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Der globale Rückgang der Biodiversität nach Vielfalt und Populationsdichte ist heute offenkundig. Glücklicherweise sind diese Prozesse in Deutschland noch nicht so weit fortgeschritten wie in vielen Ländern dieser Erde. Es besteht noch Hoffnung, diesen Artenverlust aufzuhalten. Dieses Buch informiert über den heutigen Stand und die Entwicklungen der Biodiversität auf dem Festland, in den Flüssen und Seen sowie in den Meeren und Ozeanen. Die wesentlichen Ursachen werden angesprochen. Mögliche Gegenmaßnahmen bilden den Schwerpunkt der Ausführungen. Neben notwendigem und möglichem Handeln auf internationaler und nationaler Ebene werden auch Möglichkeiten aufgezeigt, wie sich jeder Einzelne positiv einbringen könnte. Die gute Nachricht ist: Es ist durchaus noch möglich, diesem globalen Artenverlust Einhalt zu gebieten. Allerdings muss sich die Mehrheit der Menschen zu einer "neuen Aufklärung" durchringen. Ein konsequenter Wandel unseres Konsumverhaltens und der heutigen Wirtschaftsweise ist notwendig. Und dieser könnte sogar ohne großen Verlust an wirklicher Lebensqualität möglich sein.
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Seitenzahl: 215
Veröffentlichungsjahr: 2018
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„… wächst das Rettende auch“
Meinen neun so hoffnungsvollen Enkeln
Geleitwort – Professor Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender, BUND e.V., Berlin
Verzeichnis der Abkürzungen
Anliegen dieser Buchreihe und dieses Buches
Übersicht
2.1 Die Verhältnisse auf dem Festland
2.2 Die Artenvielfalt in unseren Flüssen und Seen
2.3 Wie steht es um die marine Biodiversität?
Was sollte „man“ eigentlich tun?
3.1 Wie sieht es auf dem Festland aus?
3.2 Was muss für Flüsse und Seen getan werden?
3.3 Erforderliche Maßnahmen auf Ozeanen und Meeren
Was kann ich als Einzelperson bewirken?
Wie wird es wohl weitergehen?
Literatur und Quellenangaben
Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender, BUND e.V., Berlin
„Wo sind sie geblieben?“ man möchte laut rufen „Hier!“ bei jeder Kröte, jeder Biene, jedem kleinem Wunder, das einem am Wegesrand blühend begegnet. In den vorliegenden Bänden entwirft Sebastian Leinert in einer Lebensschau ein klares Bild der aktuellen Situation unseres Planeten und der Biologischen Vielfalt auf ihm.
Er zeigt fachkundig und mit klarem Blick auf: Naturschutz bleibt auch im 21. Jahrhundert eine unverzichtbare gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Er ist zwingender Bestandteil und Leitlinie für die angestrebten ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweisen. Ohne die Bewahrung der Biodiversität ist dauerhafter gesellschaftlicher Fortschritt und Lebensqualität im umfassenden Sinn nicht möglich. Maßnahmen für mehr Naturschutz sind immer auch Kernelemente einer tatsächlich nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft sowie marinen Wirtschaft. Sie sind Beiträge zum Klima- und Gesundheitsschutz ebenso wie zur Erhaltung natürlicher Ressourcen wie Boden und Wasser. Das bedeutet einen Paradigmenwechsel, von einem immer mehr Ressourcen- und Flächenverbrauchenden Wachstum hin zu einem auf Nachhaltigkeit beruhenden Paradigma: Von der grauen zu einer grünen Infrastruktur, für mehr naturnahe und nutzungsfreie Gebiete, eingebettet in eine flächendeckend naturverträgliche Landnutzung! Insbesondere die Sicherung der notwendigen Naturschutzflächen (fünf Prozent Wildnisgebiete, ca. 15 Prozent historische Kulturlandschaften und Biotopverbund, 80 Prozent Nutzlandschaft mit naturverträglicher Bewirtschaftung) erfordern eine gesellschaftliche Wende zu einer zukunftsfähigen und tatsächlich nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweise.
Und er stärkt auch uns Naturschutzverbände in unserer besondere Zukunftsaufgabe: Der interdisziplinäre Blick, das Schaffen neuer Bündnisse, jenseits von sektoralem Denken. Einmal mehr zeigt diese Gesamtschau auch die wirklich Herausforderung: Biologische Vielfalt erhalten heißt letztlich die Sicherung der Nachhaltigkeit: Die langfristige Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen muss zur Basis für unsere soziale und wirtschaftliche Entwicklung werden. Dieses Verständnis einer nachhaltigen Entwicklung sollte besonders im Hinblick auf Zielkonflikte zwischen Natur- und Wirtschaftsinteressen handlungsleitend werden. Es kann nicht um ein scheinbar gleichberechtigtes „Ausbalancieren“ gehen. Naturschutz heißt dann auch Generationengerechtigkeit: die Naturnutzung durch Menschen wird für Menschen dauerhaft möglich sein, wenn die ökologische Lebensbasis, und dazu gehört v.a. die Biodiversität, hier erhalten wird.
