Zweimal lebenslänglich - Rebecca Niazi-Shahabi - E-Book

Zweimal lebenslänglich E-Book

Rebecca Niazi-Shahabi

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Beschreibung

Als ihr Freund niederkniet, glaubt Rebecca erst, er hat Rücken. Doch: das war ein Heiratsantrag! Mit dem Ja-Wort stellen sich dem Paar plötzlich Tausende Fragen: Was sind die fünfzig schlimmsten Hochzeitssongs? Wie vermeidet man, dass in jeder Rede der „Kleine Prinz“ zitiert wird? Wer sitzt neben Tante Gudrun – und warum in aller Welt tragen Standesbeamte immer Motivkrawatten? Aus erster Hand berichtet diese Braut, die sich eine ganze Menge traut, von ihrer nicht immer ganz schmerzfreien Mission: der coolsten Hochzeit der Welt. 

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Vollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Buchausgabe

1. Auflage 2014

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ISBN 978-3-492-96260-5

© 2014 Piper Verlag GmbH, München

Covergestaltung: bürosüd°, München

Covermotiv: bürosüd°, München

Illustrationen: Oliver Sperl

Datenkonvertierung: Kösel, Krugzell

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

»Du willst was?«

Es war Samstag, das heißt Markttag, und an der Straßenecke schräg gegenüber bauten die ersten Händler ihre Stände auf. Ich saß mit Mark im türkischen Bäckereicafé, dem einzigen Ort in seinem Viertel, wo man einen Milchkaffee für unter drei Euro bekommt. In dem kleinen Verkaufsraum gab es nur wenige Tische, und der Abstand zu den Sitznachbarn war gering. Ich sah mich unauffällig um, ob unsere Unterhaltung belauscht wurde. Hinter mir saß ein Mann und las Zeitung, die Asiatin am Fenster auf der anderen Seite starrte nach draußen in den Schnee, niemand achtete auf uns.

»Du willst was?«, fragte ich noch einmal, diesmal mit gesenkter Stimme.

»Ich will dich heiraten.«

Wenigstens hatte Mark keinen besonderen Ort ausgewählt, mich also nicht auf eine einsame Insel oder einen Berggipfel entführt, um mir einen Antrag zu machen. Er hatte keine rote Rose dabei, kein Schmuckkästchen wurde bedeutungsvoll vor meiner Nase aufgeklappt, in das ich dann mit verzückter Miene hätte hineinschauen müssen. Er hatte den Vermählungswunsch nicht mit Lippenstift auf meinen Badezimmerspiegel oder mit Edding auf sein sogenanntes bestes Stück geschrieben. All das hatte er mir erspart – ich hatte schon von Männern gehört, die zu dieser Gelegenheit vor ihren Freundinnen auf die Knie gefallen waren! Ich atmete tief durch.

»Und wozu?«

Kaum hatte ich meine Frage ausgesprochen, befürchtete ich, dass sie schnippisch geklungen hatte, dabei wollte ich tatsächlich wissen, wie Mark auf diese Idee gekommen war.

»Wir sind seit sechs Jahren ein Paar. Wir verstehen uns gut und wollen es noch weitere Jahre miteinander versuchen. Ich finde, wir sind ein richtig gutes Team.«

Zum Glück hatte Mark nicht »Weil ich dich liebe« geantwortet. Im nächsten Moment dachte ich jedoch, er hätte ruhig »Ich liebe dich« sagen können. »Gutes Team«, das sagt man vielleicht zu jemandem, mit dem man in einer Fußballmannschaft spielt – aber den man heiraten möchte?

Normalerweise vertrete ich die Auffassung, dass es affig ist, sich einander zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit zu gestehen, dass man besondere Gefühle füreinander hegt. Auch als unser Exkanzler Gerhard Schröder 2005 im Kanzlerduell mit Angela Merkel seiner Frau Doris vor 20,98 Millionen Zuschauern eine Liebeserklärung machte, wand ich mich vor Fremdscham. Andererseits, wenn man einen Menschen liebt, kann man es ihm ruhig mal sagen. Es ist auch ein guter Test: Geht einem die Liebeserklärung leicht über die Lippen, weiß man, dass man die Wahrheit spricht.

»Außerdem liebe ich dich«, sagte Mark.

Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet, und daher wusste ich auch nicht, wie ich mich verhalten sollte. Erwartete Mark jetzt von mir, dass ich ihm um den Hals fiel und ihm gestand, dass ich ihn auch liebte? Er kannte mich doch inzwischen lang genug und wusste, wie trotzig ich werde, wenn ein bestimmtes Verhalten von mir erwartet wird. Wenn Mark mich lieben würde, hätte er mich nicht in eine solche Situation gebracht.

