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Band 1-6 im Sammelband - die Liebesgeschichten von Prinz Karim und Georgina, Zaki und Diana, Maher und Anastasia, Wafaa und Casanova, Salwaa und Alejandro Jonatán und Jasmin und Aidan Joas, inklusive einer Bonusgeschichte die die Geschichte von Shams und Hadi erzählt.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Inhaltsverzeichnis
Band I: Tausend Lügen und eine Wahrheit zur Liebe
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Epilog
Band II: Tausend Hinterhältigkeiten und eine helfende Hand in der Not
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Epilog
Band III: Tausend Widerworte und ein Kuss damit sie schweigt
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Epilog
Band IV Tausend Tränen und ein Lächeln zur Liebe
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Band V: Tausend scheue Blicke und eine Umarmung zur Liebe
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Epilog
Band VI: Tausend Stunden des Lernens und eine Stunde zum Glück
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Epilog
Bonuskapitel: Tausend Hindernisse und ein glückliches Ende –
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Impressum
Die Prophezeiungen des Mondes
Die erste Generation -
Sammelband
Georgina Ariadne Artemis und Karim Mikhaeel
Es regnete in London, wie so oft. Doch das Wetter passte zu dem, was sich hinter den Mauern eines Gebäudes in einem der exklusiveren Stadtteile der britischen Hauptstadt abspielte.
Ariadne Harding musste an sich halten. Sie wusste, wenn sie jetzt weiter versuchte sich zu verteidigen, würde Mrs. Priscitt, die Leiterin und Besitzerin der kleinen aber exquisiten Designerschule in London, wirklich gemein werden. Das Lehrerkollegium hatte die Frau im Griff. Jeder der Lehrer schwieg – mehr oder weniger fast schon beschämt über das, was sich vor ihren Augen abspielte.
„Miss Harding, unter normalen Umständen würde ich Sie wegen des Betrugsversuches umgehend aus meiner Schule entfernen lassen!“ teilte Mrs. Priscitt Ariadne mit. „Aber unverständlicherweise hat sich ihre reizende Cousine Angela ebenso vehement für Sie eingesetzt wie ihr Onkel, Senator Harding!“ Ariadne versuchte schüchtern zu lächeln als sie leise antwortete: „Das ist sehr freundlich von beiden, Mrs. Priscitt.“
Mit einem verächtlichen Schnauben fuhr die Schulleiterin fort: „Ja, in der Tat! Sie sollten beiden auf Knien danken! Ihre liebenswürdige Cousine, der sie die Entwürfe gestohlen haben, hat sich für sie eingesetzt! Und ihr Onkel, der Senator hat sich bereit erklärt noch ein Jahr das Schulgeld für Sie zu zahlen!“
Innerlich lächelte Ariadne. Ihr Onkel brauchte überhaupt nichts für sie zu zahlen! Dafür hatte ihre Großtante Bridget gesorgt. „Das ist sehr freundlich – sowohl von meiner liebreizenden Cousine als auch von meinem überaus reizenden Onkel – aber für das Schulgeld muss er nicht...“ „Tun Sie nicht so spöttisch, Miss Harding! Ihre Situation ist mehr als ernst! Ich werde Sie an der Schule behalten und Sie werden das letzte Jahr wiederholen müssen! Ohne die Hilfe ihrer Cousine Angela!“ Ariadne hätte fast aufgelacht. Ihre ach so „liebreizende“ Cousine, hatte ihr die Entwürfe gestohlen und als ihre eigenen ausgegeben – und mit Hilfe von Mrs. Priscitt hatte der Betrug funktioniert, denn es waren für die Präsentation bereits zwei Modelle, offenbar über Nacht, genäht gewesen. Angela selbst konnte nämlich nicht nähen und bisher musste immer Ariadne – die als Ältere der beiden vorab eine Ausbildung als Schneiderin absolviert hatte – für ihre Cousine Entwürfe mit nähen, neben den eigenen. Es war unter der Würde von Senator Hardings Tochter Angela sich mit „Arbeitern“ abzugeben. Also hatte offenbar die Schulleiterin, die eigentlich sehr genau über den Leistungsstand jeder Schülerin und jedes Schülers ihrer Schule Bescheid wusste, dabei geholfen. Jemand anders hätte das nicht gewagt – und hätte es jemand aus dem Kollegium gewagt, dann wäre Ariadne jetzt nicht im Sitzungszimmer der Schule und würde nicht von der Schulleiterin vor dem gesamten Kollegium des Betrugsversuches beschuldigt.
Miss Leigh, die Zeichenlehrerin wagte zu intervenieren: „Mrs. Priscitt, Sie wissen doch, dass Ariadne viel...“ „Ich denke, Sie wollen mir nicht widersprechen, oder Miss Leigh?“ unterbrach die Schulleiterin ihre Angestellte eisig und die junge Frau sank unter dem Blick ihrer Arbeitgeberin zusammen.
„Sie können jetzt gehen!“ informierte Mrs. Priscitt das Kollegium. Die Lehrer gingen. Miss Rand, die Entwurfslehrerin flüsterte Ariadne im Hinausgehen zu: „Halt durch! Wenigstens darfst du bleiben!“
„Ich würde dann auch gern...“ begann Ariadne. „Bleiben Sie, Sie unverschämtes Ding!“ fauchte Mrs. Priscitt. „Sie glauben doch wohl nicht, dass Ihr Onkel Sie so davon kommen lässt! Dafür habe ich gesorgt! Sie werden nicht von der Güte Ihrer Cousine und der Großzügigkeit Ihres Onkels profitieren!“ Verständnislos blickte Ariadne die Schulleiterin an. „Güte? Großzügigkeit?“ flüsterte sie fassungslos.
Die junge Sekretärin, Mandy Harcourt, betrat den Raum. „Das kam gerade vom Anwalt Senator Hardings, Mrs. Priscitt.“ informierte sie ihre Arbeitgeberin und reichte ihr einige Schriftstücke. „Danke, Harcourt, Sie können gehen!“
Kaum hatte die Sekretärin den Raum verlassen – nur Ariadne schien zu merken, dass die Tür des Sitzungszimmers nur angelehnt war und Mandy Harcourt offenbar lauschte, herrschte Mrs. Priscitt sie barsch an.
„Und nun zu Ihnen, Miss Harding! Da Ihr Onkel das Schulgeld für Sie bezahlt und ihre Cousine...“ „Mrs. Priscitt, ohne unhöflich sein zu wollen: Mein Onkel hat mich adoptier...“ „Der größte Fehler seines Lebens! Doch darüber habe ich nicht zu entscheiden!“ unterbrach sie die junge Frau vor sich gehässig. „Hätte ich was zu sagen gehabt, dann wären Sie in einem Heim für schwer erziehbare Kriminelle gelandet!“ fuhr sie murmelnd fort. „Sie werden jetzt diesen Vertrag unterschreiben, Miss Harding! Darin verpflichten Sie sich, zum Dank dafür, dass Ihr Onkel das Schulgeld weiter bezahlt, ihre Cousine Sie nicht wegen Betrug anzeigt und ich Sie an der Schule behalte, mindestens zehn Jahre für Angela und ihr inzwischen Erfolg versprechendes Label „A Hardings Dream“ zu arbeiten! Obwohl Sie es nicht verdient haben, Miss Harding, ist Ihre Cousine sogar bereit Sie für die Arbeit zu entlohnen!“
„Mrs. Priscitt, erstens ist seit 1863 die Sklaverei in Amerika verboten – seit 1888 weltweit, also muss sie irgendwas zahlen, wenn ich sie nicht anzeigen können soll, und zweitens: mein Onkel muss kein Schulgeld für mich bezahlen und drittens: Sie wissen genau, wie „Erfolg versprechend“ Angelas Label ist!“ wagte Ariadne einen Versuch, die Schulleiterin zu etwas mehr Ehrlichkeit zu bewegen. Die wurde durch die Antwort allerdings nur noch wütender.
„Ihr Onkel zahlt das Schulgeld, Miss Harding! Andernfalls werfe ich Sie raus! Und für jedes der zehn Jahre, dass Sie nicht für Angela arbeiten, werden Sie an ihn und ihre Cousine 250.000 Dollar zahlen! Und jetzt unterschreiben Sie oder ich werfe Sie sofort raus! Und ich werde Sie auch rauswerfen, wenn Sie über dieses Gespräch und diesen Vertrag auch nur ein Wort verlieren!“
Ariadne wusste, dass sie mit dem Abschluss als Designerin sehr viel bessere Chancen hatte – auch wenn zehn Jahre voller Schikanen vor ihr lagen – zehn Jahre würden auch vorbei gehen. Sie griff nach dem Vertrag und musste innerlich bitter lachen. Ihre Cousine Angela würde ihr nach dem Abschluss das „großzügige“ Monatsgehalt von 250 Dollar zahlen und ihr ein Zimmer in ihrer Wohnung zur Verfügung stellen. Dafür hätte Ariadne die Penthouse-Wohnung in Zukunft in Ordnung zu halten – die gesamte Penthouse-Wohnung – und darüber hinaus Entwurfs-, Schnitt- und Näharbeiten für „A Hardings Dream“ abzuliefern und Modeshows zu organisieren. Einen Moment lang zögerte sie doch dann unterschrieb sie – in dem Wissen, dass die zehn Jahre sie stärker machen würden. Nach den zehn Jahren hätte sie wahrscheinlich auch die Genugtuung zu sehen, wie „A Hardings Dream“ zur Kaufhausmarke wurde – wenn es dazu überhaupt noch reichen würde.
