Yep - warum nicht anders? - Simon Rhys Beck - E-Book

Yep - warum nicht anders? E-Book

Simon Rhys Beck

0,0

Beschreibung

15 Jahre dead soft verlag - zu diesem Jubiläum gibt es die passende Anthologie. Sieben brandneue schwule Kurzgeschichten von Susann Julieva, Sandra Gernt, Sandra Busch, Sabine Damerow, S.B. Sasori, Jobst Mahrenholz und Simon Rhys Beck. Der Erlös dieses Buches geht an die Initiative Rosa-Lila in Neubrandenburg. Alle Mitwirkenden verzichten auf ihr Honorar.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 370

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Yep - warum nicht anders?

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2014

http://www.deadsoft.de

© der einzelnen Beiträge liegt bei den Autoren

Lektorat: Sandra Gernt

Cover: Toni Kuklik

Bildrechte © Grigoriev Ruslan – shutterstock.com

1. Auflage

ISBN 978-3-944737-73-7 (print)

ISBN 978-3-944737-74-4 (epub)

Vorwort

Als der dead soft verlag auf uns zu trat und uns seine Unterstützung angeboten hat, waren wir begeistert. Denn das ‚Buch‘ ist es, was auch ROSA-LILA am Herzen liegt.

Wir meinen, ein Roman oder eine Geschichte kann dabei helfen Vorurteile abzubauen. Bücher können Menschen bilden, sie unterhalten und Rat geben. Das ist es, was wir wollen. Daher hängt unser Herz besonders an unserer Bibliothek.

Aber wer sind wir überhaupt:

Die schwul-lesbische INITIATIVE ROSA-LILA wurde 1993 in Neubrandenburg gegründet. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt zu informieren, zu beraten und einen Treff für Lesben, Schwule und Freunde zu schaffen.

Über die Jahre hinweg wurde das Sammeln und Ausleihen von Büchern ein wesentlicher Teil unserer Tätigkeit. Begonnen haben wir mit einer Handvoll. Nun sind es über achttausend Romane und Fachbücher, nahezu alle queeren Inhaltes, die wir der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Neben der Bibliothek führen wir eine Beratungsstelle. Dort können sich Menschen an uns wenden, die Fragen rund um das Thema Sexualität haben. Zielgruppe sind hier vor allem Jugendliche, junge Erwachsene und Angehörige.

Zudem organisieren wir Bildungsangebote, wie Workshops oder Vorträge.

Wir sehen, dass noch lange nicht alle Vorurteile gegenüber Schwulen, Lesben und bisexuellen Menschen, aber auch Transgender, verschwunden sind. Noch immer gibt es Benachteiligungen in vielen Bereichen für diese. Und somit liegen auch immer noch genügend Herausforderungen vor uns.

Der dead soft verlag und die Autoren der vorliegenden Anthologie haben auf ihr Honorar verzichtet, um uns auf diesem Weg zu unterstützen. Dafür möchten wir sehr herzlich Danke sagen.

Vorwort

15 Jahre sind eine lange Zeit – denke ich zumindest, wenn ich in den Spiegel sehe. Aber es ist auch eine ganze Menge passiert in den letzten Jahren.

Der dead soft verlag ist stetig gewachsen und hat sich positioniert: Wir veröffentlichen Gay Storys mit Stil von deutschsprachigen Autoren und Autorinnen.

Dabei werden wir bleiben, denn ich habe einige ganz persönliche Aufträge: die Förderung junger, bzw. bisher unbekannter Autoren und Autorinnen mit dem Anspruch, hervorragende Unterhaltungsliteratur zu veröffentlichen. Doch genauso wichtig ist mir, mithilfe der Geschichten zu zeigen, dass eine schwule Liebe genauso normal ist, wie die Liebe zwischen ‚Heteros‘. Toleranz ist nicht das Ziel, sondern Normalität. Und normal sind Dinge erst, wenn man sie nicht mehr erklären muss.

15 Jahre – ein Jubiläum. Und ein guter Zeitpunkt, um diese Anthologie mit neuen Kurzgeschichten zu veröffentlichen. Geplant und durchgeführt wurde die Idee selbstständig von den Autoren und Autorinnen. Alle Mitwirkenden verzichten auf ihr Honorar. Der Erlös geht an die Initiative Rosa-Lila.

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Autorinnen und Autoren bedanken, bei meinen Graphikern und den Lektoren. Aber auch bei allen Lesern und Leserinnen für die Treue und die Unterstützung – auf die nächsten 15 Jahre!

Susann Julieva

Sommer am See

Als das vertraute Ortsschild vorbeizieht, bremse ich scharf runter. Die Hauptstraße, die sich durchs Tal windet, ist voll tückischer Schlaglöcher. Kein Mensch auf der Straße, Mittagshitze, Geisterdorf. Lange war ich nicht hier, und doch hat sich nichts verändert. Den Bäcker gibt es noch, den einzigen Laden in der Einöde. An der Dorflinde biege ich rechts ab und muss einen Schlenker um einen Polizeikleinbus machen, der unerwartet vor einem Grundstück parkt. Seltsam. Im Hof des Anwesens steht ein kleiner Bagger, überall stehen Beamte herum. Was tun die wohl in diesem Kuhkaff? Eine heißkalte Vorahnung streift mich. Ich mag nicht gaffen, fahre weiter. Das ungute Gefühl verfliegt.

Als der Waldrand in Sicht kommt, drehe ich das Autoradio leiser. Der Himmel ist wolkenlos, sommerblau. Mein Bauch reagiert auf die vertraute Umgebung mit warmem Kribbeln. Die kleine Senke, bevor der Weg steil Richtung Wald geht, mochte ich schon immer. Mit Absicht nehme ich sie ein wenig zu schnell und genieße den Hüpfer, den der alte Golf dabei macht. Auf den Feldern, die sich bis zu den Fichten ausbreiten, wogt goldgelbes Korn im Wind. Bald wird man es abernten. Die Stoppeln werden Kinder beim Drachensteigenlassen an den Beinen stechen. Fast kann ich das Knattern des bunten Stoffs im Wind vernehmen, das ungestüme Ziehen an der Leine in meiner Hand fühlen. Wir sind einst so gerne hier gewesen.

Der Wagen taucht in den Schatten der ersten Bäume ein und holpert den unebenen Waldweg entlang. Licht flackert zwischen den Fichtenkronen hindurch, es blendet mich. Das Auto schliddert leicht. Ich bremse behutsam, höre Steinchen im Radkasten klackern und gebe weniger Gas. Es ist nicht mehr weit. Ich kenne die Strecke derart gut, ich könnte sie schlafwandeln. Vergessene Welt. Das war immer der besondere Zauber dieses Ortes. Als wüssten allein wir, die Eingeweihten, dass es ihn gibt.