»Was schaust du denn so komisch? Du scheinst nicht gerade begeistert zu sein«, stellte Mark fest.

»Wir kennen uns so lange, da ist es doch merkwürdig, plötzlich zu heiraten, das passt doch gar nicht zu uns.«

Jetzt war Mark beleidigt. Zu Recht. Wie konnte ich derart lieblos auf seinen Heiratsantrag – den ersten meines Lebens – reagieren?

Ich hätte in Tränen ausbrechen können. Der Morgen hatte so gut angefangen, und jetzt war alles auf einmal so kompliziert. Nun waren wir nicht mehr Mark und Rebecca, sondern ein Mann und eine Frau, zwischen denen ein Heiratsantrag stand – und zwar so lange, bis er angenommen oder abgelehnt wurde. Eine derart wichtige Entscheidung zu treffen war in der Planung meines Tages nicht vorgesehen gewesen. Wir hatten einkaufen gehen wollen, dann vielleicht wieder ins Bett, und am Nachmittag waren wir bei meiner Freundin Silvia zum Kaffee eingeladen. Nun würde ich in ein paar Stunden vor ihr und den anderen Gästen so tun müssen, als wäre nichts Besonderes geschehen. Denn eines wusste ich genau: Für die Antwort brauchte ich Zeit.

Wir waren übrigens nicht das erste Paar, bei dem ein Heiratsantrag zu Unstimmigkeiten geführt hatte. Zwei Liebende können zu Feinden werden, wenn einer von ihnen im falschen Moment mit den falschen Worten um die Hand des anderen anhält. Ich hatte mal eine Fernsehshow gesehen, in der eine junge Frau mit dem Geld des Senders das Wohnzimmer ihres Freundes neu gestalten sollte. Die Frau verlor angesichts der Möglichkeiten durch die zur Verfügung gestellten fünftausend Euro jede Hemmung. Sie schleppte sämtliche Deko-Artikel, derer sie habhaft werden konnte, in das zwanzig Quadratmeter große Zimmer. Am Ende war es ein Albtraum aus Weinrot und Gold. Schwere, durch Kordeln zusammengeraffte Samtvorhänge zierten rechts und links das kleine Fenster, hohe Kerzenständer mit wuchtigen Kerzen standen mitten im Raum, der Kronleuchter bildete einen gewagten Kontrast zur Anbauwand Natur. Der Freund wurde gerufen, und nichts ahnend öffnete er vor laufenden Kameras die Tür zu seinem Wohnzimmer. Er erstarrte, war mit Begreifen beschäftigt, während seine Freundin aufgeregt umherlief und auf die ihrer Meinung nach besonders gelungenen Arrangements hinwies. Sie schien nicht zu merken, dass ihr Freund währenddessen völlig die Fassung verloren hatte, denn plötzlich, als hätte sie nicht schon genug angerichtet, machte sie ihm auch noch einen Heiratsantrag.

Die Kamera zoomte auf das Gesicht des Mannes, in dem die Antwort ganz deutlich zu lesen war. Sie lautete: »Nein, nein und nochmals nein!«

Die fünftausend Euro des Senders waren trotzdem nicht ganz verschwendet: Der Mann hatte dadurch die Gewissheit erlangt, dass die Frau an seiner Seite ganz bestimmt nicht die Richtige für ihn war. Jedem Zuschauer war klar, dass der Mann, sobald die Kameras eingepackt und das Fernsehteam verschwunden wäre, das ganze Zeug wieder rausreißen und auf den Müll werfen würde, um anschließend ein ernstes Wort mit seiner Freundin zu reden.

Manche Paare verstehen sich allerdings so gut, dass selbst vollkommen absurde Inszenierungen zum Zwecke des Heiratsantrags zu keinerlei Missstimmungen führen. Auf YouTube kann man sich das Video eines Amerikaners, eines begeisterten Sportfliegers, ansehen, der sich für seinen Heiratsantrag etwas ganz Besonderes ausgedacht hatte. Er lud seine Freundin zu einem Rundflug ein und nahm seine Videokamera mit ins Flugzeug. Auf dem Video sieht man ihn und seine Freundin in der engen Kabine sitzen. Sie starten das Flugzeug, heben vom Boden ab, und am Anfang scheint noch alles normal zu laufen. Aber plötzlich treten Probleme auf, der Mann wird nervös, das Flugzeug fängt an zu schlingern, und nur wenige Augenblicke später stürzt es im freien Fall nach unten. Der Mann und die Frau schreien, doch kurz bevor die Frau vor Todesangst kollabiert, gelingt es dem Mann, der Frau ein Stück Papier zu überreichen. Der Mann reißt am Steuerknüppel und fordert die Frau auf zu lesen, was dort geschrieben steht. »Notfallregeln« steht auf dem Zettel, und die erste Anweisung lautet: »Im Falle eines Absturzes Ringe tauschen.«

Die zweite Anweisung lautet: »Beantworte folgende Fragen: Ist der Pilot dein Typ? Wenn ja, willst du ihn heiraten?«

Die Frau – man kann es kaum glauben – hat tatsächlich Ja gesagt, Hunderttausenden YouTube-Usern hat das gefallen.