Seit sieben Jahren arbeitete Ariadne für Angela. A Harding’s Dream war dank ihrer Arbeit zu einem sehr erfolgreichen Label geworden. Ihre Cousine schikanierte sie, wo sie nur konnte. Auf jeder Modenschau erzählte sie Kollegen wie faul Ariadne sei. Zum Glück hatte Angela jedoch ein sehr schlechtes Gedächtnis und ihr Namensgedächtnis war besonders schlecht. Es gab Dinge, die sich zu merken einfach unter Angelas Niveau waren. Ariadnes Name gehörte dazu. So zog sie einmal über ihre Cousine Adelheid, dann über ihre Cousine Athelred oder Africa her.
Ariadne stand hinter der Tür des Ateliers. Im Besprechungsraum saß die Chefin von "A Hardings Dream" mit einer arabischen Prinzessin. Walter-Carl Harding III. hatte mit Ölgeschäften zu tun und so war dieser Kontakt zustande gekommen. Angelas Anweisung für ihre Cousine lautete hinter der Tür zu stehen und die Wünsche der Prinzessin in Entwürfe umzusetzen. „Mrs. Harding, ich möchte ein Hochzeitskleid.“ War der Designerin von ihrer exklusiven Klientin mitgeteilt worden, nachdem ihr lediglich Entwürfe für Abendmode gezeigt wurden. Ariadne hörte ihre Cousine etwas mädchenhaft kichern. „Oh, dann brauchen Sie natürlich etwas Weißes, Hoheit, das hätte ich bedenken sollen.“ Was in Klartext übersetzt hieß, dass Ariadne es hätte hellseherisch voraussehen müssen. Wenn nicht immer ganze Stapel von Entwürfen - sozusagen für alle Gelegenheiten - bereit lagen um jeder Kundin jeden Wunsch zu erfüllen, wurde die Eigentümerin von "A Harding's Dream" ziemlich unausstehlich.
Innerlich richtete Ariadne sich bereits auf einen Tobsuchtsanfall ihrer Cousine ein. Gleich würde die Chefin von „A Hardings Dream“ ins Atelier stürmen und sie kreischend als unfähig beschimpfen. Doch Angela hielt sich vor ihrer illustren Kundin im Zaum. Schließlich machte die Prinzessin einen Vorschlag für den Ariadne sie fast verfluchte: „Mrs. Harding, Ihre Vorschläge hören sich sehr gut an, aber ich glaube, Sie haben keine Vorstellungen vom Klima in meiner Heimat. Wie wäre es, wenn Sie nach Bhakem kommen um sich ein Bild zu machen?“ Und Angela hatte begeistert angenommen. Für sie würde es wie ein Luxusurlaub werden, denn zum Arbeiten hatte sie ja ihre Sklavin oder Zwangsarbeiterin...
Nachdem geklärt worden war, dass natürlich auch die Assistentin mitkommen müsse befand Ariadne sich nun in dem kleinen, reichen Ölstaat Bhakem. Angela hatte eine Suite zugeteilt bekommen, die sie mit ihrer Angestellten teilte – natürlich nur, weil sie keine Umstände machen wollte. In Wahrheit jedoch, damit niemandem auffiel, dass sie nicht ernsthaft arbeitete.
Qamar, die der Chefin von "A Hardings Dream" zugeteilte Bedienstete fragte gerade freundlich, ob die junge Designerin, die auf einem der Sofas sitzend eine Seifenoper im Fernsehen anschaute und den Blick kaum davon löste, etwas trinken wolle. „Oh ja, Quapla, bringen Sie mir einen frisch gepressten Orangensaft!“ Ein leichter Hauch von Belustigung huschte kurz über das Gesicht der Frau als sie versicherte, das Gewünschte gleich zu bringen, bevor sie freundlich Ariadne fragte: „Chai, Ariadne?“ – was Tee bedeutete. „Naam, Shukran, Qamar.“ entgegnete die Angesprochene lächelnd. Qamar nickte ihr zu. Sie würde Ariadne einen Tee bringen.
Während Angela ihre Seifenopern schaute, zeichnete Ariadne die Entwürfe in die ihre "Chefin" wahllos hinein gekritzelt hatte, wieder ins reine, bemühte sich, irgendwie zu interpretieren was ihre Cousine hatte andeuten wollen und hatte doppelte bis dreifache Arbeit, weil einige Schnörkel und Kritzeleien viele Interpretationen zuließen. Kaum waren die Zeichnungen fertig zwang Angela sich den Platz auf dem Sofa zu verlassen um sich mit Prinzessin Shams zu treffen.
Ariadne nutzte die Zeit um ein wenig in den wunderschönen Garten zu gehen um im Schatten eines Baumes zu lesen. Sie hörte Stimmen. „Und du darfst sowieso keine Zauberschulparty zu deinem Geburtstag feiern! Die Bücher sind bei euch nämlich verboten!“ rief ein Mädchen. Der jüngste Sohn des Scheichs von Bhakem antwortete: „Wenn ich das will, dann darf ich! Ich muss nur Vater fragen!“ "Traust du dich ja eh nicht!" meinte die Mädchenstimme. Im nächsten Moment hörte Ariadne eine Frauenstimme: „Annabelle! Allez!“ und dann das Mädchen laut in der Nähe: „Oui, Maman!“ und dann leiser zum Prinzen: „Und du darfst keine Zauberparty feiern! Auch wenn du die Bücher heimlich gelesen hast!“ Damit eilte das Mädchen davon.
Der junge Prinz wirkte nachdenklich als er an Ariadne vorbei ging ohne sie zu bemerken. „Zauberei gibt es auch in den Märchen des Orients, Hoheit.“ Überrascht sah der Teenager sie an. „Und Sie sind – ach ja, die Assistentin dieser Designerin Miss Harding, die das Brautkleid für meine Schwester Shams entwirft.“ „Stimmt, ich bin die Assistentin von Angela Harding – und ich heiße Ariadne.“ „Ich bin Maher.“ Er setzte sich neben Ariadne. Einen kurzen Moment lang blickte er auf seine Hände, dann fragte er: „Wie stellst du dir das also vor, Ariadne? Denn leider hat Annabelle recht. Mein Vater wird nicht sehr viel von meinen Ideen halten. Ich musste die Bücher wirklich heimlich lesen. Verständlicherweise hat Annabelle also recht. Mir fehlt einfach der Mut um ihn zu fragen.“ „Hoheit...“ „Maher reicht...“ unterbrach der Teenager sie. Ariadne lächelte. „Maher, zunächst kann eine Zauberschule natürlich im Orient nicht so heißen wie eine britische. Englische Schuluniformen sind ebenso ungeeignet. Und die „dienstbaren Geister“ sind im Orient keine Hauselfen, sondern Dschinn.“ Maher lächelte. „Ich verstehe... das hört sich gut an. Und ich könnte meinem Vater verheimlichen, dass ich die Bücher gelesen habe.“ Maher grinste. „Theoretisch, ja, aber das ist nicht ehrlich. Ich weiß nicht, aber ich denke, dein Vater reagiert anders, wenn du ihm berichtest, was du gelesen hast und wieso du es heimlich tun musstest. Vielleicht solltest du ihm die Begebenheit mit deiner Freundin Annabelle schildern. Wobei vielleicht ein paar Entwürfe für Schuluniformen nicht schaden können.“ Widersprach Ariadne. „Und meinst du, Miss Harding würde...“ „Maher – ich werde die Entwürfe machen, so wie ich alle Ent... egal. Auf jeden Fall sind sie zu morgen fertig und wenn du willst, versuche ich mit dir deinen Vater zu überreden.“
Maher entging der leicht verbitterte Unterton nicht. Er merkte, dass irgendwie der Schein zu trügen schien. Darüber würde er mit seinem Bruder Zaki sprechen. „Das wäre toll. Treffen wir uns morgen hier um die gleiche Zeit?“ Ariadne nickte. Sie sah auf die Uhr. „Wobei – eine halbe Stunde später, dann ist Angela bei Ihrer Hoheit, Prinzessin Shams.“ Maher lächelte. „Mal schauen... Kann sie auch früher zu meiner Schwester?“ fragte er. Ariadne seufzte leise. „Theoretisch schon, die Entwürfe sind alle wieder so gut wie fertig – aber ihre Seifenopern sind zwei Stunden vorher im Fernsehen.“ flüsterte sie nur. „Gut, dann morgen um die gleiche Zeit.“ stimmte der junge Prinz zu und verabschiedete sich mit einem Nicken.
Während Angela vor dem Fernseher saß versuchte Ariadne aus dem Geschmiere in ihren Entwürfen klug zu werden. „Angela, was heißt dieser Schnörkel in diesem Entwurf?“ Ariadnes Cousine blickte nicht einmal zur Seite, sondern starrte gebannt auf den Großbildfernseher. „Keine Ahnung. Glaubst du dumme Pute ich merke mir was diese Prinzessin Sambala will? Das ist deine Aufgabe. Mal einfach das, was du siehst und fertig!“ Ariadne musste sich zurückhalten ihre Cousine nicht zu verbessern oder zu tadeln.
Sie nahm ihre Zeichensachen und setzte sich auf den Balkon. In Gedanken versunken skizzierte sie verschiedene Möglichkeiten flüchtig und verglich sie mit dem Gekritzel von Angela. Wollte Prinzessin Shams eine große Schleife hinten? Oder sollte das Geschmiere Angelas eine sehr lange, üppige Schleppe darstellen? Natürlich konnte es auch eine Schlaufe sein, in der eine Schleppe gehalten wurde.
