1000 Lügen und eine Wahrheit zur Liebe - Carmen Ullrich - E-Book
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1000 Lügen und eine Wahrheit zur Liebe E-Book

Carmen Ullrich

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Beschreibung

Unter denkbar schlechten Bedingungen arbeitet Ariadne bei ihrer Cousine und Adoptivschwester Angela für deren Designerlabel - seit sie von der Jüngeren um ihren Abschluss an der Designschule betrogen und von ihrem Onkel mit einem Knebelvertrag dazu verpflichtet wurde. Ein Auftrag im Emirat Bhakem, neue Freunde und ein unvorhergesehener Zwischenfall sorgen dafür, dass sie ihren eigenen Weg geht und am Ende ihr Glück in den Armen ihres Prinzen findet - wie vom "Mond" prophezeit.

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Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Epilog

Impressum

Prolog

Es regnete in London, wie so oft. Doch das Wetter passte zu dem, was sich hinter den Mauern eines Gebäudes in einem der exklusiveren Stadtteile der britischen Hauptstadt abspielte.

Ariadne Harding musste an sich halten. Sie wusste, wenn sie jetzt weiter versuchte sich zu verteidigen, würde Mrs. Priscitt, die Leiterin und Besitzerin der kleinen aber exquisiten Designerschule in London, wirklich gemein werden. Das Lehrerkollegium hatte die Frau im Griff. Jeder der Lehrer schwieg – mehr oder weniger fast schon beschämt über das, was sich vor ihren Augen abspielte.

„Miss Harding, unter normalen Umständen würde ich Sie wegen des Betrugsversuches umgehend aus meiner Schule entfernen lassen!“ teilte Mrs. Priscitt Ariadne mit. „Aber unverständlicherweise hat sich ihre reizende Cousine Angela ebenso vehement für Sie eingesetzt wie ihr Onkel, Senator Harding!“ Ariadne versuchte schüchtern zu lächeln als sie leise antwortete: „Das ist sehr freundlich von beiden, Mrs. Priscitt.“

Mit einem verächtlichen Schnauben fuhr die Schulleiterin fort: „Ja, in der Tat! Sie sollten beiden auf Knien danken! Ihre liebenswürdige Cousine, der sie die Entwürfe gestohlen haben, hat sich für sie eingesetzt! Und ihr Onkel, der Senator hat sich bereit erklärt noch ein Jahr das Schulgeld für Sie zu zahlen!“

Innerlich lächelte Ariadne. Ihr Onkel brauchte überhaupt nichts für sie zu zahlen! Dafür hatte ihre Großtante Bridget gesorgt. „Das ist sehr freundlich – sowohl von meiner liebreizenden Cousine als auch von meinem überaus reizenden Onkel – aber für das Schulgeld muss er nicht...“ „Tun Sie nicht so spöttisch, Miss Harding! Ihre Situation ist mehr als ernst! Ich werde Sie an der Schule behalten und Sie werden das letzte Jahr wiederholen müssen! Ohne die Hilfe ihrer Cousine Angela!“ Ariadne hätte fast aufgelacht. Ihre ach so „liebreizende“ Cousine, hatte ihr die Entwürfe gestohlen und als ihre eigenen ausgegeben – und mit Hilfe von Mrs. Priscitt hatte der Betrug funktioniert, denn es waren für die Präsentation bereits zwei Modelle, offenbar über Nacht, genäht gewesen. Angela selbst konnte nämlich nicht nähen und bisher musste immer Ariadne – die als Ältere der beiden vorab eine Ausbildung als Schneiderin absolviert hatte – für ihre Cousine Entwürfe mit nähen, neben den eigenen. Es war unter der Würde von Senator Hardings Tochter Angela sich mit „Arbeitern“ abzugeben. Also hatte offenbar die Schulleiterin, die eigentlich sehr genau über den Leistungsstand jeder Schülerin und jedes Schülers ihrer Schule Bescheid wusste, dabei geholfen. Jemand anders hätte das nicht gewagt – und hätte es jemand aus dem Kollegium gewagt, dann wäre Ariadne jetzt nicht im Sitzungszimmer der Schule und würde nicht von der Schulleiterin vor dem gesamten Kollegium des Betrugsversuches beschuldigt.