Da ist schon die Gabelung. Verwittert, als will er seine Aufschrift nur widerwillig preisgeben, steht der Wegweiser im wuchernden Farn. Ein Pfeil nach rechts und das Wort „See“. Ich verzichte darauf, den Blinker zu setzen und biege ein. Zehn Meter weiter ragt wie eine abweisende Hand ein Schild auf, das drohend verkündet: „Privatweg. Kein Durchgang.“ Unbeeindruckt fahre ich weiter. Gleich kommt die huckelige Stelle, an der man im Auto stets kräftig durchgeschüttelt wird. Mächtige Wurzeln bohren sich durch den Untergrund. Noch eine enge Biegung, dann kann man zwischen den Bäumen hindurch einen ersten Blick auf den See erhaschen. Ich kurble das Fenster runter, bilde mir ein, ich könnte das Wasser riechen. Ein wohliger Schauder durchläuft mich. Zuletzt war ich im vergangenen Herbst hier, um das Haus winterfest zu machen. Alles ist so wundersam vertraut. Vielleicht wohnt ein Teil von mir dauerhaft am Waldsee, ein verlorenes Stück Seele.

Die Weißsprungs sind da, unsere Nachbarn zur Rechten. Ihr graues Auto parkt in der Auffahrt. Das alte Ehepaar kennt mich bereits, seit ich ein kleiner Knirps war. Beide sind nett, auch wenn Frau Weißsprung ein wenig geschwätzig ist. Ich halte an und steige aus, um unser breites, rostiges Gartentor zu öffnen. Waldduft begrüßt mich, zwitschernde Vögel. Es ist einfach herrlich hier. Das Tor lässt sich jedes Mal schwerer aufziehen, es müsste längst ersetzt werden. Doch das braucht mich nicht mehr zu kümmern. Vorsichtig fahre ich den Wagen auf unser Grundstück. Er passt gerade durch die Auffahrt. Kaum bin ich ausgestiegen, um meine Sachen aus dem Kofferraum zu holen, pirscht sich auch schon die Weißsprung an den Zaun.

„Nein, das gibt’s ja nicht, der Tommi! Bist du etwa noch größer geworden?“

Tommi. Niemand sonst nennt mich mehr so. Hier draußen werde ich wohl ewig mein kindliches Ich behalten. Ich muss lächeln, schaue in ihr faltiges Gesicht, ihre freundlichen Augen. Die tantenhafte Dauerwelle hat sie, solange ich sie kenne. „Hallo, Frau Weißsprung.“ Geflissentlich gehe ich nicht darauf ein, dass ich mit sechsundzwanzig längst ausgewachsen bin. „Wie geht’s denn?“

„Ach, man kann nie genug klagen“, sagt sie scherzend. Stets dieselben Sprüche, aber das hat etwas Anheimelndes, ist entspannt vertraut. „Das Häusler-Grundstück ist übrigens auch verkauft worden“, meint sie unvermittelt, mit Wehmut in der Stimme. „Er ist ja letztes Jahr verstorben. Lungenkrebs.“

Das wusste ich nicht und ich drücke mein Bedauern aus. Doch ganz ehrlich, unser Nachbar zur Linken war ein knurriger Spießer, dem man als Kind lieber aus dem Weg ging. Wir waren ihm zu laut.

„Wer hat es gekauft?“, frage ich interessiert, denn die Weißsprung weiß alles. Sie hat Gartenzwergspione, hat Hanni immer gesagt, und wilde Geschichten erfunden. Dass die bunten Gesellen im Nachbargrundstück nachts zum Leben erwachen und auskundschaften gehen. Ihre übersprudelnde Fantasie. Ich vermisse das.

„Sie haben sich nicht vorgestellt“, meint die alte Frau vorwurfsvoll und senkt bedeutungsvoll ihre Stimme. „Sind Ausländer.“ Als würde das alles erklären. „Sie sind seit vorgestern da.“ Sie fährt sich mit der faltigen Hand über ihre Gartenschürze. „Dass die sich eins der Grundstücke leisten können, wundert mich.“

Das Schlimme ist, sie meint das nicht mal böse. Unangenehm berührt sage ich nichts dazu. Lieber packe ich demonstrativ meine Reisetasche und einen Wasserkanister. „Ich werde dann mal.“

Sie sieht mich plötzlich unerwartet weich an, liebevoll. „Schön, dass du noch mal kommst, Tommi. Ihr werdet uns fehlen.“

Ich nicke, habe auf einmal einen Kloß im Hals, will mir nichts anmerken lassen. „Danke, dass Sie aufs Grundstück geachtet haben, Frau Weißsprung.“ Sie winkt mir zu, als ich mich schwer bepackt auf den Weg zum Ferienhaus mache. Die Steinplatten sind fast völlig unter Moos verschwunden.

Hinter dem Zaun erspähe ich die neuen Nachbarn. Eine junge Familie. Nordafrikaner, dem Aussehen nach. Wunderschöne Hautfarbe, wie Kaffee mit viel Milch. Die Frau sonnt sich im Liegestuhl, ihr Haar ist kirschrot gefärbt. Sie hat ein blaues Tuch kunstvoll um den Kopf geschlungen, das ihre Frisur hochhält. Er sitzt auf den Stufen zur Veranda, ein Kleinkind auf dem Schoß. Wow – der Typ ist unerwartet heiß. Das schwarze Haar ist ganz kurz, er hat ein schönes, schmales Gesicht. Er trägt nur Bermudashorts und über seinen muskulösen Oberkörper zieht sich ein Tattoo. Aus der Entfernung kann ich nicht erkennen, was es darstellen soll, aber es sieht fremdländisch aus. Heiß, heiß, heiß. Was für ein Körper! Bisher war ich bloß mit deutschen Jungs zusammen. Die wenigen Ausländer in meinem Bekanntenkreis sind Türken, und die sind hier geboren und fast deutscher als wir. Keine Ahnung, warum der neue Nachbar mich dermaßen umhaut. Das ist ja wieder mal typisch. Glücklich verheirateter Hetero. Ich wende mich um und bemühe mich, diesen göttlichen Anblick aus meinen Gedanken zu verbannen. Es fällt mir schwerer, als ich mir eingestehen will.

Einen kurzen Moment ringen das Türschloss und ich, bevor es nachgibt und mir Einlass gewährt. Ich lasse das Gepäck auf der Veranda und tauche ins Dunkel des hölzernen Sommerhauses sein. Es riecht muffig. Seit Monaten nicht gelüftet. Meine Augen brauchen einen Moment, um sich zurechtzufinden. Ich taste mich zum nächsten Fenster, um den Laden zu öffnen. Das Holz hat sich verzogen und ich brauche Kraft, um den Verschluss aufzubekommen. Endlich Licht. Ich sehe mich im Raum um und bin überrascht von der zärtlichen Melancholie, die mich überkommt. Alles wie immer. Die Einrichtung besteht aus ausrangierten Möbelstücken meiner Großeltern. Das Übelste der Sechziger und Siebziger. Da ist der futuristisch geformte Korbsessel, der unerwartet bequem ist. An der Wand hängt das Goethe-Barometer meines Großvaters. Seine Sammlung von kitschigen Bierkrügen bevölkert das antike Buffet, das meine Mutter in einem aufdringlichen Grünton gestrichen hat. Sie behauptet, das war mal modern. Das Möbelsammelsurium ist scheußlich, und ich liebe es aus ganzem Herzen. Da ist sie also, meine Kindheit. Lebt weiter in diesen Wänden. Das Herz wird mir schwer bei dem Gedanken, dass bald nichts mehr davon bleiben wird. Nur wenige Teile kann ich gebrauchen und damit retten. Ein bisschen Retro-Geschirr, ein paar Gläser, ein Bild. Den Sessel eventuell, als Andenken? Vom Rest werde ich Stück für Stück abtransportieren und auf den Sperrmüll bringen. In mir sträubt sich alles vehement gegen diese Vorstellung, aber es hilft ja nichts. Die Dinge ändern sich. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, loszulassen. Das Informatikstudium liegt hinter mir. Nach dem Sommer wartet mein erster Job als Netzwerkadministrator, eine neue Stadt. All dem blicke ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits freue ich mich darauf, andererseits habe ich Respekt vor dem, was kommt. Es fühlt sich an, als müsste ich nun endlich erwachsen werden.