Manche Frauen haben einen sanfteren Charakter als ich, sie sind toleranter und haben mehr Verständnis für ihre Männer, das ist mir bereits aufgefallen. Auch hat mein Humorverständnis seine Grenzen, mit derartigen Scherzen könnte kein Mann bei mir landen. Ich dulde es auch nicht, dass man mein Wohnzimmer hinter meinem Rücken umräumt oder mich vor Fremden in Verlegenheit bringt, indem man mich voller Todesangst fürs Internet abfilmt. Überhaupt bin ich eine schwierige Frau, ich kann froh sein, überhaupt jemanden gefunden zu haben, der es mit mir aushält und auf meine Befindlichkeiten Rücksicht nimmt.

Viele Frauen beschweren sich ständig über ihren Partner – und das nicht zu Unrecht. In der Anzeige eines Seminars für Frauen mit dem Titel »Erfüllte Partnerschaft für hochbegabte und hochsensible Frauen« (und welche Frau ist nicht hochbegabt und hochsensibel) beschreiben die Trainerinnen Anne und Lisa die Lage anspruchsvoller Frauen so: Entweder die Frau ist allein, oder sie lebt in einer Beziehung, hat aber »innerlich gekündigt«. Letztgenannte wirken äußerlich vielleicht ganz zufrieden, aber tief in ihrem Inneren wissen sie, dass es da draußen »noch etwas anderes gibt«: nämlich mehr Leidenschaft, mehr Spaß und mehr Abenteuer. Behaupten sie.

Man kann sich dieses Seminar sparen, denn gegen die innere Kündigung hilft meiner Meinung nach folgende, sehr einfach durchzuführende Maßnahme: Man trifft sich mit Freundinnen und geht dann gemeinsam alle Expartner durch. Es ist absolut erhellend, wenn man sich in dieser geballten Form vergegenwärtigt, mit wem man mal alles zusammen war und was man sich von diesen Menschen hat bieten lassen.

Florian zum Beispiel musste man jeden Morgen aus dem Bett zerren. Diese Prozedur konnte bis zum späten Nachmittag dauern, und am Abend bekam man zu hören, dass ihn sein Medizinstudium überfordere. Jürgen litt an Depressionen, die er damit bekämpfte, dass er historische Musikinstrumente im Keller nachbaute. Martin hatte mit Mitte dreißig noch nie gearbeitet, und wenn er zu mir in die Wohnung kam, galt sein erstes Interesse meinem Kühlschrank. Wollten wir ins Kino gehen, war klar, dass ich seine Karte mit bezahlen musste. Dafür hatte er aber auch keine Depressionen und kein Studium, das ihn überforderte.

Bei Silvia war es auch nicht besser. Mit dreiundzwanzig Jahren lernte sie einen Mann kennen, der keinen Sex mit ihr wollte und sich stattdessen sehnlichst wünschte, dass sie ihm ins Gesicht pinkelte. Sie kaufte eine Gummiunterlage – und zum Dank trennte er sich kurze Zeit später von ihr, weil er eine andere gefunden hatte, die »es«, so seine Aussage, mit mehr Begeisterung tat. Sigruns erster Freund war eBay-süchtig, und als sie ihn endlich rausgeworfen hatte, blieben ein Haufen Schulden und ein Keller voller technischer Geräte zurück.

Ich habe noch keine Frau getroffen, bei der die Zufriedenheit mit der aktuellen Lebenssituation nach einem solchen Abend nicht signifikant angestiegen wäre – ganz gleich, ob mit Partner oder als Single.