Miss Leigh, die Zeichenlehrerin wagte zu intervenieren: „Mrs. Priscitt, Sie wissen doch, dass Ariadne viel...“ „Ich denke, Sie wollen mir nicht widersprechen, oder Miss Leigh?“ unterbrach die Schulleiterin ihre Angestellte eisig und die junge Frau sank unter dem Blick ihrer Arbeitgeberin zusammen.

„Sie können jetzt gehen!“ informierte Mrs. Priscitt das Kollegium. Die Lehrer gingen. Miss Rand, die Entwurfslehrerin flüsterte Ariadne im Hinausgehen zu: „Halt durch! Wenigstens darfst du bleiben!“

„Ich würde dann auch gern...“ begann Ariadne. „Bleiben Sie, Sie unverschämtes Ding!“ fauchte Mrs. Priscitt. „Sie glauben doch wohl nicht, dass Ihr Onkel Sie so davon kommen lässt! Dafür habe ich gesorgt! Sie werden nicht von der Güte Ihrer Cousine und der Großzügigkeit Ihres Onkels profitieren!“ Verständnislos blickte Ariadne die Schulleiterin an. „Güte? Großzügigkeit?“ flüsterte sie fassungslos.

Die junge Sekretärin, Mandy Harcourt, betrat den Raum. „Das kam gerade vom Anwalt Senator Hardings, Mrs. Priscitt.“ informierte sie ihre Arbeitgeberin und reichte ihr einige Schriftstücke. „Danke, Harcourt, Sie können gehen!“

Kaum hatte die Sekretärin den Raum verlassen – nur Ariadne schien zu merken, dass die Tür des Sitzungszimmers nur angelehnt war und Mandy Harcourt offenbar lauschte, herrschte Mrs. Priscitt sie barsch an.

„Und nun zu Ihnen, Miss Harding! Da Ihr Onkel das Schulgeld für Sie bezahlt und ihre Cousine...“ „Mrs. Priscitt, ohne unhöflich sein zu wollen: Mein Onkel hat mich adoptier...“ „Der größte Fehler seines Lebens! Doch darüber habe ich nicht zu entscheiden!“ unterbrach sie die junge Frau vor sich gehässig. „Hätte ich was zu sagen gehabt, dann wären Sie in einem Heim für schwer erziehbare Kriminelle gelandet!“ fuhr sie murmelnd fort. „Sie werden jetzt diesen Vertrag unterschreiben, Miss Harding! Darin verpflichten Sie sich, zum Dank dafür, dass Ihr Onkel das Schulgeld weiter bezahlt, ihre Cousine Sie nicht wegen Betrug anzeigt und ich Sie an der Schule behalte, mindestens zehn Jahre für Angela und ihr inzwischen Erfolg versprechendes Label „A Hardings Dream“ zu arbeiten! Obwohl Sie es nicht verdient haben, Miss Harding, ist Ihre Cousine sogar bereit Sie für die Arbeit zu entlohnen!“

„Mrs. Priscitt, erstens ist seit 1863 die Sklaverei in Amerika verboten – seit 1888 weltweit, also muss sie irgendwas zahlen, wenn ich sie nicht anzeigen können soll, und zweitens: mein Onkel muss kein Schulgeld für mich bezahlen und drittens: Sie wissen genau, wie „Erfolg versprechend“ Angelas Label ist!“ wagte Ariadne einen Versuch, die Schulleiterin zu etwas mehr Ehrlichkeit zu bewegen. Die wurde durch die Antwort allerdings nur noch wütender.