Was soll’s, ich muss das Beste aus der Situation machen. Bevor wir das Sommerhaus verkaufen können, muss ich alles auf Vordermann bringen. Da warten Unmengen von Arbeit auf mich. Das Grundstück ist total verwahrlost. Keiner von uns ist regelmäßig vor Ort, kümmert sich genug. Mein Vater war seit fünfzehn Jahren nicht hier. Ich öffne alle Fenster, um kräftig durchzulüften. Vom See her flattert ein erfrischender Windhauch herein. Ich mag die Aussicht aufs Wasser, das Schilf, die knorrigen Weiden. Der kleine Waldsee ist nicht zum Baden geeignet, dafür ist er zu überwuchert von Algen und Wasserlinsen. Man kann allerdings schön mit dem Ruderboot fahren, jedes Haus hat seinen Steg. Das Wasser verbirgt sich unter hellem Grün. Gerade zieht eine Ente ihre Spur hindurch, bahnt sich eine Furche. Die Realität trifft mich ganz plötzlich. Sind wir verrückt, diesen magischen Ort aufzugeben? Egal, was geschah und wie anders es seitdem ist. Meine Kindheit am See war eine wunderbare Zeit. Jedes Wochenende und die ganzen Sommerferien, Jahr für Jahr.

Im Geiste sehe ich Hanni und mich sorglos draußen herumrennen. Wir spielen Cowboys und Indianer. Meist endet es damit, dass wir Friedenspfeife rauchen. Dann schlagen wir uns ins Gebüsch, Winnetou und Old Shatterhand, gehen auf Spurensuche, erkunden den moosgepolsterten Wald. Unsere Eltern ahnen nicht, wie weit uns unsere Streifzüge führen. Bis zum verlassenen Steinbruch, vor dem man uns streng gewarnt hat. Deshalb übt er auf uns eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Wir entdecken die kleine Höhle und sind bald jeden Tag dort. Sie ist schwer zu erreichen, mitten in der bröckelnden Felswand. Mein Herz klopft bis zum Hals, wenn wir hinaufklettern, doch es lohnt sich. Der Eingang ist eng. Mehrmals schruppe ich mir die Schulter beim reinkriechen auf. Die Höhle ist gerade groß genug für zwei, uneben und geheimnisvoll. Wir schleppen Decken mit und machen es uns gemütlich, bauen uns ein weiches Nest. Hanni, neun Jahre alt und besserwisserisch wie eine Sechzigjährige, ist die Anführerin. Ich habe nicht ihre Fantasie, aber ich liebe die Abenteuergeschichten, die sie zusammenspinnt. Manchmal glaube ich sie sogar, weil sie so gut sind. Wie die von den Riesenechsen, die in der Urzeit in der Höhle gelebt haben. Und dass man sagt, dass es einige davon immer noch gibt. Sie hausen jetzt versteckt in den Wäldern und ihr Schuppenpanzer ist derart mit Moos bewachsen, dass man sie nicht sieht. Bis sie einem plötzlich das Bein abbeißen. Sie verschlingen einen mit Haut und Haar, nichts bleibt zurück. Uns können sie nichts anhaben. Wir sind unbesiegbar und eins mit der Wildnis. Diese Zeit ist unverändert lebendig in mir. Sie hat den leicht modrigen Geruch des Sommerhauses, schmeckt nach Papas verkohlten Grillwürstchen und Mamas selbstgemachtem Fruchtsafteis. Unbeschwert, lebenshungrig und frei.

* * *

Am Spätnachmittag hole ich den angerosteten Benzinrasenmäher aus dem Schuppen und bin erstaunt, dass er anspringt. Langsam schiebe ich ihn durch das hüfthohe Gras. Er stinkt unbändig und macht Krach, doch auch das liebe ich, weil es wie früher ist. Es ist anstrengend, sich über die unebene Wildwiese zu kämpfen und bald rinnt mir der Schweiß über den Rücken, sammelt sich im Kreuz. Ich ziehe mein T-Shirt aus. Stadtmenschenblass bin ich. Kurz halte ich an und wische mir mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. Bin außer Atem. Eine Blindschleiche nutzt die Gelegenheit, dem Rasenmäher zu entkommen und gleitet im gemähten Gras davon.

„Hi!“, ruft eine Männerstimme laut in meinem Rücken, dringt über den Motorenlärm. Ich wende mich Richtung Zaun und erblicke meinen heißen Nachbarn, der dasteht und mich abwartend betrachtet. Er hat sein kleines Mädchen auf dem Arm. Sie hat ein Sonnenhütchen auf, lacht herzig, als eine Libelle dicht an ihr vorbeischwebt.

„Hi.“ Ich mache den Rasenmäher aus. Gehe hinüber und hasse es, dass mein Puls beschleunigt, als ich mich durchs hohe Gras schlage. Shit aber auch, aus der Nähe sieht der Kerl noch besser aus. Er trägt jetzt ein gelbes T-Shirt, nur am weiten Halsausschnitt neckt mich ein Teil seiner Tätowierung.

„Du bist unser Nachbar? Ich bin Samir.“ Völlig akzentfreies, astreines Hochdeutsch. Er streckt mir seine freie Hand hin und ich ergreife sie mit leichtem Zögern. Seine dunklen Augen mustern mich intensiv. Unsere Blicke treffen sich für einen ungewöhnlich langen Moment. Sein Griff ist fest und warm.

„Tom“, stelle ich mich vor und sehe lächelnd die Kleine an. Wirklich niedlich mit ihren riesigen Kulleraugen und dem Stupsnäschen. Wohl noch kein Jahr alt, genau kenne ich mich nicht mit Kleinkindern aus. „Und wer ist das?“

„Das ist Naila, unsere kleine Prinzessin. Nicht wahr, das bist du?“ Er kitzelt sie sanft am Bauch und sie gluckst bezaubernd.

„Wohnt ihr in der Nähe?“, frage ich, bloß um etwas zu sagen.

„Dreißig Kilometer von hier. Frankfurt“, gibt er Preis und wieder ruhen die schönen schwarzen Iriden lange auf meinem Gesicht.

