Wunder warten gleich ums Eck - Barbara Pachl-Eberhart - E-Book

Wunder warten gleich ums Eck E-Book

Barbara Pachl-Eberhart

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  • Herausgeber: Integral
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Lassen sich Wunder planen? Auf jeden Fall können wir sie erfahren, wenn wir es wollen. Denn: Wunderbare Ereignisse geschehen an jedem Tag. Barbara Pachl-Eberhart notiert regelmäßig »Wundertag« in ihren Kalender. Das heißt für sie: spazieren gehen, ein Wunder entdecken und darüber schreiben. Was eigentlich nicht planbar ist, lässt sich doch umsetzen. Mit offenen Sinnen bemerkt die Erfolgsautorin tatsächlich an jedem dieser Tage ein Wunder – im Miteinander der Menschen, im strahlend stolzen Lächeln eines Kindes, in einer blitzartigen Erkenntnis, die alles verwandelt. In ihrem neuen Buch berichtet sie darüber – mal komisch, mal berührend und immer liebevoll. Ihre Geschichten, zuerst als erfolgreiche Kolumnen im EngelMagazin veröffentlicht, sind eine Einladung an alle Leserinnen, sich selbst von scheinbar Bekanntem verzaubern zu lassen und ein Leben zu entdecken, das wahrhaft wundervoll ist.
Mit wunderschönen Illustrationen von Barbara Pachl-Eberhart.

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Seitenzahl: 199

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Das Buch

Lassen sich Wunder planen? Auf jeden Fall können wir sie erfahren, wenn wir es wollen. Denn: Wunderbare Ereignisse geschehen an jedem Tag. Barbara Pachl-Eberhart notiert regelmäßig »Wundertag« in ihren Kalender. Das heißt für sie: spazieren gehen, ein Wunder entdecken und darüber schreiben. Was eigentlich nicht planbar ist, lässt sich doch umsetzen. Mit offenen Sinnen bemerkt die Erfolgsautorin tatsächlich an jedem dieser Tage ein Wunder – im Miteinander der Menschen, im strahlend stolzen Lächeln eines Kindes, in einer blitzartigen Erkenntnis, die alles verwandelt. In ihrem neuen Buch berichtet sie darüber – mal komisch, mal berührend und immer liebevoll. Ihre Geschichten, zuerst als erfolgreiche Kolumnen im EngelMagazin veröffentlicht, sind eine Einladung an alle Leserinnen, sich selbst von scheinbar Bekanntem verzaubern zu lassen und ein Leben zu entdecken, das wahrhaft wundervoll ist.

Mit wunderschönen Illustrationen von Barbara Pachl-Eberhart.

Die Autorin

Barbara Pachl-Eberhart studierte Querflöte an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. Als Clowndoctor brachte sie neun Jahre lang kranke Kinder zum Lachen. Durch eine dramatische Wende in ihrem Leben kam sie schließlich zum Schreiben: 2008 verunglückten ihr Mann und ihre zwei Kinder bei einem Autounfall. Ihre beiden SPIEGEL-Bestseller „Vier minus drei“ und „Warum gerade du?“ zeugen von der Kraft, die das Schreiben selbst inmitten einer existenziellen Lebenskrise erwecken kann. Diese Kraft gibt die Autorin heute, nach einer Ausbildung in Poesie- und Bibliotherapie, an andere weiter.

www.barbara-pachl-eberhart.at

Barbara Pachl-Eberhart

Wunder

warten gleich ums Eck

Entdecke die kleinen Dinge, die den Alltag verzaubern

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Erste Auflage 2018

Copyright © 2018 by Integral Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Die Geschichten in diesem Buch erschienen erstmals als Kolumnen im EngelMagazin.

Alle Rechte sind vorbehalten.

