Zwischen Gartenbau und Gartenkunst: Gärtner und Gartengestalter in Wien und Umgebung 1918–1945 - Erika Karner - E-Book

Zwischen Gartenbau und Gartenkunst: Gärtner und Gartengestalter in Wien und Umgebung 1918–1945 E-Book

Erika Karner

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Beschreibung

Vom Paradiesgarten der Hesperiden bis zum "Garten Eden": Die Menschen haben sich Parks und Gärten immer als utopische Gegenentwürfe zur Widersprüchlichkeit und Unvollkommenheit der Realität erträumt, als bukolische Traumgefilde, in denen der Wolf neben dem Lämmchen schläft und die Gesetze der Welt keine Gültigkeit haben. Die Geschichte zeigt jedoch: Nichts ist unpolitisch - auch nicht die Gärtner. So war der Gartenbau im zwanzigsten Jahrhundert immer auch ein Feld ideologischer Auseinandersetzungen, etwa im Rahmen der nationalsozialistischen Umgestaltung des Gartenbauwesens ab 1938. Doch auch schon 1918/19, also zwanzig Jahre vor dem sogenannten "Anschluss", wurde das österreichische Gartenbauwesen einem revolutionären Umgestaltungsprozess unterworfen. Der Erste Weltkrieg und der Untergang der k. k. Monarchie hatten zahlreiche Adelsdynastien in den ökonomischen Abgrund gerissen – mit weitreichenden Folgen: Schlösser konnten nicht mehr erhalten werden, Gärten und Parks verfielen. Ein Gutteil der Ländereien und Besitzungen lag zudem außerhalb der Grenzen des neuen Österreichs. Zahlreiche Gärtner und ihre Familien verloren ihren Arbeitsplatz. Die Verwerfungen des zwanzigsten Jahrhunderts haben also auch im Gartenbauwesen tiefe Spuren hinterlassen, die zum Teil bis heute fortwirken. Die Publikation von Erika Karner behandelt den bisher nur spärlich untersuchten Zeitabschnitt von 1918 bis 1945 in der Geschichte des österreichischen Gartenbaus – speziell in der Berufsgruppe der Gartenarchitekten, Landschaftsgärtner, Gartengestalter und Gartentechniker – im Kontext der österreichischen Zeitgeschichte. Am Beispiel von Verbänden, Schulen, Betrieben und Biografien maßgeblicher Berufsvertreter und führender Pioniere im Gartenbau wird der Einfluss der politischen bzw. ideologischen Machtapparate auf die Berufsgruppe beleuchtet.

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Erika Karner

Zwischen Gartenbau und Gartenkunst:Gärtner und Gartengestalter in Wien und Umgebung1918–1945

Erika Karner

Zwischen Gartenbau und Gartenkunst: Gärtner und Gartengestalter in Wien und Umgebung1918–1945

Die Standesgeschichte im Wechsel der politischen Systeme

Danksagung

Ich bedanke mich an dieser Stelle sehr herzlich bei Eva Berger und Hermann Reining (†), die Wesentliches zum Zustandekommen der Arbeit beigetragen haben.

Weiters gilt mein Dank den Interviewpartnern und Auskunftspersonen: Anna Klingsberg, Fritz Weigl, Karl-Heinz Walzer, Herbert Eipeldauer, Christl Martschitsch, Michaela Raggam-Blesch, Heidi Michel und Ralph Gälzer (†) sowie allen Mitarbeitern in den Archiven und Bibliotheken, die mich bei dieser Arbeit unterstützt haben – stellvertretend seien Rudolf Jerabek (Österreichisches Staatsarchiv), Claudia Gröschel (Österreichische Gartenbau-Gesellschaft), Susanne Uslu-Pauer (Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien) und Brigitte Riegele (Wiener Stadt und Landesarchiv) erwähnt.

Das Lektorat hat freundlicherweise Sabine Schmidt übernommen.

Inhalt

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Prolog

1 Einleitung: Zielsetzung und Abgrenzung

1.1 Die Forschungsfrage

1.2 Abgrenzung zu anderen Forschungsbereichen

1.3 Forschungsstand im Überblick

1.4 Quellen

1.5 Vorgehen

2 Politische, soziale und wirtschaftliche Entwicklungen 1918–1945

2.1 Habsburger-Monarchie und Erster Weltkrieg

2.1.1 Die Stellung des Gartenbaus vor und während des Ersten Weltkrieges

2.1.2 Förderung der Gärtner durch den Adel

2.2 Erste Republik 1918–1933

2.2.1 Wirtschaftliche Situation

2.2.2 „Rotes Wien“ versus „schwarze“ Bundesländer

2.2.3 Sozialgesetzgebung

2.2.4 Arbeitslosigkeit

2.3 Austrofaschismus 1933–1938

2.3.1 „Berufsständische Ordnung“

2.3.2 Austrofaschismus in Wien

2.3.3 Landschaftsgärtner und Gartengestalter und der „Freiwillige Arbeitsdienst“

2.3.4 Exkurs: Gärtnerische Verflechtungen

2.4 Drittes Reich 1938–1945

2.4.1 Nationalsozialismus in Wien

2.4.2 Parteimitgliedschaft in der NSDAP

2.4.3 Widerstand, Vertreibung, Ermordung

2.4.4 Auswirkungen des „Anschlusses“ auf die jüdische Bevölkerung

2.5 Nachkriegszeit

2.5.1 „Entnazifizierung“

2.5.2 Restitution

2.6 Zusammenfassung

3 Gärtnerische Verbände und Berufsorganisationen in Wien

3.1 Die geplante Gartenbaukammer

3.2 Gesetzliche Berufsorganisationen für selbstständige Gärtner

3.2.1 Gewerberecht – Gewerbegenossenschaften

3.2.2 Genossenschaft der Gärtner von Wien und Umgebung

3.2.3 Exkurs „Gewerbebundgesetz“

3.2.4 Die Innung der Gärtner und Naturblumenbinder

3.2.5 Exkurs: Jüdische Gärtnereien

3.2.6 Bundesverband der Erwerbsgärtner Österreichs

3.2.7 Reichsnährstand / Reichskammer der bildenden Künste

3.3 Unternehmerverbände – freiwillige Interessensvertretungen

3.3.1 Der Wirtschaftsverband der landschaftsgärtnerischen Betriebe Österreichs

3.3.2 Vereinigung österreichischer Gartenarchitekten (V.Oe.G.A.)

3.4 Gesetzliche und freiwillige Berufsorganisationen für Gärtnereiarbeiter

3.4.1 Die Gehilfenversammlung der Genossenschaft der Gärtner von Wien und Umgebung

3.4.2 Gewerkschaft und Gartenbau

3.5 Sonstige Vereine

3.5.1 Verein der Gärtnerinnen Österreichs

3.5.2 Gruppe Deutsch-Österreich der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst

3.5.3 Österreichische Gartenbau-Gesellschaft (ÖGG)

3.5.4 Absolventenverbände

3.6 Zusammenfassung

4 Brennende Berufsfragen

4.1 Die Zugehörigkeitsfrage: Landwirtschaft oder Gewerbe?

4.1.1 Landwirtschaft oder Gewerbe 1920–1933

4.1.2 Gewerbeordnungsnovelle 1934

4.1.3 Verbleibende Schwierigkeiten nach der Gewerberechtsnovelle

4.1.4 „Schmutzkonkurrenz“ und „Pfuschertum“ im Gartenbau

4.2 Die Titelfrage: Welche Berufsbezeichnung für wen?

4.2.1 Die Titelfrage beschäftigt die Gartenbau-Gesellschaft

4.2.2 Die ungelöste Titelfrage bis 1938

4.2.3 Neue Aufgabenfelder für Gartenarchitekten

4.3 Gehilfen- und Lehrlingsfrage

4.3.1 Küchengärtner, Lustgärtner, Privatgärtner, Villengärtner, Handelsgärtner und deren Rechte

4.3.2 Arbeitssituation von Gehilfen in gewerblichen Gärtnereien

4.3.3 Kollektivverträge

4.3.4 Lehrlingswesen

4.3.5 Lehrlinge im Gartenbau

4.4 Die Frauenfrage

4.4.1 Mögliche Arbeitsstätten für Gärtnerinnen

4.4.2 Weibliche Lehrlinge und Gehilfen

4.5 Zusammenfassung

5 Schulische Ausbildung für Gärtner

5.1 Fachliche Fortbildungsschulen für Gärtnerlehrlinge

5.1.1 Fachliche Fortbildungsschulen für Gärtnerlehrlinge in Wien – ÖGG

5.1.2 Die fachliche Fortbildungsschule für Gärtnerlehrlinge in Wien – Fortbildungsschulrat Wien

5.2 Niedere Schulen

5.2.1 Die Gartenbauschule der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft (Gehilfenschule)

5.2.2 Gartenbauschule „Elisabethinum“ – Mödling

5.2.3 Die Fachlehranstalt für Garten- und Obstbau in Wien-Kagran

5.2.4 Die Gartenbauschule der Salesianer Don Boscos in Wien

5.2.5 Gartenbauschule zur Fürsorge für Gehörlose und Hörlose

5.3 Mittlere Schulen

5.3.1 Höhere Obst- und Gartenbauschule in Eisgrub / Lednice

5.3.2 Die Höhere Gartenbauschule der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft

5.3.3 Die Höhere Bundeslehranstalt und Bundesversuchsstation für Wein-, Obst- und Gartenbau in Klosterneuburg

5.3.4 Die Bundeslehr- und Versuchsanstalt für den Gartenbau Hetzendorf-Schönbrunn

5.4 Hochschulen/Universitäten

5.5 Gartenbauschulen für Frauen

5.5.1 Höhere Gartenbauschule für Frauen

5.5.2 Döblinger Gartenbauschule

5.5.3 Hortensium – Wiener Gartenbauschule für Knaben und Mädchen

5.5.4 Die Höhere Gartenbauschule für Frauen des Vereines für praktische Frauenbildung in Esslingen bei Wien

5.6 Zusammenfassung

6 Ausgewählte Personen und Betriebe

6.1 Frauen im Gartenbau

6.1.1 Yella Hertzka

6.1.2 Paula von Mirtow

6.1.3 Grete Salzer

6.1.4 Hanny Strauss

6.1.5 Helene Wolf

6.2 Gartenarchitekten

6.2.1 Adalbert Camillo (A. C.) Baumgartner

6.2.2 Robert Benesch

6.2.3 Josef Calta

6.2.4 Wilhelm Debor

6.2.5 Anton Eipeldauer

6.2.6 Albert Esch

6.2.7 Otto Gälzer

6.2.8 Willi Hartwich und Willi Vietsch

6.2.9 Eduard Maria Ihm

6.2.10 Fritz (Friedrich) Kratochwjle (Kratochvyle)

6.2.11 Viktor Mödlhammer

6.2.12 Josef Stowasser

6.2.13 Otto Trenkler

6.2.14 Josef Oskar Wladar

6.2.15 Willy Wolf

6.3 Zusammenfassung

7 Abschließende Betrachtungen zu den Auswirkungen der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen auf den Gartenbau und die Gartenarchitekte

7.1 Auswirkungen des Zerfalls der k. u. k. Monarchie auf den Gartenbau

7.2 Auswirkungen der Politik des „Roten Wien“ auf Gärtner und Gartengestalter

7.3 Auswirkungen des Austrofaschismus auf die Berufsgruppe

7.4 Auswirkungen des „Dritten Reichs“ auf die Gärtner und Gartenarchitekten

7.5 Nachwirkungen

7.6 Zusammenfassung

8 Epilog

Literatur

Quellen

Personenregister

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Die Quellenangaben zu den Abbildungen befinden sich in den dazugehörigen Fußnoten.