„Ist nicht wahr! Da ziehe ich im Herbst hin.“

„Echt? Wie cool. Dann kennst du ja schon jemanden dort.“ Er zwinkert mir zu.

„Sieht so aus.“ Ich grinse und weiß nicht, warum ich plötzlich verlegen bin. Naila streckt ihre winzig kleinen Händchen nach mir aus. Ihr Vater lacht und schaut mich mit strahlenden Augen an.

„Sie mag dich.“

Ich lasse sie meinen Zeigefinger greifen. „Ist mir eine Ehre, Prinzessin Naila.“ Sie packt erstaunlich kräftig zu. Den Finger werde ich wohl so schnell nicht zurückbekommen.

Samir lächelt mich offen an. „Hey, wir wollen heute Abend den Grill einweihen. Hast du Lust, rüber zu kommen?“

Eigentlich will ich nicht. Einem jungen Pärchen beim vollkommenen Familienglück zuzusehen reizt mich dann doch weniger. Aber da ist etwas in Samirs Blick, dem ich nicht widerstehen kann. Bevor ich überhaupt nachgedacht habe, höre ich mich „Klar, gerne!“ sagen. Als wir uns verabschieden und der junge Papa behutsam Nailas Würgegriff von meinem Finger löst, könnte ich mich ohrfeigen. Dennoch klopft mein Herz verräterisch schnell, als ich zum Rasenmäher zurückgehe.

Wie blöd bin ich eigentlich? – Nein, alles okay. Ich halte das ganz platonisch. Bestimmt ist seine Frau nett, das wird mich auf den Boden der Tatsachen holen. Trotzdem, die Art, wie Samir mich angesehen hat, ich hätte schwören können ... Unsinn. Der ist hetero. Der hat nicht geflirtet, der ist einfach nur ein freundlicher Mensch. So was gibt's.

* * *

Wasser muss man mit dem Bollerwagen aus dem Gemeinschafts-Brunnenhaus der Seegrundstücke holen. Mein Großvater hat hinterm Haus eine Dusche gebaut, die Wärme kann man leider nicht regeln. Es ist immer eiskalt. Ich zittere erbärmlich, doch die Abkühlung tut gut, erfrischt meine Sinne. Auf keinen Fall will ich wie ein Iltis stinkend bei den neuen Nachbarn auftauchen. Länger als sonst stehe ich vor dem halbblinden Spiegel und versuche, mein widerspenstiges blondes Haar halbwegs zu bändigen. Ohne Haargel ein aussichtsloses Unterfangen, aber das habe ich daheim vergessen. Was soll’s, es ist ohnehin egal. Wem will ich gefallen und wozu?

Abendruhe setzt ein. Über dem See beginnen Stechmückenschwärme ihre rituellen Auf- und Ab-Tänze. Als der Geruch von Grillkohle zu mir dringt, mache ich mich auf den Weg. Brav vorne hinaus und bei Samir durchs Gartentor, wie sich das gehört. Auch wenn es erheblich schneller ginge, einfach über den hängenden Maschendrahtzaun zwischen unseren Grundstücken zu springen. Ich habe wenig Lust auf den gemeinsamen Abend, doch allein der Grillgeruch lässt meinen Magen hungrig gurgeln. Der Plan: Ich bleibe kurz zum Essen und verabschiede mich, sobald es die Höflichkeit erlaubt. Ich habe nichts mitzubringen und fühle mich ein wenig schlecht deswegen. Ich hätte Wildblumen für die Gastgeberin pflücken können, was mir natürlich erst jetzt einfällt – zu spät.

Interessiert schaue ich mich um, als ich ums Haus herumgehe. Im vormals penibel gepflegten englischen Rasen sprießen vorwitzige Gänseblümchen. Das gefällt mir.

Ich finde die junge Familie beim Grill versammelt. Nailas hübsche Mama liegt mit der Kleinen auf einer Decke auf dem Rasen, Samir hantiert am Rost herum, der sich scheinbar nicht ohne rohe Gewalt einhängen lassen will.

„Hey, da bist du ja!“, begrüßt er mich erfreut, als er mich erblickt. Er sieht super aus in dem kurzärmeligen, körperbetonten Shirt und der abgeschnittenen Jeans. Auch er scheint geduscht zu haben, seine kurzen Haare glänzen feucht.

„Hallo. Ich freue mich über die Einladung.“ Etwas unsicher stehe ich herum, bis die Frau sich aufsetzt und mir die Hand hinstreckt.

„Hi, ich bin Yasmin.“ Sie lächelt einnehmend. Ich will sie nicht mögen, weil ich eifersüchtig bin, dass sie so ein Sahneschnittchen zum Mann hat, aber sie ist mir auf Anhieb sympathisch. „Du bist Tom? Setz dich zu uns!“

Kaum bin ich auf der Decke, winkt sie mit einem Bier und drückt es mir in die Hand, als ich erfreut nicke. Frisch aus der Kühlbox, herrlich.

„Hey, Naila.“ Ich winke dem großäugigen Nachwuchs zu, und die Kleine lacht entzückend. Ich lächle Yasmin an. „Die ist echt niedlich.“

Die stolze Mutter strahlt. „Ich fürchte, wenn sie groß ist, werden ihr die Männer in Scharen hinterherlaufen. Oder die Frauen, wie's eben kommt – nicht wahr, mein Mäuschen?“

Erstaunt sehe ich sie an, aber Yasmin ist damit beschäftigt, eine Häschenrassel vor Nailas Gesicht zu schwenken. Das ist mal eine Aussage, die man nicht alle Tage von Eltern hört. Ziemlich cool. Ich merke, wie ich mich deutlich entspanne. Das Bier schmeckt gut, nicht zu herb. Ich bemühe mich, Samir nicht die ganze Zeit anzustarren, doch Widerstand scheint zwecklos. Schließlich gebe ich nach und spreche ihn an. „Brauchst du Hilfe?“

Er schaut rüber, lächelt breit. „Klar. Kannst du mir die Spieße aus der Kühlbox reichen?“

Sofort bin ich auf den Beinen und tue, wie mir geheißen. Es brutzelt und duftet himmlisch, als wir das marinierte Hühnerfleisch auf den heißen Rost legen. Kümmel, Kardamom und andere, fremdländische Aromen. Was immer es ist, es riecht lecker. Ich lungere mit Bier in der Hand bei Samir herum und wir plaudern ein bisschen. Ich erzähle ihm, dass unser Grundstück schon meinen Großeltern gehörte und wir verkaufen wollen. Darüber ist er sichtlich enttäuscht.

„Du kannst dafür uns besuchen“, meldet sich Yasmin zu Wort, die offenbar zugehört hat.

Samirs Blick trifft meinen, tief und intensiv. „Fabelhafte Idee!“

Mir wird so heiß, dass ich wegsehen muss. „Danke, das ist echt nett“, meine ich nichtssagend. Ich halte das für keine gute Idee. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass ich mich stark zu Samir hingezogen fühle.

