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Zabu ist ein Schwertwal, auch Orca genannt. In diesem Sammelband begleitet man Zabu bei seinen gesamten Abenteuern aus fünf Büchern. Seine Geschichte beginnt als er noch ganz jung ist und endet als glücklicher alter Schwertwal. Dazwischen liegen unglaubliche Abenteuer, spannende Erlebnisse, wundervolle Begegnungen mit anderen Arten und herzerwärmende Wiedersehen. Das Meer ist reich an Wundern und unglaublichen Wesen. Einfühlsam und bunt illustriert nimmt einen Zabu mit in diese, uns so fremde Welt. Dies ist ein Sammelband aus folgenden fünf Büchern: „Zabu - Die Abenteuer eines jungen Schwertwals“ „Zabu - Ein Schwertwal sucht das Unbekannte“ „Zabu - Das Geheimnis der Schwertwale“ „Zabu - Schwertwale in Gefahr“ „Zabu – Schwertwale auf der Flucht“
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Danksagung
Zabu 1 - Die Trennung
Kampf mit dem Riesenkraken
Takis Geburt
Makara, der Blauwal
Das Lachen der Belugas
Delfinspiele
Das Wiedersehen
Zabu 2 - Die Reise beginnt
Gefahr im Eis
Der lange Zahn der Narwale
Die geheimnisvolle Bucht
Der Sturm
Ein alter Freund
Luna
Die sprechende Robbe
Schnell wie der Wind
Die Heimkehr
Zabu 3 - Einleitung
Eine wichtige Frage
Akrobaten der Meere
Nesana in großer Gefahr
Der alte Wal
Die Rettung der Grindwale
Neris Antwort
Die Rückkehr
Zabu 4 - Einleitung
Die schreckliche Nacht
Traurige Feststellung
Raufbolde
Daline in Not
Der Taucher
Millionen Fische
Siminiwili braucht Hilfe
Seltsame Tiere auf dem Eis
Das Wunder
Zabu 5 - Die Familie
Die Flucht
Verzweifelte Rufe
Tanzende Riesen
Eine Wand aus Luft
Der Unterwasserwald
Die seltsame Flüssigkeit
Die Wellenreiter
Riesig
Alter Freund in Nöten
Dioni
Splitterndes Holz
Wissenswertes über Wale
Die Wal- und Tierarten aus dem Buch
Die Autorin
Abschließende Worte der Autorin
© 2025 Doris Thomas (2005 – 2025 Jubiläums-Sammelband)
c/o Barbara’s Autorenservice
Tüttendorfer Weg 3
24214 Gettorf
Text und Illustrationen von Doris Thomas
Cover von Doris Thomas (mit freundlicher Genehmigung
nach einem Konzept vom Verlag an der ESTE)
www.Doris-T.de
ISBN: 9783759299642
Ich sage ‚Danke‘ …
… an den Verlag an der ESTE, der den großen Erfolg der fünf Zabu-Abenteuer in gedruckter Form ermöglichte und mir netterweise die Rechte an einer digitalen Ausführung zurückgab. Insbesondere gilt mein Dank dem damaligen Lektor und seiner Kollegin für die nette und effektive Zusammenarbeit.
… an meine jungen Fans, insbesondere an diejenigen, die mir nette Briefe und schöne Fotos geschickt haben. Manch ein Satz hat mich sehr berührt und motiviert, weiterzumachen.
… an die Lehrkräfte der Schulklassen, die Zabu als Klassenlektüre verwendet haben und beeindruckende Aktionen rund um das Thema Zabu oder Wale und Delfine gefördert. Es gab Ausstellungen, Unterschriftenaktionen gegen Walfang, Theaterstücke, Wissensprojekte und wunderschöne Bastel- und Kunstarbeiten.
… an alle, die mir sagen oder schreiben, wie schön und wichtig meine Arbeit ist.
… an die Tausenden von Kindern, die mir bei meinen Lesungen und Vorträgen Begeisterung entgegengebracht haben.
… an meinen Mann Hubertus und meine beste Freundin Christine, die sich mutig trauten, Kritik zu üben und Verbesserungsvorschläge zu machen.
… an meine Eltern, die mich besonders in der schwierigen Anfangsphase bestärkten.
… an meine erwachsenen Kinder, die meine Ambitionen immer schätzen.
… an meine Freunde auf den Azoren, die mir bezaubernde und spannende Begegnungen mit den Meeressäugern ermöglichen und mich immer wieder aufs Neue zu verrückten Aktionen inspirieren.