Auch Mark sieht im Licht der vorherigen Partner ganz passabel aus: Er ist kein Workaholic, bleibt aber auch nicht bis mittags im Bett liegen. Er hat keine Magengeschwüre oder Depressionen, säuft nicht und raucht nicht Kette. Er schaut weder jeden Abend Fußball, noch liest er esoterische Bücher, sondern kümmert sich lieber um seine zwei Töchter. Er muss sich nicht befreien oder seine Kindheit bewältigen, er ist großzügig, amüsant, kann gut kochen und mag meine Freunde. Er ist vielleicht ein wenig konventionell, hat dafür aber keine Abgründe. Natürlich besitzt er Eigenschaften, die weniger liebenswert sind: Mark widerspricht jedem Menschen aus Prinzip. Er weiß und kann alles besser: Zwei Milliarden Euro mehr für einen Flughafen? So eine Fehlkalkulation wäre ihm nie passiert. Ein Freund wurde von seiner Autowerkstatt betrogen – hätte er doch Mark mitgenommen. Mark hätte den Streit mit der Nachbarin, dem Vermieter, dem Chef, der Kollegin, der Freundin anders gelöst. Sein Sendungsbewusstsein geht so weit, dass er sämtliche Geschäftsinhaber seines Viertels berät, wie sie es besser machen könnten: Dem Schuhmacher in seiner Straße erklärt er, wie Schuhe repariert werden, dem Weinhändler um die Ecke, wo es die besten Weine gibt, dem Bäcker, wie man Brote backt, der Käseverkäuferin auf dem Markt, woran man guten Käse erkennt, und so weiter. Er glaubt bis heute, dass diese Menschen glücklich sind über seine Hinweise und hält ihre Freundlichkeit für echt. Ich stehe, wenn ich ihn begleite, immer ein wenig abseits und tue so, als gehörte ich nicht dazu.

Aber ansonsten kann ich ihn gut ertragen, schließlich ist seine Besserwisserei ein Tick und auf gar keinen Fall ein Charakterfehler. Und dass er einen guten Charakter hat, erkennt man schon daran, dass er meine Ticks mit viel größerer Gelassenheit erträgt als ich seine. Mark hat recht, wir kommen gut miteinander aus. Aber ist das schon Grund genug, um zu heiraten?

»Wenn der Partner ein NEIN auf seine Frage nicht erträgt, wäre eine Hochzeit sowieso der falsche Weg.«Toller und logischer Tipp aus der Rubrik »Heiratsantrag News« auf www.paradisi.de

Sechs goldene Regeln für einen annehmbaren Heiratsantrag

Ein Heiratsantrag sollte sich immer den Charakter einer echten Frage bewahren, sonst braucht man ihn erst gar nicht zu stellen. Spannung kommt dabei nur auf, wenn der Antragsteller nicht genau wissen kann, was der oder die Liebste auf die Frage »Willst du mich heiraten?« antworten wird. Herzklopfen und feuchte Hände erübrigen sich dagegen, wenn der Antrag zum abgekarteten Spiel wird, bei dem allen Beteiligten klar ist, wie sie sich zu verhalten haben.

Je mehr der Antrag inszeniert wird, desto mehr setzt das die Auserwählte oder den Auserwählten unter Druck. Werden kein Aufwand und keine Kosten gescheut, um den Antrag selbst zu einem Erlebnis zu machen, wie es in den Prospekten und auf den Websites von Wedding-Planern empfohlen wird, dann wird es für den Partner schwer, eine ehrliche Antwort zu geben. Wenn nicht gar unmöglich.

Aber nur, wenn die geliebte Person theoretisch auch Nein sagen darf, erhält ihr Ja einen besonderen Wert.

Regel Nummer eins: Niemals vor Zeugen oder in der Öffentlichkeit

»Beweisen Sie Ihre Liebe und machen Sie Ihren Antrag während einer Veranstaltung oder Ähnlichem und zeigen Sie allen Ihr Glück!«, lautet der Vorschlag auf der Website eines bekannten deutschen Wedding-Planers. Das sollte man natürlich auf keinen Fall tun. Der Partner soll im Tausch gegen eheliche Geborgenheit und Sicherheit seine Freiheit aufgeben. Und es ist besser, wenn er dabei das Gefühl hat, dass er es freiwillig tut.

Dies ist jedoch nicht gegeben, wenn der Antragsteller so viele Zeugen wie möglich für sein Vorhaben zusammentrommelt. Wenn Oma, Opa, Vater, Mutter, Schwester und die besten Freunde im teuersten Restaurant der Stadt mit am Tisch sitzen, wenn er die Frage aller Fragen stellt. Und wie frei kann die Person, um deren Hand man anhält, sich fühlen, wenn gar Millionen Fernsehzuschauer gebannt das Geschehen verfolgen – und anschließend im Internetforum jeden Wimpernschlag und jedes Zucken ihres Mundwinkels kommentieren?

So hielt es beispielsweise Markus für eine gute Idee, seine Freundin Maren im Oktober 2011 in der Sendung »Flash« vor einer ekstatisch tanzenden Menge und in Anwesenheit des aufgedrehten Moderators Detlef D! Soost zu fragen, ob sie ihn heiraten wolle. Das ist kein Antrag, das ist Nötigung.

