Zweite Chance für Dr. Avanti - Sarah Morgan - E-Book
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Zweite Chance für Dr. Avanti E-Book

Sarah Morgan

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Beschreibung

Dramatischer Rettungseinsatz auf den Klippen von Penhally Bay: Der kleine Eddi ist beim Spielen verunglückt. Zum Glück sind Dr. Marco Avanti und seine Frau Amy gerade in der Nähe und können sofort helfen. Gemeinsam kämpfen sie um das Leben des kleinen Jungen, denn die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber gilt das auch für ihre Ehe? Amy will die Scheidung - und doch spürt Marco, dass sie ihn noch immer liebt. Wie soll er es schaffen, sie von der Tiefe seiner Gefühle zu überzeugen?

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Seitenzahl: 190

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IMPRESSUM

Zweite Chance für Dr. Avanti erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2007 by Harlequin Books S.A. Originaltitel: „The Italian’s New-Year Marriage Wish“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBENBand 26 - 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Umschlagsmotive: Studio_G_shutterstock, cundra/GettyImages, Karolina Madej_GettyImages

Veröffentlicht im ePub Format in 12/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733729042

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Ich will die Scheidung … Ich will die Scheidung … Ich will die Scheidung …

Wie ein Mantra kreiste der Satz in ihrem Kopf. Amy sah aus dem Fenster, während das Taxi auf schmalen, gewundenen Landstraßen zur Küste im Norden Cornwalls fuhr. In der Nacht hatte es geschneit. Felder, Bäume und Sträucher waren mit Schnee bedeckt, und die winzigen Kristalle glitzerten und funkelten im Licht der Morgensonne. Ein herrlicher Wintertag kündigte sich an … jedenfalls für alle diejenigen, denen nicht das bittere Ende ihrer Ehe bevorstand!

In ihrem ganzen Leben hatte Amy sich noch nie so elend gefühlt. In der Ferne tauchte das Meer auf, und der Druck in ihrem Magen verstärkte sich. Tiefe Atemzüge halfen ihr auch nicht, ruhiger zu werden, und am liebsten wäre sie auf der Stelle umgekehrt.

Und dann?

Er hatte weder auf ihre Briefe noch auf ihre Anrufe in der Praxis reagiert. Ihr war gar nichts anderes übrig geblieben, als sich persönlich auf den Weg zu machen.

Die vertraute Landschaft zog an ihr vorbei, aber sie nahm kaum etwas wahr. Dieses Schweigen war so untypisch für ihn. Insgeheim hatte sie damit gerechnet, dass er sie mit Anrufen bombardieren oder unverhofft vor ihrer Tür stehen würde. Schließlich war er Italiener, heißblütig, leidenschaftlich und voller Glut wie ein Vulkan, der jederzeit ausbrechen konnte.

Marco wusste genau, was er vom Leben wollte. Und was er wollte, das nahm er sich.

Allerdings schien sie nicht dazuzugehören!

Ihr wurde die Kehle eng, und plötzlich brannten Tränen in ihren Augen. Du spinnst doch, schalt sie sich. Eine heftige Auseinandersetzung war das Letzte, was sie gewollt hatte. Das hätte alles noch viel schwerer gemacht, als es ohnehin schon war.

Die Stimme des Taxifahrers riss sie aus ihren Gedanken.

„Entschuldigung, was haben Sie gesagt?“

Der Mann blickte sie im Rückspiegel an. „Ich wollte nur wissen, ob Sie in Penhally Bay wohnen?“

Amy setzte ein höfliches Lächeln auf. „Nein, nicht mehr …“ Nicht mehr, seit mein Leben den Bach hinunterging.

„Ach so.“ Vorsichtig lenkte er den Wagen die schneebedeckte Straße entlang. „Dann sind Sie wieder hier, um mit Ihrer Familie Neujahr zu feiern? Bleiben Sie lange?“

Sie hatte hier keine Familie. Und zu feiern gab es auch nichts.

