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Jasmin, die ältere der Zwillingstöchter Abdullah Qadirs, des Emirs von Bheran, findet - wie ihre Schwester - während des Studiums ihre Liebe. Im Harz bereitet sie sich darauf vor, die Rohstoffvorkommen ihrer Heimat und auch der Emirate zu verwalten und die Förderung zu koordinieren. Zusammen mit Aidan, zu dem sie Zuneigung entwickelt, stellt sie sich einer Intrige von ungeahnter Seite, die ein größeres Ausmaß annimmt als sie zu Beginn ahnt - denn nicht nur jemand aus ihrem Umfeld sähe sie gern in einer konservativeren Ehe, auch aus Aidans Umfeld ist jemand sehr daran interessiert, dass er wieder mit seiner verflossenen Freundin zusammen kommt. Werden die zwei es am Ende schaffen den Bund für das Leben zu schließen? Und was wird aus den Intrigen spinnenden Gestalten aus ihrem Umfeld? Schlägt das Karma zurück?
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Epilog
Impressum
„Die duftende Blüte wird sich darauf vorbereiten das dunkle Gold zu wahren, das unter der Sonne Bhakems liegt. Im alten - neu erbauten Hof der reisenden Kaiser vergangener Zeit wird sie ihr Feuer entdecken, das ihr Herz entflammt.“ Das war die Prophezeiung die Jasmin, zweitjüngstes Kind des Emirs von Bhakem von Qamar, der langjährigen Dienerin, die auch oft Nanny und Ratgeberin für alle Kinder des Emirs und seiner Kinder von allen drei Frauen gewesen und oft noch immer war.
Jasmin hatte sich für den Studium „Petroleum Engineering“ entschieden. Sie wollte die Männerdomäne in den Emiraten erobern! Sie, das Fast-Nesthäkchen, würde ihrem Vater und ihrem Bruder, wenn der irgendwann den Thron bestieg, als zuständige Ministerin für die Förderung von Erdöl und anderen Bodenschätzen dienen. Bisher hatte es in dieser Position nur Männer gegeben. Sie, Jasmin bint Abdullah Qadir al Marouwani würde die erste Frau sein, die es ihnen beweisen konnte, dass auch Frauen in diesem Job bestehen konnten.
Seufzend sah Jasmin aus dem Fenster ihrer Wohnung im ersten Stock mit Blick auf die Kaiserpfalz im deutschen Städtchen Goslar. Hier war eine ziemlich gute Hochschule, wenn es um Rohstoffförderung ging. Zudem wollte Jasmin nach dem Stress an der Uni in Austin Texas etwas beschauliche Ruhe haben und so hatte sie sich für die Stadt im Harz entschieden.
„Ganz zufällig“ hatte die Firma – oder vielmehr die Immobiliengesellschaft des riesigen von ihrem älteren, inzwischen verstorbenen Bruder Jamal geschaffenen Wirtschaftsimperiums, die JATT-Group dieses Haus gekauft. Sie hätte alle drei Geschosse wählen können, aber sie wollte die Aussicht genießen und so war die Dachgeschosswohnung frei geblieben. Unter ihr im Erdgeschoss wohnte ihre Leibwächterin Hattice Hadad, die mit ihr studierte – allerdings mit anderer Fachrichtung, da sie später ihre Sekretärin werden wollte. Wobei… so verwunderlich war es genaugenommen wohl nicht, dass sich diese Immobilie im Besitz der Firma befand, war Jamal doch der Liebling von Qamar gewesen und sie hatte ihm viele der Prophezeiungen schon vorab verraten – wenn nicht sogar alle die sie bis zu seinem Tod gehabt hatte… Auch für seine Kinder, die Zwillinge Theodora und Theodoros gab es schon welche und sie alle hatten den sympathischen jungen Verehrer Theodoras – Astyanax Ampelourgos – kennen gelernt. Der junge Mann war Student der Landwirtschaft und würde später den Betrieb seiner Eltern übernehmen in dem Olivenöl – auch für den Hof von Bhakem – hergestellt wurde. Bisher hatten alle Prophezeiungen Glück gebracht: Karim hatte seine Georgina kennen gelernt, Zaki war in England glücklich mit Diana, Maher, ihr jüngster Bruder, verwaltete in Griechenland die JATT-Group, die Jamal seiner „Wunschfamilie“ vermacht hatte, der Frau in die er sich verliebt hatte, die aber laut Prophezeiung seinem „kleinen“ Bruder bestimmt war und seinen beiden Kindern, denen Maher ein hingebungsvoller Adoptivvater war. Genauso hatten ihre Schwester Shams mit Hadi, dem Emir des Nachbaremirates Bheran ihr Glück gefunden, auch Wafaa mit ihrem Casanova in Venedig und ihre Zwillingsschwester Salwaa war offenbar gerade dabei sich in den Bruder ihrer Kommilitonin Sofia y Garcia Alvarez zu vergucken – gemäß der Prophezeiung… denn ihr hatte Qamar einen Stierkämpfer vorhergesagt und genau das war der Mann wohl.