Manche finden es originell, ihre Liebste von der Kinoleinwand herab zu fragen, ob sie für die Ehe bereit sei. Viele Kinobetreiber bieten Heiratswilligen an, ihren Antrag in einem Trailer zwischen Werbung für den nebenan gelegenen Dönerladen und Moni’s Nagelstudio loszuwerden. Fälschlicherweise halten sie das anschließende Klatschen der Kinobesucher für ein Zeichen, dass diese ihrem Vorhaben wohlgesinnt sind. Dabei klatscht das Publikum nur, weil es weiß, was in einem solchen Moment von ihm erwartet wird, aber in Wirklichkeit empfinden die missbrauchten Kinozuschauer Groll: Niemand wird gerne ungefragt zum Statisten einer abgeschmackten Show degradiert.

Regel Nummer zwei: Nicht mehr als fünfzehn Kilometer vom Wohnort oder mehr als fünf Meter vom Erdboden entfernt

In eine ähnliche Bredouille bringt man die Person, um deren Hand man anhalten möchte, wenn man sie zu diesem Zweck auf eine abgelegene Insel oder auf eine Berghütte entführt. Denn was macht man in der eingeschneiten Berghütte oder an den endlos langen, einsamen Sandstränden, nachdem sich der Partner Bedenkzeit ausgebeten hat? So tun, als ob nichts gewesen wäre, und im Liegestuhl in Illustrierten blättern? Und wie räumt es sich nach einem Tandemsprung den Fallschirm zusammen, wenn der andere die vorhin in der Luft gestellte Frage mit einem knappen »Nein« beantwortet hat?

Niemand möchte »Ja« sagen müssen, nur um die Stimmung nicht zu verderben. Wenn der Antragsteller keinen Plan B hat für den Fall, dass die geliebte Person ihm nicht um den Hals fällt und mit tränenerstickter Stimme »Ja, ich will« stammelt, kann es unangenehm werden.

Es ist schließlich ein zweifelhaftes Vergnügen, mit einem Menschen wieder ins Tal hinabzusteigen, mit dem Kreuzfahrtschiff nach Hause zu cruisen oder mit dem Heißluftballon nach unten schweben zu müssen, dessen Antrag man gerade abgelehnt hat.

Regel Nummer drei: Keine besonderen Hilfsmittel einsetzen

Ein Russe mit zu viel Zeit und Geld wollte seiner Freundin einen Heiratsantrag machen und beschloss, seinem Ansinnen mehr Nachdruck zu verleihen. An einer geeigneten Kreuzung in der Nähe seiner Villa inszenierte er für die Angebetete folgendes Spektakel: Als seine Freundin in ihrem eigenen Wagen auf der Bildfläche erschien, sprang er in seine Limousine und wies den Chauffeur an, hinter der Freundin herzufahren. Dann überholten sie den Wagen der Freundin, und nur hundert Meter weiter kollidierten sie mit einem entgegenkommenden Fahrzeug. Die Freundin musste mit ansehen, wie die Limousine anfing zu brennen. Menschen liefen herbei, um zu helfen, der Chauffeur zog den blutüberströmten Körper seines Chefs aus dem Wagen, kurz danach gab es eine Explosion, Sirenen ertönten. Die entsetzte Frau stürzte aus ihrem Auto, wollte zu ihrem Freund, der reglos auf der Straße lag, doch die Umstehenden hielten sie davon ab. Ein Krankenwagen hielt mit quietschenden Reifen, Sanitäter hievten den leblosen Körper auf eine Trage. Die junge Frau drängte sich an den Menschen vorbei, ergriff die Hand ihres Freundes, sie weinte. Und plötzlich richtete sich der vermeintlich Tote auf und fragte: »Willst du mich heiraten?«

Noch bevor sie begriff, brachen sämtliche Umstehenden in lauten Jubel aus, einer der Sanitäter ließ einen Champagnerkorken knallen, der mit Kunstblut beschmierte Russe zerrte seine Freundin in die Mitte der Kreuzung und begann, mit ihr zu tanzen …

Man kann von Glück sagen, dass nicht alle Menschen so viel Knete haben, um einen solchen Aufwand zu betreiben. Es reicht, von solchen Anträgen in der Zeitung zu lesen, erleben will man sie nicht.

Regel Nummer vier: Niemals romantisch!

Romantisch kann jeder! Ein deutsches Online-Hochzeitsportal fragt seine User jährlich nach dem ungewöhnlichsten Heiratsantrag. Als Hauptgewinn gab es 2011 – wie romantisch – eine Traumreise in die Karibik. Da die Anzahl der Teilnehmer an der Umfrage mit durchschnittlich über vierhundert Personen statistisch relevant ist, kann man am Ergebnis ablesen, was die meisten Menschen als romantisch empfinden. Am häufigsten fand der Antrag auf dem Gipfel eines Berges statt. Andere kreative Männer und Frauen schrieben den Antrag auf den Badezimmerspiegel oder hielten beim Tauchen um die Hand des anderen an.