Ariadne hatte die Schritte nicht gehört, die sich ihr genähert hatten. „Das rechte entspricht Shams’ Wünschen am ehesten.“ Erschrocken drehte Ariadne sich bei der freundlichen männlichen Stimme um. „Oh, bitte erschrecken Sie doch nicht. Ariadne, nehme ich an? Zumindest sagte mein kleiner Bruder Maher etwas in der Art.“ Ariadne lächelte scheu. „Ja, ich bin Ariadne Harding, Hoheit.“ „Zaki reicht – ich denke, mit meinem Bruder gibt es eine ähnliche Einigung. Ich bin der dritte Sohn des Emirs, Mahers richtiger Bruder.“ Er zwinkerte freundlich.“ „Das ist nicht angemessen, Hoheit, ich...“ „Würdest du mir überlassen, was angemessen ist, Ariadne? Und dann können wir zu den Entwürfen für Shams und dann für die Geburtstagsparty von Maher kommen? Und bevor du fragst: Ich war zufällig heute Mittag zugegen, als „Angie“ bei meiner Schwester war und mit Tante Adlaa und ihr diskutiert hat.“
Ariadne lächelte. „Gut, dann...“ „Muss die „dumme Pute“ nicht raten, was „diese Prinzessin Sambala“ will?“ meinte Zaki spöttisch mit einem Blick zur Balkontür. „Das haben... hast du gehört?“ Ariadne sah ihn entsetzt an. „Ja, ziemlich „sympathisch", die „gute Angie“. Aber kommen wir zu Shams’ Wünschen: Der Entwurf hier gefiel ihr sehr gut, aber sie hat eine Schleppe vermisst, die sie hinten etwas befestigen möchte um sie zu kürzen und dazu hätte sie gern – weil nicht alles hinten sitzen soll beim Tanzen – eine Schlaufe oder ähnliches um nicht darüber zu stolpern.“
Noch während er redete zeichnete Ariadne das Kleid, das die Prinzessin sich offenbar wünschte. „Ich werde Tante Adlaa und Vater überreden, dass du für meine Schwestern noch Kleider entwirfst – dann hast du Zeit für die Entwürfe für Mahers Geburtstag. Schaffst du das?“ Ariadne nickte. Sie zeichnete noch hastig drei weitere mögliche Interpretationen für Angelas Geschmiere um keinen Verdacht zu erregen. Dann begann sie Entwürfe für Schuluniformen zu zeichnen.
Zaki hatte sich neben sie gesetzt. Er machte Verbesserungsvorschläge, gab Tipps und schließlich waren sechs verschiedene Entwürfe für die Schuluniformen zu Papier gebracht. „Und nun benötigen wir noch die Dschinn – weiblich wie männlich.“ Als auch diese gezeichnet waren, blickte Zaki auf die Signatur, die Ariadne in jedem geradezu versteckte. „GAAB? Wofür steht das?“ „Für Georgina Artemis Ariadne Bercente, meinen vollständigen Geburtsnamen.“ Zaki blickte sie nachdenklich an, schwieg jedoch dazu. „Ach, bevor ich es vergesse – Maher hat dich und sich zur verabredeten Uhrzeit bei meinem Vater angemeldet. Und nun wünsche ich eine angenehme Nachtruhe.“ Er erhob sich, deutete eine Verbeugung an. „Es war mir ein Vergnügen, dich kennen zu lernen, Georgina Artemis Ariadne Bercente.“ und ging.
Unsanft rüttelte Angela sie früh am Morgen aus dem Schlaf. „Sind die Entwürfe für diese Prinzessin Ansage fertig? Die Mutter von der, Königin Alibaba ist auch da, also?“ Ariadne rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Ja, die Entwürfe sind hier, in der rosa Mappe.“ murmelte sie und reichte Angela das Gewünschte. „Na, dann ist ja okay. Ich hoffe diesmal ist diese Prinzessin Smutje zufrieden.“ Ariadne wurde die Mappe aus der Hand gerissen. „Übrigens, hab‘ ich dich gestern als „Reich und Schön“ vorbei war nicht mehr gesehen. Du warst erst nach "Love Boat" wieder da. Ich muss wohl sicher stellen, dass du nachher da bist, du... du undankbares Stück!“ und dann knallte die Tür – und Ariadne hörte entsetzt wie der Schlüssel sich im Schloss drehte.
Sie würde das Treffen mit Maher und dem Emir verpassen! Ihr wurde flau im Magen. Wie würde sie dastehen? Hastig eilte sie ins Bad und zog sich an, bevor sie verzweifelt das Türschloss untersuchte. Sie sah auf die Uhr. Ihr blieben noch fünf Minuten. Der Schlüssel steckte noch.
In diesem Moment hörte sie Schritte und Stimmen im Wohnzimmer der Suite. Qamar und Prinz Zaki – die zwei sprachen arabisch miteinander. Es klopfte an der Tür. „Ariadne?“ fragte Qamar. „Ja, Angela hat mich hier eingeschlossen!“ rief Ariadne. Der Schlüssel wurde gedreht und die Tür geöffnet. „Ich bin ja so froh – woher wusstet ihr...?“ „Qamar hat deine Cousine gesehen wie sie mit einem hämischen Grinsen, Selbstgespräche führend aus der Suite kam. Bist du fertig für das Treffen mit Maher und meinem Vater?“ Ariadne nickte. Sie zog die unterste Schublade des Nachttisches auf und griff zu der Mappe mit den Entwürfen für die Geburtstagsfeier des jüngsten Sohnes des Emirs und folgte Zaki, der ihr eine Hand gereicht hatte und sie ein wenig eilig hinter sich her zog.
Mit einer kleinen Verspätung trafen sie im Audienzzimmer ein, wo der Herrscher von Bhakem bereits mit Maher wartete. Zaki sagte kurz etwas auf Arabisch, während Ariadne in einen Hofknicks sank. „Miss Harding, bitte erheben sie sich! Ich denke, ich werde Ihnen eine eigene Suite zur Verfügung stellen. Zaki sagte mir, was vorgefallen ist.“ „Majestät, bitte nicht – ich will keinen Streit mit Angela. Zumindest die nächsten drei Jahre nicht. Ich habe auch nicht so viel Zeit, muss ich gestehen, denn...“ „Keine Sorge, meine Gemahlin Adlaa wird mit Shams für genügend Ablenkung sorgen. Ich respektiere, dass sie die eigene Suite ablehnen, aber ich verstehe es nicht. Nicht nach dem, was mir alles zu Ohren kam.“
Ariadne biss sich auf die Lippen. „Majestät... ich möchte mich dazu nicht äußern, und wenn ich so frei sein darf, ich bin auf Bitten seiner Hoheit Prinz Maher zu diesem Termin gekommen.“ Der Emir lächelte. „Ja, er sagte mir auch, dass Sie ihn angehalten hätten, mir zu gestehen, dass er diese Bücher gelesen hat.“ „Er war auch gar nicht böse mit mir.“ Maher grinste seinen Vater an.
„Ja, und ich muss gestehen, dass ich versucht habe ihn in seinem Wunsch nach einer Geburtstagsfeier mit dem Thema „Zauberschule“ zu bestärken.“ gestand Ariadne mit einem flüchtigen Lächeln in Mahers Richtung. Der Emir lachte leise. "Das hat mein Sohn mir auch gestanden, Miss Harding - und er hat mir auch berichtet, dass Sie ihm Hilfe angeboten haben in seinem Bestreben seine Freundin Annabelle zu überraschen und zu verblüffen." Die nächste Stunde verbrachte Ariadne mit dem Emir und seinen zwei jüngeren Söhnen. Bereits nach Ariadnes ersten Ausführungen schmunzelte der Emir: „Miss Harding, Sie sind sehr überzeugend. Die Party, die mein Sohn sich wünscht ist genehmigt.“ Maher jubelte. "Und ich danke Ihnen, dass Sie sich der Aufgabe gewachsen fühlen, das Event zu organisieren. Ich werde meinen Sekretär anweisen, Sie zu unterstützen, ebenso den Hofschneider." fügte der Emir hinzu.
Die vier planten und organisierten darauf bereits einiges für die Feier. „Wie ist das, Ariadne, ich würde gern teilnehmen, aber auf jeden Fall als Lehrer, mein Vater wäre dann so was wie der Schulleiter und wahrscheinlich wollen meine Mutter und Tante Adlaa und Tante Basmaa auch entsprechende Kostüme haben.“ Zaki grinste. „Nicht zu vergessen, mein großer Bruder Karim.“ fügte Maher hinzu.
„Eine sehr nette Idee. Die Kleidung für meine Ehefrauen braucht allerdings auch Schmuck und ich glaube Sie sind in der Lage mit dem Hofjuwelier etwas Geeignetes zu erstellen. Und der Hofschneider würde Sie gern kennen lernen um die Kostüme mit ihnen zeitnah zu besprechen. Es hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen, Miss Harding, wir sehen uns heute Abend wieder beim Essen. Ich muss in die Besprechung mit dem Ministerrat.“ Ariadne erhob sich und knickste. Mit einem leichten Kopfschütteln verließ der Emir das Audienzzimmer.
