literaturhinweise; Querverweise
Inflation
Deflation
Geldwert, Index
Banken
Nachlaufende Aufgaben
Keine
Textbeitrag
Vom Geld
Neulich - ich weiß nicht, ob das Wesen da schon Mensch war oder noch nicht - also neulich kam so ein Tiermensch auf die Idee, dass er etwas haben wollte, was ein anderer Tiermensch gerade hatte. So einfach wegnehmen ging diesmal nicht, der andere ist genauso stark und ein Kampf darum lohnt nicht. Also beschafft sich unser erster Tiermensch etwas, was vielleicht der andere haben möchte – und dann geht er zu dem anderen hin und bietet dem an: gib mir, was du hast, und ich gebe dir, was ich habe! Und dies ist die Geburtsstunde des globalen, internationalen, weltumspannenden, allen Gewinne bringenden Tauschhandel.
Der Tauschhandel ist der einzige beständige Handel. Auch heute noch. Nach dem Krieg (1945) wurde viel getauscht („Wer sein Leben liebt: Der schiebt; wem Ehrlichkeit im Blute rauscht: Der tauscht; wem beide Wege sind verbaut: Der klaut!“). In Gefängnissen wurde auch später noch getauscht. Und der Tauschhandel ist auch später noch international: der ganze Interzonenhandel zwischen Ost- und Westdeutschland war ein Tauschhandel.
Der einfache Tauschhandel ist recht beschwerlich. Was ist, wenn die zu tauschenden Dinge nicht auf das nötige Interesse treffen? Muscheln, Schnecken, Hummer mögen für andere sehr wertvoll sein, ich mag sie alle nicht, also haben diese Dinge in meinem Wertmaßstab keinen Wert, ich werde nichts dafür geben. Umgekehrt wird der Anbieter dieser Dinge vielleicht mit meinem Angebot nichts anfangen können. Der Tausch im Duett ist also mühsam, besser geht es schon beim Tausch im Dreieck: A gibt B; B gibt C; C gibt A. Noch immer nicht optimal, aber doch schon deutlich besser. Je mehr Personen also in den Tausch einbezogen werden, um so größer die Wahrscheinlichkeit, dass jeder das bekommt, was er am liebsten gerne haben möchte.
Und da kam ein Unbekannter auf die entscheidende Idee: Wir brauchen ein Ding, ein Wirtschaftsgut, dass möglichst alle gerne haben wollen. Und dann tauschen wir alle anderen Dinge gegen dieses eine Superwirtschaftsgut – und dieses Superwirtschaftsgut nennen wir „Geld“. Das waren im einem Fall Muschelschalen, die man am Meeresstrand suchen und sammeln musste, das waren im anderen Fall dicke große Mühlsteine, im dritten Fall waren es hübsche Steine, die man aus der Erde graben konnte, und in einem weiteren Fall war es Gold, das man aus dem Sand waschen konnte. Aus dem Gold wurden bestimmte Mengen in bestimmte Formen gepresst, die so geprägten Münzen waren erfunden als Teil des Geldes. Man schleppte sein Gold- und Silber-Geld nun in Säcken mit sich herum, und weil es sich besser tragen ließ, im Geldgürtel, so wie manche heute ihren Sprengstoffgürtel oder Globetrotter wieder ihr (Papier-)Geld im Gürtel verstecken.
Und mit dem Geld kam eine neue Art des Betruges. Die Grafen von Mansfeld pressten („prägten“) ihre Münzen falsch: innen Ton außen etwas Metall. Dies war die Inflation: Das Geld wurde schlechter.
Aber längst hatte man auch gelernt, dass es doch auch viel leichter geht, leichter im ureigentlichsten Sinn. Man malte auf Papier, behauptetet diese Papierstücke seien so viel Wert wie eine bestimmte Menge Gold. Und man malte immer größere Zahlen auf das gleiche Stück Papier. Das war die Voraussetzung für die galoppierende Inflation. Schöne neue Zeit der Geldwirtschaft. Nur in manchen Krisen- und Mangelzeiten, wie nach dem letzten Weltkrieg, da entsinnen sich alle des guten alten realen Tauschhandels – und betrogen zeitgemäß: statt Butter in der Verpackung nur etwas Kartoffelbrei.