 

Abb. 1: Kurt Knapp. Foto aus der erkennungsdienstlichen Kartei der Gestapo Wien.

Abb. 2: Artikel über „Jüdische Umschichtung“.

Abb. 3: Johann Nespe, Gründer der Zeitschrift „Der Erwerbsgärtner“ und späterer Zunftmeister von Niederösterreich.

Abb. 4: Der Erwerbsgärtner und Blumenbinder. Titelblatt der Ausgabe vom 1. Februar 1936.

Abb. 5: Übersicht Gliederung des berufsständischen Gewerbebundes.

Abb. 6: Gliederung des Gewerbebundes in seine 47 Innungen – die Gärtnerinnung ist unter Nr. 30 dargestellt.

Abb. 7: Heinrich Schwarz, Innungsmeister der Gärtner- und Blumenbinderinnung.

Abb. 8: Anton Steinkellner, Zunftmeister von Wien.

Abb. 9: Michael Walla, Präsident des Bundesverbandes der Erwerbsgärtner und Obmann der Landesgartenbauvereinigung Wien.

Abb. 10: Protestaufruf des Gehilfenausschusses und der Gewerkschaft gegen die geplante Zuordnung der Gärtner zur Landwirtschaft.

Abb. 11: Allgemeine Österr. Gärtner-Zeitung – Zeitschrift des Gehilfenausschusses.

Abb. 12: Franz Wokroj.

Abb. 13: Beitrittsaufruf zur Gärtnersektion des Österreichischen Land- und Forstarbeiterverbandes.

Abb. 14: Inserat Stellenvermittlung für Gärtnerinnen 1926.

Abb. 15: Aufruf der Gehilfenversammlung 1932.

Abb. 16: Firmenlogo von Willi Vietsch nach 1938.

Abb. 17: Karikatur Josef Stowassers zur Lehrlingssituation.

Abb. 18: Plan der Gartenbauschule des Fortbildungsschulrates.

Abb. 19: Abschlusszeugnis der Gartenbaulichen Berufsschule aus dem Jahre 1943.

Abb. 20: Schülerinnen beim praktischen Unterricht.

Abb. 21: Gärtnerschule „Elisabethinum“ in Mödling um 1929.

Abb. 22: Eingang zur Fachlehranstalt für Garten- und Obstbau.

Abb. 23: Schüler des Jahrgangs 1934/35.

Abb. 24: Auszug aus dem Klassenbuch der 1. Klasse der Fachlehranstalt für Garten- und Obstbau, Schuljahr 1936/37.

Abb. 25: Schuldirektor Wilhelm Lauche.

Abb. 26: Arthur Bretschneider, Direktor von 1927 – 1938.

Abb. 27: Trigonometrische Übungen der Klosterneuburger Schüler.

Abb. 28: Inserat der Gartenbauschule Yella Hertzkas.

Abb. 29: Inserat der Döblinger Gartenbauschule.

Abb. 30: Prospekt der Gartenbauschule „Hortensium“.

Abb. 31: Höhere Frauenschule für Gartenbau und Haushalt auf Schloss Maria-Enzersdorf.

Abb. 32: Yella Hertzka.

Abb. 33: Inserat in der Gartenbauschule 1929.

Abb. 34: Modell des Gartens von Heinrich Gans, Wien. Entwurf Paula Fürth.

Abb. 35: Inserat der Gärtnerei und Gartenbauschule „Hortensium“.

Abb. 36: Katalog der Gärtnerei „Hortensium“ 1937/38.

Abb. 37: Hanny Strauss, aufgenommen ca. 1941.

Abb. 38: Weltausstellung 1937 – Gartengestaltung Hanny Strauss.

Abb. 39: Grabstein von Hanny Strauss.

Abb. 40: Lilly Edith Strauss.

Abb. 41: „Umschichtler“ der Gärtnerei Strauss 1938.

Abb. 42: Inserat der Gärtnerei „Helenium“ 1924.

Abb. 43: Umgestaltung des Privatgartens von Generaldirektor Heller. Entwurf Helenium.

Abb. 44: Inserat „Helenium“ unter der Leitung von Hermann Kujal 1942.

Abb. 45: Robert Benesch.

Abb. 46: Josef Calta.

Abb. 47: Wilhelm Debor.

Abb. 48: Betrieb Wilhelm Debor, Gersthofer Straße 141, ca. 1925.

Abb. 49: Anton Eipeldauer.

Abb. 50: Anton Eipeldauer mit Schülern der Fachlehranstalt für Garten- und Obstbau, aufgenommen vermutlich 1935.

Abb. 51: Albert Esch.

Abb. 52: Ein größerer Auftrag – auf der Suche nach Gartenarbeitern 1941.

Abb. 53: Otto Gälzer.

Abb. 54: Gartengestaltung Otto Gälzer, Belegschaft 1930.

Abb. 55: Gärtnerei Gälzer, 1130 Wien, Lainzer Straße 173.

Abb. 56: Firmenlogo des Unternehmens Hartwich & Vietsch.

Abb. 57: Ansicht eines Hauses mit Garten, gezeichnet von Willi Vietsch.

Abb. 58: Gärtnerei Hartwich & Vietsch.

Abb. 59: Eduard Maria Ihm.

Abb. 60: Dienstausweis Fritz Kratochwjles.

Abb. 61: Plan des Herderparks.

Abb. 62: Viktor Mödlhammer.

Abb. 63: Karikatur betreffend Sonntagsarbeit, gezeichnet von Josef Stowasser.

Abb. 64: Grundriss und Ansicht eines Kleingartens, gestaltet von Otto Trenkler 1935.

Abb. 65: Josef Oskar Wladar.

Abb. 66: Vorentwurf zur Gartenanlage der „Rommelvilla“ in Wr. Neustadt 1939.

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Importe von gartenbaulichen Produkten im Vergleich.

Tabelle 2: Entwicklung der Arbeitslosenzahlen in Österreich 1919–1937.

Tabelle 3: Österreichische Besucher der Höheren Gartenbauschule in Berlin-Dahlem in alphabetischer Reihung bis 1924.

Tabelle 4: NSDAP-Mitglieder unter den in Kapitel 7 beschriebenen Personen.

Tabelle 5: Genossenschaftsmitglieder in Wien 1913 und 1929.

Tabelle 6: Mitgliederentwicklung der Wiener Genossenschaft.

Tabelle 7: Mitglieder des Wirtschaftsverbandes der landschaftsgärtnerischen Betriebe Österreichs laut Mitgliederliste 1931.

Tabelle 8: Mitgliederentwicklung der Vereinigung der österreichischen Gartenarchitekten.

Tabelle 9: Mitgliederliste der Vereinigung der österreichischen Gartenarchitekten.

Tabelle 10: Mitgliederentwicklung des Vereins der Gärtnerinnen.

Tabelle 11: Alte und neue Verwaltungsräte der ÖGG.

Tabelle 12: Der Zusammensetzung des neuen Fachbeirates 1920.

Tabelle 13: Gegenüberstellung der Vertreter der Gremien von 1920 und 1923.

Tabelle 14: Übersicht der beschriebenen Vereine.

Tabelle 15: Ergebnisse der Fragebogenaktion der Gewerkschaft – reale Arbeitszeiten in den Gärtnereien.

Tabelle 16: Ergebnisse der Fragebogenaktion der Gewerkschaft – Löhne von Gärtnergehilfen 1929.

Tabelle 17: Gegenüberstellung der Lohnsätze (Stundenlohn) der beide Kollektivverträge aus dem Jahr 1932.

Tabelle 18: Gegenüberstellung Kollektivvertragslöhne der Gartengestalter 1932 und 1935.

Tabelle 19: Lohnentwicklung der Gartengestalter und Landschaftsgärtner von 1925 bis 1950.

Tabelle 20: Lehrlingsentschädigung im Vergleich.

Tabelle 21: Gartenbaubetriebe in Wien die mehr als einen weiblichen Lehrling ausbildeten.

Tabelle 22: Übersicht Fachliche Fortbildungsschulen für Gärtnerlehrlinge in Österreich.

Tabelle 23: Übersicht der Schulstandorte und der Schulleiter von 1917 bis 1921.

Tabelle 24: Übersicht der Schulstandorte und der Schulleiter von 1921 bis 1941.

Tabelle 25: Schulleiter von der Gründung bis 1940.

Tabelle 26: Schulleiter und Jahrgänge von 1929 bis 1940.

Tabelle 27: Übersicht der vorgestellten Schulen.

Tabelle 28: Übersicht der Vereinszugehörigkeiten der besprochenen Personen.

Tabelle 29: Lehrtätigkeit der vorgestellten Personen.

Tabelle 30: Mitglieder der Gruppe Deutschösterreich der „Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst“ – chronologisch geordnet nach Eintrittsdatum.

Tabelle 31: Gärtnerische Verbände und Vereine im Untersuchungszeitraum mit Sitz in Wien.

Tabelle 32: Gegenüberstellung der Gremien der ÖGG vor und nach den Ereignissen im Februar 1934.

Tabelle 33: Gegenüberstellung: Gremien der ÖGG vor den Februarunruhen 1934 und in der neuen Zusammensetzung 1936.

Tabelle 34: Gegenüberstellung Kollektivverträge für Landschaftsgärtner 1925 – 1935.

Tabelle 35: Eisgruber Absolventenzahlen 1898 – 1942. erstellt nach Recht: 1976, S. 103–144.

Tabelle 36: Lehrplan der Höheren Obst- und Gartenbauschule in Eisgrub.

Tabelle 37: Lehrplan der Höheren Gartenbauschule der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft 1924, die Stundenanzahl wurde nicht angegeben.

Tabelle 38: Absolventenzahlen des Fachbereiches Gartenbau der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesversuchsstation für Wein-, Obst- und Gartenbau in Klosterneuburg 1926 – 1951.

Tabelle 39: Lehrplan des Fachbereiches Gartenbau der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesversuchsstation für Wein-, Obst- und Gartenbau in Klosterneuburg.

Tabelle 40: Lehrplan der Gartenbauschule der k. k. Gartenbau-Gesellschaft 1886–1912.

Tabelle 41: Lehrplan der Gartenbauschule der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft ab 1920/21.

Tabelle 42: Lehrplan der Gartenbauschule der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft ab 1929/30, als die Schule dreijährig geführt wurde.

Tabelle 43: Lehrplan der Gartenbauschule der ÖGG ab 1938/39.

Tabelle 44: Absolventenzahlen der Gartenbauschule „Elisabethinum“.

Tabelle 45: Lehrplan der Gartenbauschule „Elisabethinum“ 1928/29.

Tabelle 46: Lehrplan der Privaten Fachlehranstalt für Garten- und Obstbau in Wien-Kagran laut Prospekt.

Tabelle 47: Lehrplan der Privaten Fachlehranstalt für Garten- und Obstbau in Wien-Kagran, Schuljahr 1938/39.

Tabelle 48: Lehrplan der Fachlichen Privat-Fortbildungsschule für Gärtnerlehrlinge der k. k. Gartenbau-Gesellschaft in Wien 1912.

Tabelle 49: Gegenüberstellung der Lehrpläne der fachlichen Fortbildungsschulen für Gärtner bis 1920 zweijährig, danach dreijährig.

Tabelle 50: Lehrplan der fachlichen Fortbildungsschule in Wien-Kagran 1935/36.

Tabelle 51: Lehrplan der Berufsschule für Gärtner 1938/39.

Tabelle 52: Lehrplan der Berufschule für Gärtner und Floristen 1945/46.

Tabelle 53: Lehrplan der Höheren Gartenbauschule für Frauen von Yella Hertzka, vorgelegt 1929.

Tabelle 54: Lehrplan Döblinger Gartenbauschule 1929 vorgelegt von Dr. Paula Fürth.