Redaktion: Dr. Diane Zilliges

Illustrationen: © Barbara Pachl-Eberhart

Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München

unter Verwendung eines Motivs von © Fona/shutterstock

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-23333-4V001

www.Integral-Lotos-Ansata.de

www.facebook.com/Integral.Lotos.Ansata

Inhalt

Einleitung

Ehe die Wundersuche beginnt

Wunderbarer Anfangszauber

Stürmisches Wunder

Kein Wundertag?

Mich wundert gar nichts mehr

Das Wunder in mir

Trotzdem ein Wunder

Ein Wunder mit zwei Seiten

Ein Wunder hinter vielen Fenstern

Wunderinventur

Wunder ohne Worte

Großes kleines Wunder

Intermezzo: Worte wie Gold und Sonntag

Wunder auf den zweiten Blick

Die Nachbarn des Wunders

Ein Wunder aus meiner Vergangenheit

Das Wunder, das fehlt

Intermezzo: Lieber Abschied, sei willkommen!

Wunder auf Bestellung?

Blaues Wunder

Die Botschaft des Wunders

Wundersatz

Das Wunder, das mehr weiß als ich

Wunder muss man nicht verstehen

Das Wunder, das ich endlich sah

Manche Wunder kauen Gras

Wunder, Welt und Wolkenbruch

Das Wunder des ersten Schrittes

Intermezzo: Wenn ich nur irgendetwas hätte, das ich zerdrücken kann!

Ein Wunder, das mich interessiert

Eine Christbaumkugel voller Wunder

Intermezzo: Wunderbare Weihnachten

Ein Wunder, für das ich mich schäme

Verrückt, verspielt und wunderbar

Zum Abschluss: Hundert Wunder, die ich Ihnen wünsche

Einleitung

»Sind Sie gläubig?«

Seit ich Vorträge und Lesungen halte, habe ich kaum ein Publikumsgespräch erlebt, bei dem mir diese Frage nicht gestellt wurde. Es gibt andere Fragen, die sich ebenfalls oft wiederholen: Wie es mir geht, wie es mir wirklich geht, ob ich öfter weine oder öfter lache, ob ich Rat für Menschen habe, die allzu traurig sind, ob ich immer noch mit meinem Mann und meinen Kindern, die seit 2008 im Himmel sind, kommuniziere, und wie ich die Geburtstage, Todestage und sonstigen Jubiläen meiner himmlischen Familie begehe. Die Frage nach meinem Glauben allerdings ist die verlässlichste.

Warum? Vielleicht deshalb, weil sie die größte Sehnsucht, die größte Hoffnung und zugleich ein Tabu berührt: Vielen Menschen fällt es schwer, öffentlich über ihren Glauben zu sprechen. Wenn man zugibt, dass man gläubig ist, läuft man Gefahr, als Esoteriker abgestempelt oder als naiv verlacht zu werden. Da tut es gut, wenn es Menschen gibt, die gern Ja sagen, wenn man sie nach ihrem Glauben fragt. Eben Menschen wie mich.

Dass dieses Ja meine Antwort ist, das ahnt jeder, der gerade einen Vortrag von mir gehört hat, denn ich spreche meistens über meine Zwiegespräche mit meinem Mann und meinen Kindern und auch darüber, was ich Gott eines Tages sagen werde, wenn ich neben ihm auf einer weißen Wolke sitze und gemeinsam mit ihm, dem wohlwollend Milden, Rückschau auf mein Leben halte.

Ich glaube, wenn mich Menschen fragen, ob ich gläubig bin, fragen sie nicht nur nach dem Ja. Sie fragen auch und vor allem nach dem Ton in meiner Stimme. Sie fragen nach Sicherheit, sie wollen sich vergewissern, dass ich mein Ja frei von Zögern, frei von jedem »Aber« aussprechen kann. Und sie ahnen, dass ich es kann.