Obwohl: die Garcias besaßen auch eine Farm auf der sie sehr erfolgreich Kampfstiere für die Arenen züchteten und der Bruder von Sofia machte gerade seinen Doktor in Landwirtschaft an einer der besten Universitäten für Agrarwirtschaft in den Niederlanden. Er schien auch ebenso sprachbegabt zu sein, wie alle al Marouwanis es waren. Jedes Kind des Emirs von Bhakem sprach neben Arabisch und Englisch noch mindestens zwei, drei Sprachen fließend.
Morgen hatte sie geplant sich die Kaiserpfalz einmal anzusehen… und ganz zufällig hatte die Universität zu einer Besichtigung eingeladen. Wie ihre Schwester Salwaa liebte Jasmin Geschichte und sie war schon gespannt auf das im Historismus restaurierte Gebäude…
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Aidan Joas Müller stand in der Gruppe der Master-Studenten der Fakultät für Energie- und Wirtschaftswissenschaften der Technischen Universität Clausthal und hörte mehr oder weniger gelangweilt den Ausführungen der Fremdenführerin zu. Er kam aus einer Familie der anteilig ein Anhydrit-Bergwerk und Salzbergwerke in Bayern gehörten und traditionell studierten die Kinder der Müllers irgendwas Technikaffines. So fühlte er sich mehr oder weniger gezwungen das Gleiche zu tun, obwohl ihn Archäologie und Paläontologie viel mehr interessierten. Er hatte sich für die Technische Uni im Harz entschieden, weil der Fakultät das Institut für Geologie und Paläontologie angeschlossen war. Eigentlich hatte er in Freiburg studieren sollen – zumindest war das die Idee seiner Familie gewesen, doch er hatte sich durchgesetzt.
Beiläufig ließ er seinen Blick über seine Kommilitonen schweifen – und zog überrascht eine Augenbraue hoch als er zwei hübsche junge Frauen erblickte. Beide wirkten mediterran. Unauffällig sah er sich nach den Freunden der beiden um, denn bestimmt waren die beiden lediglich Begleitung von zwei seiner zukünftigen Kommilitonen, doch er konnte keinen „passenden“ Mann in ihrer Nähe entdecken.
Gerade erläuterte die Fremdenführerin, dass beim Zentralbild, das Kaiser Wilhelm I. auf seinem Rappen zeigte, das Pferd durch geschickte Positionierung immer dem Betrachter folgte. Aidan sah, dass die eine junge Frau das offenbar testete und sich dann mit der anderen Frau unterhielt.