Tabelle 55: Lehrplan der Gartenbauschule „Hortensium“ 1929 vorgelegt von Grete Salzer.

Tabelle 56: Lehrplan der Höheren Frauenschule für Gartenbau und Haushalt in Esslingen.

Tabelle 57: Frauen, die mehr als eine gartenbauliche Schule besuchten. 529

Abkürzungsverzeichnis

AdR

Archiv der Republik (Österreich)

AVA

Allgemeines Verwaltungs- Archiv

BGBl

Bundesgesetzblatt

BOKU

Universität für Bodenkultur in Wien

DÖW

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes

G.O. / GO

Gewerbeordnung

IKG

Israelitische Kultusgemeinde Wien

JVA

Judenvermögensabgabe

K.P.

Kaiserliches Patent

NSDAP

Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei

NSV

NS-Volkswohlfahrt

ÖGG

Österreichische Gartenbau-Gesellschaft

ÖGLA

Österreichische Gesellschaft für Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur

ÖPGV

Österreichischer Privatgärtner-Verband

ÖStA

Österreichisches Staatsarchiv

Pg.

Parteigenosse

RGBl

Reichsgesetzblatt

SA

Sturmabteilung, eine Gliederung der NSDAP

SDAP

Sozialdemokratische Arbeiterpartei

V.G.H. / VGH

Verwaltungsgerichtshof

V.Oe.G.A.

Vereinigung österreichischer Gartenarchitekten

VVSt

Vermögensverkehrsstelle

WStLA

Wiener Stadt- und Landesarchiv

ZEST

Zentrale Erfassungsstelle des Innenministeriums

Prolog

Vom Paradiesgarten der Hesperiden bis zum „Garten Eden“: Die Menschen haben sich Parks und Gärten immer als utopische Gegenentwürfe zur Widersprüchlichkeit und Unvollkommenheit der Realität erträumt, als bukolische Traumgefilde, in denen der Wolf neben dem Lämmlein schläft und die Gesetze der Welt keine Gültigkeit haben. Die Geschichte zeigt: Nichts ist unpolitisch – auch nicht die Gärtner.

Gartenbau war im zwanzigsten Jahrhundert immer auch ein Feld ideologischer Auseinandersetzungen. „Der deutsche Garten muss herbe sein und keusch, muss die Heimat sein können von starken, geraden Menschen“,1 forderte etwa 1934 der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gartenkultur2 Johann Boettner. Der obligatorische Verweis auf die Blut-und-Boden-Ideologie des Nationalsozialismus konnte da nicht unterbleiben: „Der deutsche Mensch soll wieder in Fühlung kommen im Garten mit der Scholle seines Landes.“3

Die nationalsozialistische Umgestaltung des Gartenbauwesens ab 1938 hatte tiefgreifende Auswirkungen:

• massive Säuberungen innerhalb der gärtnerischen Berufsverbände

• systematische Vertreibung jüdischer Gärtnerinnen und Gärtner

• konsequente Gleichschaltung des gärtnerischen Schul- und Ausbildungswesens.

Schon 1918/19, zwanzig Jahre vor dem sogenannten „Anschluss“, wurde das österreichische Gartenbauwesen einem revolutionären Umgestaltungsprozess unterworfen. Der Erste Weltkrieg und der Untergang der k. u. k. Monarchie hatten zahlreiche Adelsdynastien in den ökonomischen Abgrund gerissen – mit weitreichenden Folgen: Schlösser konnten nicht mehr erhalten werden, Gärten und Parks verfielen. Ein Gutteil der Ländereien und Besitzungen lag zudem außerhalb der Grenzen des neuen Österreich. Zahlreiche Gärtner und ihre Familien verloren ihren Arbeitsplatz.

Die wirtschaftlich desaströsen zwanziger Jahre brachten auf dem Gebiet des Gartenbaus aber nicht nur Niedergang und Verfall, sondern auch Ansätze zu einer Neugestaltung des Ausbildungswesens sowie zur Stärkung der gärtnerischen Arbeitnehmervertretung. In Wien beispielsweise gelang es gewerkschaftlich organisierten Landschaftsgärtnern, einen eigenen Kollektivvertrag mit geregelten Mindestlöhnen und Überstundenzuschlägen abzuschließen.

Der ideologische Grundkonflikt der Ersten Republik – jener zwischen Sozialdemokraten und Christlich-Sozialen – fand auch im Gartenbauwesen seinen Niederschlag: Erbitterte Auseinandersetzungen entbrannten etwa um die Frage, ob der Gartenbau dem Bereich Landwirtschaft oder dem Bereich Gewerbe zugehörig sei. Firmenbesitzer hätten von Variante eins, Arbeitnehmer von Variante zwei profitiert. Die Regierung Dollfuß löste den Konflikt 1934 auf diktatorische Weise: Rund zwei Drittel der Betriebe, allesamt produzierende Gärtnereien, wurden der Landwirtschaft zugeschlagen, der Rest verblieb beim Gewerbe. Schon während des Ständestaats (1934–1938) kam es zu politischen Säuberungen auch im Gartenbau: Sozialdemokratische Funktionäre und Lehrende wurden inhaftiert oder entlassen.

1 Boettner, 1934 (zit. nach Götze, 1934, S. 18).

2 Gegründet 1933 in Erfurt – siehe auch Kap. 3.3.4.3.

3 Boettner, 1934 (zit. nach Götze, 1934, S. 18).

Die Verwerfungen des zwanzigsten Jahrhunderts haben auch im Gartenbauwesen tiefe Spuren hinterlassen, die – wie man sehen wird – zum Teil bis heute fortwirken.

1 Einleitung: Zielsetzung und Abgrenzung

Ziel dieser quellenbasierten Grundlagenarbeit ist es, den bisher nur spärlich untersuchten Zeitabschnitt von 1918 bis 1945 der Geschichte des österreichischen Gartenbaus – speziell in der Berufsgruppe der Gartenarchitekten, Landschaftsgärtner, Gartengestalter und Gartentechniker – näher zu beleuchten und im Kontext der österreichischen Zeitgeschichte darzustellen.

Am Beispiel von Verbänden, Schulen, Betrieben und Personen soll der Frage des Einflusses der politischen bzw. ideologischen Machtapparate auf die Berufsgruppe nachgegangen werden.

Ein weiteres Anliegen dieser Arbeit ist es, Datenmaterial, Archivbestände und Informationen aufzubereiten und die daraus gezogenen Erkenntnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

1.1 Die Forschungsfrage

Die Zeit von 1918 bis 1945 war geprägt von massiven politischen, sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen. Diese Umwälzungen hatten direkte Auswirkungen auf den Gartenbau und die Berufsgruppe der Gartenarchitekten, Gartengestalter und Landschaftsgärtner.

Die Spannungen zwischen den etablierten politischen Lagern der Christlich-Sozialen und Sozialdemokraten und das ungleiche Kräfteverhältnis zwischen „schwarz“ regierten Bundesländern und „rotem Wien“ traten auch innerhalb der Berufsvertretung der Gärtner zutage. Die Hinwendung Österreichs zum Faschismus hinterließ ihre Spuren und der „Anschluss“ an das Deutsche Reich 1938 hatte ebenfalls deutliche Auswirkungen auf den Berufsstand.

Die daraus abzuleitende Frage lautete: Welche Auswirkungen hatten die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Veränderungen auf den Gartenbau und die Berufsgruppe der Gartenarchitekten?

Um die These zu verifizieren, war es nötig, einzelne Themenbereiche zu definieren und genauer zu beleuchten. Die Fragen in diesem Zusammenhang lauteten:

• Wie war der Berufsstand der Gärtner organisiert?

• Wie war die gärtnerische Ausbildung geregelt?

• Gab es im Untersuchungszeitraum dominierende berufspolitische Themen?

Einzelne Fragen, die sich in diesem Zusammenhang mit der Berufsgruppe der Gartenarchitekten, Gartengestalter und Landschaftsgärtner stellten und halfen, die These zu verifizieren, lauteten:

• Wer durfte sich Gartenarchitekt nennen, und wie waren diese Personen ausgebildet?

• Welche Gartenarchitekten waren zu dieser Zeit aktiv tätig?

• Wie sehr änderte sich das Aufgabengebiet der Gartengestalter und Gartenarchitekten durch die Republikgründung 1918?

• Wie war die Berufsgruppe der Gartenarchitekten, Gartengestalter und Landschaftsgärtner organisiert?

• Waren Frauen in der Berufsgruppe der Gartenarchitekten, Gartengestalter und Landschaftsgärtner vertreten und falls ja, wie sah ihre Ausbildung und berufliche Organisation aus bzw. welche Auswirkungen hatten die politischen Wechsel auf ihre Präsenz im Berufsstand?

1.2 Abgrenzung zu anderen Forschungsbereichen

Die Arbeit beschränkt sich räumlich auf Wien und Umgebung und zeitlich auf die Periode von 1918 bis 1945, auch wenn es hin und wieder Bezüge zu den anderen Bundesländern bzw. dem gesamten Bundesgebiet und auf Zeiträume davor oder danach gibt.

Auch inhaltlich gibt es Grenzen. Es wurden nur jene Personen näher untersucht, die im Raum Wien bzw. in Österreich, also innerhalb der heutigen Staatsgrenzen, geboren wurden oder hier arbeiteten. Personen, die aus dem Gebiet der k. u. k. Monarchie außerhalb der heutigen Staatsgrenzen stammten, wurden nur dann einbezogen, wenn sie in Wien tätig waren.

Eine Kontextualisierung mit gartenbaulichen Entwicklungen in Deutschland und den neu errichteten Staaten auf dem ehemaligen Gebiet der Habsburger-Monarchie innerhalb des Untersuchungszeitraums findet in dieser Arbeit nur am Rande und in Ansätzen statt, da der Fokus ganz auf der Entwicklung in Österreich/Wien liegt.

Forschungsfragen, die einzelne Gärten oder Parks, den künstlerischen Wert einzelner Planungen, die Verbindung zu neuen architektonischen Richtungen oder den Einfluss von künstlerischen Strömungen des Untersuchungszeitraums auf die Gartengestaltung betreffen, werden hier nicht behandelt.

Eine Analyse und umfassende Interpretation des Stoffes nach einzelnen Aspekten ist aufgrund beschränkter zeitlicher und finanzieller Ressourcen nicht möglich und schafft daher Raum für zukünftige Forschungsprojekte.

1.3 Forschungsstand im Überblick

Der Forschungsstand4 in Österreich zum Thema ist leicht überschaubar. Ein umfassendes Werk, das diese Zeit beschreibt, liegt bis dato nicht vor.

Österreichische Gartenbauvereine und -institutionen befassten sich bislang wenig bis gar nicht mit ihrer Geschichte. Die „Österreichische Gesellschaft für Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur“, eine „Nachfahrin“ der „Vereinigung österreichischer Gartenarchitekten“, verfasste 2012 eine Festschrift anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens mit einem kurzen Beitrag über die historische Entwicklung, eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte fehlte jedoch.

Die theoretische Auseinandersetzung mit Gartenbau und Gartenarchitektur in Österreich zwischen 1918 und 1950 setzte an den Universitäten relativ spät, um 1990, ein und beschränkt sich auf einige wenige Arbeiten. Es gibt einige Diplomarbeiten, die sich durchwegs mit Einzelpersonen und deren Werk befassen, diese gehen aber über biografische Angaben und Werkbeschreibungen nicht hinaus. Eine Einordnung der Personen und Werke in soziale und politische Kontexte fehlt.