Geld, egal, in welcher Form es auftritt, hat immer drei Funktionen: a) Recheneinheit; b) Zahlungsmittel; c) Wertaufbewahrungsmittel.
Recheneinheit. Alle rechnen heute in Euro, manche gelegentlich auch noch in der guten alten DM. Andernorts rechnet man in der jeweiligen Landeswährung. Früher, irgendwo in Muschelschalen, Ziegen, Kamelen, in Zigarettenstangen oder „Lullen“ (Zigarette, Ausdruck im Knast). Die Währungseinheit ist also der Wertmaßstab, alles ist eine bestimmte Menge an Währungseinheiten wert.
Zahlungsmittel. Wer etwas zu bezahlen hat, der zahlt in Geld, bei uns in Euro. Der Euro ist unsere Landeswährung, jeder darf eine Schuld in Euro bezahlen, jeder muss den Euro als Zahlungsmittel annehmen. Schön, wenn das freiwillig geschieht. Aber da auf die Freiwilligkeit kein Verlass ist, hilft der Staat mit entsprechenden Gesetzen dem freien Willen etwas nach. Für Geldscheine besteht Annahmepflicht, auch bei größeren Beträgen, nicht aber für Münzen. Nur der Staat selbst hält sich (rechtswidrig) nicht immer an seine eigenen Gesetze und verlangt bisweilen die „unbare“ Zahlung.
Wertaufbewahrungsmittel. Wer sein Geld nicht sofort wieder ausgeben will, der „spart“ es. Schon als Kind lernte ich, das Sparen grundsätzlich etwas Gutes sei, sozusagen Sparen als Selbstzweck. Sparen hat aber nur einen Sinn, wenn das Gesparte seinen Wert behält. Wir sparen also heute in Euro und hoffen, dass diese gesparten Euro noch ihren/einen Wert haben. Theoretisch wissen wir, wir sollten es mindestens wissen, dass dies nicht so ist. Allein die Inflation entwertet unser Geld von Jahr zu Jahr um über 2 Prozent. Das weiß auch die Bundesbank oder heute die EZB. Lange wurde die Behauptung „Mark ist Mark“ oder heute eben „Euro ist Euro“ hochgehalten. Indexabsicherungen waren verboten. Langsam bröckelt diese Festung – nur welche Folgen das hat und wie diese sich auswirken, will keiner offen sagen.
Was ist „Geld“? Für uns Normalbürger ganz klar: die paar Scheine und Münzen in unserer Tasche, also die gedruckten Geldscheine und die geprägten Münzen. Die Wirtschaftsfachleute aber definieren anders, sie kennen die Geldmenge M1 (die 1 als tiefgestellten Index) sowie die Geldmengen M2 und M3.
Die Geldmenge M1 umfasst: das umlaufende Bargeld (ohne Kassenbestände der Banken) und die Sichteinlagen inländischer Nichtbanken bei den Kreditinstituten.
Die Geldmenge M2 umfasst: die Geldmenge M1 und zusätzlich alle Termineinlagen inländischer Nichtbanken bei den Kreditinstituten mit Befristung bis zu vier Jahren.
Die Geldmenge M3 umfasst: die Geldmenge M2 und zusätzlich die Spareinlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist.
Geldumlauf, Umlaufgeschwindigkeit. Das Geld geht von einem zum anderen, das ist der Geldumlauf. Die Häufigkeit, mit der das Geld (zum Beispiel ein 50-Euro-Schein) innerhalb eines Jahres seinen Besitzer wechselt, ist die Umlaufgeschwindigkeit. Nun gibt es kein Instrument, diese Umlaufgeschwindigkeit zu messen, und es kommt ja auch nicht darauf an, wie viel Mal dieser eine Schein mit der aufgedruckten Nummer xy von Hand zu Hand geht, sondern es geht um die gesamte Menge Geld und deren Umlaufgeschwindigkeit ist von erheblicher Bedeutung.