Ja, ich kann. Ja, ich bin gläubig. Es fällt mir leicht, das zu sagen. Und doch bin ich jedes Mal ein bisschen aufgeregt, wenn ich darum gebeten werde, in Worte zu fassen, was mir mein Glaube bedeutet. Wenn ich sagen soll, was es denn genau ist, woran ich glaube. Mein Ja ist bloß der Anfang einer langen, vielseitigen Geschichte. Wie geht sie weiter, nach dem spontanen, glaubwürdigen Ja?

Um wahrhaftig zu bleiben, muss die Geschichte meines Glaubens weitere, weitreichende Fragen stellen. Fragen wie diese: Wie wirkt sich das, woran ich glaube, denn auf mein Leben aus? Wie wirkt es sich aus auf die Art, wie ich andere Menschen behandle – oder darauf, wie ich schlechte Nachrichten verkrafte, wie ich auf Neues zugehe, wie ich mit unangenehmen Gefühlen zurechtkomme, wie ich Pläne schmiede? Ist das, woran ich glaube, hilfreich, wenn das Leben meine heiß geliebten Pläne wieder einmal über den Haufen geworfen hat? Hilft mir das, woran ich glaube, besser, friedlicher, glücklicher zu leben?

Das Buch, das Sie in Händen halten, hat viel mit diesen Fragen zu tun. Die Geschichten, die Sie lesen werden, erzählen davon, wie ich mich selbst auf die Suche nach Antworten auf die Fragen meines Glaubens gemacht habe – nach Antworten, auf die man nicht durch Nachdenken kommt, sondern die sich im Leben finden und im Leben bewähren.

Zu glauben, das ist für mich untrennbar mit dem Leben verbunden. Und zwar mit dem ganz normalen, alltäglichen Leben: mit Dienstag- und Freitagnachmittagen, mit April- und Novembertagen, mit Stoßzeiten und Stau, mit dem täglichen Weg zum Supermarkt, mit Nieselregen und Hochdrucktagen, mit meinen Nachbarn und der fremden Passantin auf der Straße, mit den vielen kleinen, unscheinbaren Begebenheiten, die sich jeden Tag ereignen oder ereignen könnten.

Ich glaube nicht nur an den Himmel, ich glaube auch an das Leben, das sich ganz real »hier unten« abspielt. Im O-Ton klingt das so: »Ich glaube, dass das Leben voller Wunder ist – und dass man jederzeit ein Wunder findet, wenn man nur ein paar Minuten lang mit offenen Augen spazieren geht.«

Das habe ich im Jahr 2013 zu Tonio Montel gesagt, als er mich für das Engelmagazin interviewte. Ich weiß noch, wie sich bei ihm ein Mundwinkel herausfordernd nach oben hob und wie er an seinem Kugelschreiber kaute, als er »Das glauben Sie wirklich?« fragte. Noch ehe ich nicken konnte, fragte er weiter, nun in seiner Rolle als Herausgeber und Chefredakteur des Magazins: »Wären Sie bereit, das auszuprobieren, zum Beispiel, indem Sie darüber schreiben?«

Auf was habe ich mich da nur eingelassen, dachte ich, als Herr Montel sich verabschiedet hatte. Ja, ja, raunte es hämisch in meinem Kopf. Glauben ist wirklich einfach – solange man nichts beweisen muss. Aber hält dein Glaube auch der Überprüfung stand?

Auf was habe ich mich da eingelassen? Heute, fünf Jahre nach meinem ersten Wunderspaziergang, fünf Jahre nach der ersten Kolumne, die ich für das Engelmagazin schrieb, kann ich sagen: Ich habe mich auf ein Abenteuer eingelassen, das sich gelohnt hat und sich ganz gewiss bis heute lohnt.

Ich habe Wunder gesucht und Wunder gefunden. Aber nicht nur das: Auf meiner Suche nach Wundern, die inzwischen vierunddreißig Geschichten entstehen ließ, durfte ich mich mehr als einmal fragen, was ich gelten lasse, wenn es um »echte Wunder« geht. Ich durfte mich fragen, ob man in einer bestimmten Stimmung sein muss, um Wunder zu finden, ob man Wunder rufen oder bestechen kann und ob man Wunder eher in der Einsamkeit oder im Trubel des Alltags entdeckt. Vor allem aber durfte ich mir immer klarer darüber werden, was ich eigentlich meine, wenn ich von Wundern spreche.