Der Naturschutz muss sich dabei als Teil einer demokratischen Bewegung verstehen, die sich für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen einsetzt und sich gegen eine rein gewinnorientierte Lenkung unserer Wirtschafts- und Lebensweise stellt. Ohne die Bewahrung der Biodiversität ist dauerhafter gesellschaftlicher Fortschritt und Lebensqualität im umfassenden Sinn nicht möglich.
Und das schlägt den Bogen zu den Handlungsfeldern jenseits des klassischen Naturschutzes:
Die Energiesysteme (Stromerzeugung, Wärmebereitstellung für Haushalte und Industrie, Verkehr) müssen unabhängig von Atomstrom, Kohlestrom und anderen fossilen Energieformen werden: Die Energieversorgung ist komplett durch erneuerbare Energien zu gewährleisten, bei stark reduziertem Energieverbrauch und im Einklang mit den Grenzen der Funktionsfähigkeit der Biodiversität und Ökosysteme. Die Energiewende ist sozial und fair zu gestalten, Privilegien der Industrie oder einzelner Bevölkerungsgruppen müssen abgeschafft werden.
Eine Transformation der Land- und Forstwirtschaft und des Umgangs mit den Umweltgütern: Die wachsende Nachfrage nach Agrarerzeugnissen (Lebensmittel, andere Produkte, Energieerzeugung) in Deutschland und der Welt ist in Übereinstimmung zu bringen mit den Anforderungen des Schutzes der Gewässer, der Böden, der Biodiversität und der Gesundheit von Mensch und Tier. Besonders sind dabei der Flächenverbrauch und der Bodenverlust zu stoppen und weltweit der Verlust und die Entwertung von Waldflächen, Grasland, Feuchtgebieten und fruchtbarem Ackerland aufzuhalten. Die Reform der europäischen Agrarpolitik ist dabei der drängendste Schritt. Der ökologische Landbau erhält dabei eine zentrale Rolle und muss Leitbild werden, genauso wie eine bäuerliche Agrarstruktur.
Die Begrenzung des deutschen Rohstoffverbrauchs: Bis 2050 muss eine maximale Kreislaufführung umgesetzt werden (besonders der Baustoffe und industriellen Mineralien, der Basis- und Sondermetalle), entsprechend den Konzepten des Nachhaltigkeitsrates.
Ein Umbau des Wirtschaft- und Finanzsystems: Ziel des Wirtschaftens darf nicht Wachstum sein, sondern die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse innerhalb ökologischer Grenzen. Die Wirtschaft muss Mensch und Gesellschaft dienen und nicht umgekehrt.
Für die genannten Transformationsfelder sind Konzepte und Maßnahmen zu entwickeln, wie Produktion, Konsummuster und Lebensstile so zu verändern sind, dass die global noch akzeptablen Emissionen, Rohstoffverbräuche und Flächennutzungen auf ein zukunftsfähiges Maß sinken.
Und wir haben dabei einen starken Verbündeten: Der Mensch braucht Natur, auch emotionale. Er ist ein biophiles Lebewesen, auch das zeigt diese Buchreihe auf. Wir haben eine hervorragende Ausgangsbasis, denn unser Objekt, die Natur, genießt eine außerordentlich hohe Akzeptanz; Natur gehört zu einem guten Leben dazu. Der Wunsch, Natur zu schützen, die positiven Gefühle, die mit Natur verbunden sind, sind eine, wenn nicht die wichtigste Motivation für eine Veränderung der Lebensstile hin zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft. Damit sind diese Bücher kein leises Abschiednehmen von liebgewonnenen Arten, sondern Sebastian Leinerts Betrachtung ist Wecksignal und Mutmacher zugleich: Die Zeit zu handeln ist heute, der Ort zum Handeln ist hier!