„Es wird nur ein kurzer Besuch“, erklärte sie und räusperte sich. „Heute Abend fahre ich wieder zurück. Um acht Uhr geht mein Zug.“

„Achten Sie bloß auf den Wetterbericht. Können Sie sich vorstellen, dass es letzte Nacht wieder geschneit hat, bei uns an der Küste? Und diese Kälte! Das kommt sonst alle Jubeljahre einmal vor.“ Er schüttelte den Kopf. „Globale Erwärmung, daran liegt’s. Das Klima spielt verrückt. Für unsere Gegend sind sogar schwere Stürme angesagt. Sie sollten entsprechend Zeit einplanen, bevor Sie zurückfahren, sonst verpassen Sie noch Ihren Zug.“

Amy hörte kaum zu, während sie aus dem Fenster sah. Komme, was wolle, sie würde Penhally Bay heute Abend wieder verlassen. Und wenn sie zu Fuß gehen musste!

Der Wagen bog in die Hauptstraße ein, und ihr Herz fing an zu rasen. Unwillkürlich rutschte sie in ihrem Sitz ein Stückchen tiefer.

Im nächsten Moment seufzte sie unterdrückt und richtete sich wieder auf. Was tat sie da eigentlich? Sie benahm sich ja, als müsste sie sich verstecken. Dabei war sie fünfunddreißig, eine erfahrene Ärztin, die schon einiges von der Welt gesehen hatte!

Leider genügte nur der Gedanke an ein Wiedersehen mit Marco, und ihr Selbstbewusstsein verabschiedete sich. In den letzten beiden Jahren hatte sie von ihm geträumt, an ihn gedacht und sich seinetwegen die Augen aus dem Kopf geheult. Und weil es ihr irgendwann reichte, dass er ständig ihre Gedanken und Gefühle beherrschte, war sie nicht nur aus Penhally Bay verschwunden, sondern auch aus England.

Erst auf einem anderen Kontinent fühlte sie sich sicher.

Um ihm auch jetzt nicht zufällig über den Weg zu laufen, beschloss sie, nicht direkt vor der Praxis auszusteigen.

„Bitte, halten Sie dort an der Ecke.“ Als der Wagen hielt, bezahlte sie den Fahrer. „Vielen Dank.“

Das Taxi wendete und fuhr davon. Reglos stand Amy eine Weile auf dem Bürgersteig, ihre Handtasche unter dem Arm. Die Geschäfte an der Hauptstraße von Penhally Bay hatten noch nicht geöffnet, aber in den Schaufenstern blinkten und funkelten Sterne, Engel, bunte Päckchen und andere Weihnachtsdekorationen. Wie mit einer dicken Puderzuckerschicht bestäubt lagen Straßen, Bäume und Häuser da.

Der Schnee schluckte jedes Geräusch, und Amy fühlte sich in eine Wintergeschichte von Charles Dickens versetzt. Plötzlich war ihr weihnachtlicher zumute als während der Feiertage selbst. Erinnerungen an die Kindheit tauchten vor ihrem inneren Auge auf: Wie sie Hand in Hand mit ihrer Großmutter durch die Läden ging und Christbaumschmuck aussuchte oder beim Schlachter am Tresen stand, um den Truthahn für den Festschmaus abzuholen.

Für sie war Penhally Bay schon immer ein magischer Ort gewesen, voller Zauber und die perfekte Kulisse für ein Märchen. Die wenigen glücklichen Stunden ihrer Kindheit waren untrennbar mit diesem malerischen Fischerdorf an Cornwalls Küste verbunden.

Früher hatte sie davon geträumt, dass ihre Kinder hier aufwachsen würden.

„Amy? Amy Avanti?“

Wie ertappt drehte sie sich um. Ihr Herz hämmerte in der Brust, ihre Handflächen wurden feucht.

„Tony …“ Das Lächeln misslang ihr kläglich. Musste der Wirt vom Smugglers’ Inn ausgerechnet jetzt hier entlangspazieren? „Du bist früh auf.“

„Viel zu tun um diese Jahreszeit.“ Über den hochgeschlagenen Mantelkragen hinweg musterte er sie prüfend. „Ist das alles, was du zu sagen hast? Dass ich früh unterwegs bin? Wir haben uns eine Ewigkeit nicht gesehen, Amy.“

„Entschuldige.“ Amy verkroch sich tiefer in ihren Mantel. „Mir ist nichts Besseres eingefallen.“