Wunder, die definiere ich heute so: Lebensmomente, in denen sich mein Blick auf das Alltägliche lichtet, in denen das Leben zu leuchten beginnt. Momente, in denen ich Erhabenheit spüre und ergriffen bin – von Kleinigkeiten, die Großes in sich tragen. Großes, das mich berührt und meinen weiteren Tag verändert. Meinen weiteren Tag – und damit mein ganzes künftiges Leben. Denn jede Veränderung stellt eine Weiche, die die weitere Richtung bestimmt.

Wunder öffnen eine Tür: eine Tür in ein Jenseits, das mich, so meine ich, nicht nur nach dem Leben erwartet, sondern das sich mitten im Leben offenbart. Ist das eine Tür zum Himmel? Ja: Himmel und Erde sind für mich nicht streng getrennt, nicht säuberlich geordnet in »jetzt« und »später«. Der Himmel berührt mich auch im Alltag, wann immer ich es ihm erlaube.

Und so sind die Geschichten, die in diesem Buch versammelt sind, Geschichten aus meinem Alltag. Lebensnahe, lebensbejahende Geschichten von einer, die auszog, Wunder zu suchen – und die tatsächlich jede Menge Wunder fand.

Die ersten Wunder warteten gleich vor dem Haustor auf mich. Und ein paar Schritte weiter – an der Kreuzung, im Supermarkt, im Park nebenan. Bald nach dem Beginn meines Wunderexperiments fiel es mir beinahe schwer, irgendwo kein Wunder mehr zu finden. Die ganze Welt kam mir wie ein einziges Wunder vor.

Ich wurde kritischer. Strenger. Eine Weile lang beschäftigte mich die Frage, was denn nun als »echtes« Wunder zu werten war. Ich suchte Wunder, die mich wirklich überraschten. Wunder, die mich herausforderten. Wunder, die mich dazu brachten, vertraute Überzeugungen und Glaubenssätze infrage zu stellen, und auf wundersame Weise dafür sorgten, dass ich mich veränderte. Ich wurde wieder fündig – und mein Glaube an echte Wunder festigte sich.

Irgendwann hörte ich auf, an bestimmten Tagen nach Wundern zu suchen, um sie auf die Probe zu stellen. Mein Blick auf den Alltag hatte sich durch mein Wunderexperiment verfeinert. Ich musste mir keinen »Wunderspaziergang« mehr verordnen, um das nächste Wunder zu finden. Inzwischen machte es immer wieder, sogar mitten im müden, emsigen, täglichen Trott, »klick« oder »pling«. Die Wunder hatten begonnen, mich aufzusuchen – und sie trafen auf einen verfeinerten Blick, auf offene Ohren, einen empfänglichen Geist. Und auf eine Frau, die mit großer Freude immer öfter darüber schreiben konnte, dass ihr wieder einmal, unangekündigt, ein Wunder begegnet war.

Ich schreibe noch immer über die Wunder, die mir begegnen. Und bin nach wie vor verblüfft, wenn mir, fünf Jahre, nachdem ich mein erstes Wunder suchen ging, wieder ein neues, wirklich neuartiges Wunder begegnet.

Die Welt ist tatsächlich voller Wunder. Das ist keine Pauschalaussage, keine beliebige Behauptung. Sondern eine Überzeugung, die sich aus meinen konkreten Erlebnissen speist. Ich danke den Wundern, die mich gefunden haben: für alle Momente des Lachens, der Erleichterung, der Überraschung und Freude. Und auch dafür, dass sie mir beibrachten, mit wachen Sinnen und offenem Herz durchs Leben zu gehen.