Die Fremdenführerin erklärte das am einen Eingang des Kaisersaals befindliche Gemälde „Dornröschens Geburt“ von Hermann Wislicenus, da einer der Studenten gefragt hatte, wieso man heroisch dargestellte Geschichte mit „Märchenkitsch“ und „Sagenhumbug“ – wobei er sich mit zweiterem auf das gegenüberliegende Bild „Barbarossas Erwachen bezog – kombiniert habe. Für ihn mache das keinen Sinn.
Nur mit halbem Ohr hörte Aidan Joas zu. „… Anspielung… soll den tiefen Schlaf versinnbildlichen… und … Barbarossa…. Kyffhäuser… erwacht, bricht eine neue Zeit an…“ hörte er. Ja, er hatte die Barbarossa-Sage gelesen.
Die junge Frau meldete sich zu Wort: „Wieso ist diese Sage im 19. Jahrhundert so bekannt gewesen?“ wollte sie wissen. Die Fremdenführerin antwortete begeistert – wie er fand – offenbar ganz angetan davon, dass sich jemand für irgendwas in dieser irgendwann – ganz im Sinne der Preußenkönige, die sich zu Kaisern aufgeschwungen hatten, auf Vordermann gebrachten um ihr scheinbare Macht zu zeigen – Hütte interessierte. Wobei der Zweck dieser Renovierung dazu gedient hatte die Preußenkönige zu heroischen Helden hoch zu stilisieren, die ganz im Sinne der Kontinuität und Tradition des Kaisertums waren – … Wie sehr, das zeigte das zentrale Gemälde…
„Die Beliebtheit der Sage resultiert vermutlich vom Gedicht „Der alte Barbarossa …“, einem 1817 veröffentlichten Werk von Friedrich Rückert. Es war damals schulische Pflichtlektüre. Dadurch kannte es praktisch jedes Schulkind und das trug vermutlich außerordentlich zur Verbreitung der Sage im ganzen Gebiet des Deutschen Reiches bei. Die Barbarossasage wurde im 19. Jahrhundert zu einer Nationalsage.“ erläuterte die ältere Frau, die durch die Kaiserpfalz führte.
Auf Bitten einiger anderer seiner zukünftigen Kommilitonen erzählte die Frau dann auch noch die Sage: Der Rotbärtige Friedrich, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, brach zu einem Kreuzzug auf. Er ertrank in einem Fluss und kehrte nicht zurück. Daraus entstand die Sage, dass er nicht tot wäre, sondern noch leben würde um wieder zurück zu kommen. Er selbst habe sich in einem Berg gebannt um gemeinsam mit seinem Heer und seinem Hofstaat abzuwarten. Alle hundert Jahre würde er einen Zwerg hinaufsenden um zu sehen ob die Raben noch um den Berg flögen. Solange sie dies täten würde er weiter vor sich hin brütend und schlafend im Kyffhäuser verbleiben. Doch wenn die Raben nicht mehr um den Berg kreisen würden, dann käme er heraus um das Heilige Land zu erobern und ein einiges friedliches Reich zu errichten.
Aidan Joas sah, wie die eine junge Frau eine Augenbraue hochzog und der anderen etwas zuflüsterte, worauf die mit den Schultern zuckte und zu antworten schien. Woher die beiden Schönheiten wohl kamen… Aus Griechenland? Er hatte gehört, dass jüngst vor Zypern ein Gasfeld entdeckt worden war. Vielleicht schickte die griechische Regierung ja jetzt Studenten um sie vorzubereiten…
Wenn die beiden wirklich in einem seiner Kurse sitzen sollten, dann würde er versuchen zumindest die eine, die mit den leichten Locken im dunklen Haar, die Hübschere, näher kennen zu lernen.
Aidan Müller hatte die Studienrichtung Drilling and Production gewählt und war enttäuscht, dass nur die andere Griechin – da war er sich fast sicher, obwohl sie praktisch fließend Deutsch beherrschte und auch Englisch, wie für das in Englisch abgehaltene Studium nötig. Lässig ließ er sich neben sie auf den Stuhl fallen. „Grüß Gott, wie heißt du hübsches Ding?“ raunte er ihr mit einem aufgesetzten Lächeln zu. Er merkte, wie die Frau ihn irritiert ansah. „Wieso sollte ich Allah grüßen? Also beim letzten Gesundheitscheck vor drei Monaten in Bhakem war ich noch topfit…“ antwortete sie.