AKP
Gruppe afrikanischer, karibischer und pazifischer Staaten
BfN
Bundesamt für Naturschutz
BMU
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
BUND
Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland
CBD
Convention on Biological Diversity
EAWAG
Swiss Federal Institute of Aquatic Science and Technology
EU
Europäische Union
FAZ
Frankfurter Allgemeine Zeitung
FNP
Frankfurter Neue Presse
FR
Frankfurter Rundschau
FSC
Forest Stewardship Council
GFP
Gemeinsame Fischereipolitik der EU
IBG
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei
ICES
International Council for the Exploration of the Sea
IPBES
Weltbiodiversitätsrat
IUCN
International Union of Nature Conservation
NABU
Naturschutzbund Deutschland
NBS
Nationale Strategie für Biologische Vielfalt
NGO
Nichtregierungsorganisation
UBA
Umweltbundesamt
UN
Vereinte Nationen
UNEP
UN Environment Programme
WWF
World Wide Fund for Nature (vormals World Wildlife Fund)
Tag um Tag werden wir mit Nachrichten über das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten konfrontiert. Allmählich hat man sich so daran gewöhnt, dass man diese betrüblichen Nachrichten nur noch zur Kenntnis nimmt und nach kurzem Innehalten wieder zum Alltagsgeschäft übergeht. Man kann ja ohnehin nichts bewirken. Also: „business as usual“.
Allerdings erregte am 21. März 2018 doch die Mitteilung, dass „Sudan“, der letzte männliche Vertreter der Art Nördliches Breitmaulnashorn eingeschläfert werden musste, kurzfristig die Gemüter. In manchen Zeitungen schaffte es Sudan sogar aufs Titelblatt. Nashörner stehen uns eben näher als Feldhamster oder gar Insekten. Doch auch diese Nachricht wurde wieder rasch vergessen.
Dieser Einstellung möchte die Buchreihe „Unsere Welt -aus ökologischer Sicht“ entgegenwirken. Sie möchte das Bewusstsein dafür schärfen, was für ein einmaliger Schatz unsere natürlichen Grundlagen sind, und wie leichtfertig dieser heute aufs Spiel gesetzt wird. Jeden Tag verabschieden sich je nach Studie bis zu 130 Pflanzen- und Tierarten leise und unspektakulär auf Nimmerwiedersehen von dieser Erde.
Es ist heute ziemlich mühsam, einen genaueren Überblick über die aktuelle ökologische Situation zu gewinnen. Die Informationen zu den Prozessen, die gegenwärtig ablaufen, sind weit verstreut und dazu oft noch subjektiv gefärbt. Daher wird in dieser Buchreihe der Versuch unternommen, die aktuellen ökologischen Prozesse zusammenfassend zu beschreiben und zu beurteilen. Eine zu oberflächliche Darstellung soll vermieden werden. Allerdings darf und will die Reihe aber auch keinen wissenschaftlichen Anspruch erheben. Sie stellt den Versuch dar, die wesentlichen Ergebnisse einschlägiger wissenschaftlicher Studien und von Berichten seriöser Zeitungen in möglichst prägnanter Weise zum Ausdruck zu bringen. Ihr Hauptanliegen ist daher die Zusammenschau der vielfältigen Prozesse und ihrer Ergebnisse sowie deren Bewertung von einem humanistischen, dem Leben und hier vor allem der Ökologie zugewandten Standpunkt aus.
Bei dieser Betrachtung werden wirtschaftliche Gesichtspunkte keineswegs ausgeklammert – schließlich sind sie für unsere Gesellschaft wichtig. In Zukunft muss der schwierige Spagat zwischen Ökonomie und Ökologie jedoch weitaus besser gelingen als bisher. Seit dem Beginn der Industriellen Revolution vor gut 250 Jahren wurde die ökonomische Seite nahezu stets vorrangig behandelt. Die ökologische Problematik dagegen wurde anfangs völlig ausgeblendet und erst seit den 60er Jahren mehr schlecht als recht berücksichtigt.
Dies war anfänglich ja auch ein durchaus verständliches Denken und Handeln in einer nach Weizsäcker [32] damals noch „leeren“ Welt. Heute dagegen sehen wir uns mit den Problemen einer „vollen“ Welt konfrontiert. Die bisherigen, aus eurozentrischer Sicht so eleganten Möglichkeiten, die ökologischen und sozialen Probleme auf Kosten der Natur oder vieler Länder des Südens externalisierend zu lösen, schwinden rapide dahin. Allerorts werden daher die industrialisierten Gesellschaften zunehmend mit Problemen konfrontiert, die sich nicht mehr allzu lange auf die bisherige Art und Weise werden bewältigen lassen. Das Denken und Handeln im Sinne des 19. Jahrhunderts, das vielleicht in einer „leeren Welt“ noch gerechtfertigt werden konnte, sind heute nicht mehr zielführend und daher nicht mehr zu akzeptieren. Weizsäcker ist zuzustimmen, wenn er in seinem großen Bericht an den Club of Rome „Wir sind dran“ [32] ein grundsätzliches Umdenken und verändertes Handeln einfordert. Das Ziel sollte ein balanciertes Gleichgewicht zwischen den beiden Bereichen Wirtschaft und Ökologie sein. Und dieses Ziel darf kein Fernziel bleiben, sondern muss in absehbarer Zeit erreicht werden.