Lieselotte Strohmayr schrieb 1990 an der Universität für Bodenkultur eine Diplomarbeit über Albert Esch und seine privaten Gartenanlagen. Ebenfalls 1990 wurden von Edgar Kohlbacher und Karl Gottfried Rudischer Diplomarbeiten über Josef Oskar Wladar und sein Werk bis 1950 vorgelegt. Diese wurden zusammengefasst und erschienen in der Schriftenreihe des Institutes für Landschaftsplanung und Gartenkunst an der TU Wien. Auch ihre Beiträge beschäftigen sich ausschließlich mit Planungen von Josef Oskar Wladar.

1991 erarbeiteten Maria Auböck, János Kárász und Stefan Schmidt eine, leider nie veröffentlichte, umfangreiche Studie zu den Wiener Wohnhausanlagen der Zwischenkriegszeit „Die Freiräume der Wiener Wohnhausanlagen 1919–34. Gestern und Heute“. Sie beschäftigt sich mit dem kommunalen Wohnbau in Wien, entwickelt eine Freiraumtypologie und beschreibt anhand von fünf Fallbeispielen die Planungsgeschichte, Entwurfsbausteine, den damals aktuellen Pflegestand und das Nutzungsbild der Wohnhausanlagen. Ein Exemplar der verschollen geglaubten Studie konnte von Eva Berger aufgespürt werden und befindet sich seit 2014 in der Bibliothek des Institutes für Städtebau, Landschaftsarchitektur und Entwerfen an der TU Wien.

Barbara Bacher legte 1994 am Institut für Landschaftsgestaltung der Universität für Bodenkultur ihre Diplomarbeit über Gartengestaltung in Deutschland und Österreich zwischen 1919 und 1933/38 vor.

Judith Formann verfasste 2002 an der Universität für Bodenkultur eine Diplomarbeit, die die Geschichte der Landschaftsplanung in Österreich vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart zum Gegenstand hatte, und 2004 schrieb Gudrun Schneider an der Uni Wien ihre Diplomarbeit über „Freiraumgestaltung, Siedlungsgrün und Gartenbaukunst in Deutschland und Wien 1938–1955“.

Es gibt architekturhistorische Arbeiten, die am Rande auch Gartenarchitektur und Gartengestalter erwähnen. Eine dieser Arbeiten ist die von Iris Meder im Jahr 2004 vorgelegte Dissertation „Offene Welten. Die Wiener Schule im Einfamilienhausbau 1919–1938“.

Am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien lief von Jänner 2007 bis Ende 2010 ein Forschungsprojekt, das von Corinna Oesch bearbeitet wurde und sich mit dem Leben von Yella Hertzka beschäftigte. Yella Hertzka war auch Untersuchungsgegenstand bei Elisabeth Malleier, die 2001 in einer unveröffentlichten Forschungsarbeit für das österreichische Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr, Arbeitsbereich Gender Studies, zum Thema „Jüdische Frauen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung“ arbeitete.

Eva Berger publizierte mehrere Artikel über Albert Esch, Hartwich & Vietsch und Josef Oskar Wladar, und Brigitte Mang veröffentlichte im Jahr 2000 einen Beitrag über Viktor Mödlhammer in der Fachzeitschrift „Historische Gärten“.

1994 veranstaltete die Österreichische Gesellschaft für historische Gärten eine Tagung zum Thema „Gartenkunst des Jugendstils und der Zwischenkriegszeit“. Die Tagungsbeiträge wurden 1995 in der Zeitschrift „Die Gartenkunst“ veröffentlicht. Danach beschäftigte sich längere Zeit niemand mit diesem Zeitraum.

Am Institut für Landschaftsarchitektur der Universität für Bodenkultur gab es laut Forschungsdatenbank, im Zeitraum vom 2. Jänner bis 23. März 2007 ein Projekt zum Thema Austrofaschismus: „Entwicklung der Profession in Österreich zwischen 1934 und 1938“. Die Ergebnisse wurden, soweit bekannt, nicht veröffentlicht.

Am selben Institut wurde von Juni 2008 bis Ende Mai 2010 ein Forschungsprojekt zum Thema „Landschaftsarchitektur in Österreich zwischen 1912 und 1945“ abgewickelt. Die Projektmitarbeiterinnen Iris Meder und Ulrike Krippner hielten dazu einige Vorträge und im Juni 2010 erschien ein Artikel in der Zeitschrift „Zoll+“ sowie ein weiterer im November 2010 in der Zeitschrift „Die Gartenkunst“; Barbara Bacher publizierte im Rahmen dieses Projektes einen Artikel in der Zeitschrift „Historische Gärten“. Im Dezember 2010 gab es eine Veranstaltung mit Vorträgen der drei Projektmitarbeiterinnen. Sie präsentierten Ergebnisse ihrer Arbeit. Die Inhalte ihrer Vorträge waren nahezu ident mit denen der bereits veröffentlichten Artikel. Barbara Bacher publizierte 2011 einen weiteren Artikel zum Thema „Beruf: Gartenarchitekt, Gartenarchitektin“ in der „Zeitschrift für historische Gärten“. Eine umfassende Veröffentlichung der Forschungsergebnisse lag bis zum Ende der Abfassung dieser Arbeit nicht vor.

Anja Seliger, bis 2014 beschäftigt am Institut für Landschaftsarchitektur der Universität für Bodenkultur, arbeitete an einer Dissertation über Josef Oskar Wladar die neben der Einordnung seiner Werke in das historische Umfeld auch ein Werkverzeichnis mit einer dazugehörigen digitalen Datenbank enthalten sollte.5 Die Arbeit wurde bis dato noch nicht vorgelegt.

Ein weiteres diesem Themenfeld zugeordnetes Forschungsprojekt dieses Instituts mit dem Titel „Frauen in der Landschaftsarchitektur in Österreich und Zentraleuropa“ startete im Dezember 2011 und endete im Februar 2014. Eine umfassende Veröffentlichung dieser Forschungsergebnisse lag bis zum Ende der Abfassung dieser Arbeit ebenfalls nicht vor. Ulrike Krippner und Iris Meder veröffentlichten weitere Artikel in in- und ausländischen Medien in Anlehnung an die bereits erschienen. Sie beschränkten sich in ihren neuen Publikationen auf die mittlerweile bekannten jüdischen Frauen und deren Milieu. Sie verabsäumen es jedoch deren Tätigkeiten oder beispielsweise den von ihnen verwendeten Begriff „Gartenarchitektin“ – (es wird darauf verwiesen, dass von 1900 bis 1930 dieser Begriff, der vorrangig verwendete war, wie sie zu dieser Annahme kommen wird nicht näher ausgeführt6) – umfassend zu Kontextualisieren. So wie auch in ihrem 2015 erschienenen Artikel „Ann Plischke and Helene Wolf: designing gardens in early twentieth-century Austria“ welcher im Tagungsband der Konferenz „Woman and Modernism in Landscape Architecture der Havard Graduate School of Design (GSD) veröffentlicht wurde.

Im September 2013 fand in Wien die 14. Jahrestagung des Netzwerkes „Frauen in der Geschichte der Gartenkultur“ statt. Es gab unter anderem auch Beiträge über Gärtnerinnen und deren Ausbildungsmöglichkeiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts diese wurden in der Zeitschrift „zoll+“7 veröffentlicht.

Noch spärlich erforscht sind die Architekten, Gartenarchitekten, Gärtner und Gartengestalter die „Altösterreicher“ waren und nach Beendigung des Ersten Weltkrieges Angehörige eines Nachfolgestaates waren. Eine diesbezügliche Arbeit ist die von Steven A. Mansbach, der sich mit dem Architekten Josef Plečnik und seinen Arbeiten in Prag und Ljubljana befasst.

In Deutschland begann die Erforschung der Professionsgeschichte wesentlich früher als in Österreich. Daher liegt eine umfangreiche Reihe wissenschaftlicher Arbeiten vor, die sich mit der Geschichte und dem ideologischen Hintergrund der Garten- und Landschaftsarchitektur und deren Protagonisten im beginnenden 20. Jahrhundert befassen.

Besonders die Arbeiten von Gert Gröning und Joachim Wolschke-Bulmahn, die sich ab den 1980er-Jahren intensiv mit dem Themenfeld auseinandersetzten, seien hier erwähnt. Exemplarisch hervorgehoben werden sollen hier „Zur Entwicklung der Interessenverbände der Gartenarchitekten in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus“, in welchem sie den Verlauf der Geschichte dieser Vereinigung nachzeichnen, „Die Liebe zur Landschaft“ Teil I und Teil III, die sich ideologiekritisch mit der Professionsgeschichte während der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigen, und „Grüne Biographien“ eine biografisches Handbuch, das auch kurze Einträge über in Österreich tätige Gartenarchitekten erhält. Die ersten Auseinandersetzungen mit den Interessenverbänden der Gartenarchitekten (BDGA, VDG, DGGL) und ihrem Wirken während des Nationalsozialismus entstanden ebenfalls zu dieser Zeit wie auch die kritische Nachzeichnung der Geschichte der kommunalen Grünflächenverwaltung in Hannover. In Österreich fehlen kritische Auseinandersetzungen mit kommunalen Gartenverwaltungen bis heute. Ein weiteres Werk ist „Gartenkultur und nationale Identität“ aus dem Jahr 2001, herausgegeben von Gert Gröning und Uwe Schneider. Weitere Publikationen aus der regen Forschungstätigkeit dieser Professoren und weiterer Personen, die nicht in dieser Arbeit zitiert werden, finden sich im Literaturverzeichnis unter „Weiterführende Literatur“.

Die 2001 publizierte Dissertation von Charlotte Reitsam mit dem Titel „Das Konzept der ‚bodenständigen Gartenkunst‘ Alwin Seiferts“ befasste sich mit Leben und Werk von Alwin Seifert und seiner Rolle als „Reichsautobahnbegrüner“ während der NS-Herrschaft. Die Autorin beschäftigte sich zuvor bereits mit Biografien deutscher Gartenarchitekten, die sie in der Zeitschrift „Garten & Landschaft“ veröffentlichte.

Margit Bensch veröffentlichte 2002 „Die ‚Blut und Boden‘-Ideologie. Ein dritter Weg der Moderne“, in dem sie sich intensiv mit der Ideologie des deutschen Landwirtschaftsministers und „Reichsbauernführers“ Richard Walther Darré beschäftigte.

Eine herausragende biografische Arbeit ist „Hermann Mattern. Gärten – Landschaften – Bauten – Lehre. Leben und Werk“ von Vroni Heinrich. Es gelingt ihr Hermann Matterns historische Wurzeln, die zeitgenössischen Gegebenheiten und die Aktualität seiner Arbeit umfassend darzustellen. Dies war unter anderem deshalb möglich, weil der umfangreiche künstlerische Nachlass Hermann Matterns der Universität Berlin übergeben wurde und so reichlich Material für Forschungen zur Verfügung stand. Jeong-Hi Go schloss mit ihrer Arbeit über die deutsche Gartenarchitektin Herta Hammerbacher eine Forschungslücke. Sie widmete sich ausführlich Leben und Werk der eng mit Staudenpionier Karl Förster zusammenarbeitenden ersten Professorin und Jahre später ersten Ordinaria für Landschaftsund Gartengestaltung an der TU Berlin.

Neben den biographischen Arbeiten wurde auch Werke zu unterschiedlichen Aspekten des Gärtnertums und der Gartenarchitektur veröffentlicht. Beispielsweise die 2006 erschienene Arbeit von Johannes Schwarzkopf „Der Wettbewerb in der Gartenarchitektur“ beschäftigt sich mit der Geschichte des freiraumplanerischen Wettbewerbswesen in Deutschland zwischen der Gründung des Kaiserreiches 1871 und dem Ende des Dritten Reiches 1945. Für Österreich liegt leider nichts Vergleichbares vor.