Ich hoffe, dass die Geschichten in diesem Buch auch Ihren Blick auf die Wunder des Alltags verfeinern. Möge dieses Buch dazu beitragen, dass Sie Wunder entdecken, wo Sie vorher keine sahen. Ich wünsche Ihnen viele »Klicks« und »Plings«. Und vor allem: ein Leben, von dem Sie ohne zu zögern sagen können, dass es himmlisch, bezaubernd und wundervoll ist.

Ehe die Wundersuche beginnt

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt …

Sie haben das Gedicht erkannt. Stimmt’s? Ich nehme an, Sie haben gelächelt, als Ihnen plötzlich wieder einfiel, dass es »Stufen« heißt. Sie haben beim Lesen »und der uns hilft, zu leben« ergänzt. Und wahrscheinlich an früher gedacht – an eine Zeit, in der Sie Hermann Hesse entdeckt haben und in »Narziss und Goldmund«, »Siddharta« und dem »Glasperlenspiel« versunken sind. An damals, als Sie mit jeder Seite, die Sie umblätterten, erwachsener wurden.

Ich rate noch weiter: Etwas in Ihnen hat beim Lesen leise zu schunkeln begonnen. So wie es schunkelt, wenn einem von irgendwoher ein altes Lieblingslied entgegenklingt, eines von denen, die man damals auf Schallplatte hatte, zum Beispiel auf »Kuschelrock«.

Das Gedicht vom Zauber des Anfangs hat damals, als wir es zum ersten Mal lasen und verstanden, eine Saite in uns gespannt. Eine Saite, die bis heute vibriert. Als wir Hesses Gedicht zum ersten Mal lasen, da waren die Worte über den Anfang eine Verheißung. Ein festes Versprechen, das sich auf später bezog. Auf bald.

Damals hatten wir die meisten großen Anfänge ja noch vor uns: den Studienbeginn, den Auszug von daheim, die erste Liebe, die dauern sollte, die erste große Reise allein. Der Duft dieser möglichen Anfänge umwehte unsere Nasenspitze, und wir wussten: Bald würden wir ihn tief einatmen, kosten und zu uns nehmen, und die Süße des Neuen würde uns laben. Im Bauch unserer Jugend, da war noch viel Platz für erste Male. Da gab es ein weites Vakuum, zu füllen mit dem, was wir uns als »unser künftiges Leben« erträumten. Es fing gerade an, dieses Leben. Und Hesses Gedicht machte uns Mut.

Und jetzt? Jetzt sind wir groß. Und wir glauben ihm immer noch, dem großen Dichter. Und wollen es immer noch glauben, dass jeder Anfang einen Zauber mit sich bringt. Und wir glauben daran und hoffen darauf, dass es noch viele Anfänge geben wird, in diesem, unserem Leben.

Doch inzwischen sind wir satt – und fragen uns heimlich: Wann haben wir das Knistern, das Rascheln, den seiden papierzarten Zauber des Neuanfangs zum letzten Mal wirklich gespürt? Wann hat uns dieser Schauer, der kitzelnd über Nacken und Rücken huscht, zum letzten Mal gepackt?

Ist der Zauber des Anfangs vielleicht nur noch ein inneres Sehnen, etwas, das wir erinnern, ohne es tatsächlich noch an uns heran- und in uns hineinzulassen, in all seiner Mächtigkeit, seiner Radikalität, seiner wandelnden Kraft? Oder … können wir es noch?

Anfangen, ohne zu wissen, wohin die Reise geht. Aufbrechen, die Stufe nehmen, einen Schritt weitergehen. Je älter wir werden, desto mehr begreifen wir, dass im Zauber des Anfangs nicht nur ein Versprechen liegt, sondern auch ein dringender Aufruf an unsere Seele: der Aufruf, nicht aufzuhören mit dem Anfangen. Was früher ganz einfach war, ist jetzt eine Lebensaufgabe. Denn unsere Erfahrungen und Gewohnheiten, die Bausteine unserer Sicherheit, sind stabil – und sie lassen sich nicht mehr so leicht verrücken. Wo ist denn noch Platz für Neues? Hier und da, in einer kleinen Ritze vielleicht.