Daher ist entschlossenes, baldiges Handeln zugunsten der ökologischen Seite angesagt. Noch steht das Zeitfenster offen. Es hat allerdings bereits begonnen, sich langsam, aber sicher zu schließen. Und niemand weiß mit auch nur halbwegs ausreichender Sicherheit, ob die „tipping points“, nach denen eine Rückkehr zu den bisherigen Verhältnissen nicht mehr so einfach möglich sein dürfte, bei einem „Weiter so!“ der Industriegesellschaften schon in 20 oder erst in 50 Jahren eintreten werden. Dass die ökologischen Verhältnisse für die Menschheit allerdings dann, wenn dieser Punkt erreicht ist, ziemlich ungemütlich werden dürften, darüber sind sich nahezu alle Experten einig. Außerdem verlangt allein schon die Generationengerechtigkeit – die Verantwortung, die wir Heutigen für Kinder und Enkel tragen – gebieterisch, dass wir unser bisheriges Handeln und Lassen im Lichte der bereits heute deutlich sich abzeichnenden negativen Entwicklungen genauer überdenken. Eine neue Aufklärung ist nach Weizsäcker, nach der Enzyklika „Laudato Sí“ von Papst Franziskus [20] sogar eine „Kulturrevolution“ vonnöten.
Diese Buchreihe wendet sich bevorzugt an den Leser, der mit offenen Augen durch diese Welt geht und sich seine eigenen Gedanken zu den tagtäglichen ökologischen, weit überwiegend bedrückenden Nachrichten macht. Sie will tragfähige Informationen liefern und damit selbst ein Mosaikstein dieser notwendigen „neuen“ Aufklärung sein. Die Hoffnung besteht, dass auch diese möglichst objektiven, fundierten Beurteilungen der aktuellen Entwicklungen den einen oder anderen Leser anregen mögen, über sein bisheriges und zukünftiges Verhalten als „homo oeconomicus“, vor allem aber auch als Konsument nachzudenken.
Die Grundlage dieser Bücher bildet die jahrzehntelange Beschäftigung des Verfassers mit ökologischen Fragen in Wort, aber auch Tat. Angeregt durch die Tatsache, dass sich die ökologischen Verhältnisse in den letzten Jahrzehnten deutlich verschlechtert haben, wurden 22 zentrale ökologische Problembereiche systematisch und grundlegend erarbeitet. Die Ergebnisse dieser Bemühungen sollen ihren Niederschlag in einer Reihe von neun Bänden – „Unsere Welt – aus ökologischer Sicht“ – finden, die jeweils spezifischen Themen aus diesen Bereichen gewidmet sind. Da jedoch in der Ökologie wie im richtigen Leben alles mit allem zusammenhängt, kommt es zwangsläufig zu zahlreichen Überschneidungen. Diese sind nicht nur unvermeidlich, sondern sogar ausdrücklich gewollt.
Es ist außerdem beabsichtigt, herausragende Experten um ein Geleitwort für die verschiedenen Bücher zu bitten.
Neben dem hier vorliegenden ersten Band, für den der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und des BUND Naturschutz in Bayern, Prof. Dr. Hubert Weiger, das Geleitwort übernommen hat, sollen im Laufe der nächsten zwei Jahre die folgenden acht Bücher vorgelegt werden:
Energiewende? Ja bitte!
Geleitwort: Prof. Dr. C. Kemfert
Industrielle Landwirtschaft (Titel NN)
Geleitwort; Prof. Dr. M. Succow
Wald (Titel NN)
Geleitwort: Oberforstdirektor Dr. L. Fähser
Gesellschaft und Ökologie (Titel NN)
Geleitwort: Prof. Dr. E.-U. von Weizsäcker
Klimawandel (Titel NN)
Verkehrswende? Ja bitte!
Meere (Titel NN)
Süßwasser (Titel NN).
Nicht ohne Grund steht dieses Buch, das sich mit dem weltweiten Verlust an Biodiversität befasst, am Anfang dieser Reihe. Wir leben zwar in den Industriestaaten weithin in einer von der Natur abgeschotteten, entfremdeten Welt, ja sogar immer häufiger mehr oder weniger lange Zeit in ausgesprochen virtuellen Welten. Dennoch sind und bleiben wir Menschen weiterhin auch ein Teil der Natur und sind daher in Zukunft auch weiterhin auf sie in vielfältiger Weise angewiesen.