Der Tag, an dem die Abenteuer von Zabu begannen, fing wie ein ganz gewöhnlicher Tag an. Am Morgen hätte noch niemand vermutet, dass etwas Besonderes geschehen würde. Zabu gehörte zu einer Schwertwalfamilie. Er war noch nicht erwachsen, aber auch kein ganz junger Wal mehr. Seine hellen Flecken leuchteten in strahlendem Weiß, nicht gelblich rosa wie bei Walbabys. Zabu wurde nicht mehr von seiner Mutter gefüttert, denn er konnte schon selber Fische fangen. Es gab allerdings viele Dinge, die er noch lernen musste. Das sollte unfreiwillig an diesem Morgen beginnen.
Die Sonne ging gerade auf, Zabu und seine Familie waren noch recht verschlafen. Schwertwale sind sehr stark und werden deswegen von allen Meerestieren gefürchtet. Sie konnten also ruhig schlafen und hatten nicht einmal einen Wachposten. Die ersten Sonnenstrahlen erhellten das Wasser, als sich langsam ein Schatten über Zabus Familie schob. Die Wale hatten schon oft das Tuckern von Motoren gehört, aber weil sie noch müde waren, beachteten sie das kleine Schiff nicht, das sich ihnen näherte. Langsam und gleichmäßig senkte sich eine Art Wand von der Wasseroberfläche bis zum Meeresboden.
Das Boot kam immer näher und näher, fuhr über die Wale hinweg und trennte mit einem riesigen Netz Zabus Familie in zwei Teile.
Jetzt erwachten die ersten Wale, und mit einem Schrei des Entsetzens weckten sie den Rest der Familie.
„Ein Netz, ein Netz!“, riefen sie wild durcheinander.
Die Wale blickten sich erschrocken um und erkannten, was geschehen war. Alle befanden sich auf der einen Seite des Netzes, alle, außer Zabu. Er starrte verwirrt auf das Ding, das ihn von seiner Familie trennte.
„Zabu, bleib, wo du bist!“, schrie ihm seine Mutter zu. Zabu spürte ihre Angst und rührte sich nicht von der Stelle.
„Was ist das?“, fragte er.
Seine Mutter bemühte sich, ruhig zu bleiben, obwohl sie sehr aufgeregt war.
„Es ist ein Netz, Zabu. Wir haben dir doch schon einmal von den Menschen erzählt. Sie leben nicht hier im Wasser, aber sie haben Boote, und mit diesen Netzen fangen sie Fische, ohne selber ins Wasser zu müssen.“
Zabu konnte sich das nicht vorstellen. Mit so etwas Komischem, einem Netz, Fische fangen. Pah, Menschen mussten langsame Schwimmer und schlechte Jäger sein.
„Aber ich kann euch doch sehen. Kann ich nicht einfach durch das Netz schwimmen?“
„Nein Zabu, das Netz ist zu fest. Du würdest dich darin verwickeln und vielleicht ersticken“, mahnte seine Mutter.
Zabu konnte sich auch das nicht vorstellen, aber er hatte gelernt, auf seine Mutter zu hören.
„Ich will aber wieder zu dir. Ich will auf deine Seite. Ich will hier nicht ganz alleine sein.“
Zabu schluchzte. Die Wale berieten sich. Sie steckten die rundlichen Köpfe zusammen, so dass Zabu nur noch ihre mächtigen Schwanzflossen sehen konnte. Auch Zabus Tanten überlegten angestrengt, wie sie Zabu zu sich holen könnten. Man durfte dem Netz nicht zu nahe kommen. Netze waren schon für viele Tiere zu einer tödlichen Falle geworden. Zabu war ein guter Springer, aber bei dem Versuch, das Netz zu überqueren, hätte er sich ebenfalls leicht verfangen können.
Zabu wurde ungeduldig. „Mama! Was soll ich jetzt machen?“, rief er verzweifelt. Seine Familie war sich inzwischen einig geworden.
„Gut, Zabu. Es bleibt nur eine Möglichkeit. Das Sicherste ist der weite Weg um das Netz herum.“
Zabu machte große Augen. Seine Mutter fuhr fort: „Das Netz ist sehr, sehr lang, und irgendwann werden die Menschen es in einer Richtung zuziehen. Dann müssen wir weit weg sein, damit wir nicht darin gefangen werden.“
Zabu versuchte sich vorzustellen, was es bedeutete, in einem Netz gefangen zu sein. Bisher war das Auftauchen und Luftholen für ihn immer selbstverständlich gewesen. In einem Netz gefangen käme er wahrscheinlich nicht mehr an die Wasseroberfläche und müsste jämmerlich ersticken. Ihm wurde mit einem Schlag klar, wie gefährlich das Netz war, und mit einer kräftigen Bewegung seiner Seitenflossen wich er zurück.