Aidan grinste. „Ich komme aus Bayern, Süddeutschland, da grüßen wir mit „Grüß Gott!“. Ich hätte natürlich auch „Guten Morgen“ sagen können.“ „Aha… ich finde die norddeutsche Art sehr sympathisch – in diesem Sinne: Moin!“ antwortete sie.
„Wie heißt du?“ fragte er herausfordernd. „Geht dich das was an?“ fragte Hattice kühl. „Du kommst also aus Arabien? Hm… Leyla, Fatima, …“ mutmaßte Aidan. „Gibt es keinen anderen den du nerven kannst?“
Aidan grinste. „Vielleicht verrätst du mir welchen Studiengang die andere Schönheit belegt hat?“ „Nerv jemand anderen!“ zischte Hattice und funkelte ihn wütend an.
Aidan lächelte. Nun gut, wenn die Araberin nicht redete… das Stud.ip-System würde ihm schon verraten wie sie und ihre Freundin hießen… denn „Communication“ hatten sie alle zusammen – gleich am Donnerstag. Da konnte er der hübscheren der zwei hoffentlich näher kommen – die hätte sicher nicht so viel Haare auf den Zähnen wie seine Sitznachbarin.
Er loggte sich ein und las in seinem Kurs als einzigen weiblichen Namen Hattice Hadad. Er wechselte zum Kurs „Communications“ und las dort mit großer Befriedigung „Jasmin al Marouwani“. Nun, scheinbar hatte er sich geirrt, die beiden kamen aus dem Orient, nicht aus Griechenland… aber gut… vielleicht musste er etwas subtiler vorgehen um an die hübsche Jasmin heranzukommen, aber er war sich sicher, dass er es schaffen würde, die Kleine als „Studienflirt“ und mehr zu gewinnen.
Hattice sah, welche Seite er auf seinem Laptop aufgerufen hatte und stellte ihren Highheel auf seinen Fuß. „Wenn du Blödmann an Jasmin interessiert bist, vergiss es!“ zischte sie und trat ihm nachdrücklich auf den Fuß. Er schnappte nach Luft, denn es tat verdammt weh! „Bist du verrückt, Hadad?“ fragte er einen Aufschrei unterdrückend. „Nein, nur nachdrücklich!“ fauchte Hattice. „Beruhig dich mal! Was bist du denn? Für den ehemaligen großen Bruder bist du nicht hässlich genug!“ Bevor Hattice antworten konnte, betrat der Professor den Raum und sie schwieg. „Advanced Drilling and Completion“ war kein Seminar in dem man sich irgendwelche Unaufmerksamkeit erlauben konnte, zumal dies direkt auf „Drilling and Production“ bezogen war und nicht auch auf eine der anderen beiden Fachrichtungen und die Studiengruppen würden sich noch erst bilden müssen und bis dahin hieß es möglichst gut selbst mitzuschreiben.
Hattice seufzte innerlich. Hoffentlich waren nicht alle Kommilitonen solche Schmierlappen wie dieser Aidan. Jasmin hatte dieses Studium zu absolvieren und außerdem sollte sie nicht irgendeinem Irren in die Hände fallen. Ihre angeheiratete Großtante, Qamar, hatte die Gabe des zweiten Gesichts und es gab eine Vorhersage für Jasmin, genauso wie für die anderen Kinder des Herrschers von Bhakem. Für Salwaa und Jasmin würde diese während des letzten Stadiums des Studiums in Erfüllung gehen, so, wie sie auch für Prinzessin Shams, Prinz Karim, Prinz Jamal – dort allerdings eher tragisch, Prinz Zaki, Prinz Maher und Prinzessin Wafaa bereits in Erfüllung gegangen war.