Mit der Buchreihe „Stolo – Bibliographische Findmittel zur Gartenkultur“ legen Gert Gröning und Uwe Schneider eine umfassende Übersicht der Referenzwerke zur Geschichte und Theorie der Gartenkultur in Europa vor.8 Geplant sind neun Bände darunter einer über Österreich, bisher sind drei Bände (Italien, Schweiz, Spanien) erschienen. Der österreichische Band wird hier sehnsüchtig erwartet, da die einzige vorliegende diesbezüglich Publikation aus dem Jahre 1996 stammt und die darin enthaltenen Informationen zu Nachlässen nicht mehr aktuell sind.9

In den letzten Jahren fanden vermehrt international besetzte Symposien, Konferenzen und Kongresse statt, die sich mit dem Themenkreis Gärtner, Gartenbau und Gartenkunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts befassten. Beispiele dafür sind Veranstaltungen wie:

„Modernism in Landscape Architecture 1890–1940“10: 2008 veranstaltet vom Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur (CGL) der Leibnitz Universität Hannover in enger Kooperation mit dem Center for Advanced Studies in the Visual Arts (CASVA) der national Gallery of Art, Washington D.C. und der Stiftung Bauhaus Dessau. Diese Tagung wurde in zwei Teilen – jeweils zwei Tage Washington und Hannover im Abstand von sieben Monaten – abgehalten. Der englischsprachige Tagungsband erschien 2015 und umfasst 12 Beiträge mit unterschiedlichen Betrachtungen der Themen Landschaftsarchitektur und Moderne welche die Entwicklungen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Europa, Lateinamerika und Nordamerika nachzeichnen.

„Natur und Landschaftswahrnehmung in deutschsprachiger jüdischer und christlicher Literatur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“11: wurde ebenfalls 2008 vom Franz Rosenzweig Minerva Research Center for German-Jewish Literature and Cultural History, der Hebrew University of Jerusalem und dem Van Leer Jerusalem Institute in Jerusalem ausgerichtet. Der diesbezügliche Tagungsband erschien 2010 als Band 7 der CGL-Studies. Dieses Symposium war eine Fortsetzung des bereits 2006 in vom CGL der Leibnitz Universität Hannover organisierten und auf dem Gelände des ehemaligen Israelitischen Gartenbauschule Ahlem abgehaltenen Symposiums „Gärten und Parks im Leben der jüdischen Bevölkerung nach 1933“. Die Tagungsbeiträge wurden im gleichnamigen Band 5 der CGL-Studies 2008 publiziert.

„Kunst-Garten-Kultur“12: diese Tagung eröffnete Perspektiven auf die gartenkulturelle Forschung im 21. Jahrhundert. Der veröffentlichte Tagungsband enthält 15 Beiträge welche sich mit der Vielfältigkeit und Interdisziplinarität des Gartenthemas befassen wie „künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Garten als Objekt interdisziplinärer Forschung, mit der Gartenkunst im Spannungsfeld der benachbarten schönen Künste, mit der Gartenkultur als Ausdruck gesellschaftlicher Strömungen und politischer Instrumentalisierung sowie mit dem Garten als Spiegel kultureller Sehnsüchte und Zuschreibungen“13.

„Zwischen Jägerzaun und Größenwahn. Freiraumgestaltung in Deutschland 1933 – 1945“14: dieses Symposium wurde anlässlich des 75-jährigen Jubiläums des Landesverbandes Bayern Nord e.V. der DGGL im Jubiläumsjahr 125 Jahre Bundesverband DGGL 2012 in Nürnberg abgehalten und beschäftigte sich mit verschiedenen Aspekten der Freiraumplanung in der NS-Zeit. Der Tagungsband dazu erschien ebenfalls 2012. Zum Themenbereich, NS-Zeit und wie mit ihren bauwerklichen Hinterlassenschaften denkmalpflegerisch umgehen, fand 2014 die Tagung „Unter der Grasnarbe – Freiraumgestaltung in Niedersachsen während der NS-Diktatur als denkmalpflegerisches Thema“ statt. Der Tagungsbericht erschien 2015 als Band 45 der Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen.

Auch Frauen rückten immer stärken in den Focus der Forschung. Das Netzwerk „Frauen in der Geschichte der Gartenkultur“ leistet hier mit Konferenzen und Vernetzungstreffen Pionierarbeit und Anke Scherkhan veröffentlichte bereits 2000 ihre Ergebnisse zu den gärtnerischen Ausbildungsmöglichkeiten von Frauen in Deutschland. Im englischsprachigen Raum, speziell in den Vereinigten Staaten gab es in den letzten Jahren eine Reihe an Publikationen zum Thema Frauen und ihre Rolle Landschaftsplanung/Gartenarchitektur (Dümpelmann 2015, Herrington 2015 und 2014, Major, 2013, Miller 2013, Nolin 2015, Way 2015) sodass sich jetzt ein klareres Bild über deren Einfluss und Wirken ergibt.

In Deutschland gibt es, anders als in Österreich, bedeutende Forschungseinrichtungen für den Bereich Gartenkunst. Etwa das Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur (CGL) an der Leibnitz-Universität in Hannover. Dort werden neben der Forschungstätigkeit auch Ausstellungen, Vorträge, Tagungen und Symposien veranstaltet und in der Buchreihe „CGL-Studies“ Forschungsergebnisse zur Geschichte der Gartenkunst und Landschaftsarchitektur veröffentlicht.15 So publizierte das CGL beispielsweise 2005 drei Beiträge zum Themenbereich „Gartenarchitektur und Moderne in Deutschland im frühen 20. Jahrhundert“, 2008 das umfassende Werk „Gärten und Parks im Leben der jüdischen Bevölkerung nach 1933“ oder 2012 die Ergebnisse der Tagung „Zwischen Jägerzaun und Größenwahn“. Inzwischen liegen 23 Bänder der CGL-Studies vor.

Ein anderes Beispiel für gezielte Forschungsförderung zur Gartenkunst in Deutschland ist die 2005 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf von der Stadt Düsseldorf gestiftete Juniorprofessur für Gartenkunst. Mit dieser Stiftung konnte ein Lehr- und Forschungsschwerpunkt Gartenkunstgeschichte etabliert werden.16 Dr. Stefan Schweizer, der erste Inhaber dieser Stiftungsprofessur, veröffentlichte beispielsweise 2009 in Kooperation mit dem Verein „Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas e.V.“ und Studierenden der Universität eine Biographiensammlung von Landschaftsarchitekten und Gartenkünstlern die im Rhein- und Maasland ab dem 16. Jahrhundert wirkten.17 Nur kurze Zeit später, 2012, publizierte er gemeinsam mit Sascha Winter, „Gartenkunst in Deutschland. Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart“, ein umfassendes Werk über Gartenkunst in Deutschland.

Wie internationale Zusammenarbeit funktionieren kann ist am Beispiel der von der Comission Landscape an Urban Horticultur der International Society for Horticultural Sciences (ISHS) veranstalteten Konferenzen „International Conference on Landscape and Urban Horticultur“ ersichtlich. 2009, auf der zweiten diesbezüglichen Tagung, die in Bologna stattfand, nahmen beispielsweise über 200 Teilnehmer aus mehr als 40 Ländern teil.18 Diese Konferenzen führen zu intensivem Austausch zwischen Forschern aus aller Welt. Die sechste Konferenz findet 2016 in Athen statt.19

Um das Bild abzurunden, sei als herausragende außereuropäische Forschungseinrichtung, die sich mit „Garden Landscape Studies“ der postgradualen Erforschung gartenkultureller Themen widmet, das zur Havard University gehörende Dumbarton Oaks in Washington D.C. erwähnt. Durch die großzügige Spende des Ehepaares Bliss an die Havard University in den 1940, steht ihr ehemaliges Anwesen nun ForscherInnen aus aller Welt und unterschiedlichsten Disziplinen – nicht nur gartenbaulichen – als Arbeitsstätte zur Verfügung.20 Das quartalsweise erscheinende Magazin „Studies in the History of Gardens & Designed Landscapes“ herausgegeben von der „University of Pennsylvania (USA)“, gibt zudem einen guten Überblick über aktuelle internationale Forschungen zu diesem Themenbereich.

1.4 Quellen

Einen Teil der Datengrundlage bildete Archivmaterial aus den Beständen des Österreichischen Staatsarchivs und des Wiener Stadt- und Landesarchivs. Quellenkritische Schwierigkeiten gab es bei der Auswertung der hier vorgefundenen Gau- und NS-Registrierungsakten. Dabei war zu beachten, dass es sich bei beiden Aktenbeständen um subjektive Angaben der Betroffenen oder sie beschreibender Auskunftspersonen handelte. Dementsprechend war der Kontext der Aussagen zu berücksichtigen, da Personen, die in die NSDAP aufgenommen werden wollten, ihre „Taten für die Partei“ ins beste Licht rückten, während dieselben Personen nach Kriegsende im Zuge der Registrierung von NSADP-Mitgliedern (Entnazifizierung) ihre eigene Unwichtigkeit innerhalb der des Systems beteuerten.21

Bei den vorgefundenen jüdischen Personen stellte die erzwungene Flucht nach dem „Anschluss“ eine zusätzliche Erschwernis der Recherche dar, da persönliche Dokumente und berufliche Unterlagen großteils vernichtet wurden oder verloren gingen.22

Im Bereich der gärtnerischen Schulausbildung wirkte sich die unklare Kompetenzverteilung zwischen den Verwaltungsträgern erschwerend auf das Auffinden von Akten aus. So zählte der Gartenbau zum Gewerbe, manche Schulen wurden jedoch als landwirtschaftliche Schulen geführt. Die Verwaltungsagenden lagen im Falle der Zugehörigkeit zur Landwirtschaft beim Ministerium für Landwirtschaft, im Falle der Gewerbezugehörigkeit beim Ministerium für Unterricht und dementsprechend lagen die Agenden der Schulverwaltung entweder beim Bund oder bei den Ländern.

Weiters wurde Material aus dem Archiv der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft, hier vorwiegend Sitzungsprotokolle, und dem Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde verwendet. Auch ausländische Archive wie das Deutsche Bundesarchiv in Berlin, das Sigmund Freud Archiv in London und das Archiv der Library of Congress in Washington wurden in die Recherche einbezogen.

Gärtnerische Fachzeitschriften aus Österreich und Deutschland stellten eine weitere Quelle dar. Sie spiegelten die Konflikte und Differenzen innerhalb der Gärtnerschaft wider. Zumeist kamen nur Repräsentanten der jeweils dominierenden Fraktion zu Wort, die Unterschiedlichkeit der Interessen wurde verschwiegen oder verschleiert. Es war daher wichtig, zwischen den Zeilen zu lesen, um dahinterstehende Interessenslagen freizulegen und in oppositionellen Medien Gegenpositionen zu erforschen. Anhand der Beiträge in den Zeitschriften „Der Erwerbsgärtner“ und „Allgemeine Österreichische Gärtner-Zeitung“ war es möglich, die Konfliktlinien innerhalb der Gärtnerschaft nachzuzeichnen und das Verhältnis zwischen Meistern und Gehilfen zu beleuchten. Ersteres war das Organ der Wiener Gärtnergenossenschaft und Letzteres das Blatt des Gehilfenausschusses der Gärtner, das eng mit der sozialdemokratischen Freien Gewerkschaft kooperierte.

Die nicht namentlich gekennzeichneten Artikel in den Zeitschriften „Gartenzeitung“, „Allgemeine Österr. Gärtner-Zeitung“ und „Der Erwerbsgärtner“ werden in den Fußnoten als Kurzbelege angeführt – das Langzitat findet sich im Literaturverzeichnis unter „Artikel ohne Verfasser“ und dem jeweiligen Medium. Alle anderen Zeitungsartikel ohne Verfasserangaben werden in den Fußnoten als Langzitate angeführt.