„Ich soll also von euch wegschwimmen, einen großen Bogen ziehen und euch dann irgendwo wieder treffen?“, fragte er und wusste eigentlich schon die Antwort. Ja, so musste er es machen. Er sah die bekümmerten und besorgten Gesichter seiner Familie. Seine Mutter versuchte ihm die Angst ein wenig zu nehmen und machte ihm Mut.
„Zabu, du gehörst zu den stärksten Tieren im Meer. Kein Tier wird es wagen, dir etwas Böses zu tun. Nur vor den Menschen musst du dich in Acht nehmen. Gehe ihnen aus dem Weg. Schwimm jetzt los. Keine Sorge, wir werden uns bald wiedersehen.“
Zabu wollte seine Mutter nicht noch mehr beunruhigen, und so verabschiedete er sich tapfer und kehrte seiner Familie schweren Herzens den Rücken zu. Mit kräftigen Schwanzschlägen schwamm er seinen Abenteuern entgegen.
Eine Weile beeilte sich Zabu, weil er hoffte, er könne so schneller wieder bei seiner Familie sein. Nach einiger Zeit wurde er jedoch müde. Die Auf- und Abwärtsbewegungen seines Schwanzes wurden immer langsamer, und er beschloss, sich für einen Moment an der Wasseroberfläche auszuruhen.
Langsam tauchte er auf, und die Sonnenstrahlen hießen ihn willkommen. „Ah“, sagte er zufrieden zu sich selbst, „eigentlich geht es mir doch gar nicht so schlecht. Ich kann tun und lassen, was ich will, und vielleicht kann ich sogar neue Freunde finden. Wenn ich mit meiner Familie zusammen bin, gehen uns alle anderen Tiere aus dem Weg. Sie haben Angst vor unserem großen Maul mit den vielen Zähnen.“
Es gibt drei Schwertwalgruppen. Zwei davon fressen Fische. Wobei eine dieser Gruppen draußen im offenen Meer lebt und die andere, zu der Zabu gehörte, in Küstennähe. Die Schwertwale der dritten Gruppe sind gefürchtete Räuber, weil sie andere Säugetiere wie Robben und sogar Wale jagen. Zabu konnte verstehen, warum alle Meerestiere große Angst vor Schwertwalen hatten. Allerdings war er sehr neugierig und wollte gerne einmal andere Walarten kennen lernen, denn was ihm darüber bisher erzählt worden war, konnte er kaum glauben.
Zabu war in Gedanken versunken und wurde plötzlich durch ein Geräusch in die Wirklichkeit zurückgeholt.
„Puhhh!“, hörte er ein Schnaufen und sah nicht weit entfernt einen meterhohen Wasserstrahl in die Luft schießen.
„Puhh“, machte es schon wieder, und zwar so laut, dass Zabu vor Angst erstarrte.
„Puhh, na Kleiner, wer bist du denn?“
Die Stimme war so kräftig, dass Zabu entsetzt die Augen aufriss.
Vor ihm tauchte ein riesiger Kopf auf.
„Puhh, kannst du nicht sprechen?“
Zabu schluckte schwer. Er nahm allen Mut zusammen.
„Ich, ich, ich ... ich bin Zabu“, stotterte er, „und wer bist du?“
„Puhh“, sagte der große Kopf, „mein Name ist Piet.“
Zabu konnte jetzt genau erkennen, was da vor ihm schwamm. „Du bist aber groß, und du siehst so komisch aus“, staunte er.
Piets Gestalt war aber auch wirklich ziemlich seltsam. Sein Kopf war fast so groß wie der Rest des Körpers. Die Augen lagen weit hinten, und das Maul war lang und schmal. Von vorne konnte man es kaum richtig erkennen.
Der große Wal wurde ungeduldig, er war es nicht gewohnt, derart gemustert zu werden.
„Du hast wohl noch nie einen Pottwal gesehen, wie?“, fragte er, und Zabu merkte, dass er sich sehr unhöflich benommen hatte.
„Entschuldigung“, stammelte er, „ich habe wirklich noch nie einen Pottwal gesehen. Du bist bestimmt sehr stark, oder?“
Piet fühlte sich ein bisschen geschmeichelt und prahlte: „Oh ja. Ich bin der größte und stärkste Wal, der Zähne hat. Es gibt noch größere Walarten, aber die sind keine Kämpfer wie ich. Sie sind wehrlos, weil sie keine Zähne haben und sich nur von winzigen Tierchen ernähren. Ich esse riesige Tintenfische, mit denen ich ganz tief am Meeresgrund kämpfe. Sieh nur auf meinen Kopf.“
Er streckte Zabu den mächtigen Schädel entgegen, auf dem viele Kratzer und kreisrunde Narben zu sehen waren. Zabu konnte sich nicht erklären, woher Piet diese Narben hatte.