„Ihr Onkel zahlt das Schulgeld, Miss Harding! Andernfalls werfe ich Sie raus! Und für jedes der zehn Jahre, dass Sie nicht für Angela arbeiten, werden Sie an ihn und ihre Cousine 250.000 Dollar zahlen! Und jetzt unterschreiben Sie oder ich werfe Sie sofort raus! Und ich werde Sie auch rauswerfen, wenn Sie über dieses Gespräch und diesen Vertrag auch nur ein Wort verlieren!“

Ariadne wusste, dass sie mit dem Abschluss als Designerin sehr viel bessere Chancen hatte – auch wenn zehn Jahre voller Schikanen vor ihr lagen – zehn Jahre würden auch vorbei gehen. Sie griff nach dem Vertrag und musste innerlich bitter lachen. Ihre Cousine Angela würde ihr nach dem Abschluss das „großzügige“ Monatsgehalt von 250 Dollar zahlen und ihr ein Zimmer in ihrer Wohnung zur Verfügung stellen. Dafür hätte Ariadne die Penthouse-Wohnung in Zukunft in Ordnung zu halten – die gesamte Penthouse-Wohnung – und darüber hinaus Entwurfs-, Schnitt- und Näharbeiten für „A Hardings Dream“ abzuliefern und Modeshows zu organisieren. Einen Moment lang zögerte sie doch dann unterschrieb sie – in dem Wissen, dass die zehn Jahre sie stärker machen würden. Nach den zehn Jahren hätte sie wahrscheinlich auch die Genugtuung zu sehen, wie „A Hardings Dream“ zur Kaufhausmarke wurde – wenn es dazu überhaupt noch reichen würde.

Kapitel 1

Seit sieben Jahren arbeitete Ariadne für Angela. A Harding’s Dream war dank ihrer Arbeit zu einem sehr erfolgreichen Label geworden. Ihre Cousine schikanierte sie, wo sie nur konnte. Auf jeder Modenschau erzählte sie Kollegen wie faul Ariadne sei. Zum Glück hatte Angela jedoch ein sehr schlechtes Gedächtnis und ihr Namensgedächtnis war besonders schlecht. Es gab Dinge, die sich zu merken einfach unter Angelas Niveau waren. Ariadnes Name gehörte dazu. So zog sie einmal über ihre Cousine Adelheid, dann über ihre Cousine Athelred oder Africa her.

Ariadne stand hinter der Tür des Ateliers. Im Besprechungsraum saß die Chefin von "A Hardings Dream" mit einer arabischen Prinzessin. Walter-Carl Harding III. hatte mit Ölgeschäften zu tun und so war dieser Kontakt zustande gekommen. Angelas Anweisung für ihre Cousine lautete hinter der Tür zu stehen und die Wünsche der Prinzessin in Entwürfe umzusetzen. „Mrs. Harding, ich möchte ein Hochzeitskleid.“ War der Designerin von ihrer exklusiven Klientin mitgeteilt worden, nachdem ihr lediglich Entwürfe für Abendmode gezeigt wurden. Ariadne hörte ihre Cousine etwas mädchenhaft kichern. „Oh, dann brauchen Sie natürlich etwas Weißes, Hoheit, das hätte ich bedenken sollen.“ Was in Klartext übersetzt hieß, dass Ariadne es hätte hellseherisch voraussehen müssen. Wenn nicht immer ganze Stapel von Entwürfen - sozusagen für alle Gelegenheiten - bereit lagen um jeder Kundin jeden Wunsch zu erfüllen, wurde die Eigentümerin von "A Harding's Dream" ziemlich unausstehlich.

Innerlich richtete Ariadne sich bereits auf einen Tobsuchtsanfall ihrer Cousine ein. Gleich würde die Chefin von „A Hardings Dream“ ins Atelier stürmen und sie kreischend als unfähig beschimpfen. Doch Angela hielt sich vor ihrer illustren Kundin im Zaum. Schließlich machte die Prinzessin einen Vorschlag für den Ariadne sie fast verfluchte: „Mrs. Harding, Ihre Vorschläge hören sich sehr gut an, aber ich glaube, Sie haben keine Vorstellungen vom Klima in meiner Heimat. Wie wäre es, wenn Sie nach Bhakem kommen um sich ein Bild zu machen?“ Und Angela hatte begeistert angenommen. Für sie würde es wie ein Luxusurlaub werden, denn zum Arbeiten hatte sie ja ihre Sklavin oder Zwangsarbeiterin...