Sie schlug mit einem unguten Gefühl den Namen Aidan nach und schnappte unmerklich nach Luft: Aidan bedeutete Feuer! Also wenn dieser Vollpfosten sich nicht ganz gewaltig änderte, dann würde sie alles tun um den Idioten von Jasmin fern zu halten. Sie ging ihrerseits zu Stud.ip und checkte die Namen in ihren Kursen… Fehlanzeige… oder doch… es gab noch einen Aydin Bilgin… sie war sich sicher, dass der sich Jasmin gegenüber besser zu benehmen wusste… und lächelte erleichtert. Vorsichtig sah sie sich um. Sie hatte sich in die letzte Reihe gesetzt, weil sie gehört hatte, dass Professor Meier eine eher abwertende Meinung zu Frauen in der „Rohstoffförder-Branche“ hatte. Von den zehn Studenten außer ihr und diesem Idioten neben ihr gab es in einem höheren Semester noch einen möglichen „Aydin“. Sie würde schauen, wer von den beiden es war und ihn Jasmin vorstellen.
Erst einmal brachte sie die drei Vorlesungen hinter sich und fuhr anschließend mit Jasmin im kleinen VW Beetle zurück nach Goslar.
„Und, wie sind deine Kommilitonen? Bist du auch die einzige Studentin in deiner Fachrichtung?“ fragte Jasmin seufzend. „Ja, aber in meinen Kursen sitzt ein Aydin!“ berichtete Hattice. „Hm… okay… klingt irgendwie türkisch oder so… Meinst du echt, dass ich – mal abgesehen von Shams – die Einzige bin, die keinen Europäer abkriegt? Ich denke… Qamar hätte dann irgendwas in die Richtung gesagt wie: „Die duftende Blüte bla bla bla, im alten - neu erbauten Hof der reisenden Kaiser vergangener Zeit wird sie ihr byzantinisches oder türkisches Feuer entdecken, das ihr Herz entflammt.“ – und irgendwie habe ich das Gefühl, dass das mit der Kaiserpfalz – denn um die handelt es sich wohl beim „neu erbauen Hof der reisenden Kaiser“ ziemlich wörtlich gemeint ist und da habe ich keinen irgendwie orientalisch aussehenden Studenten gesehen… Nur… hm… da war so ein irgendwie attraktiver dunkelblonder Student, der mir aufgefallen ist…“
Hattice fluchte innerlich. Dieser Aidan war blond gewesen und er hatte sie und Jasmin zusammen gesehen – offenbar bei dieser blöden Besichtigung. Und ja…, wenn sie das Ganze Revue passieren ließ… er war da gewesen. Sie erinnerte sich jemanden mit blonden Haaren gesehen zu haben.
Jasmin parkte das Auto auf dem Parkplatz der für dieses reserviert war. „So, mir ist total nach Hähnchen Süßsauer – und dir?“ seufzte sie. „Ich hätte glaube ich eher ein Chop Suey… aber dann müssten wir jetzt noch zum Asia Gourmet… die haben keinen Lieferservice.“ „Stimmt…“ Jasmin grinste. „Na, dann auf… holen wir uns was zu Essen.“ Die beiden holten sich die angedachten Menüs und saßen eine halbe Stunde später bereits im Wohnzimmer und sahen sich auf Netflix ihre gemeinsame Lieblingsserie an. Hattice und Jasmin hatten in der Beziehung den gleichen Geschmack und liebten historische Serien. Gerade war „Outlander“ ihr Favorit.
„Du bist so still…“ meinte Jasmin irgendwann zu ihrer Leibwächterin. „Hm… na ja… keine Ahnung…“ murmelte Hattice. „Na komm schon! Irgendwas beschäftigt dich.“ Jasmin ließ nicht locker.
