Wüstenkäfer - Sonja Kollegger - E-Book

Wüstenkäfer E-Book

Sonja Kollegger

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Beschreibung

Weihnachtsferien 1991. Während andere Familien zusammen beim Christbaum saßen und tags darauf in den Skiurlaub fuhren, unternahm mein Vater eine Reise durch die Sahara. Insgesamt waren es vier Männer, die es bevorzugten, statt auf den steierischen Skipisten hinunter zu wedeln, durch Sanddünen zu cruisen. Das Fahrzeug war kein Geländewagen, sondern ein alter VW-Käfer meiner Großeltern, die den Wagen meinem Vater schenkten. Diese exotische Reise meines Vaters und viele andere wahre Geschichten aus meinem Leben möchte ich hier mit Dir teilen. Das Leben ist ein einziges großes Abenteuer in dem wir die Hauptrolle spielen.

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Seitenzahl: 68

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Reisen ist das beste, ja das einzige Heilmittel gegen Kummer

(Alfred de Musset)

Inhalt

Reisevorbereitungen “Deluxe“

Mit dem Käfer Richtung Wüste

Sternenzelt in der Wüste

10.000 Schilling für den Käfer

Kreizfohrten san Dreckschleidern

Schwester Judith

Mutter auf Raststation ausgesetzt

Pfeilwurf im Kino

Der Poltergeist

Schwester Richarda

Zimmer Deluxe

Chillidschinn

Ausgetrickst

Italienerinnen haben keine Zahnschmerzen!

Donner, Wetter, Blitz

Gratis nach Mailand

Frau Bär

Zu Fuß ans Meer

Rumkugeln san ka Leckerli

Klorenovierung

Das Schild für Schildbürger

Nova Rock – etwas feucht

Nina und das Studium

Nina und die Couch

Fette Beute

Oma auf der Burg verloren

Wer ist Martina?

Papa am Blackfriday

Der vermeintliche Flugzeugabsturz

Triebwerkschaden

Reisevorbereitungen “Deluxe“

Weihnachtsferien 1991. Während andere Familien zusammen beim Christbaum saßen und tags darauf in den Skiurlaub fuhren, unternahm mein Vater eine Reise durch die Sahara.

Meine Mutter, meine mittlere Schwester und das vier Monate alte Baby blieben zu Hause und bangten um Vaters Leben. Die Reise war schon über ein Jahr geplant mit einem erfahrenen, ehemaligen Schulkollegen meines Vaters, der so eine Tour schon 24 Mal gemacht hatte. Als Reisevorbereitung gab es teure Impfungen und die Malaria-Prophylaxe, die organisiert werden mussten. Es gab am Wochenende immer wieder Treffen, wo die politische Lage im Gebiet der Tour besprochen wurde. Insgesamt waren es vier Männer, die es bevorzugten, statt auf den steierischen Skipisten hinunter zu wedeln durch Sanddünen zu cruisen.

Sie planten gemeinsam und jeder lernte brav ein wenig Arabisch und Französisch, um sich in Afrika verständigen zu können. Dosenbüchsen mit Fleisch wurde beim Diskonter eingekauft, genügend, um die knappen fünf Wochen auf dem Nachbarkontinent zu überstehen. Gemüse, Brot und Nebengerichte würden sie dort zu sich nehmen. Viele Großpackungen Kugelschreiber und Feuerzeuge wurden als Geschenke für die einheimischen Kinder besorgt. Es waren rote, blaue und schwarze Kugelschreiber und bunte Feuerzeuge für die freundlichen Kinderscharen, die die Reisenden in den Dörfern begrüßen würden.

Um das ganze Bargeld nicht in einer Geldtasche zu haben und damit diebische Augen anzuziehen, nähte meine Mutter einen Baumwollgurt. Ein Zip war eingenäht, so konnte mein Vater seinen Reisepass und das Bargeld unauffällig unter der Kleidung am Bauch tragen. Die Österreicher fuhren mit vier Autos: Ziel war es, bis zur Elfenbeinküste zu gelangen. Dort wollten sie nach der staubigen und strapaziösen Tour noch einen Badeurlaub anhängen.

Ein kleines Land mit Urwald und Küste erschien ideal, die Reise zu tatsächlich durchzuziehen. Dieses Land heißt Benin und war damals kommunistisch regiert mit einer niedrigen Kriminalitätsrate. Die Reisenden sollten den Strand und das kleine Land in Wahrheit nicht erreichen, aber ich will an dieser Stelle nicht spoilern. Immer wieder bricht bis heute ein Bürgerkrieg in Nordafrika aus und obwohl sich mein Vater ein Jahr lang vorbereitet hatte, beteten wir jeden Abend um das Wohl des Familienoberhauptes und dessen Reisekollegen.

Er war mit einem eierschalenfarbenen VW Käfer unterwegs und seine Gefährten mit einem Renault und einem Mercedes. Nein, es war kein Jeep, wie man meinen würde. Der Käfer war ein Geschenk meiner Großeltern, die sich für ein neues Auto entschieden und so ihren alten, treuen Käfer weiterreichen konnten. Das verlässliche Gefährt war eine amerikanische Ausführung mit Gebläse statt Klimaanlage. Mein Vater erzählte mir später: „Es hat nur zwei Möglichkeiten gegeben: entweder schwitzen wie eine Sau oder Sand fressen! Ich habe mich für Letzteres entschieden.”

Mit dem Käfer Richtung Wüste

Im Konvoi fuhren vier Männer, alle in ihren Dreißigerjahren, von Graz los.

