12 aufregende und spannende Geschichten - Doreen V. - E-Book

12 aufregende und spannende Geschichten E-Book

Doreen V.

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Beschreibung

Fehler machen wir alle, die meisten sind harmlos und nicht weiter wichtig für unser Leben. Manche aber sind schwer- wiegend, verändern unser Schicksal und das unserer Freunde, Partner oder der Familie. In dieser Zeitschrift kommen Frauen und Männer zu Wort, die große Schuld auf sich geladen haben. Eine Schuld, die sie durch ihr Geständnis und eine Warnung an uns, nicht den gleichen Fehler zu begehen, abzutragen hoffen. Geschichte 1: Geschichte 1: Geschichte 2: Aus purer Lust Geschichte 3: Grauenhafte Sucht Geschichte 4: Heimlicher Verehrer Geschichte 5: Der ewige Kampf Geschichte 6: Intrigant und berechnend Geschichte 7: Gefährliches Abenteuer Geschichte 8: Unmoralisch und verwerflich? Geschichte 9: Unverhofft kommt oft Geschichte 10: Verschwiegen und verleugnet Geschichte 11: Ausgenutzt und belogen Geschichte 12: Verzweifelte Mütter E-Book 1: Verletzte Gefühle E-Book 2: Aus purer Lust E-Book 3: Grauenhafte Sucht E-Book 4: Heimlicher Verehrer E-Book 5: Der ewige Kampf E-Book 6: Intrigant und berechnend E-Book 7: Gefährliches Abenteuer E-Book 8: Unmoralisch und verwerflich? E-Book 9: Unverhofft kommt oft E-Book 10: Verschwiegen und verleugnet E-Book 11: Ausgenutzt und belogen E-Book 12: Verzweifelte Mütter

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Inhalt

Verletzte Gefühle

Aus purer Lust

Grauenhafte Sucht

Heimlicher Verehrer

Der ewige Kampf

Intrigant und berechnend

Gefährliches Abenteuer

Unmoralisch und verwerflich?

Unverhofft kommt oft

Verschwiegen und verleugnet

Ausgenutzt und belogen

Verzweifelte Mütter

Ich gestehe – 1 –

12 aufregende und spannende Geschichten

Doreen V. Nina U. Anita L. Rebecca D. Kerstin M. Julia R. Marika S. Carla N. Mia F. Carolin S. Lena B. Iris K.

Verletzte Gefühle

»Ich konnte ihm nicht verzeihen.«

Roman von Rebecca D. (38)

Mein Mann musste beruflich zu einer Tagung. Dort war auch seine attraktive Kollegin Lisa. Sie verbrachten eine gemeinsame Nacht miteinander. Leider blieb das nicht ohne Folgen. Lisa wurde schwanger, während ich kinderlos war. Ich verstand plötzlich, was es bedeutete, wenn einem das Herz brach.

Ich hatte liebevoll den Frühstückstisch gedeckt, mit all den leckeren Dingen, die mein Mann Ben so liebte. Er war einige Tage beruflich auf einer Tagung, und ich hatte mich sehr auf seine Rückkehr gefreut. Ohne ihn war ich irgendwie nur ein halber Mensch. So sehr fühlte ich mich mit Ben verbunden. Er war ganz klar die Liebe meines Lebens. Ich dachte, dass er das umgekehrt genauso sah. Nie hätte ich geglaubt, dass er mir jemals so wehtun würde ...

Wir saßen schon eine Weile zusammen, aber mein Mann rührte das Frühstück überhaupt nicht an. Als ich ihn fragte, ob ihn etwas bedrückte, rückte er mit der Sprache heraus. »Rebecca, ich muss dir etwas beichten.« Seine Augen sahen mich voller Schmerz an. Mir wurde plötzlich ganz heiß. War er etwa seinen Job in der Kanzlei los? Aber das würden wir doch gemeinsam schaffen!