Allerdings stehen ökologisch die Zeichen heute eher auf Sturm. Um nur einige wenige Symptome zu benennen: So hat sich beispielsweise der Biodiversitätsindex seit 1970 mehr als halbiert. Etwas mehr als die Hälfte der Wälder in den Tropen und Subtropen sind in dieser Zeit weitgehend zerstört worden. Die Weltbevölkerung vermehrt sich weiter und ist im oben genannten Zeitraum mit heute 7,6 Milliarden Menschen auf das Doppelte angewachsen. Ihr Wachstum schwächt sich inzwischen zwar leicht ab, wird aber voraussichtlich erst bei einer Bevölkerung von etwa 10 Milliarden Menschen Mitte dieses Jahrhunderts zum Stillstand kommen. Außerdem hat sich der generelle Pro-Kopf-Verbrauch an Umweltflächen wie auch an Konsumgütern in der genannten Periode mehr als verdoppelt. Der jährliche Ausstoß an Treibhausgasen ist in diesem Zeitraum ebenfalls auf das nahezu Doppelte angewachsen. Der globale ökologische Fußabdruck hat inzwischen die Größe von 1,6 Planeten erreicht. Er ist besonders groß in den urbanen Zentren der westlichen Welt.
Hierfür zitiert Weizsäcker [32] zwei eindrucksvolle Beispiele (S. 75): Nach Girardet beträgt „der ökologische Fußabdruck Londons das 125-Fache der Fläche der Stadt selbst, was ungefähr das Äquivalent des gesamten produktiven Landes Englands ist“. Und weiter teilt er mit: „Eine typisch nordamerikanische Stadt mit einer Bevölkerung von 650.000 würde 30.000 Quadratkilometer Land benötigen, ein Gebiet ungefähr von der Größe Belgiens, rein um ihre materiellen Bedürfnisse zu erfüllen“.
In dem Buch „Planetary Boundaries: Exploring the safe operating space for humanity” haben Rockström u. a. neun „planetarische Lebenserhaltungssysteme“, die nahezu alle primär ökologischen Charakter tragen, behandelt. Unter diesen „Kontrollvariablen“ wird die „Integrität der Biosphäre“, mit der sich dieses Buch beschäftigt, für das Überleben der Menschheit als besonders wichtig, aber zugleich auch als hochgefährdet angesehen. Die „genetische Vielfalt befindet sich nach dieser Grafik (siehe umseitige Abbildung 1) bereits im „Hochrisikobereich“. Auch fehlen noch die Voraussetzungen, um die „Belastungsgrenze“ quantifizieren zu können. Ihre Kenntnis ist jedoch erforderlich, wenn man bei weiteren Eingriffen in die Biodiversität unabsehbare Folgen vermeiden möchte.
jenseits des Unsicherheitsbereichs (Hochrisiko)
innerhalb des Unsicherheitsbereichs (zunehmnedes Risiko)
unterhalb der Belastungsgrenze (sicher)
Belastungsgrenze noch nicht quantifiziert
Abbildung 1: Kontrollvariable des Klimawandels
Quelle: http://science.sciencemag.org/content /347/8223/1259855 (Copyright vom 25.04.2018)
Auf der UNEP-Tagung 2012 wurde anlässlich der Vergabe des Blue Planet Prizes der „Imperative to Act“ vorgestellt. Er ist von allen 18 bisherigen Preisträgern unterschrieben worden und wird wegen seiner Bedeutung hier angeführt:
Die menschliche Fähigkeit, zu handeln, hat die menschliche Fähigkeit, zu verstehen, weit übertroffen. Daraus erwächst für die Zivilisation ein Orkan von Problemen, ausgelöst durch Überbevölkerung. Überkonsum der Reichen, Einsatz umweltschädlicher Technologien und schlimme Ungleichheiten.… Die sich rasch verschlechternde biophysikalische Situation ... wird von der Weltgemeinschaft kaum erkannt, die dem irrationalen Glauben verfallen ist, dass die Wirtschaft physisch endlos wachsen könne.
Albert Schweitzer hat bereits vor 70 Jahren diese Entwicklungen vorausgeahnt und die Menschen zu tatkräftigem, jedoch ethisch fundiertem Handeln angesichts der technischen Möglichkeiten und ihrer Bedrohung für unsere Welt aufgerufen: „Die einzig sinnvolle Lebensweise ist ... die des aktiven Eingreifens in die Welt. Es geht dabei nicht um die Aktivität um ihrer selbst willen, sondern ganz spezifisch um die Aktivität des Lebens und Sorgens für den Mitmenschen.“ Und heute würde er vermutlich im Sinne seiner grundlegenden „Ehrfurcht vor dem Leben“ hinzufügen: „und um die ihm anvertraute Natur“.
Wir beobachten zur Zeit eines der größten Artensterben seit der Kreide-Tertiär-Grenze vor 66 Millionen Jahren. Dieses Massenaussterben (Mass Extinction) unterscheidet sich signifikant vom normalen, laufenden „Hintergrundsterben“. Seine wichtigsten Kennzeichen sind außergewöhnliche, drastische Verluste von Individuen oder Populationen einer Art innerhalb sehr kurzer Zeit. Die Aussterberate liegt heute nach Angaben der IUCN je nach Studien und Regionen um etwa das 100-bis 10.000-Fache über derjenigen des normalen Artensterbens. Oder präziser: Je nach Studie und Region sterben zwischen drei und 130 Arten pro Tag.