„Du warst schon immer eine Frau, die mehr zugehört als geredet hat.“ Tony grinste. „Was eine nette Abwechslung ist. Weiß Marco, dass du wieder zu Hause bist?“

„Nein.“ Sie wollte den Überraschungseffekt nutzen. Amy hoffte, dass er so schockiert wäre, sie zu sehen, dass er nicht viel sagen würde. Dann machte er ihr vielleicht keine Schwierigkeiten. „Es war ein spontaner Entschluss. Wir müssen ein paar Sachen bereden.“

„Vorhin habe ich seinen Maserati gehört. Ich schätze, Marco ist schon in der Praxis.“

Seine Worte beschworen Erinnerungen an einen heißen Sommertag vor zweieinhalb Jahren herauf. Jung verheiratet und voller Pläne waren sie kurz zuvor nach Penhally Bay gezogen, und Marco hatte Amy zu einer Fahrt in seinem geliebten Maserati mitgenommen. Der glänzende schwarze Sportwagen passte zu ihm. Testosteron und Pferdestärken.

Eine Hand am Steuer, hatte Marco den anderen Arm besitzergreifend auf Amys Rückenlehne gelegt, während sie die Küstenstraße entlangsausten. Amy hatte wieder das satte Brummen des PS-starken Motors im Ohr und erinnerte sich, wie sie Marco von der Seite angeblickt hatte, bewundernd und so verliebt …

Wahrscheinlich wusste er, was in ihr vorging. Dunkelhaarig, groß und gut aussehend war Dr. Marco Avanti es gewohnt, Erfolg bei Frauen zu haben. Sein weltgewandtes Auftreten verriet Lebenserfahrung und ein unerschütterliches Selbstbewusstsein. In dem Punkt konnte Amy ihm nicht das Wasser reichen.

Warum war er dann mit ihr zusammen?

Wie oft hatte sie sich das schon gefragt? Amy schluckte und schob den Gedanken beiseite. Er war nicht mehr mit ihr zusammen. Obwohl sie sich von ihm getrennt hatte, kam es ihr vor, als hätte sie das Unvermeidliche nur beschleunigt. „Es wundert mich, dass er den Maserati fährt. Das Ding hasst Kälte.“

„Und wie! Letzte Woche stand sein Liebling am Straßenrand und wollte einfach nicht anspringen. Du hättest deinen Mann sehen sollen. Wild gestikulierend überschüttete er den Wagen mit Worten, die kein Mensch kannte. Das gesamte Dorf wurde neugierig. Jedenfalls war die Buchhandlung plötzlich überfüllt, weil alle im Wörterbuch blättern wollten. Aber wenn es um seine Schleuder geht, benutzt Marco nicht immer Ausdrücke, die im Lexikon stehen.“

Tony kratzte sich am Kopf. „Ich habe ihm vorgeschlagen, einen englischen Wagen zu kaufen, der für englisches Wetter gebaut ist. Er hat nur mit den Achseln gezuckt.“

„Das kann ich mir vorstellen.“

„Es ist echt schön, dass du wieder da bist, Amy. Wir waren völlig von den Socken, als du von einem Tag auf den anderen einfach verschwunden warst.“

Sie nickte. Natürlich hatte sie die Leute damit schockiert. Wie konnte sie einen charmanten, atemberaubenden Mann wie Marco Avanti verlassen? Schließlich war sie keine Schönheit und sollte dankbar sein, dass sich überhaupt jemand für sie interessierte.

Wie hätte sie ihre Entscheidung erklären sollen? Die Hintergründe gingen niemanden etwas an, dafür waren sie zu persönlich. Niederschmetternd persönlich.

„Na, ich freue mich jedenfalls, dass du wieder aufgekreuzt bist. Wenn du dich beeilst, erwischst du Marco vielleicht, bevor er mit der Sprechstunde anfängt. Hast du das mit Lucy gehört? Ihr Baby ist früher gekommen, und jetzt fehlt ein Arzt in der Praxis.“

Aha.