„Zaki – würdest du mich bitte wieder einschließen - bevor Angela zurück kommt?“ Ungläubig starrte der Prinz sie an. „Wie bitte? Ariadne, was bitte ist los? Wieso lässt du dich so von deiner Cousine niedermachen?“ verlangte er zu wissen. „Ich ... möchte nicht darüber reden.“ Zaki zog fragend eine Augenbraue hoch, bestand jedoch nicht auf einer weiteren Antwort. „Nun gut. Also zurück in die Suite und in dein Zimmer. Wobei – wieso hast du eigentlich das größere Schlafzimmer?“ Ariadne lächelte spöttisch und ahmte Angela nach: „Iiiih, das Zimmer ist ja blau eingerichtet! Das ist ja voll total hässlich, aber echt jetzt! – Ohhh jaaa, uiiiih, wie hübsch, dieses ist ja total romantisch entzückend süß rosa! Das nehm’ ich du kannst dies Hässliche nehmen!“ Maher lachte laut, während sein Bruder nur lächelte.
Hinter Ariadne schloss er die Tür zu dem blauen Zimmer ab und kurz darauf kam Angela hereingestürmt. „Endlich hast du mal was richtig gemacht. Da, das Kleid will Prinzessin Schaschlik haben!“ sie warf Ariadne den mit Zakis Angaben erstellten Entwurf hin. „Und ich soll auch für die kleinen Prinzessinnen so Blumenkinder und Brautjungfernkleider entwerfen. Also fang an!“
Ariadne nahm ihre Malutensilien, während Angela im Wohnzimmer auf das Sofa sank und zur Fernbedienung griff, und beschloss wieder auf den Balkon zu gehen. Hier wurde sie bereits von Maher erwartet, der ein Mädchen in seinem Alter bei sich hatte.
„Das ist meine Schwester Wafaa.“ stellte Maher das Mädchen vor. „Freut mich, dich kennen zu lernen, Ariadne.“ „Ebenso, Wafaa. Schön, dass du da bist. Ich soll für deine Schwestern und dich Brautjungfernkleider entwerfen.“ Kaum hatte Ariadne das gesagt, begann Wafaa drauf los zu plappern und Kleider zu beschreiben, die sie sich wünschte. Schmunzelnd zeichnete Ariadne mehrere Kleider.
„Oh, das ist schön! Das sind genau die Kleider die ich will. Der Schneider wird sie mir jetzt machen können!“ rief Wafaa begeistert. „Ich finde, wir sollten Ariadne Ru’yah nennen!“ Auf Ariadnes fragenden Blick erklärte sie „Der Name bedeutet „Traum“ – weil du so traumhafte Kleider für mich entworfen hast!“ Maher grinste. „Ich finde die Idee gut, dann weiß deine Cousine auch nicht von wem wir reden.“ Der hinter einem der Ziersträucher auf dem Balkon stehende Zaki lächelte. Es wurde Zeit, Ru’yah näher kennen zu lernen.
Zaki überredete seinen älteren Halbbruder Jamal zwei Tage später Angela und Ariadne zu einem von ihm geplanten Ausflug einzuladen. Gemeinsam warteten die beiden Prinzen auf die zwei Harding-Frauen um die Wüstentour mit ihnen zu unternehmen. Mit einer halben Stunde Verspätung kam jedoch nur Angela Harding in einer vollkommen unpassenden Aufmachung. Sie stöckelte auf Highheels den Weg zu den Geländewagen entlang, gekleidet in ein Ministretchkleid in schrillem Pink, auf dem Kopf einen riesigen Hut mit bunten Blumen und in der Hand einen Sonnenschirm. „Da bin ich, Hoheiten.“ erklärte sie freudestrahlend. „Miss Harding, schön, dass Sie schon da sind. Ich denke, Ihre Assistentin kommt ja sicher auch gleich.“ begrüßte Zaki sie freundlich, aber distanziert, während sein Bruder die junge Designerin wesentlich begeisterter willkommen hieß. „Oh, nennen Sie mich doch Angie, Hoheiten.“ bat sie etwas albern kichernd. Dann wurde ihre Stimme merklich kühl. „Auf Arista brauchen wir nicht zu warten, Die hat ihre Arbeit nicht fertig bekommen. Aber das war auch nicht zu erwarten. Sie ist furchtbar faul, müssen Sie wissen, Hoheiten. Ich beschäftige sie auch nur aus reiner Herzensgüte.“ Er zwang sich zu einem Lächeln. „Na, dann wollen wir mal schauen, dass wir aufbrechen. Vielleicht folgen Sie meinem älteren Bruder, Angie?“ sagte er so höflich wie ihm möglich war. Er würde in Zukunft also palastnähere Aktivitäten planen müssen.
Selbst in der Wüste hörte Zaki sie auf seinen älteren Bruder Jamal einreden - offenbar hatte Angela Harding pausenlos geredet, wie die Leidensmiene des Fahrers erkennen ließ. "Hach, Sie müssen wissen, dass dies arme minderbemittelte Mädchen, meine Assistentin April, aus reiner Herzensgüte von meinem Vater adoptiert worden ist, weil ihr eigener Vater nicht Auto fahren konnte. Natürlich hat Agnes kein Talent, so wie ich. Ich kann Partys organisieren - das hat meine Mutter mir beigebracht. Als Tochter eines Senators, wie ich es bin, ist sowas natürlich unerlässlich. Ich bin in vielen Dingen talentiert, Hoheit." säuselte sie ohne Punkt und Komma.
Zaki musste an sich halten um nicht zu verraten, dass Ariadne nicht nur das Hochzeitskleid entworfen hatte und er davon wusste, sondern auch für seinen Bruder Maher den Geburtstag zu organisieren half. Wenn jemand Organisationstalent besaß, dann war es die Assistentin der Designerin, die vor ihm nebenbei jammernd durch den heißen Wüstensand stöckelte, sich nur dadurch haltend, weil sein Halbbruder sie stützte. Das hatte die Cousine dieser Blondine bisher unter Beweis gestellt und tat sie noch immer eindrucksvoll in jeder freien Minute, die Angela Harding ihr ließ. Sie hatte mit dem Dekorateur geredet, mit dem Koch, arbeitete mit dem Schneider an den Kostümen und mit dem Hofjuwelier an passendem Schmuck, besprach mit Nadim ibn al Namik, dem Sekretär des Emirs Notwendigkeiten und legte ihm sogar die Abrechnungen für die getätigten Ausgaben vor. Für die Geburtstagsfeier seines kleinen Bruders ging Ariadnes gesamte Freizeit drauf, die ohnehin sehr knapp bemessen war und Zaki beschloss, dafür zu sorgen, dass Angela in Zukunft besser beschäftigt würde um ihrer Assistentin mehr Freiraum zu verschaffen.
"Hach, die Prinzen sind ja so süß." schwärmte Angela an diesem Abend Ariadne vor. "Prinz Jumbo ist total in mich verknallt, aber der sieht nicht so gut aus wie Prinz Zenzi..." Ariadne biss sich auf die Lippen. Sie hatte ihre wenige Zeit genutzt um sich über Bhakem und die Familie des Emirs zu informieren. Emir Abdullah Qadir hatte drei Frauen: Königin Adlaa, die ihm den Kronprinzen und Prinzessin Shams geboren hatte, Königin Ibtisam, die Mutter von Zaki, Maher und Wafaa und Königin Basmaa, die Mutter des zweitgeborenen Sohnes, Prinz Jamal und der Zwillinge Jasmin und Salwaa.
"Also Amidala, spätestens Ende der Woche bin ich so gut wie verlobt mit Prinz Jabba oder mit Prinz Zucki! Dann bin ich Prinzessin. Das ist ja auch das Mindeste. Ich bin klug, schön, begabt, erfolgreich, kann organisieren, ..." schwafelte Angela weiter. Ariadne hörte gar nicht mehr zu. Sie kannte die Litaneien ihrer Cousine zur Genüge. Die oberflächliche Senatorentocher würde nach dem Aufzählen ihrer eigenen Vorteile mit Spott auf Ariadnes Unzulänglichkeiten zu sprechen kommen. Vorzugsweise endete ihr Spott mit: "... aber du hast ja auch nicht so wunderschöne, goldblonde Haare wie ich und im Gegensatz zu mir bist du einfach nur fett!". Dabei hatte sie sich bereits zweimal für ihre schlanke Figur unter das Messer gelegt. Innerlich seufzte Ariadne.
Die Gelegenheit für palastnähere Aktivitäten ergab sich zwei Tage später. Offenbar hatte Angela ihrer Cousine den Ausflug in das Falkengehege gestattet. Während sie sich viel mehr – wie von Zaki beabsichtigt – mit dem älteren Prinzen beschäftigte und ihm von ihren – vermutlich nur angeblichen – Vorteilen vorschwärmte sah Ariadne fasziniert den Falkentrainern zu.
In diesem Moment erhob sich ein augenscheinlich sehr edler Falke, soviel erkannte selbst Ariadne ohne wirklich Ahnung von diesen Tieren zu haben. „Das ist Melih, Karims Falke.“ erklärte Zaki leise. Ariadne zuckte mit den Schultern. Offenbar war dieser „Karim“ ein Verwandter. „Karim ist mein ältester Bruder und der Sohn von Tante Adlaa.“ fuhr Zaki lächelnd über Ariadnes offensichtliches Desinteresse an dieser Information fort. Sie quittierte diese Neuigkeit auch - wie von Zaki erwartet - mit Belustigung.
Der Falkner rief den Falken mit einem Lockruf. Vor Ariadnes erstaunten Augen vollführte der Falke gewagte Manöver und reagierte gar nicht auf die Zurufe. Selbst Zaki wirkte ein wenig verblüfft, wie Ariadne feststellte, als sie kurz zur Seite blickte. "Es scheint, Melih flirtet mir dir, Ru'yah" meinte er belustigt. "Denn das sieht sehr nach einem Balzflug aus." Ariadnes Mundwinkel zuckten. "Ich vermute, er will eher einen der weiblichen Falken beeindrucken die in den Gehegen sind." flüsterte sie.