In den nächsten Sekunden stürmten alle möglichen Gedanken auf mich ein. Alles Mögliche stellte ich mir vor, nur mit seinen nachfolgenden Worten hätte ich nie gerechnet. Sätze, die mein Leben veränderten. Womit ich in meinen schlimmsten Träumen nie gerechnet hätte ...

Er erzählte mir kleinlaut, dass er mit den anderen Kollegen auf der Tagung zuviel getrunken hatte, was sonst auch überhaupt nicht seine Art war. Da ist es dann passiert. Er hatte mit seiner Mitarbeiterin die Nacht gemeinsam verbracht. Lisa hieß seine Kollegin, ich kannte sie auch sehr gut. Sie ist bei uns schon oft zu Besuch gewesen. Wir beide waren uns von Anfang an sehr sympathisch. Bis zu diesem Morgen. Nach dem Geständnis von Ben kroch unsagbare Kälte in meinem Körper hoch. Ich fröstelte richtig. In diesem Moment brachte ich kein Wort heraus. Es war wie bei einer Schockstarre. Das Gesagte hatte ich zwar gehört, konnte es aber einfach nicht glauben. Irgendwann verließ ich mit steifen Gliedern unser Esszimmer. Das musste ich erst einmal verarbeiten. Nach dem Schock kamen dann nicht Wut und Empörung, sondern die Selbstzweifel in mir hoch.Wie hatte das nur geschehen können, was hatte er bei mir vermisst?

Ich grübelte und war völlig verzweifelt. Was sollte denn jetzt bloß werden? Ich könnte meinem Mann doch nie mehr vertrauen, würde von Eifersucht und Misstrauen zernagt werden, wenn er unterwegs wäre. Die Gedanken stürmten nur so auf mich ein. Als ich auf keine Frage eine Antwort fand, war ich wie betäubt.

Ben kam kurz darauf hinter mir her. Ich wollte ihn aber in diesem Moment nicht sehen. Ich musste das Geständnis erst einmal für mich verarbeiten. Wortlos verließ er unser Haus. Ich glaube, er musste auch erst einmal mit seinem Gewissen klar kommen.

*

Tage, nein sogar Wochen danach, herrschte Eiszeit zwischen uns. Zumindest von meiner Seite. Jeder Versuch von Ben, mich versöhnlich zu stimmen, scheiterte an der Mauer, die ich zwischen uns aufgebaut hatte. Erst kam die Wut, dann die Trauer. Warum dieser Seitensprung? Ich verstand es einfach nicht. Wir waren doch am Anfang unserer Ehe so unsagbar glücklich gewesen. Bis zu dem Zeitpunkt, als wir unser Baby verloren. Die kleine Sina war kurz vor der Geburt gestorben. Das hatte uns völlig umgehauen. Die Zeit danach mussten wir erst einmal wieder zu uns finden und unsere Trauer verarbeiten. Dieses Unglück war aber schon einige Jahre her, und wir hatten es gemeinsam überwunden. Es hat uns eher noch nähergebracht. Jedes Jahr an ihrem Todestag, veranstalteten wir ein kleines Ritual. Das war uns unheimlich wichtig.

Nur für ein neues Baby waren wir noch nicht wieder bereit. Wir hatten einfach Angst davor. So etwas wollten wir nicht noch einmal erleben. Der ganze Schmerz und die Verzweiflung, war zwar abgeklungen, aber etwas würde wohl immer davon zurückbleiben. Wir hatten uns aber vorgenommen, hoffnungsvoll in die Zukunft schauen. Umso schlimmer empfand ich diesen ungeheuerlichen Vertrauensbruch von ihm.

Als nach Bens Seitensprung einige Zeit verstrichen war, konnte ich endlich wieder mit ihm reden. Ich war die erste Zeit danach, einfach sprachlos gewesen. Vielleicht hatte ich auch Angst davor, etwas Falsches zu sagen, folgenschwere Entscheidungen zu treffen, die ich später bereuen würde. Aber nun führten wir oft stundenlange Gespräche. Vor allem wegen der Frage, wie und warum es so weit hatte kommen können.