Ein neues Hobby, ein neues Fahrrad, ein neues Kleid? Das alles macht Freude, aber der Zauber hält nicht lang an. Er perlt ab, an der glatten Oberfläche unseres Lebens, das eingerichtet und abgedichtet ist.

Wie finden wir wieder zu Neuem? Wie können wir es wieder zum Singen bringen, das packende Lied, mit seinem Zauber, der unsere innersten Saiten zum Schwingen bringt? Wir kennen die Antwort. Wir haben sie ja, vor langer Zeit, bei Hesse gelesen: Es gibt keinen Anfang, der nicht zugleich auch ein Abschied wäre. Ein Abschied von dem, was vertraut, behaglich und sicher ist.

Was es braucht, um anzufangen? Loslassen.

Abgeben. Aufgeben. Ein Vakuum schaffen. Hält unsere Seele, hält unser Bauch es aus, sich dem leeren Raum anzuvertrauen, den jeder wirkliche Anfang braucht? Hui, das zupft und zieht und reißt an uns. Erinnern wir uns noch daran, dass das Ziehen, dass die Angst zum Zauber dazugehört?

»Ich weiß keine Antwort.« »Ich habe keine Idee, keinen Plan.« Sätze wie diese gehören zum Zauberspruch, auf den der Neuanfang besonders gut hört. Das weiß ich mit Sicherheit. Denn ich habe die Augen gesehen: die Augen so vieler Menschen, die mitten im Leben einen Neuanfang machten – nicht aus Entschlusskraft, nicht aus Lust am Abenteuer, sondern weil sie keine andere Chance hatten und sich erst einmal, zum ersten Mal seit Langem, erlauben mussten, mit ihrem Latein am Ende zu sein.

Oft ist es das Schicksal, das uns das Loslassen lehrt. Das Pech. Der Verlust. Die Zumutung, dass uns etwas genommen wird, das wir nicht hergeben wollten. Zuerst spüren wir nur den Sturm, die Empörung. Doch irgendwann findet er zu uns, der zarte Duft, der uns verspricht: Es wird nun wieder einen Anfang geben. Bald. Und mit ihm kommt der Zauber, der uns beschützt. Der uns über die nächste Stufe hilft.

Jener Zauber, der uns hilft, zu vertrauen und wieder, weiter, im Geist des Anfangs zu leben.

Wunderbarer Anfangszauber

Wie schon gesagt: Ich glaube an Wunder. Es liegt einfach in meiner Natur. Wenn ich darüber nachdenke, worin der Sinn meines Lebens besteht, so finde ich hinter all den vielen möglichen Antworten, hinter den spontan emporschießenden Gedanken an einen alltäglichen, offensichtlichen, notwendigen und klug erdachten Sinn doch letzten Endes die immer gleiche, eine, große Antwort: Ich glaube, der Sinn meines Lebens liegt schlicht und einfach darin, die vielen, vielen Wunder der Welt zu bemerken und mich an ihnen zu erfreuen. Die Ausstattung, die mir für diese Aufgabe mit auf den Weg gegeben wurde, ist selbst schon ein Wunder: zwei Augen, die sehen. Zwei Ohren, die hören. Und ein Paar Füße, die mich vorwärtstragen, um die nächste Ecke. Und falls da gerade kein Wunder zu entdecken ist, eben noch ein paar Schritte weiter.