Seit einem Jahr hatte sie nichts mehr aus Penhally Bay gehört. Und davor auch nur einmal, nachdem Kate Althorp, die Praxismanagerin, ihr einen Brief geschrieben hatte. Kate war früher ihre Freundin gewesen …

„Dann werden sie alle Hände voll zu tun haben.“ Gut für mich, dachte sie. Marco würde gar keine Zeit haben, eine Diskussion anzufangen. Also rein in sein Zimmer, sagen, was zu sagen war, und wieder raus, ehe er irgendwelche Schwierigkeiten machen konnte. Hoffentlich waren ihm seine Patienten wichtiger als seine Fast-Ex.

Amy fröstelte. Ihr Atem bildete weiße Wölkchen in der klirrend kalten Morgenluft. „Wir sehen uns später, Tony.“

„Gerne. Komm doch auf einen Drink im Smugglers’ vorbei.“

„Danke.“ Sie lächelte zustimmend und wusste insgeheim, dass sie es nicht tun würde. Ein Drink könnte ihr auch nicht helfen, den Schmerz zu betäuben, nachdem sie Marco wiedergesehen hatte. Dazu müsste sie schon Tonys gesamten Vorrat an Alkoholika in sich hineinschütten …

In der Gemeinschaftspraxis Penhally Bay Surgery am anderen Ende des Ortes lehnte sich Marco Avanti in seinem Ledersessel zurück und starrte auf den Flachbildschirm vor ihm.

„Kate?“, rief er durch die offene Tür. „Hast du nicht gesagt, dass die Blutwerte von Lily Baxter da sind?“

„Wir hatten noch keine Zeit, sie zu übertragen.“ Kate kam ins Zimmer, in der Hand eine dampfende Tasse. „Die Suche nach einer Vertretung für Lucy ist schwieriger, als ich dachte. Damit du’s weißt – als ich heute Morgen in den Spiegel sah, hatte ich vier graue Haare mehr.“ Resolut schob sie einen Stapel Unterlagen beiseite und stellte ihm den Kaffee hin. „Hier, trink das. Du wirst es brauchen. Deine Patientenliste ist ellenlang.“

Marco atmete den belebenden Duft tief ein. „Den hast du für mich gemacht? Du bist ein Engel, amore.“ Mit seinen schlanken sonnengebräunten Fingern umfasste er die Tasse. Wunderbar! seufzte er stumm nach dem ersten Schluck. Sein müdes Gehirn hatte einen Koffeinkick bitter nötig. „Tutto bene? Alles in Ordnung? Erzähl mir das Schlimmste zuerst … eine Cholerawelle hat das Dorf erfasst? Die Pest ist im Anrollen? Die Patienten stehen Schlange, um mich zu sehen?“

„Mach keine Scherze. Und was die Schlange betrifft …“ Kate lächelte matt. „Das willst du gar nicht wissen. Nimm einfach einen nach dem anderen dran, und wenn du heute Abend immer noch zu tun hast, bringe ich dir einen Schlafsack.“

„Bitte sehr, wenn er eine warme, willige Frau enthält.“

Kate lachte auf. „Schäm dich!“ Sie ging zur Tür, und Marco stellte die Tasse ab.

„Hattest du Zeit, in der Werkstatt anzurufen?“

„Ja. Sie schicken jemanden vorbei, der sich den Maserati ansieht. Am besten gibst du mir die Schlüssel, dann brauche ich dich nachher nicht zu stören.“

Dankbar, dass er das nicht auch noch erledigen musste, griff Marco in die Tasche und warf ihr den Bund zu. „Grazie, Kate. Du bist nicht nur molto bellissima, sondern auch sehr tüchtig.“

„Das nennt man Zeitmanagement. Ich kümmere mich um deinen Wagen, und du hast mehr Zeit für Patienten. So hat jeder etwas davon. Deswegen brauchst du deinen italienischen Charme nicht an mich zu verschwenden.“

„Wieso verschwenden?“ Das Geplänkel gefiel ihm. Marco lehnte sich zurück und schenkte ihr ein verführerisches Lächeln. „Brenn mit mir durch, Kate. Wir verlassen diese kalte, windige Gegend, um in meinem wunderschönen Italien das Leben zu genießen. Ich habe einen palazzo in Venedig, direkt an einem der Kanäle.“ Er sah, wie ein Schatten über ihr Gesicht glitt.