Als die Spieße durch sind, legt er sorgsam einen auf einen Teller und hält ihn mir hin. „Bringst du den bitte meiner Schwester?“

Ich nicke automatisch und schaue mich um. Welche Schwester meint er? Doch nicht etwa ... Ich starre erst Yasmin, dann ihn an. „Warte, ihr seid gar kein Paar?“

„Yas und ich?“ Beide brechen in schallendes Gelächter aus. Sie schüttelt sich. „Oh Gott nein! Sami, was hast du dem armen Kerl erzählt?“

„Gar nichts, ich schwör's!“

Ich schlage mir mit der Hand vor die Stirn und lache mit, unbändig erleichtert. Natürlich, jetzt fällt mir die Familienähnlichkeit auf, auch wenn sie nicht sofort offensichtlich ist.

„Shit, das tut mir leid.“ Samir grinst und weist auf Klein-Naila. „Verstehe, wie du darauf kamst.“

Wir sehen einander an, und mir ist plötzlich himmelleicht zumute. Ein Kribbeln durchläuft mich, als er einen Moment zu lang in meine Augen sieht. Also habe ich mir das doch nicht eingebildet? Gefalle ich ihm? Der Gedanke lässt mein Herz schneller pochen.

Bald sitzen wir alle auf der Decke und lassen uns würziges Fleisch schmecken. Yasmin hat dazu Couscous mit Gemüse gemacht, den ich zögernd probiere. Bisher dachte ich, ich mag das Zeug nicht, aber so, wie sie es gewürzt hat, könnte ich ein Fan werden. Ich fühle mich wunderbar, aufgeregt und wohlig zugleich. Am See zirpen die Grillen laut. Die Aussicht aufs Wasser ist idyllisch, aber unsere gefällt mir besser. Da versperren keine Weidenbäume die Sicht. Yasmin steht nach dem Essen auf und tanzt mit Naila vor sich hin, weil die Kleine quengelig wird. Ein schönes Bild.

„Also, was ist eure Geschichte?“, frage ich Samir leise.

Er blickt von mir zu seiner Schwester. „Nailas Vater hat die beiden vor der Geburt sitzen lassen.“

„Dieses Schwein“, ruft Yasmin dazwischen. Fröhlich wippt sie Naila auf ihrem Arm. „Dein Papa ist ein Mistkerl, der nicht weiß, was ihm entgeht, stimmt’s?“

Samir lächelt vielsagend. Das hat er wohl schon öfter gehört. „Seitdem wohnen die beiden bei mir.“

Ich nicke versonnen. „Muss schön sein. Du kannst deine Nichte hautnah aufwachsen sehen.“

„Ja, das ist klasse.“ Er klingt vollkommen zufrieden mit seiner Situation. Yasmin kommt auf die Decke zurück und die Geschwister spielen gemeinsam mit Naila, um sie vom Weinen abzuhalten. Ich schaue den Dreien beim Herumalbern zu und merke, dass ich neidisch bin, Sehnsucht habe. Sie sitzt stacheltief. Mir war nicht klar, wie sehr ich das vermisst habe – eine Familie. Als das mit Hanni passierte, ist alles auseinandergebrochen. Danach war nichts mehr wie zuvor. Und nun wollen meine Eltern das Seehaus verkaufen. Vielleicht bin ich in der Beziehung überempfindlich, aber es tut weh. Hier war ich glücklich wie nirgendwo sonst. Und irgendwie erwarte ich nach wie vor jedes Mal, wenn ich am See bin, dass Hanni auf einmal zurückkommt. Als wäre nichts gewesen, schlendert sie den Seepfad entlang und winkt, als sie mich entdeckt. Immer noch zehn Jahre alt. Hanni wird nie älter. Hanni ist zeitlos wie das Wasser, das schmatzend am Seerand leckt.

* * *

Die nächsten Tage verbringe ich damit, die Schränke zu entrümpeln und den Schuppen auszuräumen. Unglaublich, was sich über die Jahrzehnte angesammelt hat. Zwischendurch liege ich faul in der Sonne und bekomme etwas Farbe. Die Hitze liegt wie ein schweres Samttuch auf meiner Haut. Vom Grundstück nebenan kann ich hin und wieder Nailas ausgelassenes Quietschen hören. Es bringt mich zum Lächeln. Die Kleine ist purer Sonnenschein.

Ich streiche das Haus neu. Das verwitterte Holz ist so ausgelaugt, dass es die Lasur einzieht, als ob es am Verdursten wäre. Samir kommt vorbei und hilft mit. Wir albern herum, lachen viel. Jedes Mal, wenn unsere Blicke sich treffen, wird mir zittrig heiß. Verdammt, ich mag diesen Kerl. Ich bin nur nicht ganz sicher, ob er das erwidert. Manchmal ist es schwer zu sagen, ob er einfach nett ist, oder ob tatsächlich mehr in seinem offenen Lächeln liegt.

Ganz selbstverständlich holen sie mich wieder zum Abendessen dazu. „Komm einfach, wenn du Hunger hast. Sami und ich freuen uns“, sagt Yasmin. Sie ist eine begnadete Köchin. Die nordafrikanische Küche schmeckt mir, auch wenn einiges gewöhnungsbedürftig ist. Ihre Mutter stammt aus Algerien, erzählt mir Yasmin, von der hat sie viel gelernt. Die Großmutter war eine Tuareg. Mir wird peinlich bewusst, wie wenig ich über die Berberkultur weiß. Im Grunde nur Klischees. Die Geschwister kamen in Hamburg zur Welt, der Vater ist ein deutscher Archäologieprofessor.

„Ich liebe Algerien, aber Deutschland ist meine Heimat“, sagt Yasmin. Ich stelle es mir schwierig vor, als Kind zweier völlig unterschiedlicher Kulturen aufzuwachsen, doch ich traue mich nicht, nachzufragen. Vielleicht, wenn wir uns besser kennen.

Abends, wenn Naila schläft, entstehen entspannte Gespräche zwischen den Geschwistern und mir. Wir stellen fest, dass Sami und ich die gleichen Computerspiele mögen, mit denen Yasmin wiederum gar nichts anfangen kann. Ich frage mich, wie Hanni wohl in ihrem Alter gewesen wäre. Manchmal versuche ich, sie mir als junge Frau vorzustellen, doch es gelingt mir nicht.

* * *

Samir und ich sitzen nach der Hitze des Tages auf dem Bootssteg und lassen die Füße im See baumeln. Knapp unter der Oberfläche ist das Wasser angenehm sonnengewärmt. Die Wasserlinsen kitzeln meine Haut. Samis Schulter ist wunderbar warm an meiner. Seine Nähe kribbelt in mir.

Es ist schön am Wasser. Ringsum die Wochenendgrundstücke, einige sehr gepflegt, andere fast genauso verwildert wie unseres. Die Generation, die sie einst erworben hat, wird langsam zu alt, um sie in Schuss zu halten. Hinter den Häusern fächert sich der Wald auf. Die Sonne steht so tief, dass sie gemütlich auf den Wipfeln zu ruhen scheint. Wir reden lange. Sami erzählt von Urlauben bei der Familie in Algerien und wie anders er sich dort fühlt. Von seinen Schilderungen der Kasbah, der verwinkelten Altstadt Algirs, bekomme ich Fernweh.