Aber wie romantisch kann etwas noch sein, was von einer statistisch relevanten Mehrheit als romantisch definiert wird? Der Zauber einer Gefühlsäußerung schwindet, wenn sie millionenfach kopiert wird und sich die Anleitung dazu auf den Internetseiten von Hochzeitsplanern unter der Rubrik »Romantischer Heiratsantrag« finden lässt.

Romantik ist das andere, das besondere, das improvisierte Erlebnis, nicht das von langer Hand vorbereitete.

Romantik lässt sich auch nicht buchen, indem man zum Beispiel beim Feuerwerksfachgeschäft das Allround-Paket »Willst du mich heiraten?« bestellt. Darin ist enthalten – ich zitiere –: »ein romantisches Candle-Light-Dinner mit Kerzenschein und einem schönen Essen und prickelndem Sekt, dazu das passende Feuerwerk«. Überraschender und romantischer wäre es, das Candle-Light-Dinner ohne Kerzenschein und Essen zu nehmen.

Der ehemalige britische Premierminister Tony Blair soll seiner Frau in einem toskanischen Ferienhaus einen Heiratsantrag gemacht haben. Und zwar nicht bei »romantischem« Kerzenlicht oder beim gemeinsamen Betrachten des Sonnenunterganges, sondern als sie gerade das Klo schrubbte. Die Vermeidung überstrapazierter Gesten hat sich ausgezahlt – die beiden sind inzwischen dreißig Jahre verheiratet.

Regel Nummer fünf: Keine teuren Geschenke

Ein Geschenk ist eine Gabe, an die keine Bedingungen geknüpft sind, sonst wäre es kein Geschenk, sondern Bestechung. Überreicht man also zum Zwecke des Antrags das mit Brillanten besetzte Diadem, welches man von der Großmutter geerbt hat, und die Antwort fällt nicht so aus, wie man es sich erhofft hat, dann kann man die kostbare Gabe schlecht wieder an sich nehmen. Es ist höchst unelegant, so wie Andrew Kornbluth im Film »Happiness« (USA1998, Todd Solondz) den schweren Aschenbecher, ein Familienerbstück, aus den Händen der Angebeteten zu reißen, nur weil diese gesagt hat, sie möchte ihn nicht heiraten. Sicher: In den meisten Fällen wird der Heiratsantrag schon angenommen, aber man muss es dem anderen ja nicht reindrücken, dass man ihn im Sack hat, indem man ihm ein Geschenk überreicht, das wertvoll genug ist, um damit in anderen Breitengraden einen Menschen seinen Eltern abzukaufen.

Regel Nummer sechs: Keine selbst gebastelten Geschenke

»Selbstgebasteltes zum Antrag ist der neueste Trend!«, wird seit einigen Jahren in Hochzeitsmagazinen verkündet. Eine selbst gebastelte Gabe öffne das Herz des oder der Liebsten, wie es kein gekauftes Geschenk vermöge, so die wagemutige These. Und natürlich wird auch gleich vorgeschlagen, was man zum Anlass aller Anlässe basteln könnte. Eines haben diese Vorschläge gemeinsam: Sie überfordern den Heiratswilligen nicht, denn um die trendigen Herzöffner herzustellen, werden keine besonderen Fertigkeiten vorausgesetzt.

Man kann ein vorgestanztes Herz mit Farbe beschmieren oder eine Krawatte mit Herzchen bemalen und den Namen des Partners auf einen selbst gestalteten Bilderrahmen schreiben. Und diese nutzlosen Scheußlichkeiten sollen dann die Ernsthaftigkeit des Antrages unterstreichen? Ja, denn der Partner könne dann das Geschenk noch Jahre später heimlich aus seiner Schublade ziehen und in dessen Betrachtung versinken, um sich an den wunderbaren Moment zu erinnern.

Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass es Menschen gibt, die so etwas aufbewahren, zumal es sich bei dem Angetrauten in der Regel um einen erwachsenen Menschen und nicht um ein kleines Kind handelt. Aber vielleicht enthüllen die selbst gebastelten Gaben ja tatsächlich erst nach Jahren ihre wirkliche Bestimmung. Zum Beispiel, indem man sie in einer Krisensituation aus der Schublade zieht, um sich mit ihrer Hilfe klarzumachen, dass man nicht ganz bei Verstand war, als man ihren Schöpfer heiratete.