Nachdem der Falke für sich beschlossen zu haben schien, dass er nun genug beeindruckt habe, erhörte er den Lockruf des Falkners. Zunächst flog Melih auch auf den Mann zu, dann wechselte er jedoch abrupt die Richtung und hielt auf Ariadne zu, die instinktiv den Arm ausstreckte. Der Falke landete darauf und beäugte sie neugierig. Der Falkner wirkte verblüfft, versuchte den edlen Vogel wieder zu sich zu locken, doch Melih reagierte nicht. Mit einem leichten Kopfschütteln hielt Zaki ihn zurück, nicht jedoch, ohne die Szene im Auge zu behalten.
„Es heißt, Karim und Melih hätte eine Menge gemeinsam. Beide wählen immer das Edelste.“ sagte er leise zu Ariadne. „Dann hätte er auf Angelas Hut landen müssen.“ murmelte Ariadne. Zaki lachte. „Ich sagte, „das Edelste“ nicht das, was so aussieht. Vermutlich hätte deine Cousine auch vor Angst gekreischt...“ Ariadne lächelte schwach. „Vermutlich ja.“. Melih zog sanft die Krallen an und musterte Ariadne eine ganze Weil, dann stieß er sich ab und flog zum Falkner zurück.
„Können wir jetzt was anderes machen? Das ist total langweilig!“ rief Angela, die von den ganzen Ereignissen nichts bemerkt hatte, dann wandte sie sich an Prinz Jamal: „Ihre Gesellschaft natürlich nicht, Hoheit!“ „Angie, ich habe Ihnen doch gesagt, Sie können mich bei meinem Vornamen nennen.“ tadelte der sie freundlich. Angela kicherte. „Oh ja, natürlich... ähm... Hoheit.“ Jamal lachte, offenbar hielt er Angelas „Hoheit“ für Schüchternheit.
Aufgeregt huschten die Palastangestellten ein paar Tage später durch den Palast. Der älteste Sohn des Emirs kam von einem Auslandsbesuch zurück. Zaki saß mit Ariadne, Wafaa und Maher auf dem Balkon vor seiner Suite, damit Angela nicht mitbekam, mit wem ihre Cousine ihre Zeit verbrachte. „Karim kommt übrigens zurück, Ru’yah. Dann kannst du ihn dir ansehen und ein Kostüm für ihn entwerfen.“ meinte die jüngste Tochter des Emirs. „Ja, und es gibt schon Gerüchte...“ Maher grinste. Ariadne lachte. „Ja, Palastklatsch, aber für so was habe ich keine Zeit.“ entgegnete sie und konzentrierte sich auf die technischen Zeichnungen. Wafaa und ihre Schwestern hatten begeistert davon, dass Ariadne ihre Bilder von wunderschönen Kleidern in näh- und tragbare wirkliche Kleider umsetzen konnte, stapelweise ihre gemalten Entwürfe bei ihr abgegeben und gutmütig wie die junge Frau war, hatte sie sich daran gemacht jedes Kleid für den Hofschneider nachvollziehbar zu Papier zu bringen.
„Das kommt darauf an...“ Maher blickte zu seinem älteren Bruder. Zaki lachte leise. „Was hat Qamar denn gesagt?“ fragte Wafaa aufgeregt. „Nun, sie meinte irgendwas in der Art, dass wenn Karim Ru’yah sieht, er sich in sie verlieben wird. Allerdings wird das nicht so ganz... problemlos. Irgendwas mit einem zu findenden Weg und einer Mondgöttin und irgendwas von wegen, dass Karim blind ist. Ich vermute mal vor Liebe, wenn er Ru'yah endlich mal sieht.“ Maher sah gespannt von einem zum anderen. „Oh, dann heiratet Karim sie und sie leben glücklich...“ „Wafaa, Qamar ist sehr nett, aber ich glaube nicht an solche Wahrsagereien!“ tadelte Ariadne sie lachend. Zaki lächelte etwas geheimnisvoll. „Nun, du solltest vielleicht wissen, dass Qamar das besitzt, was man auch als „das zweite Gesicht“ bezeichnet. Sie hat schon oft Dinge vorausgesehen. Ihre letzte Vision war, dass meine Schwester Shams Prinz Hadi trifft und die beiden heiraten. Da hatten sich die beiden noch nie gesehen.“ Ariadne zog belustigt eine Augenbraue hoch. „Oh, na, sicher wird sie mit einer geheimnisvollen Prophezeiung wie: „Miss Harding wird Prinz Karim heiraten“ etwas ungenau gewesen sein und eigentlich meinen: Angela Harding.“ Maher schmunzelte. „Wir können ja die Probe aufs Exempel machen, Ru’yah. Du setzt dich beim Abendessen einfach neben Karim.“ schlug er vor. Ariadne lachte laut auf. „Karim ist euer ältester Bruder – da wird Angela notfalls vor der Tür kampieren und wirklich mal pünktlich zum Essen erscheinen. Und außerdem wird euer Bruder mich sowieso übersehen, da ich dunkelhaarig bin. Angela ist der Traum so gut wie jedes Mannes - zumindest äußerlich.“
"Und Karim wird sich deine Cousine ansehen, Ariadne, ohne Zweifel, aber er wird sich nicht in sie verlieben." antwortete Zaki leise. Er sagte das sehr ernst und blieb auch ernst, als er hinzufügte: "Nicht jeder Mann möchte magersüchtige Blondchen." "Ich kann ja dafür sorgen, dass Tischkarten hingestellt werden." rief Maher und grinste lausbübisch.
Ariadne blickte ihn entsetzt an. "Bloß nicht! Wenn meine Cousine nicht neben eurem ältesten Bruder sitzen darf, dann werde ich das bitter bereuen!" wehrte sie entsetzt ab.
"Inwiefern?" Zakis Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass er eine Antwort wollte. Auch Maher und Wafaa sahen sie überrascht an. Sie konnten sich ihre Ablehnung offensichtlich nicht wirklich erklären.
Ariadne lächelte traurig. "Das Wetter ist heute wirklich traumhaft, oder?" entgegnete sie und zeichnete an den Kostüm-Entwürfen für die Frauen des Emirs weiter. Scheinbar war sie total desinteressiert, doch selbst der kleinen Prinzessin fiel auf, dass ihre Hand leicht zitterte.
Maher sah, wie sich die Miene seines älteren Bruders verfinsterte. Es war Zaki sofort klar, dass Ariadne nicht über ihr Verhältnis zu Angela reden wollte. Er würde einen anderen Weg finden müssen - und dazu musste er sie oder Angela irgendwie austricksen. Vermutlich würde es ihm bei der blonden Senatorentochter leichter fallen.
Zaki erhob sich und ging auf die Terrasse hinaus, wo er zu seinem Mobiltelefon griff und seinen älteren Bruder anrief. "Jamal, kannst du Angie noch etwas länger beschäftigen? Wir essen ja heute wegen Karims Rückkehr eine Stunde später zu Abend?" fragte er ihn. Sein Bruder war von der Aussicht Zeit mit Angela zu verbringen recht angetan und stimmte sofort zu.
Zaki lächelte kurz und kehrte dann in das Wohnzimmer seiner Suite zurück, wo Ariadne immer noch zeichnete und auf die Anregungen von Maher und Wafaa hörend die Kostüme entwarf. "Also Mama mag Türkis gern." erzählte Zakis kleiner Bruder gerade.
"Wafaa, Maher, wolltet ihr beide nicht noch eine Überraschung für Karim vorbereiten?" fragte er seine Geschwister und bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, dass er mit Ariadne allein sein wollte. Maher nickte leicht. Er hatte seinen großen Bruder verstanden
Wafaa schaute von den bereits fertigen Entwürfe hoch und reagierte mit einem: "Ich weiß nicht..." "Aber klar, du wolltest doch ein Bild für Karim malen!" unterbrach Maher seine Schwester und sah sie bedeutungsvoll an. "Bild?" fragte sie überrascht, dann verstand auch sie: "Oh, ja, stimmt, ich muss da noch die Glitzersteinchen draufkleben!" Beide verabschiedeten sich von Ariadne und verließen die Suite ihres Bruders.
Zaki nahm Ariadne den Stift und das Zeichenbrett aus der Hand. Erstaunt sah sie ihn an. "Was soll das denn?" fragte sie. "Ich will mit dir reden. Wie alt bist du, Ariadne? Älter als deine Cousine, würde ich sagen - und die ist 27." "Ich bin 34, wieso fragst du?" antwortete sie belustigt. "Also ein Jahr jünger als Karim... sehr schön." sagte er mit einem Lächeln.
Sie seufzte resignierend. "Zaki, hör mit dem Unsinn auf!" bat sie. "Ich würde gern wissen, wieso du mit Nachnamen Harding heißt, also offenbar von deinem Onkel adoptiert worden bist." fuhr Zaki unbeirrt fort.
Das Lächeln, das vorher um ihre Mundwinkel gespielt hatte, wich. "Meine Eltern sind verunglückt, bei einem Autounfall, und Onkel Walter und Tante Macy haben mich bei sich aufgenommen."