Hattice seufzte. „Du meintest ja vorhin, dass du der Meinung bist, Großtante Qamar hätte betont, wenn dein „Feuer“ irgendwie aus der Türkei kommt oder stammt… Es gibt noch jemanden in meinen Kursen dessen Name „Feuer“ bedeutet… sogar in zweifacher Hinsicht… er hat einen Doppelnamen – Aidan Joas… und beide Namen bedeuten Feuer… Aber ganz ehrlich, er ist ein widerlicher Aufreißer-Typ und nervtötend! Wenn du den anschleppst und der wohlmöglich noch mit allen anderen irgendwie attraktiven Frauen bei Hofe flirtet, lässt dein großer Bruder in hinrichten…“
Jasmin lachte laut auf. „Karim? Also ehrlich, wenn er das versucht, dann schwöre ich dir, darf er mehrere Nächte mit „Miss Sofa“ verbringen aber nicht mit Georgina…“
Hattice grinste. „Nächte mit Miss Sofa“ bedeutete, dass der mächtige arrogante und oft nervige Kronprinz von seiner Frau aus dem Ehebett verbannt wurde um ihn zur Räson zu bringen, wenn er allzu nervtötend wurde. Ein, zwei Nächte wirkten meist schon Wunder, denn Karim Mikhaeel bin Abdullah Qadir al Marouwani war – wenn es um seine Frau ging – ein absoluter Softie. Das zeigte sich nicht nur daran, dass er nach spätestens zwei Nächten ohne Georgina grundsätzlich „einknickte“ und zumindest einem Kompromiss zustimmte, sondern auch daran, dass er jedes Jahr eigenhändig eine Torte für seine Frau backte. Wie jedes Kind des Emirs hatte er auch ein Handwerk gelernt: Und in seinem Fall war es das des Konditors.
Sein jüngerer Bruder Zaki war Goldschmied und hatte die Ringe sämtlicher Brautpaare in seiner Familie angefertigt, Maher war Steinmetz – wenn zu seinem Bedauern auch kein sehr guter, wie er immer betonte, Shams, Jasmin älteste Schwester, hatte eine Ausbildung zur Gärtnerin gemacht, Wafaa, die zweite Tochter war die Einzige die keinen Abschluss als Modistin – das war der Handwerksberuf den sie gelernt hatte – besaß. Schuld daran war vor allem – da waren sich alle ziemlich einig – vor allem ihr erster Ehemann, ein absoluter Tyrann und Schläger. Jasmin und ihre Zwillingsschwester Salwaa allerdings wussten, dass Wafaa dazu neigte arrogant zu sein und an sich nicht gern mit den Händen arbeitete. Ihre Welt war eher Zeichnen oder am Computer kreativ zu sein… etwas zu tun, wobei man sich nicht die Hände schmutzig machte oder zerstach, zerkratzte oder sonstiges… Salwaa hatte eine Ausbildung zur Köchin gemacht und war so die Lieblingstante ihrer Nichte Theodora, der mit Maher und seiner Frau Anastasia in Griechenland lebenden Tochter von Jasmins zweitältestem, leider viel zu früh verstorbenen Bruder Jamal. Anastasia war die Schwester von Jamals langjähriger Geliebter, der Mutter von Theodora und ihrem Zwillingsbruder Theodoros. Sie selbst, Jasmin, hatte ihrem eher technischen Interesse nachgegeben und Elektrikerin gelernt. Manchmal war das schon lustig gewesen einen der kleinen Schnösel vorzuführen, die irgendwas im Palast reparieren sollten und sich ihr gegenüber aufspielten als wären sie Genies oder Prof. Dr. Dr. in Elektrotechnik.