Ich wollte es einfach nur verstehen. Manche Dinge kann man aber wohl nicht erklären. Jedenfalls konnte mir Ben nie eine Antwort darauf geben, die ich versanden hätte. Wir rauften uns letztendlich aber trotzdem wieder zusammen. Ich hatte schon die Hoffnung, dass der Seitensprung wirklich einmalig war und wir doch noch eine gute Ehe führen könnten. Bis zu dem Tag, als Ben mir eröffnete, dass sein Abenteuer mit Lisa nicht ohne Folgen geblieben war ...

*

Rebecca, es tut mir so leid, aber Lisa ist schwanger. Sie will das Kind behalten.«

Mein geliebter Mann, sah mich unglücklich an. Ich hatte das Gefühl, Ben war erleichtert, dass dieses Geständnis nun auch raus war. Wer weiß, wie lange er das schon wusste.Nach diesem erneuten Schock spürte ich das Verlangen, einfach nur auf Ben einzuschlagen. Zumindest hätte ich ihm gern eine Ohrfeige gegeben. Aber ich tat nichts von dem. Obwohl er es ja wohl verdient hätte. Was tat er mir nur an!

»Und jetzt?«, fragte ich mit belegter Stimme. Er konnte mir darauf keine Antwort geben. Auf einmal musste ich aufschluchzen. Seine Hände griffen nach meinen, und er drückte mich fest an sich, bis ich mich wieder ein wenig beruhigt hatte. Das war schlimmer als das Fremdgehen. Ich musste wieder an mein kleines Mädchen denken, dass nicht leben durfte. Ben hatte bestimmt auch daran gedacht, als er erfuhr, dass sein Fehltritt nicht ohne Folgen geblieben war. Ob das wirklich bei einer einzigen Begegnung passiert war? Oder war Ben doch öfter mit Lisa im Bett gewesen?

Ich geriet nach dem neuerlichen Geständnis in ein schlimmes Gefühlschaos. Ben versicherte mir aber immer wieder, dass er mich sehr liebte, nur mich und nur mit mir zusammensein wollte.

Er sagte mir noch, dass er zu keinem Zeitpunkt den Wunsch gehabt hatte, mich zu verlassen. Selbst als Lisa ihm eröffnete, dass sie ein Kind erwartete. Ich konnte ihm aber nicht glauben. Lisa betrat inzwischen natürlich nicht mehr unser Haus. Ich hätte sie wahrscheinlich auch rausgeschmissen, wenn sie es versucht hätte. Aber so viel Anstand besaß sie dann doch, es nicht herauszufordern.

Ich hätte ihren Anblick auch nicht mehr ertragen können. Ben war zwar in meinen Augen ganz genauso so schuld, wie Lisa, denn es gehören ja immer zwei dazu, wenn man miteinander ins Bett ging, aber ihm musste ich ja verzeihen, wenn ich unsere Ehe retten wollte.

Nach dieser neuen Eröffnung meines Mannes, musste ich erst einmal mit der neuen Situation klar kommen. Ich wusste nicht, ob das je funktionieren würde. Ob ich unter diesen Umständen auch noch mit Ben zusammen bleiben wollte. Mein Inneres fühlte sich wie eine große Wunde an. Ich wusste nicht einmal mehr, ob ich Ben überhaupt noch liebte.

*

In den nächsten Wochen versuchte ich, meinen Alltag so gut wie möglich zu bewältigen. Ich funktionierte einfach wie eine Maschine, ging zur Arbeit und kochte abends für Ben und mich. Was mir aber immer schwerer fiel. Warum sollte ich meinen Mann überhaupt noch verwöhnen? Anscheinend bedeutete ihm das ja nichts. Außerdem hatte ich das Gefühl, als würde ich auf einer Zeitbombe hocken. Inzwischen war die Situation so, dass Lisas Lebensgefährte sie verlassen hatte. Er kam nicht damit klar, dass seine Freundin ihn betrogen hatte und auch noch ein Kind von einem anderen Mann erwartete. Ich konnte ihn verstehen.