Sie stand hastig auf um sich abzuwenden, damit Zaki die Tränen nicht sah. All die Demütigungen der letzten 22 Jahre... Sie schloss die Augen. Der riesige Truck mit dem betrunkenen, übermüdeten und zudem noch über Funk mit seinen Kollegen redende Fahrer raste auf das Auto zu - und sie hatte auf der Rückbank wie durch ein Wunder überlebt... Und dann das Aufwachen im Krankenhaus... Über ihr hatte sich Tante Macy aufgetürmt gehabt. Mit schriller Stimme informierte sie Ariadne schonungslos - bevor der über den rüden Tonfall der Frau sichtlich schockierte Arzt Tante Macy hindern konnte: "Deine Eltern sind tot, weil dein Vater mit seinem rasanten Fahrstil wohl etwas zu leichtsinnig war. Nur du bist wie durch einen Zufall davongekommen und jetzt müssen dein Onkel und ich dich bei uns aufnehmen! Du wirst das hoffentlich dankbar zur Kenntnis nehmen! Wir könnten dich natürlich auch ins Heim stecken lassen, aber das würde sich nicht gut in Bezug auf die politische Karriere deines Onkels machen. Dabei ist Angela viel jünger als du, gerade mal fünf! Und wie ich deine Mutter, meine nutzlose Schwester kenne, bist du nicht einmal richtig erzogen. Sprichst du überhaupt Englisch?" Die Frage war Ariadne erst seltsam vorgekommen, doch schon bald hatte sie verstanden... nachdem sie Angela, ihre Cousine getroffen hatte.
Die Hardings hatten sie aufgenommen, schließlich waren sie die nächsten Verwandten der unseligen kleinen Vollwaise. Von einem aufstrebenden Politiker und seiner Frau erwartete man das einfach in Amerika. Das hatte Tante Macy ihr schließlich sofort klar gemacht. Ariadne hatte dankbar zu sein, Ariadne hatte alles zu unterlassen, was der politischen Karriere ihres Onkels schaden konnte, Ariadne hatte einfach nur still zu sein. Und natürlich musste sie auf ihre liebe kleine Cousine Rücksicht nehmen, einen - zumindest in Tante Macys Augen - blond gelocktem Engel, der jeden Wunsch erfüllt bekam und hochbegabt und intelligent war.
Angela war zur Schule gekommen - und es zeigte sich, dass sie fast lernresistent war, während Ariadne meist gute Noten bekam. Während die eigentliche Tochter des Hauses eher eine Blamage war, zeigte das "Aschenputtel" Talent. Erinnerungen überwältigten Ariadne kurz, Erinnerungen an Tante Macy, die Angela gut zu verheiraten gedachte und Ariadne bei Hauspartys darum immer in die Küche geschickt hatte um sicher zu stellen, dass nur Ariadne gesehen wurde, zu Mama Mombi, der schwarzen Köchin aus New Orleans und zu Consuela, dem mexikanischen Hausmädchen. Dank der beiden sprach Ariadne allerdings fast fließend französisch und spanisch, konnte Kochen, ein Menü planen, sogar eine ganze Party wenn nötig.
Consuelas jetziger Ehemann war lange Angelas Klavierlehrer gewesen, der es sich nicht hatte nehmen lassen, auch Ariadne zu unterrichten - entgegen Tante Macys eigentlichem Wunsch, denn mit jeglichem Talent sollte eigentlich nur Angela, ihre süße kleine Tochter glänzen, aber nicht das Aschenputtel. Schließlich sollte Angela später mal einen zukünftigen Präsidenten, zumindest aber einen Gouverneur heiraten. Ein leicht spöttisches Lächeln schlich sich auf Ariadnes Lippen. Einen Prinz hätte Tante Macy sicher auch nicht verachtet. Angela war schließlich "ihre kleine Prinzessin" gewesen. Angela war jedoch der Typ von Mensch, der dafür lebte andere für sich arbeiten zu lassen und zu schikanieren, während sie selbst möglichst viel Luxus genoss.
"Deine Reaktion lässt vermuten, dass das nicht so selbstlos war wie es hätte sein sollen." stellte Zaki fest. "Wärst du meine Cousine, dann..." "Hoheit, ich bin nicht Ihre Cousine, und nun entschuldigen Sie mich bitte." unterbrach Ariadne ihn eilig, griff hastig zu ihrem Köfferchen mit den Stiften und warf die wenigen umherliegenden Stifte hinein.
Zaki hielt sie fest. "Es tut mir leid, Ariadne, aber ich würde wirklich gern mehr über meine zu... über eine neue Freundin erfahren. Und ich dachte, das sind wir geworden, gute Freunde, die über eine Menge reden können und einander mit Vornamen anreden." Sie blickte ihn ernst an. "Zaki, ja, Freunde das hört sich gut an, aber du siehst mich wegen Qamars fixer Idee als mehr."
"Unterhalten wir uns doch mal darüber, wie du zu diesem Organisationstalent gekommen bist?" ging Zaki nicht auf Ariadnes Einwand ein. "Ich habe halt Talent dafür gezeigt und mich vor den Partys mit der politischen Elite der Republikaner gedrückt indem ich zu Mama Mombi in die Küche geflüchtet bin. Dort habe ich neben Kochen und Menüplanung auch Französisch und mit Consuela, der Küchenhilfe, Spanisch gelernt." Zaki nickte. "Das würde erklären, dass du Kochen und ein Menü planen kannst und offenbar auch Französisch und Spanisch sprichst. Aber es erklärt nicht wieso du eine Mottoparty insgesamt planen kannst." hakte er nach. "Meine Tante hat nie selbst dekoriert. Und da Tante Macy immer dem Dekorationsservice von Lillybeth Fowler, einer entfernten Verwandten von Consuelas Verlobten, Angelas Klavierlehrer, die sonstigen Planungen - ohne das Menü, dafür war die Küche zuständig - überlassen hat... na ja... Lillybeth hat mich öfter helfen lassen - heimlich natürlich, damit Tante Macy nicht dahinter kam, dass ich schon mit sechzehn mein eigenes Geld verdient habe." erzählte Ariadne, nun mit verschmitztem Lächeln. Das Lächeln konnte Zaki allerdings nicht täuschen - obwohl er sich das nicht anmerken ließ. Selbst wenn Ariadne hätte an den Partys teilnehmen wollen, ihre Tante hätte sie wahrscheinlich nie teilnehmen lassen.
Zaki blickte sie nachdenklich an. "So, du hast dich also vor den Partys mit den Parteifreunden deines Onkels gedrückt. Das hätte ich dir gar nicht zugetraut. Eigentlich kommst du mir sehr mutig vor." sagte er und sah ein wenig befriedigt, dass sie leicht errötete. Er hatte also richtig gelegen und Ariadne hatte die Wahrheit ein wenig verdreht. Ihre Verwandten hatten ganz offensichtlich dafür gesorgt, dass sie nicht an den Partys teilnahm.
"Du könntest dein eigenes Eventunternehmen aufbauen. Bleib einfach hier. Ich bin mir sicher, mein Vater und meine Mütter würden dich unterstützen." schlug er vor. Ariadne lachte leise und melodisch. "Das würde nie und nimmer gut gehen. Ich... ich kenne hier die Mentalität nicht und überhaupt." widersprach sie. Zaki beugte sich zu ihr hinüber. "Ich bin sicher, die Mentalität in Bhakem würdest du sehr schnell erfassen und du wärest sehr erfolgreich." Ariadnes Blick wurde traurig. "Es geht einfach nicht, Zaki."
Wie von Ariadne vorausgesagt, war Angela - sonst immer fast eine halbe Stunde zu spät zum Abendessen, das mit der Familie des Emirs eingenommen wurde seit sie in Bhakem waren - diesmal fünf Minuten zu früh und setzte sich auf den Platz neben dem ältesten Sohn des Emirs, Prinz Jamal direkt gegenüber. Ariadne setzte sich, mit Wafaa, Zaki und Maher pünktlich zum Essen erscheinend, still zwischen Zaki und Maher - wie die Tage zuvor auch, seit sie die Planungen für den Geburtstag übernommen hatte.
Irritiert blickte Zaki auf Angelas Kleidung. Die junge blonde Designerin trug ein durchsichtiges, bis auf die Knie reichendes Oberteil und darunter ein pink glitzerndes kurzes Bustier und Haremshosen, dazu einen mit klingelnden Münzen besetzten Gürtel und ihre Haare waren zu Engelslocken gedreht.
"Was trägt denn deine Cousine da?" fragte Zaki spöttisch. "Hat sie dieses Prachtgewand selbst entworfen?" Ariadne schaute flüchtig zu Angela und zuckte mit den Schultern. "Es ist keiner meiner Entwürfe. Aber mir ist es egal, was sie trägt." "Hat sie das erst hier machen lassen oder schon vorher?" fragte Zaki belustigt weiter. Ariadne lächelte schwach. "Vermutlich hat sie eurem Hofschneider, Wakur, einen Entwurf von sich gegeben mit völlig falschen technischen Zeichnungen und der Anordnung es aus Chiffon zu nähen - ohne zu wissen, was Chiffon ist. Bisher habe ich dieses... "entzückende Hemdchen" an ihr noch nie gesehen." murmelte sie, etwas belustigt.