Nachdem geklärt worden war, dass natürlich auch die Assistentin mitkommen müsse befand Ariadne sich nun in dem kleinen, reichen Ölstaat Bhakem. Angela hatte eine Suite zugeteilt bekommen, die sie mit ihrer Angestellten teilte – natürlich nur, weil sie keine Umstände machen wollte. In Wahrheit jedoch, damit niemandem auffiel, dass sie nicht ernsthaft arbeitete.

Qamar, die der Chefin von "A Hardings Dream" zugeteilte Bedienstete fragte gerade freundlich, ob die junge Designerin, die auf einem der Sofas sitzend eine Seifenoper im Fernsehen anschaute und den Blick kaum davon löste, etwas trinken wolle. „Oh ja, Quapla, bringen Sie mir einen frisch gepressten Orangensaft!“ Ein leichter Hauch von Belustigung huschte kurz über das Gesicht der Frau als sie versicherte, das Gewünschte gleich zu bringen, bevor sie freundlich Ariadne fragte: „Chai, Ariadne?“ – was Tee bedeutete. „Naam, Shukran, Qamar.“ entgegnete die Angesprochene lächelnd. Qamar nickte ihr zu. Sie würde Ariadne einen Tee bringen.

Während Angela ihre Seifenopern schaute, zeichnete Ariadne die Entwürfe in die ihre "Chefin" wahllos hinein gekritzelt hatte, wieder ins reine, bemühte sich, irgendwie zu interpretieren was ihre Cousine hatte andeuten wollen und hatte doppelte bis dreifache Arbeit, weil einige Schnörkel und Kritzeleien viele Interpretationen zuließen. Kaum waren die Zeichnungen fertig zwang Angela sich den Platz auf dem Sofa zu verlassen um sich mit Prinzessin Shams zu treffen.

Ariadne nutzte die Zeit um ein wenig in den wunderschönen Garten zu gehen um im Schatten eines Baumes zu lesen. Sie hörte Stimmen. „Und du darfst sowieso keine Zauberschulparty zu deinem Geburtstag feiern! Die Bücher sind bei euch nämlich verboten!“ rief ein Mädchen. Der jüngste Sohn des Scheichs von Bhakem antwortete: „Wenn ich das will, dann darf ich! Ich muss nur Vater fragen!“ "Traust du dich ja eh nicht!" meinte die Mädchenstimme. Im nächsten Moment hörte Ariadne eine Frauenstimme: „Annabelle! Allez!“ und dann das Mädchen laut in der Nähe: „Oui, Maman!“ und dann leiser zum Prinzen: „Und du darfst keine Zauberparty feiern! Auch wenn du die Bücher heimlich gelesen hast!“ Damit eilte das Mädchen davon.

Der junge Prinz wirkte nachdenklich als er an Ariadne vorbei ging ohne sie zu bemerken. „Zauberei gibt es auch in den Märchen des Orients, Hoheit.“ Überrascht sah der Teenager sie an. „Und Sie sind – ach ja, die Assistentin dieser Designerin Miss Harding, die das Brautkleid für meine Schwester Shams entwirft.“ „Stimmt, ich bin die Assistentin von Angela Harding – und ich heiße Ariadne.“ „Ich bin Maher.“ Er setzte sich neben Ariadne. Einen kurzen Moment lang blickte er auf seine Hände, dann fragte er: „Wie stellst du dir das also vor, Ariadne? Denn leider hat Annabelle recht. Mein Vater wird nicht sehr viel von meinen Ideen halten. Ich musste die Bücher wirklich heimlich lesen. Verständlicherweise hat Annabelle also recht. Mir fehlt einfach der Mut um ihn zu fragen.“ „Hoheit...“ „Maher reicht...“ unterbrach der Teenager sie. Ariadne lächelte. „Maher, zunächst kann eine Zauberschule natürlich im Orient nicht so heißen wie eine britische. Englische Schuluniformen sind ebenso ungeeignet. Und die „dienstbaren Geister“ sind im Orient keine Hauselfen, sondern Dschinn.“ Maher lächelte. „Ich verstehe... das hört sich gut an. Und ich könnte meinem Vater verheimlichen, dass ich die Bücher gelesen habe.“ Maher grinste. „Theoretisch, ja, aber das ist nicht ehrlich. Ich weiß nicht, aber ich denke, dein Vater reagiert anders, wenn du ihm berichtest, was du gelesen hast und wieso du es heimlich tun musstest. Vielleicht solltest du ihm die Begebenheit mit deiner Freundin Annabelle schildern. Wobei vielleicht ein paar Entwürfe für Schuluniformen nicht schaden können.“ Widersprach Ariadne. „Und meinst du, Miss Harding würde...“ „Maher – ich werde die Entwürfe machen, so wie ich alle Ent... egal. Auf jeden Fall sind sie zu morgen fertig und wenn du willst, versuche ich mit dir deinen Vater zu überreden.“