Voller Liebe dachte Jasmin in diesem Moment an ihre Familie. „Wollen wir am Wochenende kochen? Salwaa und Theodora haben mir zum letzten Geburtstag ein selbstgeschriebenes Kochbuch geschenkt mit wahnsinnig leckeren mediterranen Rezepten. Da ist das Rezept von Anastasias superleckerem Stifado drin oder… weißt du worauf ich richtig Hunger habe?“ fragte Jasmin an Hattice gewandt. „Keine Ahnung… aber ich hätte mal wieder Appetit auf diesen phantastischen Hackfleisch-Zimt-Topf nach dem Rezept der beiden…“ erwiderte Hattice. Jasmin grinste. „High-Five?“ Die beiden jungen Frauen lachten, weil sie merkten, dass sie beide an das gleiche Gericht gedacht hatten. „Oder Daoud Basha… haben die zwei das Rezept auch mit reingeschrieben? Ich bin sicher, da ist eine Prise Nelkenpfeffer drin!“ Hattices Vater war der Hofkoch, daher konnte sie ziemlich gut Gewürze herausschmecken, aber Kochen hatte sie – rein aus Protest gegen Klischees – so gar nicht interessiert. Darum war sie Jasmins Leibwächterin geworden und konnte damit ihre Chance auf ein von der königlichen Familie gezahltes Elite-Studium wahrnehmen. „Ich glaube sogar, dass Karim mir sein Rezept für Marmor- und Zitronenkuchen mit ins Kochbuch geschrieben hat… und für diesen leckeren Thüringer Kokoskuchen.“ Hattice seufzte. „Für den Kokoskuchen könnte ich sterben! Und ehrlich gesagt: ich glaube, nur dein großer Bruder kriegt ihn so richtig lecker und saftig hin!“
Aidan versuchte über Hattice mehr über die andere hübsche Frau zu erfahren – über Jasmin… doch seine Kommilitonin war reserviert, ihm gegenüber sogar unfreundlich und wortkarg. Er hoffte auf den Donnerstag, wenn sie Communications gemeinsam mit den anderen haben würden.
Er war einer der ersten im Seminarraum und versuchte dafür zu sorgen, dass nur rechts und links von ihm ein Platz frei war. Als er Hattice und Jasmin eintreten sah, lächelte er ein wenig selbstgefällig. Jetzt musste er nur noch warten.
Vor ihm stand plötzlich Hattice. „Rück auf, Müller!“ zischte sie. „Wieso? Es sind doch noch zwei Plätze frei, einer zu meiner Rechten, einer zu meiner Linken…“ erwiderte er mit süffisantem Lächeln und wies auf die Plätze. „Rück auf, das ist meine letzte Warnung!“ antwortete Hattice eisig. Aidan lächelte selbstgefällig.
Im nächsten Moment schrie er vor Schmerz auf. Hattice hatte ihm in den Schopf gepackt und zog. „Aufstehen! Aufrücken!“ zischte sie. „Bist du irre?“ keuchte Aidan, als er sich aufrichtete um dem Schmerz zu entgehen. Hattice drängte ihn einen Platz weiter und setzte sich neben ihn.
Sein Blick traf den dieser Jasmin, die spöttisch lächelte. Wütend funkelte er sie an. Offenbar war sie ein echtes Miststück das sich auf ihre Freundin, diese brutale kleine Schnepfe, verließ. „Geht doch… Das hättest du auch schmerzlos haben können…“ teilte Hattice ihm mit fiesem Grinsen mit, während Jasmin sich neben sie setzte.
Innerlich fluchend überlegte Aidan wie er doch noch ohne diese Furie, diese fiese Hexe Hattice eine nähere Begegnung oder sogar Verabredung mit der süßen Jasmin bekam. In diesem Moment lächelte die Schönheit scheu zu ihm hinüber. Vielleicht war sie ja doch nicht so eine fiese Tussi, sondern ein süßes Mäuschen…
Er versuchte um seine Sitznachbarin herumzugreifen um Jasmin neckisch am Zopf zu ziehen um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, doch da knurrte dieser tollwütige Zerberus neben ihm: „Lass deine Griffel wo sie sind oder ich breche dir – natürlich nur ganz zufällig – die Hand!“ Hastig zog er den Arm zurück.