„Da möchte ich auch mal hin“, bemerke ich versonnen.

Sami räuspert sich. „Du kannst nächstes Mal mit uns kommen. Ich steck dich in meinen Koffer.“

Ich muss lachen. „Ein Schrankkoffer, hoffe ich.“

„Na klar. Sonst kommst du ganz verknittert an. Und das wäre schade, bei dem hübschen Gesicht.“ Seine Worte explodieren wie eine kleine Bombe in meinem Bauch. Bis zu diesem Moment war ich nicht sicher, ob ich mir das Prickeln zwischen uns nur einbilde. Sein schöner Mund verzieht sich zu einem unglaublichen Grinsen, von dem ich Herzflattern kriege. „Wäre das okay für dich?“

Ich lasse mich gespielt gelassen zurücksinken und bette den Kopf auf meine verschränkten Arme. „Doch“, erwidere ich ein wenig heiser, will leichthin klingen. „Darauf könnte ich mich einlassen.“

Samirs Gesichtsausdruck verändert sich merklich, in seinen Augen blitzt es tigersanft. Er legt sich neben mich auf die Seite, so nah, dass unsere Körper einander berühren. In meiner Magengrube flattert es aufgeregt. Ich halte unwillkürlich die Luft an, als er seine Hand auf meinen Oberkörper legt. Ganz warm. Spielerisch, gänsehautkribbelnd gleiten seine Finger tiefer. Finden meine Hand, greifen sie. Ich drücke leicht zurück, streiche mit dem Daumen zart über seinen Handrücken. Ich kann sehen, wie sich die feinen Härchen auf seinem Arm aufstellen, bin bezaubert davon, dass meine Berührung das mit ihm macht. Wir schauen einander genussvoll in die Augen. Sehr lange. Seinen Blick kann ich tief in mir fühlen. Ich ziehe an seiner Hand, und er folgt, beugt sich über mich. Sein Kuss ist sanft, seine Lippen heiß auf meinen. Ich löse meine Finger aus seinen, lege meine Hände auf seinen breiten Rücken und hole ihn ganz nah zu mir heran. Will ihn spüren, alles von ihm. Seine krausen Haare sind weich unter meinen forschenden Händen. Der Geruch seiner Haut ist wunderbar, macht mich schwindelig. Sein Kuss wird tiefer, zärtliche Leidenschaft. Ich bin hin und weg, ganz benommen davon, wie fantastisch sich das anfühlt. Mit solch sinnlicher Hingabe hat mich noch nie jemand geküsst. Ich könnte danach süchtig werden. Bin heiß auf ihn und wäre doch schon überglücklich, wenn er mich einfach ewig so weiterküssen würde. Wow, Samir ist ein Hauptgewinn.

Er hält inne und richtet sich ein wenig auf, um mich anzusehen. Ich streiche ihm übers Haar, den markanten Wangenknochen, sein Kinn, spüre winzige Bartstoppelstacheln.

„Wollen wir zu mir rüber gehen?“ Ich klinge nahezu trunken und das bin ich auch. Trunken vor Glück.

Samir lacht, rappelt sich auf und zieht mich hoch. „Was denn, bin ich für dich nur eine schnelle Nummer?“

Ich grinse ihn an, schmiege mich an ihn und küsse ihn. „Hoffentlich nicht. Hier gibt’s kein Fernsehen und die Nacht ist noch lang.“

Wieder lacht er, samtig diesmal, unglaublich sexy. Ich lege einen Blitzstart hin und Sami spurtet sofort hinterher, springt wenige Sekunden nach mir über den Zaun. Unser ungestümes Lachen hallt über den See.

* * *

Am nächsten Nachmittag liegen wir auf der Wiese und küssen uns. Ich will einfach nicht aufhören, kann meine Hände kaum eine Sekunde von ihm lassen. Stundenlang haben wir uns im Haus geliebt, nun sind wir wohlig erschöpft. Sami ist wunderschön. Ich lehne mich zurück, um ihn anzusehen. Zeichne mit dem Zeigefinger das Tattoo auf seiner Brust nach. Es sind traditionelle Tuareg-Symbole, erklärt er mir. Ich will die Bedeutung von jedem Einzelnen wissen und er gibt mir bereitwillig Auskunft. Danach dösen wir eine Weile einträchtig.

„Hast du eigentlich Geschwister?“, erkundigt Samir sich unvermittelt.

Mein Magen scheint wegzusacken. Nein, nicht jetzt. Es ist gerade so friedlich. Ich will nicht antworten, hasse die Erklärung, die ich nun zwangsläufig abgeben muss. Doch es muss wohl sein. Er hat mir schon viel über sich erzählt und weiß erst wenig über mich. „Ich habe eine Schwester, ein Jahr jünger als ich. Sie wird vermisst.“

Verständnislos sieht er mich an, setzt sich auf. „Wie, vermisst?“

Ich kaue einen Moment auf meiner Unterlippe herum. Die stille Magie des Nachmittags ist dahin. „Vermisst eben. Hanni ist spurlos verschwunden. Hier am See, vor fünfzehn Jahren. Wir wissen nicht, was mit ihr geschehen ist.“

Samirs Augen weiten sich entsetzt. „Das ist ja furchtbar!“

Ich nicke bloß. Er blickt mich betroffen an. „Das tut mir leid, Tom. Wie kommst du damit klar?“

„Ganz gut“, lüge ich. „Ist lange her.“

„Nein, im Ernst. Sag.“ Seine dunkle Stimme klingt warm, ohne geheucheltes Mitleid. Ohne die perfide Neugier, mit der alle immer jedes Detail über Hannis Verschwinden wissen wollen. Sobald meine Schwester ins Spiel kommt, geht es normalerweise nur noch um sie. Irgendwie verstehe ich das sogar. Dass ein Kind verschwindet, hört man sonst höchstens in den Nachrichten. Doch Samir reagiert anders. Samir konzentriert sich völlig auf mich. Das ist neu, und für einen Moment wirft es mich aus der Bahn. Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich zu erzählen beginne. Normalerweise mache ich das nicht. Aber etwas in mir will, dass er es weiß. Dass er alles weiß.

Der Soundtrack jenes Sommers bestand aus Mambo No. 5 und Brittneys Baby One More Time. In den Zeitschriften spekulierte man über einen globalen Computercrash zum nahenden Millennium. Ich war elf und interessierte mich mehr für mein neues BMX-Rad, mit dem ich jeden Trampelpfad meistern konnte. Und für Benny, seit Kurzem mein bester Freund, mit dem ich sonst jede freie Minute verbrachte. Ich langweilte mich am See ohne ihn. Mit elf war es eindeutig uncool, mit der kleinen Schwester zu spielen, was Hanni einfach nicht einsehen wollte. Ihre Anhänglichkeit war mir auf einmal unangenehm. So kam es neuerdings ständig zu Zankereien. Rückblickend fühle ich mich grauenvoll, wenn ich daran denke, wie gemein ich manchmal zu ihr war. Ich sehe sie noch weinend ins Holzhaus laufen, und mein damals wahrlich gnadenloses Herz blutet. Doch unser letzter Tag war eigenartig schön. Mit Papa zusammen vollendeten wir endlich unser Baumhaus in der Kastanie. Die Strickleiter schwankte beim Hinaufklettern. Dann saßen wir oben in seltenem Einvernehmen. Um uns herum rauschten die Blätter ein sanftes Lied. Ich war versunken in ein Yps-Heft und Hanni las einen Pferderoman. Wir sprachen nicht viel. Irgendwann kletterte sie runter, wollte mit ihrem Steckenpferd herumtollen. Ich schaute ihr unbeteiligt nach, wie sie den Seepfad entlang hopste.