Wie viel Waren können mit einer bestimmten Menge Geld, zum Beispiel jenem 50-Euro-Schein, in einem Jahr gekauft werden? Klar, zunächst einmal für eben diese 50 Euro, wenn nun der Verkäufer diesen Schein aber sofort weiter gibt, um andere Ware zu kaufen, dann wurde bereits für diesen einen Schein von 50 Euro Waren für 2 mal 50 Euro also für 100 Euro gekauft. Und wenn der Schein dann noch ein paar Mal den Besitzer wechselt, dann erhöht sich die dadurch gekaufte Warenmenge weiter. Allgemein gilt, das Produkt aus Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit gibt genau den Wert der Menge an Waren an, die in dieser Zeit gekauft werden können.
Nun ist aber zugleich die gesamte Menge an Waren multipliziert mit dem Preis dieser Waren der Betrag, den wir eben als Produkt von Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit kennenlernten. Es gibt also eine einfache Gleichung, die immer stimmt:
Und jetzt erkennen wir sofort: Wenn eine größere Geldmenge und/oder Umlaufgeschwindigkeit auf eine konstante Warenmenge stößt, dann kann sich nur der Preis dieser Warenmenge erhöhen – und das ist Inflation. Lässt sich aber die Warenmenge erhöhen, ohne dass der Warenpreis steigt – dann ist das Wirtschaftswachstum! Die Kunst der Wirtschaftspolitik der Regierung und der Zentralbank ist immer, durch eine Änderung der Geldmenge möglichst nur das Wachstum zu fördern und nicht in die Inflation abzugleiten.
Und was ist, wenn bei gleicher Geldmenge sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes verringert, weil die lieben Geldbesitzer lieber ihr Geld in der Tasche behalten, also sparen? Dann muss, bei gleicher Warenmenge, der Preis fallen – und das ist die gefürchtete Deflation, das Gegenteil der Inflation. Gefürchtet, weil es für die Regierung und die Zentralbank kein Mittel gibt, daran etwas zu ändern. Auch mehr Geld in den Kreislauf geben, hilft nicht. Wenn die Leute kein billiges Geld haben wollen, ist die Zentralbank machtlos. Diese Situation ist zurzeit ungefähr gegeben: Die EZB gibt den Banken jede geforderte Menge Geld. Die Geldtheoretiker kennen den Vergleich: Man kann den Esel am Saufen hindern (= das Geld verknappen) und ihn gegen seinen Willen verdursten lassen (= die Wirtschaft abwürgen), aber umgekehrt kann man ihn zwar ans Wasser führen (= viel Geld anbieten), saufen muss er selber (= Kredite anfordern). Aber manchmal will der Esel eben nicht – und ist damit sehr menschlich.
Und wie misst man nun den Wert des Geldes? Nun, den Wert von einem Kilo Fleisch messen wir in dessen Preis, also einer Menge Geld, und den Wert einer Palette Fliesen messen wir ebenfalls in deren Preis, also wieder in einer Menge Geld, und so messen wir den Wert aller verfügbaren Güter immer in deren Preis, also immer in einer bestimmten Menge Geld.
Umgekehrt messen wir den Wert des Geldes in einer bestimmten Menge Waren. Wir fragen jetzt: Wie viel Ware bekomme ich für eine bestimmte Menge Geld? Oder, wie viel muss ich für eine bestimmte Menge Ware geben? Nur nehmen wir dafür nicht eine einzelne Ware, sondern einen ganzen „Warenkorb“, eine bestimmte Menge verschiedener Waren, also ein paar Kilo Fleisch, etwas Heizöl, eine Bahnfahrkarte und noch vieles mehr, das alles ist unser „Warenkorb“ und dann fragen wir, wie viel Geld muss für diesen Warenkorb gegeben werden, heute, vor einem Jahr, vor zehn Jahren. Und das ergibt einen „Index“, eigentlich eine Zeitreihe von Indexzahlen.
Es gibt verschiedene Indices, für einzelne Warengruppen, für bestimmten Haushaltsbedarf, für Verbraucher und Verbrauchergruppen. Unser normaler „Indes der Lebenshaltungskosten“ bezieht sich auf eine Familie, bestehend aus Vater, Mutter und zwei Kindern, einem Mädchen und einen Jungen bestimmten Alters. Es gibt auch einen „Rentnerindex“, denn Rentner haben einen anderen Warenkorb als unsere Statistikfamilie.