Zumal Lisa Jonas, so hieß ihr Freund, erst in dem Glauben gelassen hatte, dass er der Vater von dem Baby war. Irgendwann konnte sie das Lügengebäude aber wohl nicht mehr aufrecht erhalten und gestand ihm die Wahrheit. Er konnte nicht damit leben, ein fremdes Kind groß zu ziehen, und ging. Ich verspürte kein Mitlid mit Lisa, sie hatte gleich zwei Familien zerstört. Ehrlich gesagt, konnte ich eine kleine Schadenfreude nicht unterdrücken. Sollte sie doch zusehen, wie sie allein klar kam.

Ich hatte dabei nur leider nicht mit Bens großem Verantwortungsgefühl gerechnet. Er begleitete Lisa zu ihren Ultraschall-Untersuchungen und kümmerte sich seit dem Auszug von Jonas auch noch verstärkt um sie. Jedes Mal, wenn Ben zu ihr ging, musste ich vor lauter Verzweiflung weinen. Er sollte es aber nicht sehen. Ein klein wenig Stolz, war noch übrig.

Ben ging es in diesen Momenten auch nicht gerade gut, das konnte ich ihm ansehen. Aber was war sein Leid gegen meines? Das tröstete mich auch nicht.

Jedes Mal, bevor er die Tür hinter sich schloss, nahm er mich in den Arm und versicherte mir, dass er nur mich liebte. Er sagte mir dann, dass er nur wollte, dass es seinem Kind gut ging. Ich verstand ihn ja und versuchte, Tag für Tag mit dieser Situation umzugehen. Ja, ich ermahnte mich sogar immer wieder, die Schuld nicht diesem kleinen Wesen zu geben. Es konnte doch nichts dafür. Es hatte schließlich ein Recht auf seinen Papa. Aber es fiel mir immer schwerer so vernünftig zu denken. Mich quälte zu oft die Frage, warum meine kleine Sina nicht leben durfte. Sie hätte doch auch ein Recht darauf gehabt.

Als ich dachte, dass ich das ganze Ereignis inzwischen schon ganz gut verarbeitet hatte, stellte sich das als große Selbsttäuschung dar. Als das Baby kam und Ben Vater dank einer anderen Frau wurde, katapultierte das meinen Schmerz und meinen Kummer mit aller Wucht wieder an die Oberfläche.

Ich wollte aber Ben nicht verlieren. Da war ich mir inzwischen sicher. Ich liebte meinen Mann und musste es einfach schaffen, mit dieser Situation klarzukommen. Wir hatten doch so viele Dinge schon gemeinsam durchgestanden, vielleicht würden wir es auch dieses Mal wieder hinbekommen. Ben versuchte alles, um wieder mein Vertrauen zu ihm aufzubauen. Er erzählte kaum etwas von Lisa und dem Baby. Seine Treffen mit ihr, baute er immer öfter in seinen Arbeitsalltag ein, damit ich davon nichts mitbekam.

Aber ich kannte ja meinen Mann. Nie würde er sich aus seiner Verantwortung stehlen. Also war mir klar, wo er war, wenn ich ihn nicht erreichte.

Unser Verhältnis war dadurch erneut sehr abgekühlt. Wenn Ben mich in die Arme nehmen wollte, ertrug ich es plötzlich nicht mehr. Immer öfter schob ich ihn von mir weg. Ich hoffte aber sehr, dass irgendwann der Zeitpunkt kommen würde, dass ich seine Gefühle wieder erwidern könnte. Wenn ich Ben bei ihr vermutete, sagte ich mir oft vor, dass ich meinen Mann doch auch wegen seines Verantwortungsbewusstseins so lieben würde. Aber den eifersüchtigen Stich, den ich in diesen Stunden spürte, konnte ich damit nicht beseitigen.