Sie kam nie mehr zurück.

Bis heute wissen wir nicht, was mit meiner kleinen Schwester geschah. Hundertschaften der Polizei durchkämmten das gesamte Waldgebiet, Taucher suchten den See ab – nichts. Als wäre Hanni von einer ihrer Riesenechsen verschlungen worden. Nur das Steckenpferd hat man gefunden, in einem Dornengebüsch. Sonst gibt es keine Spur, nicht die geringste.

Mama weigerte sich, nach Hause zurückzukehren. Sie wollte am See bleiben, für den Fall, dass Hanni wiederkam. Fast ein Jahr lang lebte sie hier draußen allein, konnte nicht aufhören zu suchen. Danach war sie anders, mir fremd geworden. Die Scheidung tat ihr Übriges. Bis heute ist unser Verhältnis distanziert. Aber ich hätte nie gedacht, dass sie einwilligen würde, das Seegrundstück zu verkaufen, das trotz Trennung meinen Eltern gemeinsam gehört. Nur ich habe offenbar kein Mitspracherecht.

Nachdem ich zu Ende erzählt habe, schweigen Samir und ich lange. Während ich redete, hat er meine Hand in seine genommen. Jetzt drückt er sie. „Du hast großes Glück mit Yasmin“, sage ich. Samir sieht mich an und lächelt leicht, als ob er gut versteht, was in mir vorgeht.

„Ich weiß.“ Er legt den Arm um mich und zieht mich heran. Es tut gut, seine Wärme zu spüren. In den wenigen Tagen, die wir uns kennen, ist er mir mehr ans Herz gewachsen, als ich mir hätte träumen lassen. Lange liegen wir so im Gras. Als er mich loslässt, lächeln wir uns an. In meiner Magengrube tanzt ein Kribbeln, das den Schmerz verjagt. Mir war nicht klar, wie dringend ich Trost suchte, bis er ihn mir gab.

* * *

Mein Handy klingelt am Abend, davon wache ich auf. Ich blinzle, muss weggedöst sein. Sami liegt neben mir auf der muffigen Schlafcouch, unsere Beine ineinander verstrickt. Ein tiefes Glücksgefühl durchströmt mich. Ich gehe nicht ran, drehe mich zu ihm um und küsse ihn. Er erwidert den Kuss zärtlich. Ich habe mich ewig nicht so heil, so ganz gefühlt. Unsere Finger spielen miteinander. Herrlich faul bleiben wir liegen, genießen den Augenblick. Da klingelt das Mobiltelefon erneut, unnachgiebig. Ächzend angle ich danach und fische es vom Fußboden auf. Die Nummer meines Vaters wird angezeigt.

„Papa, ist grad schlecht. Kann ich später zurückrufen?“, will ich ihn abwimmeln.

Mein Vater sagt für einen Moment lang gar nichts, das ist merkwürdig. Dann höre ich seine tiefe Stimme, gefasst und tonlos: „Sie haben Hanni gefunden.“

* * *

An meinem letzten Tag im Wochenendgrundstück ist erledigt, das vor dem Verkauf zu tun war. Alles wirkt seltsam gepflegt, Rasen gemäht, Hecke geschnitten, Steinplatten gereinigt. Fast wie früher. Sami hat mir beim Möbelabtransport geholfen, ohne, dass ich ihn bitten musste. Das ist seine Art, hilfsbereit, zupackend. Er ist Rettungshelfer, was absolut perfekt zu ihm passt. Ohne viele Worte hat er mich über diese Zeit getragen. Wenn ich ihn ansehe, tanzt ein warmes Gefühl in meinem Bauch.

Von Weißsprungs habe ich mich gestern schon verabschiedet. Unser Holzhaus ist leer, wirkt fremd und verloren. Ein letztes Mal schaue ich mich um, gehe durch die Räume. Sie wirken größer als sonst. Ich will sichergehen, nichts vergessen zu haben, doch in Gedanken bin ich anderswo. Jetzt also ist er gekommen, der Abschied. Wie ein Schatten huscht Hanni zur offenen Tür hinaus.

Die Leiche meiner kleinen Schwester war unter dem Boden eines Hinterhofschuppens im nächsten Ort vergraben. Dort, wo ich auf dem Herweg den Polizeibus passiert habe. Die neuen Hausbesitzer wollten den Schuppen einreißen, da kam das Skelett zum Vorschein. Die Ermittler ließen erstmal kein Wort nach draußen dringen. Die Leute sind verschwiegen hier. Erst nach Abschluss der DNA-Untersuchung haben sie meine Eltern kontaktiert. Als feststand, dass es wirklich Hanni ist.

Der Mann, der in dem Haus wohnte, Hannis mutmaßlicher Mörder, starb letztes Jahr an einem Herzinfarkt. Was genau sich abgespielt hat, werden wir wohl nie erfahren, sagt man uns. Und dass es so womöglich besser sei.

Das alles tut weh, reißt alte Wunden auf. Vor allem bringt es tiefen Zorn hervor. Es ist zu spät für Rache oder Gerechtigkeit. Was bleibt, ist verzweifelte Hilflosigkeit. Gleichsam bin ich merkwürdig erleichtert. Weil wir nun wissen, was mit meiner Schwester geschehen ist. Mama braucht nicht mehr jeden Tag auf Webseiten für Angehörige vermisster Kinder zu schauen. Angebliche Sichtungen werden uns nicht länger aufschrecken. Ich muss nicht mehr nach Hanni suchen in den Gesichtszügen aller jungen Frauen, die mir auf der Straße begegnen. Lange haben wir ein Verbrechen vermutet, es nie laut ausgesprochen. Wir können endlich trauern. Hanni beerdigen. Das ist gut. Ich werde einen greifbareren Ort haben, um sie zu besuchen, auch ohne das Haus am See.

Sami hilft mir, mein Zeug zum Auto zu tragen und einzuladen. Er umarmt mich fest und ich atme tief den Geruch seiner Samthaut.

„Bis Freitag“, sagt er und küsst mich.

Ich küsse ihn ausgiebig zurück. Ich bin so froh, ihn gerade zu diesem Zeitpunkt gefunden zu haben, ebenso Yasmin. Ich bin schon gespannt darauf, die Geschwister in Frankfurt zu besuchen, ihre Wohnung zu sehen. Wenn der Herbst die Blätter kräuselt, werde ich ganz in ihre Nähe ziehen. Ich freue mich auf den neuen Job, einen neuen Lebensabschnitt. Genau das brauche ich jetzt: Veränderung.