Die Zeitschrift der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft mit dem Titel „Gartenzeitung“ sowie die Publikationen „Illustrierte Flora“, „Wiener Garten-Börse“, „Nach der Arbeit“ und „Allgemeine Gärtner-Zeitung“ stellten weitere wichtige Informationsquellen dar. Architekturzeitschriften und Magazine, wie zum Beispiel „Die Bühne“, „Mein Garten“ oder „Architektur und Baukunst“, wurden für ergänzende Recherchen herangezogen.

Quellenkritische Schwierigkeiten ergaben sich bei der Betrachtung von Festschriften und Tätigkeitsberichten von Verbänden. Der Historiker Stefan Eminger beschreibt diese treffend:

„Im Falle öffentlich-rechtlicher Organisationen mit Pflichtcharakter darf nicht umstandslos von der Politik der Verbandsführung auf die Interessen der Mitglieder geschlossen werden. Als intermediäre Instanzen transportieren Verbände nicht nur Anliegen von unten nach oben, sondern auch Zumutungen von oben nach unten. Sie waren also mehr oder weniger immer auch Partner und Adressaten. Zudem bedeutet Verbandspolitik zumeist nicht einfach den Ausgleich der Interessen seiner Basis, sondern sie spiegelte vielfach die Interessen der in der Organisation dominierenden Gruppen. Und drittens verfolgten Verbandsfunktionäre immer auch spezifische Eigeninteressen, von denen der Erhalt der Organisation und der Ausbau der Einflussmöglichkeiten besonders hervorzuheben ist.“23

Die Onlinedatenbank www.garden-cult.de erleichterte das Recherchieren in deutschen Zeitschriften wie „Die Gartenkunst“ und „Die Gartenwelt“ enorm.

Interviews mit Zeitzeugen und Nachkommen von Gartenarchitekten runden die Datensammlung ab.

1.5 Vorgehen

Am Anfang der Arbeit stand die deutsche Fachzeitschrift „Die Gartenkunst“. In dieser Zeitschrift wurden auch die Mitgliederbewegungen der „Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst“ verzeichnet. In einem ersten Schritt wurden alle Mitglieder mit einer österreichischen Adresse (die Liste findet sich im Anhang) exzerpiert, um so einen Überblick über die an Gartenkunst interessierten Personenkreise zu erhalten. Im nächsten Schritt wurden biografische Daten der in Wien ansässigen Personen in Archiven und Fachzeitschriften gesammelt. Begleitend wurden Zeitzeugen ausfindig gemacht und interviewt.

In diese Phase der Arbeit fiel eine erste Analyse der österreichischen gartenbaulichen Zeitschriften. Innerhalb dieser Medien wurde nach Autoren gesucht, die in der Mitgliederliste aufschienen, und nach Artikeln, die Lebensumstände bzw. politische Einflüsse sichtbar machten. Innerhalb der in Zeitschriften wie der „Gartenzeitung“, „Der Erwerbsgärtner“ oder der „Allgemeinen Österr. Gärtner-Zeitung“ meist vorhandenen Rubriken „Mitteilungen“, „Personen“ oder „Korrespondenz“ wurde die Tätigkeit der bekannten Personen in Vereinen und Verbänden recherchiert, um so deren Bedeutung für die Berufsgruppe darstellen zu können.

In einem weiteren Schritt wurde die Affinität einzelner Personen zum Nationalsozialismus untersucht. Zu diesem Zweck wurden alle in Wien ansässigen Personen dieser Mitgliederliste am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien auf ihre NSDAP-Zugehörigkeit überprüft und das Vorhandensein von Personenakten in österreichischen und ausländischen Archiven recherchiert. Gleichzeitig wurden die Quellen auf das Vorhandensein von jüdischen Gärtnern durchleuchtet, die vorgefundenen Akten analysiert und forschungsrelevante Daten exzerpiert. Die vorhandene Personenliste wurde überarbeitet und auf diejenigen Personen reduziert, die sich als systemrelevant herauskristallisierten, so zum Beispiel SchuldirektorInnen oder in Berufsverbänden aktive Personen. Mit der Vertiefung und Erweiterung des Wissens über die sozialen, politischen und ökonomischen Veränderungen während des Forschungszeitraums wurde eine nochmalige Durchsicht der Fachzeitschriften notwendig.

Bei der nachfolgenden Betrachtung und Ordnung des gesammelten Materials stand die Frage der Relevanz der Quellen im Vordergrund. Ausgehend von einer möglichst umfassenden Betrachtung der Fragestellung wurden die gefundenen Materialien den unterschiedlichen Fragen zugeordnet und auf ihre Bedeutung hin analysiert. Das Ergebnis dieser Betrachtung spiegelt sich in der inhaltlichen Gliederung der Arbeit. Um die möglichen Auswirkungen der jeweils herrschenden politischen Systeme auf die Berufsgruppe darstellen zu können, wurde die Arbeit in fünf thematische Abschnitte unterteilt.

Im ersten Kapitel finden sich einleitende Worte. Kapitel zwei beschreibt Methodik, Zielsetzung und Abgrenzung der Arbeit zu anderen gartenbaulichen Themenbereichen.

Das dritte Kapitel befasst sich mit den politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen im Untersuchungszeitraum und ihrer Bedeutung für die Berufsgruppe. Anhand einzelner Unterkapitel werden Themen wie „Arbeitslosigkeit“ oder „Wirtschaftskrise und Gartenbau“ näher beleuchtet.

Im vierten Abschnitt werden gesetzliche und freiwillige Berufsverbände, deren organisatorischer Aufbau und ihre Funktionäre beschrieben und die Folgen politischer Entscheidungen für die Vereinigungen dargestellt.

Das fünfte Kapitel befasst sich mit für den Untersuchungszeitraum wichtigen Fragen, die die Gärtner beschäftigten und die es dringend zu lösen galt. So gab beispielsweise die Frage der Zugehörigkeit des Gartenbaus, ob zur Landwirtschaft oder zum Gewerbe, den Vertretern des Berufsstandes bis 1934 und noch darüber hinaus Anlass zu heftigen Kontroversen.

Das sechste Kapitel beschreibt die in Wien vorhandenen Möglichkeiten der schulischen Ausbildung im Gartenbau und weist in mehreren Unterkapiteln auf die damals wie heute in Österreich einzigartigen Gartenbauschulen für Frauen hin.

Im siebten Kapitel werden Personen beschrieben, die bereits in den vorangegangenen Abschnitten erwähnt wurden, da sie als Funktionäre in verschiedenen Vereinen wirkten, große Gärtnereien führten, journalistisch arbeiteten oder im Ausbildungssektor tätig waren. Soweit es die Quellenlage zuließ, wurden ihre beruflichen und privaten Biografien recherchiert und ihre politische Orientierung dargestellt.

In der zusammenfassenden Schlussdiskussion werden die Inhalte der einzelnen Kapitel im Hinblick auf die vorangestellte These überprüft und die daraus gezogenen Schlüsse präsentiert.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Arbeit auf zweigeschlechtliche Darstellung verzichtet. Es sind somit immer auch die weiblichen Varianten gemeint, und dieses Vorgehen ist somit nicht als diskriminierend zu betrachten.

 

______________

4 Die entsprechenden Literaturangaben finden sich im Literaturverzeichnis.

5 Seliger, 2012, S. 105 f.

6 Krippner/Meder, 2012, S. 323.

7 Zoll+, 23, 23.2013.

8 Schneider, 2010, S. 53 ff.

9 Gröning/Schneider, 1996, S. 123 f.

10 Universität Hannover: http://www.cgl.uni-hannover.de/tagungen/modernism/index.php [Stand 12.02.2014].

11 Universität Hannover: http://www.cgl.uni-hannover.de/veranstaltungen/landschaftswahrnehmung/index.php [Stand 12.02.2014].

12 Universität der Künste Berlin: http://www.arch.udk-berlin.de/groening/index.php?pageid=1 [Stand 12.02.2014].

13 Hennecke/Gröning, 2010, S. 10 f.

14 Universität Hannover: http://www.cgl.uni-hannover.de/ [Stand 12.02.2014].

15 Universität Hannover: http://www.cgl.uni-hannover.de/ [Stand 12.02.2014].

16 Universität Düsseldorf: http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/kunst/institut-fuerkunstgeschichte/schwerpunkte/gartenkunst/ [Stand 12.02.2014].

17 Verein Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas e.v.: 2009.

18 Hennecke/Gröning, 2010, S. 13.

19 ISHS: http://www.luh2016.org/ [Stand 20.02.2016].

20 Wolschke-Bulmahn, 1996; Gröning, 2010.

21 Jerábek, 1998, S. 460 f. und http://oesta.gv.at/DocView.axd?CobId=31915 [Stand 20.05.2012].

22 Krippner/Meder, 2012, S. 323 ff.

23 Eminger, 2005, S. 13.

2 Politische, soziale und wirtschaftliche Entwicklungen 1918–1945

Am Beginn stand die forschungsleitende Frage, ob die politischen, sozialen und ökonomischen Brüche des Untersuchungszeitraums unmittelbare Auswirkungen auf den Berufsstand der Gartenarchitekten und der Garten- und Landschaftsgestalter hatten.

Um diese Frage beantworten zu können, war es notwendig, diesen Zeitraum – mit Fokus auf die Berufsgruppe – zu beschreiben und sich die Brüche zu vergegenwärtigen. Die Änderungen im politischen, sozialen und ökonomischen Gefüge Österreichs bilden das Gerüst, anhand dessen die Konsequenzen für die Berufsgruppe aufgezeigt werden können.

Allein der mehrmalige Wechsel des politischen Herrschaftssystems – von der Monarchie zur Demokratie, von der Demokratie zum Austrofaschismus, vom Austrofaschismus zur NS-Herrschaft und von dieser wieder zurück zur Demokratie – zeigt, wie herausfordernd und gleichzeitig verunsichernd diese Periode für die Menschen in Österreich gewesen sein muss. Wobei der Wegfall des Herrscherhauses, der mit massiven territorialen Verlusten einherging und die damit verbundene plötzliche „Bedeutungslosigkeit“ innerhalb Europas die Psyche vieler Österreicher nachhaltig prägten.

Auch auf ökonomischer Ebene zeigt sich deutlich, in welch schwieriger Lage sich große Teile der Bevölkerung befanden, und die große Wirtschaftskrise Ende der 1930er-Jahre tat ihr Übriges zur tristen Situation vieler.

2.1 Habsburger-Monarchie und Erster Weltkrieg

Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Glanzzeiten der österreichischungarischen Monarchie vorüber. Die letzten Jahre der Habsburger-Monarchie waren geprägt vom Zerfall.24 In ganz Europa gab es den Wunsch nach nationaler Selbstständigkeit und die sozialen und wirtschaftlichen Spannungen innerhalb des Vielvölkerstaates waren groß geworden. Diese entluden sich unter anderem in der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajewo, die einen willkommenen Anlass für die am 28. Juli 1914 folgende Kriegserklärung bot.

Der vermeintlich kurze und relativ „problemlose“ Krieg hatte für Österreich weitreichende Konsequenzen.

Die schwerwiegendsten Folgen des verlorenen Ersten Weltkrieges waren die Auflösung der österreichisch-ungarischen Monarchie und die damit verbundenen Gebietsverluste.25

Der Wegfall der Reisefreiheit, einhergehend mit der Einführung von Reisedokumenten, Handelsschranken in Form von Zollgrenzen und Zöllen sowie ein beginnendes Sprachenproblem waren für viele Menschen nur der kleinste Teil der aus dem Zerfall der k. u. k. Monarchie resultierenden Probleme.