Als sie seinen aufmerksamen Blick auffing, errötete sie und lächelte rasch, als wolle sie verbergen, dass sie unglücklich war.

„Vielleicht verlasse ich Penhally Bay“, entgegnete sie leise. „Vielleicht wird es Zeit, dass ich etwas anderes mache. Aber nicht mit dir. So dumm bin ich nicht. Weißt du, welchen guten Vorsatz ich fürs neue Jahr gefasst habe? Mich nicht mit einem Mann einzulassen, der eine andere Frau liebt. Und das tust du nun mal.“

Marco verspürte eine unwillkommene Anspannung, ließ sich aber nichts anmerken. „Das Einzige, das ich liebe, steht zurzeit draußen auf dem Parkplatz und hat einen Motorschaden. Das ist mein Baby.“

Langsam schüttelte Kate den Kopf. „Mir kannst du nichts vormachen, Marco. Jedes Mal, wenn von Amy die Rede ist, wirkst du kühl und kontrolliert, aber das bist du gar nicht. Was versteckst du hinter deiner Tarnkappe?“

Marco hatte nicht vor, sein Innerstes nach außen zu kehren. „Möchtest du das wirklich wissen? Zeit und Ort sind denkbar ungünstig, tesoro.“ Hatten sie nicht gerade noch über ihre Probleme gesprochen? Wieso waren plötzlich seine dran? Geschickt lenkte er das Gespräch in sichere Bahnen. „In fünf Minuten fängt meine Sprechstunde an. Ich könnte deine Schönheit nicht richtig würdigen. Wenn ich eine Frau liebe, brauche ich mindestens vierundzwanzig Stunden.“

„Hör endlich auf, oder ich muss dir einen Eimer Wasser über den Kopf kippen!“ Kate lachte glockenhell. „Schlimm genug, dass alle Frauen in Penhally Bay in dich verliebt sind. Sie warten nur darauf, dass dein gebrochenes Herz wieder heilt, um sich auf dich zu stürzen.“

„Meinem Herzen fehlt nichts.“ Er beugte sich vor und tippte etwas in seinen PC. „Und alle anderen Organe funktionieren auch tadellos.“

„Erzähl das bloß keinem! Sie würden uns die Bude einrennen, und wir haben schon genug zu tun.“ Ihr Lächeln verblasste. „Ich wünschte, ich wäre wie du. Wie machst du das? Amy und du, ihr wart doch so verliebt …“

Marco hatte eine scharfe Entgegnung auf der Zunge, hielt sich aber zurück, als er den Kummer in ihren Augen las. Entschlossen verdrängte er die düsteren Gedanken an seine Frau. „Kate … Hier geht es gar nicht um mich, oder? Sondern um dich und Nick. Vielleicht solltest du ihm sagen, dass du ihn liebst.“

„Was?“ Erschrocken legte sie die Hand an den Hals. „Ich … Wie kommst du darauf? Marco, um Himmels willen …“

„Nick ist der Seniorpartner und mein Kollege.“ Warum mussten Beziehungen so kompliziert sein? „Du bist auch meine Kollegin. Dass es zwischen euch knistert, ist nicht zu übersehen. Manchmal fliegen mir die Funken förmlich um die Ohren.“

„Nick und ich kennen uns schon lange.“

„Sì, ich weiß.“ Marco seufzte. „Du liebst ihn. Sag es ihm.“

„Selbst wenn du recht hättest, was natürlich nicht der Fall ist …“ Kate straffte die Schultern. „Meinst du, ich soll einfach an sein Sprechzimmer klopfen, hineinmarschieren und verkünden: Ich liebe dich?“

„Warum nicht, wenn es wahr ist? Als Mann kann ich dir versichern, dass wir ein direktes Wort zu schätzen wissen. Weibliche Spielchen sind anstrengend. Und wenn eine Frau mir sagen will, dass sie mich liebt …“ Er zuckte die breiten Schultern und lehnte sich lässig in seinen Sessel. „Warum soll ich sie davon abhalten?“

„Tut mir leid, aber ich versuche gerade, mir Nicks Gesicht vorzustellen, wenn ich deinen Rat befolge.“