»Kann ich mir das noch überlegen?«

Mark nickte. »Natürlich, es ist ja nicht eilig. Es war nur so eine Idee. Ich habe nämlich zum ersten Mal das Gefühl, dass ich nichts verpasse, wenn ich den Rest meines Lebens mit dir zusammenbleibe. Wenn du nicht willst, dann heiraten wir eben nicht, zwischen uns bleibt trotzdem alles, wie es ist.«

»Nein, bei mir ist das anders! Ich weiß ganz sicher, dass ich niemals heiraten werde«, hatte ich im Alter von vierzehn Jahren zu unserem neuen Klassenlehrer gesagt. Wir saßen um das Lehrerpult herum und diskutierten mit ihm über Beziehungen und Liebe. Nach dem Unterricht blieben immer sieben oder acht Schüler in der Klasse, denn unser neuer Klassenlehrer war jung und nett und sah sehr gut aus. Wir mochten ihn gern, und er schien uns auch zu mögen. Er sagte zu mir: »Das kannst du jetzt noch gar nicht wissen. Niemand weiß, was ihm das Leben bringt.«

Ich ärgerte mich darüber, denn es gab meiner Meinung nach Dinge, die man eben doch wusste. Ich wusste zum Beispiel damals schon, dass ich nie in einer Bank arbeiten würde. Und niemals würden in meiner Wohnung ein Katzenklo und ein Katzenkratzbaum stehen, und niemals würde ich mir die Haare blond färben, und auf gar keinen Fall würde ich zum Schweigen in ein Retreat in die Toskana fahren. Das alles konnte ich bereits als Vierzehnjährige mit hundertprozentiger Sicherheit ausschließen, und bis jetzt bin ich mir in diesen wesentlichen Punkten treu geblieben. Wollte ich also nur nicht heiraten, um vor meinem vierzehnjährigen Ich nicht schlecht dazustehen?

Ich weiß natürlich, woher ich damals die Gewissheit nahm, dass das, was für viele bis heute ein Lebensideal ist, für mich absolut unattraktiv war. Meine Eltern hatten unsere Familie aus Vater, Mutter und zwei Kindern als Zwang empfunden. Sie waren eingesperrt gewesen zwischen Arbeiten, Einkaufen, Kochen, Waschen, Putzen und Kinderbetreuung. Sie waren zu Sklaven ihrer Familie geworden, ihre eigenen Wünsche und Pläne existierten nicht mehr. Meine Halbschwester und ich spürten oft, was für eine Last wir für unsere Eltern waren und wie sehr sich mein Stiefvater und meine Mutter manchmal danach sehnten, frei und allein zu sein.

Es war natürlich albern anzunehmen, dass sich zwischen Mark und mir mit dem Heiraten plötzlich alles verändern würde. Dass wir Kinder bekämen, die keiner von uns wollte, dass wir nur noch arbeiten würden und unsere Freunde nicht mehr sähen. Dass wir nach der Hochzeit nie mehr das tun würden, wozu wir Lust hatten, weil wir – ohne es zu merken – durch diesen Schritt so geworden waren wie unsere Eltern. Beim Heiraten ist es wie mit allem, was man im Leben tut: Ohne den festen Glauben daran, dass man es anders machen kann als seine Eltern, braucht man gar nicht erst damit anzufangen.

Mark stand auf, um zu zahlen. »Komm, wir gehen auf den Markt.«

»Es war der schrecklichste Tag meines Lebens«, gestand Prinzessin Diana elf Jahre nach ihrer Hochzeit mit Prinz Charles dem US-Sender NBC. Die Traumhochzeit des letzten Jahrhunderts, immer noch von Hochzeitsforen und Klatschmagazinen unangefochten auf Platz eins gewählt, live verfolgt von über einer Milliarde Zuschauern in der ganzen Welt, war ausgerechnet für die Braut der schrecklichste Tag ihres Lebens gewesen?

Vielleicht hatte Diana angesichts ihrer unerfreulichen Ehe ihren Hochzeitstag schrecklicher in Erinnerung, als er in Wirklichkeit war. Sie war mit diesem Schicksal nicht allein, auch anderen Männern und Frauen ist die Erinnerung an ihre Hochzeit verdorben, wenn die Ehe, die sich unweigerlich an dieses Ereignis anschloss, nicht im Mindesten einlöste, was sie sich von ihr erhofft hatten. Dabei spielen unendlich viele Hochzeitswitze auf den Unterschied zwischen Hochzeit und Ehe an und warnen uns mit ihrer Botschaft, nicht zu vergessen, dass die Braut schon vierundzwanzig Stunden später nicht mehr Braut, sondern Ehefrau ist und der Bräutigam kein Bräutigam mehr, sondern der Gatte.