Maher entging der leicht verbitterte Unterton nicht. Er merkte, dass irgendwie der Schein zu trügen schien. Darüber würde er mit seinem Bruder Zaki sprechen. „Das wäre toll. Treffen wir uns morgen hier um die gleiche Zeit?“ Ariadne nickte. Sie sah auf die Uhr. „Wobei – eine halbe Stunde später, dann ist Angela bei Ihrer Hoheit, Prinzessin Shams.“ Maher lächelte. „Mal schauen... Kann sie auch früher zu meiner Schwester?“ fragte er. Ariadne seufzte leise. „Theoretisch schon, die Entwürfe sind alle wieder so gut wie fertig – aber ihre Seifenopern sind zwei Stunden vorher im Fernsehen.“ flüsterte sie nur. „Gut, dann morgen um die gleiche Zeit.“ stimmte der junge Prinz zu und verabschiedete sich mit einem Nicken.

Während Angela vor dem Fernseher saß versuchte Ariadne aus dem Geschmiere in ihren Entwürfen klug zu werden. „Angela, was heißt dieser Schnörkel in diesem Entwurf?“ Ariadnes Cousine blickte nicht einmal zur Seite, sondern starrte gebannt auf den Großbildfernseher. „Keine Ahnung. Glaubst du dumme Pute ich merke mir was diese Prinzessin Sambala will? Das ist deine Aufgabe. Mal einfach das, was du siehst und fertig!“ Ariadne musste sich zurückhalten ihre Cousine nicht zu verbessern oder zu tadeln.

Sie nahm ihre Zeichensachen und setzte sich auf den Balkon. In Gedanken versunken skizzierte sie verschiedene Möglichkeiten flüchtig und verglich sie mit dem Gekritzel von Angela. Wollte Prinzessin Shams eine große Schleife hinten? Oder sollte das Geschmiere Angelas eine sehr lange, üppige Schleppe darstellen? Natürlich konnte es auch eine Schlaufe sein, in der eine Schleppe gehalten wurde.

Ariadne hatte die Schritte nicht gehört, die sich ihr genähert hatten. „Das rechte entspricht Shams’ Wünschen am ehesten.“ Erschrocken drehte Ariadne sich bei der freundlichen männlichen Stimme um. „Oh, bitte erschrecken Sie doch nicht. Ariadne, nehme ich an? Zumindest sagte mein kleiner Bruder Maher etwas in der Art.“ Ariadne lächelte scheu. „Ja, ich bin Ariadne Harding, Hoheit.“ „Zaki reicht – ich denke, mit meinem Bruder gibt es eine ähnliche Einigung. Ich bin der dritte Sohn des Emirs, Mahers richtiger Bruder.“ Er zwinkerte freundlich.“ „Das ist nicht angemessen, Hoheit, ich...“ „Würdest du mir überlassen, was angemessen ist, Ariadne? Und dann können wir zu den Entwürfen für Shams und dann für die Geburtstagsparty von Maher kommen? Und bevor du fragst: Ich war zufällig heute Mittag zugegen, als „Angie“ bei meiner Schwester war und mit Tante Adlaa und ihr diskutiert hat.“