Er musterte sie aufmerksam. Die dunklen Schatten unter ihren Augen entgingen ihm nicht. „Weißt du, was dein Problem ist? Du hast dich in einen Engländer verliebt, und die haben keine Ahnung von Liebe. Weil sie zugeknöpft, kühl und gefühlsarm sind. Gib ihnen vierundzwanzig Stunden Zeit, eine Frau zu verführen, und sie würden dreiundzwanzig davon vor dem Fernseher verbringen und Fußball gucken.“

Wie beabsichtigt, entlockte er ihr damit ein Lächeln. „Vielleicht.“ Sie richtete sich auf. Vor seinen Augen verschwand das verletzliche weibliche Wesen, und die tüchtige Praxismanagerin kam wieder zum Vorschein. „Du bist ein guter Freund. Und für einen Mann bemerkenswert feinfühlig. Wahrscheinlich hätte ich weniger Kummer, wenn ich mich in einen heißen Italiener und nicht in einen kalten Engländer verliebt hätte.“

Marco dachte an seine Ehe. Die reine Katastrophe! „Heiße Italiener können auch mal falschliegen“, entgegnete er müde. „Außerdem ist Nick nicht kalt. Er leidet. Diese Schuldgefühle, die ihn zerfressen. Der Schmerz, den er nicht loswird. In letzter Zeit hatte Nick es nicht leicht.“

Da war er nicht der Einzige.

Ein Wunder eigentlich, dass sein Partner und er noch in der Lage waren, eine Praxis zu führen.

Marco trank einen Schluck Kaffee und schob die düsteren Gedanken in den hintersten Winkel seiner Seele.

Nicht dran denken. Nicht jetzt.

Um diese Jahreszeit war die Praxis gerammelt voll. Er hatte einen Haufen Arbeit vor sich, also keine Sekunde Zeit zum Grübeln.

Anders wollte er es auch gar nicht haben.

Draußen vor der Praxis blieb Amy stehen. Der frische Seewind brannte auf ihren Wangen, und über ihr ließ eine Möwe ihren klagenden Schrei ertönen.

In zehn Minuten fing Marcos Sprechstunde an. Danach hätte sie keine Gelegenheit mehr, mit ihm zu sprechen.

Zehn Minuten. Sie hatte zehn Minuten, um ihre Ehe zu beenden.

Für das, was du zu sagen hast, reicht es allemal, machte sie sich Mut und drückte die Tür auf. Wärme schlug ihr entgegen. Am Empfang sah sie Kate im Gespräch mit einer der Sprechstundenhilfen.

Amy blieb einen Moment unentschlossen stehen. Kate und sie waren früher eng befreundet gewesen. Hatte sie diese Freundschaft aufs Spiel gesetzt, als sie sang- und klanglos aus Penhally Bay verschwunden war? Unsicher ging sie weiter.

„Haben Sie einen Termin?“, fragte Kate freundlich, noch während sie aufblickte. Plötzlich weiteten sich ihre Augen überrascht. „Amy!“ Rasch kam sie um den Tresen herum. „Du bist wieder da! Ich dachte, du wärst noch in Afrika bei diesem Hilfsprojekt.“

„Nein, das ist abgeschlossen. Hallo, Kate.“

Die Praxismanagerin zögerte, trat dann aber vor und umarmte sie. „Ich freue mich so, dich zu sehen, Amy. Weiß Marco, dass du hier bist? Warum hast du nicht angerufen?“

„Ich dachte, ich … Nein, er hat keine Ahnung. Aber ich hätte gern kurz mit ihm gesprochen.“ Amy zuckte insgeheim zusammen, als sie sich reden hörte. Zwei Jahre hatte sie ihren Mann nicht gesehen, und jetzt tat sie so, als wollte sie nur wissen, wann er zum Abendessen nach Hause käme.

Bedauernd blickte Kate zu den Arztzimmern hinüber. „Seine Sprechstunde fängt gleich an. Wir haben unglaublich viel zu tun, seit …“

„Lucy ausfällt, ich weiß“, unterbrach Amy sie hastig. „Ich brauche wirklich nur eine Minute. Bitte, Kate.“

Kate nickte schließlich und griff zum Hörer. „Warte, ich sage ihm Bescheid …“

„Nein!“ Amy eilte auf sein Sprechzimmer zu. „Nicht nötig, danke“, fügte sie über die Schulter gewandt hinzu. „Ich gehe direkt rein.“

Damit sie es sich nicht noch anders überlegen konnte.