2.1.1 Die Stellung des Gartenbaus vor und während des Ersten Weltkrieges

Während der Habsburger-Monarchie war ein Großteil der Gärtner in herrschaftlichem Dienst. Nur wenige führten Zier-, Handels- oder Gemüsegärtnereien und selbstständige Gartenarchitekten scheinen erst 1905 in branchenspezifischen Adressbüchern auf.26 Die Ausbildung der Gärtner war zudem schlecht und sie genossen nur geringes soziales Ansehen.

„Daß der Gartenbau in Österreich zum größten Teil noch nicht auf der Höhe der Zeit steht, das wird niemand leugnen, der nicht still und zurückgezogen in seiner Klause gesessen, sondern sich ein wenig weiter umgeschaut hat. England, Frankreich und das uns am nächsten liegende Deutschland sind uns entschieden über. Man sehe nur heute zu, welche Stellung dem Gärtner in Österreich eingeräumt wird, welches Ansehen er gesellschaftlich genießt, und was man von ihm und seinem Berufe, seinem Studium, seinem Können bei uns zu Lande denkt, und man vergleiche dieselben Punkte anderwärts, so wird man unschwer zu dem Schlusse kommen, daß bei uns noch viel nachzuholen ist.“27

Diesen Befund erstellte R. Solkim im Jahre 1905 in einem Artikel in der „Wiener Illustrierten Garten-Zeitung“.

Eine Ursache für diese Missstände sah Solkim im geringen Spezialisierungsgrad vor allem der Handelsgärtner, aber auch bei der Ausbildung der Gärtner käme Spezialisierung, zum Beispiel auf Obstbaumzucht, Baumschulwesen oder die damals noch moderne Teppichgärtnerei, kaum vor.28

Die Gartengestalter und Landschaftsgärtner diskutierten zwar die modernen Strömungen in der Landschaftsgärtnerei – gemeint war damit die Rückkehr der formalen Gärten und dazugehörig eine starke „Übereinstimmung“ zwischen Haus und Garten –, diese wurden jedoch nur sehr zögerlich von der konservativen österreichischen Gärtnerschaft aufgenommen, sodass ernsthafte Vorstöße in diese Richtung zumeist von Seiten der Architekten, abfällig auch als „Reißbrettgärtner“29 bezeichnet, kamen.

Der Gärtner Erich Wibiral30 ortet 1908 in seinem Artikel „Moderne Bestrebungen auf dem Gebiete der Landschaftsgärtnerei“ die Schuld an dieser Entwicklung eindeutig bei seinen Berufsgenossen:

„Die Gärtner sind, wie ich meine, selbst schuld daran, daß hier der Anstoß von außen, nicht immer von berufener Seite, kommt. Während Architektur und Kunstgewerbe seit Jahren bestrebt sind, der neuen Zeit ein neues Heim zu schaffen, steht die Gärtnerwelt mit wenig Ausnahmen noch heute teilnahmslos, oft feindlich der ‚neuen Mode‘’31 gegenüber. Aber die ‚neue Mode‘ hat gesiegt und wird weiter siegen; so wie in früheren Zeiten jede ‚Renaissance‘ der Kunst, des öffentlichen Lebens, auch in der Gartenkunst neue Ideale hervorrief, so muß der Gärtner auch heute seiner Zeit folgen.“32

Beispielhaft für die zögerliche Haltung der Gärtnerschaft den neuen Strömungen gegenüber ist die Anmerkung der Redaktion der „Österreichischen Gartenzeitung“ zu diesem Artikel – sie schrieb dazu, dass die Behauptung, „die neue Mode würde siegen“, wohl als verfrüht angesehen werden müsse, wiewohl sich die Gärtner diesen Neuerungen nicht ganz verschließen sollten.33

Den Gärtnern und Obergärtnern stand bis zum Ende des Ersten Weltkrieges durch die weit verstreuten Liegenschaften des Adels ein großes Netz an praktischen Aus- und Weiterbildungsstätten zur Verfügung. Sie kamen auf diesem „Bildungsweg“ beruflich durch ganz Europa. Die Praxis des Adels, Gärtner gegenseitig zu „verborgen“ oder weiterzuvermitteln, förderte diese Form der beruflichen Weiterbildung.34

Beispielhaft zeigt sich das im beruflichen Werdegang des deutschen Gärtners Albrecht Löscher. Er arbeitete nach seiner Gärtnerlehre, dem Besuch der Gartenbauschule in Berlin-Dahlem und abgeleistetem Militärdienst 1884 in der Gärtnerei von Baron Nathaniel von Rothschild auf der Hohen Warte in Wien. 1885 wechselte Löscher in den Dienst des Schwagers von Nathaniel Rothschild, Baron Adolphe von Rothschild, in dessen Gärten in Paris und Genf (Prégny) er bis 1889 arbeitete.35

Diese umfassende Ausbildung und deren Auswirkungen beschrieb der in Budweis tätige Stadtgärtner Josef Sobischek und er verwies in seinen Zeilen auch auf die Eignung der Gärtner innerhalb des Militärs:

„Die meisten unserer Obergärtner haben das Leben in halb Europa kennen gelernt, sie verfügen über bedeutende Sprachkenntnisse, sie haben Fachschulen besucht und sind mit der Erledigung von Kanzleigeschäften vollkommen vertraut. Die Gärtnerschaft liefert auch dem Staate Soldaten, die neben großen körperlichen Vorzügen bedeutende Bildung und Erfahrung mitbringen, weshalb man im Mannschaftsstande unserer Armee nur wenige Gärtner finden wird, die nicht eine Unteroffizierscharge erreicht hätten. Das ist einer der sinnfälligsten Beweise für die geistige Potenz der Gärtnerschaft.“36

Als Beleg für die Richtigkeit seiner Ausführung seien beispielhaft folgende Gärtner angeführt: Josef Calta war während des Ersten Weltkrieges Zugsführer des k. k. Landst.-Etappen-Baon 40037 und Franz Nothhacksberger Fähnrich und ab 1916 Führer des „schweren Minenwerferzuges 13“.38 Auch Anton Eipeldauer, er diente im Infanterieregiment Nr. 81, rüstete als Feldwebel ab und wurde mit der bronzenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.39 Fritz Kratochwjle, der spätere Leiter des Wiener Stadtgartenamtes, rückte am 1. August 1914 als Leutnant ein und wurde mehrmals schwer verwundet, meldete sich jedoch wieder freiwillig an die Front und war bis Kriegsende als Kompaniekommandant bei Verdun im Einsatz. Er wurde mehrfach ausgezeichnet: mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse, der Verwundungsmedaille und dem Karl-Truppenkreuz.40

2.1.2 Förderung der Gärtner durch den Adel

Das Kaiserhaus und der Adel spielten eine wichtige Rolle im Berufsleben der Gärtner – nicht nur als Auftrag- und Arbeitgeber, sondern auch als Unterstützer. Es gab damals eine Vielzahl an Stipendien.

Für Gartenbautreibende wurden ab dem Jahr 1864 zwei Kaiserpreise vergeben, und zwar für „ganz besondere und vorzügliche Leistungen im Gartenfache […] an Gärtner des Inlandes – ohne Unterschied, ob dieselben Handelsgärtner sind oder nicht“.41

Für Gehilfen gab es Gehilfenpreise, die von Josef Ritter Mitscha von Mährheim – er war Rechtsberater der k. k. Gartenbau-Gesellschaft und kann als Gründer der niederen Gartenbauschule der k. k. Gartenbau-Gesellschaft betrachtet werden42 – und Fürst Johann Adolf von Schwarzenberg gestiftet und verdienstvollen langjährigen Gärtnergehilfen zuerkannt wurden. Diese Preise wurden auch während des Ersten Weltkrieges vergeben.43 Ebenso gab es Reisestipendien, die Gärtnergehilfen die Möglichkeit gaben, durch Europa zu reisen, um sich in unterschiedlichen Betrieben und oft auf Vermittlung von Adeligen weiterzubilden.

Die Stipendienvergabe oblag in den oben genannten Fällen der k. k. Gartenbau-Gesellschaft.44

Die Unterstützung des Kaisers kam auch Lehrlingen bzw. Schülern zugute, etwa in Form der „Kaiserstipendien“. Diese Geldleistungen ermöglichten ausbildungswilligen mittellosen Lehrlingen den Schulbesuch. So kamen zum Beispiel im Schuljahr 1900/1901 in der Gartenbauschule „Elisabethinum“ in Mödling zwei Schüler in den Genuss dieser Stipendien in Höhe von je 500 Kronen.45 Auch an der Höheren Gartenbauschule in Eisgrub kam pro Jahr ein Schüler in den Genuss eines „Kaiserstipendiums“ in Höhe von 400 Kronen.46

Nach dem Zerfall der k. u. k. Monarchie standen diese Formen der Unterstützung der Gärtnerschaft nur mehr sehr eingeschränkt über Stipendien verschiedener Ministerien und der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft (ÖGG) zur Verfügung.

2.2 Erste Republik 1918–1933

Der Zusammenbruch der Habsburger-Monarchie bedeutete für die meisten Nachfolgestaaten die Erfüllung des lange gehegten Wunsches nach territorialer und politischer Selbstständigkeit. In Österreich wurden diese Veränderungen großteils als Schock empfunden und die Reaktionen waren zwiespältig. Für viele Aristokraten und im bürgerlichen Lager waren diese Umwälzungen mit einem statusmäßigen und materiellen Verlust verbunden, unter der Arbeiterschaft jedoch herrschte zumindest anfänglich Aufbruchsstimmung.47 Dieser scharfe gesellschaftliche Kontrast prägte die am 12. November 1918 ausgerufene Republik.

Im neuen Österreich gab es nun den Wunsch des „Zusammengehens“ mit Deutschland. Der am 10. September 1919 unterzeichnete Friedensvertrag von Saint-Germain gab dem neuen Staat den Namen „Republik Österreich“ und beinhaltete ein Anschlussverbot an Deutschland. Allerdings war damit das Thema einer „Annäherung“ an Deutschland oder die Schweiz in Österreich keinesfalls vom Tisch. Denn nun kamen die Anschlussforderungen nicht aus der Bundeshauptstadt Wien, sondern aus den Bundesländern.48

In Vorarlberg gab es einige wenige Jahre hindurch eine starke Gruppierung, die für den Anschluss an die Schweiz eintrat.49 In Vorarlberg, Tirol und Salzburg wurde in Volksabstimmungen eine sehr hohe Zustimmung für den Anschluss an Deutschland erreicht. In Tirol plädierten am 24. April 1921 98,8 % der Wähler für den Zusammenschluss.50 Die Stimmung in Salzburg, Oberösterreich und in der Steiermark war vergleichbar. Die Bundesländer wollten weg vom „roten“ Wien. Abstimmungen in Oberösterreich und in der Steiermark wurden aber nicht mehr gestattet.51

Die Konflikte zwischen den zwei großen, sich in einer weltanschaulichen Polarität befindlichen politischen Lagern Österreichs, den Christlich-Sozialen und den Sozialdemokraten, sollte die weitere Geschichte des Staates – besonders nach den Geschehnissen rund um den Justizpalastbrand im Juli 1927 – bestimmen. Als drittes politisches Lager in Österreich müssen die Großdeutschen und Deutschnationalen angeführt werden. Die wachsende Feindschaft zwischen Christlich-Sozialen und Sozialdemokraten zeigte sich am deutlichsten in der Aufstellung bewaffneter Verbände: auf der einen Seite die Heimwehr der Christlich-Sozialen, auf der anderen Seite der Schutzbund der Sozialdemokraten.52

Aufgrund der sich aufheizenden politischen Situation nach dem Justizpalastbrand 1927 kam es zur verstärkten Militarisierung der Verbände und schließlich im Februar 1934 zum Bürgerkrieg.53