„Gute Fahrt!“ Sami küsst mich nochmals und geht quer über unseren Rasen zu seinem Grundstück zurück. Als ob er weiß, dass ich einen Moment brauche, um Lebwohl zu sagen. Lange lasse ich den Blick über das Haus, den See schweifen. Das alte Baumhaus ist längst zerfallen, lediglich einzelne Bretter modern noch auf den Zweigen vor sich hin. Ich sollte diesen Ort hassen, aber das kann ich nicht, weil Hanni, weil unsere Kindheit hier weiterlebt. Ich schließe die Augen und meine Schwester rennt lachend um mich herum. „Fang mich, wenn du kannst!“, ruft sie. Ich muss lächeln. Hannis Fehlen begleitet mich wie eine Lücke in meinem Leben. Und vielleicht ist das mein letzter Moment mit ihr. Wird sie weiter verweilen, wird ihr kindliches Kichern ewig zwischen den Schilfhalmen herumgeistern? Oder wird Hanni verblassen wie Morgendunst über dem Wasser, sobald neue Besitzer einziehen? Ich hoffe nicht. Ich hoffe, sie bleibt.

Seltsam ruhig wende ich mich um und steige ins Auto. Fahre den Golf raus, schließe das rostige Tor. Wohlig vertraute Waldwege bleiben hinter mir zurück. Nur einmal schaue ich in den Rückspiegel. Als der Wagen aus dem Waldschatten ins Sonnenlicht taucht, stelle ich das Autoradio an. Während ich das Grundstück hergerichtet habe, hat die weite Landschaft bereits herbstgoldenen Schimmer bekommen. Schäfchenwolken weiden am Himmel. Auf abgeernteten Stoppelfeldern lassen ein Junge und ein Mädchen ihren Drachen steigen, laufen lachend mit dem Wind um die Wette. Sie sind in dem Alter, in dem ich meine Schwester verlor.

Ich glaube, ein Teil von mir bleibt zurück bei Hanni am See, wie ein Fußabdruck aus Erinnerung. Gemeinsam unschlagbar, für immer lebenshungrig und frei. Nur Riesenechsen können uns aufspüren, wenn das Licht sich im Nebel bricht. Und Samir vielleicht.

Sandra Gernt

Wahre Christen

„Ich will da nicht hin!“

Sven wusste selbst, dass er wie ein trotziges Kleinkind klang. Ändern konnte und wollte er das nicht. Denn nein, er wollte unter gar keinen Umständen zur Hochzeit seiner älteren Stiefschwester fahren. Was nicht an Steffi und auch nicht an ihrem liebenswerten Langzeitverlobten lag. Und auch nicht am Rest seiner Familie. Ein Teil von Sven sehnte sich danach, wieder nach Hause zu fahren. Jenem Ort, an dem er seit zwei Jahren nicht mehr willkommen war. Nicht mehr seit dem Tag, an dem Ben in sein Leben getreten war und alles auf den Kopf gestellt hatte. Jener Ben, der ihm gerade mit verschränkten Armen gegenüberstand und ihn skeptisch betrachtete. Das war unfair, was der verflixte Kerl selbstverständlich ganz genau wusste. Denn in dieser Haltung kam das große Drachentattoo zur vollen Geltung, das sich vom rechten Bizeps bis zum Handgelenk zog und Sven vom ersten Moment an fasziniert hatte. Genau wie diese blauen Augen, die je nach Lichteinfall in unterschiedlichen Nuancen von Himmelblau bis Türkis schimmerten. Oder der Wust von dunkelblonden Haaren, die mit Gel und ein bisschen Eitelkeit stets sorgfältig in perfekter Wuschelfrisur gehalten wurden.

Dazu hatte Ben sich heute Morgen nicht rasiert und machte ihn mit seinem verboten gut aussehenden Stoppelbartlook an. Sven unterdrückte mühsam den Impuls, seine Müslischale nach ihm zu werfen und sich damit vollends der Lächerlichkeit preiszugeben. Ben brauchte nicht ein Wort zu sagen, still an dem Rahmen der Küchentür zu lehnen reichte für die klare Botschaft: Das ist deine Familie, sei ein Kerl und erdulde es schweigend!

„Ich kann da einfach nicht hin“, murmelte Sven und schob die Müslischale von sich. Lieber auf Nummer sicher gehen war die Devise. Außerdem hatte er keinen Krümel davon angerührt und er wusste genau, dass sich das nicht ändern würde, gleichgültig, wie lange er auf diesem Stuhl hocken blieb.

Er war fünfundzwanzig, genauso alt wie sein Schnuffel. So nannte er Ben nur, wenn er ihn ärgern wollte. Kennen gelernt hatten sie sich in einem VHS-Kochkurs für Singles, da sie beide fest daran glaubten, dass Ernährung mehr sein musste als Fertigpizza in den Ofen schieben und Raviolidosen öffnen. Ihre Mütter hatten ihnen dieses mehr nicht beigebracht, darum versuchten sie, in dem Kurs hinter das Geheimnis von frisch blanchiertem Gemüse und Pasta al dente zu gelangen. Das war lediglich mit mäßigem Erfolg geglückt. Dafür aber waren sie sich nähergekommen, als Ben beim Zwiebelschneiden in Tränen zerflossen war und Sven ihm freundlich grinsend ein Schnuffeltuch angeboten hatte.

„Steffi braucht dich, Dickerchen.“ Ben hatte inzwischen seinen Beobachtungsposten an der Tür aufgegeben und setzte sich auf die Platte des Küchentischs.

Dickerchen war der Kosename, den wiederum er nur benutzte, um ihn zu ärgern. Seit dem Tag, an dem Sven unvorsichtig laut darüber nachgedacht hatte, sich im Fitnessclub anzumelden, bevor er gänzlich verweichlichte und fett wurde. Er war der Typ „lang und hager“ und eher zu schlank, während Ben mittelgroß und von Natur aus athletisch gewachsen war. Einmal die Woche joggen und am Wochenende beim Squash auspowern reichte, um seine Muskeln in höchst ansehnlicher Form zu halten. Beneidenswert.

„Du sollst mich nicht ansabbern, Schatz, du sollst an deine Schwester denken.“ Ben strubbelte ihm grinsend durch die kurz geschorenen Haare. Die waren langweilig braun, genau wie seine Augen, und lästig, weil sie wie Unkraut wucherten. Ständig musste er zum Friseur, um sie genau daran zu hindern. Etwas, was er dringend hätte tun müssen, bevor er quer durch die Republik reiste. Jetzt war es zu spät.

„Ich kann einfach nicht. Wenn ich meinen Erzeuger noch einmal sehen muss, wird ein Unglück geschehen. Dann ist Steffis Hochzeit mit absoluter Garantie versaut.“

Bevor sein Schnuffel irgendetwas einwenden konnte, womit er zweifellos recht haben würde, zog Sven ihn zu sich auf den Schoß und gab ihm einen verzweifelten Kuss.