Ihr Herz hämmerte gegen die Rippen, als sie die Hand hob und anklopfte.

„Sì, herein.“

Beim Klang seiner samtigen tiefen Stimme fing ihre Haut an zu prickeln. Amy schloss unwillkürlich für einen Moment die Augen. Marco sprach fließend und fehlerlos Englisch, aber dass er Italiener war, war unverkennbar. Der weiche, einschmeichelnde Akzent hatte sie von Anfang an betört.

Nervös drückte sie die Klinke herunter.

Er ist ein Mann wie jeder andere, sagte sie sich. Du wirst keine weichen Knie bekommen, du wirst nicht darauf achten, wie er aussieht. Du wirst sagen, was du zu sagen hast, und wieder gehen. Zehn Minuten nur, dann hast du es überstanden. Danach kannst du dich in den Zug setzen und nach London zurückfahren.

Sie öffnete die Tür und betrat das Zimmer. „Hallo, Marco.“ Ihr Herz flatterte wie ein gefangener Schmetterling, während sie sich zwang, ihren Mann anzusehen. „Ich wollte kurz mit dir sprechen, bevor deine Sprechstunde anfängt.“

Ihre Blicke trafen sich. Dunkle Augen betrachteten sie forschend und so intensiv, dass ihr heiß wurde. Ihre Knie zitterten, ihr Herz geriet aus dem Takt. Die Fingernägel in die Handflächen gepresst stand hilflos Amy da und wartete darauf, dass die Welle abflaute.

Ein Mann wie jeder andere? Wem wollte sie etwas vormachen?

Sie hatte zwei Jahre lang Zeit gehabt, um sich auf diesen Augenblick vorzubereiten. Geändert hatte sich nicht das Geringste. Sie brauchte Marco nur anzusehen und wurde schwach. Warum? Gut, er war attraktiv, aber das waren andere auch. Seine Ausstrahlung? Marco hatte etwas Kraftvolles, eine männliche Stärke, gepaart mit einem unerschütterlichen Selbstbewusstsein, wie nur ein italienischer Macho es aufbringen konnte. Dazu sein südländischer Charme … welche Frau würde ihn nicht begehren?

Amy sah ihn an und konnte nur an die hungrige, verzehrende Leidenschaft denken, die zwischen ihnen gebrannt hatte.

Marco sagte nichts. Stumm lehnte er sich in seinem Sessel zurück, ohne sie aus den Augen zu lassen, und spielte mit dem Kugelschreiber. Schlanke gebräunte Hände, lange Finger … der Anblick beschwor erregende Erinnerungen herauf.

Unbehaglich straffte sie die Schultern. Seine ruhige Haltung konnte sie nicht täuschen. Unter der Oberfläche brodelte es, das spürte sie.

Trotzdem hätte sie viel darum gegeben, so kühl und gelassen wirken zu können. „Ich muss mit dir reden.“ Amy blieb an der Tür stehen, die Hände miteinander verschränkt, um das verräterische Beben zu unterdrücken.

„Du hast dir einen merkwürdigen Zeitpunkt für eine Versöhnung ausgesucht“, sagte er schließlich.

„Es ist keine Versöhnung. Wir müssen miteinander reden, das weißt du.“

Marco verzog keine Miene. „Und ich muss bis heute Mittag dreißig Kranke untersuchen. Du solltest wissen, wo meine Prioritäten liegen.“

„Mir blieb nichts anderes übrig als herzukommen, Marco. Du hast meine Briefe nicht beantwortet.“

„Das Thema gefiel mir nicht.“ Der scharfe Unterton war nicht zu überhören. „Schreib etwas, was mich interessiert, dann antworte ich auch. Aber jetzt musst du gehen. Mein erster Patient wartet.“

„Nein.“ In einem Anflug von Panik machte sie einen Schritt vorwärts. „Zwei Minuten noch. Ich weiß, du bist verärgert, aber …“

„Verärgert?“, wiederholte er spöttisch. „Wie kommst du denn auf die Idee?“