*

Dann nahte der vierte Todestag unseres Kindes. In den vergangenen Jahren hatte wir diesen Tag immer zelebriert. Wir stellten Kerzen vor Sinas Bild auf. Und ich besorgte immer einen kleinen Strauß mit rosa Babyröschen. Der Anblick von diesem kleinen Arrangement, tröstete uns ungemein. Wir hatten sogar jedes Mal gemeinsam etwas gekocht, was wir glaubten, dass es einem kleinen Mädchen geschmeckt hätte. Dann hatten wir mit Tränen in den Augen an unserem Tisch gesessen und uns vorgestellt, wie es hätte sein können, wenn wir zu dritt an diesem Tisch säßen. Wie unser kleines Mädchen wohl ausgesehen hätte? Nach dem Essen, wobei keiner von uns wirklich viel runterbekommen hatte, haben wir uns gemeinsam mit einem Glas Wein auf die Couch gesetzt und melancholische Musik gehört. Wir haben uns in den Armen gehalten und geweint. Irgendwie hatten wir danach immer wieder mehr Kraft und Energie. Diese besagten Abende sind früher so ungemein wichtig für uns gewesen. Auch wenn es alles unsagbar traurig war, wir hatten uns. Wir konnten uns aneinanderklammern, zeigen, dass wir Sina nie vergessen, aber weiterleben würden. Einfach wieder Kraft schöpfen.

Doch dieses Jahr sollte alles leider ganz anders kommen ...

*

Kleinlaut stand Ben vor mir, mit gesenktem Blick. »Rebecca, ich muss heute Abend zu Lisa. Seit Jonas sie verlassen hat, geht es ihr immer schlechter.«

Ich dachte, ich würde nicht richtig hören. Das Blut rauschte in meinen Ohren. Ich musste mich an der Wand abstützen, um nicht zu fallen. So geschockt war ich. Hatte Ben etwa vergessen, dass heute unser gemeinsamer Trauertag war? Dass wir diesen Abend seit vier Jahren immer gemeinsam verbracht hatten? Ich hatte das Gefühl, dass mein ganzes Leben sich gerade in Luft auflöste. Wie konnte mein eigener Mann, der Vater unseres kleinen Mädchens, mich so sehr verletzen?

Ben wollte sich rechtfertigen, er erzählte, wie sehr Lisa leiden würde, und ich sollte doch versuchen, zu verstehen. Seine Stimme klang aber nur wie durch Watte an mein Ohr.

Ich konnte und ich wollte ihm nicht mehr zuhören. Mein Maß an Geduld und Verständnis war einfach aufgebraucht. Er hatte unseren Tag wohl wirklich vergessen, dachte ich. Kein Wunder, eine andere Frau gebar ihm ja ein neues Kind. Warum sollte er sich also noch um ein totes kümmern? Die Tränen liefen mir die Wangen runter. Mein Mann sollte es nicht sehen, deshalb verließ ich schnell das Zimmer. Als ich im Schlafzimmer auf unserem Bett saß, war es, als würde ein Messer in meinem Herz wühlen. So schmerzte es in meinem Inneren. Vor der ganzen Geschichte war mir nie klar gewesen, wie sehr Kummer auch körperlich schmerzen kann. Ich biss in mein Kissen.

Als ich hörte, dass die Haustür zuschlug, rollte ich mich wie ein Baby zusammen. Ich wollte nichts mehr sehen, fühlen und an nichts mehr denken. Irgendwann muss ich wohl eingeschlafen sein. Jedenfalls hörte ich nicht, dass Ben nach Hause kam.

Am nächsten Morgen, entschuldigte er sich ganz zerknirscht bei mir. Ihm war beim Heimkommen wohl doch noch aufgefallen, dass dies der vierte Todestag unserer Tochter war. Ich hatte wie immer rosa Babyröschen und eine Kerze vor ihrem Bild aufgestellt. Wahrscheinlich hatte er das gesehen. In mir war aber keine Wut, keine Trauer, gar kein Gefühl mehr. Ich war einfach leer. Seine Entschuldigung berührte und erreichte mich nicht. Meine Gefühle für Ben waren verschwunden. Es war vorbei. Ich konnte nicht mehr, wollte nur noch weg. Ich hatte alles versucht, um mich mit der Situation zu arrangieren. Aber ich war daran gescheitert. Jetzt musste ich an mich und meine Zukunft denken. Sonst würde ich kaputt gehen. Diese Entscheidung traf ich ganz klar und sachlich. Ich wollte keine Tränen mehr vergießen, keinen Schmerz mehr spüren.