„Kommt das vom Kämpfen?“, fragte er ungläubig.
„Ja“, antwortete Piet stolz, „die runden Narben stammen von den Saugnäpfen der Riesenkraken. Wenn du es nicht glaubst, kannst du ja mit mir in die Tiefe tauchen. Ich werde uns ein schönes Festmahl fangen.“
Zabu zögerte kurz, aber dann holten beide Wale Schwung und tauchten so steil nach unten, dass für einen Moment nur ihre Schwanzflossen aus dem Wasser ragten.
Sie schwammen tiefer und tiefer. Es wurde immer dunkler, weil die Sonnenstrahlen nicht so weit in das Wasser vordrangen.
„Es ist besser, wenn du hier auf mich wartest“, mahnte Piet. „Du kannst nicht noch tiefer tauchen, und außerdem ist es sicherer für dich. Du solltest mich besser von hier aus beobachten.“
Zabu kam dieser Vorschlag gerade recht, denn langsam wurde es ihm unheimlich. Er blieb also zurück, während Piet weiter in die Dunkelheit abtauchte.
Als der Pottwal nur noch undeutlich zu sehen war, entdeckte Zabu ein zweites Tier. Piet steuerte direkt darauf zu.
Es war ein riesengroßer Krake, ein Tintenfisch, so groß, wie ihn Zabu noch nie zuvor gesehen hatte. Zehn Arme konnte Zabu zählen. Somit hatte dieses Ungetüm zwei Arme mehr als die Tintenfische, die er kannte!
„Oh Mann“, sagte er laut. So etwas hatte er nicht für möglich gehalten. Piet riss das Maul weit auf und stürzte sich auf seinen Gegner. Der Krake streckte zwei Fangarme nach dem Pottwal aus, während er sich mit den anderen acht Armen am Meeresgrund festhielt.
„Wenn sich Piet nicht bald befreien kann, wird er ersticken“, ging es Zabu durch den Kopf. Einige Saugnäpfe hafteten bereits an Piets Kopf, aber der Kampf war noch nicht entschieden. Der Wal drehte sich und schnappte immer wieder nach den Fangarmen, die sich dadurch von seinem Kopf lösten. Mit einem kräftigen Schlag der Schwanzflosse stieß er erneut nach vorne. Plötzlich stieg eine dunkle Wolke von den Kämpfenden empor und hüllte sie ein. Zabu hielt den Atem an. Er konnte Piet nicht mehr sehen und machte sich große Sorgen. Nach und nach löste sich die Tintenwolke wieder auf. Zabu sah eine große Gestalt. Er konnte sie zunächst nicht genau erkennen, doch schließlich wurde das Bild klarer. Es war Piet. Zabu war sehr erleichtert und begrüßte seinen Freund begeistert. „Wow, Piet. Du bist wirklich ein mutiger und starker Wal.“ Piet war sehr erschöpft, aber er hatte den Kampfplatz als Sieger verlassen.
Stolz hielt er einen der riesigen Fangarme im Maul. „Los, nimm dir ein Stück“, bot er Zabu an. Nachdem Zabu satt war, verschlang Piet den Rest in einem Stück. Dann tauchten sie gemeinsam an die Oberfläche und erholten sich. Piet von seinem anstrengenden Kampf und Zabu von der Aufregung.
Als sie ruhig nebeneinander herschwammen, musste Zabu wieder an seine Familie denken. Er hatte sie tatsächlich für eine Weile ganz vergessen.
„Ich muss dich leider wieder verlassen, Piet“, seufzte er, „meine Familie wartet auf mich, und ich habe noch einen langen Weg vor mir.“
Piet hatte dafür Verständnis. „Vielleicht werden wir uns irgendwann wiedersehen.“
Die Freunde verabschiedeten sich voneinander, und der Pottwal zeigte Zabu die Richtung, in die er nun schwimmen sollte. Während Piet in die Tiefe tauchte, um neue Beute zu suchen, schwamm Zabu schnurstracks dem nächsten Abenteuer entgegen.
Die Sonne hatte ihren höchsten Punkt bereits überschritten. Es war Nachmittag. Zabu war fröhlich. Er hatte einen Freund gewonnen, und noch dazu einen so starken wie Piet. Das Meer war ruhig, und Zabu sprang aus lauter Übermut immer wieder aus dem Wasser.