Sie fuhren Richtung Süden, sprich durch ganz Italien, machten einen Halt, um sich Pompeji anzusehen und schliefen auf einem Campingplatz. Die Ausgrabungsstätte war laut Erzählungen so interessant, dass später mein Wunsch wuchs, eines Tages selbst dorthin zu reisen.

Der Besitzer des Campingplatzes war stets mit einer Schrotflinte bewaffnet und hatte einen Dobermann. Das Duo aus Mensch und Hund zog seine Runden um den Campingplatz, um sicherzustellen, dass es nicht zu unangenehmen Vorkommnissen kommt. Die Gruppe war sehr überrascht, dass der Italiener mit einer Waffe unterwegs war.

Um Neapel machten sie einen großen Bogen. Dieses Pflaster war ihnen ein wenig zu heiß. Das Gleiche galt für eine sizilianische Stadt namens Trapani. Buchstäblich vor den Toren der Stadt Palermo machten sie Halt, um in den Fahrzeugen zu übernächtigten. Da stand bereits ein Auto mit einem Schlafenden. Als dieser aufwachte und die vier Wägen erblickte, startete er sofort den Motor, stieg aufs Gas und suchte das Weite. So furchterregend waren die vier Steirer augenscheinlich. Naja, die Gegend war allerdings auch nicht die beste! Süditalien ist die Hochburg der Mafia, mit der sich keiner anlegen will. Mein Vater mit seinem Schnauzbart hatte immer etwas von einem Mafioso an sich.

Mit der Fähre gelangten sie über das Mittelmeer nach Tunis, der Hauptstadt von Tunesien. Sie durchquerten das Land, bis sie in Algerien ankamen. Nachdem sie sich erst ein paar Tage im Land befunden hatten, kam es zu einem Militärputsch und die Situation wurde ungemütlich. Es war an der Zeit, das Land so schnell wie möglich zu verlassen. Überall gab es Straßenkontrollen, bei denen schwer bewaffnete Männer mit Maschinengewehren standen. Dringend benötigten die drei Steirer einen Guide, der sie sicher aus dem Land geleiten könne. Sie wurden fündig und schlossen sich einer achtköpfigen, holländischen Gruppe an, welche dieselbe Idee hatte. Alle legten eine beträchtliche Summe zusammen, um aus der Gefahrenzone zu kommen. Kann man Sicherheit und sein Leben in Geld messen? Viele würden ja sagen. Aber die Hauptsache war, von dort einfach rauszukommen!

So wurden sie nach Niger gebracht, wo es keine Unruhen gab und sie relativ sicher waren.

Sternenzelt in der Wüste

Da war sie endlich: die Sahara, eine wunderschöne und seltsame Laune der Natur. Sie erstreckt sich über eine sehr große Fläche und ist eine sagenumwobene Landschaft. Die Reisenden hoppten von Oase zu Oase und von Stadt zu Stadt.

Die Männer führten ein Fahrtenbuch, jeder hatte im Auto sein eigenes. Es war gespickt mit wertvollen und lebensnotwendigen Informationen. Bei jedem Stopp wurde es aktualisiert. Das heißt, die Wasserkanister wurden vollgemacht, ebenfalls wie die Benzinkanister. Die gefahrenen Distanzen, also die Teiletappen, befanden sich zwischen 400 und 600 Kilometer. Der Benzinverbrauch wurde akribisch festgehalten. Bei Fahrten durch den Sand war der Verbrauch des Treibstoffes 50 Prozent höher als auf normalem Untergrund. Ein Umdrehen schier unmöglich! Als Beifahrer lag ein 50 Liter Benzinfass des Kollegen beim Papa im Käfer. Natürlich angegurtet und festgeschnallt - ein angenehmer Zeitgenosse! Stets still und ruhig, hi und da wackelte er ein wenig.

120 Liter Benzin hatten es sich am Rücksitz gemütlich gemacht und 100 Liter Wasser fanden ebenfalls ihr Plätzchen im Käfer. Ein Überschlag mit dem Auto wäre fatal gewesen und alles andere als wünschenswert.

Links eine Sanddüne und rechts eine Düne, dazwischen ein Weg, wo man durchfahren musste. Diese Art von Landschaft bietet eine tolle Gelegenheit, um Reisende zu überfallen und ihnen den fahrbaren Untersatz abzuknöpfen. Am Campingplatz kam ein LKW an, der ein paar Stunden nach der Gruppe das letzte Lager verlassen hatte und kam mit dicken Einschusslöchern an. Aufgrund dessen bekamen die Männer auch eine Gänsehaut. Wie viel Glück sie doch hatten, denn mit diesen Kerlen ist nicht zu spaßen.

Die Wüste erschien ihnen majestätisch und sehr still. Es gibt dort gar nichts, denn in vielen Teilen hat es 30 bis 40 Jahre lang keinen Regen gegeben - nicht einmal einen Tropfen Wasser. Dort gibt es nichts. Du hörst nichts. Absolut nichts! Das kann einem ganz schön Angst machen. Unsere Ohren sind es gewohnt immer etwas zu hören, sei es ein Vogel oder das Rauschen der Äste. Aber wenn man nichts hört, kann das sogar Panik beim Menschen auslösen. Die haben die Wüste wieder so schnell wie möglich verlassen.

Aber der Sternenhimmel ist gigantisch, das riesige Sternenzelt entfaltete sich majestätisch über die Männer. Dieses Spektakel, diese riesige Bühne berührte die Reisenden und strahlte Vertrauen und Geborgenheit aus. Bei einem Bier und dem Blick nach oben genossen sie ihren Traum, der wahr geworden war, nämlich die Sahara zu durchqueren und die Schönheit des fremden Kontinents mit allen Sinnen zu erfahren. Ein wenig Sand auf der Haut, der Duft der Wüste gepaart mit steirischem Bier.