Hierzu bemerkt das BfN in einer Stellungnahme vom Frühjahr 2017:
Praktisch alle Tier- und Pflanzengruppen in der Agrarlandschaft sind von einem eklatanten Artenschwund betroffen. Es handelt sich hierbei um eine alarmierende Entwicklung.… Man braucht dringend eine Kehrtwende.… Selbst in Schutzgebieten sind die Einflüsse der Landwirtschaft beträchtlich … Auch eine anhaltende, deutliche qualitative Verschlechterung des Grünlandes muss festgestellt werden … Der Einsatz von Pestiziden bringt zahlreiche Risiken für die Umwelt einschließlich der biologischen Vielfalt mit sich.
Da die Pflege der Artenvielfalt bei kurzfristiger Betrachtungsweise bestenfalls Kosten verursacht und keinen Profit verspricht, herrscht bisher in Wirtschaft und Politik weitgehendes Desinteresse an diesen Problemen. Auch ist die Unkenntnis in der Bevölkerung über die Fakten und vor allem über ihre Zusammenhänge sowie über die künftigen Auswirkungen des Artenverlusts ausgesprochen groß.
Die aktuelle, negative Entwicklung wird von vielen Menschen als nicht weiter bemerkenswertes Ereignis abgetan. Doch sollte man sich nicht in trügerischer Sicherheit wiegen. Jede Pflanze und jedes Tier bewegt sich in einem ökosystemaren Netz und nimmt seine spezifische Rolle wahr. Das in den Medien eingehender dargestellte „Bienensterben“ kann als typisches Beispiel angesehen werden.
Auf die Bedeutung der planetaren Grenzen (Abbildung 1) wurde bereits kurz eingegangen. Die Kontrollvariable „Integrität der Biosphäre“ wird dort bereits im Hochrisikobereich gesehen. Die Biosphäre stellt eine der wichtigsten Existenzgrundlagen der Menschheit dar. Es dürfte ratsam sein, nicht auszuprobieren, wo die tatsächlichen Grenzen wichtiger ökologischer Systeme liegen. Die Folgen könnten unabsehbar sein.
Nicht das Verstummen vieler Tierarten ist das eigentlich Schreckliche, sondern das Schweigen der Menschen zu dieser Entwicklung. Sind wir überhaupt noch fähig, schleichende Entwicklungen zu erkennen, die für Homo sapiens gefährlich sind oder doch werden könnten. Und wie steht es um unsere Fähigkeit, auf erkannte Gefahren angemessen zu reagieren? Wird der von Carson bereits 1962 angesagte „Silent Spring“ auch bei uns jetzt in bestimmten Regionen seinen Einzug halten? Oder hat er ihn nicht bereits in Teilen mit einem hohen Anteil an industrieller Landwirtschaft gehalten? Wann haben wir denn zum letzten Mal eine Lerche jubeln oder einen Maikäfer brummen hören?
Natürliche Prozesse laufen mit einer aus menschlicher Sicht betrachtet sehr langsamen Geschwindigkeit ab. Daher werden für die Menschheit die wirklichen Folgen des gegenwärtigen Artensterbens erst in mittelfristiger bis langfristiger Perspektive wirklich erfahrbar sein.
Allerdings muss hier kurz darauf verwiesen werden, dass der Begriff „Mass Extinction“ unterschiedlich definiert wird. Ein kleinerer Teil der Wissenschaftler bezeichnet nur Einschnitte von über 75 Prozent in die globale Biodiversität als Massensterben. Diese hohe Aussterberate findet man heute erst in wenigen Fällen. Der überwiegende Teil der Experten sieht die Menschheit dagegen schon heute mit einem überaus hohen Artenverlust konfrontiert. Typisch dafür sind der rapide Ablauf des Geschehens, die regional bereits sehr hohen Aussterberaten und die weltweit absehbare weitere negative Entwicklung. Einig sind sich dagegen nahezu alle der mit dieser Problematik befassten Wissenschaftler, dass dieses sechste Artensterben überwiegend vom Menschen verursacht wurde und auch weiterhin wird. Denn gerade auch der weithin auf menschliches Tun zurückzuführende Klimawandel trägt wesentlich zum gegenwärtigen Artenverlust bei.
Abbildung 2: Entwicklung der CO2-Konzentration in den letzten 420.000 Jahren der Erdgeschichte
Quelle: Lüthi u. a., High-resolution carbon dioxide concentration record. Nature 2008, 379 - 382; Nachdruck mit Genehmigung der AAAS (Copyright vom 24.05.20118).