„Platsch“ machte es jedes Mal, wenn er ins Wasser zurückplumpste. Er hatte großen Spaß daran. Anlauf nehmen, „Huiii!“ und „Platsch“. Immer wieder sauste er aus dem Wasser und klatschte kurz darauf mit seinem schwarz-weiß schimmernden Körper auf die Wasseroberfläche. Das ging so eine ganze Weile, bis Zabu müde wurde. Er schwamm knapp unter der Wasseroberfläche, als er auf einmal seltsame Töne vernahm. Sie waren sicher schon lange zu hören gewesen, aber Zabu hatte so viel Krach gemacht, dass er sie nicht bemerkt hatte. Nun waren allerdings sehr viele verschiedene Töne zu hören. Es klang wie Gesang. Unheimlich, aber wunderschön. Zabu lauschte und versuchte die Richtung zu bestimmen, aus der diese wundervolle Musik kam. Er steuerte direkt darauf zu.
Als die Sonne das Meer schon rötlich färbte und der Abend gekommen war, konnte Zabu nicht mehr erkennen, woher die Töne kamen. Er war umgeben von einem Gesang, wie er ihn schöner noch nie vernommen hatte. Welches Tier konnte so wundervolle Töne erzeugen? Er blickte sich suchend um. Ja, da hinten war etwas. Ein großer Wal lag ganz still im Wasser. Zabu schwamm neugierig näher.
„Oh nein, oh nein, oh nein“, klang es verzweifelt. Zabu musterte den großen Wal. Wie Piet war auch dieser Wal viel größer als er selbst. Er sah auch ganz anders aus, sogar anders als Piet. Was Zabu besonders auffiel, waren die langen weißen Seitenflossen. Sie leuchteten unter Wasser.
„Oh nein, oh nein“, hörte er es wieder jammern. Zabu war klar: Da war jemand sehr verängstigt.
„Hallo?“, fragte er vorsichtig.
Erschrocken richtete der große Wal seinen Blick auf Zabu.
„Oh nein, jetzt auch noch ein Schwertwal“, konnte Zabu hören. „Bist du alleine?“, wurde er gefragt.
„Ja, ich bin ganz alleine. Ich wurde von meiner Familie getrennt, und nun suche ich nach ihr“, erklärte er. „Kann ich dir irgendwie helfen? Du hast wohl großen Kummer, weil du so jammerst.“
„Ja, ich habe große Sorgen, ich bin Ulina und bekomme gleich ein kleines Walbaby. Sieh nur!“
Zabu entdeckte den kleinen Schwanz, der unten am Bauch der Wal-Dame zu sehen war. „Das ist aber doch kein Grund, traurig zu sein“, sagte er.
Die Wal-Dame stöhnte: „Ich freue mich ja auch auf mein Baby, aber es ist in großer Gefahr.“
„Wieso denn?“, fragte Zabu erstaunt, und Ulina versuchte es ihm zu erklären. Sie öffnete ihr riesiges Maul. Zabu traute seinen Augen nicht, darin waren keine Zähne, sondern jede Menge lange dünne Knochen. Ihm fielen Piets Worte ein: „Wale ohne Zähne.“
Piet hatte auch gesagt, dass diese Wale wehrlos und trotz ihrer enormen Größe keine Kämpfer sind. Die Wal-Dame Ulina sagte: „Ich bin ein Buckelwal. Unsere Art gehört zu den Bartenwalen. Was du in meinem Maul siehst, nennt man Barten. Damit filtere ich kleine Krebse aus dem Wasser, wie mit einem Sieb. Weil ich aber keine Zähne habe, kann ich mich schlecht gegen Feinde wehren. Dort drüben wartet ein großer Hai nur darauf, dass er mein Kleines packen kann. Er wird es töten, denn ich kann es nicht beschützen.“
Erst jetzt bemerkte Zabu den Hai. Er zeigte jedoch keine Angst, obwohl der Hai fast genauso groß war wie er. Mutig schwamm er zwischen Ulina und den Hai.
„Du brauchst keine Angst zu haben. Um den Hai kümmere ich mich, bekomme du ruhig dein Junges. Sei unbesorgt!“ Ulina war erleichtert, und es dauerte nur wenige Minuten, da stupste sie ihr Neugeborenes für den ersten Atemzug an die Wasseroberfläche.
Neugierig hatte Zabu die Geburt verfolgt. Aber er behielt auch den Hai im Auge, und das war gut so. Denn Zabu konnte gerade noch rechtzeitig eingreifen, als der Hai versuchte, an ihm vorbeizuschwimmen, um sich den kleinen Wal zu schnappen
Zabu riss sein Maul weit auf und schwamm mit voller Kraft auf den Hai zu.
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