Das mag als Ausblick auf die Kunst der Volkswirtschaft für heute genügen. - Wenn Sie wollen, dann demnächst etwas mehr.
Lehrziel
Die Inflation als Problem (für den Sparer) und Chance (für den Schuldner) zu erkennen.
Vorbereitende Aufgaben
Keine
Hilfsmittel
Standard
Fähigkeiten
Grundlagen
Geld
Lehrstoff
Inflation: Entwertung, Geldentwertung (Anstieg des Preisniveaus).
Deflation: Gegensatz zur Inflation (Absenken des Preisniveaus).
Gemessen wird eine Inflation bzw. Deflation über einen Index.
Unsere Zentralbank (früher Bundesbank zu DM-Zeiten; jetzt EZB [Europäische Zentralbank]) plant eine jährliche Geldentwertung um zwei Prozent ein, sie nennt dies „Geldwertstabilität“. Die tatsächliche Geldentwertung lag in der DM-zeit – über die ganze Bestandszeit der DM gemessen – zwischen zwei und drei Prozent.
Die Inflation ist eine mehr oder minder schleichende und heimliche Entwertung aller Nominalvermögen. „Nominalvermögen“ sind Vermögen, die auf eine bestimmte Menge der amtlichen Währung (früher DM, jetzt Euro) lauten.
Nutznießer einer Inflation sind alle Schuldner, deren Schulden in Nominalwerten bezeichnet sind (vorwiegend also der Staat und seine Gliederungen).
Geschädigte einer Inflation sind die Gläubiger, die ihr Vermögen in Nominalwerten halten, praktisch also vor allem der Bürger als kleiner Sparer.
Inflation ist eine Enteignung!
Die Inflation wirkt um so empfindlicher, je länger die Laufzeit n und je höher die Inflationsrate ist.
Berechnung des kombinierten Aufzinsungsfaktors von Nominalzinssatz und Inflationsrate.
Das Kapital wird in jedem Zinsintervall:
Mit dem Nominal-Aufzinsungsfaktor aufgezinst (erhöht)
Mit dem Abzinsungsfaktor der Inflation abgezinst (erniedrigt).
Beispiel 1:
Beispiel 2:
Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass mindestens die Inflationsrate über Jahre nicht exakt konstant ist (sie schwankt um ganze Prozentpunkte!), reicht in der Praxis die einfache Näherungslösung sicher.
Altersvorsorge
Eine Altersvorsorge durch Sparen in Nominalwerten ist wegen der Inflation praktisch nicht möglich, denn je länger die Laufzeit ist, um so größer ist der Inflationsverlust.
Die Forderung: Beginne in jungen Jahren für das Alter zu sparen, dann sind die erforderlichen Sparraten gering, ist wegen der Inflation falsch.
Steuern
Wir nehmen folgende Ausgangswerte an:
Kapital: 100
Nominalzinssatz: 5 Prozent
Inflationsrate: 3 Prozent
Steuersatz auf die Zinserträge: 30 Prozent
Dies ergibt diese Rechnung:
5
Zinsertrag (Nominalertrag)
- 3
Inflationsminderung
- 1,5
Steuer, berechnet auf den Nominalertrag (5*0,3=1,5)
Staat und Inflation
Der Staat ist als größter Schuldner Inflationsgewinnler. Er gewinnt durch die Entwertung des Kapitals.
Der Staat ist über seine Steuern und insbesondere die Steuerprogression erneut Inflationsgewinner, denn der Geldgeber versucht durch höhere Nominalzinsen die Inflationsverluste auszugleichen.
Um das für den Sparer (Bürger) sinnlose Sparen anzuregen, fördert der Staat das Sparen mit Sparprämien, die er aus seinen Inflationsgewinnen finanziert.
Vertiefung; Literaturhinweise; Querverweise
Geld
Banken
Lebensversicherung
Altersvorsorge
Nachlaufende Aufgaben