Aus dieser Grafik geht sehr deutlich hervor, dass sich die Kohlendioxid-Konzentration in der genannten Periode zwar regelmäßig geändert hat, dass jedoch der Anstieg seit 1950 alles Bisherige sehr, sehr weit hinter sich lässt. Jeder unvoreingenommene Betrachter wird daher nicht umhinkönnen, diesen rasanten Klimawandel vor allem auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen. Menschliches Handeln kann jedoch bis zu einem gewissen Grade auch wieder vom Menschen korrigiert werden. In jedem Falle ist es angebracht, den Klimawandel als eine der Hauptursachen des Artenverlustes realistisch anzugehen und seinen weiteren Anstieg möglichst bei maximal 2° Celsius zu stabilisieren. Dieser Ausstoß an Treibhausgasen, an denen Kohlendioxid einen sehr wirkungskräftigen Anteil hat, ist zweifelsohne vorrangig auf das Wirtschafts- und Konsumverhalten der Industrieländer auf der Nordhalbkugel in den vergangenen 200 Jahren zurückzuführen. Die westlichen Industrienationen stehen daher hier auch in erster Linie in der Verantwortung. Je mehr die bisherigen westlichen Produktions- und Konsumptionsmuster von den Gesellschaften der Südhalbkugel, vor allem ihren aufstrebenden Mittelschichten, übernommen werden, umso aussichtsloser wird die Lage. Und umso radikalere Maßnahmen werden erforderlich sein, wenn man das Zwei-Grad-Ziel noch halten möchte.
Aussagen zum Artenverlust
Allerdings ist es außerordentlich schwierig, eindeutige Aussagen zum Rückgang der Arten zu machen. Man weiß ja noch nicht einmal, wie viele Arten es überhaupt gibt. Die Schätzungen schwanken zwischen zehn und 100 Millionen. Systematisch erfasst wurden bisher aber „nur“ etwa 1,4 Millionen Tier- und Pflanzenarten. Dies ist andererseits eine wissenschaftlich ausgesprochen hohe Leistung, wenn man die vergleichsweise bescheidenen Ressourcen der einschlägigen Forschung und die Schwierigkeiten der Forschungsmaterie berücksichtigt.
Aber nicht nur der Verlust an Arten ist besorgniserregend. Die Größe der meisten Einzelarten nimmt ebenfalls ständig ab. So überwacht der WWF mit seinem Living Planet Index die Veränderungen bei etwa 3.700 Arten. Sie zeigen einen Rückgang der Populationen – also der Mitglieder einer Art – zwischen 1970 und 2012 um im Durchschnitt knapp 60 Prozent.
So sind auch nach Informationen der Experten Heinrich (WWF) und der englischen Universität East Anglia etwa knapp die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten „in den weltweit bedeutendsten Naturregionen bedroht. Sollten … die Emissionen an Treibhausgasen wie bisher fortschreiten, würde jede zweite Art bis 2080 aus den Untersuchungsgebieten verschwinden“.
Zunehmend ist die Menschheit dabei, ihre eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören. Inzwischen hat der Mensch etwa 50 Prozent des Festlandes der Erde in Beschlag genommen. Dies ist ein Zuwachs von 10 Prozent Fläche in nur 25 Jahren. Heute werden nur die wirklich unwirtlichen bzw. wirtschaftlich uninteressanten Flächen (noch?) nicht genutzt.
Zum ersten Mal haben die UN einen umfassenden Bericht zu diesen Problemen vorgelegt. An dieser Studie des IPBES haben 500 Experten drei Jahre lang gearbeitet und die Lage in vier Regional-Reports dargestellt. Diese decken alle wesentlichen Weltregionen ab. Nach Watson, dem Vorsitzenden des IPBES, gibt es „praktisch keine Region mehr, in der die Artenvielfalt nicht deutlich abnimmt“. Hierfür nur drei Beispiele: So sind in Europa und Zentralasien die Fischarten um 71 Prozent zurückgegangen. In Nord- und Südamerika sind 40 Prozent der Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Im pazifischen Asien ist das Meer bereits so überfischt, dass Fischbestände bei einem „Weiter so!“ bis zur Jahrhundertmitte nicht mehr nutzbar sein werden.
Wesentliche Gründe
Als die wesentlichen Gründe für diese Entwicklungen werden die Vernichtung, Zerschneidung und Entwertung von Lebensräumen genannt. Die wichtigsten Stichworte hierzu sind der Bau von Siedlungen und Straßen, der Abbau von Mineralien oder Kohle, die industrielle Landwirtschaft sowie die Verschmutzung der Meere, Seen und Flüsse wie auch der Böden und der Luft.