Ariadne lächelte. „Gut, dann...“ „Muss die „dumme Pute“ nicht raten, was „diese Prinzessin Sambala“ will?“ meinte Zaki spöttisch mit einem Blick zur Balkontür. „Das haben... hast du gehört?“ Ariadne sah ihn entsetzt an. „Ja, ziemlich „sympathisch", die „gute Angie“. Aber kommen wir zu Shams’ Wünschen: Der Entwurf hier gefiel ihr sehr gut, aber sie hat eine Schleppe vermisst, die sie hinten etwas befestigen möchte um sie zu kürzen und dazu hätte sie gern – weil nicht alles hinten sitzen soll beim Tanzen – eine Schlaufe oder ähnliches um nicht darüber zu stolpern.“

Noch während er redete zeichnete Ariadne das Kleid, das die Prinzessin sich offenbar wünschte. „Ich werde Tante Adlaa und Vater überreden, dass du für meine Schwestern noch Kleider entwirfst – dann hast du Zeit für die Entwürfe für Mahers Geburtstag. Schaffst du das?“ Ariadne nickte. Sie zeichnete noch hastig drei weitere mögliche Interpretationen für Angelas Geschmiere um keinen Verdacht zu erregen. Dann begann sie Entwürfe für Schuluniformen zu zeichnen.

Zaki hatte sich neben sie gesetzt. Er machte Verbesserungsvorschläge, gab Tipps und schließlich waren sechs verschiedene Entwürfe für die Schuluniformen zu Papier gebracht. „Und nun benötigen wir noch die Dschinn – weiblich wie männlich.“ Als auch diese gezeichnet waren, blickte Zaki auf die Signatur, die Ariadne in jedem geradezu versteckte. „GAAB? Wofür steht das?“ „Für Georgina Artemis Ariadne Bercente, meinen vollständigen Geburtsnamen.“ Zaki blickte sie nachdenklich an, schwieg jedoch dazu. „Ach, bevor ich es vergesse – Maher hat dich und sich zur verabredeten Uhrzeit bei meinem Vater angemeldet. Und nun wünsche ich eine angenehme Nachtruhe.“ Er erhob sich, deutete eine Verbeugung an. „Es war mir ein Vergnügen, dich kennen zu lernen, Georgina Artemis Ariadne Bercente.“ und ging.

Unsanft rüttelte Angela sie früh am Morgen aus dem Schlaf. „Sind die Entwürfe für diese Prinzessin Ansage fertig? Die Mutter von der, Königin Alibaba ist auch da, also?“ Ariadne rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Ja, die Entwürfe sind hier, in der rosa Mappe.“ murmelte sie und reichte Angela das Gewünschte. „Na, dann ist ja okay. Ich hoffe diesmal ist diese Prinzessin Smutje zufrieden.“ Ariadne wurde die Mappe aus der Hand gerissen. „Übrigens, hab‘ ich dich gestern als „Reich und Schön“ vorbei war nicht mehr gesehen. Du warst erst nach "Love Boat" wieder da. Ich muss wohl sicher stellen, dass du nachher da bist, du... du undankbares Stück!“ und dann knallte die Tür – und Ariadne hörte entsetzt wie der Schlüssel sich im Schloss drehte.

Sie würde das Treffen mit Maher und dem Emir verpassen! Ihr wurde flau im Magen. Wie würde sie dastehen? Hastig eilte sie ins Bad und zog sich an, bevor sie verzweifelt das Türschloss untersuchte. Sie sah auf die Uhr. Ihr blieben noch fünf Minuten. Der Schlüssel steckte noch.

In diesem Moment hörte sie Schritte und Stimmen im Wohnzimmer der Suite. Qamar und Prinz Zaki – die zwei sprachen arabisch miteinander. Es klopfte an der Tür. „Ariadne?“ fragte Qamar. „Ja, Angela hat mich hier eingeschlossen!“ rief Ariadne. Der Schlüssel wurde gedreht und die Tür geöffnet. „Ich bin ja so froh – woher wusstet ihr...?“ „Qamar hat deine Cousine gesehen wie sie mit einem hämischen Grinsen, Selbstgespräche führend aus der Suite kam. Bist du fertig für das Treffen mit Maher und meinem Vater?“ Ariadne nickte. Sie zog die unterste Schublade des Nachttisches auf und griff zu der Mappe mit den Entwürfen für die Geburtstagsfeier des jüngsten Sohnes des Emirs und folgte Zaki, der ihr eine Hand gereicht hatte und sie ein wenig eilig hinter sich her zog.