In der elften Schulklasse hat man mir beigebracht, dass es sieben Weltwunder gibt. Ihre Namen lernte ich auswendig, weil ich musste – die hängenden Gärten der Semiramis, die Pyramiden von Gizeh, den Koloss von Rhodos und die anderen Gebäude, die fast alle irgendwo in Griechenland standen. Sie hatten rein gar nichts mit meinem jugendlichen Leben zu tun. Am Ende des Schuljahres, im frühen Sommer, verliebte ich mich in den Jungen aus der ersten Reihe, der viel besser Klavier spielen konnte als ich und ungefähr siebzig Operettenarien auswendig kannte. Wir gingen Eis essen, wir gingen ins Kino, er brachte mich abends nach Hause, und da, plötzlich, war die Welt, meine ganz persönliche Welt, die Welt, die direkt vor meiner Nase lag, von Wundern übersät. Blumenduft. Unser Lied im Radio. Der Mond, so groß wie die halbe Welt, das Rot der Sonne am Abend, der Anruf, genau im richtigen Moment …

Wer verliebt ist, für den scheint die Welt aus Wundern zu bestehen. Und vielleicht sind es nicht zuletzt die Wunder, die wir vermissen, wenn die Liebe vergeht oder sich das, was einmal Verliebtsein war, langsam in Selbstverständlichkeit verwandelt. Beinahe unbemerkt schrumpft der Mond wieder auf seine normale Größe zusammen. Die Sonne verliert ihr rotes Feuer. Und die Lieder im Radio? Sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren.

Ich bin kein Kind mehr. Die Schule habe ich schon lange hinter mir gelassen. Kürzlich habe ich Geburtstag gefeiert. Meine neue Alterszahl erinnert mich, wie jedes Jahr, freundlich daran, dass mein Leben nicht ewig dauern wird, sondern stetig in Richtung Älterwerden tickt.

Auf Wunder zu warten: Wer weiß, wie viel Zeit ich dafür noch habe? »Hast du meine Wunder gesehen?«, wird mich der, zu dem ich gehe, eines Tages fragen. Ich möchte ihm mit einem strahlenden »Ja!« antworten, ich möchte ihm von der Erde, von seiner Erde, von Mutter Erde erzählen und von den tausend Kleinigkeiten, die mich verzaubert haben.

Wunder zu erkennen, da, wo sie sind, diese Aufgabe nehme ich ernst, und sie erfüllt mich mit Freude.

Vor Kurzem habe ich spontan ein Experiment in mein Leben eingeladen. Ich stellte mir die Frage, ob Wunder immer nur überraschend auftauchen, dann, wenn man nicht mit ihnen rechnet, oder ob man sich auch aktiv auf die Suche nach Wundern machen kann. Wie lange dauert es, bis man ein Wunder findet? Das fragte ich mich. Und spazierte, weil ich es mir vorgenommen hatte, gestern Nachmittag los.

Es dauerte nicht lang, bis ich mein Wunder traf. Kaum, dass ich im Erdgeschoss meines Wohnhauses angekommen war, bewies mir mein Leben bereits, dass es Humor hat. »Du suchst Wunder? Gut, hier hast du eines!«, lachte es, gerade in dem Moment, als ich das Haustor öffnete, um auf die Straße zu gehen. Welches Wunder überrumpelte mich? Ein Sonnenstrahl. Der erste, allererste warme Sonnenstrahl nach fünf kalten Wintermonaten. Er fiel mir direkt ins Gesicht, umarmte mich zärtlich. Meine Freude am Leben blinzelte heftig und war innerhalb einer Sekunde aus ihrem tiefen Winterschlaf erwacht.

»Eins zu null für dich, liebes Leben«, flüsterte ich, und der blaue Himmel winkte mir zu.

Gemeinsam mit allen Schutzengeln, die sich um mich tummeln, spazierte ich weiter und kaufte mir – zum ersten Mal in diesem Jahr – eine Tüte Schokoladeneis.

Wunder, egal wie klein oder groß, verändern die Welt. Und sie verändern uns: Wunder lassen unser Herz hüpfen und unsere Füße tanzen. Manchmal erkennt man einen Menschen, der gerade ein Wunder erlebt hat, an seinem Lächeln. Oder an einer Tüte Eis in seiner Hand – meistens mit Schokoladengeschmack.