Zum Prüfstein dieser Entwicklung dürfte die Antarktis werden. Sie ist zwar äußerst unwirtlich, wird jedoch wegen der dort vermuteten Bodenschätze wirtschaftlich stetig interessanter. Noch verhindert ein gemeinsamer Beschluss der Staatengemeinschaft die wirtschaftliche Nutzung dieses Kontinents. Es dürfte jedoch vermutlich nur noch eine Frage der weiteren technischen Entwicklung und der steigenden Rohstoffpreise sein, bis auch diese Bodenschätze ausgebeutet werden dürfen.
Besonders gravierend jedoch ist der Artenverlust in den Kulturlandschaften. So stellte das BfN im Frühjahr 2017 fest: Praktisch alle Tier- und Pflanzengruppen in der Agrarlandschaft sind von einem eklatanten Artenschwund betroffen. Es handelt sich hierbei um eine alarmierende Entwicklung.… Man braucht dringend eine Kehrtwende.… Selbst in Schutzgebieten sind die Einflüsse der Landwirtschaft beträchtlich … Auch eine anhaltende, deutliche qualitative Verschlechterung des Grünlandes muss festgestellt werden … Der Einsatz von Pestiziden bringt zahlreiche Risiken für die Umwelt einschließlich der biologischen Vielfalt mit sich. Auch die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen ist ernüchternd: Der anhaltende Verlust der biologischen Vielfalt in Deutschland konnte noch nicht gestoppt werden. Beim wichtigsten Indikator Artenschutz und Landschaftsqualität gehe der Trend sogar weg vom Ziel. Betroffen sind gerade auch jene Arten, für die Deutschland eine besondere „Erhaltungsverantwortung“ trägt, weil größere Populationen im Wesentlichen hier zu finden sind.… Das Ziel der NbS von 2008, den Rückgang der Biodiversität zu stoppen, erscheint damit kaum mehr zu schaffen … Zwei Drittel der Biotop-Typen weisen ein unterschiedlich hohes Verlustrisiko auf. (Zitiert nach FR vom 13.04.2018.)Zusätzlich sind viele Pflanzen- und Tierarten durch „biologische Invasionen“ gefährdet. Der NaBu benennt 168 invasive Arten mit entsprechenden negativen Auswirkungen. Die EU führt allerdings in diesem Zusammenhang lediglich 49 Arten auf, die „der biologischen Vielfalt schaden“. Bereits diese wenigen Arten sollen jedoch nach EU-Angaben einen Schaden in Höhe von 12 Mrd. Euro pro Jahr verursachen (Wissen, eve 1.18). Früher konnte sich die Tier- und Pflanzenwelt vor Ort in den meisten Fällen noch auf die Invasoren einstellen, da diese Prozesse relativ langsam verlaufen sind. Dies ist heute nicht mehr der Fall. Die modernen Transportmöglichkeiten ermöglichen rasche und zugleich massenhafte Invasionen. So wurden beispielsweise im Ballastwasser eines einzigen Ozeanschiffes über 50.000 zooplanktische, größtenteils fremdartige Individuen gefunden.
Einige konkrete Beispiele
DIE ZEIT berichtete in ihrer Ausgabe vom 14.09.2017 über einige derartige Beispiele. Ein ökologisch besonders negativer Fall sei hier erwähnt: 1992 wurden europäische Erdhummeln in Gewächshäusern in Chile eingesetzt. Die dort gezogenen Tomaten sollten so besser bestäubt werden und höhere Erträge erbringen. Allerdings entkamen im Laufe der Zeit einige Königinnen ins Freie – mit verheerenden Folgen: Heute haben deren Nachkommen die meisten einheimischen Konkurrenzarten verdrängt. Und dies nicht nur in Chile, sondern anscheinend auch auf großen Teilen des südamerikanischen Kontinents.
Die EU erarbeitet seit 2016 eine laufend aktualisierte Übersicht über derartige Invasoren. Sie erfasst dabei allerdings nur Arten, die „nach vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen wahrscheinlich erhebliche nachteilige Auswirkungen auf die Biodiversität (beispielsweise durch Konkurrenz, Prädation [Beziehungssystem zwischen diversen Arten], Hybridisierung) oder durch den Wegfall von damit verbundenen Ökosystemdienstleistungen wie Wasserqualität, Nährstoffkreislauf, Bestäuberleistungen“ haben. In dieser Liste sind besonders invasive Arten aufgeführt, die vom Riesenbärenklau über das an Fließgewässern zu findende, aus dem Himalaya stammende Drüsige Springkraut bis hin zum so possierlichen, aber nesträuberischen Waschbär reichen. Insgesamt werden etwa 12.000 gebietsfremde Arten erfasst, von denen 15 Prozent als besonders invasiv eingestuft werden. Diese Problematik ist natürlich nicht nur auf Europa beschränkt.