Mit einer kleinen Verspätung trafen sie im Audienzzimmer ein, wo der Herrscher von Bhakem bereits mit Maher wartete. Zaki sagte kurz etwas auf Arabisch, während Ariadne in einen Hofknicks sank. „Miss Harding, bitte erheben sie sich! Ich denke, ich werde Ihnen eine eigene Suite zur Verfügung stellen. Zaki sagte mir, was vorgefallen ist.“ „Majestät, bitte nicht – ich will keinen Streit mit Angela. Zumindest die nächsten drei Jahre nicht. Ich habe auch nicht so viel Zeit, muss ich gestehen, denn...“ „Keine Sorge, meine Gemahlin Adlaa wird mit Shams für genügend Ablenkung sorgen. Ich respektiere, dass sie die eigene Suite ablehnen, aber ich verstehe es nicht. Nicht nach dem, was mir alles zu Ohren kam.“

Ariadne biss sich auf die Lippen. „Majestät... ich möchte mich dazu nicht äußern, und wenn ich so frei sein darf, ich bin auf Bitten seiner Hoheit Prinz Maher zu diesem Termin gekommen.“ Der Emir lächelte. „Ja, er sagte mir auch, dass Sie ihn angehalten hätten, mir zu gestehen, dass er diese Bücher gelesen hat.“ „Er war auch gar nicht böse mit mir.“ Maher grinste seinen Vater an.

„Ja, und ich muss gestehen, dass ich versucht habe ihn in seinem Wunsch nach einer Geburtstagsfeier mit dem Thema „Zauberschule“ zu bestärken.“ gestand Ariadne mit einem flüchtigen Lächeln in Mahers Richtung. Der Emir lachte leise. "Das hat mein Sohn mir auch gestanden, Miss Harding - und er hat mir auch berichtet, dass Sie ihm Hilfe angeboten haben in seinem Bestreben seine Freundin Annabelle zu überraschen und zu verblüffen." Die nächste Stunde verbrachte Ariadne mit dem Emir und seinen zwei jüngeren Söhnen. Bereits nach Ariadnes ersten Ausführungen schmunzelte der Emir: „Miss Harding, Sie sind sehr überzeugend. Die Party, die mein Sohn sich wünscht ist genehmigt.“ Maher jubelte. "Und ich danke Ihnen, dass Sie sich der Aufgabe gewachsen fühlen, das Event zu organisieren. Ich werde meinen Sekretär anweisen, Sie zu unterstützen, ebenso den Hofschneider." fügte der Emir hinzu.

Die vier planten und organisierten darauf bereits einiges für die Feier. „Wie ist das, Ariadne, ich würde gern teilnehmen, aber auf jeden Fall als Lehrer, mein Vater wäre dann so was wie der Schulleiter und wahrscheinlich wollen meine Mutter und Tante Adlaa und Tante Basmaa auch entsprechende Kostüme haben.“ Zaki grinste. „Nicht zu vergessen, mein großer Bruder Karim.“ fügte Maher hinzu.

„Eine sehr nette Idee. Die Kleidung für meine Ehefrauen braucht allerdings auch Schmuck und ich glaube Sie sind in der Lage mit dem Hofjuwelier etwas Geeignetes zu erstellen. Und der Hofschneider würde Sie gern kennen lernen um die Kostüme mit ihnen zeitnah zu besprechen. Es hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen, Miss Harding, wir sehen uns heute Abend wieder beim Essen. Ich muss in die Besprechung mit dem Ministerrat.“ Ariadne erhob sich und knickste. Mit einem leichten Kopfschütteln verließ der Emir das Audienzzimmer.