2.2.1 Wirtschaftliche Situation

Die wirtschaftliche Situation im neuen Staat Österreich war nach dem Ende des Ersten Weltkrieges schwierig. Besonders angespannt war die Situation in Wien, wo es an der Versorgung mit den dringend benötigten Kohle- und Lebensmittelrationen mangelte. In direktem Zusammenhang mit der in Wien herrschenden Lebensmittelnot stand der blühende Schleichhandel. Im Jahr 1919 gab es erste große Lebensmittellieferungen seitens der Siegermächte in Form der „Reliefkredite“.54 Daraufhin entspannte sich die Situation für die Bevölkerung etwas.55

Die anhaltend schlechte Wirtschaftslage, die damit einhergehende Inflation und der Währungsverfall führten im Jahr 1922 zur Hyperinflation. Dies hatte gravierende Folgen für die Bevölkerung, da die Preise dramatisch stiegen. Der Staat befand sich ebenfalls in einer sehr schwierigen Lage, da er, um die Lebenshaltungskosten niedrig zu halten, 1920/21 bereits 59 Prozent der Staatsausgaben für die Stützung von Lebensmitteln verwendete. Die Regierung schmiedete zwar Sanierungspläne, aber alle Lösungsversuche blieben wirkungslos und Bundeskanzler Seipel setzte auf Hilfe aus dem Ausland.56

Ignaz Seipels Bemühungen waren erfolgreich und am 4. Oktober 1922 erhielt Österreich die sogenannte „Völkerbundanleihe“ in Höhe von 650 Millionen Goldkronen – sehr zum Ärger der Sozialdemokraten, die die vom Völkerbund geforderte partielle Entmachtung des Parlaments und die Kontrolle durch einen Generalkommissär nicht mittragen wollten.57

Die wirtschaftliche Situation Österreichs besserte sich danach langsam und am 1. Jänner 1925 trat das Währungsumstellungsgesetz zur Umstellung von Kronen auf die neue Währung Schilling in Kraft. Der Wechselkurs war 10.000:1, für 10.000 Kronen erhielt man also einen Schilling.58

Die wirtschaftliche Entspannung hielt bis Ende 1929 an, einen Beitrag dazu leistete das Wohnbauprogramm der Gemeinde Wien. Im Zuge des Zusammenbruchs der Boden-Credit-Anstalt und der hereinbrechenden Weltwirtschaftskrise kam es erneut zu einem Zusammenbruch der Wirtschaft. Die Wirtschaftslage blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs kritisch.59

Eine weitere Besonderheit der Zeit war die Hinwendung der Bundesregierung zur Landwirtschaft. Der immer deutlicher werdende „agrarische Kurs“ der Regierung verunsicherte die Gewerbevertreter und so kam es ab Herbst 1931 im gesamten Gewerbestand immer wieder zu Protestaktionen. Ein Grund dafür – neben der politisch-ökonomischen Krise – lag in der Art und Weise der CA-Sanierung60 und im Hinausdrängen gewerblicher Berufsvertreter aus politischen Entscheidungspositionen.61

Wirtschaftskrise und Gartenbau

Die schwierige wirtschaftliche Situation des Landes spiegelte sich in der katastrophalen ökonomischen Lage im Gartenbau. Rufe nach Änderungen und neuen Strategien wurden laut.

„Die letzten Jahre änderten die wirtschaftlichen Verhältnisse in einschneidendster Weise und es ist nur natürlich, daß jeder Stand trachten muß, sich ihnen schnellstens anzupassen. Der Versuch, das Alte zu erhalten, das Anklammern an Ueberholtes, an überalterte Phrasen ist wertlos, ein neuer Weg muß beschritten werden.“62

Dies prophezeite „Ignotus“ 1924 seinen Berufskollegen. Die geforderte Anpassung fand aber nicht in dem Ausmaß und der Geschwindigkeit statt, die zur wesentlichen Verbesserung im Berufsstand beigetragen hätten.

Auch in Deutschland wurde die schlechte Entwicklung des österreichischen Gartenbaus beobachtet. Die Zeitschrift „Die Gartenwelt“ vermerkte 1924:

„Während der Bedarf an Ware beinahe schon den der Vorkriegsjahre erreicht hat, ist die Produktion auf ein Bruchteil der Vorkriegsleistung gesunken, und es ist keine Aussicht, daß sich die Produktion heben wird. Die Ursache dieser Erscheinung ist wohl hauptsächlich in dem Mangel an flüssigen Kapitalien zu suchen. Infolgedessen werden so hohe Zinsen gefordert, daß Betriebe, die wie Gärtnereien nur eine mäßige Verzinsung aufbringen, überhaupt kein Geld bekommen können. Man muß in Oesterreich mit einem Zinssatze von 50 bis 60 % rechnen. – In Wien sollen hauptsächlich leistungsfähige, mittelgroße Spezialgeschäfte fehlen, bei denen man zuverlässig gute Ware bekommt.“63

Ein Großteil der Gartenbaubetriebe (die meisten davon Gemüsebetriebe oder gemischte Betriebe) waren Kleinstbetriebe. Spezialisierte Betriebe, z. B. Baumschulen oder Staudengärtnereien, kamen selten vor – eher im städtischen Umfeld. In den ländlichen Gebieten gab es kaum Spezialisierung. In diesen gemischten Gärtnereien konnte man Gemüsepflanzen, Blumen, Sträucher und auch Obstbäume erwerben, gartenpflegerische Arbeiten wurden ebenfalls ausgeführt.

Ein weiteres wirtschaftliches Problem für den heimischen Gartenbau stellten die steigenden Importe – nicht nur von Gemüse, sondern auch von Zierpflanzen – dar. So erhöhten sich die Importe im Vergleichszeitraum (4. Quartal 1926 und 4. Quartal 1927) von 10.380 Zentner auf 17.181 Zentner, also ein Anstieg um rund 70 % in einem Jahr.64

Tabelle 1: Importe von gartenbaulichen Produkten im Vergleich.65

Diese großteils gemischte Betriebsweise der Gärtnereien wurde von vielen als Ursache für die Rückständigkeit des österreichischen Gartenbaus gesehen.66 Der Grazer Gärtner Franz Steyskal erblickte auch in den ärmlichen Verhältnissen der Betriebsgründer und der unglücklichen Nachfolgerwahl der Betriebe ein Problem:

„Betrachten wir das Werden und Vergehen unserer meisten Gärtnereien, so müssen wir feststellen, daß die meisten Gärtner unter ärmlichen Verhältnissen ihre Existenz gründen. Die Mittel reichen meist kaum zum Ankauf eines Grundstückes und der notdürftigsten Einrichtung oder einer Pachtung. Die Arbeiten werden und müssen in der Hauptsache von der Familie selbst geleistet werden, häufig ist gerade diese schwere Anfangszeit auch die Zeit des Kindersegens und so entsteht unter größter Mühe und persönlicher Aufopferung eine Gärtnerei mit 2 Glashäusern und 200 Fenstern. […] Ist der Sohn geistig veranlagt, dann wird alles aufgeboten, um den Jungen studieren zu lassen, hat er aber nicht die Eignung, dann soll er eben einen anderen Beruf lernen, denn kein Beruf ist so undankbar wie die Gärtnerei. Ist der Junge aber für alles andere ungeeignet, dann muß er eben dem Vater helfen. Ist aber die Familie in misslichen Verhältnissen, was meistens bei Pachtungen der Fall ist, wird die Berufsfrage überhaupt nicht angeschnitten und der Junge muß einfach im Garten mithelfen, um die meist kinderreiche Familie über Wasser zu halten. So sieht es mit den meisten Gartenbaukandidaten aus Gärtnerfamilien aus und die Folge davon ist, daß die Gärtnereien in 90 von 100 Fällen im Stadium des Klein- und Gemischtbetriebes stehen bleiben und wieder verfallen.“67

Ähnlich analysierte der Wiener Josef Stowasser, ein der Sozialdemokratie nahestehender Gärtner, seine Berufskollegen und gab folgenden Befund ab:

„Sehen wir uns die Betriebe an, so werden wir konstatieren müssen, daß fast in allen Fällen Mangel an Betriebskapital oder ungünstige Pachtverhältnisse, zumeist beides, die Betriebsinhaber zwingen, althergebrachte Methoden der Betriebsführung beizubehalten. Interessenlosigkeit, Anpassungsunfähigkeit, mangelhafte fachliche Kenntnisse, ungenügende kaufmännische Schulung, die vielfach anzutreffen sind, tragen allerdings zur Verschärfung der Lage bei, bilden aber kein unüberwindliches Hindernis einer Besserung, vorausgesetzt, daß es gelingt, günstige Kredithilfe und ein entsprechendes Pächterschutzgesetz zu erlangen.“68

Aufgrund ihres geringen Mechanisierungsgrades, ihrer veralteten Betriebsmethoden und des fehlenden Kapitals waren die Betriebe wenig konkurrenzfähig und die saisonale Überproduktion tat ihr Übriges zur Senkung der Preise.

Einige Vertreter der Gärtnerschaft sahen die Lösung der Probleme im wirtschaftlichen Anschluss an Deutschland, wie es der Rodauner Gärtner Egon Pollanetz formulierte:

„Jeder denkende Österreicher muß die gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse mit der größten Sorge verfolgen und sich fragen, wann und wie das Ende sein wird. Österreich ist ohne Anschluß an ein größeres Wirtschaftsgebiet nicht lebensfähig. Der Zusammenschluss von zwei bisher durch Zollgrenzen getrennten Staaten vollzieht sich immer unter wirtschaftlichen Krisen für manche Erwerbszweige. Speziell die Gärtnerschaft, welche ihre Betriebe nicht im Handumdrehen umstellen kann, wird gut daran tun, die Möglichkeit des Anschlusses im Auge zu behalten, und zwar jenen an das Deutsche Reich.“69

Andere Vertreter der Berufsgruppe erblickten die Lösung der wirtschaftlichen Probleme des Gartenbaus in einem höheren Spezialisierungsgrad und in der Planwirtschaft. Der Sozialdemokrat Josef Stowasser meinte dazu:

„Neben der geschwächten Kaufkraft der Konsumenten erblicke ich in der Planlosigkeit der Produktion die Hauptursache der andauernden Krise, die zu dem gegenwärtigen wirtschaftlichen Tiefstand des Erwerbsgartenbaues auf Wiener Boden geführt hat. Die Überproduktion vieler Gartenbauerzeugnisse bewirkt, daß diese zumeist unter dem Entstehungspreis verkauft, zum Teil überhaupt nicht abgesetzt werden, im günstigsten Fall teilweise mit einem Gewinn, der aber nicht ausreicht, den Betrieb vor dem wirtschaftlichen Ruin zu retten. […] Die Anarchie der Produktion muß zum Niedergang, zur Verelendung des Erwerbsgartenbaues führen, wenn nicht rasch und energisch zur Abwehr geschritten wird. […] Die Regelung der Produktion ist die einzige Möglichkeit der Hilfe. […] Die Regelung der Produktion ist gleichbedeutend mit der Organisierung der Planwirtschaft und diese bedingt die Spezialisierung. […] Die Spezialisierung vereinfacht die Betriebsführung und verbilligt die Produktionskosten. Unter dieser Voraussetzung sichert die Spezialisierung dem Erzeuger die natürliche Monopolstellung seiner Spezialprodukte und diese natürliche Monopolstellung bietet den wirksamsten Schutz der produzierenden Erwerbszweige des Gartenbaues.“70

Diese Analyse und der Lösungsvorschlag wurden von konservativen Vertretern der Wiener Gärtnerschaft zurückgewiesen und als Panikmache abgetan, die Redaktion obiger Zeitschrift wurde aufgefordert, „vorläufig alle theoretischen Ausführungen auf diesem Gebiete zurückzustellen“