„Lass das!“ hörte er die hübsche Jasmin flüstern und grinste innerlich. Ja, offenbar bestand für ihn noch Hoffnung und sie würde sein „Studiumsbienchen“ werden das ihm während des Masterstudiums ab und an ein wenig Ablenkung verschaffen würde… In München hatte er auch eine nette kleine Ablenkung namens Chantal gehabt… Sie war zwar keine Studentin gewesen, sondern hatte beim Friseur zu dem die ganze Familie ging eine Ausbildung begonnen gehabt, wobei er sich nicht sicher war, ob sie die abgeschlossen hatte… aber sie hatte ihn effektiv entspannt – horizontal… wobei sie auch vor ihm knieend einen guten Zungenschlag gehabt hatte. Mehr als hingebungsvolles Stöhnen hatte er von Chantal auch nie hören wollen. Wahrscheinlich war sie zu mehr auch nicht fähig gewesen. Ihr Intellekt – wenn sie sowas besessen hätte – hätte in ein Reiskorn gepasst. Mit ihr hatte man nur in eine Bar oder Disco gehen können um sie abzufüllen. Wahrscheinlich hatte sie auch Ecstasy genommen, so aufgedreht wie sie oft war. Er hatte es einmal gewagt sie mit in die Oper zu nehmen… Für das billige weiße Stretchkleid unter dem man ihren schwarzen Tanga und den BH gesehen hatte, hatte er sich furchtbar geschämt. Dann war sie auch noch innerhalb der ersten zwanzig Minuten eingeschlafen und hatte geschnarcht… Es war eine einzige Katastrophe gewesen. Aber diese Jasmin war ja intelligenter… vielleicht… soweit er wusste gab es im August Open Air Veranstaltungen in Goslar in der Kaiserpfalz… eine schöne Oper oder Operette… vielleicht würde ihr das an seiner Seite gefallen… danach ein schönes Essen… und dann… ein gemütliches Bett… Er würde sie genießen wie belgische Schokolade… wie Kopi Luwak-Kaffee… wie einen guten Whisky aus der Macallan-Brennerei in Schottland…
Jasmin stöhnte innerlich auf. Dieser Aidan schien ein ziemlicher Aufreißer-Typ zu sein. Irgendwie war sie froh, dass Hattice sich neben ihn gesetzt hatte. Vermutlich wäre sie gleich von ihm betatscht worden.
Vielleicht wäre dieser Aydin wirklich die bessere Wahl? Wobei… den hatte ihre Leibwächterin ihr schon vorgestellt und sie hatte ihn einschläfernd langweilig gefunden. Er hatte stundenlang davon erzählt, dass sein Vater bei einem Energieversorger als Elektroingenieur arbeitete und einer seiner Onkel ein Ingenieursbüro hatte und er sein Nachfolger werden sollte… und dann hatte er wie ein Pfund Schmierseife angegeben, dass dieser Onkel für alle möglichen Energie- und Ölunternehmen arbeitete.
Zweifellos würde Karim dieser Aydin besser gefallen als Aidan Joas … denn mit dem orientalischen Freund seiner Schwester könnte er sich „kulturell auf Augenhöhe“ unterhalten und hätte sicher noch seinen Schwager Hadi, den Emir von Bheran, Shams Ehemann auf seiner Seite. Spätestens nach den zweiten Gespräch würde dieser Aydin winselnd zu Karims Füßen knien… und so einen Mann wollte sie nicht.
In der Mensa versuchte Aidan sich neben Jasmin zu setzen, doch Hattice funkelte ihn so gefährlich an, dass er sich an den Tisch setzte, Jasmin schräg gegenüber. Er grinste als er sah, dass sie die asiatische Gemüsepfanne mit Tofu genommen hatte – während er das Hähnchen-Cordon-Bleu gewählt hatte.