„Zaki – würdest du mich bitte wieder einschließen - bevor Angela zurück kommt?“ Ungläubig starrte der Prinz sie an. „Wie bitte? Ariadne, was bitte ist los? Wieso lässt du dich so von deiner Cousine niedermachen?“ verlangte er zu wissen. „Ich ... möchte nicht darüber reden.“ Zaki zog fragend eine Augenbraue hoch, bestand jedoch nicht auf einer weiteren Antwort. „Nun gut. Also zurück in die Suite und in dein Zimmer. Wobei – wieso hast du eigentlich das größere Schlafzimmer?“ Ariadne lächelte spöttisch und ahmte Angela nach: „Iiiih, das Zimmer ist ja blau eingerichtet! Das ist ja voll total hässlich, aber echt jetzt! – Ohhh jaaa, uiiiih, wie hübsch, dieses ist ja total romantisch entzückend süß rosa! Das nehm’ ich du kannst dies Hässliche nehmen!“ Maher lachte laut, während sein Bruder nur lächelte.

Hinter Ariadne schloss er die Tür zu dem blauen Zimmer ab und kurz darauf kam Angela hereingestürmt. „Endlich hast du mal was richtig gemacht. Da, das Kleid will Prinzessin Schaschlik haben!“ sie warf Ariadne den mit Zakis Angaben erstellten Entwurf hin. „Und ich soll auch für die kleinen Prinzessinnen so Blumenkinder und Brautjungfernkleider entwerfen. Also fang an!“

Ariadne nahm ihre Malutensilien, während Angela im Wohnzimmer auf das Sofa sank und zur Fernbedienung griff, und beschloss wieder auf den Balkon zu gehen. Hier wurde sie bereits von Maher erwartet, der ein Mädchen in seinem Alter bei sich hatte.

„Das ist meine Schwester Wafaa.“ stellte Maher das Mädchen vor. „Freut mich, dich kennen zu lernen, Ariadne.“ „Ebenso, Wafaa. Schön, dass du da bist. Ich soll für deine Schwestern und dich Brautjungfernkleider entwerfen.“ Kaum hatte Ariadne das gesagt, begann Wafaa drauf los zu plappern und Kleider zu beschreiben, die sie sich wünschte. Schmunzelnd zeichnete Ariadne mehrere Kleider.

„Oh, das ist schön! Das sind genau die Kleider die ich will. Der Schneider wird sie mir jetzt machen können!“ rief Wafaa begeistert. „Ich finde, wir sollten Ariadne Ru’yah nennen!“ Auf Ariadnes fragenden Blick erklärte sie „Der Name bedeutet „Traum“ – weil du so traumhafte Kleider für mich entworfen hast!“ Maher grinste. „Ich finde die Idee gut, dann weiß deine Cousine auch nicht von wem wir reden.“ Der hinter einem der Ziersträucher auf dem Balkon stehende Zaki lächelte. Es wurde Zeit, Ru’yah näher kennen zu lernen.

Kapitel 2

Zaki überredete seinen älteren Halbbruder Jamal zwei Tage später Angela und Ariadne zu einem von ihm geplanten Ausflug einzuladen. Gemeinsam warteten die beiden Prinzen auf die zwei Harding-Frauen um die Wüstentour mit ihnen zu unternehmen. Mit einer halben Stunde Verspätung kam jedoch nur Angela Harding in einer vollkommen unpassenden Aufmachung. Sie stöckelte auf Highheels den Weg zu den Geländewagen entlang, gekleidet in ein Ministretchkleid in schrillem Pink, auf dem Kopf einen riesigen Hut mit bunten Blumen und in der Hand einen Sonnenschirm. „Da bin ich, Hoheiten.“ erklärte sie freudestrahlend. „Miss Harding, schön, dass Sie schon da sind. Ich denke, Ihre Assistentin kommt ja sicher auch gleich.“ begrüßte Zaki sie freundlich, aber distanziert, während sein Bruder die junge Designerin wesentlich begeisterter willkommen hieß. „Oh, nennen Sie mich doch Angie, Hoheiten.“ bat sie etwas albern kichernd. Dann wurde ihre Stimme merklich kühl. „Auf Arista brauchen wir nicht zu warten, Die hat ihre Arbeit nicht fertig bekommen. Aber das war auch nicht zu erwarten. Sie ist furchtbar faul, müssen Sie wissen, Hoheiten.

---ENDE DER LESEPROBE---