Ich bat Ben, zu mir ins Wohnzimmer zu kommen. »Ben, ich kann nicht mehr. Ich ertrage diese Situation einfach nicht mehr. Glaub mir, ich habe es wirklich gewollt. Aber ich schaffe es nicht.«

Ich hörte selbst, wie spröde meine Stimme klang. Aber ich sah meine Zukunft ganz deutlich vor mir, wenn ich bleiben würde. Ben würde immer wieder zu Rebecca laufen, wenn es Probleme mit dem Kind gab. Und davon gab es bestimmt genug, was ja auch normal war. Ich würde ihn nicht aufhalten können. Im Gegenteil, dass Kind hatte ein Recht auf seinen Vater. Aber ich würde nur leiden. Nein, das wollte ich auf gar keinen Fall. Ben tat mir leid, als ich den ungläubigen Ausdruck in seinem Gesicht sah. Er sah aus, als würde er die Welt nicht mehr verstehen. Genau so eine Miene hatte er, als man ihm erzählte, dass seine kleine Tochter nicht mehr lebt. Meine Augen brannten, aber ich hatte keine Tränen mehr.

Mein Mann versuchte natürlich alles, um mich umzustimmen. Ich wollte es aber nicht hören. Ich hatte mich entschieden.

Keine Liebesschwüre oder Versprechungen konnten mich noch erreichen. Ich wollte nur noch weg. Als ich meine Sachen gepackt hatte, verließ ich unser Haus. Ich fühlte mich nur noch wahnsinnig müde. Wie eine ferngesteuerte Marionette, die es von allein nicht mal mehr schafft, einen Arm zu heben.

*

Für die ersten Tage hatte ich ein Zimmer in einer kleinen, billigen Pension genommen. Dort wollte ich nachdenken, wie es jetzt für mich weitergehen würde. Tagsüber ging ich wie immer meiner Arbeit in einem Schreibbüro nach. Die Ablenkung tat mir auch ganz gut. Ich wollte nicht so viel nachdenken und brauchte einen Tagesrahmen, den die Arbeit bot. Vor allem brauchte ich Abstand.

Genau den wollte mein Mann mir aber nicht geben. Ben rief mich ständig an und versuchte immer wieder, mich zu einem Gespräch zu überreden. Er bat mich, dass ich zurückkommen sollte. Dass ich noch einmal über alles nachdachte. Ich konnte und wollte das aber nicht. Zu lange hatte ich für diesen Schlussstrich gebraucht. Ich brach das Gespräch fast jedes Mal ab. Je seltener ich seine Stimme hörte, umso schneller könnte ich Ben vergessen. Gefühle für einen Menschen kann man zwar nicht einfach abstellen, aber man kann zumindest daran arbeiten.

Wie lange hatte ich versucht, alles zu ertragen. Doch es würde sich in Zukunft ja nichts ändern. Ich würde meinen Mann immer mit Lisa teilen müssen. Wenn auch nicht sexuell, so verband die beiden trotzdem etwas, was ich Ben nicht bieten konnte. Hätten wir schneller versuchen sollen wieder ein Kind zu bekommen? Hätte das alles geändert? Ich war sicher, dass ich meinen Mann trotz allem liebte. Ein Teil von mir wollte ihn nicht verlieren. Aber irgendwann musste ich einsehen, dass es nicht ging. Er tat mir zur Zeit einfach nicht gut. Ich grübelte in den nächsten Tagen hin und her. Hatte ich etwas verkehrt gemacht? Hätte mir so etwas auch passieren können? Obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, Ben jemals zu betrügen, hatte ich aber auch viel weniger Gelegenheit dazu gehabt. Lag meine Treue nur daran? Vielleicht war auch unser trauriges Schicksal an seinem Fehltritt schuld. Der Verlust unserer kleinen Tochter.