Selbst ohne die Übersetzung von Teilen des Gespräches zwischen seinem Vater und seinem Bruder, die Zaki ihr lieferte, hätte sie am Tonfall und an den ernsten Gesichtern des Emirs und des Prinzen erkannt, dass das Thema kein lustiges war. Angela jedoch besaß kein derartiges Feingefühl. Offenbar fand sie Arabisch klänge lustig. Sie lachte an besonders ernsten Stellen des Gespräches schrill auf. Den sie streng musternden Blick des Kronprinzen von Bhakem, der Angela traf und Ariadne einen von ihm unbemerkten Eindruck von funkelnden grünen Augen vermittelte, ließ die Senatorentochter kalt. Sie kicherte mädchenhaft, versuchte sich kokett zu geben und sehr offensichtlich zu flirten.
Prinz Karim war leicht fassungslos. Die geradezu dreiste Blondine neben ihm streichelte ihn unter dem Tisch auffordernd und machte ihm auch verbal eindeutige Angebote. Sie war aufdringlich geschminkt und hatte ein süßliches Parfum benutzt. Zugegeben, auf eine leicht primitive und aufdringliche Art war sie hübsch. Vielleicht sollte er das Angebot annehmen, obwohl ganz offensichtlich sein jüngerer Bruder Jamal mit ihr zu flirten und ihre Aufmerksamkeit zu erregen versuchte. Ohne Erfolg. Es war offensichtlich, dass die in ein leicht karnevalistisches Kostüm, das aus einem Haremsfilm aus Hollywood zu stammen schien, gekleidete Blondine genau wusste wen sie wollte. Flüchtig ging der Blick des Kronprinzen kurz zu allen anwesenden Familienmitgliedern, die am Tisch saßen.
Seine Mutter und Ibtisam, die zweite Frau des Emirs wechselten belustigte Blicke. Sie schienen genau zu wissen, was vor sich ging. Königin Adlaa schien es nicht zu beunruhigen, obwohl er den Geschmack seiner Mutter kannte und seine Mutter auch seinen - und Blondinen fand er normalerweise nicht sehr reizvoll. Seine jüngeren Brüder Zaki und Maher unterhielten sich mit jemandem der zwischen ihnen saß und auch Wafaa, seine kleine Schwester war in das Gespräch mit eingebunden. Er nahm nur flüchtig eine ruhige, warme und leise weibliche Stimme wahr, die sehr sympathisch klang, hörte, dass es sich offenbar um Mahers Geburtstag handelte, wandte sich aber seinem Vater wieder zu um mit ihm politische Dinge zu besprechen. Es wunderte ihn zwar, dass offenbar Personal mit am Tisch saß, doch wahrscheinlich war es ein Zugeständnis an die blonde Designerin neben ihm, die - soweit man ihm gesagt hatte - das Brautkleid seiner Schwester entwarf.
Es war spät geworden. Ariadne hatte mit Königin Ibtisam, der Mutter von Zaki, Maher und Wafaa noch lange zusammen gesessen um Details an den Kostümen zu planen. Irgendwann war auch der Emir dazugekommen. "Ich würde - in Ermangelung von "Gründernamen" entweder die vier Himmelsrichtungen oder die vier Elemente vorschlagen." erklärte Ariadne. "Und Miss Harding, welche Himmelsrichtung oder welches Element würden Sie als Hauslehrerin gern übernehmen?" fragte er freundlich. Ariadne hielt das für einen Scherz. "Ich werde wahrscheinlich gar nicht mehr hier sein, Majestät." antwortete sie mit einem etwas traurigen Lächeln. "Und wenn doch, Majestät, dann werde ich mich als Dschinni im Hintergrund halten." Maher schnaubte leise. "Du hast alles geplant und da wirst du nicht...!" Emir Abdullah Qadir unterband Mahers Protest mit einer ruhigen Handbewegung. "Das, Miss Harding, kommt überhaupt nicht in Frage! Ich habe drei Ehefrauen, werde selbst die Rolle des Schulleiters übernehmen, die meine Kinder und Sie mir zugedacht haben und Sie werden eines der Häuser übernehmen!" widersprach er Ariadne energisch. "Majestät, bitte, ich spreche kein Arabisch und..." "...darum habe ich bereits für eine Dolmetscherin sorgen lassen, die Ihnen an diesem Tag zur Seite stehen wird..." er lächelte, "Und ich glaube, Ru'yah, dass du sehr bald Arabisch können wirst."
Ariadne seufzte leise. "Majestät, ich hoffe, dass Sie dem Palastklatsch..." begann sie. "Qamar irrt sich nicht, Ru'yah und da ich davon überzeugt bin, nenne mich bitte Abdullah Qadir!" unterbrach der Emir sie mit einem Lächeln. "Zumindest, bis du einsiehst, dass sie recht hat mit ihren Prophezeiungen! Von meiner Schwiegertochter bitte ich mir nämlich dann Vater oder Papa aus." "Und ich heiße Ibtisam, meine liebe Ru'yah." fügte seine Frau hinzu. Sprachlos starrte Ariadne den Emir und die Königin an. "Majestäten, ich würde mir nie erlauben...!" begann sie sichtlich verunsichert. "Ich erlaube ja auch, und meine Frau erlaubt." um die Mundwinkel des Emirs zuckte es belustigt. "Wobei ich mich frage - Ibtisam, meine Schöne, hast du Karim nicht gebeten ebenfalls zu kommen?" "Doch, aber er wollte noch in die Stadt, etwas besorgen, das ließ er mir zumindest von seinem Sekretär ausrichten." antwortete die Gemahlin des Emirs. "Zaki, hat Karim Ru'yah bei Tisch gesehen?" Der dritte Sohn des Emirs zog belustigt eine Augenbraue hoch, sagte jedoch überraschend ernst: "Ich glaube, mein großer Bruder war viel zu sehr mit der Hand beschäftigt, die sich während des Essens immer wieder in seinen Schritt geschoben hat." Maher und Wafaa kicherten hinter vorgehaltener Hand. "Oder mit dem nackten Fuß von Miss Harding, der sich an seinen Unterschenkeln gerieben hat wie eine Katze." flüsterte Wafaa ihrem Bruder zu. Zaki versteckte sein Lachen hinter einem Husten. Königin Ibtisam räusperte sich und warf ihrer Tochter einen tadelnden Blick zu, der leicht misslang.
Die Miene des Emirs verdüsterte sich, er erhob sich abrupt und läutete nach einem Dienstboten. Die junge Zofe von Königin Ibtisam eilte ins Zimmer. "Samira, bitte holen Sie Dr. ben Arif und Qamar! Es eilt!" Die Bedienstete verbeugte sich und eilte davon.
Ariadne wollte sich erheben und gehen, doch sie wurde zurückgehalten. "Ru'yah, ich möchte, dass du auch für dich ein Gewand für eine Hauslehrerin entwirfst und den Gedanken daran ein Dschinni-Kostüm zu tragen und im Hintergrund zu bleiben verwirfst!" "Das geht nicht - und es geht auch nicht, dass ich Sie vor Angela mit Ihrem Namen anrede, Majestäten. Bisher hat sie zwar noch nicht mitbekommen, dass ich mich mit Zaki, Maher und Wafaa so gut verstehe, dass wir uns mit Vornamen anreden, aber so dumm... ich meine sie würde allerdings sofort merken, wenn..." "Sie wird sich daran gewöhnen, Ru'yah!" Die Stimme des Emirs klang sehr endgültig.
Ariadne erhob sich und blickte den Emir ernst an. "Das mag sein, Majestät, aber ich will mich nicht daran gewöhnen müssen, die nächsten drei Jahre in der Hölle zu verbringen. Das Fegefeuer ist schon schlimm genug. Und nun entschuldigen Sie mich bitte, ich bin müde und möchte zu Bett gehen."
"Und was bitte meinst du damit, meine Tochter?" fragte der Emir sanft, "Mit Hölle und Fegefeuer, meine ich." Ariadne lächelte freundlich und antwortete so höflich, wie es ihr möglich war: "Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten Majestät, aber das Wetter draußen ist wunderbar für diese Jahreszeit, nur leider..." "Vater, sie redet darüber nicht, versuch es gar nicht erst. Ich hätte heute Nachmittag fast ihre Freundschaft riskiert. Ich werde "Angie" die nächsten Tage mal aushorchen." unterbrach Zaki sie. Sein Vater nickte zustimmend, den Blick jedoch nachdenklich auf Ariadne gerichtet. Er wandte sich dann aber seinen jüngeren Kindern zu um sie daran zu erinnern, dass es schon spät war.
Hastig nutzte Ariadne den Moment der geminderten Aufmerksamkeit des Emirs und eilte aus der Suite Königin Ibtisams, bevor jemand sie zurückhalten konnte, kurz bevor Dr. ben Arif und Qamar gemeinsam diese betraten.
Als Ariadne in die Suite kam, die sie mit Angela teilte, saß die wieder vor dem Fernseher. "Wo bist du gewesen?" fuhr sie ihre Cousine an. Zuerst erwog Ariadne sie anzulügen, doch dann, mit einem innerlichen Lächeln antwortete sie: "Ich habe mit Abdullah Qadir, Ibtisam, Zaki, Maher und Wafaa geredet." Angela lachte gehässig. "Na, das wird ja ein Dienstbotenpläuschchen gewesen sein. Aber jetzt bügle mein Negligé auf, Prinz Karies kommt nachher und dann bin ich bald Königin!" "Wie kommst du darauf?" wagte Ariadne zu fragen. Angela sprang plötzlich wutentbrannt auf und versetzte ihrer Cousine eine Ohrfeige. "Weil ich im Gegensatz zu dir schön bin! Dich Fatty schaut doch kein Mann genauer an! Und deine unmögliche hässliche Haarfarbe! Braun, wer will schon eine Frau mit braunen Haaren, wenn er eine goldblonde Schönheit wie mich haben kann!" spottete sie. Ariadne hielt sich die schmerzende Wange. "Ein Mann, der mit dem Herzen sieht, Angela." antwortete sie bevor sie sich abwandte, um Angelas Negligé zu bügeln.