Stürmisches Wunder

Wunder zu suchen hat einen großen Vorteil: Man kommt raus – egal, bei welchem Wetter. Heute! So lautete zum zweiten Mal die Vereinbarung mit mir selbst. Mein Experiment heißt konkret: Ich wähle einen beliebigen Tag im Kalender. Und dann mache ich mich auf den Weg, komme, was wolle. Ich gehe spazieren, bis ich ein Wunder finde. Beim ersten Mal dauerte es nicht lange, bis das Wunder und ich zusammentrafen. Es hat mich gleich am Haustor erwischt.

Apropos. Dieses Haustor!

Seit fast zehn Jahren wohne ich in einem noblen Gründerzeithaus, das über einen der viel gerühmten Wiener Innenhöfe verfügt. Rosen, gezüchtet im Vatikan, weißer Oleander. Mitten im Blütenmeer steht ein Gartenstuhl mit geschwungener Lehne, der aus einem Gemälde von Claude Monet gefallen sein könnte.

Das Schönste an meinem Haus aber ist das Eingangstor. Ich habe es »Schutzengeltor« getauft. Warum? Weil das mit den Schutzengeln immer funktioniert. Wirklich immer, zu hundert Prozent: Wann immer ich voll bepackt nach Hause komme und gerade keine Hand frei habe, um nach dem Schlüssel zu kramen, geht das Tor von selbst auf, weil zufällig gerade ein Mitbewohner das Haus verlässt. Meine Mitbewohner wissen schon, was mein Strahlen zu bedeuten hat, wenn sie mich vor dem Tor treffen. Sie wundern sich auch nicht, wenn ich wieder irgendetwas von unsichtbaren Flügeln murmle und fröhlich pfeife, während das Tor hinter mir ins Schloss fällt.

Heute trage ich keine Taschen. Heute bin ich es, die durchs Tor auf die Straße tritt. Niemand kommt mir entgegen, ich überlege, ein wenig zu warten. Es wäre doch schön, wenn ich heute für irgendjemanden Schutzengel spielen könnte.

Ein Wunder, das ich selbst erzeuge, als Revanche für die vielen Haustorwunder, die sich für mich schon ereignet haben – ja, das wäre ganz nach meinem Geschmack.

Eine Minute lang stehe ich pfeifend im Torbogen, dann mache ich mich doch auf, um weiterzugehen.

Es ist kalt. Der Winter ist noch einmal wiedergekommen, der Himmel hat graue Schläfen bekommen. Sogar der Wind scheint heute grau zu sein. Grau und garstig. Er macht mir Gänsehaut und weht mir – natürlich wie immer! – direkt ins Gesicht.

Es gelingt mir beim besten Willen nicht, gegen ihn anzupfeifen. Die Menschen, die sich rechts und links an mir vorbeiblasen lassen, haben ihre Schultern hochgezogen, ihr Blick wandert am Boden entlang, als wäre auch er eine graue Böe, die es sehr eilig hat, obwohl sie gar nicht wirklich weiß, wohin sie will.

Grimmige Augen, grimmiger Mund. Ja, auch dafür ist Wien berühmt: grantige Gesichter, vor allem dann, wenn es gerade viel zu kalt oder viel zu heiß ist. Also eigentlich immer.

Ich bleibe an der großen, vierspurigen Straße stehen, die ich immer überqueren muss, wenn ich in den Park, zur U-Bahn oder in die Innenstadt will. Die Ampel ist lange rot, das weiß ich schon, ich habe also Zeit, mich umzusehen. Mit mir warten sieben Leute. Vier schauen konzentriert in ihr Smartphone, zwei halten das Handy ans Ohr und versuchen verärgert, sich durch den Wind hindurch verständlich zu machen.