Kinder sollten nie vor ihren Eltern gehen. Das war nicht natürlich. Ein Fremdgehen hätte ich verzeihen können. Hatte ich ja sogar bereits. Aber die Tatsache, dass ein Kind daraus entstanden war, machte die Situation viel unerträglicher. Wenn Lisa einen Partner gehabt hätte, wäre Ben wohl auch nicht so in der Pflicht gewesen. Wie ich es auch hin und her drehte, der kleine Wurm konnte nichts dafür.

Ich spürte, wie ich mit den Tagen langsam versöhnlicher in meinem Herzen wurde. Vielleicht gab es ja doch noch eine kleine Chance für Ben und mich. Aber ich wollte nichts überstürzen. Abends vergrub ich mich in meinem kleinen Zimmer und ging nie aus, obwohl meine Kolleginnen mir immer wieder vorschlugen, gemeinsam etwas Trinken zu gehen.

Ich wollte mich aber lieber in meine Gedanken und meinem Kummer vergraben. Ich hatte schon immer dazu geneigt, mich richtig in meinen Schmerz reinfallen zu lassen. Wenn Traurigkeit, dann auch richtig! Was man verdrängt, hat man nicht verarbeitet! Diese Einstellung hat mir auch oft geholfen, alles sacken zu lassen und neu zu starten. Doch der Weg bis zu dem Punkt, an dem ich nur noch nach vorn schaute, wurde dieses Mal ein längerer.

*

Die Zeit verging. Ich hatte lange nichts mehr von Ben gehört. Ob er wohl mit Lisa inzwischen zusammenwohnte? Ich hatte mir eine kleine Wohnung genommen und fühlte mich inzwischen schon wieder etwas gestärkt. Es ist keine einfache Zeit für mich gewesen, aber man wächst ja bekanntlich an seinen Aufgaben. Früher hatte ich diesen Spruch nie richtig verstanden. Inzwischen konnte ich ihm aber viel Wahres entnehmen.

Ich hatte mir auch einen eigenen Freundeskreis aufgebaut. Sicher hatte ich noch Kontakt zu den früheren, aber die trafen sich auch mit Ben. Ich wollte aber nicht hören, wie es ihm mit seiner neuen Familie ging. Das Baby musste inzwischen schon ein paar Monate alt sein. Ich wusste nicht einmal, ob es ein Junge oder Mädchen war. Wenn es ein Mädchen wäre, würde es mich umso mehr schmerzen, dachte ich. Ich hätte dann immer meine kleine Sina vor Augen. Mit der Zeit wurde mir das aber immer gleichgültiger. Ich hatte zwar immer noch Gefühle für meinen Mann, aber es tat nicht mehr so unsagbar weh. In der ersten Zeit ohne ihn war es immer wie ein Stich mitten ins Herz, wenn ich an ihn dachte. Es ist schwer zu ertragen gewesen. Jetzt war der Schmerz nur noch ein dumpfer Schatten. Ich war froh, dass Ben irgendwann aufgegeben hatte, Kontakt zu mir zu suchen. Er ließ mich in Ruhe. Wahrscheinlich hatte er auch genug zu tun und zu bewältigen als neugebackener Vater.

*

Rebecca, ich habe deinen Ben letzten Sonntag im Park gesehen.« Meine Kollegin stürmte recht forsch mit dieser Neuigkeit in unser Büro. Meine engsten Kollegen wussten von den Vorkommnissen der letzten Zeit. Ich musste es ihnen erzählen. Sie hatten mich ja anfangs als Häufchen Unglück jeden Tag mitleidig betrachten können. Darüber zu reden, tat mir seinerzeit aber auch sehr gut. Mein Herz fing vor Aufregung an, schneller zu schlagen. Ich hatte die Gedanken an ihn immer wieder zurückgedrängt. Damit ging es mir am besten. Jetzt wurde ich wieder damit konfrontiert.