Gerade als Angela es übergestreift hatte, klopfte es. "Los, verschwinde, du faules Luder!" fauchte Angela. "Prinz Kastor ist endlich da um mich zu seiner Königin zu machen!" dann flötete sie: "Einen Moment noch, Hoheit!" Doch die Tür öffnete sich und anstelle von Prinz Karim betrat Qamar den Raum. "Bitte entschuldigen Sie, Miss Harding, Ariadne, aber Seine Majestät... " sie zögerte kurz, dann fuhr sie fort: "Seine Majestät hatte so viel Arbeit, dass er Sie nicht gebührend willkommen geheißen hat und lässt darum als Zeichen der Aufmerksamkeit ein erfrischendes Getränk schicken." Angela verzog das Gesicht. "Ein Getränk? Ts... ein Diamant wäre angemessen für mich, schließlich werde ich morgen spätestens zur Familie gehören, da wäre das das Mindeste, aber gut. gibt her, Qualle!"
Qamar reichte Angela ein Glas und Ariadne mit einem Lächeln das zweite. "Ach, bevor ich es vergesse, Ariadne ich bin gebeten worden dir folgendes zu sagen, wortwörtlich: Abdullah Qadir und Ibtisam würden gern morgen wissen ob Elemente oder Himmelsrichtungen und das noch Fehlende sollst du bitte Zaki oder Maher geben, doch das würde nicht so eilen." Angela lachte gehässig. "Na, da hast du dich mit den anderen Dienstboten ja nett unterhalten, wenn sie dir schon so Botschaften ausrichten lassen!" Ariadne lächelte Qamar freundlich an als sie antwortete: "Danke, sagst du Abdullah Qadir und Ibtisam bitte, dass ich mich bemühen werde." Qamar deutet eine leichte Verbeugung an. "Das werde ich tun."
"Ja, gut, und nun raus hier! Mich interessiert euer Dienstbotengeschwätz nicht!" meinte Angela und drückte der Dienerin das leere Glas in die Hand bevor sie sie unsanft zur Tür hinausschob. An der Tür drehte Qamar sich noch einmal um und zwinkerte Ariadne sichtlich belustigt, unbemerkt von Angela zu. "Und du verschwindest jetzt in dieser blauen Kammer und ich werde mich in meinem Zimmer zurecht machen. Komm mir und seiner Hoheit ja nicht unter die Augen, ich will nicht erklären müssen, wieso ich ein so hässliches Ding wie dich in meiner Gegenwart überhaupt dulde!"
Ariadne hatte noch schnell den gewünschten Entwurf für die vierte Hauslehrerin gezeichnet. Es waren zwei - ein Entwurf für das Feuer und einer für den Westen, dann hatte sie die Bitte darunter geschrieben, einen der Entwürfe für Prinzessin Shams oder eine Verwandte des Herrscherhauses anfertigen zu lassen und selbst zu entscheiden welches Thema es sein solle, dann ging sie zu Bett.
Von einem leisen Geräusch erwachte sie. Die Tür wurde geöffnet, Ariadne hörte Schritte. Sie tastete nach dem Schalter der Lampe auf dem Nachttisch. Im nächsten Moment setzte sich jemand auf den Bettrand. "Bitte, ich..." begann Ariadne. Ein leises Lachen erklang, ein männliches Lachen. "So ungeduldig, Goldlöckchen?" Ihre nach dem Lichtschalter tastende Hand wurde ergriffen. "Bitte, Sie..." "Ich wusste ja, dass ich erwartet werde, aber nicht wie ungeduldig." hörte sie die Stimme sagen, während eine Hand ihr Gesicht erforschte. Ariadne erstarrte. Prinz Karim war nicht in Angelas, sondern in ihrem Zimmer gelandet. Sie versuchte erneut zu erklären, dass er sich irrte, doch da verschlossen seine Lippen ihre. Hände erforschten ihren Körper. Ariadne versuchte sich zu wehren, doch offenbar missverstand Prinz Karim das. "Da hat es aber jemand sehr eilig, was? Nun gut, hübscher Blondschopf..." Er legte ihr sanft eine Hand auf den Mund, als sie erneut protestieren wollte. "Nein, Goldlöckchen, schweig und genieße die Nacht." raunte er in ihr Ohr. Sie spürte, wie er sein Gewand abstreifte und dann legte er sich zu ihr.
Sie küssend erforschte Prinz Karim mit den Händen den weiblichen Körper. Der sanfte Duft von Veilchen und einem Hauch Orange und Rose nahm ihn gefangen. Er lachte leise als er das offenbar biedere Baumwollnachthemd entlangfuhr. "So züchtig gekleidet, wo du mich doch so sehnsüchtig erwartet hast?" fragte er belustigt. Er ergriff das Nachthemd am Ausschnitt und zerriss es mit einem heftigen Ruck. Ariadne keuchte entsetzt auf und kreuzte hastig die Arme über ihrer Brust. "Und du bist üppiger als ich dachte, das gefällt mir." flüsterte er sich neben sie legend. Zärtlich drückte er ihre Arme zur Seite. "Keine Sorge, mein Engel, ich habe ebenso wie du Erfahrung..." wieder klang er belustigt. Ariadne versuchte sich unter seinem Körper rauszuwinden. "Das fühlt sich interessant an..." Sie erstarrte.
Ariadne zitterte. Sie wagte nicht sich zu weiter zu rühren. Ihr fielen die Worte des Emirs ein: "Qamar irrt sich nicht, Ru'yah und da ich davon überzeugt bin, nenne mich bitte Abdullah Qadir! Zumindest, bis du einsiehst, dass sie recht hat mit ihren Prophezeiungen!" Sie musste dem ganzen Spuk jetzt ein Ende machen. Ariadne räusperte sich und flüsterte: "Bitte, Hoheit, Sie..." Ein Kuss unterbrach sie. "Nein, Habiba, Jawahra, rede nicht..." murmelte er an ihren Lippen. "Du erregst mich mehr als ich gedacht habe... mein Goldlöckchen." Verstört merkte Ariadne, dass die Zärtlichkeiten ihr zu gefallen begannen. Wieso sollte sie es also nicht einfach geschehen lassen?
Wenn der Kronprinz am Morgen sah, dass er nicht in Angelas Zimmer war, sondern in ihrem, dann würde sich zeigen, dass Qamars Vorhersagen nicht stimmten. Natürlich - es würde weh tun, wenn er sie am Morgen mit Abscheu betrachten und sie ebenfalls verspotten würde, weil sie etwas molliger war, weil sie nicht blond gelockt war, doch sie könnte damit sicher umgehen, schließlich hatte Angela sie schon oft genug versucht verbal zu demütigen.
Zaghaft begann sie den männlichen Körper ihrerseits zu erforschen. "Ja, Habiba, genau so, nicht so schüchtern, trau dich, blingh sittwun." flüsterte Karim. Sanft schob er ihre Beine auseinander. Ariadne spürte, wie ihr Körper auf ihn reagierte. Er streichelte zärtlich über ihre Wange. Mit einem harten Stoß drang er dann jedoch plötzlich in sie ein. Ariadne schluchzte leise auf... es war ihr erstes Mal...
Prinz Karim war überrascht. Die aufreizende Blondine, die beim Abendessen so offensiv gewesen war, schien schüchtern - und bei weitem nicht so erfahren, wie sie ihm versichert hatte. Sie war überraschend, ganz anders als er sie sich vorgestellt hatte. Wider Erwarten verlor er sich in ihr und riss sie gemeinsam in seiner Leidenschaft mit. Überraschend erschöpft lag er neben der jungen Frau. "Das war wundervoll, Jawahra." flüsterte er. "Ich hoffe, du wirst mit meinem Dankeschön zufrieden sein. Es liegt auf dem Nachttisch. Und so gern ich bliebe um dich die ganze Nacht hindurch zu lieben, ich muss früh nach Norwegen aufbrechen. Aber das, kleiner ‘ahmaq, ist nicht wichtig für dich. Nur, dass wir nach meiner Rückkehr die Nacht wiederholen werden, das vergiss nicht."
Er küsste sie - und spürte die Tränen, die ihn seltsamerweise rührten. " Jawahra, habiba, weine nicht. Ich komme wieder, versprochen." flüsterte er mit leisem Lachen. Es klang fast ein wenig spöttisch.
Ariadne spürte wie er aufstand und sein Gewand wieder überstreifte, gleich darauf öffnete und schloss sich die Tür und Ariadne blieb wie betäubt, stumm weinend zurück.
Prinz Karim hatte das Zimmer verlassen, blickte noch einmal kurz zu der anderen Tür, überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf und verließ die Gästesuite.
Es dauerte eine Weile, bis Ariadne aufstehen konnte. Sie tastete nach dem Lichtschalter und schloss kurz die Augen als das Licht aufflammte. Ihr Blick fiel auf ein Schmucketui mit dem Firmenzeichen des königlichen Juweliers. Sie war wegen des Schmuckes für die Geburtstagsfeier mit Königin Ibtisam und Zaki zwei Mal dort gewesen.
Sie griff wie betäubt zu ihrem Mobiltelefon und rief die einzige Person an, der sie wirklich vertraute: Ihre Großtante Bridget, bei der sie während der Zeit an Mrs. Priscitts Designerschule gewohnt hat.