Kokett lacht man auf der eigenen Hochzeit über diese Witze, weil man davon überzeugt ist, die große Ausnahme von der Regel zu sein. Nur durch den Glauben an die Ausnahme ist auch der aktuelle Heiratstrend zu erklären: Seit ein paar Jahren steigt die Anzahl der Eheschließungen langsam wieder – sowohl in Deutschland als auch in Österreich und in der Schweiz – und damit die Anzahl der Scheidungen. Denn nach wie vor lassen sich mehr als die Hälfte aller Paare scheiden, manche schneller, als der Kredit für das rauschende Hochzeitsfest abbezahlt ist.

Obwohl die Ehe nur noch aus Kleinkriegen besteht, fragt der Mann, was sich seine Gattin zum Geburtstag wünscht. »Ich möchte die Scheidung!«, faucht sie. »Tut mir leid, so viel Geld wollte ich eigentlich nicht ausgeben!«

Dennoch gehört die Traumhochzeit für viele Menschen zu einem gelungenen Lebenslauf dazu. Einmal so schrecklich schön wie Diana zu heiraten, wünschen sich mehr Frauen (und auch Männer), als man gemeinhin glaubt. Diese heimliche Seite seiner Mitmenschen offenbart sich einem, wenn man mit ihnen Hochzeitsfeste anderer Paare besucht. Freundinnen, bis dahin in der Frauenbewegung aktiv, werfen sich kreischend in die Menge, um den Brautstrauß aufzufangen, worauf sie von anderen Freundinnen »umbusselt« werden, die mit heiseren Stimmen fragen, wer denn der »Glückliche« sein könnte. Vielleicht der Mann im eleganten Anzug dort drüben am Büffet? Der soll ja ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann sein, also eine gute Partie. Autoverleiher schmelzen dahin, wenn man ihnen erklärt, dass das Golf Cabrio für eine Hochzeitsreise gemietet werden soll, hartherzige Flohmarkthändler lassen sich mit diesem Argument runterhandeln, und selbst Fahrkartenkontrolleure und Politessen lassen für Heiratende auch mal Gnade vor Recht ergehen. Inzwischen ziehen sogar Punk-Pärchen durch die Städte und sammeln für ihre Hochzeit. Die Traumhochzeit geistert durch die Phantasie aller Bevölkerungsschichten, unabhängig vom Bildungsgrad und der Höhe des Einkommens.

»Ganz in Weiß mit einem Blumenstrauß, so siehst du in meinen schönsten Träumen aus …«
Roy Black, 1966

Die romantische Traumhochzeit ist eines der irrationalsten Projekte der Gegenwart. Sie ist etwas vom Alltag Entrücktes und hat nichts mit dem gemeinsam, was ich tagtäglich bei uns oder anderen Paaren beobachte. Sie beinhaltet das Versprechen, dass sie nun endlich wirklich beginnt, die wahre Liebe.

Der Wunsch zu heiraten wäre weniger irrational, wenn wir uns noch immer im »Golden Age of Marriage« befänden, in der Zeit der 1950er- und 1960er-Jahre, in denen fast die gesamte deutsche Bevölkerung in Familien lebte und neunzig Prozent der Kinder bis zum schulfähigen Alter mit Vater und Mutter aufwuchsen. In dieser Zeit war der gesellschaftliche Druck zu heiraten größer als heute; man konnte fast nicht anders, als das zu tun, was alle taten: nämlich seinen erstbesten Sexualpartner zu ehelichen. Merkte man anschließend, dass dies nicht unbedingt der Mensch war, mit dem man den Rest seines Lebens verbringen wollte, so hatte man sich eigentlich nichts vorzuwerfen. Die Gesellschaft war es, die einen in diese Ehe getrieben hatte. Mit einer Scheidung stieg man aus diesem nicht ganz freiwillig gewählten Bündnis aus. Danach hatte man zwar seine persönliche Freiheit zurück, wurde aber vielleicht geächtet und ausgegrenzt, durfte keine Karriere machen oder sogar seine Kinder nicht mehr sehen.

Wer dagegen heute heiratet, der tut das aus freien Stücken. Niemand verlangt einen solchen Schritt von einem. Man kann heute Kinder haben, Bundespräsident werden und Unternehmenschefin sein, ohne verheiratet zu sein. Großeltern kümmern sich um uneheliche Enkelkinder genauso gern wie um eheliche; Eltern pflegen sogar die Beziehung zu Exfreund oder Exfreundin weiter, selbst wenn deren Beziehung zu ihrem Sohn oder ihrer Tochter schon lange zerbrochen ist. Weder schadet es, noch nutzt es einem, die Ehe einzugehen – sie ist zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit eine reine Privatsache. Will heißen, heute hat man aus purer Liebe zu heiraten – und auf gar keinen Fall, weil die Frau aus Versehen schwanger geworden ist oder weil Familienunternehmen oder Königreiche zusammengeführt werden sollen.

Ende der Leseprobe