Sofort hatte ich ein Bild vor Augen. Ben und Lisa, die einen Kinderwagen schoben. Obwohl es mir körperlich wehtat, fragte ich meine Kollegin, ob mein Mann in Begleitung war. Ich wollte es jetzt doch wissen. Sie verneinte zwar, aber hatte das etwas zu bedeuten? Er konnte ja genauso gut nur an diesem Tag allein unterwegs gewesen sein.

Aber an einem Sonntag? Der Tag war doch für die Familie reserviert. Trotz aller Arbeit hatten wir beide immer viel Wert auf diesen Tag gelegt.

Sollte Ben vielleicht doch nicht mit Lisa und dem Baby zusammen leben? Dieser Gedanke ließ ein warmes Gefühl in mir hochkommen. Den Rest des Tages, dachte ich nicht weiter darüber nach. Das könnte ich am Abend zu Hause machen.

Als ich es mir dort dann gerade gemütlich gemacht hatte, klingelte es bei mir. Vor der Tür stand mein Mann. Ich war nicht überrascht. Als hätte ich es den ganzen Tag gespürt, nachdem meine Kollegin mir von meinem Mann im Park erzählt hatte. Mein Gefühlsleben war noch immer durch diese Nachricht durcheinander. Ich sah Ben an. Er sah nicht gut aus. Dunkle Ränder lagen unter seinen Augen. Der Anzug saß extrem locker, fast schon schlakerig um seinen Körper. Als hätte er einige Kilo abgenommen. Alles in allem, war er ein Bild des Jammers. Ich zog ihn in die Wohnung. So konnte ich meinen Mann einfach nicht draußen stehen lassen. Sogar an einen Strauß Blumen hatte er gedacht.

Vor lauter Mitleid und Rührung traten mir kleine Tränchen in die Augen. Er ist doch die Liebe meines Lebens gewesen. Das vergaß ich nicht so leicht. Dass es ihm anscheinend so schlecht ging, berührte mich tief.

Wir sprachen den ganzen Abend miteinander. Über sein Fremdgehen, über das Baby, ein kleiner Junge, und über seine Verbindung mit Lisa.

Die Beziehung der beiden beschränkte sich nur auf das Kind. Lisa war inzwischen wieder mit ihrem ehemaligen Partner zusammen. Er hatte ihr verziehen, weil er sie liebte. Liebe heißt ja nun mal auch Verzeihen. Er war auch sehr lieb zu dem Kind und sehr zuversichtlich, dass sie es gemeinsam schaffen würden.

Ben flehte mich an, zu ihm zurückzukommen. Er hat mich immer geliebt und wollte mich nicht für immer verlieren. Ich sagte nicht gleich ja, obwohl ich das Verlangen spürte, wieder mit ihm zusammen sein zu wollen. Aber meine Vernunft setzte sich gegen dieses Verlangen durch und bat um eine Bedenkzeit. Das hat Ben auch verstanden und akzeptiert. Er war froh, dass ich nicht gleich Nein gesagt hatte.

*

Morgen wollen wir uns treffen. Bis dahin wollte ich mich entscheiden, ob es eine gemeinsame Zukunft für uns gibt. Meine Geschichte aufzuschreiben, sollte mir bei meinem Entschluss helfen. Das hat es auch. Ich liebe Ben und möchte wieder mit ihm zusammenkommen. Und wir sollten versuchen, glückliche Eltern zu werden. Mit einem eigenen Kind relativiert sich vieles ...

ENDE

Aus purer Lust

»Ich setzte zwei Ehen aufs Spiel.«

Roman von Nina U. (36)

Als ich unseren neuen Nachbarn kennenlernte, hatte ich nur noch einen Gedanken: ich wollte mit ihm ins Bett. Bald stürzten wir uns in eine hemmungslose Affäre. Ich lebte wie in einem Rausch, konnte einfach nicht genug von ihm bekommen. Endlich war das Leben wieder aufregend!